Pläne

Details

Adresse
An-der-Lan-Straße 42, 6020 Innsbruck, Österreich
Mitarbeit Architektur
Leszek Liszka, Petra Schuster, Christian Lindner
Bauherrschaft, örtliche Bauaufsicht
IIG
Tragwerksplanung
ZSZ Ingenieure
Fotografie
Lukas Schaller
Maßnahme
Neubau
Wettbewerb
1996
Planung
2001
Ausführung
2003 - 2006
Grundstücksfläche
24.200 m²
Nutzfläche
21.700 m²
Umbauter Raum
92.000 m³

Preise und Auszeichnungen

2008 European Prize for Urban Public Space: special mention
2008 Ugo Rivolta European Architecture Award: honourable mention
2007 Holzbaupreis Tirol 2007 Saal.odorf, Anerkennung
2007 Der Österreichische Baupreis 06: 1. Preis
2006 Bauherrnpreis '06 der ZV: Belobigung
2006 Mies van der Rohe AWARD 07: Nominierung
2006 Europan Implementation Prize: honourable mention
2004 Otto Wagner Städtebaupreis: Würdigung
BTV-Bauherrenpreis für Tirol 2007, Preisträger
Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2006, Anerkennung

Publikationen

2009 Buch „Best of Austria, Architektur 2006_07“, AZW
2009 Latvijas architekura 2009/Augusts : „Saal.odorf“
2009 Buch „Urban Spaces – environment fort he future“ , LINKSbooks Barcelona, 10 S.
2008 Buch „innsbruck.stadtgeschichten“ StudienVerlag Innsbruck
2008 Buch „The Public Chance-New urban landscapes“ a+t ediciones, Spain 2008 Architektur & Bauforum 09: „Im Vexier, die Architektur und ihre Fotografie“ (Titelseite-Foto)
2008 DETAIL 2008/3 : „Kindergarten in Innsbruck“ (13 Seiten)
2007 91° issue 1 autumn 2007 „How to Build a Middle“ von Anne Isopp (4 Seiten)
2007 Bauwelt CHINA; Beijing 3.2007, New Olympic Village Center, Innsbruck von. B. Vlay (6 Seiten)
2007 ORF Ö1 Kulturjournal vom 25. 6. 07, 5 Minuten Beitrag über centrum.odorf von T. Andreae
2007 ORF 2, lebens.art, 22.30
2007 Architektur & Bauforum 10, centrum.odorf :„ Faces&Spaces - öffentliche Lebens-Räume“
2007 ORF, Tirol Heute, 30. 4. 07, 4 Minuten Beitrag über centrum.odorf von Teresa Andreae
2007 Buch „DBOOK. A Visual Analysis of 64 Collective Housing Projects“, a+t ediciones, Spain
2007 Bauwelt (13.07) „Provokante Ähnlichkeit“ von Bernd Vlay (+Titelseite)
2007 „Turn On“ Sonderbeilage in „Der Standard“, Hrsg.: Architekturstiftung Österreich
2007 Die Presse (Spectrum 10. 2. 07): „Ein Platz lebt auf“ von Judith Eiblmayr
2007 Buch „UROPEAN URBANITY“ Englisch/Deutsch, Springer Verlag
2007 Buch FACES&SPACES“, Projektdoku centrum.odorf, Engl./Dt., Verlag Europan, Frankreich
2007 Katalog „Auszeichnungen des Landes Tirol für NEUES BAUEN“ Hrsg. AUT u. a.
2007 AUT Info 01/2007 Neues Bauen, Preisträger und Anerkennungen
2006 ARQUITECTURA COAM (346, 4T 2006, Spanien): centrum.odorf
2006 a+t (Nr. 28 2006, Spanien, „in common IV, Espacios collectivos“): centrum.odorf
2006 SKIN (A&B 02 Nov.06): centrum.odorf „Durch-Aus-Weit-Blicke“ von Lia Röck
2006 AIT (9-2006): MPREIS.odorf
2006 profil (Nr. 46, Nov. 2006): centrum.odorf „Einer für alle“ von Anne Isopp
2006 Architektur & Bauforum 02: centrum.odorf „Bauzustand“
2006 Tiroler Tageszeitung (7. 7. 2006) 4 Seiten Sonderbeilage centrum.odorf anlässlich der Eröffnung
2006 Tiroler Tageszeitung (9. 5. 2006) „Holzschatulle in der Sichtbetonkiste“ von Edith Schlocker
2004 Buch „Europan 1-6, Negotiated Projects“, Hrsg. EUROPAN EUROPE
1997 „Europan 4, europäische Ergebnisse“ Hrsg. EUROPAN EUROPE
1997 „ la ville sur la ville, europan 4” Ergebnisse Österreich und Ungarn

In nextroom dokumentiert:
Best of Austria, Architektur 2006_07, Hrsg. Architekturzentrum Wien, Verlag Holzhausen GmbH, Wien 2009.
A10, new European architecture #12, A10 Media BV, Amsterdam 2006.

Archtour

Genereller introtext zu Archtour der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

14. April 2007Isabella Marboe
Der Standard

Ein Platz an der Sonne

Das Innsbrucker O-Dorf hat ein neues Zentrum und einen urbanen Lebens-mittelpunkt. Rundgang durch das Siegerprojekt des Europan-Wettbewerbs 1996.

Das Innsbrucker O-Dorf hat ein neues Zentrum und einen urbanen Lebens-mittelpunkt. Rundgang durch das Siegerprojekt des Europan-Wettbewerbs 1996.

Die Buslinie O führt vom Innsbrucker Bahnhof mitten ins so genannte O-Dorf. Zur Olympiade 1964 baute man den ersten Teil, viele Jungfamilien zogen damals in die modernen Wohnblöcke. 1976 folgte Bauteil 2: höher, schneller und stärker. Betonfertigteile wurden zu Riegeln, Blöcken und Türmen gestapelt. Mit oder ohne Balkon verdichtet sich hier die ganze typologische Bandbreite des Systemwohnbaus zum scheinbar endlosen urbanen Patchwork.

Etwa 8000 Menschen leben hier. Das Sozialgefüge ist bunt gemischt, der Ausländeranteil hoch. Von den olympischen Ringen des Olympiaparks ist der Lack längst abgeblättert. Ein Neubau-Impuls tat not. Beim Europan-Wettbewerb 1996 siegten die Architekten Froetscher Lichtenwagner. Sie nahmen die stille Poesie der Scheiben auf: „Dieses Spiel mit den Klötzen kann eine zauberhafte Aura gewinnen: Es ist reizvoll, die Qualitäten aller Alltagsfacetten aus so einem Viertel zu destillieren. Wir wollten einen öffentlichen Platz schaffen, der die Leute anzieht.“

In Anschluss an den Olympiapark planten sie auf ortstypischer Rasterbasis einen 90 Meter langen und 45 Meter breiten Platz, der von markanten Baukörpern gefasst wird. Bauherrin war die Innsbrucker Immobilien GmbH (IIG). Subtil bereichert der mit anthrazitgrauen Eternit-Platten verkleidete Mäander das lokale Typenrepertoire um eine neue Form. Als zweistöckiger L-Winkel gleitet er über Tiefgarage, Lebensmittelgeschäft und Kindertagesheim die Ostseite entlang, kantet sich gläsern zum Mehrzwecksaal und selbstbewusst zum 50 Meter hohen Wohnturm auf. Eine gelbe Lichtschneise mit Luftbrücken teilt den Wohnturm in zwei Hälften. 27 der insgesamt 105 Einheiten sind betreute Seniorenwohnungen.

Neues Dorf-Konzentrat

Die Architekten: „Unsere maximalen Fensterformate reichen bis zum Boden, über Eck verglaste Loggien und französische Fenster sind im Hochhaus ein Luxus.“ Der Mäander tut dem Ort gut: Er wird zum neuen Dorf-Konzentrat, seine offene Platzmitte gestalteten die Architekten gemeinsam mit Alice Grössinger von Idealice mit hölzernen Bankgebirgen, abstrakten Heumandeln und schwebenden Lampenbahnen. Mit einem Wort: eine wohnliche Bühne des sozialen Lebens.

Sogwirksam wölbt sich Fassade des Lebensmittelmarktes MPreis zur Eingangsbucht nach innen. Davor führen Jugendliche ihre Skate- und Streetdance-Künste auf, Menschen lümmeln auf hölzernen Bänken in der Sonne. Wie Magnetspäne weisen die Linien im Asphalt den Weg zum Durchgang, wo eine Stiege mit zwei Handläufen für Groß und Klein zu Jugendtreff, Turnsaal, Innenatrium und Kindergarten führt.

Rege gedeiht das Vereinsleben im Plattenbau. Im Glasfoyer an der Nordseite ankert der rundgebauchte, hölzerne Mehrzwecksaal. Stolze 300 Menschen haben auf den bunten Sesseln unter der wirren Holz-Akustikdecke Platz. „Der Saal ist universell nutzbar“, sagt der Hausmeister, „im Fasching gab es jedes Wochenende einen Ball.“ Zum Großtauschtag der Philatelisten kamen Sammler aus ganz Österreich, die Klangspuren Tirol buchten den Saal als Location für ihr Festival.

10. Februar 2007Judith Eiblmayr
Spectrum

Ein Platz lebt auf

Wenn man sich Innsbruck mit dem Zug von Osten her nähert, zeigt sich die Stadt von ihrer plakativ großstädtischen Seite. In einiger Entfernung ziehen die...

Wenn man sich Innsbruck mit dem Zug von Osten her nähert, zeigt sich die Stadt von ihrer plakativ großstädtischen Seite. In einiger Entfernung ziehen die...

Wenn man sich Innsbruck mit dem Zug von Osten her nähert, zeigt sich die Stadt von ihrer plakativ großstädtischen Seite. In einiger Entfernung ziehen die Hochhäuser des Olympischen Dorfes vorbei und liefern Zeugnis ihrer Entstehungszeit: Anlässlich der Olympischen Spiele 1964 wurde der neue Stadtteil begonnen und 1976, als Innsbruck zum zweiten Mal Austragungsort der Winterspiele war, in einer zweiten Bauetappe erweitert. Im Wissen um den Mangel an leistbaren Wohnungen in Innsbruck entschied man 1960, auf der „grünen Wiese“ in Neu-Arzl möglichst dicht zu bauen. Die ursprüngliche Idee, den Olympioniken am Hang der Nordkette ein echtes Tiroler Dorf aufzustellen, war aus finanziellen und logistischen Gründen nicht umzusetzen gewesen und so hatte man sich doch für Wohnblöcke unten im Inntal entschieden. Nach über vierzig Jahren hat der Stadtteil mit cirka 8000 EinwohnerInnen soweit einen eigenständigen Charakter entwickelt, dass Probleme vor Ort von der Stadtverwaltung ernst genommen und spezifische Lösungen gesucht werden.

Die Stadt Innsbruck hat – gemessen an der Bauleistung im letzten Jahrzehnt – eine beachtenswerte Entwicklung genommen. Das Architekturgeschehen der Stadt ist geprägt von prestigeträchtigen Projekten, die jedoch nicht wie in vielen anderen Städten zu selbstreferentiellen Investorenbauten geraten, sondern auch einen Mehrwert für die Stadt und ihre 135.000 EinwohnerInnen bedeuten. In Tirol ist generell das Wissen um die Wertigkeit von qualitätvoller Architektur bei öffentlichen wie privaten Bauherren sehr hoch, aber in Innsbruck wird speziell darauf geachtet, dass stadtstrukturelle Verbesserungen nicht nur für die Tourismuszonen, sondern auch für die Randlagen der Stadt erzielt werden, wie am Beispiel des Olympischen Dorfes zu sehen ist.

Um eine Lösung für eine identitätsstiftende Zentrumsbildung zu finden, wurde das „O-Dorf“ 1996 als „Europan“-Wettbewerb – europaweit für unter 40-jährige ArchitektInnen – ausgeschrieben, aus dem die in Wien tätigen Architekten Willi Frötscher und Christian Lichtenwagner als Sieger hervor gingen. Nachdem das Projekt mehrere Jahre auf Eis gelegt war, erhielten die Architekten schließlich 2001 den Zuschlag und man wandte sich gemeinsam mit der Stadtplanung umso engagierter dem Diskurs und der Realisierung zu. Denn das geplante Bauvolumen war in Form und Programmatik gewaltig: Um ein unmittelbar belebtes Ortszentrum zu schaffen, sollte am neuen „Hauptplatz“ neben den öffentlichen Nutzungen wie Veranstaltungshalle, Kindertagesheim, Jugendzentrum und betreutes Wohnen für Pensionisten die urbane Dichte durch 100 zusätzliche Wohnungen gesteigert werden. In Analogie zur bestehenden Bebauung des Olympischen Dorfes wurde ein Hochhaus implementiert und dem L-förmigen, flachen Riegelbau beigestellt. Somit wird nicht nur das Zentrum durch einen Turm markiert, sondern auch der Platz stadträumlich gefasst und durch die entsprechende Fußgängerfrequenz der Hausbewohner automatisch belebt.

Die Dichte war also da, die sozialen Einrichtungen ebenso, aber wo bleibt die Urbanität? Wie gelingt es, den Platz so anzureichern, dass die Menschen auch verweilen wollen und ihn dadurch mit Leben erfüllen? Frötscher und Lichtenwagner gingen dieses Problem planerisch und praxisorientiert an: Sie suchten den Kontakt zur Firma M-Preis, Tirols größter Supermarktkette, die konzeptionell immer auch ein kleines Café an ihre Märkte angekoppelt hat. Somit war genau jene infrastrukturelle Basis geschaffen, um einen Platz als „Marktplatz“ zu definieren: die Menschen werden nah versorgt, nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Kaffee und Kuchen und mit Klatsch und Tratsch aus dem Quartier.

Die Gestaltung des Platzes selbst sollte nicht die gewachsene historische Stadt stilisieren, sondern nimmt Bezug auf seine Funktion als Verteiler und als sozialer Treffpunkt. Ein Bereich ist durch eine Pergola zur Beschattung gedeckt und mit darunter stehenden Parkbänken bestückt, sonst wird eine Zonierung für Altersgruppen oder Zuweisung bei der Nutzung vermieden. Natürlich wird so auch potentiellen Konflikten Raum gegeben, zwischen den Generationen oder ethnischen Gruppen, wie sie in jedem Stadtteil mit vorwiegend sozialem Wohnbau europaweit zu finden sind. Aber die mögliche soziale Kontrolle trotz Weitläufigkeit funktioniert seit der Fertigstellung im Mai angeblich gut – was auch mitten im Jänner schön zu beobachten ist: Zu Mittag strömen die Kinder der nahen Hauptschule zum Platz, kaufen sich etwas zum Essen, gehen ins Café oder lungern auf den raupenähnlichen „Bankbändern“ herum. Manche schlendern in Richtung Hort, eine Gruppe legt sich die Schultaschen als Torbegrenzungen auf und spielt Fußball. Die Pensionisten gehen auf den Rollator gestützt eine Runde spazieren und kleine Kinder nutzen die Bänke zum Klettern und Rutschen. Und beim Supermarkt herrscht sowieso ein ständiges Kommen und Gehen.

Begrünt wurde am Platz nur sparsam, da sich unter dem Platz die Tiefgarage für das Quartier befindet. Die Landschaftsarchitektin Alice Größinger von „Idealice“ entwarf zarte, grün gestrichene Rankgerüste, ähnlich den „Heumandln“ – jenen Holzgestellen auf den Bauernwiesen, auf die das Heu zum Trocknen getürmt wird. Sonst wird nur der Boden gestalterisch akzentuiert, indem weiße Streifen am Asphalt eine Gehrichtung zeichnen. Sie weisen den Weg – durch einen Durchgang hindurch – in den südöstlichen Teil des O-Dorfes, aber auch zum Mehrzwecksaal, der aufwändig gestaltet wurde, um ihn für „auswärtige“ Nutzungen attraktiv zu machen. Neben möglicher Hochkultur (Theater und Konzerte) finden hier Grätzelkultur und Vereinsleben, wie Chor, Musikkapelle oder private Feiern statt.

Das Besondere am Projekt Centrum O-Dorf ist, dass die Architekten von der städtebaulichen Konfiguration bis zu den Details der einzelnen Bereiche wie Kindergarten, Wohnungsgrundrisse und Supermarkt planen konnten. Noch dazu konnten sich Frötscher und Lichtenwagner diesen Aufgaben ohne unnötigen Zeitdruck widmen, und diese Sorgfalt sieht man dem Projekt in seiner Gesamtheit auch an. Ein gelungenes Beispiel einer integralen und hoffentlich auch integrativen Planung durch Architekten, Bauträger und eine um Nachhaltigkeit bemühte Stadtplanung.

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