Pläne

Details

Adresse
Giefinggasse 6, 1210 Wien Floridsdorf, Österreich
Bauherrschaft
WWFF
Tragwerksplanung
RWT Plus (Richard Woschitz)
Bauphysik
IBO
Fotografie
Hertha Hurnaus
Weitere Konsulent:innen
TRNSYS Simulation: arsenal research wien, Inst. f. Wärmetechnik TU Graz
CFD Simulation: arsenal research wien
Grünpufferplanung: Manfred R. Radke
Fertigstellung
2008
Bruttogeschossfläche
9.926 m²
Nutzfläche
7.500 m²
Umbauter Raum
37.080 m³
Baukosten
14,5 Mio EUR

Nachhaltigkeit

Energieeffizienz
Ziel war die Reduktion des Energiebedarfes für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung und alle Hilfsstrome um 80%, verglichen mit einem Standardgebäude gleicher Größe, sowie eine CO2-Emissionsverringerung von 200 t/a. Daher weist energy base Passivhausstandard auf mit einem Heizenergiebedarf nach PHPP von unter 11 kWh/m2a. Auch der Kühlenergiebedarf unter 15 kWh/m2a kann sich sehen lassen.

Ökoeffizienz
Alle Außenwände und das Dachgeschoss von ENERGYbase bestehen beispielsweise aus einer Holzleichtbaukonstruktion, die mit Eternit verkleidet ist. Mit einer Wandstärke von 31 Zentimetern kann Passivhausstandard erreicht werden. Zweitens können die Elemente im Rückbau sauber nach Stoffgruppen getrennt entsorgt werden und der Primärenergieinhalt der Holzwand ist deutlich geringer als der einer konventionellen Stahlbetonwand mit Vollwärmeschutz aus Styropor.

Regenerative Energien
Die passiven thermisch solaren Gewinne werden direkt den Südräumen zugeführt. Die spezielle Form der gefalteten Fassade bewirkt dabei, dass diese Gewinne nur im Winter anfallen, im Sommer verschattet sich die Fassade zunehmend selbst. Die passiven thermisch solaren Gewinne werden darüber hinaus indirekt auch den Nordräumen zugeführt. Aktive solare Gewinne durch PV: Eine Photovoltaik-Anlage liefert jährlich rund 40 000 kWh Solarstrom. Aktive solare Gewinne über Solar Cooling für die Frischluftkühlung. Als weitere regenerative Energiequelle dient Grundwasser, welches mittels Grundwasserbrunnen zur Heizung mit Wärmepumpen und zur Kühlung mit Free-Cooling über Bauteilaktivierung genutzt wird.

Höchste Qualität für den Nutzer
Was nützen alle Maßnahmen des Energiesparens, wenn sie nicht mit höchster Lebensqualität für den Nutzer einhergehen? Eine Neuheit ist die Nutzung von Pflanzen zur natürlichen Befeuchtung und Konditionierung der Raumluft während der Wintermonate. Da die in die Lüftung integrierte Feuchterückgewinnung in Bürogebäuden behagliche Luftfeuchtigkeiten von 50% im Winter nicht bereitstellen kann, hat pos architekten viergeschossige Pflanzenpufferräume entwickelt, die als abgeschlossene Feuchtgeneratoren präzise steuerbar sind und absolut ökologisch zusätzliche Feuchte ins haustechnische System speisen und Schadstoffe aus der Luft filtern.

Heizwärmebedarf
9,0 kWh/m²a (PHPP)
Außeninduzierter Kühlbedarf
10,5 kWh/m²a (Energieausweis)

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Presseschau

19. Februar 2009Roman David-Freihsl
Der Standard

Das Bürohaus wird zum Kraftwerk

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Bei der „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf kann man einen Blick in die Energie-Zukunft werfen. Nähert man sich dem Bürogebäude in der Siemensstraße, fällt zunächst einmal der „Champ“ ins Auge: eine schmale, coole Leuchte, mit einem schlanken, dunklen Zylinder oben drauf - aus dem es nächtens unten herausleuchtet.

Der „Champ“ ist die neueste Entwicklung des Wiener Unternehmens Hornbachner Energie Consulting (HEI) - eine Fotovoltaik-Straßenleuchte, die ohne ausladende Modulflächen auskommt: Die hocheffizienten Module sind oben im gehärteten Glasrohr integriert. Diese Sonnenstrom-Elemente liefern sogar im Winter bei diffusem Licht genügend Strom.

Denn das Licht dieser im Vorjahr präsentierten Straßenlampen wird von LED-Dioden gespendet, die mit ihrer speziell entwickelten Linsenoptik besonders energiesparend punktgenau leuchten. Und das besonders lang. Unter Volllast rund 50.000 Stunden lang - bei Teillast sogar mehr als doppelt so lang.

„Die Nachfrage ist bereits enorm, vor allem in Südeuropa und im Mittleren Osten“, berichtet HEI-Gründer Dieter Hornbachner im Standard-Gespräch. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der ökologischen Energiegewinnung, der langen Lebensdauer und dem geringen Wartungsaufwand ersparen sich die Auftraggeber auch Installationskosten - schließlich muss man nicht mehr aufgraben und Leitungen verlegen.

Energietechnik der Zukunft

Doch auch der ganze Bürokomplex hinter diesen Leuchten ist energietechnisch zukunftsweisend. Vor der Errichtung der „Energy Base“ hatte der Auftraggeber Wiener Wirtschaftsförderungsfonds rund um die planenden „POS architekten“ ein Expertenteam zusammengeführt, das exemplarisch aufzeigte, was im Bürobau künftig energietechnischer Standard sein wird.

Zum einen wurde bewiesen, dass auch Bürobauten im Passivhaus-Standard errichtet werden können. Sprich: Mithilfe von Wärmeschutz, Luftdichtheit und kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung wird der Heizbedarf dieses Gebäudes minimiert. Das Bisschen, was noch zusätzlich für Heizen und Kühlen benötigt wird, kann problemlos mit Erdwärme abgedeckt werden.

Doch die „Energy Base“ ist gleichzeitig auch Kraftwerk und erzeugt Strom. Allerdings wurde die Fotovoltaik-Anlage nicht, wie sonst üblich auf dem Dach montiert: Es ist die Fassade, die den Strom Produziert. Die rund 400 Quadratmeter große Sonnenstrom-Anlage wurde in die gefaltete Südfront des Hauses integriert.

„Das Haus als Kraftwerk wird sicher ein Megatrend in der künftigen Energieversorgung werden“, ist auch Hornbachner überzeugt. Sein Unternehmen hat bereits bei anderen Projekten innovative und integrierte Sonnenstrom-Lösungen umgesetzt. Dafür wurden gemeinsam mit dem HEI-Partnerunternehmen „Ertex-Solar“ neuartige Fotovoltaik-Module entwickelt, die dieselben Eigenschaften wie Verbund-Sicherheitsglas aufweisen. So besteht beispielsweise beim neuen Gemeindezentrum von Ludesch (Vorarlberg) das Glasdach aus derartigen Fotovoltaik-Elementen.

Hornbachner ist überzeugt, dass „in 15 bis 20 Jahren Süd-, aber auch Ost- und West-Fassaden wenn möglich grundsätzlich für die Energieproduktion genützt werden“. Dieses Thema werde dann „auch den Wert der Immobilie mitdefinieren“. Die Mehrkosten für derartige „fotoaktive Fassadenbauelemente“ seien schon jetzt „nicht so dramatisch. Es ist nur noch eine Frage von Jahren, bis eine wirkliche Wirtschaftlichkeit erreicht wird und keine speziellen Förderungen mehr nötig sind.“

03. Januar 2009Wojciech Czaja
Der Standard

Die Stunde des grünen Puffers

Wie sieht das Bürohaus der Zukunft aus? Zum Beispiel so wie die Energy-Base. Ein Appell.

Wie sieht das Bürohaus der Zukunft aus? Zum Beispiel so wie die Energy-Base. Ein Appell.

Zwei Euro Heizkosten pro Jahr? Unmöglich. Noch unglaubwürdiger wird die Geschichte, wenn man bedenkt, dass in diesem Preis auch schon die Kosten für Warmwasser, Kühlung und Beleuchtung abgedeckt sind. Keine Mär aus Architektenmunde, sondern Realität. Hieb- und stichfest, schwarz auf weiß. Spätestens dann, wenn der nächste Erlagschein für Strom und Gas ins Haus flattert.

Ort des Geschehens ist Wien Floridsdorf. In einem heimeligen Eck des Bezirks, abgeschieden von Autos und Passanten, wurde in den letzten zwei Jahren die sogenannte Energy-Base hochgezogen. Die ersten Mieter sind bereits eingezogen. Wie in einem Sciencefiction-Film sitzen die Mitarbeiter hinter einer geschuppten Fassade, Tür an Tür mit zierlichem Zyperngras, das in abgeschirmten Hightech-Glasboxen wacker gedeiht. Alles kein Zufall, alles keine Komposition zugunsten der Optik, sondern planerisches Kalkül der Spitzenklasse.

Die Energy-Base sei nicht nur ein energie- und ressourcenschonendes Bürohaus im Passivhausstandard, sondern Wegbereiter für die Zukunft des Bauens, sagt Gregor Rauhs, Projektleiter und Bauherrenvertreter für den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF). „Die Grundidee für dieses Gebäude war die Überlegung: Wie würden wir morgen bauen, wenn sich die Energiepreise über Nacht plötzlich verdoppeln? Vor einigen Jahren war das noch ein Horrorszenario, heute sehen wir dieser Gefahr direkt ins Auge.“

Begonnen hat die Sache mit dem harmlos klingenden Forschungsprojekt sunny research. Die Wiener pos architekten, allen voran Ursula Schneider und Fritz Öttl, wurden damit beauftragt, ein nachhaltiges Gebäudekonzept zu entwickeln. Jawohl, es klingt zum Gähnen. Nachhaltigkeit, das Unwort des vergangenen Jahres, man kann sich des Begriffs kaum noch erwehren. Doch die beiden warfen sich ins Zeugs und präsentierten ein Projekt fernab aller ästhetischen Konventionen, wiewohl mit ungeahnten Potenzialen.

Fassade mit Energiegewinnung

Die Schönheit entfaltet sich auf den zweiten Blick. Die gezackte Südfassade, gewöhnungsbedürftig wie alles andere an diesem Haus, entspringt keiner architektonischen Willkür, sondern ist durch und durch behirnt. Die flache Wintersonne dringt ungehindert in den Raum und verhilft dem Quecksilber zu wohligen Werten. Im Sommer jedoch, wenn die Sonne hoch im Himmel steht und zornig auf die Stadt hinunterknallt, trifft sie direkt auf die Fotovoltaik-Anlage an der Zackenoberseite. Doppelt gemoppelt: Die Flächen zur Energiegewinnung dienen gleichzeitig der Verschattung der Fenster.

„Kein Mensch bedenkt, dass im Sommer in herkömmlichen Büros ein Teil der Arbeitsplätze nicht nutzbar ist“, sagt Architektin Ursula Schneider, „trotz Jalousien kann man im unmittelbaren Bereich der Fassade nicht sitzen, ohne dass einem die Schweißperlen auf der Stirn stehen.“ Kein Problem in der Energy-Base. Hinzu kommt, dass das Tageslicht aufgrund der großräumlichen Struktur bis tief in die Gebäudemitte gelangt. Vorbei die Zeiten des finsteren Klogehens und Teekochens. Oberlichte lautet das Motto der Stunde, mit dem - auch auf diese Art - Strom gespart werden soll.

Das Ungewöhnlichste sind jedoch die bepflanzten Glasboxen mitten im Raum. Wie Grüße aus einer fernen Zukunft stehen sie da, verkabelt und verrohrt wie dereinst in Terry Gilliams Science-fiction-Film Brazil aus dem Jahre 1985. „Die Pflanzenpufferräume waren für den Bauherrn eine große Hürde“, erinnert sich Schneider, „letztlich hat er sich getraut.“

Sie sind nicht nur der eingehauste Ersatz für den hässlichen Büroficus, der für gewöhnlich irgendwo im Weg steht und seine Blätter in die Gegend reckt, sondern dienen dem Klima und der Behaglichkeit. Insgesamt 500 Stück einer speziellen Zyperngras-Art versorgen die Mitarbeiter auf natürlichem Wege mit der nötigen Luftfeuchtigkeit. Ganz ohne künstliche Luftbefeuchtungsanlage, ganz ohne Surren und Rumor.

„Es ist weltweit das erste Mal, dass wir mit Pflanzen eine stundenweise prognostizierte Befeuchtungsleistung erbringen“, erklärt Schneider, „jede einzelne Pflanze wurde im Haustechnikkonzept berücksichtigt.“ Unsichtbar für die Mitarbeiter: Über Lüftungsschächte sind die grünen Gebäudelungen von Stockwerk zu Stockwerk miteinander verbunden. Lüftungsklappen regeln automatisch, wo die befeuchtete Luft gerade benötigt wird, während die Gräser im Warmen - unwissend ob ihres Nutzens - wachsen und sprießen.

Dies und noch viele andere Überlegungen im stillen Hintergrund drosseln die Energiepreise drastisch aufs Minimum herab. Zahlt man in einem herkömmlichen Bürohaus - und wir reden hier bereits vom guten Durchschnitt - weit über zehn Euro pro Jahr und Quadratmeter, um es im Winter warm und im Sommer kühl zu haben, kommt man in der Energy-Base mit 80 Prozent weniger Betriebskosten über die Runden.

Ohne Heizung und Klimaanlage

Das führt uns unweigerlich zum nächsten Punkt, zu den Baukosten. Mit 1300 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche liegt die Energy-Base laut österreichischem Baukostenindex (BKI) für Bürogebäude in diesem Ausstattungsstandard absolut im Mittel. Natürlich kann man auch billiger bauen. Doch dann schwitzt man im Sommer, gießt im Winter tonnenweise Öl in den Kesselschlund und muss den hohlen Klang von Stilettos auf billigem Laminat ertragen. Ursula Schneider: „Man kann einen BMW nicht mit einem Billigauto vergleichen, sehr wohl aber mit einem anderen BMW.“ Allein: Dieser Schlitten kommt ohne Heizkörper und Klimaanlage aus.

Die Energy-Base ist ein Statement. Man kann sie hübsch finden oder auch nicht. Dumm wird man sein, wenn man nicht endlich in anderen Maßstäben als nur diesen zu denken beginnt. Angesichts der globalen Zustände, was Klima und Verfügbarkeit fossiler Rohstoffe betrifft, ist es höchste Zeit, die neuen Potenziale von Architektur und Ingenieursleistung im vollen Maße auszuschöpfen. Die Möglichkeiten sind bereits erprobt und liegen klar auf der Hand. Man muss nur wollen.

Der WWFF wollte. Im Dezember wurde er von der EU für seine Verdienste als Bauherr ausgezeichnet und ins Europäische Greenbuilding-Programm aufgenommen.

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