19. Juli 2009 - Architekturzentrum Wien
Seine konzeptuelle Stärke im Wohnungsbau hat Helmut Wimmer schon häufig unter Beweis gestellt, man denke etwa an das „Wohnregal“ in Wien-Ottakring oder an die gestapelte Kleingartensiedlung an der Breitenfurter Straße in Wien-Meidling. Derartigen Verdichtungskonzepten im Geschosswohnungsbau, die für die Bewohner stets eine gewisse Raumressource zur freien Entfaltung bereithielt, steht mit der Gartensiedlung Sophie-Scholl-Gasse eine Verdichtung in der Fläche gegenüber, wo die unterschiedlichen Schichten von Privatheit vor allem mit den Freiraumelementen Garten, Terrasse, Loggia und Carport moduliert werden. Das Grundstück ist in orthogonaler Strenge in 6 Reihenhauszeilen (insgesamt 35 Wohneinheiten, drei private Aufschließungswege) gegliedert, die aber keine stereotypen linearen Bänder bilden, sondern leicht versetzt in Größe und Struktur variieren. Die Häuser an den Rändern sind teilweise U-förmig um eine Terrasse angelegt, der Kerntypus eines Reihenhauses mit Pultdach und rund 80 m² Nutzfläche besteht aus einer langgestreckten Spange mit Carport (Betonbügel), Eingang, Vorraum, offener Küche mit WC und Abstellraum sowie einem Bad mit Vorraum samt Austritt in die Loggia (Betonbügel). An dieses lineare Band grenzt – von der Wohnküche nur durch einen Unterzug getrennt – der „Zimmerkubus“ mit einer einläufigen Treppe ins Obergeschoss und beidseitigen Austritten zu den Terrassen. Eine der Vorzüge dieser phasenverschobenen Reihung von L- bzw. U-förmigen Häusern besteht in der Geschütztheit der Gärten und Terrassen sowie in ihrer Ausrichtung in mindestens zwei Himmelsrichtungen. In den Erschließungsgassen nehmen die Carports – entsprechend der Bedeutung des Individualverkehrs in diesem teilweise immer noch gärtnerisch genutzten Gebiet – eine prominente Stellung ein. (Text: Gabriele Kaiser)