Pläne

Details

Adresse
Oleandergasse, 1220 Wien, Österreich
Bauherrschaft
WBV-GPA
Tragwerksplanung
Franz Kopinits
Landschaftsarchitektur
Joachim Kräftner
örtliche Bauaufsicht
Fürstauer Baukonsult KG
Geotechnik
Erik Würger
Funktion
Wohnbauten
Planung
06/2012 - 08/2016
Ausführung
06/2017 - 11/2018
Grundstücksfläche
17.800 m²
Bruttogeschossfläche
17.700 m²
Nutzfläche
10.850 m²
Bebaute Fläche
5.500 m²
Umbauter Raum
47.100 m³
Baukosten
19,5 Mio EUR

Nachhaltigkeit

- Niedrigenergiestandard
- Regenwasserversickerung am Grundstück
- Verwendung von LED-Leuchten
- Warmwasser über Solarkollektoren
- Einzelzähler für Kaltwasser, Warmwasser und Heizung in jeder Wohnung
- Fenster mit 3-fach-Verglasungen
- Tragstruktur und Gebäuderaster sind so gewählt, dass auch eine Holzbauweise möglich ist. Die Umsetzung in Holz ist beabsichtigt, sofern sie im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten leistbar ist.
- Sämtliche ungenutzten Dachflächen als extensive Gründächer
- Wohnungsnahe Fahrradabstellplätze animieren die Bewohner, das Rad für den Weg bis zur U-Bahn (Seestadt Aspern) zu verwenden
- Bauplatzübergreifendes Mobilitätskonzept als Alternativangebot zum Privat-PKW
- Minimierung der Erdbewegungen durch reduzierte Unterkellerung und Verzicht auf Garage
- Minimierung der Unterkellerung auf das notwendige Ausmaß vermeidet eine Beeinträchtigung der Grundwasserströmungen

Heizwärmebedarf
27 kWh/m²a (Energieausweis)
Endenergiebedarf
78 kWh/m²a (Energieausweis)
Primärenergiebedarf
104 kWh/m²a (Energieausweis)
Außeninduzierter Kühlbedarf
32 kWh/m²a (Energieausweis)
Energiesysteme
Gas-/Ölbrennwertkessel, Photovoltaik, Wärmepumpe
Materialwahl
Stahlbau, Stahlbeton, Überwiegende Verwendung von HFKW-freien Dämmstoffen, Vermeidung von PVC für Fenster, Türen, Vermeidung von PVC im Innenausbau
Zertifizierungen
klima:aktiv

Ausführende Firmen

Generalunternehmer: Swietelsky Bau GesmbH

Presseschau

08. September 2021Wojciech Czaja
Der Standard

Ein Haus wartet auf die Mobilitätswende

Die Wohnanlage in der Oleandergasse hätte ein wunderbares Pilotprojekt für die Sharing Economy werden sollen. Doch es kam anders. Heute sind die Wohnungen im Norden der Donaustadt vor allem eine wertvolle Quelle der Erkenntnis.

Die Wohnanlage in der Oleandergasse hätte ein wunderbares Pilotprojekt für die Sharing Economy werden sollen. Doch es kam anders. Heute sind die Wohnungen im Norden der Donaustadt vor allem eine wertvolle Quelle der Erkenntnis.

Wenn die Straßen nach Ginster, Herzblumen und Pelargonien benannt sind, dann weiß man, dass die Stadtgrenze nicht mehr fern ist. Im Falle der Wohnsiedlung Oleandergasse, errichtet von der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA), sind es keine 2000 Schritte quer durch den Acker, bis man Wien verlassen hat und mit beiden Beinen in Niederösterreich steht. Und doch hat sich der gemeinnützige Bauträger für dieses Projekt ein besonderes Mobilitätskonzept einfallen lassen – ohne Tiefgarage, dafür aber mit einem flexibel befahrbaren und beparkbaren Anger sowie einem elektrischen Fuhrpark auf Sharing-Basis. So viel zur Theorie. Die Praxis sieht ein wenig anders aus.

Am Anfang stand die Idee im Raum, hier oben im Wiener Norden die Bebauungs- und Besiedelungskultur der letzten Jahrhunderte zu respektieren und ein Wohnprojekt zu errichten, dass sich ganz in die Tradition dieses Ortes fügt. Breitenlee zeichnet sich durch Ackerbau, landwirtschaftlich geprägte Dörfer und historische Angerstrukturen mit Hakenhöfen aus. Und so entstand die Idee, auf eine kostspielige Tiefgarage zu verzichten und stattdessen in einen hochwertigen Holzbau und eine bis dahin einzigartige Freiraumgestaltung zu investieren, in der Mensch und Auto je nach Bedarf einmal mehr, einmal weniger Platz einnehmen.

Wer unbedingt ein eigenes Fahrzeug benötigt, so der Plan von Querkraft Architekten und Architekt Thomas Moosmann, der soll am Rande des Angers parken und die Mitte zum Spielen und Spazierengehen frei lassen. Je weniger Menschen parken, desto größer der unverparkte Dorfplatz im Zentrum der Anlage. Um den Umstieg auf Sharing Economy zu versüßen, wurde ein Mobility-Point mit E-Bikes, E-Scootern und Elektroautos samt Steckdose errichtet. 2018 wurden die Wohnungen übergeben.

Allein, nach zwei Jahren mäßig geglückten Betriebs musste das Mobility-Konzept mangels Nachfrage aufgegeben werden. „Im Grunde genommen bietet eine Wohnhausanlage mit 133 Wohnungen ausreichend kritische Masse für so ein innovatives Mobilitätskonzept“, sagt Cilli Wiltschko, Leiterin der Projektentwicklung in der WBV-GPA. „Allerdings haben wir uns als Bauträger in einem Punkt verkalkuliert. Denn für Sharing Mobility liegt die Oleandergasse erstens zu weit am Stadtrand und ist zweitens nicht gut genug an den öffentlichen Verkehr angebunden. Die meisten Leute, die hier eingezogen sind, haben ein eigenes Auto. In der Seestadt Aspern oder in der Nähe einer U-Bahn-Station hätte das Konzept wahrscheinlich wunderbar funktioniert.“ Nun stehen so viele Autos auf dem Anger, dass die freie Mitte auf ein Minimum geschrumpft ist, berichtet Wiltschko. „Das ist schade, aber auch Teil des Freiraum- und Mobilitätskonzepts.“
Das Stadtrandproblem

Was ist das Learning für die Zukunft? „Ich mag dieses Projekt, weil hier tolle Ideen und auch wichtige Erkenntnisse drinstecken“, sagt Wiltschko und appelliert daran, in Zukunft nicht alle Bauträgerwettbewerbe über einen Kamm zu scheren. „Ein innovatives Mobilitätskonzept hat durchaus Sinn in der Stadt, entlang der U-Bahn oder in Stadterweiterungsgebieten mit einer bestimmten, von den Bewohnerinnen und Bewohnern mitgetragenen Identität. Am Stadtrand aber ist so ein Konzept – zumindest aus heutiger Sicht – nicht zielführend.“

Die Hoffnung ist noch lange nicht verloren. „Wir können davon ausgehen“, sagt Architekt Jakob Dunkl von Querkraft, „dass sich die individuelle Mobilität in den nächsten zehn bis 20 Jahren dramatisch verändern wird – weg vom Auto als Eigentumsobjekt hin zur Bewegung als Dienstleistung. Die Wohnhausanlage in der Oleandergasse wird darauf rasch reagieren und sich im Nu in einen Dorfplatz zum Spielen und Spazierengehen verwandeln.“

06. März 2019Wojciech Czaja
Der Standard

Wien-Breitenlee: Wohnen mit Dorfplatznostalgie

In Wien-Breitenlee entstehen Wohnungen, die um einen modernen, horizontal und vertikal begrünten Anger gruppiert sind – mit nachhaltigem Energie- und Mobilitätskonzept

In Wien-Breitenlee entstehen Wohnungen, die um einen modernen, horizontal und vertikal begrünten Anger gruppiert sind – mit nachhaltigem Energie- und Mobilitätskonzept

Bis 1900 war Breitenlee landwirtschaftlich geprägt. Sogar das Grundstück in der Oleandergasse, auf dem die gemeinnützige Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) 133 Wohnungen errichtete, die am Freitag an ihre Mieter übergeben werden, wurde bis vor kurzem noch als Weizenacker genutzt. Diese geschichtliche Identität des Ortes schwingt auf eine gewisse Weise mit. Denn als Vorbild für die ungewöhnliche Wohnhausanlage, deren Wohnungen um einen schmalen, langen Dorfplatz gruppiert sind, dient ein klassischer Siedlungstypus aus längst vergangenen Tagen.

Inspiriert vom Anger

„Die Dörfer im Weinviertel waren früher oft als längliche Plätze, als sogenannte Anger konzipiert“, erklärt Robert Haranza, Projektleiter bei Querkraft Architekten, die das Projekt in Zusammenarbeit mit Architekt Thomas Moosmann realisiert haben. „Wir haben uns davon inspirieren lassen. Die Wohnungen liegen nun rund um einen langgestreckten Innenhof, den wir in der Fläche mit Sträuchern und Beeten begrünt und in dem wir sogar 37 Bäume gepflanzt haben.“ Die Planung dafür stammt vom Wiener Landschaftsarchitekten Joachim Kräftner.

Doch während das Grünkonzept in den meisten Wohnhausanlagen auf die horizontale Ebene beschränkt ist, wird sich die Natur in ein paar Jahren schon an den in Erd- und Lehmfarben gestalteten Fassaden hocharbeiten. Der Clou dabei: Die um den Innenhof gruppierten Putzflächen sind mit insgesamt 2100 Quadratmeter Stahlgitter verkleidet, die den schon in der Bauphase gesäten Kletterpflanzen – darunter auch wilder Wein – als Rankgerüst dienen. Im begrünten Zustand soll die lebende Fassade nicht nur ein Eyecatcher sein, sondern auch zum Mikroklima innerhalb des Quartiers beitragen. Per Mietvertrag verpflichtet sich jeder Mieter, sich um die Bewässerung der vom Balkon oder von der Terrasse aus zugänglichen Flora zu kümmern. Schnitt und Unkrautentfernung übernimmt der Bauträger.

Wie ein Dorf

Um den dörflichen Charakter im „Wohnen am grünen Anger“ zu wahren, wurden die Wohnungen mal dichter, mal lockerer gruppiert. „Wir haben insgesamt sieben verschiedene Wohnungstypen zwischen 47 und 126 Quadratmetern, die wir nach dem Lego-Prinzip übereinandergestapelt und ineinander verschachtelt haben“, so Haranza. Die sägezahnartige Burgzinnen-Silhouette, hinter der sich ein-, zwei- und dreigeschoßige Wohnungen verbergen, ist schon von weitem sichtbar. „Manche der Wohneinheiten haben fast schon Einfamilien- oder Reihenhauscharakter.“ Die monatliche Miete liegt bei 5,99 Euro pro Quadratmeter (einmaliger Finanzierungsbeitrag 405 Euro pro m2) sowie bei 7,50 Euro (Finanzierungsbeitrag 60 Euro) im Falle der Smart-Wohnungen.

Grün ist aber nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Angerprojekts, das ursprünglich als Holzhaus konzipiert war, ehe die Variante der günstigeren Stahlbetonoption gewichen ist, sondern auch das Energie- und Mobilitätskonzept. „30 Prozent der benötigten Energie können wir direkt vor Ort erzeugen“, sagt Michael Gehbauer, Geschäftsführer der Wohnbauvereinigung. „Die Dachlandschaft ist mit Fotovoltaik bestückt, hinzu kommen Luftwärmepumpen, die auf Niedrigenergiebasis die Fußbodenheizung in den Wohnungen zuspeisen.“ Die WBV-GPA ist im Gespräch mit Wien Energie, um für die Verteilung des PV-Stroms („Bewohnerstrom“) den Abrechnungsschlüssel festzulegen.

Auf eine unterirdische Garage wurde aus Kostengründen verzichtet. Stattdessen sind die knapp über 100 Stellplätze auf Straßenniveau angesiedelt. Jeder Stellplatz weist eine Leerverrohrung auf und kann von den Mietern mit einer E-Ladestation nachgerüstet werden. Ergänzt wird das Angebot durch ein E-Car, zwei E-Bikes und zwei E-Roller.

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