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10. September 2012Markus Schaefer
Hiromi Hosoya
ARCH+

Learning from Tokyo

Im März diesen Jahres fanden ein Symposium und eine Ausstellung mit dem Titel „Learning from Tokyo“ statt, bei denen neue, innerstädtische Wohnbauten junger, innovativer Architekturbüros aus Japan vorgestellt und diskutiert wurden. Die Ausstellung, deren Projektauswahl zum Teil in diesem Heft wiedergegeben und mit weiteren Beispielen ergänzt ist, zeigte die Qualität und Vielfalt an Wohnraum, die auf kleinen und kleinsten Grundstücken mit geringen Budgets im Zentrum einer Stadt wie Tokio geschaffen werden konnten. Das Symposium stellte einige der Protagonisten dieser neuen Generation japanischer Architekten vor und ermöglichte einen Dialog mit Schweizer Architekten, Planern, Vertretern der Stadtverwaltung von Zürich und der interessierten Öffentlichkeit.

Der aktuelle Grund des Symposiums war die derzeitige rege Diskussion über städtische Dichte in Zürich. Stadt und Region Zürich wachsen. Um das selbstauferlegte Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu erreichen, sollen sie verdichtet werden. Aber was bedeutet städtische Dichte und wie kann sie mit der hohen Lebensqualität Zürichs in Einklang gebracht werden? Denn bereits jetzt bildet sich politischer Widerstand gegen das Wachstum – protektionistisch mit Vorbehalten gegen Zuwanderung und ökologisch mit Argumenten gegen Größe und Dichte an sich. Die Stadt Tokio ist fast viermal dichter besiedelt als die Stadt Zürich, der Großraum Tokio hat 16-mal mehr Einwohner als die Metropolitanregion Zürich. Dennoch gilt Tokio als Stadt mit sehr hoher Lebensqualität. Ausgehend von aktuellen Wohnbauprojekten japanischer Architekten wollten wir der Frage nach räumlicher und funktionaler Qualität nachgehen und beim kleinen Maßstab beginnend auch den großen Maßstab, das Stadtverständnis der beiden Kulturen beleuchten. Damit erhält die Gegenüberstellung eine Bedeutung über das Fallbeispiel Tokio hinaus. es geht schlussendlich um den Vergleich des traditionellen Modells der europäischen Stadt und seiner Unterscheidung von historischem Kern und Peripherie, und Tokio, das als ganzes eine Art Stadt gewordene Peripherie darstellt. Es geht um Denkmodelle und Arbeitsmethoden der Architekten und Städtebauer in ihrem jeweiligen spezifischen Kontext und es geht um Zukunftsfähigkeit, die Fähigkeit, auf sich abzeichnende Entwicklungen elastisch zu reagieren.

Im März diesen Jahres fanden ein Symposium und eine Ausstellung mit dem Titel „Learning from Tokyo“ statt, bei denen neue, innerstädtische Wohnbauten junger, innovativer Architekturbüros aus Japan vorgestellt und diskutiert wurden. Die Ausstellung, deren Projektauswahl zum Teil in diesem Heft wiedergegeben und mit weiteren Beispielen ergänzt ist, zeigte die Qualität und Vielfalt an Wohnraum, die auf kleinen und kleinsten Grundstücken mit geringen Budgets im Zentrum einer Stadt wie Tokio geschaffen werden konnten. Das Symposium stellte einige der Protagonisten dieser neuen Generation japanischer Architekten vor und ermöglichte einen Dialog mit Schweizer Architekten, Planern, Vertretern der Stadtverwaltung von Zürich und der interessierten Öffentlichkeit.

Der aktuelle Grund des Symposiums war die derzeitige rege Diskussion über städtische Dichte in Zürich. Stadt und Region Zürich wachsen. Um das selbstauferlegte Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu erreichen, sollen sie verdichtet werden. Aber was bedeutet städtische Dichte und wie kann sie mit der hohen Lebensqualität Zürichs in Einklang gebracht werden? Denn bereits jetzt bildet sich politischer Widerstand gegen das Wachstum – protektionistisch mit Vorbehalten gegen Zuwanderung und ökologisch mit Argumenten gegen Größe und Dichte an sich. Die Stadt Tokio ist fast viermal dichter besiedelt als die Stadt Zürich, der Großraum Tokio hat 16-mal mehr Einwohner als die Metropolitanregion Zürich. Dennoch gilt Tokio als Stadt mit sehr hoher Lebensqualität. Ausgehend von aktuellen Wohnbauprojekten japanischer Architekten wollten wir der Frage nach räumlicher und funktionaler Qualität nachgehen und beim kleinen Maßstab beginnend auch den großen Maßstab, das Stadtverständnis der beiden Kulturen beleuchten. Damit erhält die Gegenüberstellung eine Bedeutung über das Fallbeispiel Tokio hinaus. es geht schlussendlich um den Vergleich des traditionellen Modells der europäischen Stadt und seiner Unterscheidung von historischem Kern und Peripherie, und Tokio, das als ganzes eine Art Stadt gewordene Peripherie darstellt. Es geht um Denkmodelle und Arbeitsmethoden der Architekten und Städtebauer in ihrem jeweiligen spezifischen Kontext und es geht um Zukunftsfähigkeit, die Fähigkeit, auf sich abzeichnende Entwicklungen elastisch zu reagieren.

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ARCH+ 208 Tokio: Die Stadt bewohnen

04. Juli 2011Markus Schaefer
anthos

Standortmosaik Zürich oder die Ökologie der Erreichbarkeit

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste...

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste...

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste Manifestation einer Umweltveränderung durch Organismen – diesmal durch uns. Und unser grösstes Bedürfnis ist Austausch.

In Städten finden wir Arbeit, treffen Menschen, setzen uns mit Kultur auseinander, stossen auf Ideen oder versorgen uns mit den für das tägliche Leben notwendigen Dingen. Städte sind Katalysatoren für menschliche Interaktionen, die wir je nach Blickwinkel Wirtschaft, Kultur oder öffentliches Leben nennen. Städte basieren auf einer Ökologie der Erreichbarkeit.

Eine hohe Erreichbarkeit erfahren wir als Lebensqualität. In dieser Arbeit leihen wir uns einen Begriff aus der Pflanzensoziologie und bezeichnen mit «Standortmosaik» jene durch Standortfaktoren differenzierte Vielfalt von Orten, die in der räumlichen Diversität, der Durchmischung sozialer Milieus und der Synergie zwischen verschiedenen Wertschöpfungsketten resultieren, die Ökonomen auch als Standortqualität bezeichnen.

Erreichbarkeit beruht dabei auf der räumlichen Nähe, der funktionalen Durchmischung und der infrastrukturellen Erschliessung, die Städte bieten. In modernen Städten wird Infrastruktur immer wichtiger und löst den Unterschied von Stadt und Land in der Stadtlandschaft der Metropolitanregion auf. Geprägt durch funktionale Bezüge und die koopetitive Arbeitsteiligkeit der Einzelstandorte nehmen Regionen am globalen Wettbewerb der Standorte teil.

Das «Bild der Region» wurde für die Metropolitankonferenz Zürich entwickelt und dient als Kommunikationsmittel und gemeinsame strategische Basis. Wir leiten es her aus Struktur, Gestalt und Form: Die Struktur der Region ist definiert durch das Terrain, durch Zonenplanung und vor allem durch Infrastruktur. Sie ist Sache der Raum- und Infrastrukturplanung der Kantone. Die Gestalt basiert auf den Identitäten der verschiedenen Dörfer und Quartiere sowie auf deren Potenzial für Veränderung, das wiederum definiert ist durch Bauzonenreserven, Transportkapazität und die Belastbarkeit der lokalen Identität. Die Form schlussendlich dient der Einprägsamkeit, der Wiedererkennung und Orientierung und liegt im Aufgabenbereich des Städtebaus, der Architektur und der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

Die Metropolitanregion ist also ein Archipel formaler Inseln in einem Meer der Gestalten, organisiert durch die Tiefenströmungen der Struktur.


Anmerkung:
[01] Jacobs, Jane: The Death and Life of Great American Cities. New York. 1993 [1961], S. 443

anthos, Mo., 2011.07.04



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anthos 2011/2 48. IFLA-Weltkongress «Scales of Nature»

Presseschau 12

10. September 2012Markus Schaefer
Hiromi Hosoya
ARCH+

Learning from Tokyo

Im März diesen Jahres fanden ein Symposium und eine Ausstellung mit dem Titel „Learning from Tokyo“ statt, bei denen neue, innerstädtische Wohnbauten junger, innovativer Architekturbüros aus Japan vorgestellt und diskutiert wurden. Die Ausstellung, deren Projektauswahl zum Teil in diesem Heft wiedergegeben und mit weiteren Beispielen ergänzt ist, zeigte die Qualität und Vielfalt an Wohnraum, die auf kleinen und kleinsten Grundstücken mit geringen Budgets im Zentrum einer Stadt wie Tokio geschaffen werden konnten. Das Symposium stellte einige der Protagonisten dieser neuen Generation japanischer Architekten vor und ermöglichte einen Dialog mit Schweizer Architekten, Planern, Vertretern der Stadtverwaltung von Zürich und der interessierten Öffentlichkeit.

Der aktuelle Grund des Symposiums war die derzeitige rege Diskussion über städtische Dichte in Zürich. Stadt und Region Zürich wachsen. Um das selbstauferlegte Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu erreichen, sollen sie verdichtet werden. Aber was bedeutet städtische Dichte und wie kann sie mit der hohen Lebensqualität Zürichs in Einklang gebracht werden? Denn bereits jetzt bildet sich politischer Widerstand gegen das Wachstum – protektionistisch mit Vorbehalten gegen Zuwanderung und ökologisch mit Argumenten gegen Größe und Dichte an sich. Die Stadt Tokio ist fast viermal dichter besiedelt als die Stadt Zürich, der Großraum Tokio hat 16-mal mehr Einwohner als die Metropolitanregion Zürich. Dennoch gilt Tokio als Stadt mit sehr hoher Lebensqualität. Ausgehend von aktuellen Wohnbauprojekten japanischer Architekten wollten wir der Frage nach räumlicher und funktionaler Qualität nachgehen und beim kleinen Maßstab beginnend auch den großen Maßstab, das Stadtverständnis der beiden Kulturen beleuchten. Damit erhält die Gegenüberstellung eine Bedeutung über das Fallbeispiel Tokio hinaus. es geht schlussendlich um den Vergleich des traditionellen Modells der europäischen Stadt und seiner Unterscheidung von historischem Kern und Peripherie, und Tokio, das als ganzes eine Art Stadt gewordene Peripherie darstellt. Es geht um Denkmodelle und Arbeitsmethoden der Architekten und Städtebauer in ihrem jeweiligen spezifischen Kontext und es geht um Zukunftsfähigkeit, die Fähigkeit, auf sich abzeichnende Entwicklungen elastisch zu reagieren.

Im März diesen Jahres fanden ein Symposium und eine Ausstellung mit dem Titel „Learning from Tokyo“ statt, bei denen neue, innerstädtische Wohnbauten junger, innovativer Architekturbüros aus Japan vorgestellt und diskutiert wurden. Die Ausstellung, deren Projektauswahl zum Teil in diesem Heft wiedergegeben und mit weiteren Beispielen ergänzt ist, zeigte die Qualität und Vielfalt an Wohnraum, die auf kleinen und kleinsten Grundstücken mit geringen Budgets im Zentrum einer Stadt wie Tokio geschaffen werden konnten. Das Symposium stellte einige der Protagonisten dieser neuen Generation japanischer Architekten vor und ermöglichte einen Dialog mit Schweizer Architekten, Planern, Vertretern der Stadtverwaltung von Zürich und der interessierten Öffentlichkeit.

Der aktuelle Grund des Symposiums war die derzeitige rege Diskussion über städtische Dichte in Zürich. Stadt und Region Zürich wachsen. Um das selbstauferlegte Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu erreichen, sollen sie verdichtet werden. Aber was bedeutet städtische Dichte und wie kann sie mit der hohen Lebensqualität Zürichs in Einklang gebracht werden? Denn bereits jetzt bildet sich politischer Widerstand gegen das Wachstum – protektionistisch mit Vorbehalten gegen Zuwanderung und ökologisch mit Argumenten gegen Größe und Dichte an sich. Die Stadt Tokio ist fast viermal dichter besiedelt als die Stadt Zürich, der Großraum Tokio hat 16-mal mehr Einwohner als die Metropolitanregion Zürich. Dennoch gilt Tokio als Stadt mit sehr hoher Lebensqualität. Ausgehend von aktuellen Wohnbauprojekten japanischer Architekten wollten wir der Frage nach räumlicher und funktionaler Qualität nachgehen und beim kleinen Maßstab beginnend auch den großen Maßstab, das Stadtverständnis der beiden Kulturen beleuchten. Damit erhält die Gegenüberstellung eine Bedeutung über das Fallbeispiel Tokio hinaus. es geht schlussendlich um den Vergleich des traditionellen Modells der europäischen Stadt und seiner Unterscheidung von historischem Kern und Peripherie, und Tokio, das als ganzes eine Art Stadt gewordene Peripherie darstellt. Es geht um Denkmodelle und Arbeitsmethoden der Architekten und Städtebauer in ihrem jeweiligen spezifischen Kontext und es geht um Zukunftsfähigkeit, die Fähigkeit, auf sich abzeichnende Entwicklungen elastisch zu reagieren.

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ARCH+ 208 Tokio: Die Stadt bewohnen

04. Juli 2011Markus Schaefer
anthos

Standortmosaik Zürich oder die Ökologie der Erreichbarkeit

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste...

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste...

Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste Manifestation einer Umweltveränderung durch Organismen – diesmal durch uns. Und unser grösstes Bedürfnis ist Austausch.

In Städten finden wir Arbeit, treffen Menschen, setzen uns mit Kultur auseinander, stossen auf Ideen oder versorgen uns mit den für das tägliche Leben notwendigen Dingen. Städte sind Katalysatoren für menschliche Interaktionen, die wir je nach Blickwinkel Wirtschaft, Kultur oder öffentliches Leben nennen. Städte basieren auf einer Ökologie der Erreichbarkeit.

Eine hohe Erreichbarkeit erfahren wir als Lebensqualität. In dieser Arbeit leihen wir uns einen Begriff aus der Pflanzensoziologie und bezeichnen mit «Standortmosaik» jene durch Standortfaktoren differenzierte Vielfalt von Orten, die in der räumlichen Diversität, der Durchmischung sozialer Milieus und der Synergie zwischen verschiedenen Wertschöpfungsketten resultieren, die Ökonomen auch als Standortqualität bezeichnen.

Erreichbarkeit beruht dabei auf der räumlichen Nähe, der funktionalen Durchmischung und der infrastrukturellen Erschliessung, die Städte bieten. In modernen Städten wird Infrastruktur immer wichtiger und löst den Unterschied von Stadt und Land in der Stadtlandschaft der Metropolitanregion auf. Geprägt durch funktionale Bezüge und die koopetitive Arbeitsteiligkeit der Einzelstandorte nehmen Regionen am globalen Wettbewerb der Standorte teil.

Das «Bild der Region» wurde für die Metropolitankonferenz Zürich entwickelt und dient als Kommunikationsmittel und gemeinsame strategische Basis. Wir leiten es her aus Struktur, Gestalt und Form: Die Struktur der Region ist definiert durch das Terrain, durch Zonenplanung und vor allem durch Infrastruktur. Sie ist Sache der Raum- und Infrastrukturplanung der Kantone. Die Gestalt basiert auf den Identitäten der verschiedenen Dörfer und Quartiere sowie auf deren Potenzial für Veränderung, das wiederum definiert ist durch Bauzonenreserven, Transportkapazität und die Belastbarkeit der lokalen Identität. Die Form schlussendlich dient der Einprägsamkeit, der Wiedererkennung und Orientierung und liegt im Aufgabenbereich des Städtebaus, der Architektur und der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

Die Metropolitanregion ist also ein Archipel formaler Inseln in einem Meer der Gestalten, organisiert durch die Tiefenströmungen der Struktur.


Anmerkung:
[01] Jacobs, Jane: The Death and Life of Great American Cities. New York. 1993 [1961], S. 443

anthos, Mo., 2011.07.04



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