Pläne

Details

Adresse
Säusenbach 8, 8924 Wildalpen, Österreich
Bauherrschaft
Naturfreunde Österreich Reisebüro & Freizeitbetriebe
Tragwerksplanung / Holzbau
JR Consult
Tragwerksplanung / Betonstatik
Norbert Lindenbauer
Planung
2005 - 2006
Fertigstellung
2006
Grundstücksfläche
3.654 m²
Bruttogeschossfläche
322 m²
Nutzfläche
245 m²
Bebaute Fläche
324 m²
Umbauter Raum
1.020 m³

Ausführende Firmen

Baum.: Fa. Geischläger, Göstling Hochkar
Holzbau: Strobl Holzbau, Preding bei Weiz
Ausbau: Die Neuen, Passail

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Presseschau

16. September 2008Norbert Mayr
zuschnitt

HolzBox goes Steiermark

(SUBTITLE) Modulsystem für Jugendcamps

»Die Box kann, mitsamt ihren Möbeln, bereits vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden. Nach Größe und Gestalt der Anlage werden die Boxen dann addiert...

»Die Box kann, mitsamt ihren Möbeln, bereits vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden. Nach Größe und Gestalt der Anlage werden die Boxen dann addiert...

»Die Box kann, mitsamt ihren Möbeln, bereits vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden. Nach Größe und Gestalt der Anlage werden die Boxen dann addiert bzw. gestapelt.«

Modulares Bauen, Serienproduktion, Flexibilität, Ortsungebundenheit, all dies suggeriert der vor rund fünf Jahren formulierte Anspruch von HolzBox. Das Innsbrucker Architekturbüro konnte 2003 den Wettbewerb der steiermärkischen Landesregierung für ein multifunktionales Campmodul für Jugendliche und Familien für sich entscheiden. Das modulare Musterkonzept sollte die architektonische, infrastrukturelle und funktionale Qualität von Ferienherbergen verbessern. Gefordert waren ein Betreuermodul mit einem Bett, ein Jugendraummodul mit sechs und ein Familienmodul mit vier bis fünf Betten. Die Lösung von HolzBox war einfach: drei gleich lange, beliebig kombinierbare Containermodule aus Massivholzplatten. Denn obwohl ursprünglich eine Ausführung in Holzrahmenbauweise geplant war, entschieden sich die Architekten im Lauf des Umsetzungsprozesses für die Holzmassivbauweise mit Brettsperrholzplatten, da diese, so Ferdinand Reiter, der Architektur viel eher entsprach und nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe zu den steirischen Produzenten auf der Hand lag.

Sieben mal Steiermark

Die »qualitativ hochwertigen, kostengünstigen, ästhetischen Einzelmodule« sollen durch möglichst viele Gemeinsamkeiten in ihrer Grundstruktur eine »systematische Vorfertigung« ermöglichen. Gestaltungselemente sollten aber auch den »regionalen Spezifika und Eigenarten angepasst werden«, lautete der Anspruch der Architekten. Mittlerweile sind die beiden Mustermodule in Neudau an der Lafnitz, das Jugendcamp Passail, die Apartmentanlage Planneralm, das Camp Wildalpen, die Panorama Appartements Oase in Bad Aussee und vor wenigen Monaten das Pilger- und Freizeithotel Holzbox Niederalpl fertiggestellt und in Betrieb. Das Camp Fürstenfeld als siebte Variante des modularen Systems ist in Planung.

Theorie und Praxis

Für die prototypischen Raumzellen in Neudau und die 14 Module der mehrgeschossigen Anlage Planneralm wurden die einzelnen Boxen, wie ursprünglich geplant, in der Halle vorgefertigt und mittels Mobilkran auf Technikraumsockel und Betonpfeiler gesetzt bzw. entsprechend der Hanglage versetzt gestapelt. Bei den anderen Camps wurden Wandeinzelelemente angeliefert und vor Ort zusammengebaut. Die Holzbauunternehmen hatten nämlich nicht nur logistische Probleme beim Transport der bis zu 16 Tonnen schweren Module auf engen Straßen zu überwinden; die Manipulation beim Versetzen barg die reale Gefahr, dass die zusammengefügten Teile aus den Fugen geraten würden. Bei den aufgeständerten Holzboxen in Wildalpen wurden die Lasten der Auskragung über jeweils ein Brettsperrholz-Wandelement abgetragen. In der terrassierten Anlage in Bad Aussee war dies wegen kürzerer und daher längs »gestückelter« Elemente eines anderen Herstellers nicht möglich. Hier – ähnlich wie in Niederalpl – bildet daher eine Betonplatte den Boden der Module.

Für alle drei Grundtypen – Betreuerraum (ca. 19 m²), Jugendraum (ca. 29 m²) und Wohneinheit (ca. 39 m²) – entwickelte HolzBox besonders ökonomische Grundrisse, die im Bedarfsfall modifiziert wurden, wie etwa beim 55 m² großen, behindertengerechten Appartement-Typ in Bad Aussee.

Aussichtssache

Neben Niedrigenergiestandards zeichnet ein intensiver Landschaftsbezug alle Anlagen aus. Die Optimierung des »Panoramablicks« mittels großflächiger Verglasungen und Glasbalkone verbindet sich mit dem jeweils spezifischen Reagieren auf Topografie und Kontext. Durch die Aufständerung der Holzkörper wurden attraktive, geschützte Freibereiche gewonnen (Wildalpen), manche Module wurden im Hang eingebettet (Passail, Planneralm) bzw. mit gedeckten Erschließungsbereichen terrassiert (Bad Aussee).

Zur ökologischen kommt die atmosphärische Qualität von Holz. In allen Camps sind die Fichten-Brettsperrholzelemente bei Decken und Wänden visuell präsent, möglichst kombiniert mit Lärchenholzböden. Die sägeraue Schnittholz-Hülle trotzt – z. B. in Wildalpen – dem Wetter. Eine Verkleidung mit eingefärbten oder neutralen Schichtstoffplatten kam im Außenbereich der beiden Stirnseiten, aber auch bei den Nasszellen, zum Einsatz. Die von den Architekten gestalteten Möbel bestehen aus anthrazitfarbenen MDF-Platten. Bei manchen Camps erinnern die hölzernen Luken der Boxen an die Öffnungen eines Bienenstocks. Die Waben aus Holz mit den Sanitärboxen in der Mitte präsentieren sich als offene bzw. großflächig verglaste Wohnröhren. Dies gilt sowohl im Zugangsbereich als auch nach vorne, zur Landschaft hin, wo im Standardmodul Schlafnische und Loggia untergebracht sind. Eine Übersiedelung per Kran wäre jederzeit möglich, zumindest theoretisch.



verknüpfte Bauwerke
Jugendcamp
Apartmentanlage Holzbox Planneralm
holzbox niederalpl



verknüpfte Zeitschriften
zuschnitt 31 Massiv über Kreuz

12. April 2008Isabella Marboe
Der Standard

Holzunterricht für die Ferien

Für die Steiermark entwickelte das Tiroler Büro HolzBox ein modulares Herbergssystem mit Wiedererkennungswert. Direkt an der Salza wurde das bestehende Jugendcamp um 30 Betten pädagogisch wertvoll erweitert.

Für die Steiermark entwickelte das Tiroler Büro HolzBox ein modulares Herbergssystem mit Wiedererkennungswert. Direkt an der Salza wurde das bestehende Jugendcamp um 30 Betten pädagogisch wertvoll erweitert.

Grüne Almen, schwarzes Kürbiskernöl und ein markiger Dialekt - landschaftlich, kulturell und kulinarisch hat die Steiermark einiges zu bieten. An günstigen Jugendherbergen aber herrschte bisher großer Mangel. Also schrieb das Land im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader+“ einen Wettbewerb für multifunktionale Camping-Module aus. Sie sollten aus steirischem Holz sein, sich dem Gelände anpassen und das touristische Image der Region nachhaltig verjüngen.

Das Innsbrucker Architekturbüro HolzBox überzeugte mit kompakt möblierten Modulen, die sich beliebig aneinander reihen, übereinander stapeln und in Wasser- oder Hanglagen aufständern lassen. Es gibt eigene Holzboxen für größere Gruppen sowie für Betreuer und Eltern. Jede Box ist zehn Meter tief und an beiden Schmalseiten verglast. Auf einer Seite befindet sich die Erschließung, auf der anderen die Schlafnische mit einer nebenliegenden Loggia. In der Mitte liegt die Sanitärbox.

In materieller Hinsicht zeigen die Module, was Holz alles kann. Die Decken und Wände sind aus massiver, verleimter Fichte - das ist nicht nur robust, sondern auch ökologisch nachhaltig, atmosphärisch warm und naturschön. Außen trotzt pures, sägeraues Schnittholz jedem Wetter. „Holz ist sehr vielseitig“, sagt Architekt Ferdinand Reiter, „im vorgefertigten Leichtbau kann man damit rasch und kostengünstig eine Tourismusinfrastruktur schaffen.“

So geschehen im Wildwasserzentrum der österreichischen Naturfreunde. Es liegt in den Wildalpen am Ufer der Salza, einem idealen Einsteigerfluss zum Raften und Kajakfahren. Von April bis Oktober schlagen bis zu 200 Menschen ihre Zelte und Wohnmobile am Campingplatz auf. Abenteuer und Natur gab es hier zu genüge, doch leider hatte das Wildwasserzentrum nur spärliche 24 Betten im Altbau an der Straße. Man brauchte dringend Platz für Schulen, Gruppen und Familien.

Westlich vom Bestand steht nun ein neues Camp der HolzBox. Es besteht aus fünf Apartment- und einem Gemeinschaftsmodul, die allesamt auf einer aufgeständerten Bodenplatte am Ufer entlang schweben. Diese Maßnahme schützt vor Hochwasser und schafft unter dem Camp einen gedeckten Freiraum, wo man grillen, Boote parken und bei Regen ungestört im Freien sitzen kann.

Holz bis in den Innenraum

Der Zugang liegt zwischen den Bäumen. Eine breite Treppe, die zugleich eine große Kommunikationsplattform ist, führt auf den Erschließungsflur im Westen. Auf den hohen Sitzstufen treffen sich alle. Darunter ist ein Lager, darüber liegt der Gemeinschaftsraum zwischen zwei Glasfronten. Tische und Stühle sowie eine Eckbank aus schwarzen MDF-Platten, die zugleich eine Lade ist, säumen die Längswand. Über dem Küchenblock hängen die Tassen vom Oberschrank herab. „An den Möbeln haben wir ganz schön getüftelt“, sagt der Architekt.

In den Schlafkojen stehen neben den Stockbetten hohe Kastenstelen mit Stauraum. Keck ragt die äußere Schlafstätte auf den Flur und schafft so dem Eingang eine Nische. Am Glas ist man hautnah am Geschehen, hinterm Lüftungsflügel kann man sich verstecken, wenn man will. Die Eltern und Erzieher schlafen mit Blick zum Fluss. Wenn nötig, lassen sich die ohnehin großen Betten durch Aufstocken noch verdoppeln. Dezent drückt sich die froschgrüne Sanitärbox mit Dusche und WC an die Wand. Frei steht der Tisch im Raum, durch den von morgens bis abends die Sonne strömt. Am Balkon ist das Rauschen des Wassers ganz nah.

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