Details

Adresse
Neutorgasse 26, 8010 Graz, Österreich
Bauherrschaft
Wolfgang Khil
Fotografie
Zita Oberwalder
Planung
2001 - 2002
Ausführung
2002 - 2003
Nutzfläche
244 m²
Umbauter Raum
836 m³

Ausführende Firmen

Baufirma: Gruber und Kamenschak-Resch, Graz Zimmerei: Zarnhofer, Badl bei Frohnleiten
Glas: Egger, Hartberg

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Presseschau

15. Januar 2005Isabella Marboe
Der Standard

Himmlische Perspektiven

Ohne das geschützte Ensemble der Grazer Altstadt zu stören, bietet der neue zweistöckige Dachausbau am Biedermeierhaus von Architekt Michael Homann höchste Lebensqualität. Ums mittige Glasatrium schenkt er lichten, weiten Raum mit Dachgarten in luftiger Höhe.

Ohne das geschützte Ensemble der Grazer Altstadt zu stören, bietet der neue zweistöckige Dachausbau am Biedermeierhaus von Architekt Michael Homann höchste Lebensqualität. Ums mittige Glasatrium schenkt er lichten, weiten Raum mit Dachgarten in luftiger Höhe.

Die Druckerei Khil ist ein alteingesessener Familienbetrieb mitten in der Grazer Altstadt. Angesiedelt in der kleinen, idyllischen Neutorgasse, wo sich im Schatten des Franziskanerklosters pastellfarbene Biedermeierhäuser aneinander reihen, wird hier seit 1880 auf zwei Stöcken gearbeitet und im dritten gewohnt. Als der Betrieb expandierte, entschieden sich die Unternehmer zum Dachausbau, den Kunde und Architekt Michael Homann entwarf und in Partnerschaft mit Architekt Wolfgang Schmied umsetzte. Die Ausgangslage in der streng denkmalgeschützten Grazer Dachlandschaft, wo der ungetrübte Schlossbergblick auf rote Ziegel höchste Priorität genießt, war denkbar schwierig, die Ansprüche der Bauherren hoch. Man wollte nach Jahren im dunklen, beengten Altbau endlich eine lichte Wohnung am Dach, dazu ein Büro und einen abtrennbaren Einlieger für die Kinder.

Das Doppelhaus der Biedermeierzeit erstreckt sich vom Eingang an der Neutorgasse im Osten bis ans Murufer im Westen, in der Mitte ist ein Lichthof an der Feuermauer des Nordnachbarn. Der alte Dachstuhl war mit einer Firsthöhe von 5,59 Metern sehr nieder und desolat, er wurde abgetragen und durch Stahlfachwerkträger mit Zwischendecken aus Massivholz ersetzt. Eine leichte, die Fundamente nicht belastende Konstruktion, die mit einem Kran in der engen Gasse aufs Dach gehoben wurde. Um hier helle Weite zu schaffen, konnte Homann die Angleichung des Osttrakts an den über sieben Meter hohen Nachbarfirst erreichen. So lebt man auch in der 60-Quadratmeter- Wohnung im zweiten Dachgeschoss unter der inneren Firsthöhe von 3,49 Metern sehr großzügig.

Auf dieser Ebene spielt der Clou des Entwurfs seinen Reiz am stärksten aus. Von außen unsichtbar, schenkt ein dreiseitg verglastes Atrium mit Terrasse in der Mitte den Räumen Helligkeit und den Bewohnern ein geschütztes Freiraumrefugium am Dach. Durch Glasbänder im Boden fällt Licht hinunter, die weiße Feuermauer im Norden reflektiert zusätzlich die Sonnenstrahlen. Durch die Atriumverglasung im Westen sieht man in den Wohnraum darunter. Höchsten Luxus entfaltet der umsichtig auf der niederen Firsthöhe zwischen die Häuser gesetzte begrünte Flachdachgarten, von dem man über die üppig bepflanzte Balkonbrüstung das fulminante Panorama übers nahe Gassengewirr der Altstadt bis weit über Murufer und Schlossberg genießt. Ressourcenbewusst brachte der Bauherr hier Sonnenkollektoren an. An den Straßenfassaden ist der zweigeschossige Dachaufbau kaum spürbar: In unauffälliger Eleganz ragen je drei hochtransparente, reduzierte Gaupen aus den schutzzonengemäß geneigten Biberschwanzdachflächen. Glasgedeckt weiten sie den Dachraum zum Himmel, die „Topturn“-Bauart der öffenbaren Schwingflügel ermöglicht das komplette Aufklappen der Glasflächen, was lebendige Vielfalt erzeugt.

Immer noch leben die Vollblutunternehmer mit der Druckerei: Man betritt den Dachausbau im verlängerten alten Stiegenhaus, wo noch der zukünftige Lift Platz hat. Das 60-Quadratmeter-Büro liegt an der eingangsseitigen Neutorgasse, die 130-Quadratmeter- Bauherrenwohnung im Westen. Räumliches Juwel ist der zentrale, räumlich hoch differenzierte Wohnkochraum. Massivholzdecke, Buchenparkett und der alte Kaminschacht erzeugen Wärme, großzügige Weite herrscht im Luftraum unterm First. Eine zarte, runde Wendeltreppe führt unters Glasatriumeck auf die Galerie, die der Küche eine niedere Höhe schafft. Als atmosphärische Reminiszenz ans Alte findet sich ein Bundtram unter den begehbaren Glasgauben in der straßenseitigen, weiß verputzten Dachschräge. Von hier schweift der Blick am tosenden Stadtverkehr, Cook und Fourniers Kunsthaus vorbei die Mur entlang.

15. März 2004Franziska Leeb
zuschnitt

Tarnkappe

In Graz wirft die Altstadtkommission ein besonders strenges Auge auf alle Interventionen in der innerstädtischen Dachlandschaft. Gegenüber vom Kunsthaus...

In Graz wirft die Altstadtkommission ein besonders strenges Auge auf alle Interventionen in der innerstädtischen Dachlandschaft. Gegenüber vom Kunsthaus...

In Graz wirft die Altstadtkommission ein besonders strenges Auge auf alle Interventionen in der innerstädtischen Dachlandschaft. Gegenüber vom Kunsthaus errichteten die Architekten Michael Georg Homann und Wolfgang Schmied zwei Wohnungen und ein Büro auf einem etwa 140 Jahre alten Haus am Murufer.

Es brauchte einige Überzeugungsarbeit, um den bestehenden Dachstuhl, der für das Vorhaben ungeeignet erschien, abtragen zu dürfen. Um Zeit, Gewicht und die Höhe des Deckenaufbaus zu minimieren, wurde schließlich der zweigeschossige Ausbau aus Massivholzplatten errichtet. Die straßenseitigen Schrägdachflächen mit Ziegeldeckung sind reine Camouflage, erfüllen aber die Auflagen der Altstadtschützer.

Einzig die Glasgauben mit zur Gänze ausklappbaren Flügeln an der Front wirken als zeitgemäße Statements nach außen. Dahinter verbirgt sich ein Haus auf dem Haus. Um die Belichtungssituation vor allem in der Mittelzone des Gebäudeblocks zu optimieren, wurde in die oberste Ebene des zweigeschossigen Aufbaus ein Atrium eingeschnitten, zu dem sich die angrenzenden Räume mit Glasfassaden öffnen. Über einen Glaskubus erschließt sich von diesem geschützten Freiraum eine Blickachse bis zur Mur. Ein Glasstreifen im Terrassenboden dient als Lichtbrunnen für das darunter liegende Geschoss.



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