06. Juli 2023 - HDA
Um einen einladenden Eingangsbereich zu schaffen und durch ein kompaktes Gebäude mehr Platz für einen großen Schulgarten zu erlangen, wurde der Bestandsbau durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. So entstand ein zeitgemäßer kooperativer Bildungscampus mit viel Raum für Bildung, Bewegung und Freizeit. Den Ankunftsbereich an der Ecke Gradnerstraße/Nippelgasse bauten die Architekt:innen zu einem repräsentativen Vorplatz aus, um der gemeinsamen Schuladresse von Volksschule und zukünftiger Neuer Mittelschule ein Gesicht zu geben. Die Auskragung in Ziegelbauweise benötigte Stützen, die mit Holz verkleidet und mit überdachten Sitznischen ausgestattet wurden.
Vom Vorplatz kommend gelangen die Schüler:innen in die offene Zentralgarderobe, einem zweigeschossigen Raum, von dem man bis ans hintere Ende des Gebäudes sieht. Anschließend öffnet sich ein großzügiger Raumverbund aus Aula und Speisesaal, der wiederum an den Schulhof anknüpft. Aula und Speisesaal sind nur durch einen mobilen Vorhang voneinander getrennt – bei Veranstaltungen kann auf diese Weise eine große, offene Halle mit Bühnensituationen entstehen. Auch der Turnsaal mit Fensterfronten ins Grüne ist in dieses Gefüge eingebettet, wobei die Kinder beim Turnen ins Grüne sehen und ein Oberlicht für zusätzliches Tageslicht sorgt.
Die insgesamt fünf Volksschulcluster mit je vier Klassen sind so angeordnet, dass jeweils ein direkter Zugang zu einer Terrasse besteht. Mittig sind die offenen Lernlandschaften angesiedelt, die mit verspielten Möbeln wie Wohnzimmer konzipiert sind. Sie verbinden die Klassen als multifunktionale Gemeinschaftsbereiche und lassen viel Tageslicht ins gesamte Gebäude. Durch einen Vorhang kann auch dieser Bereich für die individuelle Nutzung angepasst werden, etwa für ruhige Lernphasen oder konzentrierte Gruppenarbeit. Zusätzlich gibt es einen Arbeitsraum für Kleingruppen und einen Raum für die Lehrkräfte.
Die Klassen selbst halten sich in ihrer Materialität zurück. Lehmverputzte Wände treffen auf große Fensterfronten und Stoffpinnwände, ein buntes Band aus Pinnwandtafeln verleiht Farbigkeit.
Nach dem regulären Unterricht können die Schüler:innen in die Ganztagesschule wechseln, die aus Räumen zum Werken, Musizieren, Bewegen und für weitere Freizeitbeschäftigungen bestehen. Um zusätzliche Möglichkeiten zum Spielen, für Rückzug, aber auch für Stauraum zu gewinnen, wird die Mitte der Ganztagesschule mit Holzboxen bespielt. Hier finden sich etwa die Bücherregale oder Rückzugsnischen mit Vorhängen, ein Tunnel oder eine Burg.
Der vorher zerstückelte Innenhof ist nun ein Grünraum für Groß und Klein. Besonders für die Ganztagsbetreuung ist es wertvoll, unterschiedliche und weitläufige Freiräume zu haben – zum Pausieren, Entspannen, Spielen, aber auch zur sportlichen Betätigung oder zum Lernen im Freien. Auf den Terrassen, die jedem Cluster zugeordnet sind, befinden sich etwa Sitztreppen für Unterricht im Freien, Rückzugsmöglichkeiten oder auch eine zum Spielturm umfunktionierte Fluchtstiege – in Summe ein qualitätsvoller Aufenthaltsort für die Schüler:innen. Auf der knapp 1.500 m² großen Dachterrasse findet ein intensiv begrünter Forschergarten mit Sträuchern, Hochbeeten und einem Insektenhotel Platz – ein Rundgang führt die Kinder entlang der Stationen.
Nachhaltig und gleichzeitig einfach, mit natürlichen Materialien bauen, war der Anspruch bei diesem Schulprojekt. Deshalb kamen zur Ausfachung der Außenwände 50 cm starke Hochlochziegel zum Einsatz, die innen mit Lehmputz und außen nur mit 3 cm dicken Hanfplatten bedeckt sind. Diese sorgen für ökologischen Wärme-, Hitze- und Schallschutz und ersetzen die klassische Styropor-Wärmedämmung. Die Putzfassade in den eingeschnittenen Terrassen/Höfen weist eine vorgehängte Holzfassade auf, an der Kletterpflanzen hinaufwachsen. In den Innenräumen entsteht durch Lehmputz ein besonders wohliges Raumklima. Holz ist im Gebäudeinneren der dominierende Werkstoff, etwa die Holzlamellendecken aus Fichte, Eichenparkett in den Obergeschoßen oder Holzverkleidungen an den Turnsaalwänden. Als Kontrast dazu stehen die Stiegenhauskerne in Sichtbeton-Optik, die sich schlicht in das Raumgefüge einordnen.
Mit einem Heiz- und Kühlsystem über Tiefbrunnen und einer Fotovoltaikanlage wird erneuerbare Energie ohne Verbrennungsprozesse gewonnen. Die automatisierte Fensterspaltlüftung, Grüninseln und zusätzliche Bäume wirken gegen Überhitzung und helfen, Wasser zurückzuhalten. Zusätzlich wird mit Baustoffen aus erneuerbaren Rohstoffen graue Energie gespart und Schad- und Störstoffe vermieden. Materialien wie Lehm und Holz sorgen für gutes Raumklima und letztendlich eine einfache Entsorgung. Unter dem Estrich kamen lehmummantelte Holzspäne sowie Holzweichfaserplatten zum Einsatz. Der Einsatz von Bauprodukten mit geringer Herstellungsenergie, guter Auswirkung auf die Raumluftqualität und hervorragendem Entsorgungspotenzial verbessert die CO2-Bilanz des Gebäudes. Eine durch und durch nachhaltige Konstruktion, die vielen Generationen an Kindern Freude beim Lernen bereiten wird. (Text: Architekt:innen)