Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Innenstadtinitiative Gotha. Vergebliches Mühen gegen den Verfall? | Matthias Grünzig
03 Oscar Niemeyer zum 100. Geburtstag | Jan Friedrich
03 Traveling Landscape. Ai Weiwei in Berlin | Urte Schmid
04 Eröffnung des Museums für Angewandte Kunst im Leipziger Grassimuseum | Hubertus Adam
05 Spartacus. Eva Grubinger in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle | Ulrich Brinkmann
05 Ästhetik des Widerspruchs. 11. Berliner Gespräch des BDA | Peter Rumpf

WETTBEWERBE
10 Riebeckplatz-Hochhäuser in Halle | Günter Kowa
12 Entscheidungen
14 Auslobungen

THEMA
16 Ein „Eid des Hippokrates“ für Architekten? | Manuel Herz
18 ... die Rückseite der Stadt | Robert Neuwirth
26 Hydrologische Dystopien in Mumbai | Matthew Gandy
36 Die widersprüchliche Geographie der Favela | Daniela Fabricius
46 Flüchtlinge als Städtbauer in Eastleigh, Nairobi | Manuel Herz
56 Mikrourbanismus an der Grenze zwischen San Diego und Tijuana | Teddy Cruz

REZENSIONEN
68 Stadtarchitekturen | Axel Simon
68 Multi-National City | Florian Heilmeyer
69 The Suburbanization of New York | Carolin Mees
69 Media city | Christian Brensing
69 Schütte-Lihotzky: Millionenstädte Chinas | Wolfgang Kil
70 Ingenieurbaukunst in Deutschland 2007/2008 | Robert Meyer
70 Deutsches Architekturjahrbuch 2007/08 |
70 /06/07/ Jahrbuch.architektur.HDA.graz |
71 The A-Z of Modern Architecture | Eva Maria Froschauer

RUBRIKEN
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66 Autoren
67 Kalender
72 Anzeigen

Innenstadtinitiative Gotha

(SUBTITLE) Vergebliches Mühen gegen den Verfall?

Die Aufwertung der Stadtzentren ist ein vielbe­schwo­r­enes politisches Ziel. Auch die Bundesregierung be­kennt sich regelmäßig zu einer Stärkung der Innenstädte. In der Praxis allerdings stoßen selbst ehrgeizige Bemühungen auf enorme Hindernisse.
Ein Beispiel ist die thüringische Stadt Gotha, die schon seit Jahren eine ambitionierte Initiative zur Stärkung ihrer Innenstadt verfolgt.

Die einstige Residenzstadt Gotha verfügt über ein wertvolles Zentrum, das neben höfischen Gebäuden auch Bürgerhäuser und Ackerbürgerhöfe aus der Renaissance- und Barockzeit umfasst. Die nach der Wende begonnene Innenstadtsanierung geriet ab dem Jahr 2000 in eine tiefe Krise: Gotha hatte mit der Schrumpfung seiner Bevölkerung von 57.000 (1989) auf knapp 50.000 (2000) und mit wachsenden Wohnungsleerständen zu kämpfen. Die Stadt­sanierung durch private Investoren kam fast vollständig zum Erliegen, stattdessen mehrten sich die Abrisse. Um diesem Trend gegenzusteuern, startete die Stadt im Jahr 2002 ein Projekt zur Wiederbebauung innerstädtischer Brachflächen im Rahmen der Thüringer Landesinitiative „Genial zentral“. Die Stadt kaufte verwahrloste private Grundstücke im Bereich Schwabhäuser Straße/Schlossergasse. Die insgesamt 1700 Quadratmeter Fläche wurden beräumt und die betroffenen Straßen und Infrastrukturleitungen erneuert. 2005 folgte ein Wettbewerb für eine Neubebauung des Areals mit Einfamilienhäusern, und die Stadt begann mit einer intensiven Werbung um Bauherren.

21. Dezember 2007 Matthias Grünzig

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Ein „Eid des Hippokrates“ für Architekten?

Vorausgesetzt, es gäbe einen hippokratischen Eid für Architek­ten, dann wäre architektonisches Handeln darum bemüht, Lebenssituationen zum Guten zu wenden, dem Nutzer nicht zu schaden und eine Umwelt zu schaffen, die besser ist, als sie vor dem architektonischen Eingriff war. All jene Handlungsfelder der Architektur, wo dieses Gelöbnis in Frage gestellt oder ihm mit der Aufgabenstellung selbst widersprochen wird, zeigen die Grenzen der Disziplin auf. Gefängnisse und Lager zum Beispiel sind Bauaufgaben, in denen sich Architektur selber in Frage stellt, denn sie zielen darauf ab, den Nutzer zu beeinträchtigen. Jeder Ansatz, schöne Gefängnisse zu bauen, in denen sich der Insasse wohlfühlt, ist eine Perversion des hippokratischen Gedankens.

21. Dezember 2007 Manuel Herz Architects

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Margarete Schütte-Lihotzky: Millionenstädte Chinas

„Die Hauptsorge der Stadtplanung ist jetzt, nur schnell und massenweise menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen. So werden die großen Trabantenstädte und die riesigen neuen, niedrig gebauten Gartenstädte und Siedlungen die eng bebaute Innenstadt langsam von außen her auflockern. Ein kleiner Citykern aber wird noch lange bestehen bleiben [...] ein bauliches Wahrzeichen zur Abschreckung, denn klarer als hier kann kein Städtebau zum Ausdruck bringen, dass Handels- und Schachergeist aus aller Welt diese Stadt geschaffen haben...“

In diesem Zitat, man glaubt es kaum, geht es um Schanghai. Es stammt aus dem Jahr 1958 und ­erhellt das Denken der Autorin auf einen Schlag. Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000), erste akademisch absolvierte Architektin Österreichs, lebens­lang sozial wie politisch links engagiert und fachlich vielleicht allzu einseitig auf ihren bekanntesten Entwurf – die „Frankfurter Küche“ – reduziert, war eine vehemente Verfechterin der Moderne. Im Kreise nam­hafter Protagonisten des Neuen Bauens durfte sie die Welt teils auf ausgedehnten Reisen, später aus der Perspektive des Exils und des Widerstands ge­gen den Faschismus kennenlernen. Knapp sechzig­jäh­rig, nahm sie 1956 an einer Studienfahrt teil, die auf regierungsoffizielle Einladung nach Peking, Nanking, Schanghai und Wuhan führte. Sie fotografierte viel und führte ein Tagebuch, woraus wenig später ein Buchmanuskript entstand, das allerdings zu ih­ren Lebzeiten nicht erschien.

[ Margarete Schütte-Lihotzky: Millionenstädte Chinas. Bilder- und Reisetagebuch einer Archtektin, 1958, Hg. Karin Zogmayer ]

21. Dezember 2007 Wolfgang Kil

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