Pläne

Details

Adresse
Kurhausstrasse 65, 8032 Zürich, Schweiz
Bauherrschaft
Dolder Hotel
Tragwerksplanung
Ernst Basler + Partner AG, dsp
Landschaftsarchitektur
vetschpartner
Weitere Konsulent:innen
Bauherrenvertretung: SISA, St. Moritz
Projektleitung Bauherrschaft: Fanzun, Chur
Gesamtleitung und Ausführung: Itten + Brechbühl, Zürich
Energiekonzept, HLKKSE, MSRL: Ernst Basler + Partner, Zürich
Landschaftsarchitektur: Vetsch Nipkow Partner, Zürich
Innenarchitektur: United Designers Europe Ltd., London
Bauphysik, Akustik: Kopitsis Bauphysik, Wohlen
Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner, Münchenstein
Corporate Identity / Corporate Design: Interbrand Zintzmeyer & Lux, Zürich
Maßnahme
Neubau
Planung
2004
Fertigstellung
2008

Publikationen

Presseschau

10. Dezember 2011Silvio Temperli
TagesAnzeiger

Das Dolder Grand bekommt eine Schwester

Der Neubau des Hotels Dolder Waldhaus ist auf dem Reissbrett entworfen: ein geschwungener Baukörper, der die Architektur des Dolder Grand aufnimmt.

Der Neubau des Hotels Dolder Waldhaus ist auf dem Reissbrett entworfen: ein geschwungener Baukörper, der die Architektur des Dolder Grand aufnimmt.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „TagesAnzeiger“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

19. Mai 2008Benedikt Loderer
hochparterre

The Dollar Grand

Fürst Schwarzenbach lässt bauen. In diesem Satz ist alles enthalten. The Dolder Grand, das Fünfsternehotel am Zürichberg, leuchtet. Der Rest ist Hofberichterstattung, wovon in letzter Zeit genügend zu lesen war. Was unumgänglich ist, denn um eine fürstliche Residenz geht es ja.

Fürst Schwarzenbach lässt bauen. In diesem Satz ist alles enthalten. The Dolder Grand, das Fünfsternehotel am Zürichberg, leuchtet. Der Rest ist Hofberichterstattung, wovon in letzter Zeit genügend zu lesen war. Was unumgänglich ist, denn um eine fürstliche Residenz geht es ja.

Wie wohnt der Geldadel, wenn er nicht zu Hause ist, fragen sich die Subjekte des Kapitals. Und an drei Besuchstagen konnten sie das Schloss besichtigen. Staunend streunten sie durch die Räume und ihr Schauen galt ‹dem Echten›. Für einmal sind sie nicht in den Ferien und besichtigen geschichtsvergessen die vergangene fürstliche Pracht. Diesmal ist alles wahr, weil es Betrieb ist. Der Adel, der hier wohnt, herrscht, ist nicht vergangen. Am Zürichberg haben die Majestäten noch nicht abgedankt und hinterliessen bloss ihren einstigen Glanz. Die Aura des unbeschränkten Geldes weht durch das Hotel, kein Subjekt kann sich dem entziehen. Es ist nicht der Futterneid, der die Subjekte staunen macht, es ist die Neugier. Sie starren auf die allgemeine Gediegenheit und können sich kaum vorstellen, warum das alles so teuer ist. Doch dass es so viel kostet, das ist der Kern des Dolder Grand. Weil es so teuer ist, ist es ‹grand›.

Vom ‹Curhaus› zur Residenz von 1899 bis 2008, in diesem gut gefüllten Jahrhundert hat das Dolder eine ansehliche Karriere gemacht: von der Sommerfrische zu einem der ‹Leading Hotels of the World›. Es war «der Weg zurück in die Zukunft», wie zu hören war. Alle Bauten, die nach 1899 angefügt wurden, sind abgerissen worden, geblieben ist die ausgekernte Fassade des Kurhauses und darin, wie Überbleibsel, sechs Zimmer, die wie neu ausgestattete Schatzkästlein an Ort und Stelle erhalten blieben. Dazu kommen die rekonstruierte Eingangshalle und die wieder entdeckten Deckenmalereien im oberen Restaurant und in der Lobby. Zusammenfassend: Das Dolder Grand ist ein Neubau. Doch niemand von den Subjekten sieht das und keiner vom Geldadel will es wissen. Alle sehen sie das erweiterte und erneuerte Märchenschloss und alle wollen sie an die Geschichte von der ungebrochenen Tradition glauben. Sie allein ist es, die The Dolder Grand von den noch feudaleren Hotelpalästen in allen Dubais der Welt unterscheidet. ‹History sells›, doch wahre Echtheit muss nicht deklariert werden. Das ist auch nicht nötig, denn was wirkt, wird wahr. Weil das Dolder Grand so traditionell ist, ist es ‹grand›.

Das Teure ist gesichtslos

Das Märchenschloss, das, bevor es geadelt wurde, ein gigantisches Chalet war, beherrscht die Anlage, obwohl es weit kleiner ist als der Doppelbogen der Neubauten, die es von hinten umarmen. Warum? Weil der Architekt Norman Foster die Symmetrie fortsetzt. Er übernimmt das Bildungsgesetz, das Jacques Gros 1899 aufgestellt hatte. Die zentrale Achse wird bergseitig, wie früher mit dem Speisesaal, nun mit dem neuen Ballsaal abgeschlossen. Die beiden Zimmerflügel wiederholen die Grundfigur, die Gros schon vorgegeben hatte. Der Eingang ist wieder vorne, wo ihn die Symmetrie haben will. Damit wird das Märchenschloss neu gerahmt und betont. Es steht im Vordergrund und spielt die Hauptrolle. Sein Turm bleibt der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen, er verkörpert pars pro toto das Dolder Grand. Die Turmspitze wird zur erinnerbaren Abkürzung des Hotels. Weil das Dolder Grand einen Geschichten erzählenden Turm hat, ist es ‹grand›.

Doch das Märchenschloss ist eine gigantische Dienstleistungsmaschine, die vor allem unterirdisch funktioniert. Die atemberaubenden Bilder der Baugrube sind schon vergessen. Wer erinnert sich noch an den riesigen Krater, in dem in der Mitte auf Unterfangungsmauern das ausgeweidete Kurhaus wie eine Hochzeitstorte stand? (HP 6/7 06). Trotzdem: Die Bauingenieure sind die ungenannten Helden dieser Baustelle. Im von ihnen geschaffenen Kellerbauch steckt alles, was die Maschine am Laufen hält. Es gibt zwei Hotelerzählungen, die sich ergänzen: die am Licht und die künstlich beleuchtete. Die aseptisch-korrekten Traditionsräume erzählen die offizielle, die neon-beleuchteten Gänge die Wirkungsgeschichte des Hotels. Weil das Dolder Grand einen so riesigen Bauch hat, ist es ‹grand›.

«Wie wars?», werden die Subjekte nach dem Besuch gefragt. Sie beschreiben Einzelheiten: die historischen Armaturen, Aladins Wunderlampen im Ballsaal, die ruppigen Kalksteinwände im Badeland sind aufgefallen. Warum keine Zusammenhänge? Weil alles so gedämpft, zurückgenommen, ununterscheidbar ist. Man hat das Gefühl, das Haus wolle nicht erkannt werden. Hier herrscht der anonyme Stil. Nur nicht zu laut, war der leise Befehl an die Ausstatter. Es ist das Genie der Lieferanten, das hier am Werk ist. Diese Leute wissen, was der Gast will, vom Hoteldirektor bis zum Interior Designer. Er will Exklusivität. Warum aber endet diese im anonymen Stil, in jener Unverbindlichkeit, die das Exklusive zum Allerweltsluxus macht? Das Teure ist hier gesichtslos. Der Geldadel schätzt eine konfliktfreie Moderne, alles ist edel-schlicht, nichts ist erinnerbar. Es ist der Geschmack, den man einkauft. Der Gast will es so, ihm zu dienen, ist des Hotels erste Pflicht. Ein ebenso überzeugender Grund, wie wenn die Fernsehdirektorin sagt: Der Zuschauer will es so. Weil das Dolder Grand von anonymem Stil ist, ist es ‹grand›.

Die Spielregeln der Preisliste

Immerhin, dort wo die Konvention noch ungefestigt ist, sind Überraschungen möglich. Im Badeland, pardon, Spa, gibt es den Canyon. Der sich verengende Schlitz zwischen Alt- und Neubau wird als Oberlicht in Szene gesetzt. Das allein wäre bloss praktisch, doch die Bewegung wird in einer Spirale weitergeführt, die im Meditationsraum und in den innersten Tiefen des Gebäudes endet. In der Gegenrichtung öffnet sich ein Trichter zum Schwimmbad und zur Landschaft. Aus dem Vorwärtsschreiten wird ein Fliegen. Leider ist diese Schnecke die einzige räumliche Erfindung im ganzen Komplex. Der Ballsaal ist zwar mit Gold dekoriert, wirkt aber trotzdem seltsam klein, die Kuppel allein hat etwas Herrschaftliches. Doch hier kann der Fürst keinen Hofball geben, Fund Raising Dinners aber wohl. Bei dieser Überlegung angekommen wird klar: Fürst Schwarzenbach residiert nicht hier und auch der Geldadel ist nur auf der Durchreise. Die Aura platzt. Die Subjekte des Kapitals staunen ins Leere. Da ist nichts Heiliges, da strahlt keine Dynastie. Ernüchterung auf den Gesichtern, alles funktioniert wie gewohnt, die Spielregeln gehorchen der Preisliste. Das Hotel ist leider kein Kraftort, sondern ein gehobenes Dienstleistungsunternehmen. Weil das Dolder Grand so kapitalistisch ist, ist es ‹grand›.

Entschädigt, nein belohnt, werden die Gäste und die Subjekte mit der Aussicht auf See und Alpen. Das Hotel steht auf einem Balkon und ist selbst einer. Mit oder ohne Aussicht, das ist das Plus und Minus dieses Hotels. Dieser Rechnung gehorchte schon Jacques Gros, Foster hat kräftig und geschickt dazu addiert. Auf jeden Fall gilt: Weil das Dolder Grand diese Aussicht hat, ist es ‹grand›.



verknüpfte Zeitschriften
hochparterre 2008-05

30. Juni 2006Werner Huber
hochparterre

Ein Diamant in neuer Fassung

Damit ‹The Dolder Grand› weiterhin das Flaggschiff der Zürcher Hotellerie bleibt, wird es aufwändig umgebaut und erweitert. Foster and Partners haben es entworfen, Itten + Brechbühl und Ernst Basler + Partner setzen die Pläne in die Realität um – eine Parforce-Leistung für alle Beteiligten.

Damit ‹The Dolder Grand› weiterhin das Flaggschiff der Zürcher Hotellerie bleibt, wird es aufwändig umgebaut und erweitert. Foster and Partners haben es entworfen, Itten + Brechbühl und Ernst Basler + Partner setzen die Pläne in die Realität um – eine Parforce-Leistung für alle Beteiligten.

Hoch über Zürich eröffnete 1899 das von Landesmuseum-Architekt Jacques Gros entworfene Grand Hotel und Curhaus Dolder seine Türen. Das romantische Bergschloss kostete 1,7 Millionen Franken und war schon damals das teuerste Haus der Stadt - trotz Bad auf der Etage. Das Hotel war zunächst nur in der Sommersaison geöffnet, erst 1916 stellte es auf Ganzjahresbetrieb um, vor allem, um betuchte Flüchtlinge zu beherbergen, die der Erste Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben hatte. Stets passte sich die Herberge den Bedürfnissen der Zeit an: In den Zwanzigerjahren wurde der Hoteleingang von der Hauptfront an die Rückseite verlegt, um an dessen Stelle ein Restaurant zu bauen, und hinter dem Hotel entstand ein Personalhaus. In den Sechzigerjahren wurde das Hotel umfassend renoviert, es erhielt einen zusätzlichen Zimmertrakt und einen Ballsaal im ersten Stock. Die Aus-sen-renovation- Ende der Siebzigerjahre war die letzte aussen sichtbare Veränderung. Während mehr als hundert Betriebsjahren konnte das Grand Hotel Dolder seine führende Rolle in der Zürcher Hotellerie zwar halten, doch ohne grössere Investitionen wäre die Position des traditionsreichen Hauses gefährdet gewesen; denn weltweit rüsten die Hotels der Spitzenklasse massiv auf. 2001 stiegen Devisenhändler Urs Schwarzenbach und Gastronom Martin Candrian beim Dolder ein. Sie vereinigten, was für die Zukunft des Hauses nötig ist: Geld und Know-how.

Das Projekt des Lords

Die Pläne für das neue Dolder, das seit April ‹The Dolder Grand› heisst, zeichneten Foster and Partners, die für Schwarzenbachs Sisa Immobilien bereits die Chesa Futura in St.Moritz entworfen hatten (HP 12/03). Ziel der Arbeiten ist es, das Haus wieder von seiner besten Seite zu zeigen. Dafür werden die späteren Zubauten abgerissen und der Haupteingang wieder an seine ursprüngliche Stelle verlegt. Zwei neue Zimmertrakte - der Spa-Flügel und der Golf-Flügel - umschliessen den Altbau von hinten, in der Achse des Haupteingangs kommt der Ballsaal zu stehen. Zu Füssen des Haupthauses, unter der Hotelzufahrt, kommen Restaurant, Konferenzsäle und der Spa-Bereich zu liegen. Kurz: Lord Foster gibt dem alten Diamanten einen neuen Schliff und setzt ihn in eine neue Fassung.

Itten+Brechbühl als Gesamtleiter und Ausführer sowie Ernst Basler+Partner als Ingenieure sind die Juweliere, die Fosters Schmuckstück vom Papier in die Realität umsetzen. Doch anders als im Schmuckatelier, wo der Diamant erst zum Schluss in die Fassung eingesetzt wird, steht auf der Baustelle hoch über Zürich der edle Stein bereits an seinem Platz und die Fassung muss um ihn herum gebaut werden - eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten. Denn die bis zu 18 Meter tiefe Baugrube rückt dem Altbau von allen Seiten zu Leibe, gleichzeitig erhält das alte Haus neue, tiefer gelegte Fundamente und hinter den alten Fassaden wird sein Innenleben, mit Ausnahme weniger, Teile komplett neu erstellt.

Den Altbau am Ort behalten

Auf einem Rundgang durch das im Rohbau weitgehend vollendete Haus schildern der Chefbauleiter Kuno Zimmermann und der Ingenieur Consuelo Senn, wie sie dafür sorgten, dass der Altbau nicht in die Baugrube rutschte, und wie sie das ausgehölte Haus stabilisierten, damit es nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. 150 Arbeiter waren während den Tiefbau- und Rohbauarbeiten auf der Baustelle beschäftigt. Zunächst wurde das Grand Hotel von seinen An- und Erweiterungsbauten befreit und aus dem Innern wurden die nichttragenden Bauteile entfernt. Dann wurden im Keller Mikropfähle in den Boden eingelassen und das Haus für die Abfangung und Stabilisierung vorbereitet. Nun wuchs im Innern, die alten Holzböden durchdringend, ein provisorisches Stahlskelett in die Höhe. Die Aussenfassaden wurden in 500 Bauetappen unterfangen und nach unten verlängert, um die Höhe des Untergeschosses zu erhöhen. Gleichzeitig hob man die Baugrube allmählich auf das Bodenniveau des neuen Kellergeschosses aus. Im nächsten Schritt wurde der Altbau von oben nach unten ausgekernt und die Stabilisierung der Fassade auf die Stahlkonstruktion verlagert.

Erhalten blieben vom alten Haus die Aussenwände, Teile des Daches, der Mittelteil mit Steinhalle, Haupttreppe und vorgelagerten Zimmern, die beiden Seitentreppen und - jeweils rechts und links des Mittelteils - zwei Zimmer pro Geschoss, die nun am Stahlskelett frei in der Luft hingen. Nun konnte man unter dem ausgeräumten Haus die Bodenplatte des neu als Gartengeschoss bezeichneten Untergeschosses betonieren. Das Haus hatte wieder festen Boden unter den Füssen gewonnen - jedoch nur für kurze Zeit. Denn jetzt begann die Baustelle in zwei Richtungen zu wachsen: Während nach oben in den alten Mauern sukzessive der neue Rohbau in die Höhe wuchs, gingen unten die Grabungen weiter; die Neubauten dringen tief in den Boden ein und schieben sich teilweise unter den Altbau. 110000 Kubikmeter Aushub führten die Lastwagen teilweise im Drei-Minuten-Takt ab - das waren bis zu 300 Fahrten pro Tag. Zur Grundsteinlegung am 4. Februar 2005 schien das alte Grand Hotel wie ein Hochseedampfer in einem tiefen, ausgetrockneten Ozean zu stehen.

Chirurgenarbeit im Hotel

Dieser schon auf dem Papier komplizierte und aufwändige Ablauf war auf der Baustelle noch komplexer und hielt manche Überraschungen bereit. So war die Bauqualität der alten Fassade sehr unterschiedlich. Zwar weise der Sandstein eine hohe Festigkeit auf, doch sei stellenweise sehr wenig Zement vorhanden gewesen, erläutert Kuno Zimmermann. Zudem sei während 100 Jahren sehr viel geflickt und verändert worden, was die Stabilität weiter beeinträchtigte. Zur Sicherung der Baustelle hatte man ein aufwändiges System installiert, das in heiklen Phasen kontinuierlich allfällige Verschiebungen registrierte und selbsttätig Alarm geschlagen hätte. Fast täglich standen Planer und Ausführende vor neuen Hürden, mussten unter Zeitdruck Lösungen für unerwartete Probleme finden.

Auch das Füllen der alten Hülle bot einige Knackpunkte, so beim Anschluss des Neuen ans Alte und bei der Haustechnik, die bei gleich bleibender Raumhöhe unsichtbar eingebaut werden muss. Für horizontale Lüftungskanäle blieb so kein Platz, sie mussten via Dach zur Technikzentrale in den Keller geführt werden. Und in den Wänden und Decken blieb neben den orangen Bündeln der Elektrorohre für Beton manchmal kaum mehr Raum. Chirurgenarbeit war am Dachstock nötig, wo die zimmermännische Tragstruktur grösstenteils entfernt, die charakteristischen Dachvorsprünge aber an Ort belassen werden.

Ohne Geometer geht nichts

Fragen solcher Art sind bei Sanierungen oder Umbauten an der Tagesordnung. Dafür würde man erwarten, dass bei den Neubauten, also der Fassung des Diamanten, alles routinemässig ablaufen kann. Doch weit gefehlt, denn Norman Foster und sein Team haben im Grundriss kaum gerade Linien gezeichnet; alles ist geschwungen und gebogen. Selbst der Ballsaal, der zunächst wie ein einfacher Zylinder aussieht, hat keine regelmässige Form. Komplex war da bereits das Zeichnen und Vermassen der Pläne im Büro, das Umsetzen auf der Baustelle mit der nötigen Präzision stellte Bauleiter und Polier vor neue Hürden. Bei den engen Radien liess sich der Kreisbogen zwar konventionell mit einem Mittelpunkt vor Ort bestimmen, bei den weiten Radien wäre der Mittelpunkt aber weit ausserhalb des Areals zu liegen gekommen. Also haben die Ingenieure das ganze Bauwerk auf dem Landeskoordinatennetz aufgebaut. Im Abstand von zwei Metern, bei komplexen Teilen auch von nur einem halben Meter, übertrugen die Geometer die Punkte aus den Plänen auf die Baustelle. Der Baumeister stellte dafür eigens eine Equipe zusammen, die eine Geometer-Grundausbildung erhielten. Ohne sie konnte selbst der Polier auf der Baustelle gar nichts mehr ausrichten, wie Kuno Zimmermann erzählt.

Zurzeit werken im neuen Hotelkomplex über 400 Arbeiter am Innenausbau. Anfang 2008 soll ‹The Dolder Grand›, wie das Hotel neu heisst, eröffnet werden. Insgesamt wird es 174 Zimmer zählen, 115 normale Deluxe-Zimmer, 48 Junior Suiten und 7 Suiten, alle mit Whirlpool und Dampfduschen, sowie 4 Top Suiten, in denen zusätzlich eine Sauna zur Verfügung steht. Zwei Restaurants, eine Bar, ein Spa-Café und eine grosszügige Lobby wird es im Haus geben und für Feste und Bankette stehen Säle von 35 bis 600 Quadratmeter zur Verfügung. Wie es sich für Häuser dieser Klasse gehört, wird auch das Dolder seinen Gästen und Clubmitgliedern einen Spa-Bereich anbieten. Wenn das stolze Schloss oben am Zürichberg erst seinen Betrieb aufgenommen hat und geschäftig brummen wird, werden die Mühen der Planer und Bauarbeiter fast vergessen sein. Von ihnen wird man nur sprechen, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte. Ansonsten wird das Haus als ‹Norman Fosters Meisterwerk› durch die Presse ziehen - als gleissender Diamant in neuer Fassung.



verknüpfte Zeitschriften
hochparterre 2006-06|07

9 | 8 | 7 | 5 | 6 | 4 | 3 | 2 | 1