Editorial
Die Ausstellung «Jardins réduits» präsentierte das Textilmuseum in St. Gallen vor knapp zwei Jahren – eine Replik gewissermassen der 8. Internationalen Minitextilien- Triennale, welche die Musées d’Angers (F) organisiert hatten. Zwei Bedingungen waren an die Teilnahme geknüpft: Die Objekte durften die Grenzen der Masse 12×12×12 cm nicht sprengen, und sie mussten mit einem textilen Werkstoff – einem Faden – gearbeitet sein. 585 Arbeiten wurden eingereicht; die Jury wählte 70 Werke für die Schau aus, darunter auch den «Garten der Venus» von Ursula Gerber Senger. Dieser besteht aus einem Bronzegefl echt, in das zu einem Büschel komponierte Elektrodrähte gesteckt sind, die sich wie Keimlinge ausnehmen.
«Jardins réduits» meint wörtlich übersetzt zunächst einfach nur «verkleinerte Gärten» und verweist auf den Miniaturcharakter der Objekte. In der Ausstellung wurde der Ausdruck aber mit «verborgene Gärten» übersetzt. Das beschwor die Idylle eines abgeschiedenen Orts der Kontemplation in italienischen Renaissancegärten, spielte aber auch auf die Rezeption an: Obwohl durchwegs auf Basis künstlicher Materialien gestaltet, erweckten die Objekte den Eindruck von Naturnachbildung.
Objekte wie der «Garten der Venus» lassen sich aber auch als Replik des Naturverständnisses lesen, das sich in manchen landschaftsarchitektonischen Schöpfungen manifestiert, in denen die Pfl anzenvielfalt zugunsten künstlicher Materialien – vorab Beton – reduziert wird. Davon handelt der Fachartikel «Naturbegehung». Dafür, dass sich die Natur nicht ins «Réduit», in einen geheimen, geschützten Rückzugsort als letztem Bollwerk – eine weitere Übersetzungsvariante – zurückziehen muss, setzen sich die Forscher des Zentrums Urbaner Gartenbau ein. Diesem gilt die Würdigung im Fachartikel «Pfl anzen in Gesellschaft».
Rahel Hartmann Schweizer