22. März 2023 - newroom
Mit fünf Holzpavillons auf rundem Grundriss knüpft der Entwurf an die historischen, bisweilen mittelalterlichen Holzhäuser des Viertels an. Er etabliert dabei aber eine völlig neue Formensprache und zielt mit räumlichen Überraschungen und dem Widerspruch von organisch geschwungenen Formen in klassischer Holzkonstruktion auf das physische Erspüren und Erleben eines zentralen Aspekts in Andersens Leben und Werk, nämlich die beständige Gleichzeitigkeit großer Gegensätze, wie sie sich etwa in Begriffspaaren wie real-imaginär, natürlich-künstlich, menschlich-tierisch oder hell-dunkel zeigt.
Die auf Kreisformen basierenden Museumsräume sind ohne Zentrum und ohne Hierarchie aneinandergefügt, sie gehen ineinander über und lassen im Zusammenspiel mit eingesenkten Tiefgärten und der Gartengestaltung auf der Eingangsebene die klare Trennung von oben und unten, innen und außen verschwimmen. Hecken zeichnen den Verlauf der in Betonbaueise erstellten Ausstellungsräume im Untergeschoss nach und bilden zusammen mit Büschen und Bäumen ein Labyrinth, von dem aus sich immer wieder Verbindungen, etwa durch Oberlichter, hinab in die Märchenwelt ergeben. Eine Verbindung zwischen Besucher:innen und Garten erwartet man sich auch durch dessen zunehmende „Reife“, wenn Jahreszeiten, Farbwechsel, Düfte, Aspekte von Dichte oder Transparenz und Natürlichkeit generell wahrnehmbar werden.
Die Bauausführung unter Pandemiebedingungen mit all ihren Unvorhersehbarkeiten gab den Planern das Gefühl, gegen Unsichtbares anzukämpfen, täglich dem Unbekannten gewachsen sein zu müssen – der Märchenwelt Andersens ganz nah. (Autor: Achim Geissinger, frei nach einem Text von Yuki Ikeguchi, Partner bei Kengo Kuma and Associates)