Details

Adresse
Franz-Fischer-Straße 50, 6020 Innsbruck, Österreich
Bauherrschaft
Robert Seitz
Tragwerksplanung
Gerhard Wibmer
Fotografie
Stefan Schmid
Fertigstellung
2002

Publikationen

Presseschau

19. August 2005Isabella Marboe
Der Standard

Expressive Holzskulptur am Dach

Umsichtig setzten die Architekten Ferdinand Reiter und Christian A.
Pichler ein vorgefertigtes Holzsatteldach mit dezenten Flächenfenstern auf ein altes Innsbrucker Haus, kühn setzten sie ein Stück Stiegenhaus an die frische Luft. Sie schenkten damit dem Innenhof eine expressive Skulptur, den Bewohnern eine gemeinsame Terrasse überm First und der obersten Wohnung die ganze Hauslänge.

Umsichtig setzten die Architekten Ferdinand Reiter und Christian A.
Pichler ein vorgefertigtes Holzsatteldach mit dezenten Flächenfenstern auf ein altes Innsbrucker Haus, kühn setzten sie ein Stück Stiegenhaus an die frische Luft. Sie schenkten damit dem Innenhof eine expressive Skulptur, den Bewohnern eine gemeinsame Terrasse überm First und der obersten Wohnung die ganze Hauslänge.

Argusäugig wachen Innsbrucks Behörden über die historisch gewachsene Dachlandschaft: mit Maß und Ziel sollen sich neue Ausbauten schonend einfügen. Etwas abseits vom Altstadtkern liegt das Haus Franz-Fischer-Straße 50 an der Peripherie des Zentrums in einem homogenen Gründezzeitblock. Ein solider Altbau, 1905 an der Schwelle zum Jugendstil von Baumeister Anton Fritz erbaut. In der Nachkriegszeit war seine letzte Aufstockung, die Statik des Dachstuhls höchst erneuerungsbedürftig. Mit der Sanierung schufen die Architekten Ferdinand Reiter und Christian A. Pichler auch neuen Dachwohn- und Freiraum. Der Altbau ein klassischer Zweispänner mit mittiger Stiege. Mit symmetrisch zartweiß secessionistisch dekorierter, graugeputzter Lochfassade fügt er sich in den urbanen Block, während sich im Hof eine geschlossene Holzveranda das Haus hochrankt. Ein Thema, das in variantenreicher individueller Ausprägung die meisten Hoffassaden ziert und eine sympathische Vielfalt kleinteiliger Loggien und gedeckter Balkone schafft. Als zweites charakteristisches Element umschließen verschieden geneigte Satteldächer den Block.

Geschickt raumbildend folgt der neue Aufbau der inneren Logik des alten Hauses, erfrischend unkompliziert nimmt er zeitgemäß die ortsspezifischen Themen Satteldach, Holz und Freiraum auf. Das zum lukrativen Ausbau zu flache, alte Dach wurde entfernt, die bestehende Decke mit Estrich-Verbundbeton verstärkt, darauf kam ein leichter, vorgefertigter Holzdachstuhl mit 45° Neigung. Dezent fügt er sich mit flächig auf der dunkelbraunen Alu-Colorblechhaut aufsitzenden Fenstern in die rotgeziegelte Dachtopografie und bereichert sie um drei Wohnungen. Luftig-leicht reckt sich der Clou des Entwurfs über der Stiegenmitte aus dem Dach.

Kühn ragen die expressiv vorgezogenen, brandschutzbedingt überdimensionierten, gipsfaserplattenverkleideten, dunkelbraunen Deckenträger in den Hof, dazwischen schwebt ein breiter Querbalken. Er bildet das leseund rauchpausenfreundliche Aussichtspodestplateau der eingehängten Metallstiege, auf der man mit Freiblick in schwindelnder Höhe die Terrasse erklimmt, die sich über den First hinweg als gemeinsames urbanes Sonnendeck und Partyplateau zur Straße im Süden vorzieht.

Am stadtseitigen Blockrand übt sich die spektakuläre Mitte mit zwei zurückspringenden, dreiseitig verglasten Gaupen in vornehmer Zurückhaltung. Spielerisch setzen zwei öffenbare Fensterrahmen am Regenrohr die Altbausymmetrie fort. Seiner Logik folgen auch die gespiegelten Grundrisse der ersten Dachebene an der verlängerten Stiege. Die Toilette findet im treppenflankierenden Zwischenraum vorm ersten Sparren Platz, durch ihre schräge Außenglaswand blickt man in die Tiefe. Vom Eingang bis zum lichten Südblick erstreckt sich ein langer Raum mit Küchenblock an der Trennwandmitte, unter den schrägen Dachfenstern zwischen den Sparren lebt man auf großem Fuß im nord-süd-himmelshellen Einraum oder schafft mit Zwischenwänden mehrere Zimmer. Alle Tragkonstruktionen sind mit dunkelbraun befilmten Sperrholzplatten verkleidet, die auch Kabel und Rohre bergen. Kästen, Schiebetüren, Küchen- und Sanitärboxen sind aus demselben Material, was schön mit dem hellen Estrich, Decken und Wänden kontrastiert und dem Inneren einen vornehm einheitlich ruhigen Charakter gibt. Der wahre Luxus liegt unterm First, wo sich die oberste Wohnung ungeteilt über die ganze Länge erstreckt. Ebenso edel hell-dunkel gestaltet, öffnet sich hier die zurückgesetzte Gaupe mit Glastüren zur Südterrasse, von der man über angepflanzten Wein und Zaha Hadids Schanze hinweg bis zum Patscherkofel blickt.

15. März 2004Franziska Leeb
zuschnitt

Aufgebügelt

Selbstbewusst, aber straßenseitig weniger dominant fiel das Innsbrucker Dachprojekt FF50 der beiden jungen Architekten Christian A. Pichler und Ferdinand...

Selbstbewusst, aber straßenseitig weniger dominant fiel das Innsbrucker Dachprojekt FF50 der beiden jungen Architekten Christian A. Pichler und Ferdinand...

Selbstbewusst, aber straßenseitig weniger dominant fiel das Innsbrucker Dachprojekt FF50 der beiden jungen Architekten Christian A. Pichler und Ferdinand Reiter aus. Es lagert auf einem Gründerzeithaus im Stadtteil Wilten und beherbergt keine luxuriösen Oberschichtwohnungen, sondern drei Einheiten mit jugendlichem Flair.
Das im Rahmen des Tiroler Holzbaupreises 2003 ausgezeichnete Projekt wurde in vorgefertigter Holztafelbauweise errichtet. Die Wandoberflächen bestehen aus dunkelbraun befilmtem Sperrholz (Metsäform).

Alle Ver- und Entsorgungseinrichtungen birgt der zwischen die Satteldachflächen gelegte »Infrastrukturcontainer«. Seine Kertoträger lagern auf der Außenwand des Stiegenhauses, den straßenseitigen Stahlstützen und auf den Brettschichtholzstützen der seitlichen Dachflächen auf. Die Dachflächen dienen als diagonale Aussteifung. Straßenseitig gibt es über die vollverglaste Front Zutritt auf eine Terrasse. Der hofseitig in expressiver Gestik auskragende Bügel umfängt den Zugang auf die Dachterrasse, die als halböffentliche Zone allen Hausbewohnern zur Verfügung steht.



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