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Veranstaltung

Möllersdorf im GEHspräch
Führung
Fr., 2022.05.20, 15:00 bis 19:00 Uhr
Halle H04
Mühlgasse 12
A-2514 Möllersdorf


Es führt: Franz Denk, Architekt

Ganz in der Tradition der „Promenadologie“, die der Schweizer Soziologe Lucius Burckhardt begründet hat, veranstaltet ORTE interaktive GEHspräche, um Orts- oder Stadtentwicklungen anhand von Gebautem und Ungebautem zu entschlüsseln. Beim gemeinsamen Gehen, Betrachten und miteinander Sprechen werden Maßstäblichkeiten wahrgenommen, rücken Bauten, Areale, Straßen wie Landschaften in die Wahrnehmung und bewirken ein Sensibler-Werden für den eigenen Lebensraum.
So ist auch das GEHspräch und die Besichtigung des Betriebsareals Möllersdorf ein dialogischer Rundgang, bei dem Eigentümer, Politiker:innen, Planer:innen, Anrainer:innen und Interessierte die Möglichkeit zum Kennenlernen und Fragen, zum Meinungs- und Interessensaustausch erhalten.

Traiskirchen wird vor allem mit zwei Begriffen assoziiert: „Industriestandort“ und „Flüchtlingsunterbringung“. Zu diesem Stadtimage trug auch der Stadtteil Möllersdorf (Katastralgemeinde) im Nordosten von Traiskirchen bei, der durch frühindustrielle Gründungen – Metallwarenerzeugung, Baumwollspinnerei/Kammgarnfabrik, Appreturanstalt – ein bedeutender Produktionsort in der Region war. Eng verbunden mit den Entwicklungen in Traiskirchen veränderten sich durch den umfangreichen Strukturwandel ab dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts Erscheinungsbild und Image des 5.000 Einwohner:innen zählenden Stadtteils. Heute bilden durch die Schließung zahlreicher Industriebetriebe entstandene Lücken und Leerstände große Um- und Neunutzungspotenziale. Parallel zur Neuansiedlung gewerblicher Betriebe vollzieht sich ein Umstrukturierungsprozess zu einem lebenswerten Wohn- und Dienstleistungsort mit neuen Angeboten für Bildung und Freizeit. Die Stadt entwickelt sich aktuell zu einem attraktiven Zuzugsort im Bereich des Wiener Umlandes.
Ein Projekt, das diesen Transformationsprozess vorbildlich vermittelt, ist die Entwicklung des „Werk Möllersdorf“ zu einem modernen, lebenswerten Quartier. Das ca. 23.000 m² große Areal dominiert das Ortsbild von Möllersdorf. Es beherbergt eine Reihe von Industriebauten, die überwiegend zwischen 1919 und 1970 errichtet und heute nur mehr teilweise genutzt werden, etwa als Lager für das A zW, als Privatmuseum oder als Produktionsstätten für Einzelbetriebe. Einige der Industriehallen weisen bemerkenswerte Gestaltqualitäten auf.

Das Umnutzungskonzept „WERK MÖLLERSDORF“ strebt einen attraktiven Stadtteil mit gemischt genutzten Flächen an, der durch gezielte städtebauliche Eingriffe das nahegelegene lokale Ortszentrum beleben und aufwerten soll. Zwei gestalterisch anspruchsvolle Hallen bleiben erhalten. Die übrige Bebauung wird durch teils aufgestockte, teils neu errichtete Gebäude ersetzt bzw. ergänzt. Die Neustrukturierung schreibt das lineare Grundmuster der Bestandsbebauung durch in der Höhe moderat gestaffelte und mit rundumlaufenden Freiräumen ausgestattete Wohnzeilen fort. Mit Hilfe von differenzierten Grundrissen und Größen strebt das Wohnungsangebot eine durchmischte BewohnerInnenschaft an.

Fassadenberankungen, Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen auf den Bestandshallen sowie Erdwärmenutzung gewährleisten ein klimagerechtes und ökologisch verträgliches Projekt mit einer neutralen CO2-Gesamtbilanz. Die Freiräume sollen weitgehend entsiegelt werden. Neue Wege und Brücken über den Mühlbach – auch für Radfahrer – und die Vergrößerung der bestehenden Freiflächen sollen das Areal künftig in alle Richtungen zu den Nachbarschaften öffnen. Gemischtgenutzte Gebäude sollen ein lebendiges Milieu generieren, das als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten der Umgebung (Fleischer, Bäcker, Gastwirt) den Ortskern sozioökonomisch aufwertet und neue Arbeitsplätze schafft: Geschäfte, Museum und Depot sowie, zum Teil auch in den Obergeschoßen, Raumangebote für Dienstleistungen. Durch den Erhalt der historischen Giebelwände und die Rückstaffelung der Kubaturen an der Mühlgasse respektiert das Projekt den Maßstab der Umgebung. Die für den Stadtteil wohl attraktivste Maßnahme stellt die Öffnung des Mühlbaches an der Mühlgasse dar, der an dieser Stelle eine neue Brücke erhält und gemeinsam mit einem neuen Vorplatz künftig zum Treffpunkt, Aufenthalts- und Identifikationsort werden kann.

Programm
ORTE will diesen Entwicklungsprozess verfolgen und veranstaltet dieses GEHspräch, um gemeinsam die Umgebung des Planungsgebietes und dessen Potenziale und Herausforderungen zu erfahren sowie Fragen und Antworten zu erörtern.
Im Anschluss an das GEHspräch ist um 16.30 Uhr eine Besichtigung des Betriebsareals möglich. Danach wird der Eigentümer und Projektentwickler gemeinsam mit den Planern des städtebaulichen Konzepts, X42 Architektur, das Projekt vorstellen. In einer Abschlussdiskussion erhalten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit zu Fragen und zur Stellungnahme. Abschließend besteht die Möglichkeit zum informellen und geselligen Zusammensein. Getränke und ein Büfett werden zur Verfügung gestellt.
Die Teilnahme am GEHspräch und der Besichtigung des Betriebsareals ist kostenlos.
Anmeldung erforderlich unter office@orte-noe.at.

Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden.

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Weiterführende Links:
ORTE Architekturnetzwerk NÖ