Details

Adresse
Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt / Main, Deutschland
Bauherrschaft
Städelsches Kunstinstitut
Landschaftsarchitektur
Keller & Keller (Rainer Keller, Petra Keller)
Fotografie
Norbert Miguletz
Weitere Konsulent:innen
Haustechnik: Drees & Sommer GmbH Frankfurt
Lichtplanung: IPB Ingenieurgesellschaft für Energie- & Gebäudetechnik (Erweiterung), IBO Ingenieurbüro Dieter Bohlmann (Altbau), IBFR Ingenieurbüro Freudl & Ruth GmbH & Co. KG (Erweiterung / Altbau)
Lichtplanung: LKL Licht Kunst Licht AG
Brandschutz: Sachverständigenbüro für vorbeugenden Brandschutz hilla
Bodengutachten: BFM Baugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH
Vermessung: Grandjean & Kollegen ÖbVI
Bauphysik: TOHR Bauphysik GmbH & Co. KG
Prüfstatik: Ingenieursozietät Deutsch-Buckert-Thomas DBT
Maßnahme
Erweiterung
Planung
2008 - 2009
Ausführung
2009 - 2012
Bruttogeschossfläche
4.151 m²
Umbauter Raum
27.568 m³

Nachhaltigkeit

Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt mittels Erdpendelspeicher (Erdsondenbohrungen auf einer Tiefe von fast 90 Metern) und nachgeschalteter Wärmepumpe. Mit dem Erdpendelspeicher können saisonale Schwankungen des Energiebedarfes ausgeglichen werden. Im Weiteren können mit der Wärmepumpe die Beheizung und ein Teil der Kühlung des Museumsgebäudes mit erneuerbarer Energie erfolgen. Die Wärmeverteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Die Kälteverteilung erfolgt über die nachfolgend beschriebene Lüftungsanlage und die aktivierte Betondecke.
Mit der geplanten Klimaanlage kann der neu geschaffene Ausstellungsraum gekühlt sowie be- und entfeuchtet werden. Die Lüftungsanlage ist mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgerüstet. Die Luftverteilung im Raum erfolgt über Wandquellauslässe. Die technischen Komponenten werden in der Technikzentrale neben den Ausstellungsräumen platziert. Durch die kompakte Bauweise im Erdreich, die Wärme-/Kälteerzeugung mit Erdpendelspeicher und Wärmepumpe und die große innere Speichermasse kann ein für den Museumsbetrieb optimales Raumklima mit minimalem Energieaufwand erzeugt werden.

Ausführende Firmen

Verbau-, Erd- und Wasserhaltungsmaßnahmen: Arge Bauer Spezialtiefbau GmbH, Müller Erdbau GmbH
Rohbau: Ed. Züblin AG Direktion Frankfurt
Metallbauarbeiten (Oberlichter): seele sedak GmbH & Co. KG
Ausstellungswände: Baumgärtner GmbH
Haustechnik: YIT Germany GmbH, Spinnler GmbH
Beleuchtung: Zumtobel Licht GmbH
Sicherheitstechnik: Bosch Sicherheitssysteme GmbH
Landschaftsbauarbeiten: August Fichter GmbH

Publikationen

Presseschau

20. März 2012Anne Katrin Feßler
Der Standard

Museum der Bankbürger

Das nördliche Mainufer Frankfurts prägen die Hochhäuser der Banken, das südliche Museumsufer die Kultur. Architektonisch wirkt das Frankfurter Städel im Untergrund: mit lichtem Gegenpol unter grüner Wiese.

Das nördliche Mainufer Frankfurts prägen die Hochhäuser der Banken, das südliche Museumsufer die Kultur. Architektonisch wirkt das Frankfurter Städel im Untergrund: mit lichtem Gegenpol unter grüner Wiese.

„Unter dem Rasen der Strand“ titelte Die Welt in Anspielung an die Situationisten, die die Freiheiten des urbanen Menschen metaphorisch unter den Pflastersteinen wähnten. Ein hübsches Bild für die jüngste Erweiterung des Städels, das sich, gefüllt mit Gegenwartskunst, tatsächlich unterirdisch ausbreitet. Die sanft gewölbte Kuppel mit 195 Oberlichten der Architekten schneider + schumacher, die sich unter frisch ausgerollten Rasenstreifen verbirgt, erinnerte viele an ein gelandetes Ufo. Allerdings passt der adaptierte Slogan der antibürgerlichen, linken Situationisten aus dem Paris der 1960er-Jahre für das Städelmuseum, Deutschlands älteste Bürgerstiftung, so gar nicht. 500 Meter entfernt, im verkehrsreichen Bahnhofsviertel - wo Rotlichtmilieu und multikulturelle Szene zusammentreffen - liest man auf drei Pflanzkübeln wirklich: „Unter den Pflastersteinen wächst der Garten“. Hier stößt ein anderes Frankfurt auf seine bürgerlich-konservative, die Identität der Stadt maßgeblich prägende Schwester: das Bankenviertel, in dessen Herz die Europäische Zentralbank steht. Und auch dort prallen zwei Welten aufeinander: die bis zu 259 Meter hoch aufragenden Bürotürme der Banken und die kleinen Iglu-Zelte der Occupy-Bewegung. Die kleinen runden Pilze der Demonstranten und die nachts leuchtenden Bullaugen am grünen Hügel der Kunst: eine visuelle Analogie, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Zwar feiert man mit der nun vollendeten Städel-Erweiterung auch den Erfolg der gigantischen Bürgerkampagne Frankfurt baut das neue Städel. Mit ihr glückte Städel-Direktor Hans Hollein das unglaubliche Kunststück, 26 Millionen Euro, also die Hälfte des erforderlichen Gesamtbudgets, aufzutreiben. Trotz kleinster Spenden von 1,50 Euro, die im Städel per SMS eingingen, wären die zusätzlichen 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und die Sammlungszuwächse von 1200 Werken ohne Initiative der Stiftungen, Unternehmen, Großmäzene - und zu guten Teilen der Banken - nicht realisierbar gewesen. Sie setzen das fort, was der Bankier und Mäzen Johann Friedrich Städel 1916 mit seiner Stiftung begann. Jedoch ist die Frankfurter Bürgergesellschaft eben noch mehrheitlich eine des klassischen Bürgertums im Gepräge des 19. Jahrhunderts; sie meint noch den elitären Bürger von Besitz und Bildung und eben nicht allein den modernen Citoyen bzw. das offizielle Mitglied einer Kommune. Was den Unterschied ausmacht, daran erinnern auch Gemälde von Johann Peter Hasenclever aus dem Vormärz, etwa Arbeiter vor dem Stadtrath (1848/49), das derzeit in der Ausstellung Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen im Frankfurter Kunstverein präsentiert wird. Und so sehr sich die Stadt mit der Stärkung kultureller Marken wie dem Museumsufer bemüht, von sich nicht nur als Finanzmetropole, sondern auch als internationale Kulturstadt reden zu machen - ohne die Spender aus der Welt der Banken vom nördlichen Mainufer, ginge es nicht. Überdies: Zur lebendigen Kulturstadt fehlen Frankfurt, dessen Zentrum an Wochenenden und abends wie ausgestorben ist, jedoch auch eine erkleckliche Zahl alternativer, junger Kunstschauplätze.

Dicke und dünne Börsen

Trotzdem ist das Engagement der Mäzene über die Maßen zu loben; es ist erfreulich, wenn es auch um den Erhalt von Kultur geht und nicht nur um jenen der Geldinstitute. Dicke und dünne Börsen haben letztendlich zusammen die neue Halle für Gegenwartskunst ermöglicht. Deutsche und DZ Bank allein sorgten für erhebliche Sammlungszuwächse.

In der lichten Halle öffnet sich von einer Piazza ein variables, aber bisweilen labyrinthisches Raumsystem (Kuehn Malvezzi), das dicht bespielt ist: Verständlich, will man doch zu Beginn viele der bislang im Depot verborgenen Schätze zeigen, die man nun in chronologisch aufgebrochenen Themenkapiteln präsentiert.

Architektonisch erhebend ist das Eintreten über die helle Stiege, die wie in den Stein geschnitten scheint. Über sie taucht man ein in eine strahlend helle Höhle der Kunst. Ernüchterung erfolgt am Treppenfuß: auf gesamter Breite in den Terrazzoboden eingelassen findet sich der Name jener Stiftung, die mit sieben Millionen den Bau anschob: „Hertie-Gartenhallen“. Ein Branding der Halle, so banal und aufdringlich wie die Orientierungshilfen einst im Kaufhaus Hertie selbst. Willkommen im Tiefgeschoß.

28. Februar 2012Gabriele Detterer
Neue Zürcher Zeitung

Unter der Erde im Tageslicht

(SUBTITLE) Der Erweiterungsbau des Städel-Museums in Frankfurt am Main

In Frankfurt am Main konnte der von den Architekten Till Schneider und Michael Schumacher konzipierte Erweiterungsbau des Städel-Museums eingeweiht werden. Die unterirdische «Gartenhalle» erlaubt die Präsentation von 1200 Neuzugängen.

In Frankfurt am Main konnte der von den Architekten Till Schneider und Michael Schumacher konzipierte Erweiterungsbau des Städel-Museums eingeweiht werden. Die unterirdische «Gartenhalle» erlaubt die Präsentation von 1200 Neuzugängen.

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05. Februar 2011Anne Katrin Feßler
Der Standard

Mit Gummistiefeln in die Gartenhalle

(SUBTITLE) Das Städel baut und die Frankfurter bauen mit

Hineingeschlüpft in die gelben Gummistiefel und mitgebaut am Neuen Städel: Ein Schlechtwetter-Friesentreter als gemeinschaftsstiftendes Symbol für ein...

Hineingeschlüpft in die gelben Gummistiefel und mitgebaut am Neuen Städel: Ein Schlechtwetter-Friesentreter als gemeinschaftsstiftendes Symbol für ein...

Hineingeschlüpft in die gelben Gummistiefel und mitgebaut am Neuen Städel: Ein Schlechtwetter-Friesentreter als gemeinschaftsstiftendes Symbol für ein Bauvorhaben - die Städel-Erweiterung -, das nicht allein die öffentliche Hand finanzieren kann?

Die originelle und tatsächlich funktionierende Idee stiftete die Frankfurter Agentur Ogilvy. Und zwar gratis. Denn die Kampagne ist ihr Beitrag zu einem bürgerschaftlichen Engagement für den Städel. Und der ist seit seiner Stiftung 1816 durch den Bankier Johann Friedrich Städel die erste bürgerliche Museumsstiftung Deutschlands und braucht einen breiten privaten Einsatz für die Sache der Kunst. Dieser darf durchaus symbolischen Wert haben.

Nicht jeder kann so spontan wie Ex-Deutsche-Bank-Boss Hilmar Kopper bei einem Benefizkonzert im Dom 250.000 Euro aus dem privaten Rententopf zaubern. Bereits mit zehn Euro für einen Gummistiefelanstecker ist man dabei.

Insgesamt kostet der aus einem geladenen Wettbewerb hervorgegangene unterirdische Bau des Architektenduos Schneider Schuhmacher 30 Millionen Euro, zehn weitere verschlingt die Sanierung des Altbaus: 18 Millionen davon tragen Kommune und Land, große Batzen die Hertie-Stiftung (7 Mio.) und der Bankier Metzler (3 Mio.). Aber auch Kleinvieh macht Mist: Eine Schulaktion (Schüler verkauften Selbstgemaltes) brachte 20.000 Euro ein. Dennoch fehlten im Jänner noch etwas mehr als vier Millionen.

Für Städel-Direktor Max Hollein kein Grund zum Haareraufen: „Wir haben immer wieder Spender verlautbaren dürfen“, ist er zuversichtlich. Beim Baustart 2008 waren sogar erst 50 Prozent finanziert. „Es sind nicht nur die alteingesessenen Patrizierfamilien, die sich engagieren“, sagt Hollein, den die kollektive Energie freut. Seit Beginn der Erweiterung mündete diese auch in Schenkungen für die Sammlung; zuletzt jubilierte man über drei Hauptwerke von Georg Baselitz. Immens sind die Dauerleihgaben von Deutsche Bank (600 Arbeiten) und DZ Bank (in eine gemeinsame Gesellschaft gingen 250 Werke ein).

Einstweilen geht der Bau am Museumsufer gut voran; derzeit wird der Durchbruch zum Altbau geschaffen. Auch die innovativen Oberlichten aus kalt gebogenem Sicherheitsglas wurden bereits gesetzt. Sie geben der leicht überkuppelten, 3000 m² großen Halle, die die Fläche zur Sammlungspräsentation verdoppelt, Leichtigkeit. Rein optisch scheint die Decke leicht wie ein Luftkissen. Im November wird wiedereröffnet.

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