14. Juni 2009 - Architekturzentrum Wien
Sämtliche für die Energiebilanz ausschlaggebende Parameter wie etwa die kompakte Oberfläche, eine konsequente solare Orientierung, die Optimierung der Speichermasse, die Optimierung der Fenstergrößen, die thermische Qualität der Bauteile, die durchgehende Vermeidung von Wärmebrücken etc. wurden berücksichtigt und als integrale Bestandteile des Anforderungsprofils begriffen. Die signifikante schuppenähnliche Faltung der Südfassade ermöglicht z.B. einen sehr hohen Verglasungsanteil und zugleich die optimale Verwertung des solaren Eintrags. Die direkt auf der Faltung angebrachten Photovoltaikpaneele verwerten die Sonneneinstrahlung maximal, zugleich verschattet sich die Fassade im Sommer selbst, während im Winter die flacher einfallende Sonne tief ins Gebäude dringen kann. Alle Außenwände sowie das Dachgeschoss bestehen aus einer Holzleichtbaukonstruktion (Gesamtwandstärke 31 cm), die mit Faserzementplatten bekleidet ist, deren Fugenteilung auf maximale Materialausnutzung ausgerichtet ist. Die Architekten betonen, dass bei der gewählten Konstruktion der Primärenergieinhalt deutlich geringer ausfällt als bei einer konventionellen Stahlbetonwand mit Vollwärmeschutz aus Styropor.
An der Nordseite reihen sich, komplementär zu den weitläufigen Raumeinheiten an der Südseite, Zellenbüros, Nebenräume und Gangbereich liegen offen an der Südzone und sind im gesamten Jahresverlauf lichtdurchströmt. In herkömmlichen Bürobauten müssen ca. 40 Prozent der Nutzfläche künstlich belichtet werden, was in der Energiebilanz natürlich negativ zu Buche schlägt. Mit einem Heizenergiebedarf von nur knapp über 13 kwh/m2.a liegt die Energy-Base merklich unter dem Schwellenwert für Passivhäuser (15 kwh/m2.a). Die gebäudeintegrierte rund 400 qm große Photovoltaikanlage an der Südfassade liefert jährlich rund 37.000 kwh Solarstrom. Für die Frischluftkühlung kam die innovative Technologie des „solar cooling“ bzw. eine Dec-Anlage zum Einsatz, die über solarthermische Kollektoren (285 m² an der Südfassade) gesteuert wird, die im Winter zusätzlich heizungsunterstützend wirkt. Für die Beheizung des Gebäudes wurde eine Grundwasser-Wärme-Pumpe installiert, die Verteilung der so gewonnenen Wärme erfolgt über die in den Stahlbetondecken geführten Kunststoffrohre (Bauteilaktivierung). Ein absolutes Novum in Österreich ist auch die Nutzung von Pflanzen zur natürlichen Befeuchtung der Raumluft in den Wintermonaten. Über präzis steuerbare viergeschossige Pflanzenpufferräume mit 500 Setzlingen einer speziellen Art des Zyperngrases wird Feuchtigkeit ins haustechnische System gespeist und Schadstoffe aus der Luft gefiltert. Zum behaglichen Raumklima gesellt sich zudem der nette Anblick, den diese „arbeitenden“ Pflanzen bieten. Bekanntlich hängt der Energieverbrauch in energieeffizienten Gebäuden stark vom Nutzerverhalten ab. Energy-base setzt daher auf eine umfassende Nutzerinformation und hat in der Eingangshalle eine Informationsstele mit aktuellen Gebäudedaten und Nutzerempfehlungen aufgestellt. Intelligente Architektur mit Gebrauchsanweisung. (Text: Gabriele Kaiser)