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Texte

30. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Architekt Bjarke Ingels: «Wir brauchen einen Masterplan für den Planeten»

Über den dänischen Architekten Bjarke Ingels werden Netflix-Filme gedreht. Mit seinen Fans kommuniziert er bevorzugt über Instagram. Dabei vertritt er die Ansicht, dass Klimaschutz nichts mit Verboten, sondern mit der Steigerung von Lebenslust zu tun haben sollte. Sein Büro erarbeitet gegenwärtig sogar einen Rettungsplan für die gesamte Erde. Antje Stahl traf ihn in Norwegen zum Gespräch.

Über den dänischen Architekten Bjarke Ingels werden Netflix-Filme gedreht. Mit seinen Fans kommuniziert er bevorzugt über Instagram. Dabei vertritt er die Ansicht, dass Klimaschutz nichts mit Verboten, sondern mit der Steigerung von Lebenslust zu tun haben sollte. Sein Büro erarbeitet gegenwärtig sogar einen Rettungsplan für die gesamte Erde. Antje Stahl traf ihn in Norwegen zum Gespräch.

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30. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Versöhnung mit sinnloser Architektur? Im norwegischen Privatmuseum «The Twist» glänzt das Aluminium, nicht die Kunst.

Die Bjarke Ingels Group hat weitab der Zivilisation den Wald mit einem schimmernden Objekt bereichert, das unfreiwillig die Tücken privater Sammlungen offenlegt.

Die Bjarke Ingels Group hat weitab der Zivilisation den Wald mit einem schimmernden Objekt bereichert, das unfreiwillig die Tücken privater Sammlungen offenlegt.

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22. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Konfetti wirbeln im Museum: Happy Birthday, Architekturmuseum in Basel!

Das Schweizerische Architekturmuseum begann vor 35 mit einem Schnellkauf. Nun erinnert das Haus an seine Geschichte und versteigert Geburtstagsgeschenke.

Das Schweizerische Architekturmuseum begann vor 35 mit einem Schnellkauf. Nun erinnert das Haus an seine Geschichte und versteigert Geburtstagsgeschenke.

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26. April 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Revolution auf Rädern

In den Hudson Yards liess die grösste der Attraktionen noch auf sich warten. Mit der beweglichen Riesenmembran haben die Architekten von Diller Scofidio + Renfro ihre erzählerische Architektur in der Kategorie Schwergewicht inszeniert.

In den Hudson Yards liess die grösste der Attraktionen noch auf sich warten. Mit der beweglichen Riesenmembran haben die Architekten von Diller Scofidio + Renfro ihre erzählerische Architektur in der Kategorie Schwergewicht inszeniert.

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14. Februar 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Liebe in Zeiten von Valentin

Am Valentinstag dreht sich alles um das Paar. Warum eigentlich? Designer arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, Autos oder Betten zu entwerfen, in denen drei, vier, ach was, zehn Menschen den Tag der Liebe feiern können.

Am Valentinstag dreht sich alles um das Paar. Warum eigentlich? Designer arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, Autos oder Betten zu entwerfen, in denen drei, vier, ach was, zehn Menschen den Tag der Liebe feiern können.

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01. Februar 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Sie zahlten höhere Studiengebühren. Ihre Arbeiten warfen Geld ab. Doch die Frauen am Bauhaus gingen vergessen – zu Unrecht

Die grossen Namen des Bauhauses sind alles: Männer. Zum 100-Jahr-Jubiläum kehren die Künstlerinnen ins Rampenlicht zurück.

Die grossen Namen des Bauhauses sind alles: Männer. Zum 100-Jahr-Jubiläum kehren die Künstlerinnen ins Rampenlicht zurück.

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08. Dezember 2018Antje Stahl
Fabian Baumgartner
Neue Zürcher Zeitung

«Die Schweiz ist eine patriarchale Gesellschaft mit autoritären Strukturen»

Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Machokultur: Das ETH-Departement Architektur sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Hier äussert sich der Vorsteher Philip Ursprung erstmals dazu und nimmt Stellung zum Disziplinarverfahren gegen einen Professor.

Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Machokultur: Das ETH-Departement Architektur sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Hier äussert sich der Vorsteher Philip Ursprung erstmals dazu und nimmt Stellung zum Disziplinarverfahren gegen einen Professor.

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07. Dezember 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die neue Architektur der alten Medienhäuser

Aufbruchsstimmung würde man im Zeitungswesen zurzeit nicht erwarten. Die Digitalisierung führe, so der allgemeine Befund, zum Verlust von Abonnementen und Anzeigenkunden. Trotzdem wird mächtig gebaut. In Deutschland beziehen gleich mehrere Medienhäuser neue Standorte. Ein Rundgang.

Aufbruchsstimmung würde man im Zeitungswesen zurzeit nicht erwarten. Die Digitalisierung führe, so der allgemeine Befund, zum Verlust von Abonnementen und Anzeigenkunden. Trotzdem wird mächtig gebaut. In Deutschland beziehen gleich mehrere Medienhäuser neue Standorte. Ein Rundgang.

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Presseschau 12

30. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Architekt Bjarke Ingels: «Wir brauchen einen Masterplan für den Planeten»

Über den dänischen Architekten Bjarke Ingels werden Netflix-Filme gedreht. Mit seinen Fans kommuniziert er bevorzugt über Instagram. Dabei vertritt er die Ansicht, dass Klimaschutz nichts mit Verboten, sondern mit der Steigerung von Lebenslust zu tun haben sollte. Sein Büro erarbeitet gegenwärtig sogar einen Rettungsplan für die gesamte Erde. Antje Stahl traf ihn in Norwegen zum Gespräch.

Über den dänischen Architekten Bjarke Ingels werden Netflix-Filme gedreht. Mit seinen Fans kommuniziert er bevorzugt über Instagram. Dabei vertritt er die Ansicht, dass Klimaschutz nichts mit Verboten, sondern mit der Steigerung von Lebenslust zu tun haben sollte. Sein Büro erarbeitet gegenwärtig sogar einen Rettungsplan für die gesamte Erde. Antje Stahl traf ihn in Norwegen zum Gespräch.

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30. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Versöhnung mit sinnloser Architektur? Im norwegischen Privatmuseum «The Twist» glänzt das Aluminium, nicht die Kunst.

Die Bjarke Ingels Group hat weitab der Zivilisation den Wald mit einem schimmernden Objekt bereichert, das unfreiwillig die Tücken privater Sammlungen offenlegt.

Die Bjarke Ingels Group hat weitab der Zivilisation den Wald mit einem schimmernden Objekt bereichert, das unfreiwillig die Tücken privater Sammlungen offenlegt.

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22. Oktober 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Konfetti wirbeln im Museum: Happy Birthday, Architekturmuseum in Basel!

Das Schweizerische Architekturmuseum begann vor 35 mit einem Schnellkauf. Nun erinnert das Haus an seine Geschichte und versteigert Geburtstagsgeschenke.

Das Schweizerische Architekturmuseum begann vor 35 mit einem Schnellkauf. Nun erinnert das Haus an seine Geschichte und versteigert Geburtstagsgeschenke.

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26. April 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Revolution auf Rädern

In den Hudson Yards liess die grösste der Attraktionen noch auf sich warten. Mit der beweglichen Riesenmembran haben die Architekten von Diller Scofidio + Renfro ihre erzählerische Architektur in der Kategorie Schwergewicht inszeniert.

In den Hudson Yards liess die grösste der Attraktionen noch auf sich warten. Mit der beweglichen Riesenmembran haben die Architekten von Diller Scofidio + Renfro ihre erzählerische Architektur in der Kategorie Schwergewicht inszeniert.

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14. Februar 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Liebe in Zeiten von Valentin

Am Valentinstag dreht sich alles um das Paar. Warum eigentlich? Designer arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, Autos oder Betten zu entwerfen, in denen drei, vier, ach was, zehn Menschen den Tag der Liebe feiern können.

Am Valentinstag dreht sich alles um das Paar. Warum eigentlich? Designer arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, Autos oder Betten zu entwerfen, in denen drei, vier, ach was, zehn Menschen den Tag der Liebe feiern können.

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01. Februar 2019Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Sie zahlten höhere Studiengebühren. Ihre Arbeiten warfen Geld ab. Doch die Frauen am Bauhaus gingen vergessen – zu Unrecht

Die grossen Namen des Bauhauses sind alles: Männer. Zum 100-Jahr-Jubiläum kehren die Künstlerinnen ins Rampenlicht zurück.

Die grossen Namen des Bauhauses sind alles: Männer. Zum 100-Jahr-Jubiläum kehren die Künstlerinnen ins Rampenlicht zurück.

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08. Dezember 2018Antje Stahl
Fabian Baumgartner
Neue Zürcher Zeitung

«Die Schweiz ist eine patriarchale Gesellschaft mit autoritären Strukturen»

Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Machokultur: Das ETH-Departement Architektur sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Hier äussert sich der Vorsteher Philip Ursprung erstmals dazu und nimmt Stellung zum Disziplinarverfahren gegen einen Professor.

Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Machokultur: Das ETH-Departement Architektur sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Hier äussert sich der Vorsteher Philip Ursprung erstmals dazu und nimmt Stellung zum Disziplinarverfahren gegen einen Professor.

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07. Dezember 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die neue Architektur der alten Medienhäuser

Aufbruchsstimmung würde man im Zeitungswesen zurzeit nicht erwarten. Die Digitalisierung führe, so der allgemeine Befund, zum Verlust von Abonnementen und Anzeigenkunden. Trotzdem wird mächtig gebaut. In Deutschland beziehen gleich mehrere Medienhäuser neue Standorte. Ein Rundgang.

Aufbruchsstimmung würde man im Zeitungswesen zurzeit nicht erwarten. Die Digitalisierung führe, so der allgemeine Befund, zum Verlust von Abonnementen und Anzeigenkunden. Trotzdem wird mächtig gebaut. In Deutschland beziehen gleich mehrere Medienhäuser neue Standorte. Ein Rundgang.

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08. November 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Gelobtes Land – der Schweizer Architekturpreis 2018

Der Arc Award gibt jährlich einen schönen Überblick über die Schweizer Architekturlandschaft. Die Vergabe der Preise hielt sich jedoch im Rahmen des Erwartbaren.

Der Arc Award gibt jährlich einen schönen Überblick über die Schweizer Architekturlandschaft. Die Vergabe der Preise hielt sich jedoch im Rahmen des Erwartbaren.

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04. November 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Am Bauhaus wurde die Zwiebel zum Symbol des Widerstands erklärt

Das 100-Jahr-Jubiläum steht bevor und rund um das Bauhaus bricht ein Streit aus. Johannes Itten hat dieses Mal aber nichts damit zu tun, oder?

Das 100-Jahr-Jubiläum steht bevor und rund um das Bauhaus bricht ein Streit aus. Johannes Itten hat dieses Mal aber nichts damit zu tun, oder?

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24. Oktober 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Zurücklehnen und nachdenken reicht nicht. Brauchen wir mehr «Social Design»?

Designer stellen sich ihrer sozialen Verantwortung, wie man im Museum für Gestaltung Zürich sehen kann. Dafür ernten sie Applaus und Kritik. Das liegt auch an Victor Papanek, dem Vater des sogenannten «Social Design», der gerade im Vitra Design Museum ausgestellt wird.

Designer stellen sich ihrer sozialen Verantwortung, wie man im Museum für Gestaltung Zürich sehen kann. Dafür ernten sie Applaus und Kritik. Das liegt auch an Victor Papanek, dem Vater des sogenannten «Social Design», der gerade im Vitra Design Museum ausgestellt wird.

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16. Oktober 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

In der Stadt dürfen Bäume nicht mehr dicht an dicht stehen, auf Balkonien aber schon?

Zwischen Mailands Hochhäusern wird eine neue Bibliothek der Bäume eingeweiht. Die Designerin Petra Blaisse stellt das Konzept für die Giardini di Porta Nuova in Zürich aus und wundert sich über so manch eine Sicherheitsvorschrift.

Zwischen Mailands Hochhäusern wird eine neue Bibliothek der Bäume eingeweiht. Die Designerin Petra Blaisse stellt das Konzept für die Giardini di Porta Nuova in Zürich aus und wundert sich über so manch eine Sicherheitsvorschrift.

Der Mailänder sieht das Haus vor lauter Bäumen nicht mehr, das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Auf den Balkonen der Zwillingstürme, die der italienische Architekt Stefano Boeri dem Quartier Isola im Norden von Mailand vor die Füsse pflanzte, wuchert das viele Grünzeug jedenfalls inzwischen nur so vor sich hin. Die Luxusappartements, die sich in diesem vertikalen Wald, im Bosco Verticale, befinden, trafen bis zum Ende der Bauzeit 2014 zwar nicht bei jedem auf Begeisterung. Aber die prämierten Türme sollten sich bald als ökologisches Geschenk und ziemlich nützlicher Paravent herausstellen: Aus bestimmten Blickwinkeln wird einem der Anblick des Torre Unicredit zumindest erspart – dieser schrecklichen Bankfestung von César Pelli, bei der man ständig das Gefühl hat, gleich schiesse die Turmspitze wie eine Rakete ins All. Wird die nigelnagelneue «Bibliothek der Bäume», die Ende Oktober offiziell eingeweiht werden soll, Ähnliches leisten können?

Zu Füssen des vertikalen Walds wurden junge Himalayabirken, Silberpappeln und Chinesische Wildbirnen so in die Giardini di Porta Nuova gesetzt, dass sie viele schöne und mitunter konzentrische Kreise bilden. Dazwischen gibt es Holzbänke, Liegestühle und Spielplätze. Vielleicht soll das eine zeremonielle Andacht sein. Oder eine Hommage an das Punkteuniversum der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama.

Retrospektiv gesehen, ist es natürlich kein Wunder, dass ausgerechnet der Gestaltungsplan von Petra Blaisse und ihren vielen Projektpartnern 2004 den Wettbewerb für das Finale des wohl wichtigsten Master- beziehungsweise Sanierungsplans Europas gewann. Die Designerin aus Amsterdam ist berühmt dafür, dass sie Innen- mit Aussenräumen zusammenführt, architektonische Dialoge zwischen Fassaden und Gärten entstehen lassen kann: Biblioteca degli Alberi und Bosco Verticale, eine Baum-Bibliothek am Wald – besser hätte man sich das nicht ausdenken können. Trotzdem überrascht einen nach all den Jahren, dass nun wirklich und tatsächlich ein Park zwischen den Hochhäusern Unicredit, Pirelli und Bosco Verticale entstanden ist, dass eine zehn Hektaren grosse Fläche die Quartiere Isola im Norden, Garibaldi im Westen und Varesine im Südosten verbindet. In den vergangenen Jahren rauschte man an diesem Geschäftsviertel, das den Expo-Besuchern 2015 Mailands Wachstumsvermögen vor Augen führen sollte, lieber so schnell wie möglich mit dem Taxi vorbei. Ab sofort darf man zu Fuss von der Porta Nuova zu den alten Häuserzeilen spazieren, die so lange auf diesem verlorenen und staubigen Posten überlebten. Sogar mit dem Velo darf man sich hier fortbewegen.

Die Wegführung ist sehr grafisch und verläuft über an- und absteigende Diagonalen, die zwischen den umliegenden Hotspots, dem Mode-Quartier, dem Centrale, über U-Bahnen und Strassen hinweg gespannt wurden. Das finale Netz, erzählt Petra Blaisse, habe ihr Büro Inside Outside in Amsterdam erst nach dem Wettbewerb in Anlehnung an die vor allem auch unterirdisch gegebene Infrastruktur berechnet. Anhand von schwarzen und weissen Klebestreifen kann man sich gegenwärtig in Zürich sogar ein verkleinertes Bild davon machen. Seit der Eröffnung der Blaisse-Retrospektive (ein grosses Wort für das, was man dann tatsächlich im Hauptgebäude der ETH vorfindet) führen diese Linien durch den Semper-Bau wie die Wege durch die Giardini di Porta Nuova. Während der Vernissage sagte jemand, die Schau in Zürich sei wie eine Einladungskarte in 3-D für die Einweihung der Parklandschaft in Mailand. Schlecht ist der Vergleich nicht. In weissen Tüten wächst sogar ein wenig Gras und weisse Bürstenborsten in Kreisen stehen offenbar für die Bäume.

Urban Farming

Viele Jahre liessen die italienischen Behörden und der Entwickler überhaupt nichts von sich hören. Bis Petra Blaisse 2008 zum Telefon griff und sich nach der Entschädigung erkundigte, die laut Vertrag dem Sieger ausbezahlt werden würde, sollte das Projekt nicht realisiert werden. Schliesslich durfte sie doch noch die Bibliothek mit Rot-Ahorn, Zierapfel, Weiss-Esche, Tulpenbäumen und Babylonischen Trauerweiden ausstatten – die Liste der Baum-Auswahl, die sie der Redaktion netterweise zur Verfügung gestellt hat, ist sehr lang und exotisch. Fast könnte man meinen, Blaisse wolle hier dem botanischen Garten, der Bildungsreise durch die Kontinente in Italien noch ein letztes Denkmal setzen.

In den umliegenden Ländern überzeugt ja längst ein anderer landschaftsarchitektonischer Kunstgriff. Urban Farming heisst die grosse Zukunftsvision für unsere Städte, wie nicht zuletzt der Masterplan von Herzog & de Meuron für das Dreispitzareal in Basel beweist. Auch dort sollen Hochhäuser, genau genommen drei Wohntürme, entstehen. Anders als in Mailand werden ihnen die weitläufigen Grünflächen jedoch kaum exotisches Flair, sondern eher so etwas wie dörfliche Bodenständigkeit verleihen: Auf den Bildern, die die Jury überzeugten, kann man natürlich nicht erkennen, ob die «didaktische Lebensmittelproduktion» Stadtkindern wieder beibringen soll, Kartoffeln anzupflanzen und Karotten zu ernten; aber die Pferde, die vor einem Kirchturm galoppieren, sollen die Basler definitiv wieder zurück zum Glauben an das idyllische, behütete Landleben führen. Landschaftsarchitektur will eben nicht nur eine ökologische, sondern auch eine pädagogische, wenn nicht sogar gesellschaftspolitische Funktion übernehmen. Ob sie diese allerdings erfüllen kann, hängt von anderen Mitspielern ab.

Verstecken verboten

Die sicherheitsverliebte und durchbürokratisierte Gegenwart verlangte von Petra Blaisse und ihren Partnern, wie sie erzählt, dass die Bäume einen Mindestabstand von neun Metern haben und die Gräser, aus denen bereits hübsche bunte Blumen herausragen, nicht höher als fünfzig Zentimeter in die Höhe spriessen. Solche Auflagen sind der Albtraum für jeden Designer und verdeutlichen vielleicht zum ersten Mal, wie die furchtbare Metapher der «gesellschaftlichen Auswüchse» eigentlich entstehen kann: Je undurchsichtiger ein Park werde, desto grösser würden die Verstecke für Roma, Geflüchtete, Drogendealer, gibt Blaisse in Zürich zu verstehen. So werden Freiräume buchstäblich beschnitten. Es könnte leider sogar sein, dass diese grosszügigen Giardini di Porta Nuova umzäunt werden müssten.

Aber die Gestaltungs- und Bauvorschriften für Bäume, Gräser und Zäune kündigen noch eine weitere bizarre Entwicklung an: Anders als im Hochhaus, in Stefano Boeris Balkonien, scheint es unten in der Stadt nicht mehr möglich zu sein, einen dichten Wald zu pflanzen. Und wenn man die Symbolik solch einer Verlagerung der Natur von der Erde in die Höhe ernst nimmt, werden in Zukunft nur noch wenige Menschen Zugang zum literarisch so viel beschriebenen Unterschlupf haben. Dave Eggers liess eine Figur aus seiner dystopischen Erzählung «The Circle» zu guter Letzt ja nicht umsonst in den Wald fliehen. Nur dort, dachte Mercer Medeiros, könne er sich vor der Datensammelwut und der Überwachungstechnologie retten. Auch wenn der Romanheld sich geirrt hat – was in einem vertikalen Wald, hinter all den Pflanzen und Bäumen in über hundert Metern Höhe vor sich geht, kann man zumindest von der Strasse aus nicht mehr sehen.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2018.10.16

14. September 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Architekten unter sich: Caminadas Heimatliebe trifft Olgiatis Metaphysik

Zwei Architekten aus Graubünden – Gion A. Caminada und Valerio Olgiati – geben neue Einblicke in ihr Denken. Eine Gegenüberstellung zeigt, wie unterschiedlich ästhetische Positionen sein können.

Zwei Architekten aus Graubünden – Gion A. Caminada und Valerio Olgiati – geben neue Einblicke in ihr Denken. Eine Gegenüberstellung zeigt, wie unterschiedlich ästhetische Positionen sein können.

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05. September 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

An Fonteyne: «Es ist kein architektonisches, sondern ein politisches Versäumnis, dass sich Subkulturen entwickelt haben»

An Fonteyne, Professorin an der ETH Zürich, ist die Architektin der Stunde: Sie engagiert sich für die Zukunft Europas und seiner historischen Bausubstanz.

An Fonteyne, Professorin an der ETH Zürich, ist die Architektin der Stunde: Sie engagiert sich für die Zukunft Europas und seiner historischen Bausubstanz.

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15. August 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Das Erbe des Ingenieurs Riccardo Morandi, des Architekten der «Todesbrücke» von Genua

Fast dreissig Jahre nach seinem Tod wird das Erbe des italienischen Ingenieurs Riccardo Morandi umgeschrieben. Gibt man seinen Namen in einer der vielen...

Fast dreissig Jahre nach seinem Tod wird das Erbe des italienischen Ingenieurs Riccardo Morandi umgeschrieben. Gibt man seinen Namen in einer der vielen...

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07. August 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die neue Samenbank der Zivilisation

Die amerikanische Weltraumbehörde Nasa gibt die Sieger eines Wettbewerbs für Habitate auf dem Planeten Mars bekannt. Zeit für eine Psychoanalyse der Entwürfe.

Die amerikanische Weltraumbehörde Nasa gibt die Sieger eines Wettbewerbs für Habitate auf dem Planeten Mars bekannt. Zeit für eine Psychoanalyse der Entwürfe.

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31. Juli 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die Kartografierung der helvetischen Landschaft ist nicht immer eine gute Idee

Ein Künstler wandert durch die Schweiz. Sein Videotagebuch führt durch die Banalität des Schweizer Alltags und fördert mitunter Depressionen.

Ein Künstler wandert durch die Schweiz. Sein Videotagebuch führt durch die Banalität des Schweizer Alltags und fördert mitunter Depressionen.

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25. Juli 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Der herrlichste Ort auf Erden

Hinterm Landesmuseum, an der Limmat, macht die Stadt alles richtig: Architektur, Gastronomie und Kulturprogramm sorgen für friedliche Anarchie.

Hinterm Landesmuseum, an der Limmat, macht die Stadt alles richtig: Architektur, Gastronomie und Kulturprogramm sorgen für friedliche Anarchie.

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19. Juli 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Christian Menn, der bedeutendste Schweizer Brückenbauer, ist gestorben

Über Täler und Seen kann man dank diesem Ingenieur fahren. Das Biaschina-Viadukt und die Sunnibergbrücke sind darüber hinaus auch atemberaubende Architektur.

Über Täler und Seen kann man dank diesem Ingenieur fahren. Das Biaschina-Viadukt und die Sunnibergbrücke sind darüber hinaus auch atemberaubende Architektur.

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11. Juli 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Auf Wiedersehen, White Cube

Das Stapferhaus Lenzburg erhält eine neue Architektur – ein Holzhaus mit schwarzem Anstrich.

Das Stapferhaus Lenzburg erhält eine neue Architektur – ein Holzhaus mit schwarzem Anstrich.

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verknüpfte Bauwerke
Stapferhaus Lenzburg

26. Mai 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Weshalb die Schweiz an der Biennale in Venedig eine leere Wohnung zeigt

Die Architekturbiennale von Venedig hat ihre Tore geöffnet. Der Schweizer Pavillon gehört zu den interessantesten Beiträgen in diesem Jahr – und hat prompt den Goldenen Löwen gewonnen.

Die Architekturbiennale von Venedig hat ihre Tore geöffnet. Der Schweizer Pavillon gehört zu den interessantesten Beiträgen in diesem Jahr – und hat prompt den Goldenen Löwen gewonnen.

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12. Mai 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Hol den Vorschlaghammer! Nein, bewahre diese Schweizer Architektur

Welche Schweizer Architektur sollte abgerissen – und welche unter Denkmalschutz gestellt werden? Über diese Fragen streiten sich Heimatschützer und Bauherrn heftig. In der NZZ beziehen Architektinnen und Architekten Stellung.

Welche Schweizer Architektur sollte abgerissen – und welche unter Denkmalschutz gestellt werden? Über diese Fragen streiten sich Heimatschützer und Bauherrn heftig. In der NZZ beziehen Architektinnen und Architekten Stellung.

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24. April 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Wollen wir so leben?

Im Süden Zürichs wird ein Quartier für die 2000-Watt-Gesellschaft gebaut. Hoffentlich sieht unser aller grüne Zukunft anders aus.

Im Süden Zürichs wird ein Quartier für die 2000-Watt-Gesellschaft gebaut. Hoffentlich sieht unser aller grüne Zukunft anders aus.

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08. März 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Zurück zu den alten Meistern

Der indische Architekt Balkrishna Doshi gewinnt den renommierten Pritzkerpreis für Architektur.

Der indische Architekt Balkrishna Doshi gewinnt den renommierten Pritzkerpreis für Architektur.

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07. März 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Diese Architekten dokumentieren Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Eyal Weizman gründete die Forschungsgruppe Forensic Architecture, die Kriegs- und Folterschauplätze rekonstruiert. 3-D-Modelle und Landkarten erreichen damit den Status von forensischen Beweisen, die vor Gericht eingesetzt werden können, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen.

Eyal Weizman gründete die Forschungsgruppe Forensic Architecture, die Kriegs- und Folterschauplätze rekonstruiert. 3-D-Modelle und Landkarten erreichen damit den Status von forensischen Beweisen, die vor Gericht eingesetzt werden können, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen.

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02. März 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Im neuen Museum für Gestaltung in Zürich möchte man auf den Ausstellungsstücken am liebsten herumlümmeln

Das Stammhaus des Museums für Gestaltung Zürich wurde renoviert – zur Wiedereröffnung verwandeln Designer Lampen in Derwische. Und die Besucher dürfen auf Wurstburgsofas klettern.

Das Stammhaus des Museums für Gestaltung Zürich wurde renoviert – zur Wiedereröffnung verwandeln Designer Lampen in Derwische. Und die Besucher dürfen auf Wurstburgsofas klettern.

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28. Februar 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Reality-Check

Wer sich fragt, warum viele Städte immer mehr aussehen wie Corporate Design, könnte in einer Liste der grössten Architekturbüros eine Antwort finden.

Wer sich fragt, warum viele Städte immer mehr aussehen wie Corporate Design, könnte in einer Liste der grössten Architekturbüros eine Antwort finden.

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29. Januar 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Und alle stürzen sich aufs Land

Das Anthropozän wirkt sich auch auf die Arbeit von Architekten, Designern und Künstlern aus. In Zuoz beschäftigten sie sich im Rahmen der «Engadin Art Talks» mit dieser Herausforderung.

Das Anthropozän wirkt sich auch auf die Arbeit von Architekten, Designern und Künstlern aus. In Zuoz beschäftigten sie sich im Rahmen der «Engadin Art Talks» mit dieser Herausforderung.

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24. Januar 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Ein goldener Rahmen in Dubai zementiert das Zeitalter der Simulation

Anfang des Jahres wurde «The Dubai Frame» eingeweiht. Der Neubau versprüht kein suprematistisches Konfetti, aber eignet sich für die ganz grosse Selfie-Show.

Anfang des Jahres wurde «The Dubai Frame» eingeweiht. Der Neubau versprüht kein suprematistisches Konfetti, aber eignet sich für die ganz grosse Selfie-Show.

Wenn es stimmt, dass nicht nur jede Stadt, sondern auch jede Zeit ein Wahrzeichen bekommt, dann sollte man den Blick nach Dubai richten. Dort wurde am allerersten Tag des neuen Jahres wieder einmal ein gigantischer Neubau eröffnet, der nun aber in seiner eindeutigen Zeichenhaftigkeit noch das World Trade Center in den Schatten stellen könnte.

«The Dubai Frame» heisst der Neubau, der in den Zabeel Park etwas ausserhalb des von Hochhäusern geprägten Stadtzentrums gestellt wurde: Zwei senkrechte Türme, je 150 Meter hoch, sind mit zwei waagerechten, 93 Meter langen Riegeln verbunden, die Aussenverkleidung ist vergoldet und mit Ornamenten versetzt. Sie sollen genau wie das Logo der Expo 2020 an die Ringe erinnern, die bei den Ausgrabungen einer alten Stätte in der Wüste gefunden wurden. Dubai möchte damit vor Augen führen, was Teil des Ausstellungsprogramms ist: eine Rekonstruktion der verschütteten Geschichte Dubais. Von der Himmelsetage können die Besucher dann eine «Panorama view» von 360 Grad geniessen. Zurück in der Erdetage wartet dann noch die Zukunft, aber dazu später mehr.

Wäre «The Dubai Frame» nicht so gross und golden, müsste man ihn mit diesem roten, rostigen Gestell am Berliner Flughafen Schönefeld gleichsetzen: Er steht draussen auf einem Platz zwischen Taxis und Trottoir und dient als Bilderrahmen – steht man davor, passt Terminal A perspektivisch perfekt hinein. «Tweet your picture» ist denn auch die Handlungsanweisung für Touristen, sich in die abgesteckte Szenerie zu stellen und ein Foto von sich für die sozialen Netzwerke schiessen zu lassen. Das ist die wohl günstigste Form des Stadtmarketings und der harmloseste Ausdruck einer zur Fotokulisse degradierten Architektur.

Luftschlösser

In Dubai hat man sich nun entschlossen, nicht die Architektur in einen Rahmen zu setzen, sondern den Rahmen zur Architektur zu erheben. Das ist so erniedrigend wie tragisch: Besteht die Fläche, die diese goldenen Leisten abstecken, doch vor allem aus heisser Luft. «The Guardian» berichtete sogar, dass einige Locals gefragt haben sollen, wann das Gerüst denn mit Stockwerken aufgefüllt werde. Manchmal ist Naivität eben die beste Voraussetzung für schlaue Fragen – es sei denn, Luftschlösser seien die neue Aufgabe der Architektur.

Zur freien Entwicklung kam der Bilderrahmen erst während der Renaissance in Italien, wie Wilhelm Bode einmal festhielt, als sich «die Malerei von kirchlichen Banden mehr und mehr freimachte» und «immer neue Gebiete des Lebens in ihre Darstellungskreise» zog und nicht nur die Kirchen, «sondern auch die Paläste, die öffentlichen wie privaten, mit ihren Tafelmalereien» ausstattete. Zuvor gehörte er zum handwerklichen Repertoire der Baumeister: Es waren architektonische Rahmen, sie repräsentierten die Frontansicht von Gebäuden; Sockel, Pilaster, Architrav beschützten sakrale Bilder auf dem Altar wie ein Gehäuse. Darf man deshalb annehmen, dass «The Dubai Frame» eine Art architektonischer Ikonoklasmus ist? Entweder beschützt dieser Rahmen die ganze Welt oder, und das ist wahrscheinlicher: nichts.

Aus der Kunst kennt man solche zerstörerischen Gesten schon lange, da wurde das Tafelbild zum Feind Nummer eins erklärt, aber kein Künstler wäre auf die Idee gekommen, seinen Gegenstand, die Kunst, aufzugeben. Eher sollte sie sich auf die gesamte Umwelt ausbreiten: Malewitsch' schwarzes Quadrat ist dafür bezeichnend. Die Abstraktion, eine «reine Empfindung», ist die «ungerahmte Ikone», die von El Lissitzky und Co. von der Wand gelöst wurde, um sie in den Weltraum zu tragen. «Suprematistisches Konfetti», nannte Sergei Eisenstein das revolutionäre Einverständnis zwischen Architekten und Künstlern, daraus eine vollkommen neue Welt zu bauen.

Zeitalter der Simulation

Dubai setzt stattdessen tatsächlich lieber auf ein längst gesprengtes Relikt aus alten Zeiten und steckt die Besucher buchstäblich in einen fest gesteckten Rahmen, damit sie ja nicht auf die Idee kommen, einen Raum zu besetzen und sich frei zu bewegen. Die Gegenwart sollen sie wie ein Satellit vom oberen Riegel aus betrachten. Zurück auf dem eigentlichen Boden blicken sie nicht den Tatsachen ins Auge, sondern werden durch 3-D-Brillen und Augmented-Reality-Reisen in die virtuelle Zukunft gebeamt: Hinter diesem goldenen Rahmen fliegen schliesslich irgendwann Autos zwischen schilfartigen Gebäuden umher.

Im Zeitalter der Simulation, postulierte der französische Theoretiker Jean Baudrillard, müsse man nicht länger nach Imitation, Vervielfältigung oder gar Parodie suchen. Zur Frage stehe, ob die Zeichen der Wirklichkeit die Wirklichkeit ersetzten. Im Anschluss daran darf man fragen, ob ein Zeichen der Architektur nicht die Architektur abgelöst hat. Der Architekt Fernando Donis, der den Entwurf vor zehn Jahren bei einem Wettbewerb eingereicht hatte, sagte, er habe die Leere vorgeschlagen. In der Kunst zählte dieser Gedanke vor mehr als fünfzig Jahren viel: Da stellte Piero Manzoni die ganze Welt auf einem Sockel aus. Auch Yves Klein deklarierte «Le Vide» zu Kunst. Nur setzten diese Gesten gerade die Sprengung des Rahmens voraus. Wer ihn zurückholt, verhöhnt die Utopisten. Was ist dieser Bau also, durch den man hindurchschauen soll? Der dafür da ist, die Welt für das digitale Foto zu verflachen? Das ist kein Wahrzeichen mehr, das ist ein Mahnmal, das jedem Angst und Bange machen sollte.

Fast wundert man sich nicht mehr darüber, dass Dubai die Idee einfach geklaut, umgemodelt und ohne weitere Rücksprache mit dem Architekten realisiert haben soll. Nachdem er den Wettbewerb gewonnen habe, sei ihm eine Beraterfunktion angeboten worden, so Donis, aber auf einen Vertrag habe er sich nicht einlassen wollen: Er hätte sein intellektuelles Eigentum verkauft, er hätte das Projekt nicht bewerben können, geschweige denn die Baustellen betreten dürfen. Dubai war das egal. Auf der Website von «The Dubai Frame» erscheint ein Foto des goldenen Riesenrahmens. Ein Video führt durch die Zeitreise. Auch wenn man von seinem Schreibtisch in Zürich aus nicht mit absoluter Gewissheit sagen kann, dass es das scheussliche Ding, das man auf seinem Bildschirm sieht, wirklich gibt. Fest steht: Im Simulacrum zählt Urheberschaft nichts.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2018.01.24

17. Januar 2018Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die Grundbausteine der Avantgarde

In Bangladesh tragen Architekten zur Verbesserung der Lebensverhältnisse bei. Eine Ausstellung in Basel stellt die junge Szene vor und räumt mit den Vorurteilen gegenüber einem der ärmsten Länder der Welt auf.

In Bangladesh tragen Architekten zur Verbesserung der Lebensverhältnisse bei. Eine Ausstellung in Basel stellt die junge Szene vor und räumt mit den Vorurteilen gegenüber einem der ärmsten Länder der Welt auf.

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19. Dezember 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Die Muse darf draussen bleiben

Immer mehr Museen erweitern ihre Bauten. Fragt sich nur, für was und für wen eigentlich?

Immer mehr Museen erweitern ihre Bauten. Fragt sich nur, für was und für wen eigentlich?

Wer nimmt sich eigentlich noch Zeit, über Bauarbeiten wie die am Heimplatz nachzudenken, die das Kunsthaus Zürich erweitern werden? Das fragt man sich fast jeden Tag, wenn man im Tram an diesem schönen Verkehrsknotenpunkt vorbeifährt und den Bauarbeitern zuwinkt, die da in der nassen Kälte auf dem Rohbau herumklettern und all die Eisenstäbe und Betonmauern und Rohre in Stellung bringen, damit der «lichtdurchflutete Quader», entworfen von David Chipperfield Architects, 2020 eröffnet werden kann.

Konsens, diese genauso erwünschte wie attackierte Stimmungslage, gab es bei den sogenannten Erweiterungsbauten natürlich nie. Das haben die langwierigen, mitunter heissen Debatten rund um das Landesmuseum gezeigt, die mal dem Bund, mal den Architekten Christ & Gantenbein den Ruf einbrachten, sie würden dem Schlösschen des grossen Baumeisters Gustav Gull etwas Böses antun. Würde das Strafrecht im Baurecht zur Anwendung kommen, wäre die Anklage wohl auf Körperverletzung hinausgelaufen. In den Direktorenzimmern der Schweizer Museen aber müssen sich alle einig sein: «Mein Haus muss ganz unbedingt vergrössert werden», sagt dann der eine am Buffet einer Vernissage, der andere im Zimmer irgendeines Baubeamten.

Wie sonst lässt sich der Anbauhype erklären, der seit Jahren jede Institution dazu bringt, so viel Geld wie möglich zusammenzukratzen, um wichtige Architekten anzurufen und sie zu bitten, weitere Räume für die Kunst zu entwerfen? Zürich, Chur, Basel, Genf, Bern, vielleicht sollte die Liste der Städte, die auf museales Wachstum setzen, ab sofort nicht mehr verlängert werden. «Warum?», werden sich Kunstliebhaber jetzt fragen. «Ist doch schön, wenn die Kunst mehr Platz bekommt?» Und man würde ihnen wirklich so gerne recht geben. Aber bevor sich Kunst-Enthusiasten wie im Genfer Museum für Kunst und Geschichte (MAH) wieder an die Arbeit machen, um all die entsetzlich besorgten Heimatschützer endlich auch davon zu überzeugen, dass ihr Haus vergrössert werden muss, sollte man vielleicht doch noch einmal über Sinn und Unsinn dieser An- und Erweiterungsbauten reflektieren. Der Jahresrückblick zeigt ja, dass ein Erweiterungsbau die Leitung eines Museums in eine ganz unangenehme Lage bringen kann.

Hauptsache massentauglich

Für das Kunstmuseum Basel jedenfalls ging die Rechnung nicht auf: Bald wurden die grossen Türen des neuen Gebäudes von Christ & Gantenbein verriegelt, um wenigstens das Kassenpersonal zu sparen. Wer im Spätsommer diesen Jahres die grauen Mauern erreichte, wusste wirklich nicht so recht, ob er vor einem Museum und nicht etwa vor der Zentrale des Geheimdienstes gelandet war. Die Tickets wurden im Hauptgebäude auf der anderen Strassenseite verkauft, der Erlös konnte die horrenden Kosten, die populäre Ausstellungen mit Werken von Jackson Pollock, Paul Cézanne oder Marc Chagall, nach sich ziehen, aber nicht decken. Der Kanton darf der Institution jetzt aus der fast Eine-Million-Franken-Misere helfen. Bleibt zu hoffen, dass er dasselbe für das in der hiesigen Architekturszene so wichtige Schweizerische Architekturmuseum machen wird, sonst wäre die programmatische Vielfalt in diesem Land tatsächlich bedroht. Das Bundesamt für Kultur hat diesem und anderen Häusern 2017 das Geld gestrichen, nicht zuletzt weil es sie auf Massentauglichkeit überprüft hat.

In einer Studie, für die «Art Newspaper» 2016 knapp 500 Museen weltweit befragte, sagten Museumsdirektoren, höhere Besucherzahlen seien nicht das Ziel von Erweiterungsbauten, sondern eher eine Folge. Es gehe angeblich auch nicht um Standortwettbewerb. Man müsse die wachsenden Sammlungen unterbringen, Mäzene beeindrucken und der Rolle gerecht werden, die die Gesellschaft den Kunstmuseen heutzutage zuschreibe. Ähnliche Argumente werden auch in der Schweiz formuliert. Aber welches sollte man in Zukunft wirklich zählen lassen?

Sammlungen wachsen, das liegt in der Natur der Sache. Aber wenn sich der Anteil der Werke, die nicht länger im dunklen Depot liegen müssen, wie im Kunsthaus Zürich nur von 10 auf 20 Prozent erhöht, wird die Dunkelziffer nicht abgeschafft. Sie wird sich, sollten die Kunstfreunde weiterhin grosszügig Kunstwerke für das Haus ankaufen, zwangsläufig wieder erhöhen. Muss dann, in zwanzig bis dreissig Jahren, ein neuer Erweiterungsbau her? Warum investieren Institutionen nicht in andere, digitale Räume? Warum werden Sammlungsbestände nicht für Kunstliebhaber rund um den Globus aufbereitet, ins Netz gestellt, vielleicht sogar kuratiert? Vielleicht, weil es den Bauherren um Sammlungsbestände gar nicht geht.

Kabarett und Spa

Die Fondation Beyeler in Basel wirbt schon lange nicht mehr mit den Schätzen aus ihren Depots. Ausstellungen will das Publikum sehen. Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen, Themenausstellungen. Am besten mit grossen Namen. Sonst kommt ja niemand wieder. Deshalb musste bereits zwei Jahre nach der Eröffnung im Oktober 1997 der schöne, von Renzo Piano entworfene Museumsbau erweitert werden. Aber dabei bleibt es, wie man weiss, nicht. Nachdem gefühlt die ganze Schweiz dieser erfolgreichen Institution nachgeeifert hat, muss die Fondation nun selbst nachlegen. Peter Zumthor ist dran. Zwanzig Jahre später kommen «Menschen ins Museum, um sich zu bilden, zu unterhalten, zu erholen, sich zu treffen und auszutauschen», wie es auf der Website der Fondation Beyeler heisst. Eine Kunstinstitution will Volkshochschule, Kabarett, Spa und Wohnzimmer zugleich sein. Darunter geht es nicht mehr. (Warum eigentlich nicht Gefängnis, Nachtclub oder Flüchtlingsheim?) Ach so, Firmen sollen sich auch einmieten können, um auf das nächste grosse Geschäft anzustossen. So sieht das museale Selbstverständnis im 21. Jahrhundert aus. Das macht auch etwas mit der Architektur.

Vor ein paar Jahren diagnostizierte der Kunst- und Architekturtheoretiker Hal Foster noch «The Art-Architecture-Complex». Der bestehe im Wesentlichen darin, dass die Architektur sich an Kunstrichtungen orientiere: Minimalismus, Expressionismus, Pop-Art, Futurismus, an den grossen Museumsgebäuden und Konzerthallen von Norman Foster, Frank Gehry, Zaha Hadid und Co. liesse sich das jeweils nachvollziehen. In der Schweiz kann man den skulpturalen Gestaltungswillen von Architekten noch an der Erweiterung des Landesmuseums ablesen: Diese grossartige Betonakrobatik mag die Kuratoren in den Wahnsinn treiben, Passanten erinnert sie jedenfalls daran, dass die unangepasste Kunst in der Architektur einmal zählte.

Für die Fondation Beyeler baut Peter Zumthor bald ein zusätzliches Dorf in den angrenzenden Iselin-Werber-Park, was eigentlich schon alles sagt: Wenn eine Kunstinstitution nicht mehr nur der Kunst dient, können die Aufgaben gleich in verschiedenen Gebäuden erledigt werden. Das «Wohnzimmer» ist für die Bevölkerung und die Besucher reserviert, ein anderes Häuschen im Dorf wird für die Verwaltung gebraucht. Immerhin lässt sich im Grundriss der «Kunstvilla» der Kunstwille wiederfinden: Drei Flügel soll sie bekommen, so dass man aus der Luft vielleicht den Buchstaben Y erkennen wird, als handele es sich um ein nettes Land-Art-Projekt in der Stadt.

Der Flaneur als Konsument

In Zürich aber wird man der Architektur wohl oder übel ansehen, was sie alles leisten muss: Der «lichtdurchflutete Quader» von David Chipperfield Architects ist strenggenommen ein Kasten mit Fenstern, wie ihn sich heutzutage jeder Investor wünscht, der mit einem Einkaufszentrum, Geschäftshaus oder Wohnungsbau Geld verdienen will. Ein Atrium soll den Besuchern sogar genau wie in einer Shoppingmall zwischen Café und Shop (und Festsaal) eine bessere «Orientierung» geben. Nicht die Kunst, keine Performance, keine Videoinstallation und kein Happening, der Konsum wird hier offenbar den Flaneur fordern, der durch einen der drei Eingänge hinein und vielleicht auch gleich wieder hinaus wandelt.

Wie auch die Fondation Beyeler ist sich das Kunsthaus Zürich bewusst, dass es «eine Kultur des Austausches», «einen lebendigen Raum» schaffen muss für jedermann. Immerhin baut Chipperfield auf dem Fundament einer Schule – Kinder spielten und turnten hier früher zwischen sehr schönen Hallen. Auch in Zürich ist der neue Garten auf der Rückseite des Hauses deshalb ein wichtiges Argument. Nichts gegen Sonnenbaden und Herumhängen. Aber knapp 3000 Quadratmeter sind für die Shop- und Fest-Bespassung im Haus vorgesehen, weitere 1000 für die Stiftung Sammlung E. G. Bührle und noch 4000 für hauseigene Kunst und Projekte.

Wenn das Museum weiterhin Funktionen erfüllen muss, die früher einmal Schulen, Gartenbauämter, Cafés, Warenhäuser und Marktplätze übernahmen, muss der eingangs gemachte Vorschlag revidiert werden: Jedes Museum muss erweitert werden, und zwar über die ganze Stadt hinweg. Vielleicht ist das ohnehin bereits geschehen. Schlimm ist nur, dass die jüngere, experimentelle, aufregende, provokante, verstörende Kunst darin kaum mehr Platz findet.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2017.12.19

01. Dezember 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Architekten, raus aus den Städten!

Der Architekt Rem Koolhaas gilt als Vordenker von Metropolen und als Meister der Urbanistik. Jetzt bereitet er eine Ausstellung für das New Yorker Guggenheim-Museum über die Landschaft vor. Im Gespräch haben wir ihn gefragt, wie es zu diesem Sinneswandel kam.

Der Architekt Rem Koolhaas gilt als Vordenker von Metropolen und als Meister der Urbanistik. Jetzt bereitet er eine Ausstellung für das New Yorker Guggenheim-Museum über die Landschaft vor. Im Gespräch haben wir ihn gefragt, wie es zu diesem Sinneswandel kam.

In der Lobby des Bilderberg Garden Hotel in Amsterdam ist es um 6 Uhr 45 in der Früh noch dunkel. Der Nachtportier beendet gerade seinen Dienst, im Restaurant wird das Frühstücksbuffet aufgebaut. Der Zettel mit den Interviewfragen und ein Aufnahmegerät liegen auf einem Tisch in einer Ecke neben der Bar parat. «Ein Cappuccino und zwei Wasser, bitte.» Warten auf Rem Koolhaas. Aufwachen.

Eigentlich hätte das Gespräch mit dem Architekten am Vortag stattfinden sollen. In aller Ruhe war man angereist, aber am Gate des Amsterdamer Flughafens Schiphol kam die erste SMS: Vielleicht werde der Architekt die Reporterin abholen. Halbe Stunde, Stunde Interview im Auto, das geht mit Koolhaas, geboren 1944, auch. Später wurde man dann in ein kleines Büro im Süden der Stadt geschickt. Vier junge Männer sassen vor ihren Laptops um einen Tisch und schauten auf eine an die Wand projizierte Bilderserie: Viele Traktoren waren zu sehen, Felder und hässliche grosse Kastengebäude im Nirgendwo. In der Fahrerkabine einer Ackermaschine ein Fast-Food-Gericht: Pommes in einer Plasticschale. «Food Desert» nannte einer der Jungs das seltsame amerikanische Phänomen, dass inmitten der Felder, die die grossen Städte mit Nahrung versorgen, kein Diner oder Supermarkt steht, man weit und breit nichts zu essen bekommt.

In zwei Jahren eröffnet das New Yorker Guggenheim-Museum die Ausstellung «Countryside: Future of the World», nun ist das offiziell. Eine Pressekonferenz wurde diese Woche einberufen. Rem Koolhaas wird die Räume der Ausstellung über das Land gemeinsam mit Kuratoren einrichten, der Architekt, der mit seinem Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture (OMA) und seinem Think-Tank und Designstudio AMO das Denken über die Stadt umgekrempelt hat.

Sein grandioses retroaktives Manifest für Manhattan, «Delirious New York», das er 1978 schrieb und das so schnell vergriffen war, dass es jahrelang als Raubkopie durch die Welt gereicht wurde, galt immer als paradigmatisch für Koolhaas' Begeisterung für die Metropole als «süchtig machende Maschine» – für die aufgetürmte Verdichtung, die Massen an Individualisten, die im Fahrstuhl in die Höhe rasen und auf die architektonische Kontrolle, die gut gemeinten Fassaden und Proportionen pfeifen. Warum kehrt ausgerechnet dieser Architekt den Metropolen den Rücken und widmet sich der «non-urban landscape»? Rem Koolhaas kommt mit Kappe und dunkler Kleidung durch die verglaste Eingangstür. Guten Morgen. «Einen Cappuccino, bitte.» Es geht los.


Rem Koolhaas, Sie sind mit «Delirious New York: Ein retroaktives Manifest für Manhattan» berühmt geworden. Nun bereiten Sie eine Ausstellung über das Land vor. Warum?

Ich war immer von Städten fasziniert, deshalb habe ich mich so viel mit ihnen beschäftigt. Nach zwanzig, dreissig Jahren lohnt es sich aber, in die andere Richtung zu schauen und sich auf das andere – das Land – zu konzentrieren. Hinter den urbanen Kulissen wohnen all die Dinge, die eine Stadt braucht, um zu überleben. Eine durchorganisierte und digitalisierte Agrarwirtschaft, gigantische Warenhäuser von Amazon, Datenzentren. Diese Gebäude sind viel zu gross, als dass man sie in Städte stellen könnte. Wenn man aber die Stadt und ihren Reichtum weiterhin unterhalten möchte, muss das Land, und das ist eine unserer Hauptthesen, zu einem Grad organisiert und strukturiert sein, der bis jetzt nicht seinesgleichen kennt.

Und das haben Sie in der Heimat der NZZ, der Schweiz, entdeckt?

Ich habe sehr viel Zeit in der Nähe von St. Moritz verbracht. Die Eltern meiner Partnerin Petra Blaisse besassen ein Haus in Celerina, dort konnte ich beobachten, wie stark sich das Dorf wandelte. Als ich das erste Mal dort war, roch es so penetrant nach Kühen, dass ich kaum schlafen konnte. Nach fünfundzwanzig Jahren war der Geruch jedoch verschwunden. Auch alles andere hatte sich verändert. Das Dorf war enorm gewachsen, gleichzeitig wohnten immer weniger Menschen dort. Viele Häuser sind das ganze Jahr unbewohnt, weil die Eigentümer nur ein paar Tage im Jahr anreisen, um Ferien zu machen.

«Das Dorf boomt, die Dörfer sterben.»

Das ist ein Zitat aus dem Sammelband «Imaginäre Dörfer», in dem es um Filmemacher wie Michael Haneke oder Schriftsteller wie Jan Brandt und Michel Houellebecq geht, die ebenfalls die überschaubareren Schauplätze aufsuchen, um grosse Geschichten zu erzählen. Rem Koolhaas kennt diese neue Vorliebe seiner Zeitgenossen für das Land natürlich. In einer Vorlesung sprach er über all die «Landlust»-Magazine, die es auf dem Markt gibt. Es sind sehr viele.

Würden Sie dem zustimmen?

Es gibt keinen einzigen Ort auf dieser Erde, auf den sich die Globalisierung nicht auswirkt. In unserer Vorstellung verändert sich das Dorf nicht, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Wir mussten im Rahmen unserer Recherche sogar feststellen, dass sich das Land viel schneller und dramatischer verändert als die Stadt. Wenn Sie sich hier umschauen …

Hotellobby. Glastür, Rezeption, hinter einer bepflanzten Sichtschutzstellwand eine Bar mit Barhockern. Heller Lederbezug, furchtbare Bilder an den Wänden. Wir sitzen in einer Ecke zwischen Ohrensesseln und Kamin. Schummeratmosphäre, obwohl das Licht mittlerweile angeschaltet wurde, und Klassik-Dudel-Musik, wie man sie aus Einkaufszentren kennt.

… hier wurde ein Holzboden verlegt, darüber liegt ein Teppich, überall stehen diese gemütlichen Sessel, alles dreht sich um Komfort. Städter sind abhängig geworden von einer Art Weichheit und Geschmeidigkeit, die im krassen Gegensatz zu dem steht, was die Landschaft heute ausmacht.

Auf dem Weihnachtsmarkt in Zürich direkt gegenüber der Oper steht eine Après-Ski-Hütte, und es werden handgemachte Waren von Bauern verkauft. Und regionale Produkte sind auch sonst en vogue. Oder gibt es ein hippes Restaurant, das auf der Speisekarte nicht mit «lokal», «Bio» oder «organic» wirbt? Wenn das Land in die Stadt zieht, muss man dann nicht davon ausgehen, dass sich die Sphären angleichen?

Der Wandel des Landes unterscheidet sich ganz wesentlich von dem Wandel der Stadt. In der Nähe von Reno, Nevada, steht die Tesla Gigafactory, das ist ein Gebäude von ein bis zwei Kilometern Länge, in dem nicht Tausende von Menschen leben, in dem sich nach der von Tesla geplanten Automatisierung nur noch ein paar Personen aufhalten sollen. Diese Bevölkerungsdichte kann man nicht als urban beschreiben, was dort stattfindet, ist etwas anderes. Es ist eine Zukunft der Architektur, die vornehmlich für Roboter bestimmt ist. Und als Architekten müssen wir über diese Zukunft nachdenken, uns fragen, wie Menschen und Maschinen miteinander leben können.

In der Vergangenheit verliessen Menschen die Stadt, um dem Gestank der Fabriken zu entkommen. Heute ist es umgekehrt? Die Reise aufs Land ist eine Reise zu den Fabriken?

Das Land gilt nur als attraktiv, weil es im Kontrast zu unserer städtischen Umgebung steht. Wir halten es für pittoresk, idyllisch, urig. Viele Gebiete aber werden so rational bewirtschaftet, dass sie diese Eigenschaften längst verloren haben. Bauern sind moderne Unternehmer, die den Ackerbau vom Computer aus steuern. Je länger die Städte wachsen, desto effizienter wird auch die Landwirtschaft betrieben.

Beschäftigen Sie sich auch mit ländlichen Gebieten, die aus diesem Raster fallen? Mit Wäldern, in denen Kokain hergestellt wird, Gebirgen, in denen sich Terroristen versteckten, Arbeitslagern, Gefängnissen?

Ironischerweise müssen sich kriminelle Netzwerke ebenfalls besser organisieren, um sich in der Gegenwart zu behaupten. Wir versuchen noch zu verstehen, was beispielsweise im Mittleren Osten, in Syrien vor allem, vor sich geht. Wir haben ja noch zwei Jahre, bis die Ausstellung eröffnet. Aber wir wissen bereits, dass viele Orte ganz in Vergessenheit geraten. In Sibirien etwa verändern sich die klimatischen Bedingungen so dramatisch, dass es keinen Dauerfrostboden mehr geben könnte. Bahngleise und Häuser, die darauf gebaut wurden, könnten in sich zusammenfallen. Es ist, als ob die Beschleunigung den einen Teil der Welt erfasst hat, während der andere sich zurück ins 19. Jahrhundert entwickelt.

Sie meinen, die Lebensbedingungen haben sich verschlechtert?

Einen Moment, mehr Cappuccinos werden bestellt.

Ich würde eher sagen: verkompliziert. Innerhalb der Sowjetunion flog die russische Fluggesellschaft Aeroflot über 350 Ziele an. Nachdem die Marktwirtschaft eingezogen war, waren es nur noch etwa 60 Städte. Das Fluglinien-Netzwerk musste schrumpfen, damit Aeroflot wirtschaftlich überleben konnte. Die Landbevölkerung muss damit jetzt umgehen. In Afrika werden Bahnstrecken für China gebaut, und die afrikanischen Arbeiter sprechen alle Mandarin. Das sind neue Verhältnisse, und wir sollten versuchen, sie zu begreifen. Ich verstehe mich in dieser Hinsicht nicht als Architekt, sondern eher als Anthropologe oder Soziologe.

Rem Koolhaas begann seine Karriere, daran muss man an dieser Stelle noch einmal erinnern, Mitte der sechziger Jahre als Journalist und schrieb Drehbücher für Science-Fiction-Filme. Sein Studium in London beendete er 1972 mit einem Aufsatz über die Berliner Mauer. Auch als Architekt schrieb er zahlreiche Essays und Bücher, in denen er die Soziotope der Gegenwart auseinandernimmt wie Derrida die Sprache. Besonders ansprechend sind diese Bücher für die Generation, die, wie das «Time Magazine» einmal schrieb, mit MTV und dem Poststrukturalismus aufgewachsen ist.

Genau deshalb haben Sie sehr viele Fans und, so wie es aussieht, auch neue Gegner. An der diesjährigen Architekturbiennale in Chicago bekommt man den Eindruck, es formiere sich eine Widerstandsgruppe, die gegen Ihre weitgefasste Praxis kämpft, nur ohne auf die Barrikaden zu gehen: Diese Architekten lehnen Manifeste und erst recht den Geniebegriff ab, sie orientieren sich an der Vergangenheit, bauen auf Tradition und Handwerk und legen Wert auf Details.

Ich habe immer versucht, die Auswirkungen der Marktwirtschaft zu beschreiben, aber ich habe sie nie befürwortet oder verteidigt. Vieles von dem, was ich gesehen habe, hat mich erschüttert, aber ich habe trotzdem weiter hingeschaut. Die Architektur, von der Sie sprechen, finde ich sympathisch. Architektur ist ein Instrument der Marktwirtschaft, als Architekt kann man nicht immer kontrollieren, wie es eingesetzt wird. Früher arbeiteten wir für Regierungen, Städte oder Kommunen und damit automatisch für die gemeinsame Sache. Heute bauen wir für Einzelpersonen und Unternehmen. Wir müssen uns entscheiden, wen wir unterstützen, das ist ziemlich hart, die Welt ist zynischer geworden. Ich war beteiligt, manchmal. Aber ich versuche andere Territorien zu finden.

Anhand seiner Architektur lässt sich diese Entwicklung auch ablesen: Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre baute Koolhaas zwei wunderschöne Privathäuser in Frankreich, dann folgten öffentliche Gebäude, Museen, Bibliotheken, Masterpläne für Städte. Ab den nuller Jahren realisierte er immer mehr Gebäude im asiatischen und im arabischen Raum – weltweit wurde über die Sendezentrale des staatlichen Fernsehens China Central Television (CCTV) in Peking diskutiert, die Koolhaas 2012 für die Volksrepublik fertigstellte: Doppeltürme, die durch einen Querriegel verbunden sind und wie ein grosses hohles Rechteck, Gesamthöhe 237 Meter, aus der Stadt herausragen. Gleichzeitig arbeitete Koolhaas immer mehr für die Privatwirtschaft, für Prada etwa baute er zahlreiche Shops und ein Museum in Mailand.

Aber wie erklären Sie sich die Architekten-Gegenbewegung?

Ich verstehe, dass Architekten sich in dieser Rolle unwohl fühlen. Ich persönlich glaube aber nicht, dass sie eine neue Rolle finden, sondern nur eine andere Art des Blicks. Er ist nicht steril und modern, er sucht nicht nach neuen Materialien, er orientiert sich am Handwerk, an ländlichem Material und ist auf seine Art moralisch. Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Antwort auf die Gegenwart ist, aber ich unterstütze die Absicht, sich abzugrenzen. Gleichzeitig ist die Marktwirtschaft so stark, dass es unmöglich ist, sich von ihr abzuwenden, man muss sich in ihr bewegen. Als wir anfingen, uns im Rahmen des «Countryside»-Projekts die globale Situation anzuschauen, mussten wir feststellen, dass die Wirtschaft alles beeinflusst beziehungsweise infiltriert.

Spiegelt die Schweiz die globale Situation in besonderem Masse wider? Das Land ist berühmt dafür, die Natur zu kultivieren – sei es durch Bauern oder Touristenverbände, die Berge für Skifahrer und Wanderer aufbereiten. Gleichzeitig gibt es keine klaren Stadtgrenzen, fast jeder schimpft über die Agglomeration.

Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass mein Interesse für das Land in der Schweiz geweckt wurde. Jeder Quadratzentimeter zeigt den radikalen Wandel auf dem Land. In den Bergen war ich immer fasziniert von den Maschinen, die Schnee auf die Hänge blasen. Und von den Kühen. Nicht nur der penetrante Geruch ist ja verschwunden – es gibt diese wunderschöne braune Schweizer Kuh, die ich eines Tages schmerzlich vermisste. Auf der Wiese standen plötzlich Kühe aus Amerika mit hässlichen Gesichtern, aber ertragreichem Fleisch.

Ende September wurde in der Schweiz eine Initiative zur Ernährungssicherheit angenommen, mit der die landwirtschaftliche Produktion sichergestellt werden soll. Der Import von Lebensmitteln wird aufgrund der Verfassungsänderung natürlich nicht eingestellt, aber …

Der Wandel hat politische Folgen, das ist kaum überraschend. Wir versuchen auch das zu verstehen. In Amerika wurde die Wahl von Donald Trump auf dem Land entschieden. In Gebieten, in denen die Mechanisierung der Landwirtschaft so fortschrittlich ist wie nirgendwo anders und stark vom Staat subventioniert wird. Wie kann das sein? Warum wählen diese Menschen einen Präsidenten, der gegen den Staat ist?

Über das Stadt-Land-Gefälle wurde nach dem Sieg Trumps und den Erfolgen von AfD und Marine Le Pen immer wieder diskutiert. Alles, was ausserhalb von New York, Paris oder Berlin lebte, wurde zum grossen unberechenbaren Unbekannten erklärt.

Das Problem ist, dass die Stadt denkt, alles, was sie entwickelt habe, von der Staatstheorie auf der griechischen Agora über die Universitäten und Kulturinstitutionen bis hin zur städtischen Architektur, dominiere. Aber wie in der Dialektik führt das dazu, dass der andere Teil sich dagegen wehrt.

Wäre es nicht Aufgabe der Politik oder des Journalismus, die Belange der Nicht-Grossstädter zu ergründen?

Ich war ja Journalist und fühle mich auch nach wie vor wie einer. Als Architekt geniesse ich das Privileg, sehr viel zu reisen, wir sind viel in China, Russland, im Nahen Osten, in den Emiraten, und ich mag es nicht, mich irgendwo fremd zu fühlen, ich versuche, so viel wie möglich zu entdecken. Als Architekt nimmt man die Arbeiter wahr, die vom Land kommen – auch wenn es nicht immer einfach ist, in Kontakt zu treten, wird man mit den Lebensrealitäten konfrontiert.

Ich war gerade zur Eröffnung des Louvre Abu Dhabi in den Emiraten – die Kritik an den Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter war oft lauter als die Bewunderung für das Gebäude.

Das ist natürlich ein grosses Dilemma. Kann uns etwas gefallen, was unter schwierigen Bedingungen entstanden ist? Ich habe keine Antwort darauf. Leuten aus dem Westen fällt es immer sehr leicht, den moralischen Zeigefinger auf die Golfstaaten zu richten, ohne sich an die eigene Nase zu fassen – ohne an die Fabriken zu denken, die Billigwaren für ihre Discounter herstellen, oder an die Plantagen, von denen sie ihren Kaffee beziehen … Meinen Erfahrungen nach haben unsere Bauherren aus Katar und den Emiraten auf das Wohlergehen der Arbeiter geachtet.

Interessieren Sie sich auch für das Land, weil Sie eine neue Spielwiese suchen? Die Freiheit vermissen, sich auszutoben? In der Stadt gibt es ja weder Platz noch Risikobereitschaft, eigentlich nur Sicherheitsvorschriften und Wärmedämmungsauflagen.

Das ist ein Punkt, ja. Neues entdecken heisst die Parameter verlassen, die einen ohnehin langweilen. Die meisten Menschen wehren sich gegen das Neue aus moralischen Gründen, sie sind zu entrüstet, um zu sehen, was wirklich um sie herum passiert. Ich habe mich schon immer gefragt, wie die Moral unsere Sicht auf die Dinge beeinflusst. Als ich in den siebziger Jahren über New York schrieb, empörten sich die Leute, wie ich mich mit so einer dekadenten Stadt auseinandersetzen könne.

Und welche moralischen Vorstellungen halten uns davon ab, aufs Land zu schauen?

Bedenken gegenüber dem Wandel, Angst vor Maschinen, Technik.

Architekten und Menschen sind wie ein verheiratetes Ehepaar: Sie sind aufeinander angewiesen. Warum sollten Sie jetzt Häuser für Roboter bauen?

Gewächshäuser wurden in der Vergangenheit niemals in die Höhe gebaut, mittlerweile wurden Bewässerungsanlagen und Pflanzen aber so optimiert, dass Tomaten 40 Meter in die Höhe wachsen. Was macht diese Architektur mit der Landschaft? Ich interessiere mich für diese architektonischen Formen der Zukunft, ich werde ja kein Anti-Urbanist.

Werden Sie nicht?

Nein.

In den achtziger Jahren schrieben Sie, dass Zürich eine der wenigen Städte sei, die unterirdisch bauten. Sie wachse nicht in die Höhe, sondern in den Keller. Mittlerweile hat sich das Panorama verändert: Es entstehen mehr und mehr Hochhäuser. Was sagen Sie dazu?

Ich habe schon 2004 das Hochhaus ermordet, diese sterile Typologie.

Das stimmt. Im Buch «Content» gibt es einen Aufsatz mit dem Titel «Kill the Skyscraper». Auf dem Cover hält George Bush ein Kreuz in der Hand und trägt eine Pommestüte auf dem Kopf; vor ihm posiert der damalige Aussenminister Deutschlands Joschka Fischer mit Muskelkörper und Schwert, im Hintergrund ragt das CCVT-Gebäude in die Höhe. Koolhaas wollte damit dem Inhalt des Buches Ausdruck verleihen: «Go East». Das Buch erregte nach der Publikation 2004 grosses Aufsehen, da einige alternative Cover-Optionen im Internet kursierten und von der chinesischen Regierung als Beleidigung empfunden wurden. Das Buch ist nur noch über Antiquariate erhältlich.

Sie haben das Hotel Furkablick zwischen Realp und Rhonegletscher Anfang der neunziger Jahre renoviert, aber noch nie in der Schweiz gebaut. Warum eigentlich?

Gute Frage, wir haben an so vielen Wettbewerben teilgenommen, aber in der Schweiz gibt es zu viele gute Architekten.

Rem Koolhaas schaut auf die Uhr. Leider ist schon fast eine Stunde vergangen. Jetzt erst wird man langsam wach. Aber das war das Schlusswort. Er muss los. Vielen Dank. Auf Wiedersehen.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2017.12.01



verknüpfte Akteure
Koolhaas Rem

16. November 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

In diesen Filmen spielt die Kulisse die Hauptrolle

In Zürich startet endlich das erste Festival für Architekturfilme. Bewegte Bilder bringen uns Städte und ihre Bewohner näher.

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14. November 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Wer sich in den Bann des Louvres in Abu Dhabi ziehen lässt, bezahlt dies mit dem Erbe der Aufklärung

Jean Nouvel baut ein monumentales Kunstmuseum für die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Besuch ist eine zwiespältige Erfahrung und stellt das kritische Bewusstsein auf die Probe.

Jean Nouvel baut ein monumentales Kunstmuseum für die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Besuch ist eine zwiespältige Erfahrung und stellt das kritische Bewusstsein auf die Probe.

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02. November 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Politiker der Niederlande tagen wie im Film

Das Architekturbüro OMA hat ein Regierungsgebäude in Den Haag umgebaut. Zum Glück nicht nur im Zeichen der Transparenz.

Das Architekturbüro OMA hat ein Regierungsgebäude in Den Haag umgebaut. Zum Glück nicht nur im Zeichen der Transparenz.

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11. Oktober 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

No more Frauenghetto, bitte

Architektinnen werden selten Professoren und werden kaum in Museen ausgestellt. Das Deutsche Architekturmuseum will die Ausgrenzung beenden und organisiert eine Frauenschau. Das ist gut gemeint und nervt trotzdem.

Architektinnen werden selten Professoren und werden kaum in Museen ausgestellt. Das Deutsche Architekturmuseum will die Ausgrenzung beenden und organisiert eine Frauenschau. Das ist gut gemeint und nervt trotzdem.

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03. Oktober 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

In der neuen Bürolandschaft von Swiss Re am Zürichsee

Bei einer Führung durch den neuen Firmensitz am Mythenquai trifft man auf mobile Menschen und ihr Mobiliar.

Bei einer Führung durch den neuen Firmensitz am Mythenquai trifft man auf mobile Menschen und ihr Mobiliar.

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27. September 2017Christian Wildhagen
Antje Stahl
Dorothee Vögeli
Neue Zürcher Zeitung

Ein neuer Dreiklang für Zürich

Die «Tonhalle Maag» im Industriequartier ist eine Chance für das Kulturleben der Stadt.

Die «Tonhalle Maag» im Industriequartier ist eine Chance für das Kulturleben der Stadt.

Der Saal

wdh. Nun also auch Zürich. Endlich braucht die selbsternannte Kultur- und Musikstadt an der Limmat nicht mehr abseitszustehen, wenn es um das vielerorts heiss diskutierte Thema «neue Konzertsäle» geht. Wie hat man bisher neidvoll auf Hamburg geblickt, das sich mit der Elbphilharmonie einen weltweit ausstrahlenden Leuchtturm errichtet hat. Oder auch auf die eidgenössische Konkurrenz in Lugano, wo mit dem LAC ein deutlich kleineres, aber für das Musikleben im Kanton nicht minder wichtiges Konzertsaal-Projekt verwirklicht wurde.

Gar nicht zu reden von den vielen weiteren Städten in Europa, darunter Paris, Helsinki und Reykjavík, Stettin, Breslau und Bochum, die sich jüngst allesamt mit ausgesprochen prestigeträchtigen Konzerthäusern geschmückt haben. Doch von heute an kann Zürich mitreden: Auch hier hat man einen neuen Saal bekommen – zwar zunächst nur auf drei Jahre. Aber das wird man sehen. Die «Tonhalle Maag», wie die Tonhalle-Gesellschaft die neue Interimsspielstätte ihres Orchesters in sinniger Analogie nennt, erhebt sich mitten im Industriequartier an der Hardbrücke.

Sie ist in vieler Hinsicht ein origineller Gegenentwurf zur 1895 eröffneten Tonhalle am See, die bis 2020 umfassend saniert wird. Obwohl sich beide Säle in Aufbau und Grundriss ähneln, könnte der Kontrast kaum grösser sein: Keine Spur vom überbordenden, künftig sogar wieder vergoldeten Figurenschmuck im Altbau – der neue Saal setzt, passend zum postindustriellen Charme des umgebenden Quartiers, ganz auf Schlichtheit in hellem Holz.

Dagegen hat man in der offiziell für elf Millionen Franken umgebauten ehemaligen Industriehalle auf dem Maag-Areal keine Kosten und Mühen gescheut, was den wichtigsten Punkt eines jeden Konzertsaals betrifft: Für die Akustik hat man mit Karlheinz Müller den wichtigsten europäischen Konkurrenten zum Elbphilharmonie-Akustiker Yasuhisa Toyota engagiert. Müller und sein Team sorgen nun schon seit Wochen mit allerlei Tricks und kleinen baulichen Anpassungen dafür, dass der Klang der neuen Tonhalle bereits bei den vier Konzerten zur Eröffnung (27. bis 30. September) so rund und plastisch wird, wie es die architektonischen Gegebenheiten eben zulassen. Damit Brett Deans neues Bratschenkonzert und das Feierstück par excellence, Beethovens 9. Sinfonie mit der Ode «An die Freude», auf Anhieb angemessen festlich tönen.

Das Quartier

ant. Auf den Umzug der Orchester aus der Tonhalle am See in einen neuen Konzertsaal beim Prime Tower kann man eigentlich nur mit einem grossen Glas Champagner anstossen. Wir haben zwar versäumt, zu fragen, ob dieser an der Theke im Foyer unter den schönen, runden, alten Heizstrahlern ausgeschenkt wird. Aber in dieser Halle, in der bis in die neunziger Jahre Getriebe, Pumpen und Zahnräder hergestellt wurden und bis vor wenigen Jahren noch wild getanzt wurde, wäre es auch in Ordnung, ein Bier aus der Flasche zu trinken.

Nein, die Gegend rund um die Hardbrücke ist nicht mehr das, was sie einmal war. Die Schrebergärtner sind weg und die Künstler ebenso, und das Gewerbe darf hier keinen Lärm mehr machen, weil es jetzt Anwohner gibt, die sich darüber beschweren. Aber ein klein wenig von dem Grossstadt-Charme hat das Quartier trotzdem behalten.

Unweit des Eingangs der nun so genannten «Tonhalle Maag» steht manchmal eines dieser Lunch-Mobile, vor denen man sich immer ein bisschen fühlt wie in New York – in der Mittagspause quatscht man mit dem Hotdog-Verkäufer. Auch wird sich diese Strassenplauderstimmung im Foyer und bis vor die Türen des Konzertsaals fortsetzen.

Der Saal wurde von den Architekten Spillmann Echsle hinter die Foyerhalle perfekt in eine zweite Fabrikhalle hineingesetzt, so dass man vor einem «Raum im Raum» auf den Einlass wartet. Hier darf man den Musikern «guten Tag» sagen – wenn sie die Bühne erreichen wollen, nehmen sie denselben Weg wie das Publikum, das links zum Parkett möchte. Schön ist auch das Stahlgerüst der Wände, es begrüsst einen wie auf einer Baustelle, die für das Richtfest geputzt wurde. Es gibt kaum Anstrich und kein zusätzliches Dekor. Der Industrieort steht zu sich selbst. Und das ist genau richtig so.

Im Konzertsaal selbst fühlt man sich deshalb, jedenfalls wenn das Licht hell brennt, kurz wie in einer finnischen Sauna, weil alles mit Fichte verkleidet ist. Egal wohin das Auge blickt, es trifft auf helles Holz. Leider hängt auch die Galerie direkt über den Köpfen der auf dem Parkett am Rand Placierten, das könnte etwas bedrückend wirken. Dafür wird einen aber niemals, wie zuweilen auf den oberen Sitzreihen in der Sauna, die Hitze-Platzangst ereilen.

Der Konzertsaal, der Form nach eine «Schuhschachtel», wie die Architekten sagen, misst fast 1000 Quadratmeter und öffnet sich vom Parkett aus nach oben in die Länge, auf Balkon und Empore fühlt man sich deshalb besonders wohl. Insgesamt können 1224 Personen auf samtbezogenen Stühlen Platz nehmen, die alle Beinfreiheit garantieren.

Die Lüftungsanlage wurde in den Keller verwiesen und pustet leise frische Luft durch Tausende kleine Löcher im Fussboden, so dass niemand schwitzen (oder frieren) muss. Für eine Spielstätte auf Zeit sind alle diese Bausteine die besten Voraussetzungen, damit man sich auf alles einlassen kann, was temporäre Mietverträge so mit sich bringen: Man darf ein neues Leben beginnen. Wenn es einem gefällt, besetzt man das Haus, wenn man gehen muss, ist man bereits ein anderer.

Der Mensch

vö. An der Hand meiner Mutter steige ich die Treppe hinauf, meine Lackschuhe scheinen im weichen Treppenläufer förmlich zu versinken. Ich bin die Prinzessin an der Seite einer Hofdame in bodenlangem Kleid; auch das goldene Ohrgehänge und die hochhackigen Schuhe trägt meine Mutter nur in der Tonhalle. Sobald wir oben angekommen sind, umfängt uns der Parfumduft des eleganten Publikums, das vor den Flügeltüren des Konzertsaals plaudert.

Meine Mutter ist mit Abstand die Schönste, jahrelang halte ich an dieser Einschätzung fest. Sie grüsst da und dort, das Stammpublikum scheint eine einzige grosse Familie zu sein. Dann bimmelt ein Glöcklein, der grosse Moment ist gekommen: Wir tauchen ein in den glänzenden Prunk des Konzertsaals, von dessen bemaltem Gewölbe sich ein riesiger Kronleuchter ins Parkett hinunter senkt.

Das auf die Bühne strömende Orchester ist Teil eines Märchens, dessen Klang perfektioniert das Bild – doch irgendwann geht sein Glanz verloren. Natürlich hat dies auch mit einer Wahrnehmungsverschiebung zu tun: Je älter ich werde, desto zentraler wird die Musik. Dass unser Konzerttempel Patina ansetzt, ist deshalb nicht weiter dramatisch – zumal es stets heisst, er sei akustisch einer der besten der Welt. Mit zunehmendem Alter wird aber auch meine Mutter kritisch.

Eines Tages spricht sie Klartext: «Die Tonhalle ist muffig, die einmalige Akustik ein Mythos. Für die ganz grossen Orchesterbesetzungen ist dieser Saal komplett ungeeignet.» Ihre Ohren hat sie im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) geschult. Im KKL entdeckt sie auch die befreiende Wirkung moderner Konzerthaus-Architektur. Inzwischen ist meine Mutter hochbetagt. Sie trägt gerne leichte Kleider, verzichtet auf Accessoires – ausser auf ihren Stock, ohne den sie sich nicht mehr auf die Strasse getraut. Dass vor der alten Tonhalle keine Strassenbahn und kein Bus hält, findet sie noch schlimmer als den heruntergekommenen Saal, dem sie seit seiner vorübergehenden Schliessung keine Träne nachweint.

Trotzdem hätte sie fast das Abonnement gekündigt: «Ich schaffe es nicht ins Industriequartier», sagte sie. Doch dann stützte sie sich auf meinen Arm – und liess sich die neue Spielstätte beim Prime Tower vorführen. Sie ist begeistert. Da ist zunächst die gute Erreichbarkeit: Ihre S-Bahn aus dem Knonauer Amt fährt direkt an den Bahnhof Hardbrücke. Gleich um die Ecke befindet sich die Tonhalle Maag, ebenfalls in Fussdistanz gibt es Parkhäuser, und Taxis dürfen direkt vor dem Eingang halten.

Dankbar ist sie, dass sie nicht mehr auf dem Balkon, sondern im Parkett sitzen wird – und so ihren Platz ohne Stufen erreichen kann. Vor allem aber gefällt ihr die radikale Schlichtheit des Konzertsaals ausnehmend gut. Nach all dem, was sie über die Arbeit des renommierten Konzertsaal-Akustikers Karlheinz Müller gelesen hat, erstaunt sie David Zinmans Einschätzung nicht: Die Akustik erinnere ihn eher an das KKL als an die alte Tonhalle, erklärte der Ehrendirigent des Tonhalle-Orchesters nach einem Testlauf.

Meine Mutter gehört zu den 80 Prozent Abonnentinnen und Abonnenten, die aufbrechen wollen. Bereits jetzt ist für sie klar: «Auch wenn ich in drei Jahren noch auf den Beinen bin, möchte ich nicht mehr in die alte Tonhalle zurückkehren.» Sie hofft schon heute auf ein Providurium für alte und neue Musik.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2017.09.27



verknüpfte Bauwerke
Tonhalle Maag

17. September 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Er plante die Megacitys von morgen

Albert Speer junior war einer der wichtigsten Vertreter der Königsdisziplin Architektur und Stadtplanung. Er dachte darüber nach, wie nachhaltige Metropolen weltweit aussehen können. Nun ist er 83-jährig gestorben. Ein Nachruf.

Albert Speer junior war einer der wichtigsten Vertreter der Königsdisziplin Architektur und Stadtplanung. Er dachte darüber nach, wie nachhaltige Metropolen weltweit aussehen können. Nun ist er 83-jährig gestorben. Ein Nachruf.

Es gibt immer eine Anekdote, die den Gründungsmythos eines grossen Unternehmens prägt. Diejenige von Albert Speer junior spielt in seiner ersten Altbauwohnung in Frankfurt am Main. Damals, Ende der sechziger Jahre, kündigte König Idris I. von Libyen an, eine Delegation zu dem noch jungen Architekten nach Deutschland zu schicken, um Masterpläne für Städte in seinem Land in Auftrag zu geben. Da verwandelte Speer die nur mit einem Eames Chair ausgestattete Wohnung in eine Bürokulisse und inszenierte einen hektischen Arbeitsalltag mit Freunden. Und er bekam seinen ersten Auftrag im Ausland.

Libyen wird nicht als eines der Lieblingsprojekte auf Speers eigener Website aufgelistet. Aus gutem Grund – 1969 kam Muammar Ghadhafi an die Macht, und Geschäftsbeziehungen zu diktatorischen Regimen will sich kein Architekt nachsagen lassen. Journalisten wurden zeit seines Lebens auch nicht müde, Albert Speer junior auf seinen Vater, Hitlers Rüstungsminister und Architekten Albert Speer senior, anzusprechen. «Das nervt», sagte Speer vor vielen Jahren. «Ausserdem habe ich mein ganzes Leben lang versucht, mich von meinem Vater abzugrenzen.»

Albert Speer junior wurde 1934 in Berlin geboren, absolvierte in Heidelberg eine Schreinerlehre und holte das Abitur an einer Abendschule nach, um wie sein Vater und sein Grossvater Architekt zu werden. Nach dem Studium in München arbeitete er in Büros in Deutschland, Schweden und der Türkei. Er war bereits in jungen Jahren ein umtriebiger Kosmopolit. Den ersten Wettbewerb gewann er mit einem Wohngebietskonzept für das ehemalige Bahnhofareal in Ludwigshafen, das durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Im selben Jahr, 1964, gründete er sein eigenes Büro in Frankfurt am Main.

Nachhaltigkeit gehörte zu seinem Arbeitsethos

Im Magazin «The New Yorker» wurde Albert Speer einmal als «manifestation of Germany’s postwar identity» bezeichnet, als einer der Anwälte aus Deutschland für Menschenrechte und Ökologie. Nachhaltigkeit gehörte zu Albert Speers Arbeitsethos, er glaubte, dass Deutschland als Labor für erneuerbare Energie langfristig gefragt sein werde. Ausgehend von den internationalen Projekten des Büros Albert Speer + Partner erschien 2009 sogar «Ein Manifest für nachhaltige Stadtplanung». Zu den zehn Grundsätzen des Büros, das über 160 Mitarbeiter in Frankfurt am Main und in Schanghai beschäftigt, zählen «Reduziere den Energieverbrauch und den Einsatz von Technik» und «Mehr Bürgerbeteiligung».

Als Stadtplaner wurden Albert Speer + Partner vor allem von Ministerien beauftragt. Für Russland, China, Afrika und den arabischen Raum nahm er, wie er es formulierte, die Perspektive des Titanen ein: Wie geht man mit dem Wachstum der Städte und informellem Siedlungsbau um? Wie lenkt man Stadtverkehr und verhindert Smog? Wie garantiert man Mobilität von Einzelnen? Der menschliche Massstab wurde sein anerkanntes Markenzeichen, das man in der einen oder anderen City in der Zukunft wiedererkennen wird. Dreissig Kilometer westlich von Kairo etwa entsteht eine neue Stadt, als Kontrastprogramm zur Metropole sieht Speer für die «October Oasis» einen grossen Park vor, ruhige Wohngebiete, Schulen und einen Theaterboulevard. Auch für Nigerias Hauptstadt Abuja entwickelt das Büro ein neues Viertel, in dem die Wasserversorgung und die Abfalltransporte völlig neu organisiert werden.

Bei aller Wertschätzung wurde Albert Speer aber auch immer mit Kritik konfrontiert. Lästige Fragen zu den Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter, die seine WM-Pläne in Katar umsetzen, oder zu Gerichtsgebäuden in Saudiarabien, die sein Büro baute und in denen Homosexuelle verurteilt werden, wehrte Speer stets ab: Er habe das Ziel, «etwas Gutes für das Land und die Menschen» zu tun.

Frankfurt für alle

Viel Kraft steckte Albert Speer junior in seine Wahlheimat. Über den Schlachtplan «Frankfurt für alle» aus dem Jahr 2009, der die Bankenhochburg bis 2030 als «attraktive Stadt» in den Köpfen der «kreativen Eliten der Wissensgesellschaft» verankern soll, machen Frankfurter gerne Spässe, sofern sie ihn denn kennen. Albert Speer hat die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt verliehen bekommen und viele andere grosse Preise. Eigentlich sind Stadtplaner wie er ja ein wenig wie Chirurgen, sie operieren und richten, während die Patienten schlafen. Ihre Eingriffe wirken sich unmittelbar auf das Leben aus, nach der Entlassung werden sie vergessen. Angefeindet oder gefeiert wird immer die Architektur, einzelne Gebäude, die Allianz-Arena in München von Herzog & de Meuron etwa. Aber Albert Speer hat den Standort präzisiert und die Verantwortlichen von dem Neubau überzeugt, die breite Öffentlichkeit ist darüber selten informiert.

Zwei von Speers grossen Träumen haben sich nicht erfüllt: die Olympischen Spiele 2018 nach München und 2024 nach Hamburg zu holen. Sein Büro war massgeblich an den Bewerbungen der Städte als Austragungsorte beteiligt. Für einen der wichtigsten Vertreter der Königsdisziplin Architektur und Stadtplanung garantierten solche Mega-Events urbanen Fortschritt. Die Bürger Hamburgs stimmten gegen eine Bewerbung um die Sportveranstaltung. Nicht jeder teilt Speers Weit- und Weltsicht.

Albert Speer junior starb im Alter von 83 Jahren in Frankfurt im Spital, in das er nach einem Sturz eingeliefert worden war.

Neue Zürcher Zeitung, So., 2017.09.17

15. September 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Schluss mit der Romantisierung!

Peter Zumthor lädt seine Herzallerliebsten ins Kunsthaus Bregenz ein. Es ist Zeit für eine Begegnung mit dem Architekten.

Peter Zumthor lädt seine Herzallerliebsten ins Kunsthaus Bregenz ein. Es ist Zeit für eine Begegnung mit dem Architekten.

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05. September 2017Antje Stahl
Neue Zürcher Zeitung

Dieser Architekt probt den Aufstand

Aus einer Lagerhalle für Sport-BH wird eine Antivilla. Arno Brandlhuber erklärt Ruinen zum neuen Fundament für das Bauwesen

Aus einer Lagerhalle für Sport-BH wird eine Antivilla. Arno Brandlhuber erklärt Ruinen zum neuen Fundament für das Bauwesen

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