Pläne

Details

Adresse
Hauptstraße 162, 8794 Vordernberg, Österreich
Mitarbeit Architektur
Projektleitung: Marco Bumeder, Monika Liebmann, Sylvia Urban
Mitarbeit: Barbara Wagner, Thomas Karl, Ania Korotarz, Lukas Mahlknecht, Laura Scharf, Ulrike Straube, Simon Treml, Marie Vigne, Margitta Wagner, Arnold Wilfing, Christoph Windsperger
Bauherrschaft
BIG
Tragwerksplanung, Bauphysik
KPPK Ziviltechniker GmbH
Mitarbeit Tragwerksplanung
Bernhard Höfer (Projektleitung), Mario Lampalzer
Mitarbeit Bauphysik
Hannes Zerlauth (Projekteitung), Suleijmann Alili, Astrid Stummer
Mitarbeit Landschaftsarchitektur
Iulia Sarb
Haustechnik
Zentraplan
Mitarbeit Haustechnik
Reinhard Gerl, Manfred Fass, Christian Dienbauer, Alexander Hahnl
Mitarbeit Brandschutz
Verena Gottstein-Salamon
Mitarbeit Ausschreibung
Frank Hentschel
Fotografie
Hertha Hurnaus
Weitere Konsulent:innen
Kostenmanagement: Buchegger 7 Baumanagemnt GmbH
Hochwasserschutz: Gruppe Wasser
Medizintechnik: ZT Mader
Küche: archipol consulting GmbH
Funktion
Sonderbauten
Wettbewerb
2010
Planung
2011
Ausführung
2012 - 2013
Grundstücksfläche
10.885 m²
Bruttogeschossfläche
11.683 m²
Nutzfläche
10.000 m²
Bebaute Fläche
4.965 m²
Umbauter Raum
39.000 m³
Baukosten
20,1 Mio EUR

Nachhaltigkeit

Energiesysteme
Heizungsanlage aus biogenen Brennstoffen
Materialwahl
Stahlbeton

Ausführende Firmen

STEINER-BAU GESMBH
Bau- und Möbeltischlerei Marion Wuntschek GmbH
Metall und Technik Schmidt GmbH
Wurzwallner Tischlerei GmbH & Co KG
HÜBL Haustechnik GmbH
PKE PKE Electronics AG

Preise und Auszeichnungen

2016 Nominierung zum Architekturpreis des Landes Steiermark
Architekturpreis des Landes Steiermark 2016, Nominierung

Publikationen

2016 Architekturjahrbuch Steiermark 2016, S.123ff.
2015 Baunetz 30.10.2015, Warten in der Steiermark
2014 A10 S31 Improving detention
2014 AIT Ausgabe 12/14 S.130
2014 Vordernberg, Wettbewerbe 313
2014 Architekturjournal wettbewerbe Ausgabe 2/2014
2014 DBZ 2 | 2014 Bitte nicht zuschön machen: Schubhaftzentrum, Vordernberg/A
2014 Salzburger Nachrichten - 14.01.2014 - S.16
2014 a3 1-2/2014 S.22

Archbau

Genereller introtext zu Archbau der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

18. Januar 2014Karin Tschavgova
Spectrum

Die eine und die andere Seite

Selten wird Architektur so ideologisch verhandelt. Über das neue Schubhaftzentrum in Vordernberg, Obersteiermark, die Möglichkeiten der Architekten, zum würdevollen Umgang mit Schubhäftlingen beizutragen, und die Frage, ob die Erfüllung solcher Bauaufgaben statthaft ist.

Selten wird Architektur so ideologisch verhandelt. Über das neue Schubhaftzentrum in Vordernberg, Obersteiermark, die Möglichkeiten der Architekten, zum würdevollen Umgang mit Schubhäftlingen beizutragen, und die Frage, ob die Erfüllung solcher Bauaufgaben statthaft ist.

Mein erster Gedanke – impulsiv, bar jeder Reflexion: Das ist kein Thema für die Architekturseite eines Feuilletons. Der Bau eines Schubhaftzentrums könne kein Anlass für eine Auseinandersetzung mit architektonischer Qualität und Baukunst sein, möge sie noch so kritisch ausfallen, ist keine Frage von baulicher Funktionalität, Ästhetik und gestalterischem Können. Freunde und Architektenkollegen äußerten Bedenken und stellten die Integrität von Architekten, die sich an Wettbewerben für eine derartige Bauaufgabe beteiligen, infrage. Darf man das überhaupt, wird man damit nicht zum Handlanger eines Systems, das man vielleicht gar nicht gutheißt?

Aber natürlich darf man – ja, muss man, sagt dann Ute zwischen zwei Gängen bei einer Einladung zum Abendessen, oder haben diese bedauernswerten Menschen kein Recht auf bestmögliche Unterbringung, auf gute Häuser? Ute, die mit Architektur sonst nichts am Hut hat, erzählt, dass manche in der Bevölkerung ihrer Heimatstadt Leoben den Häftlingen dort das neue Gefangenenhaus neiden. Und Ute, die beileibe keine abgeklärte Pragmatikerin ist, hat recht. Solange in unserem Land auf der Basis von gültigen Gesetzen die Errichtung von Schubhaftzentren vorgesehen ist, dürfen Architekten und Architektinnen sich dafür engagieren, dass solche Unterkünfte menschenwürdige Aufenthaltsbedingungen bieten und in hoher architektonischer Qualität gebaut werden.

Das mögen sich auch jene 42 Teilnehmer des international ausgeschriebenen Wettbewerbs gedacht haben, die 2010 ein Projekt für Vordernberg abgaben. Zum Sieger gekürt und zur Realisierung vorgeschlagen wurde der Entwurf von Sue Architekten, einer jungen Wiener Architektengruppe, die mit einem mit dem Bauherrenpreis ausgezeichneten Amtshaus für das oberösterreichische Ottensheim bekannt wurde. Es ist glaubhaft, wenn die Architekten betonen, mit dem Bundesministerium für Inneres als Auslober und der Bundesimmobiliengesellschaft als Bauherr bauliche Standards der Verwahrung und Sicherung immer wieder diskursiv hinterfragt und sich nach Kräften bemüht zu haben, starre Bilder aufzubrechen und in eine menschenwürdigere Form zu bringen. So ist es ihnen gelungen, die Gitter vor den Fenstern wegzulassen, die noch in der Ausschreibung zum Wettbewerb vorgesehen waren. Anstelle von herkömmlichen Fensterflügeln gibt es nun raumhohe, aber handrückenschmale Lüftungsflügel aus Holz, die zwischen fix verglasten Scheiben sitzen.

Die Aufenthaltsräume – immer zwei, durch eine Glaswand getrennt – und selbst die Schlafräume der neun Wohngruppen, die sich jeweils um einen Hof gruppieren, sind durch raumhohe Verglasung taghell und teilweise besonnt. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Von Würde ist die Rede, von der Schaffung eines angenehm wohnlichen, würdevollen Ambientes als oberste Prämisse eines architektonischen Konzepts, das dazu beitragen soll, den Aufenthalt der Menschen, die auf ihre „Außerlandesbringung“ warten, erträglich zu machen. Abgehängte Decken, wie sie in Büros üblich sind, wurden daher vermieden. In der Teeküche und im gemeinsamen Wohnraum ist helles Sperrholz als Wandvertäfelung eingesetzt. Jede Wohneinheit hat als Rückzugsorte ein Raucherzimmer und Sitznischen. Teppichböden in allen Räumen und die Farbigkeit von Polstermöbeln und Bestuhlung sollen für Wohnatmosphäre sorgen.

Doch selbst der Ausblick auf Bach und bewaldeten Hang durch den doppelten Gitterzaun hindurch, der anstelle der – fast ist man versucht zu sagen, obligatorischen – Mauer im ortsabgewandten Bereich der Wohngruppen installiert werden durfte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies eine Haftanstalt ist. Es wird darin Schubhäftlinge geben, die hierzulande zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden, diese jedoch unter der Zusage,dass sie sich außer Landes bringen lassen, nicht antreten müssen. Aber hier erleiden auch Menschen – Jugendliche, Ehepaare, Familien mit Kindern – Freiheitsentzug und eine weitreichende Einschränkung ihrer persönlichen Bewegungsfreiheit, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen.

Ihre Haft hat als Grund nur die Sicherung eines Verfahrens oder einer Abschiebung. Und so klingt die in Presseaussendungen des BMI behauptete „Autonomie über den Tagesablauf“ der Schubhäftlinge in den Wohngruppen zynisch, sind diese doch versperrt und jeder Weg nach außen, ob in den Fitnessraum, in die Bibliothek, den Meditationsraum, in den Shop oder auf den Basketballplatz, muss vom Aufsichtspersonal erlaubt und begleitet werden. Selbstbestimmung und Intimität sind kaum möglich. Warum gab es am Tag der Pressebegehung keine Vorhänge in den Schlafräumen, die alle zum nahen Gegenüber orientiert sind? Die Architekten hatten sie vorgesehen. Ein anderes Beispiel: Jedes der Zwei- und Vierbettzimmer, die mit Toilette und Waschbecken ausgestattet sind, hat ein Türschloss und kann abgesperrt werden – nur von außen. Das Wachpersonal entscheidet, ob einzelne Zimmer, der Schlaftrakt oder kein Raum abgeschlossen werden.

Das Schubhaftzentrum Vordernberg ist, will man uns glaubhaft machen, kein Gefängnis. Soll es sich wirklich von solchen unterscheiden und tatsächlich, wie gewünscht, zum europaweiten Vorzeigeprojekt werden, so muss sich dies durch den institutionellen Umgang mit den Schubhäftlingen erst beweisen. Die baulichen Voraussetzungen für mehr Vertrauen und Offenheit, für eine würdevolle Behandlung zugunsten größerer persönlicher Freiheit sind gegeben.

Eine Einrichtung müsste rückgebaut werden: die Kommunikation über eine Reihe von Glasscheiben mit Telefonhörern als eine von drei gebauten Varianten des Besucherkontakts. Sie widerspricht der Beteuerung, man sei kein Gefängnis, ist schlicht entwürdigend und wurde dennoch installiert. Akzeptable Besucherräume sind ein kleiner für Einzelgespräche und ein größerer mit mehreren Tischen und Kaffeeautomat.

All das zeigt, wie begrenzt die Möglichkeiten der Architekten selbst bei der sorgfältigsten, mit Engagement und Können angegangenen Planung waren. Die Verbesserung der Schubhaft über bauliche Maßnahmen gelang graduell, zur Änderung des herrschenden Systems der Abschiebepraxis jedoch konnten sie nichts beitragen.

Kann das ein Grund sein, eine solche Bauaufgabe abzulehnen? Ist nicht eine der Kernfragen der Architektur die nach ihrer sozialen Funktion? Müssten sich demnach nicht auch Architekten in ihrer Aufgabe, Mitgestalter der Gesellschaft zu sein, einmischen, den Diskurs um humane Quartiere laut führen – auch im Asyl- und Fremdenrecht?

Man kann auf die Straße gehen, um herrschende Verhältnisse anzuprangern und grundlegende Änderungen zu fordern. Ein langfristiges Ziel. Kurzfristig sind, ganz pragmatisch, Lösungen gefragt, die aus der gegebenen Situation das Beste machen. Auch steter Tropfen höhlt den Stein.

11. Januar 2014Wojciech Czaja
Der Standard

Im Wartezimmer Vater Staats

Kommende Woche geht das Schubhaftzentrum Vordernberg in Betrieb. Das politisch umstrittene Projekt will vor allem eines: die Wartezeit mit Würde gestalten.

Kommende Woche geht das Schubhaftzentrum Vordernberg in Betrieb. Das politisch umstrittene Projekt will vor allem eines: die Wartezeit mit Würde gestalten.

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