Details

Adresse
Handelskai 216, 1020 Wien, Österreich
Mitarbeit Architektur
Cecilia Bechteler-Najjar, Gerda Gibelhauser, Ruth König, Gerlinde Pöttinger, Johannes Ritzer
Bauherrschaft
DOMIZIL, BWS-Gruppe
Tragwerksplanung, Bauphysik
Dr. Ronald Mischek ZT GmbH
Mitarbeit Bauphysik
Tichelmann
Landschaftsarchitektur
Harald Vavrovsky, Arche Noah
örtliche Bauaufsicht
Mischek Bauträger Service GmbH
Mitarbeit ÖBA
Alexander Kopinitsch, Walter Berthold (ab 2005)
Fotografie
Manfred Seidl
Weitere Konsulent:innen
Haustechnikplanung: Hochbau Consult
Funktion
Wohnbauten
Wettbewerb
1996
Planung
2000 - 2003
Ausführung
2003 - 2005
Grundstücksfläche
6.206 m²
Bruttogeschossfläche
20.243 m²
Nutzfläche
20.000 m²
Bebaute Fläche
4.989 m²
Umbauter Raum
87.426 m³
Baukosten
20,3 Mio EUR

Ausführende Firmen

Generalunternehmer: ARGE Handelkai 216 Mischek Bau AG ­ Voitl & Co. Baugesellschaft mb

Presseschau

08. Juli 2006Isabella Marboe
Der Standard

Über den Wellen

Der Handelskai kann ein unwirtlicher Ort sein. Doch die Architekten Ablinger, Vedral & Partner haben im Gewusel des Verkehrs einen architektonischen Impuls gesetzt.

Der Handelskai kann ein unwirtlicher Ort sein. Doch die Architekten Ablinger, Vedral & Partner haben im Gewusel des Verkehrs einen architektonischen Impuls gesetzt.

Parkdecks aus Betonfertigteilen säumen den heftig verkehrsumtobten Handelskai. Dahinter erhebt sich die Schnellbahn, die im sturen Fahrplantakt den Lärmpegel regelmäßig erhöht. Einem Gutachten zufolge halten die blau-weißen Züge hier die einsame Wiener Spitzenposition. Dass der Steg, der sich an dieser Stelle kühn über die Donau stülpt, justament Kafkas Namen trägt, gibt dem trostlosen Ort den Rest.

Für die Wohnbebauung auf der angrenzenden, 100 Meter langen Stadtparzelle wurde 1996 ein Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem die Architekten Ablinger, Vedral & Partner als Sieger hervorgingen. Mit einer gewissen Leichtigkeit entgleitet der Bau seinem übermäßig hohen, durchlässigen Sockel und gebietet der sonst eintönigen Blockrandbebauung des Handelskais städtebaulichen Einhalt.

Das fünfte Stockwerk wird zu einer Zäsur, zu einem luftigen Freigeschoß über den staubigen Niederungen des Verkehrs, um witterungsgeschützt die örtliche Gunst mit Blick aufs Wasser zu zelebrieren. Ganz oben schließlich schwebt der Maisonettentrakt leicht wie ein Flieger auf optisch zurückgenommenen Stahlbetonsäulen.

Blick auf die Stadt

Auf den weiten Terrassen, die nieselregensicher unter einem Glasvordach ansetzen, breitet sich ein exklusives Panorama aus, das die Stadt von der Donaucity-Skyline bis hin zum Millenniumstower weiträumig umspannt. Mit unterschiedlich vorgesetzten Loggien, offenen Balkonen, und horizontalgeschlitzten Lochfassaden reagiert der Wohnbau auf sein Stadtumfeld, bewältigt souverän den Lärm und schafft auf verschiedenen Innenhofniveaus geschützte Grünflächen und eine durchgängige Anbindung zum umtriebigen Straßenraum des wild befahrenen Handelskais.

In den neun Jahren vom Wettbewerb zur Realisierung erhöhten die Bauträger BWS und Domizil die geforderte Nutzflächenzahl um fast ein Fünftel auf über 20.000 Quadratmeter. Trotz verschärfter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen gelang es, die hohe Dichte und große Kubatur in vier differenziert gegliederten Baukörpern ansprechend aufzulösen und die Anlage mit 213 Wohnungen (davon 59 Maisonetten) im Niedrigenergiestandard durchlässig - und reich an Freiräumen - umzusetzen.

Partitur aus Fassaden

Jede Blockrandseite ist anders und vermittelt den Eindruck eines immer wieder neuen Hauses: An einem Eck des Handelskais sorgen offene, glasgeschuppte Parkplätze vor dem transparenten Pennymarkt für ausreichenden Durchblick sowie für Nahversorgung und Umsatz an Menschen und Gütern. Dahinter wachsen die weiß gerahmten und voll verglasten Wintergärten mit Donaublick in die Höhe. Zwischen zwei verglasten Ateliers und mächtigen, grauen Stahlbetonpfeilern lässt sich hoch überm Wasser schaukeln und saunieren. Eine kleine Stiege führt hinunter auf den offenen Laubengang, von dem man entlang des Kafkastegs direkt auf die Donauinsel radeln kann.

An einer anderen Fassade wiederum haben sich die Architekten ein Farbspiel gegönnt. L-förmige Betonfertigteile mäandern um die Loggien an der Wehlistraße und betonen das orange gestrichene Innenleben. Ein paar kreative Mieter haben dieses in der Zwischenzeit durch andere Farben bereichert. In den Eigengärten im Südwesten der neuen Wohnhausanlage wiederum wuchert Gemüse in Beeten. Der zentrale Spielplatz - abwechslungsreich und auf mehreren Niveaus gestaltet - ist ein weiteres Indiz für eine gelungene Umsetzung des mittlerweile zehn Jahre alten Wettbewerbs-Projekts.

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