31. Mai 2009 - Architekturzentrum Wien
Zwischenzeitlich (von Mai bis September 2009) gesellt sich zu „Flex“ und „Summer Stage“, „Badeschiff Wien“, „Strandbar Herrmann“ und „Glashaus Adria“ südlich des ehemaligen Schützenhauses von Otto Wagner und direkt neben dem U-Bahnausgang Schottenring (U2/U4) die temporäre Installation „Tel Aviv Beach“. Anlass für den Gastauftritt am leopoldstadtseitigen Ufer des Donaukanals sind die 100-Jahr-Feiern der Stadt Tel Aviv, deren abstrahierte Hochhaussilhouette auch die blau-weiße Backlite-Folie ziert, mit der die gerüstartige Holz-Stahl-Konstruktion (bestehend aus Turm, Skylinelement und Beachbar) überzogen wurde. „Echte Tel Aviv Beach Chairs, feinster Meersand und spezielle Lichteffekte sorgen für ein relaxtes Verweilen am Strand“, erläutern SHARE Architekten ihr relaxtes Konzept. Das Catering für den bis zu 300 Gäste fassenden Strandbereich übernahm Szeneköchin Haya Molcho, die vor einigen Monaten am Naschmarkt ein zweigeschossiges (und viel gelobtes) Lokal eröffnet hat. Und im Unterschied etwa zum Strandbad Herrmann lässt sich auf dieser Seite des Donaukanals auch die Abendsonne länger genießen – sofern sie scheint.
Dass Israel mit dieser temporären Installation am Wiener Donaukanal Tel Aviv als Partymetropole vorstellen will und mit diesem Projekt auch eine Art Imagewerbung verknüpft, stößt in politisch empfindlichen Zeiten nicht überall auf Wohlwollen. Die Initiative „Gaza muss leben“ hat schon vor Eröffnung des Strands angekündigt, dass es die ganze Saison hindurch Proteste gegen den „Tel Aviv Beach“ geben werde. Im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“ äußerte sich der israelische Botschafter Dan Ashbel indessen gelassen: „Wenn in Österreich an Israel gedacht wird, dann denkt jeder an den Konflikt. Dass es auch ein junges Israel gibt und ein normales Leben geben muss, wird dabei oft vergessen.“ (Text: Gabriele Kaiser)