22. Februar 2010 - Architekturzentrum Wien
Die gesamte Anlage wurde in Ortbeton gegossen, wobei die Ganguntersichten und Gartenmauern als Sichtbeton verblieben und die „eingepackten“ Wände schlammgrau verputzt wurden. In den Erschließungsflächen blitzt im Kontrast dazu ein kräftiger Rotton (Treppenhäuser, Gemeinschaftsraum) bzw. ein leuchtendes Gelb (Laubengänge) hervor. Die oberste Stapelschicht, eine Klaviatur aus 15 Kleingartenhäusern mit hauseigenen Höfen, weist als wärmegedämmte Betonleichtkonstruktion die geringste Traglast auf. Die sich nach oben verjüngende Struktur der gestapelten Wohntypen bedingte einen hohen Außenwandanteil bzw. häufige Wechsel zwischen warmen und kalten Bauteilen, sodass zahlreiche Isokörben verbaut wurden, zudem wurde besonders in der vertikalen Ebene großes Augenmerk auf ein flächenbündiges Erscheinungsbild ohne störende Übergangsdetails gelegt. In der Untersicht der straßenseitigen Erdgeschossarkade bilden verputzte Teile (Wohnung) und Sichtbetonflächen (Loggia) ein signifikantes Relief. Die Offenheit des Straßentrakts wird durch die geräumige Erschließungshalle (die straßenseitig nur durch eine Streckmetallwand vom Gehweg abgetrennt ist) sowie den durchgängigen Asphaltboden verstärkt. Der Stadtraum reicht so in gewisser Weise bis an die Wohnungstür heran.
Entlang einer breiten Laubengang-Erschließung an der Ostseite stapeln sich die nach oben luftiger (und kleiner) konzipierten Wohnungstypen beidseitig eines Nord-Süd verlaufenden Grünraums an, der als Durchgangsraum offen bleibt. Nach Norden und Süden wurde die Bebauung entlang der Straßen nur in zwei Obergeschossen geschlossen, „ein Begriff von Privatheit und Definition gegenüber dem Strassenraum bleibt erhalten.“ Die den Wohnungen zugeordneten Freiflächen (meist eine Kombination von Loggia, Terrasse und bewuchsfähigem Grünstreifen) sind dank Umfassungsmauern und/oder alternierender Ausrichtung optimal blickgeschützt – der in vielen Wohnhausanlagen anzutreffende Zaunwildwuchs wird hier gewiss kein Thema sein.
Die Wohnungen sind mit französischen Fenstern ausgestattet, können quergelüftet werden, auch Küchen und Bäder sind durchwegs natürlich belichtet und belüftet. Zu den Vorzügen des privaten Wohn- und Freiraums gesellt sich auf der Dachebene des straßenbegleitenden Traktes ein Schwimmbecken mit niveauversetzter Liegewiese, die Kleinkinderspielplätze befinden sich in der Bebauungsmitte auf Terrassen. Die räumlich differenzierte Struktur mit geräumigen Laubenganghallen führt nicht nur verschiedene Wohnraumkonzepte in einer Bebauung zusammen, sondern birgt im Sockelbereich auch Reserven für kommende Nutzungen abseits der Monokultur Wohnen. Nach erfolgter Schlüsselübergabe (am 17.02.2010) darf man gespannt sein, wie sich dieser „starke Typus“ im eingewachsenen Zustand präsentiert. Dass dieser Typus in seiner konzeptionellen Schärfe Bestand haben wird, erscheint schon jetzt unzweifelhaft. (Text: Gabriele Kaiser)