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13. September 2019Florian Glowatz-Frei
anthos

Vom Umgebungsprojekt zur Platine

Der Schütze Park, eine neue Grünanlage im Zürcher Stadtgefüge, weist beim ersten, flüchtigen Blick eine alltagstaugliche Kombination an unterschiedlichen Räumen, Elementen und Atmosphären auf. Was man nicht sieht, ist umso spannender: Hinter der Planung steht ein neues Verständnis von Landschaftsarchitektur. Kurz vor der Fertigstellung im Herbst 2019 zeichnet sich ab, dass das Vorgehen ein voller Erfolg wird. Kosten und Termine, vor allem aber auch die gestalterische Qualität sprechen für die ganzheitliche Methode.

Der Schütze Park, eine neue Grünanlage im Zürcher Stadtgefüge, weist beim ersten, flüchtigen Blick eine alltagstaugliche Kombination an unterschiedlichen Räumen, Elementen und Atmosphären auf. Was man nicht sieht, ist umso spannender: Hinter der Planung steht ein neues Verständnis von Landschaftsarchitektur. Kurz vor der Fertigstellung im Herbst 2019 zeichnet sich ab, dass das Vorgehen ein voller Erfolg wird. Kosten und Termine, vor allem aber auch die gestalterische Qualität sprechen für die ganzheitliche Methode.

Was als «normales» Landschaftsarchitekturprojekt begann, entwickelte sich nach und nach zu einem Beispiel für gesamtheitliches Planen. Als Landschaftsarchitekten konnten wir das Vertrauen der Bauherrschaft gewinnen und als Gesamtplaner Umgebung auftreten. Technische, organisatorische und gestalterische Synergien schufen einen erheblichen Mehrwert für das Projekt.

Ein neuer Park

Das Schütze Areal in Zürich, ehemals Standort einer Seidenfärberei, nimmt eine wichtige Rolle im Freiraumsystem ein. Der Park soll künftig zu einem lebenswerten Quartier beitragen. Mit einer Schule, einer öffentlichen Bibliothek, einem Quartiertreff und einer Turnhalle wird er aber auch wichtige städtische Infrastruktur beherbergen. 2013 konnten wir das Planerwahlverfahren für das Parkprojekt gewinnen: Im Spiel von Dichte und Weite entsteht ein überraschender Kontrapunkt im urbanen Umfeld. Der dichte Vegetationsgürtel fasst einen offenen Spiel- und Sportbereich, der mit seiner Ausdehnung von 120 mal 40 Metern ein echter Hingucker im engen ehemaligen Industriequartier wird. Die Stadtlichtung beherbergt neben den öffentlichen Bauten auch ­einen bunten Fächer von robusten, polyvalenten, ­öffentlichen Freiraumangeboten.

Vom Grundauftrag zur Gesamtplanung

Zu Beginn des Projekts wurden die klassischen Grundleistungen beauftragt. Die Komplexität der Aufgabe mit zahlreichen umgebungsrelevanten projektinternen und projektexternen Abhängigkeiten machte aber schon bald ein Umdenken nötig. Es zeigte sich, dass die Bündelung der Verantwortung Umgebung beim Landschaftsarchitekten nicht nur zur Vermeidung von Schnittstellenrisiken führte. Vielmehr entstanden durch die koordinierte Planung Synergien. Die zusätzlich beauftragten Leistungen umfassen eine ganze Bandbreite von Aufgaben:

– Erdbaumanagement: Insbesondere im Zusammenhang mit industriebedingten Altlasten und dem Baugrubenaushub sowie Fragestellungen zum Grundwasser.

– Werkleitungen in der Umgebung: Planung der Versickerungsanlagen, Koordination von Haus­anschlüssen, Regenwasserma­nagement sowie der Schnittstelle zum externen Fernwärmeprojekt, um negative Auswirkungen auf den Bauprozess (Verlauf mitten durch die Anlage) und die Gestaltung (Zugangsschacht) zu vermeiden.

– Baustellenlogistik: Positionierung der Bau­stel­len­infrastruktur, der Materialdepots und Triageflächen unter Berücksichtigung der Terminplanung sowie räumlicher Rahmenbedingungen (Schulhausprovisorium im Projektperimeter in Betrieb).

– Ortbetonbau: Gestaltung und Planung von Umgebungsbauten. Leistungen des Bauingenieurs als Fachspezialist bei Eisenplänen und statischen Nachweisen.

– Biodiversität und Nachhaltigkeit: Studie und Pilot­massnahmen zum städtischen Jahresziel «Biodiversität auf Baustellen» (Amt für Hochbauten, Stadt Zürich). Langfristige Integration der ­Pilotflächen in die fertige Anlage als ökologischer Mehrwert.

– Gestaltung der Dachbegrünung: Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung.

Chancen

Die Planung der gesamten Umgebung aus der Hand des Landschaftsarchitekten bringt allen Projekt­beteiligten wesentliche Vorteile. Nur der Landschaftsarchitekt als (freiraum-)gestalterische Autorität kann den Fokus auf die Gestaltungsprinzipien des Projekts garantieren und dabei auch unter die «grüne Haut» sehen. Durch seine breite Ausbildung hat er die Übersicht, weit über den sektoralen Expertenblick hinaus, und kann als geübter Kommunikator vermittelnd wirken.

Voraussetzungen

Es gibt Rahmenbedingungen, die eine Beauftragung einer Gesamtplanerleistung Umgebung begünstigen. So ist eine gesamtheitliche Haltung zur Profession genauso essentiell wie breite, fundierte Erfahrung (und die Büroressourcen) in technischen, organisatorischen und gestalterischen Fragen. Da sich eine Gesamtplanung Umgebung wesentlich mit Schnittstellen und Abhängigkeiten beschäftigen muss, müssen die Planer prozesshaft und vernetzt denken. Der beste Weg, das nötige Vertrauen der Bauherrschaft zu gewinnen, ist zudem ein sicheres, kooperatives, einsatzbereites und proaktives Auftreten.

Ausblick

Ganzheitliches Denken, Planen und Bauen sind ursprüngliche Kernkompetenzen der Landschaftsarchitektur. Als Umgebungsverantwortliche können wir im Entstehungsprozess eines Baus mit einer Gesamtplanung einen wichtigen Mehrwert leisten: Einer Platine gleich schaffen wir die fertige Grundplatte, auf die die Bauten «gesteckt» werden können. BIM ist das methodische Mittel der Wahl, um das Prinzip der Platine umzusetzen, denn kein anderes Werkzeug kann so umfassend Abhängigkeiten und Synergien darstellen und koordinieren.

Auf einem immer dichteren Planungsmarkt könnte der Weg hin zum Landschaftsarchitekten als Gesamtplaner ein wichtiges Alleinstellungmerkmal unserer Profession werden.

anthos, Fr., 2019.09.13



verknüpfte Zeitschriften
anthos 2019/03 Gesamtplanung Umgebung

25. November 2013Florian Glowatz-Frei
anthos

Am Strand von Rheinfelden

Anfang 2013 wurde der Stadtpark Ost in Rheinfelden eröffnet. Seither freuen sich nicht nur Badenixen und Sandburgarchitekten, sondern auch Storch, Eidechse und Wildbiene über die Vorzüge dieser Anlage.

Anfang 2013 wurde der Stadtpark Ost in Rheinfelden eröffnet. Seither freuen sich nicht nur Badenixen und Sandburgarchitekten, sondern auch Storch, Eidechse und Wildbiene über die Vorzüge dieser Anlage.

2009, zu Beginn der Projektierung, wurden wir mit einer Fülle von Bedürfnissen und Wünschen an die Parkanlage konfrontiert. Einerseits gab es Richt­pläne, städtebauliche Planungen und ein Parkpflegewerk der Hager Partner AG, auf der anderen Seite mehr oder weniger lautstarke, sich oft widersprechende Rufe nach (Abenteuer-)Spielplätzen, Storchhabitaten, viel Ruhe für den Kurbetrieb und einiges mehr. Eine Synthese aus einer angemessenen, die Geschichte und Stimmung des Ortes berücksichtigenden Gestaltung und den ausgesprochen vielfältigen Nutzungsansprüchen war gefragt. Ein breit ab­gestütztes Mitwirkungsverfahren, in dem frühzeitig alle wichtigen öffentlichen und privaten Betroffenen einbezogen wurden, war der Schlüssel zum Erfolg. Unter der professionellen Leitung einer erfahrenen Moderatorin wurden die einzelnen Themen in Workshops ergebnisoffen diskutiert und so die erforderlichen Kompromisse erzielt. Um die gestalterische Qualität zu gewährleisten, wurde als Grundlage ein starker Rahmenplan skizziert, in dem unverhandelbare Elemente definiert waren. Am Ende des halbjährigen Verfahrens lagen Pläne zur Umsetzung auf dem Tisch, die für die allermeisten Beteiligten sehr zufriedenstellend waren. Die positive Folge war, dass das Projekt sämtliche politischen und administrativen Hürden ohne Verzögerungen genommen hat.

Wasser

Wasser ist ein ausserordentlich identitätsstiftendes Element für den Stadtpark. Einerseits liegt der Ursprung der Anlage im Kurbetrieb des Solebads. Andererseits markiert der Rhein eindrucksvoll den gesamten nord-westlichen Parkabschluss. Ob die noblen Kurgäste früherer Zeiten sich in das kühle Nass des Rheins wagten, ist zu bezweifeln. In der historischen Anlage, soweit sie dokumentiert ist, gab es jedenfalls keine Möglichkeiten dazu. Aus heutiger Sicht drängte es sich aber geradezu auf, einen grosszügigen Rheinzugang als neues prägendes Parkelement zu schaffen.

Der richtige Massstab orientierte sich an der städte­baulichen Relevanz in Bezug zur angrenzenden Altstadt, den Volumen der benachbarten Gebäude sowie der Dimension der Parkanlage. Es entstand eine Stufenanlage, die mit 60 Metern Länge zu den übrigen Spielern des Ensembles passt. Den landseitigen Halt bildet eine platzartige, ulmenbestandene Aufweitung des Uferweges mit Tischen, Bänken und Brunnen. Den gesamten süd-östliche Parkteil gestalteten wir als grosse offene, leicht terrassierte Wiesenfläche, die in ihrer Weite ein starkes Gegengewicht zum Rheinzugang darstellt.

Schliesslich tragen die Wahl der Materialien und die Möblierung zur dezent noblen Stimmung eines Kurparks bei. Für die vorfabrizierten Betonelemente, die Stufen, Bänke, Tische, Trinkstelen und Belagsabschlüsse wurde ein heller, stark gestrahlter Kalksteinbeton gewählt, der in seinem Erscheinungsbild an den Kalkstein der Gegend anknüpft. Für alle Bodenbeläge kam heller Kalkmergel zum Einsatz.

Dynamik

Im Stadtpark Rheinfelden sahen wir die natürliche ­Dynamik und Gestaltungskraft des Wassers nicht nur als zu bändigende Gefahr, der mit einer robusten Gestaltung beizukommen ist. Vor allem erschien sie uns als grosse Chance für die weitere Parkentwicklung.

Und tatsächlich: Nach dem Rückgang des Hochwassers vom Juni 2013 gab der Rhein eine schöne Überraschung preis – entlang der Stufenanlage liegt nun eine Sandbank, die den ohnehin schon beliebten Ort am Wasser zu einem feinen Sandstrand macht. Gespannt freuen wir uns, was der Fluss mit der nächsten Flut bringt oder nimmt.

anthos, Mo., 2013.11.25



verknüpfte Zeitschriften
anthos 2013/4 Lebendiges Wasser

Presseschau 12

13. September 2019Florian Glowatz-Frei
anthos

Vom Umgebungsprojekt zur Platine

Der Schütze Park, eine neue Grünanlage im Zürcher Stadtgefüge, weist beim ersten, flüchtigen Blick eine alltagstaugliche Kombination an unterschiedlichen Räumen, Elementen und Atmosphären auf. Was man nicht sieht, ist umso spannender: Hinter der Planung steht ein neues Verständnis von Landschaftsarchitektur. Kurz vor der Fertigstellung im Herbst 2019 zeichnet sich ab, dass das Vorgehen ein voller Erfolg wird. Kosten und Termine, vor allem aber auch die gestalterische Qualität sprechen für die ganzheitliche Methode.

Der Schütze Park, eine neue Grünanlage im Zürcher Stadtgefüge, weist beim ersten, flüchtigen Blick eine alltagstaugliche Kombination an unterschiedlichen Räumen, Elementen und Atmosphären auf. Was man nicht sieht, ist umso spannender: Hinter der Planung steht ein neues Verständnis von Landschaftsarchitektur. Kurz vor der Fertigstellung im Herbst 2019 zeichnet sich ab, dass das Vorgehen ein voller Erfolg wird. Kosten und Termine, vor allem aber auch die gestalterische Qualität sprechen für die ganzheitliche Methode.

Was als «normales» Landschaftsarchitekturprojekt begann, entwickelte sich nach und nach zu einem Beispiel für gesamtheitliches Planen. Als Landschaftsarchitekten konnten wir das Vertrauen der Bauherrschaft gewinnen und als Gesamtplaner Umgebung auftreten. Technische, organisatorische und gestalterische Synergien schufen einen erheblichen Mehrwert für das Projekt.

Ein neuer Park

Das Schütze Areal in Zürich, ehemals Standort einer Seidenfärberei, nimmt eine wichtige Rolle im Freiraumsystem ein. Der Park soll künftig zu einem lebenswerten Quartier beitragen. Mit einer Schule, einer öffentlichen Bibliothek, einem Quartiertreff und einer Turnhalle wird er aber auch wichtige städtische Infrastruktur beherbergen. 2013 konnten wir das Planerwahlverfahren für das Parkprojekt gewinnen: Im Spiel von Dichte und Weite entsteht ein überraschender Kontrapunkt im urbanen Umfeld. Der dichte Vegetationsgürtel fasst einen offenen Spiel- und Sportbereich, der mit seiner Ausdehnung von 120 mal 40 Metern ein echter Hingucker im engen ehemaligen Industriequartier wird. Die Stadtlichtung beherbergt neben den öffentlichen Bauten auch ­einen bunten Fächer von robusten, polyvalenten, ­öffentlichen Freiraumangeboten.

Vom Grundauftrag zur Gesamtplanung

Zu Beginn des Projekts wurden die klassischen Grundleistungen beauftragt. Die Komplexität der Aufgabe mit zahlreichen umgebungsrelevanten projektinternen und projektexternen Abhängigkeiten machte aber schon bald ein Umdenken nötig. Es zeigte sich, dass die Bündelung der Verantwortung Umgebung beim Landschaftsarchitekten nicht nur zur Vermeidung von Schnittstellenrisiken führte. Vielmehr entstanden durch die koordinierte Planung Synergien. Die zusätzlich beauftragten Leistungen umfassen eine ganze Bandbreite von Aufgaben:

– Erdbaumanagement: Insbesondere im Zusammenhang mit industriebedingten Altlasten und dem Baugrubenaushub sowie Fragestellungen zum Grundwasser.

– Werkleitungen in der Umgebung: Planung der Versickerungsanlagen, Koordination von Haus­anschlüssen, Regenwasserma­nagement sowie der Schnittstelle zum externen Fernwärmeprojekt, um negative Auswirkungen auf den Bauprozess (Verlauf mitten durch die Anlage) und die Gestaltung (Zugangsschacht) zu vermeiden.

– Baustellenlogistik: Positionierung der Bau­stel­len­infrastruktur, der Materialdepots und Triageflächen unter Berücksichtigung der Terminplanung sowie räumlicher Rahmenbedingungen (Schulhausprovisorium im Projektperimeter in Betrieb).

– Ortbetonbau: Gestaltung und Planung von Umgebungsbauten. Leistungen des Bauingenieurs als Fachspezialist bei Eisenplänen und statischen Nachweisen.

– Biodiversität und Nachhaltigkeit: Studie und Pilot­massnahmen zum städtischen Jahresziel «Biodiversität auf Baustellen» (Amt für Hochbauten, Stadt Zürich). Langfristige Integration der ­Pilotflächen in die fertige Anlage als ökologischer Mehrwert.

– Gestaltung der Dachbegrünung: Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung.

Chancen

Die Planung der gesamten Umgebung aus der Hand des Landschaftsarchitekten bringt allen Projekt­beteiligten wesentliche Vorteile. Nur der Landschaftsarchitekt als (freiraum-)gestalterische Autorität kann den Fokus auf die Gestaltungsprinzipien des Projekts garantieren und dabei auch unter die «grüne Haut» sehen. Durch seine breite Ausbildung hat er die Übersicht, weit über den sektoralen Expertenblick hinaus, und kann als geübter Kommunikator vermittelnd wirken.

Voraussetzungen

Es gibt Rahmenbedingungen, die eine Beauftragung einer Gesamtplanerleistung Umgebung begünstigen. So ist eine gesamtheitliche Haltung zur Profession genauso essentiell wie breite, fundierte Erfahrung (und die Büroressourcen) in technischen, organisatorischen und gestalterischen Fragen. Da sich eine Gesamtplanung Umgebung wesentlich mit Schnittstellen und Abhängigkeiten beschäftigen muss, müssen die Planer prozesshaft und vernetzt denken. Der beste Weg, das nötige Vertrauen der Bauherrschaft zu gewinnen, ist zudem ein sicheres, kooperatives, einsatzbereites und proaktives Auftreten.

Ausblick

Ganzheitliches Denken, Planen und Bauen sind ursprüngliche Kernkompetenzen der Landschaftsarchitektur. Als Umgebungsverantwortliche können wir im Entstehungsprozess eines Baus mit einer Gesamtplanung einen wichtigen Mehrwert leisten: Einer Platine gleich schaffen wir die fertige Grundplatte, auf die die Bauten «gesteckt» werden können. BIM ist das methodische Mittel der Wahl, um das Prinzip der Platine umzusetzen, denn kein anderes Werkzeug kann so umfassend Abhängigkeiten und Synergien darstellen und koordinieren.

Auf einem immer dichteren Planungsmarkt könnte der Weg hin zum Landschaftsarchitekten als Gesamtplaner ein wichtiges Alleinstellungmerkmal unserer Profession werden.

anthos, Fr., 2019.09.13



verknüpfte Zeitschriften
anthos 2019/03 Gesamtplanung Umgebung

25. November 2013Florian Glowatz-Frei
anthos

Am Strand von Rheinfelden

Anfang 2013 wurde der Stadtpark Ost in Rheinfelden eröffnet. Seither freuen sich nicht nur Badenixen und Sandburgarchitekten, sondern auch Storch, Eidechse und Wildbiene über die Vorzüge dieser Anlage.

Anfang 2013 wurde der Stadtpark Ost in Rheinfelden eröffnet. Seither freuen sich nicht nur Badenixen und Sandburgarchitekten, sondern auch Storch, Eidechse und Wildbiene über die Vorzüge dieser Anlage.

2009, zu Beginn der Projektierung, wurden wir mit einer Fülle von Bedürfnissen und Wünschen an die Parkanlage konfrontiert. Einerseits gab es Richt­pläne, städtebauliche Planungen und ein Parkpflegewerk der Hager Partner AG, auf der anderen Seite mehr oder weniger lautstarke, sich oft widersprechende Rufe nach (Abenteuer-)Spielplätzen, Storchhabitaten, viel Ruhe für den Kurbetrieb und einiges mehr. Eine Synthese aus einer angemessenen, die Geschichte und Stimmung des Ortes berücksichtigenden Gestaltung und den ausgesprochen vielfältigen Nutzungsansprüchen war gefragt. Ein breit ab­gestütztes Mitwirkungsverfahren, in dem frühzeitig alle wichtigen öffentlichen und privaten Betroffenen einbezogen wurden, war der Schlüssel zum Erfolg. Unter der professionellen Leitung einer erfahrenen Moderatorin wurden die einzelnen Themen in Workshops ergebnisoffen diskutiert und so die erforderlichen Kompromisse erzielt. Um die gestalterische Qualität zu gewährleisten, wurde als Grundlage ein starker Rahmenplan skizziert, in dem unverhandelbare Elemente definiert waren. Am Ende des halbjährigen Verfahrens lagen Pläne zur Umsetzung auf dem Tisch, die für die allermeisten Beteiligten sehr zufriedenstellend waren. Die positive Folge war, dass das Projekt sämtliche politischen und administrativen Hürden ohne Verzögerungen genommen hat.

Wasser

Wasser ist ein ausserordentlich identitätsstiftendes Element für den Stadtpark. Einerseits liegt der Ursprung der Anlage im Kurbetrieb des Solebads. Andererseits markiert der Rhein eindrucksvoll den gesamten nord-westlichen Parkabschluss. Ob die noblen Kurgäste früherer Zeiten sich in das kühle Nass des Rheins wagten, ist zu bezweifeln. In der historischen Anlage, soweit sie dokumentiert ist, gab es jedenfalls keine Möglichkeiten dazu. Aus heutiger Sicht drängte es sich aber geradezu auf, einen grosszügigen Rheinzugang als neues prägendes Parkelement zu schaffen.

Der richtige Massstab orientierte sich an der städte­baulichen Relevanz in Bezug zur angrenzenden Altstadt, den Volumen der benachbarten Gebäude sowie der Dimension der Parkanlage. Es entstand eine Stufenanlage, die mit 60 Metern Länge zu den übrigen Spielern des Ensembles passt. Den landseitigen Halt bildet eine platzartige, ulmenbestandene Aufweitung des Uferweges mit Tischen, Bänken und Brunnen. Den gesamten süd-östliche Parkteil gestalteten wir als grosse offene, leicht terrassierte Wiesenfläche, die in ihrer Weite ein starkes Gegengewicht zum Rheinzugang darstellt.

Schliesslich tragen die Wahl der Materialien und die Möblierung zur dezent noblen Stimmung eines Kurparks bei. Für die vorfabrizierten Betonelemente, die Stufen, Bänke, Tische, Trinkstelen und Belagsabschlüsse wurde ein heller, stark gestrahlter Kalksteinbeton gewählt, der in seinem Erscheinungsbild an den Kalkstein der Gegend anknüpft. Für alle Bodenbeläge kam heller Kalkmergel zum Einsatz.

Dynamik

Im Stadtpark Rheinfelden sahen wir die natürliche ­Dynamik und Gestaltungskraft des Wassers nicht nur als zu bändigende Gefahr, der mit einer robusten Gestaltung beizukommen ist. Vor allem erschien sie uns als grosse Chance für die weitere Parkentwicklung.

Und tatsächlich: Nach dem Rückgang des Hochwassers vom Juni 2013 gab der Rhein eine schöne Überraschung preis – entlang der Stufenanlage liegt nun eine Sandbank, die den ohnehin schon beliebten Ort am Wasser zu einem feinen Sandstrand macht. Gespannt freuen wir uns, was der Fluss mit der nächsten Flut bringt oder nimmt.

anthos, Mo., 2013.11.25



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anthos 2013/4 Lebendiges Wasser

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