Pläne

Details

Adresse
Hohestraße 99, 4040 Linz, Österreich
Maßnahme
Umbau
Planung
2001 - 2002
Fertigstellung
2002

Preise und Auszeichnungen

„Das beste Haus“ Architekturpreis 2007, Nominierung vis à vis 2007 - Auszeichnung
Oberösterreichischer Holzbaupreis 2003, Anerkennung

Presseschau

19. September 2003Romana Ring
OÖNachrichten

Mit profunder Kenntnis des Handwerks

Es war zu seiner Zeit - 1937 - eines der ersten Häuser auf dem Berg und schon damals keine Speerspitze der Avantgarde. Ganz unähnlich etwa der nahen Villa...

Es war zu seiner Zeit - 1937 - eines der ersten Häuser auf dem Berg und schon damals keine Speerspitze der Avantgarde. Ganz unähnlich etwa der nahen Villa...

Es war zu seiner Zeit - 1937 - eines der ersten Häuser auf dem Berg und schon damals keine Speerspitze der Avantgarde. Ganz unähnlich etwa der nahen Villa Rosenbauer, mit der Lois Welzenbacher schon 1929 eine bis heute gültige Ikone der Moderne geschaffen hat, hält sich das kleine Haus an der Hohen Straße in Linz an das, was man gemeinhin unter „Tradition“ versteht. Auf sehr glaubwürdige, weil sichtlich aus dem Fundus eigenen Wissens und Wollens schöpfende Weise.

Aus mittlerweile fast schwarz gedunkeltem Holz errichtet, erhebt es sich eingeschossig auf einem Sockel aus Natursteinen über dem steil abfallenden Hang. Unter dem orthogonal zur Straße ausgerichteten Satteldach haben noch einige kleine Räume Platz gefunden, die zum Zentrum einer umfassenden Sanierung des Hauses werden sollten. Der Architekt Gerhard Fischill aus Puchenau hat sich des Dachraumes angenommen und dessen Adaptierung an modernen Wohnkomfort mit einer neuen Deutung des gesamten Gebäudes verknüpft. Seine Interpretation hält sich allerdings eng an das Original, ohne auf eine diskrete Dokumentation der technischen und gestalterischen Veränderungen im Laufe seiner Geschichte zu verzichten. So lebt das ursprüngliche Farbkonzept vom Kontrast des dunklen Holzes zum roten Dach, der mit dem blitzenden Blau der Fenstersprossen, dem Rot der Fensterrahmen und dem Gelbton der Klappläden beträchtlich aufgefrischt wurde. Der gelbe Holzton wird jetzt von den Rahmen und Stöcken der neuen Fenster übernommen, die Sohlbänke erstrahlen blau und die Fensterläden rot. Es sind Schiebeläden, die mit ihren Führungsbalken die Fassade um ein zusätzliches gliederndes Element bereichern.

Der Eingriff im Dachgeschoss wird straßenseitig lediglich durch einen Lichtbrunnen sichtbar, der mit seinem Volumen und der Verkleidung mit grauen Schindeln den Typus des Kamines verkörpert und somit die Fläche des Daches nicht zerstört. Auf der Gartenseite wendet sich das Haus nun mit einer großzügigen Glaskonstruktion dem Panorama zu. Das zarte Edelstahlgeländer des davor liegenden Holzbalkons und die auf ein Minimum reduzierten Profile der Balkontüre wie der scheinbar schwellenlose Übergang des Zimmerbodens ins Freie verstärken den Zusammenhang zwischen Gebäude und Landschaftsraum.

Der hinter dem Balkon liegende Schlaf- und Wohnraum ist zur Gänze in Lärchenholz gefasst. Ein Einbauschrank über seine gesamte Tiefe egalisiert die in Dachräumen oft anzutreffende Unregelmäßigkeit des Grundrisses. In ihrer liebevoll-präzisen Ausarbeitung führt die hier verwirklichte Detailarbeit fort, was in den erhaltenen Teilen der historischen Einrichtung wie beispielsweise der alten Küche noch zu spüren ist. Auch der zweite Raum des Dachgeschosses, das in die Helligkeit des straßenseitigen Lichtbrunnens getauchte Bad aus Naturstein und Holz ist vom gleichen Geist inspiriert: von profunder Kenntnis des Handwerkes und der Liebe zum Material.

23. Juni 2003Franziska Leeb
Der Standard

Das Alte im Neuen wiederfinden

Mit Akribie und Sensibilität wurde ein Holzhaus auf dem Pöstlingberg in Linz von Architekt Gerhard Fischill an aktuelle Wohnbedürfnisse angepasst und neu gestaltet.

Mit Akribie und Sensibilität wurde ein Holzhaus auf dem Pöstlingberg in Linz von Architekt Gerhard Fischill an aktuelle Wohnbedürfnisse angepasst und neu gestaltet.

Es sei eines der ersten Wohnhäuser auf dem Pöstlingberg gewesen, erzählen die Eigentümer über ihr 1937 erbautes Blockhaus. Über einem Steinsockel erhebt es sich mit Außenwänden aus nur acht Zentimeter dünnen Holzpfosten. Naturfarbene Holzfenster sowie rot und blau gestrichene Elemente im Bereich der Fenster bildeten einen farbigen Kontrast zu den schwarzen Wänden. Architekt Gerhard Fischill hat es nun neu gedämmt und mit neuen Fenstern versehen.

Obwohl es sich um kein Baudenkmal handelt - wie etwa beim unweit gelegenen, fast zehn Jahre älteren, aber dennoch in der Auffassung weitaus moderneren Haus Rosenbauer von Lois Welzenbacher -, war ein sorgsamer Umgang mit der Substanz angebracht. In einer zurückhaltenden Spielart des alpinen Stils wurde es von einem Baumeister recht kultiviert geplant und ausgeführt. Schon allein deshalb war eine radikale Veränderung nicht angebracht. Zudem handelt es sich um das Elternhaus der Bauherrin.

Neben der Vorgabe, dass das Haus durch den Umbau „praktischer werden“ sollte, stand auch ein möglichst schonender Umgang mit dem Vorhandenen auf der Wunschliste. Der Charakter des alten Gebäudes sollte erhalten bleiben, man sollte das Alte im Neuen wiederfinden.

Das ist gelungen, auch wenn sich einiges geändert hat. Außen sind die Veränderungen an Details abzulesen. Die Fenster hat man erneuert, die alten Klappläden durch rot eloxierte Aluminium-Schiebeläden ersetzt, die Fensterbleche blau gestrichen. Das alte Farbkonzept wurde in eine moderne Klarheit übergeführt, die dem Haus eine neue Balance verleiht.

Auch auf dem Dach gibt es - abgesehen von der neuen Eindeckung mit grauen Schindeln - eine Neuerung, die jedoch kaum als solche auffällt: Hinter den Baumkronen erhebt sich vermeintlich ein überbreiter Schornstein. Tatsächlich handelt es sich bei dem gleich wie das Dach verkleideten Aufbau um einen ganz besonderen Kamin, einen Lichtkamin, der durch einen verglasten Abschluss Licht in das neu errichtete Badezimmer leitet.

Darauf, dass sich besonders innen allerhand verändert hat, weist der in neuer Schlichtheit gestaltete Balkon an der Südseite hin, über den nun breite Fenstertüren das Schlafzimmer erweitern. Die untere Ebene blieb noch im Originalzustand, im Obergeschoß wurden die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei den Wandaufbauten gleich dazu genutzt, ein völlig neues Ambiente zu schaffen. Das sehr groß dimensionierte Schlafzimmer ist an Boden und Wänden mit gebürstetem Lärchenholz verkleidet. Damit wird das Thema „Holzhaus“ auch innen behandelt, jedoch ohne Nostalgie, sondern so, dass eine elegante Atmosphäre, die von einer distanzierten Gelassenheit getragen ist, entsteht.

Eine lange Schrankwand, ebenfalls aus Lärchenholz, egalisiert die unregelmäßige Außenwand und birgt nicht nur all das, was gemeinhin in Kästen verstaut wird, sondern ist zugleich auch ein geräumiger Ersatz für einen Abstellraum. Und zu einem besonderen Schmuckstück, wie man es in einem alten Haus nicht vermuten möchte, geriet auch das Badezimmer, das man unter der Dachschräge auf ziemlich wenig Fläche untergebracht hat. Großzügig wirkt es trotzdem. Über dem Waschbecken ergießt sich ein Tageslichtschwall durch den Lichtkamin. Fliesen gibt es keine. Alle horizontalen Flächen wurden mit Sankt-Margarethener Sandstein belegt, die vertikalen sind weiß oder aus wasserunempfindlichem Teakholz. Optisch Lästiges bleibt dezent verborgen.

Der Umbau hat das Haus zwar verändert, aber nicht im Sinn einer Auslöschung seiner Vergangenheit. Die neuen Interventionen erhöhen die Wohnqualität, wurden aus dem Vorhandenen entwickelt und schreiben die Baugeschichte in einer verfeinerten Form weiter.

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