14. September 2003 - Architekturzentrum Wien
Einen von Carlo von Boog erstellten Gesamtplan des Krankenhauses geometrisch radikalisierend situierte Wagner die Kirche zentral über dem abfallenden Gelände mit den einzelnen Pavillons. Die von Verwaltungsbau, Theater und Küche besetzte Mittelachse der Anlage wird vom Sakralbau mit seiner weithin sichtbaren vergoldeten Kuppel überragt. Sie bildet bis heute einen städtebaulichen Hauptakzent der westlichen Wiener Vorstadt.
Neben diesem „byzantinischen“ Motiv versammeln sich in der Kirche noch weitere tief in die Geschichte ausgreifende Elemente wie die Palladio-Fenster, der antikisierende Eingangsbaldachin und schließlich der wie ein Heiliges Grab anmutende Goldaltar.
Die Glasmalereien von Kolo Moser verstärken diese „orientalische“ Aura der Kirche. Ihre wegweisende Modernität entwickelte Wagner jedoch aus der Funktion als Krankenhauskirche, die eine geborgene Atmosphäre, Überblickbarkeit des kreuzförmigen Zentralraumes, leichte Zugänglichkeit zu den Sitzbänken und äußerste Hygiene erforderte.
Formale Entscheidungen wie die Abhängung des riesigen Kuppelhohlraumes durch eine niedrige Decke, das äußere „Schuppenkleid“ der Kuppel und die Darstellung der Befestigung der Marmorplatten der Außenfassaden mit Eisenbolzen verfügen stets über die Ambivalenz der rational-technologischen Argumentierbarkeit einerseits und der perfektionierten handwerklich-ästhetischen Dimension andererseits.