14. September 2003 - Architekturzentrum Wien
Zylinder und Langbau bilden zusammen ein Ganzes, sie sind verhängt wie ungleiche siamesische Zwillinge. Eine äußere Haut aus durchscheinendem Wellkunststoff definiert die beiden Körper. Als Tragwerk dient ein Stahlskelett. Rückseite und Gebäudestirnen des langen Ausstellungstrakts sind beplankt mit großflächigen Faserzementplatten. Der Gegensatz von der exakten Geometrie zu den unregelmäßig und nahe stehenden Bäumen steigert die polaren Haltungen von Menschenwerk und Natur.
Aus der Nähe verlieren die Körper jedoch ihre Scharfkantigkeit. Die ungenauen, weil gewellten Oberflächen des Kunststoffs treten hervor. Im Sonnenlicht strahlt das Material nach allen Richtungen ab, und die Bauten gewinnen durch die leuchtende Aura an Körperlichkeit. Dabei spielen die Wellen eine Doppelrolle: In der konkaven Krümmung erhöht sich die Schärfe der knapp dahinter sichtbaren Stege und Profile, um sich aber in der konvexen Wölbung wieder zu verlieren, und die Schar der auf den Wellen liegenden Reflexe spannt ein vor der Verkleidung schwebendes Gitter leichter Blendung auf, das den Blick schleierartig abwehrt.
Die Dachkonstruktion des Zentralbaus wurde mit Wolfdietrich Ziesel entwickelt. Vom äußeren Druckring führen Zugstangen wie die Speichen eines Rades zum schwebenden Tambour. Weil sie sich zur Mitte hin senken, wird diese nicht überhöht wie bei einer Kuppel, und die zentrierende Wirkung des Raumtyps wird relativiert. (26.03.1997)
Nach der Eröffnungsausstellung diente der Pavillon der Präsentation der Wettbewerbe zum Regierungsviertel St. Pölten. Er wurde mittlerweile abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. (12.04.2001)