Pläne

Details

Adresse
Seespitzstrasse, 5700 Zell am See, Österreich
Mitarbeit Tragwerksplanung
Christian Zoidl
örtliche Bauaufsicht
Ing. Robert Thoma GmbH
Fotografie
Bruno Klomfar
Weitere Konsulent:innen
Elektroplanung: Ingenierbüro EPK Körber, Telfs
Sanitärplanung: Ing. Pratzner, Jenbach
Küchendesign: Elisabeth Semmler, Wien
Ausführung
09/2002 - 10/2004
Grundstücksfläche
860 m²
Bebaute Fläche
166 m²

Nachhaltigkeit

Materialwahl
Holzbau, Stahlbeton, Vermeidung von PVC für Fenster, Türen, Vermeidung von PVC im Innenausbau

Ausführende Firmen

HZ-Bau, Radstadt - Erdarbeiten und Betonbau
Valenta, Fieberbrunn - Metallbau und Glas
Holzbau Radstadt Alois Grünwald, Radstadt - Holzbau, Fassade und Trockenbau
Hermann Vogl, Zell am See - Sanitärinstallationen
Elektrotechnik Stranger, Altenmarkt
Tischlerei Kuen, Innsbruck - Möbel

Publikationen

2007 Almanac of Architecture & Design (Atlanta, GA USA)
2005 Salzburger Nachrichten, 29.01.2005
2005 Salzburger Bauhandbuch
2004 Der Standard, 16.10.2004

Presseschau

16. Oktober 2004Isabella Marboe
Der Standard

Die hohe Kunst der Uferkante

Am naturgeschützten Südufer des Zeller Sees plante Karl-Heinz Machat umsichtig ein exquisites Haus. In vornehmer Leichtigkeit schweben Schlafraumbox und pultbedachter Wohnraum aus Birke überm durchlässigen Sichtbetonsockel, vielen Gästen bietet ein Holzhaus hohen Komfort.

Am naturgeschützten Südufer des Zeller Sees plante Karl-Heinz Machat umsichtig ein exquisites Haus. In vornehmer Leichtigkeit schweben Schlafraumbox und pultbedachter Wohnraum aus Birke überm durchlässigen Sichtbetonsockel, vielen Gästen bietet ein Holzhaus hohen Komfort.

Zell am See hat alles, was man wünschen kann: einen verwinkelten Ortskern mit romanischer Kirche, Wachtturm, Schloss Rosenberg, gepflegte Kuratmosphäre an der Seepromenade, das einstige Flair der exklusiven Sommerfrische an der Westbahn umweht die Grand Hotel Terrasse. Die Gipfel von Kitzsteinhorn, Hohen Tauern bis zum Glockner spiegeln sich im Wasser, auf dem Boote treiben. Die Schmittenhöhenseilbahn brachte Wintertourismus, der Zauber des Ortes blieb. In den Siebzigern war hier leicht bauen, viele Einfamilienhäuser säumen den See, vereinzelt ranken sich Bergbauerhöfe Steilhänge hoch. Heute ist die Stadtgemeinde mit Baubewilligungen restriktiver: fast das ganze Ufer in 500 Meter Luftlinie ist Naturschutzgebiet. Die Mutter des Bauherrn und ihr Partner sind alteingesessene Zeller, sie hatten eine Badehütte am Südufer, oft gehen sie schwimmen. Der Sohn lebt und lehrt heute in Boston. Als die Umwidmung der 860 Quadratmeter Baugrund bevorstand, entschied er sich mit seiner Lebensgefährtin für einen zweiten Wohnsitz in Zell. Er nahm die Bauherrnschaft am sensiblen Ort sehr ernst und schrieb unter vier Architekten einen Wettbewerb mit Preisgeld aus.

Das weltoffene Paar hat oft Gäste, braucht aber auch Rückzugszonen, er will ungestört in seinen vielen Büchern lesen, die Zeller Verwandtschaft sollte weiter baden können. In hoher Detailsorgfalt plante Karl-Heinz Machat eine ausdifferenzierte Baukörperkomposition, deren offenes Raumgefüge dem weiten Horizont der Bewohner entspricht. Er hatte die künstlerische, Architekt Christian Gritznig die technische Oberbauleitung. Wie am Ufer flüssiges Wasser auf feste Erde trifft, verbinden sich im eingegrabenen, von Einschnürungen, Öffnungen und Treppen strukturierten Raumfluss des Sichtbetonsockels Geselligkeit und Konzentration, Innen – und Außen. Obere, private Ebene und Gästehaus sind im Holzleichtbau konstruiert, bilden birkenholzverkleidet den „weichen“ Kontrast zum massiven Erdgeschoß.

Es erstreckt sich vom See im Nordosten zur Straße im Südwesten, wo das nahe, starkfrequentierte Strandband ist. Hier wirkt der leicht vorspringende, niedere Gästeholzwürfel als ruhiger Schutzfilter, ein zarter Sichtbetonrahmen bildet Witterungsschutz mit Himmelsblick und die elegante Klammer zum Haus, als transparentes Zwischenelement sitzt der glasüberdachte Vorraum zwischen den Baukörpern. Der Sockel an der westlichen Längsseite macht den Garten zur großen Liegewiese. Schon vom straßenseitigen Bibliotheksauftakt sieht man den See, zwei Glastüren schaffen die erste räumliche, blickweitende Einschnürung, Sichtbetonscheiben dahinter die Arbeitszone vorm nächsten Lichtschlitz. Der nischenbildende Rhythmus schafft dem schreitenden Denker einen Wandelgang an der Bibliothek. Der Grünraumstreifen davor ist als japanischer, englischer und französischer Garten geplant.

Der Niveausprung der Stiege hinab zum See markiert den Übergang zur Geselligkeit. Vorm Küchenvorsprung verdichtet sich die Wiese in der abgesenkten Terrasse zur geschützten Mulde, von der die Badegäste ihre Garderobe mit Bad betreten. Die Wanne ist auf Wasserniveau, hinter einer Sichtbetonscheibe im Westen eine Sonnen- und Saunaterrasse mit zweitem externen Entree.

Das Haus scheint dem Ufer zu entsteigen, von der Küche führt eine filigrane Edelstahltreppe ins Wohnzimmer, schräg steigt das Pultdach vom Über-Eck-Panoramaglas an, zoomt in perspektivischer Verkürzung den See gleichsam über die Terrasse hinein, ihre Seilbrüstung zitiert Schiffstaue. Den Gebirgsblick holt die zweite Übereckverglasung ins Haus, Stufen führen in die abschließende, intime Schlafholzbox mit Balkon überm Sockel.

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