Pläne

Details

Adresse
Untere Donaustraße 21, 1020 Wien, Österreich
Mitarbeit Architektur
Johann Prost, Stephan Unger, Ines Wagner-Löffler, Alexandra Riedel
Bauherrschaft
UNIQA
Tragwerksplanung
Werner Consult
Landschaftsarchitektur
Jakob Fina
Fotografie
Darren Penrose
Planung
1999 - 2001
Ausführung
2001 - 2004

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Links

UNIQA Tower
http://tower.uniqa.at

Archfoto

Genereller introtext zu Archfoto der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

09. Oktober 2004Liesbeth Waechter-Böhm
Spectrum

Die Macht der Geste

Arbeiten muss man zwar auch hier noch, aber man tut es doch lieber in einer solchen Umgebung. Heinz Neumanns Uniqa-Tower am Wiener Donaukanal: ein Bericht aus der Büropraxis.

Arbeiten muss man zwar auch hier noch, aber man tut es doch lieber in einer solchen Umgebung. Heinz Neumanns Uniqa-Tower am Wiener Donaukanal: ein Bericht aus der Büropraxis.

Städtebaulich ist der Uniqa-Tower ein solches Schwergewicht, dass man durchaus gespalten darauf reagieren kann. Er markiert die Ecke Aspernbrückengasse/Untere Donaustraße, direkt am Donaukanal und gegenüber der (nicht unproblematisch) sanierten Urania. Er setzt da ein unheimlich dramatisches Zeichen, das einerseits mit dem Hollein-Hochhaus, andererseits mit dem von Kohlbauer aufgestockten Galaxie-Turm in Konkurrenz tritt und beide - trotz keineswegs größerer Höhe, wir reden von 75 Metern - in den Schatten stellt. Da kann man wirklich nur von einer machtvollen architektonischen Geste reden.

Wäre das Stadtbild in diesem Bereich nicht ohnehin schon durch alle möglichen Baumaßnahmen zur „Verschönerung“ des Donaukanalufers aufgeweicht, wer weiß, wie das Haus dann wirken würde. Es wäre vielleicht ein architektonischer Hammerschlag, der das gesamte Umgebungsbild zertrümmert. Davon kann aber unter heutigen Umständen keine Rede sein. Am Donaukanal wurde alles schon viel früher verpatzt, und damit quälen wir uns seither herum. Erst in der jüngsten Vergangenheit ist es besser geworden. Und ich glaube, der Uniqa-Tower ist architektonisch doch etwas so Besonderes, dass er zur Entwicklung der Situation am Donaukanal beiträgt.

Das Haus, von Heinz Neumann geplant, setzt einen neuen Merkpunkt in der Stadt. „Beim Uniqa-Tower“, „links vom Uniqa-Tower“ wird es künftig heißen. Neumann hat ziemlich weit ausgeholt, um seinem Bürohaus eine unverwechselbare Gestalt zu verleihen. Es gibt die scharfe Kante Richtung Stadt und das Ellipsoid, das den Altbau zumindest an den Seiten umfängt, und dann gibt es diese ganz starke Geste in den unmittelbaren Straßenraum hinein, an dieser für die Stadtsilhouette so wichtigen Ecke. Da schießen die extrem massiven Betonpfeiler, die das ganze Haus tragen, skulptural in die Höhe, da biegt sich die äußere Gebäudehaut irgendwie durch und hinauf, die Fassade entlang - ziemlich eindrucksvoll.

Man muss die richtigen Relationen herstellen. Fuksas zum Beispiel hat es bei seinen Twin-Towers - sehr zum Leidwesen der dort Beschäftigten - nicht geschafft, er hat in Kauf genommen, dass aus seiner zweischaligen Fassade eine simple, einfache Glashaut wird. Neumann hat sein Konzept gebaut. Und dieses Konzept leistet etwas. Es beginnt schon damit, dass die in den unteren Geschoßen so weit in den Straßenraum greifende äußere Glashaut funktionell begründet ist. Normalerweise würde man ja niemals solche Abstände zwischen äußerer und thermischer Gebäudehaut vorsehen: Hier wird aber ins darunter liegende Fitnesscenter Tageslicht transportiert, und das ist ein überzeugender Grund.

Das Haus reicht fünf Geschoße in die Tiefe und 22 in die Höhe - da sind das Erdgeschoß und die Skylobby im 21. Obergeschoß eingeschlossen. Es hat eine flächenmäßig zwar vergleichsweise kleine Eingangshalle, wenn man bedenkt, dass es für immerhin 1100 Mitarbeiter ausgelegt ist und dass über diese Halle auch Nutzungen - Fitnesscenter, Bank, Kaffeehaus, Restaurant - erschlossen sind, zu denen jedermann Zutritt hat. Trotzdem scheint diese Halle ausgezeichnet zu funktionieren und bietet auch atmosphärisch so etwas wie Großzügigkeit. Das dürfte zumindest teilweise an der Raumhöhe liegen - der Raum umfasst immerhin vier Geschoße und öffnet sich über ein eingeschnittenes, verglastes Atrium über die volle Gebäudehöhe -, außerdem ist diese Halle aber auch rundum transparent und in mehrere Richtungen offen. Richtung Außenraum sorgt die Glashaut dafür, im Inneren sind es Ausblicke, Durchblicke und Wegführungen. Kaum steht man vor dem Empfang, kann man sich auch schon orientieren. Links geht es zur Bank und hinunter zum Fitnesscenter, rechts geht es zum Kaffeehaus und weiter ins Restaurant.

Dieses Restaurant ist ein architektonisches Gustostück. Es liegt im Hof zwischen Neubau und Altbau und ist spektakulär glasüberdacht. Man könnte auch vermuten, Heinz Neumann habe mit dem Bleistift sein Spiel getrieben und sei jetzt womöglich selbst überrascht, dass seine Skizze tatsächlich gebaut wurde. 350 unterschiedliche Glasscheiben - das Dach ist in jede Richtung irgendwie „verwunden“ - kann ein Architekt nur selten durchsetzen. Aber über Mangel an Verständnis bei der Bauherrschaft beklagt sich Neumann sowieso nicht.

Er konnte Bemerkenswertes realisieren. Das fängt schon außen, an der weit ausgreifenden Glashaut an, wo er gebogene Gläser gebraucht hat, um den Fassadenschwung nicht zu zerstückeln, sondern in einer eleganten Bewegung umzusetzen. Das geht weiter über die - ziemlich gewaltigen - Stahlbetonstützen mit ihren aufwendig gestockten Oberflächen bis hin zu den Granitoberflächen in der Eingangshalle, den Holzoberflächen in Olive und der Möblierung des Kaffeehauses. Setzen wir fort: Wir kommen hinein in die elegantesten (und frauenfreundlichsten) Toilettenanlagen, die ich je in einem Bürohaus gesehen habe, und haben es etwa im Restaurantbereich mit den edelsten Alcantara-Oberflächen zu tun, die sich nur denken lassen. Überhaupt lässt sich der Restaurantbereich durch Wegschieben der Kücheneinheiten, durch ein paar Drehmanöver bei den Wänden problemlos in einen Veranstaltungsraumverwandeln, der höchsten Ansprüchen genügt.

Es wird aber nicht nur in dieser öffentlichen/halböffentlichen Zone etwas geboten. Die Arbeitssituation im Haus ist ebenfalls durchgehend privilegiert. Gut, man kann einwenden, dass es bis sehr weit hinauf in der Gebäudehöhe und - parallel dazu - in der Unternehmenshierarchie Großbüros sind, in denen sich die Mitarbeiter einrichten müssen. Das mag nicht jedermanns Sache sein. Ich glaube aber, dass man sich daran gewöhnt, vor allem wenn man einen so spektakulären Ausblick von seinem Arbeitsplatz hat, wie das hier der Fall ist. Der Ausstattungsanspruch in dieser Bürowelt ist auch so konsequent durchgehalten, dass der Arbeitsalltag zweifellos profitiert. Arbeiten muss man trotzdem noch, aber man tut es doch lieber in einer solchen Umgebung.

Das Haus hat eine Skylobby in Verbindung mit einer Dachterrasse und auf den zwei Geschoßen darunter die Büroräume für das Topmanagement. Da galten Sonderkonditionen, aus denen jeder wahlweise seinen Maßanzug heraussuchen konnte; da sind auch Besprechungseinheiten, die sich rigoros abschließen lassen; da kann man aber auch alles wegräumen und aus den Tischen in den Konferenzzonen eine große Tafel bilden.

Der Uniqa-Tower ist als aufsehenerregende Zentrale für ein großes Unternehmen konzipiert. Und das auf dem letzten technischen Stand. Das hat Vorteile - in Sachen Energieverbrauch zum Beispiel, da wurde kein Aufwand gescheut -, es zeigt aber auch, wo wir Grenzen akzeptieren müssen. Dass man den Blendschutz nur via Computer hochfahren kann und es keine Lichtschalter mehr gibt - auch dafür braucht man den Computer -, das ist zwar High-Tech, aber an den Nutzern vorbeigedacht. Ebenso wie das papierlose Büro. Neumann hat in letzter Minute noch wandfüllende Einbauschränke eingebaut. Sie sind prall gefüllt mit Ordnern. Manchmal ist die alte Methode eben doch die praktikablere.

11. August 2004Jan Tabor
Falter

Heiß wie in Jo'burg

BAUKASTEN Anmerkungen zur Architektur. Diesmal: Eine Ausstellung dokumentiert die Hitze in den Hütten südafrikanischer Townships, und auch ein neues Hochhaus am Wiener Donaukanal leidet unter bauklimatologischen Problemen.

BAUKASTEN Anmerkungen zur Architektur. Diesmal: Eine Ausstellung dokumentiert die Hitze in den Hütten südafrikanischer Townships, und auch ein neues Hochhaus am Wiener Donaukanal leidet unter bauklimatologischen Problemen.

Vor wenigen Monaten, im Frühjahr 2004, erlebten die Bewohner der Blechhüttensiedlung Orange Farm an der Peripherie von Johannesburg etwas, was sie sich zuvor wohl kaum vorzustellen wagten. „Oh look the whites! They are working for the blacks! Usually the uMlungus', the white people, say Hey black, take a hammer, do this, do that'“, riefen sie entzückt aus. „I am very excited about what is happening“, kommentiert Thandi Mjiyakho Kyoka, die Leiterin der Behindertenorganisation Modimo o Moholo, das einzigartige Ereignis. „Really, I don't know how to explain.“

Die uMlungus, die den Schwarzen von Orange Farm dieses Erlebnis sondergleichen bescherten, waren 26 Studentinnen und Studenten der Technischen Universität in Wien, Abteilung Wohnbau + Entwerfen. Sie waren angereist, um unter der Leitung von Peter Fattinger, Sabine Gretner und Franziska Orso zwei Gebäude zu errichten. Das eine ist ein Mehrzweckhaus für das Masibambane College, das zum Beispiel als Wohnstätte für die Gastlehrer dienen kann. Das Masibambane College ist eine Volksschule, aus Anlass der ersten freien Wahlen in Südafrika nach dem Ende der Apartheid 1994 von Christoph Chorherr und Helmut Zilk gemeinsam initiiert und von der Stadt Wien finanziert. Es dient außerdem als Gemeindezentrum. Das andere Gebäude, das von den Studenten ebenfalls aus einfach zu beschaffendem Baumaterial in Selbstbauweise innerhalb von fünf Wochen errichtet wurde, ist eine Tagesheimstätte mit geschützter Werkstatt für die Behindertenorganisation Modimo o Moholo.

Die TU-Studenten haben den Bewohnern von Orange Farm das Erlebnis ihres Lebens und zwei nützliche Häuser beschert und dem Architekturzentrum Wien die seit langem wichtigste, interessanteste und wahrscheinlich auch wirksamste Ausstellung über eine der spannendsten Städte der Welt. „JO'BURG NOW! Baustelle Südafrika“ enthält, als erweiterte Version jener Ausstellung, die bereits auf der fünften Architektur-Biennale in Saõ Paulo gezeigt wurde, kongeniale Ergänzungen der Dokumentation des außerordentlich erfreulichen TU-Studentenprojektes. Zusammengestellt wurde sie von einem Team junger, engagierter Architekten, die in Johannesburg leben und arbeiten, und dem auch Anne Graupner angehört, eine aus Österreich stammende Absolventin der Universität für angewandte Kunst.

Johannesburg entstand 1886, als hier Goldvorkommen entdeckt wurden. Obwohl die Goldminen keine wichtige Rolle mehr spielen, ist Jo'burg mittlerweile das wichtigste Wirtschaftszentrum Südafrikas geworden. Dennoch ist es eine Goldgräberstadt geblieben. Eine Metropole, die während ihrer Geschichte vier Mal von Grund auf umgebaut wurde und sich weiterhin in einem rasanten stetigen Umwandlungsprozess befindet. Das Hauptproblem für die Stadtplaner sei es, demokratische Strukturen zu schaffen, die der Stadt weiterhin vollkommen fehlen, meint Anne Graupner. Damit ist nicht nur die soziale Infrastruktur gemeint, sondern auch die Beschaffenheit des öffentlichen Raumes, der den Schwarzen bis 1994 verweigert wurde.

In Joannna, Joostes, eMjivu, Goudstad, eGoli, Jopies, Jozi, Kwandonga oder eben Jo'burg - 27 verschiedene Ortsnamen werden auf der Ausstellungstafel im Hof des AzW aufgezählt - gibt es 3,2 Millionen Menschen. 74 Prozent davon sind Schwarze, und die meisten leben in Townships wie etwa dem berüchtigten Schwarzenghetto Soweto oder Orange Farm, in aus Abfallmaterial selbst gebauten Blechhütten, die nur 15 Quadratmeter groß sind und bunt und eindrucksvoll wie die Materialcollagen des Nouveau Réalisme. Nur ein Drittel dieser Behausungen hat einen Wasseranschluss, aber sechzig Prozent einen Fernseher.

Die Hütten, Shacks genannt, seien furchtbar heiß, sagt Franziska Orso. Extrem heiß. Wie heiß, das können die Ausstellungsbesucher selbst erfahren. Auf dem AzW-Hof wurde eine Blechhütte nachgebaut.

Kürzlich wurde das Uniqa-Hochhaus, das wie eine schlecht gedrehte und zusammengeklebte Papiertüte aussieht, eröffnet. Weil der Neubau an einer überaus prominenten Stelle entstehen sollte, am Kopf der Aspernbrücke und in der Sichtachse des Stubenringes, wurde uns, der Allgemeinheit in Wien, die Einrichtung eines öffentlichen Raumes versprochen, der draußen beginnen und im Inneren fortgesetzt werden sollte. Eine Art Passage. Daraus ist fast nichts geworden.

Tatsächlich ist es zu einer Erweiterung des Straßenraumes gekommen, aber keiner wirklichen, echt öffentlichen. Kein Vergleich mit jenen kleinen, freien Plätzen und platzartigen Hallen oder Passagen, die in New York zuerst vorgeschrieben wurden und nun eine Selbstverständlichkeit bei Hochhaus-Neubauten geworden sind.

Unterhalb des Wiener Gebäudes sind Freiflächen entstanden, die vor allem als Vorplatz des weithin protzenden Versicherungspalastes dienen. Die Gestaltung ist von der selektierenden Art. Hält man sich hier ein wenig länger auf, so kommt man sich wie ein Eindringling in fremdes Revier vor.

Draußen auf dem Vorplatz ist es (am 5. August 2004) fürchterlich heiß. So heiß, wie es in derart beschaffenen Hochhäusern in der Regel zu sein pflegt. Ein wohl bekanntes bauklimatologisches Problem. Drinnen im Foyer, unter und hinter der riesigen schrägen, doppelschaligen Dachwand, ist es kühl (die Klimaanlage läuft) und auch sonst angenehm. Den Architekten Heinz Neumann und Erik Steiner, die mit der selbst kreierten unmöglichen Form eines sich spiralförmig öffnenden elliptischen Zylinders hart und letztlich erfolglos zu kämpfen hatten, ist das Foyer überaus gut gelungen. Es ist geräumiger und großzügiger als in Wien üblich. Die mächtigen Stahlbetonpfeiler kontrastieren mit dem Glas der Innenfassaden. Die Farben, hauptsächlich helle Grautöne, sind gut gewählt und fein abgestimmt. Das trifft auch auf das äußere Erscheinungsbild zu, wodurch die offensichtliche Fragwürdigkeit der Gebäudeform - die man immerhin als gewagt bezeichnen kann - abgemildert wird. Diese Form, so ein Gerücht, sei von dem Uniqa-Logo, das an eine Lassoschlinge erinnert, abgeleitet. Das dürfte stimmten. Die Schlinge setzt sich auch in dem elliptischen Innenraum des Foyers und der Lobbytheke fort.

Dort gibt eine kleine Cafeteria. Ihre Betreiber sprachen (am heißen Nachmittag des 5. August 2004) untereinander italienisch. Der Kaffee ist hervorragend. Die Sessel sind spiralförmig geformt. Die Atmosphäre ist mondän. Es gibt einen schönen Blick auf den Aspernplatz und die vortrefflich renovierte Urania mit ihrer elliptischen Form und ihren mächtigen spiralförmigen Rampen. Von hier besehen, erscheint die Urania als hauptsächliche Inspirationsquelle für die gewagte Form. Von hier besehen, stellt man erfreut fest: Der Neubau trägt doch wesentlich dazu bei, dass die trostlose Hinterhofsituation am Donaukanal verschwindet. Dass das neue Bürohaus am Donaukanal fast eine Sehenswürdigkeit ist.

25. Juni 2004Christian Mayr
Die Presse

Strahlender Turm mit Schatten

Der 75 Meter hohe Uniqa-Tower wurde am Donnerstag in Wien eröffnet. Das Haus daneben bleibt aber vorerst ein „Schandfleck“.

Der 75 Meter hohe Uniqa-Tower wurde am Donnerstag in Wien eröffnet. Das Haus daneben bleibt aber vorerst ein „Schandfleck“.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Die Presse“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

Produkte

9 | 8 | 7 | 5 | 6 | 4 | 3 | 2 | 1