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02. Dezember 2013Barbara Mäurle
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Rückbesinnung auf das Elementare

Wenn Architekten für sich selbst bauen, entsteht viel planerischer Freiraum. Beim Büroneubau in Lustenau von und für baumschlager eberle wurde die Gelegenheit genutzt, ein Haus zu entwickeln, das ohne Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik auskommt. Wohltemperierte Innenräume entstehen ausschließlich durch die elementaren Mittel der Architektur, wie z. B. 76 cm dicke Außenwände. Hinzu kommt eine Software, die die vorhandenen Energieströme effizient steuert – ganz ohne die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts geht es also auch hier nicht.

Wenn Architekten für sich selbst bauen, entsteht viel planerischer Freiraum. Beim Büroneubau in Lustenau von und für baumschlager eberle wurde die Gelegenheit genutzt, ein Haus zu entwickeln, das ohne Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik auskommt. Wohltemperierte Innenräume entstehen ausschließlich durch die elementaren Mittel der Architektur, wie z. B. 76 cm dicke Außenwände. Hinzu kommt eine Software, die die vorhandenen Energieströme effizient steuert – ganz ohne die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts geht es also auch hier nicht.

In großen, bronzefarbenen Lettern prangen die Ziffern »2226« rechts neben dem Eingang. Hierbei handelt es sich keineswegs um die Hausnummer, wie man vielleicht zunächst vermuten mag, sondern um den Namen des Gebäudes. Dieser bezieht sich auf die weltweit anerkannte Wohlfühltemperatur von 22-26 °C. Damit verleihen die Architekten bereits vor dem Betreten des Hauses ihrer Haltung Ausdruck, dass v. a. der Mensch und sein Wohlempfinden im Mittelpunkt ihrer Planung stand.

Nähert man sich dem frei stehenden, sechsstöckigen Solitär, fallen bereits von Weitem die tiefen Fensterlaibungen auf. Ein Baudetail, das dem Betrachter höchstens von mittelalterlichen Burgen und Schlössern, jedoch kaum aus modernen Gewerbegebieten bekannt vorkommt. Eingänge, gekennzeichnet anhand der zu Beginn beschriebenen bronzenen Ziffern, gibt es gleich vier – einen in jede Himmelsrichtung, jeweils im zweiten von fünf Fensterachsen angeordnet. Hier entstand die erste (und einzige) Verwirrung beim Besuch vor Ort: von der »richtigen« Seite ins Architekturbüro zu gelangen.

Viel Platz für das Raumprogramm

Trennwände in klassischer Trockenbauweise gibt es nicht. Massive, 24 cm dicke Innenwände aus Ziegel zonieren das Raumprogramm, das aus einer Cafeteria sowie Galerie im EG und Büroflächen in den oberen Geschossen besteht. Wobei auch kleinere Wohneinheiten im noch nicht komplett vermieteten Gebäude für die Planer denkbar sind. Die windmühlenflügelartig angelegten massiven Innenwände begrenzen zwei Treppenhäuser (eines davon als Fluchtweg konzipiert), die sanitären Anlagen bzw. die Spülküche und einen wahrlich winzigen Technikraum. Auf diese Weise entstanden auf jedem Stockwerk vier Großraumbüros (bzw. Flächen für Galerie und Cafeteria), die, wo gewünscht, durch 1,2 bis 1,8 m breite und 3,36 bis 4,21 m raumhohe Glastüren voneinander getrennt werden können. Sind diese durchaus imposanten Türen über ein Drehscharnier im Boden geöffnet, entstehen ansprechende Blickbeziehungen durch das gesamte Gebäude. Dazu tragen die generell als angenehm empfundenen großzügigen Raumhöhen von rund 4,21 im EG und 3,36 m in den oberen Etagen bei. Viel Lichteinfall gewähren die bis zur Decke reichenden und rund 1,15 m breiten Fenster, die alle über seitliche, 40 cm breite Lüftungsklappen verfügen. Die tiefen Fensterlaibungen auf der Fassadenseite bieten je nach Sonnenstand die benötigte Verschattung, damit sich das Gebäude im Sommer nicht aufheizt.

Weniger Energie mit weniger Technik

Im Laufe ihrer nun mehr seit 28 Jahren anhaltenden Bürohistorie hat baumschlager eberle unterschiedliche Konstruktionsweisen umgesetzt. »2226« stellt für sie eine Rückbesinnung auf die elementaren Mittel der Architektur dar. Die Gründe für diesen Schritt werden folgendermaßen beschrieben: »Gebäude brauchen immer weniger Energie, der Aufwand für diese Reduktion wird durch ihren Unterhalt und ihre Wartung immer höher. Die gegenwärtigen Versprechungen vom Haus als Kraftwerk erinnern stark an die nie erfüllten Verheißungen der Moderne, Störfaktor in der Leistungsbilanz der heilen Welt ist nur noch der Mensch. In Lustenau ging es konkret darum, sinnvolle Zusammenhänge für den Nutzer zu finden, nicht aber die Natur durch eine technische Umwelt zu ersetzen.«

Das wichtigste »elementare Mittel der Architektur« von 2226 sind sicherlich die Außenwände. Die Wanddicke beträgt insgesamt beachtliche 76 cm. Diese teilt sich auf in ein 36 cm dickes tragendes und ein 36 cm dickes wärmedämmendes Ziegelmauerwerk. Zu dieser massiven Konstruktion kommen 8 mm gelöschter Kalkputz (außen) und 20 mm Innenputz (bestehend aus 15 mm Kalkzement-Grundputz und 5 mm Kalkputz als Spachtelung). Die massive Hülle nimmt bei Tag Wärme langsam auf, speichert sie und gibt sie bei Nacht nach und nach an den Innenraum wieder ab. Die Drehung des Baukörpers mit seinen tiefen Fensterlaibungen reduziert dazu den Wärmeeintrag. Die Abwärme von Mensch, Computer und insbesondere der Beleuchtung sind weitere Energielieferanten, deren Ströme durch eine Software gesteuert werden. Für das jeweils zur Jahreszeit passende behagliche Raumklima sorgen die mit Sensoren ausgestatteten Lüftungsflügel. Bei niedrigen Außentemperaturen öffnen sich Klappen mit einem Ausstellungshub von 20 cm erst dann, wenn der CO2-Gehalt der Raumluft über ein festgelegtes Maß steigt; bei sommerlicher Hitze erfolgt die Frischluftzufuhr automatisiert in der Nacht. Zu einer hohen Nutzerfreundlichkeit zählte außerdem, dass sich die Technik (Software) manuell und selbsterklärend bedienen lässt. Der »Technikraum« ist auf jeder Etage nur rund 0,5 m² groß, in ihm sucht man Heizkessel, Wärmepumpe & Co vergeblich.

Die Qualität steckt im Detail

Ein schlichter Quader, dicke Wände, hohe Räume, viel Licht und wenig Technik – die Summe dieser Faktoren reicht noch nicht aus, um aus einem solide gebauten Bauwerk qualitätsvolle Architektur zu machen. Die Liebe zur Gestaltung steckt in Lustenau v. a. im Detail: So würde die Gebäudehülle ohne die spannungsreichen Fassadenvor- und -rücksprünge auf allen vier Seiten in ihrer stoischen Symmetrie (wahrscheinlich) langweilig wirken. Durch zurückhaltende Vor- und Rücksprünge wirkt das Haus jedoch kraftvoll und einzigartig in seinem Umfeld. Der traditionelle, gelöschte Kalkputz aus der Region hebt diese Eigenschaften durch seine weiße, unregelmäßige Struktur zusätzlich hervor. Im Inneren ist es der konsequent in allen Räumen eingesetzte Anhydrit-Fließestrich, der begeistert. Um die homogenen Oberflächen nicht zu unterbrechen, gibt es z. B. keine Kabelauslässe im Boden. Gilt es Arbeitsplätze oder Kaffeemaschinen mit Strom zu versorgen, werden Löcher in den Boden gebohrt. Im Luftraum einer darunterliegenden Vollholzschalung lassen sich die Kabel zum Versorgungsschacht führen, der immer längs der Innenwände mit einer 30 cm breiten und bündig mit dem Boden abschließenden Holzabdeckung angeordnet ist. Bohrt man einen Auslass an der falschen Stelle oder hat Umstrukturierungen im Sinn, lassen sich die gebohrten Zugänge ohne sichtbare Rückstände wieder verschließen.

Intelligent gelöst wurden außerdem die brandschutztechnischen Maßnahmen: Die Brandschutztüren rund um das Fluchttreppenhaus sind unsichtbar in die Innenwände mittig integriert. Nur ein flächenbündig mit den Wänden abschließender schwarzer Rahmen, der die Gebäudeproportionen eher hervorhebt als stört, ist sichtbar, wenn die feuerhemmenden Bauelemente eingefahren sind. Die Ausstattung der Cafeteria sowie einige Büromöbel entwarfen die Architekten selbst; sie passen in ihrer Robustheit entsprechend gut zur Architektur. Die riesigen silbernen Lampenschirme mit knallroten Reflexionsflächen im Innern stammen als »Kunst am Bau« vom Designer Ingo Maurer. Will man zumindest etwas Kritik üben, ist es die Raumakustik: Ausschließlich schallharte Oberflächen machen zuweilen den Gesprächspartner schwer verständlich.

Die gestalterische Sorgfalt vom Innenraum spiegelt sich bei den Außenanlagen wider. Die ohne Begrenzungen auskommenden Parkplatz- und Gehflächen wurden nicht versiegelt, sondern mit hellem Kies bedeckt. Als ein schöner Nebeneffekt erweist sich die hohe Reflexion des Sonnenlichts, die den Wärmeeintrag ins Gebäude weiter erhöht. Das lang gestreckte bodenbündig eingelassene Wasserbecken sowie die versetzt angeordneten Baumreihen wirken streng sowie elegant zugleich und strukturieren die nähere Umgebung.

Durch Reduktion Mehrwert geschaffen

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Wie diese in der gebauten Realität aussehen kann, zeigt der Neubau 2226 im österreichischen Lustenau, gleich hinter der deutschen Grenze. Im Prinzip kann dort nichts kaputtgehen — die beste Voraussetzung für ein langes Gebäudeleben ohne nennenswerte Wartungs- und Unterhaltskosten. An der Software gilt es noch Feinjustierungen vorzunehmen – aber dies hat sich bestimmt nach den ersten Herbst- und Wintertagen eingespielt. Hitze erprobt ist das Gebäude bereits jetzt. Es wurde diesen Sommer bezogen und weist seither konstant angenehme Innenraumtemperaturen zwischen 22 und 26 °C auf.

db, Mo., 2013.12.02



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05. Dezember 2012Barbara Mäurle
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Zwiesprache mit dem Ort

Die Situation war prekär: 1 300 Schüler mussten mehrmals täglich die stark befahrende Bergstraße nach Arosa überwinden, um von einem Klassenraum zum anderen zu gelangen. Von behindertengerechtem Ausbau ganz zu schweigen. Anstatt aber »nur« einen Tunnel in den Berg zu treiben, entschieden sich Esch Sintzel Architekten dazu, den Weg mit grandiosen Ausblicken in Szene zu setzen. So haben die Schüler heute, beim Wechsel von dem einen zu dem anderen Schulgebäude, eine kurze Auszeit an der frischen Luft.

Die Situation war prekär: 1 300 Schüler mussten mehrmals täglich die stark befahrende Bergstraße nach Arosa überwinden, um von einem Klassenraum zum anderen zu gelangen. Von behindertengerechtem Ausbau ganz zu schweigen. Anstatt aber »nur« einen Tunnel in den Berg zu treiben, entschieden sich Esch Sintzel Architekten dazu, den Weg mit grandiosen Ausblicken in Szene zu setzen. So haben die Schüler heute, beim Wechsel von dem einen zu dem anderen Schulgebäude, eine kurze Auszeit an der frischen Luft.

Will man die Entstehungsgeschichte der im Frühjahr fertiggestellten Fußgängerverbindung zwischen zwei Schulkomplexen nahe der Churer Altstadt erzählen, ist es unumgänglich, ausführlich auf den städtebaulichen Kontext einzugehen. Vielleicht intensiver als sonst üblich. Denn der Ort besitzt architektonische Besonderheiten, auf die die Treppenanlage, ohne sich unterzuordnen, sensibel eingeht. Beim Einstieg, in der »Plessur-Aue«, wurde zwischen 1962 und 1964 von Andres Liesch das Bündner Lehrerseminar erbaut – ein wohlproportionierter Sichtbetonbau mit L-förmigem Grundriss, der aufgrund einer umfassenden Sanierung durch den Churer Architekten Pablo Horváth seine ursprüngliche Anmutung gänzlich zurückerhalten hat. Parallel zum Hang angeordnet wird der Bau außerdem seit 1999 durch einen gläsernen Naturwissenschaftstrakt nach Plänen von Bearth & Deplazes städtebaulich ergänzt. Mit weitem Blick ins Rheintal befindet sich am Ausstieg der Anlage, »auf der Halde«, die monumentale Kantonsschule von Max Kasper aus dem Jahr 1965. Auch dieses Gebäude ist – wie das Bündner Lehrerseminar – ein bedeutendes Stück Architekturgeschichte für Schulbauten aus den 60er Jahren. Bei der Kantonsschule Halde ist die Sanierung zwischen 2007 und 2010 durch Jüngling & Hagmann jedoch mit weniger Feingefühl vonstattengegangen als bei seinem Gegenstück im Tal: Die ursprüngliche Cortenstahl-Fassade wurde abgenommen und durch braunes Glas ersetzt. Schade, würde sie heute doch gut mit der rostigen Hülle der neuen Fußgängerverbindung korrespondieren.

Nähert man sich der neuen »Aufstiegshilfe« von Esch Sintzel , die weder Skulptur noch Gebäude ist, vom Tal her, kann der Besucher den Eindruck gewinnen, dass der Weg schnurstracks hinauf zur romanischen Churer Kathedrale mit Friedhof, bischöflichem Weinberg und Priesterseminar führt. Ein Eindruck, der zeigt, wie sensibel alle Baumeister, trotz Monumentalbauten in direkter Nachbarschaft, mit der Kirche im letzten halben Jahrhundert umgegangen sind. Erwähnenswert im städtebaulichen Kontext ist außerdem das Konvikt der Bündner Kantonsschule aus den 60er Jahren von Otto Glaus, Ruedi Lienhard und Sep Marti: Der monolithische Sichtbetonbau in steiler Hanglage ist weiter oben am Berg etwas abseits angesiedelt und besitzt die archaische Ausstrahlung eines tibetischen Klosters. Das Gebäude steht zwar nicht in direktem Zusammenhang mit der Treppenanlage, ist aber – zumindest für die Schüler des Internats – Teil ihres täglichen Schulwegs. Auch dieses denkmalgeschützte Gebäude soll saniert werden – im Moment ist aber noch ungewiss wie, da die monolithischen Betonkonstruktionen aus den 60er Jahren bekanntermaßen große Schwierigkeiten in sich bergen.

Ausgangssituation und Wettbewerb

Aufgrund der Schließung des Lehrerseminars 2005 konnte die aus allen Nähten platzende Kantonsschule auf der Halde den Gebäudekomplex in der Plessur-Aue übernehmen. Dies bedeutete zwar zusätzlichen Raumgewinn, über 1 300 Schüler mussten aber nun mehrmals täglich zwischen Tal und Berg per pedes pendeln. Rund 30 Höhenmeter galt es zu überwinden. Einzige Verbindung stellte die steile, kurvige Straße nach Arosa dar, die zudem von Schwerlastverkehr befahren wird. 2009 suchte die Gemeinde Chur im Rahmen einer eingeladenen Studie nach Lösungen für die durchaus prekäre Situation für Schüler und Lehrer. Die Züricher Architekten Esch Sintzel konnten mit ihrem Entwurf gegen viel Lokalprominenz überzeugen, da sie nicht, wie erwartet, einen Tunnel in den Berg trieben, sondern den Schulweg als eine dichte Abfolge von Ausblicken auf Kathedrale, Altstadt, Plessur- und Rheintal inszenierten. Des Weiteren sprach für die Idee der Planer, dass ihr Weg für Behinderte und Schüler ohne Handicap an den gleichen Punkten startet und ankommt. Gelungen ist ihnen das durch die Einbindung eines seilgezogenen Schrägaufzugs, um dessen Achse sich die Treppenanlage quasi herumwindet.

Schwerer Sockel, leichte Hülle

Nimmt man es ganz genau, startet die Treppenanlage geschätzte 10 m vor dem Aufzug – sie nimmt »Anlauf« und gräbt sich zuerst einmal unter der Straße nach Arosa durch den Fels. Dann geht es mal parallel, mal orthogonal zum Hang bzw. zum Lift – immer mit wechselnden Ausblicken in die Landschaft und durch die Überdachung mit Cortenstahl gut vor Witterung geschützt – steil den Berg hinauf. Und das zügiger als zu Beginn erwartet. Das letzte Wegstück verläuft wie zu Anfang parallel zum Schrägaufzug. Fußgänger und Liftnutzer erreichen letztendlich exakt am gleichen Punkt ihr Ziel.

Zu keiner Zeit wirkt der Weg dabei dunkel oder gar abweisend. Bei Dunkelheit leuchten unsichtbar unter dem Handlauf angebrachte LEDs Schülern und Lehrern den Weg. Die Beleuchtung wird aber selten angeschaltet, da sich das Tageslicht als ausreichend herausstellte. Für viel Helligkeit sorgt dazu ein weißer Anstrich im Innern, der dem Schiffsbau entlehnt ist sowie die filigrane, nur 12 mm dicke Ummantelung aus wetterfestem Baustahl. Verstärkt wird die Filigranität des Materials durch die wabenförmigen Ausschnitte in den Seitenwänden. Gestalterische Anregungen zur Konzeption der papierhaften Gebäudehülle fanden die Architekten bei zwei völlig unterschiedlichen Gebäuden: zum einen beeindruckte sie hinsichtlich des Materials ein Wohnhaus in Tokio mit 16 mm dicken Cortenstahl-Wänden von Kazuyo Sejima zum anderen ließen sie sich bei der Gebäudeform durch die gedeckten Wallfahrtwege in Oberitalien inspirieren. Genauer gesagt vom Bogengang »Portico di San Luc«, der bei Bologna zum Kloster »Madonna di San Luca« (1674-1793) hinaufführt. Das Bild des überdachten Pilgerwegs passt in diesem Fall besonders gut zur benachbarten Kathedrale und unterstreicht ihre Sonderstellung im baulichen Kontext. Die sechseckigen, wabenförmigen Öffnungen haben wiederum einen anderen Hintergrund: Diese Geometrie entsteht, wenn ein Stahlträger mittig auseinandergeschnitten und um ein Element versetzt wieder zusammengefügt wird. »Die Sprache des Stahlbaus und die Räumlichkeit der Arkade werden damit zusammen gebracht« – so Architekt Esch.

Ein großer Teil des Bauwerks berührt den Fels, ist aus dem Fels gehauen, auf den Fels gestellt oder am Fels »angegossen«. Hier kam Beton zum Einsatz. In den ersten Planungen sollte der Fels im Tunnel sichtbar bleiben, jedoch stellte sich der Hang als zu instabil heraus, um diese Idee Realität werden zu lassen. Die darüber gesetzte Cortenstahl-Hülle ist geschweißt und eine kubistisch geknickte, doppelte Dachkonstruktion verleiht ihr die benötigte Standhaftigkeit.

Ausblick in die nahe Zukunft

Mit einem Hybrid aus Weg und Haus ist es Esch Sintzel Architekten gelungen, dem imposanten Ort einfühlsam den noch fehlenden Zusammenhalt zu geben. Ein wichtiges Verbindungselement zwischen oben und unten, alter und neuer Architekturgeschichte, Berg und Tal. Dabei ist der Bau kein reines, sich unterordnendes Verbindungselement, sondern behauptet sich als selbstständiges Gebilde im bestehenden Kontext. Der ganze Charme der Anlage wird sich jedoch erst entfalten können, wenn in der Plessur-Aue unten im Tal die letzten Holzbaracken abgerissen und durch Neubauten ersetzt sind. Ein Wettbewerb dazu ist bereits durchgeführt. Diesen konnte der St. Gallener Architekt Andy Senn für sich entscheiden. Mit zwei Bauköpern wird er den Schulkomplex vervollständigen und die Treppenanlage städtebaulich näher ins Zentrum des Campus´ rücken. Das architekturgeschichtlich wichtige Schwimmbad von 1922 bleibt erhalten und wird durch die neue städtebauliche Situation aufgewertet.

db, Mi., 2012.12.05



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05. Dezember 2011Barbara Mäurle
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Mehr als ein »Lückenfüller«

In der Konstanzer Altstadt wurde im vergangenen Jahr eine seit Jahrzehnten bestehende Baulücke mit einem Gebäude komplett aus Sichtleichtbeton geschlossen. Das Wohn- und Geschäftshaus schafft es dabei, zwischen einem Kaufhaus aus den 60er Jahren und der ansonsten mittelalterlichen Stadtstruktur zu vermitteln – sowohl über seine städtebauliche Einbindung als auch über seine plastische Materialität.

In der Konstanzer Altstadt wurde im vergangenen Jahr eine seit Jahrzehnten bestehende Baulücke mit einem Gebäude komplett aus Sichtleichtbeton geschlossen. Das Wohn- und Geschäftshaus schafft es dabei, zwischen einem Kaufhaus aus den 60er Jahren und der ansonsten mittelalterlichen Stadtstruktur zu vermitteln – sowohl über seine städtebauliche Einbindung als auch über seine plastische Materialität.

Die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts standen in Deutschland im Zeichen für Neubeginn und Aufschwung. Nach langen Kriegsjahren und Entbehrungen musste vielerorts auch intakte, historische Bausubstanz weichen, um Platz für das Wirtschaftswunder zu schaffen. So auch in der Konstanzer Altstadt: Direkt im Zentrum wurden 1961 der größte noch erhaltene mittelalterliche Stadtblock durch zwei neue Gassen in vier Blöcke geteilt und das barocke Stadtpalais der vorderösterreichischen Landesregierung (Architekt: Peter Thumb) sowie zahlreiche kleinere Wohngebäude abgerissen. Entstanden ist in der Hussentraße ein in seinen Proportionen für die Konstanzer Mitte zu groß geratenes Kaufhaus, durch das die kleinteilige Stadtstruktur sowie die gute Belichtung über Hinterhöfe und Gärten der angrenzenden Häuser verloren gingen. Neben dem Kaufhaus lag seit damals ein 10 m breiter und 30 m tiefer Bauplatz brach. Kein Wunder, dass die Bebauung der Baulücke aufgrund der schwierigen städtebaulichen Situation annähernd 50 Jahre auf sich warten ließ. Kraus Schönberg Architekten konnten 2007 einen geladenen Wettbewerb zwischen ortsansässigen Planern für sich entscheiden: Sie entwickelten ein Gebäude, dem es gelingt, zwischen der historisch gewachsenen Altstadt und dem 60er-Jahre-Bau zu vermitteln.

Vordergebäude versus Gartenhaus

Das schmale Grundstück ist heute mit einem C-förmigen Baukörper fast komplett überbaut. Im EG ist ein Ladengeschäft angesiedelt, die Räume im 1. OG sind einer gewerblichen Nutzung vorbehalten und die restlichen drei Etagen wurden als Wohnungen konzipiert. Die Lochfassade zur Fußgängerzone hin schließt die Baulücke vollständig und wirkt durch die tiefen Fensterlaibungen sowie die monolithische Bauweise aus Sichtleichtbeton äußerst plastisch. Oberhalb der Traufe springt das Gebäude zurück und bildet einen kleinen, schräg zulaufenden Balkon aus – damit ist der Neubau an die historische Bebauung städtebaulich angebunden. Die Hofseite überrascht im Vergleich zur kompakten Straßenfront: Terrassen, Laubengänge und zahlreiche Glasflächen belichten das Gebäude von Süden großzügig. Die C-förmigen Grundrisse (ab dem 1. OG) sind auch den Abstandsflächen geschuldet und dabei teilweise nur mit einem hohen Maß an Einfallsreichtum zu nutzen: Im 2. und 3. OG bleibt als Verbindung zwischen dem Vordergebäude zur Hussenstraße hin und dem »Gartenhaus« im Hof (darin befindet sich jeweils ein kleines Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad) nur ein schmaler, verglaster Gang. Dieser wurde jedoch von einem Mieter z. B. sehr geschickt zur Bildergalerie umfunktioniert. Im 4. OG liegt dieser Übergang gänzlich im Freien: Hier wird das Gartenhaus zurzeit als Abstellraum genutzt, jedoch sind die Anschlüsse für eine Sauna vorhanden. Alle Etagen – abgesehen vom obersten Geschoss, da es Teil einer Maisonette-Wohnung ist und über eine innenliegende Treppe verfügt – werden durch ein gemeinschaftliches Treppenhaus sowie einem Aufzug erschlossen. Wobei der Treppenaufgang einen gestalterischen Blickfang darstellt: Wie ein überdimensionales Kunstwerk schraubt er sich mit einer sichtbaren Brettverschalung am Treppenunterlauf in die Höhe. Das Treppenauge ist mit dunklem Blech bekleidet, was den Effekt einer begehbaren Skulptur noch verstärkt.

Baukörper: Von plastisch zu flächig

Annähernd alle Außen- und Innenwände des markanten Wohn- und Geschäftshauses bestehen aus Leichtbeton in Sichtbetonoptik. Dadurch, dass das hochwärmedämmende und gleichzeitig wärmespeichernde Baumaterial überall sichtbar ist, entstanden »fließende« Übergänge zwischen außen und innen. Zur Straßenseite beträgt die Wanddicke ca. 50 cm, zum Innenhof hin sind es nur noch 25 cm. Die Betonstelen werden in der Tiefe des Grundstücks schrittweise schlanker, sodass mehr Licht in die Innenräume einfallen kann und die Konstruktion leichter und offener erscheint. Architekt Tobias Kraus: »Mit dem sukzessiven Zurücktreten der Konstruktion hinter die Wandöffnung verwandelt sich das Gebäude von einem plastischen in einen flächigen Baukörper.« Was durchaus gelungen ist. Die spezifische Wärmeleitfähigkeit des verwendeten Leichtbetons liegt bei 0,45 W/mK (Bemessungswert). Da die dickeren Wände zur Straßenseite mehr Energie speichern als die schlanken zum Hof, jedoch die größeren Fensterflächen auf der Rückseite mehr Wärme einlassen, ist das Raumklima im Gebäudeinnern konstant. Insgesamt wurden bei dem Gebäude rund 85 m³ Leichtbeton (Liapor) verbaut: »LC 16/18« und »LC 25/28«, jeweils als Mischung aus Unterkorn Rot der Körnung 4-8 mm sowie Sand der Körnung 0-4 mm. Alle weiteren Einbauelemente wie Bodenbelag, Fenster und Türen sind aus Holz Eichenholz und bilden einen gelungenen Kontrast zum ansonsten allgegenwärtigen Sichtbeton bzw. Sichtleichtbeton.

Baulücken, die es zu schließen gilt, gibt es in deutschen Altstädten noch genug. Nachverdichtung ist im Sinne der Nachhaltigkeit sicherlich auch der richtige Weg, um mehr Wohnraum oder zusätzliche gewerbliche Nutzflächen zu schaffen. Wenn der Neubau durch zeitgemäße Baumaterialien und eine gute städtebauliche Einbindung so überzeugen kann wie in Konstanz, ist das wünschenswert. Im Moment steht in der Stadt am Bodensee noch aus, wie der Wiederaufbau der im Dezember 2010 abgebrannten und nur einen Steinwurf vom neuen Wohn- und Geschäftshaus entfernten historischen Häuser aussehen soll. Architekten mit guten Ideen wären sicherlich vor Ort.

db, Mo., 2011.12.05



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01. Dezember 2010Barbara Mäurle
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Schützende Schale

Hin und wieder entstehen aus einer Notlage die besten Ideen – so auch bei einer Dachaufstockung eines Gründerzeithauses in Stuttgart. Weil sich eine Eigentümergemeinschaft die Renovierung ihres Dachstuhls nicht leisten konnte, kam Architekt Florian Danner zusammen mit einem Studienkollegen zum Zug. Der Deal war so simpel wie genial: Eine »kostenlose« Sanierung im Tausch gegen neuen Wohnraum. Heute haben die Bewohner wieder ein intaktes Dach und die ehemaligen Kommilitonen erfreuen sich an ihren hochmodernen Penthouse-Wohnungen. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass die Aufstockung nicht historisierend die Gründerzeit »nachbaut«, sondern mutig zeigt, in welchem Jahrtausend sie entstanden ist.

Hin und wieder entstehen aus einer Notlage die besten Ideen – so auch bei einer Dachaufstockung eines Gründerzeithauses in Stuttgart. Weil sich eine Eigentümergemeinschaft die Renovierung ihres Dachstuhls nicht leisten konnte, kam Architekt Florian Danner zusammen mit einem Studienkollegen zum Zug. Der Deal war so simpel wie genial: Eine »kostenlose« Sanierung im Tausch gegen neuen Wohnraum. Heute haben die Bewohner wieder ein intaktes Dach und die ehemaligen Kommilitonen erfreuen sich an ihren hochmodernen Penthouse-Wohnungen. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass die Aufstockung nicht historisierend die Gründerzeit »nachbaut«, sondern mutig zeigt, in welchem Jahrtausend sie entstanden ist.

Das Lehenviertel ist ein lebendiger Stadtteil mit zahlreichen, gut erhaltenden Gründerzeithäusern und wenig Parkplätzen. Konnte eine dieser raren Pkw-Abstellflächen ergattert werden, muss der Besucher den Kopf weit in den Nacken legen, um die jüngste Attraktion des Viertels zu erspähen. Das »Ufo« – so nennen es die Quartierbewohner – fällt durch seine futuristisch anmutende S-Form und strahlend weißen, homogenen Oberflächen ins Auge. Beim Betreten des Treppenhauses wird der Besucher dann zunächst wieder um einige Jahrzehnte zurückgeworfen – kein Aufzug weit und breit und die nachträglichen Einbauten sind in die Jahre gekommen. Umso bemerkenswerter ist dazu der Kontrast im aufgesattelten Dachgeschoss, das Raum für zwei (annähernd) spiegelbildlich geplante, jeweils 98 m² große Maisonette-Wohnungen bietet: z. B. schräge Wand- und Glasflächen, weitläufige Räume ohne einengende Trennwände, sichtbar gelassene, graue Stahlträger, weiße Einbau- und Küchenmöbel sowie ein heller Kalksteinboden aus Ägypten dominieren den Entwurf. Dazu ist die urbane Umgebung unmittelbar mit einbezogen: Ganzglasfassaden nach Norden und Osten geben in der nördlichen Wohnung den Blick ungehindert frei auf alte Satteldächer, Kirchturmspitzen und den denkmalgeschützten Bahnhofsturm. Eine weitere Besonderheit ist hier eine große Dachterrasse, die mit dem gleichen Naturstein belegt worden ist wie der Innenraum.

Neben dem Wohnbereich mit offener Küche befinden sich im 1. DG in jeder Wohneinheit noch ein abgeschlossener Arbeitsraum mit modernen Lamellendachfenstern (s. S. 39) sowie ein Gäste-WC. Über auskragende Stahlschwerter, die in den neuen Betonkern des aufgestockten Treppenhauses eingelassen sind, erklimmt man das 2. DG. Um die Großzügigkeit der Räumlichkeiten auch hier nicht einzuschränken, hat Architekt Danner das Bett in den Boden eingelassen und den Sanitärbereich ohne Trennwand unmittelbar zugänglich gemacht. Der Nachbar war hier zurückhaltender: Von einem »normalen« Bett aus genießt aber auch er durch Ganzglasfassaden den grandiosen Rundumblick auf Stuttgart. Eine zweite Dachterrasse nach Süden komplettiert jeweils den hohen Wohnstandard.

Genehmigungsmarathon

Soviel vorweg: Das Projekt entspricht der baurechtlichen Vorgabe nach einem Steildach. In Sachen Gestaltung war die Eigentümergemeinschaft sofort begeistert – Baurechtsamt und das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung blieben lange skeptisch.

Durch die ausgeprägte Topografie – die Kessellage – hat die »schwäbische Metropole« quasi eine fünfte Ansicht. Der Genehmigungsmarathon durch die Baubehörden der Landeshauptstadt endete nach ca. einem Jahr, als sich Bürgermeister Matthias Hahn von der Aufstockung begeistert zeigte. Ursprünglich verbotene Dachterrassen konnten als dem Entwurf geschuldete Restflächen eingestuft werden und außerdem kam man zu der Ansicht, dass die außergewöhnliche Ecksituation des Gründerzeitgebäudes ein außergewöhnliches Dach verträgt. Strenge Auflagen seitens der Behörden waren jedoch, dass der Entwurf 1:1 umgesetzt werden musste und dass nachträgliche Veränderung wie z. B. Satellitenschlüsseln und Sonnenkollektoren einer Genehmigung bedürfen – auch bei späterem Eigentümerwechsel.

Ein Brückenspezialist für die Statik

Leitidee des Entwurfs war die Vorstellung einer massiven, im Querschnitt s-förmigen Schale. Wie aus einem Guss sollte sie eine schützende Haut ausbilden, bei der Wand, Decke und Dach fließend ineinander übergehen. Um das möglichst filigran umzusetzen, zog Florian Danner seinen ehemaligen Statik-Professor Gustl Lachenmann – Spezialist für schlanke Brücken – hinzu. Die Wahl fiel auf eine Stahl-Holzkonstruktion. Nur das aufgestockte Treppenhaus ist betoniert und dient als aussteifendes Element. In diesen Betonkern eingemauerte und zusätzlich auf Stahlstützen gelagerte IPE-300- bzw. IPE-240-Stahlträger bilden das Haupttragwerk der Dachaufstockung. Die Konstruktion der geschwungen Schale – oder Muschel – hingegen besteht aus Leimholzsparren, deren Zwischenräume mit Dämmung gefüllt sind. Der Dachaufbau setzt sich mit Unterspannbahnen, Konterlattung und Lattung nach außen hin fort. Dort, wo das Dach gekrümmt ist, mussten Bögen aus der Lattung gesägt werden. Um eine absolut dichte und gleichförmige Außenhaut zu erhalten, wurde die äußerste Beplankung mit einer 3-5 mm dünnen, lichtgrauen Polyurethan-Spritzbeschichtung überzogen (s. S. 39). Eine statische Herausforderung waren außerdem die teilweise um 27 ° nach innen geneigten Ganzglasfassaden, die ohne schwerfällige Rahmenkonstruktion auskommen sollten. Nachdem sich auf dem Markt verfügbare Produkte als zu teuer erwiesen, entwarfen Architekt, Tragwerksplaner und Fensterbauer eine leichte Tragkonstruktion, bei der die schwere Zweifachverglasung – sie gilt als Überkopfverglasung – auf erstaunlich schlanken Stahlprofilen (Achsabstand = 1,25 m) aufgeklebt ist. ›

Kfw-40-Haus

Beim Energiekonzept spielt eine Luftwärmepumpe die zentrale Rolle. Da die großen Glasflächen einen hohen Sonneneintrag auch im Winter garantieren, können über das Be- und Entlüftungssystem (Wärmerückgewinnung) Heizung und Warmwasser zu einem großen Teil mit der über die Fassaden gewonnenen Energie gespeist werden. Als förderungswürdiges »Kfw-40-Haus« ist der Dachaufbau eingestuft, da der Primärenergiebedarf bei 41 und Heizwärmebedarf bei 44 kWh/m²a liegt.

Die Dachaufstockung gilt heute als Vorreiterprojekt in Stuttgart und gibt Hoffnung, dass weitere solch mutige Projekte genehmigt werden. Vor allem die häufige Vorgabe, Steildächer planen zu müssen, bereitet Architekten Kopfzerbrechen – eine eigene, zeitgemäße Formensprache wird durch strikte Bauvorschriften eingeschränkt oder gar unmöglich gemacht.

Florian Danner hat sich der Herausforderung gestellt: Ohne die rechtlichen Rahmenbedingen zu verletzen, konnte er seine Vorstellungen von moderner Architektur im 21. Jahrhundert überzeugend umsetzen. Heute fügt sich das 2009 fertiggestellte Projekt selbstbewusst in das Stadtbild ein und akzentuiert den historischen Kontext, ohne ihn unangenehm zu dominieren.

db, Mi., 2010.12.01



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Presseschau 12

02. Dezember 2013Barbara Mäurle
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Rückbesinnung auf das Elementare

Wenn Architekten für sich selbst bauen, entsteht viel planerischer Freiraum. Beim Büroneubau in Lustenau von und für baumschlager eberle wurde die Gelegenheit genutzt, ein Haus zu entwickeln, das ohne Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik auskommt. Wohltemperierte Innenräume entstehen ausschließlich durch die elementaren Mittel der Architektur, wie z. B. 76 cm dicke Außenwände. Hinzu kommt eine Software, die die vorhandenen Energieströme effizient steuert – ganz ohne die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts geht es also auch hier nicht.

Wenn Architekten für sich selbst bauen, entsteht viel planerischer Freiraum. Beim Büroneubau in Lustenau von und für baumschlager eberle wurde die Gelegenheit genutzt, ein Haus zu entwickeln, das ohne Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik auskommt. Wohltemperierte Innenräume entstehen ausschließlich durch die elementaren Mittel der Architektur, wie z. B. 76 cm dicke Außenwände. Hinzu kommt eine Software, die die vorhandenen Energieströme effizient steuert – ganz ohne die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts geht es also auch hier nicht.

In großen, bronzefarbenen Lettern prangen die Ziffern »2226« rechts neben dem Eingang. Hierbei handelt es sich keineswegs um die Hausnummer, wie man vielleicht zunächst vermuten mag, sondern um den Namen des Gebäudes. Dieser bezieht sich auf die weltweit anerkannte Wohlfühltemperatur von 22-26 °C. Damit verleihen die Architekten bereits vor dem Betreten des Hauses ihrer Haltung Ausdruck, dass v. a. der Mensch und sein Wohlempfinden im Mittelpunkt ihrer Planung stand.

Nähert man sich dem frei stehenden, sechsstöckigen Solitär, fallen bereits von Weitem die tiefen Fensterlaibungen auf. Ein Baudetail, das dem Betrachter höchstens von mittelalterlichen Burgen und Schlössern, jedoch kaum aus modernen Gewerbegebieten bekannt vorkommt. Eingänge, gekennzeichnet anhand der zu Beginn beschriebenen bronzenen Ziffern, gibt es gleich vier – einen in jede Himmelsrichtung, jeweils im zweiten von fünf Fensterachsen angeordnet. Hier entstand die erste (und einzige) Verwirrung beim Besuch vor Ort: von der »richtigen« Seite ins Architekturbüro zu gelangen.

Viel Platz für das Raumprogramm

Trennwände in klassischer Trockenbauweise gibt es nicht. Massive, 24 cm dicke Innenwände aus Ziegel zonieren das Raumprogramm, das aus einer Cafeteria sowie Galerie im EG und Büroflächen in den oberen Geschossen besteht. Wobei auch kleinere Wohneinheiten im noch nicht komplett vermieteten Gebäude für die Planer denkbar sind. Die windmühlenflügelartig angelegten massiven Innenwände begrenzen zwei Treppenhäuser (eines davon als Fluchtweg konzipiert), die sanitären Anlagen bzw. die Spülküche und einen wahrlich winzigen Technikraum. Auf diese Weise entstanden auf jedem Stockwerk vier Großraumbüros (bzw. Flächen für Galerie und Cafeteria), die, wo gewünscht, durch 1,2 bis 1,8 m breite und 3,36 bis 4,21 m raumhohe Glastüren voneinander getrennt werden können. Sind diese durchaus imposanten Türen über ein Drehscharnier im Boden geöffnet, entstehen ansprechende Blickbeziehungen durch das gesamte Gebäude. Dazu tragen die generell als angenehm empfundenen großzügigen Raumhöhen von rund 4,21 im EG und 3,36 m in den oberen Etagen bei. Viel Lichteinfall gewähren die bis zur Decke reichenden und rund 1,15 m breiten Fenster, die alle über seitliche, 40 cm breite Lüftungsklappen verfügen. Die tiefen Fensterlaibungen auf der Fassadenseite bieten je nach Sonnenstand die benötigte Verschattung, damit sich das Gebäude im Sommer nicht aufheizt.

Weniger Energie mit weniger Technik

Im Laufe ihrer nun mehr seit 28 Jahren anhaltenden Bürohistorie hat baumschlager eberle unterschiedliche Konstruktionsweisen umgesetzt. »2226« stellt für sie eine Rückbesinnung auf die elementaren Mittel der Architektur dar. Die Gründe für diesen Schritt werden folgendermaßen beschrieben: »Gebäude brauchen immer weniger Energie, der Aufwand für diese Reduktion wird durch ihren Unterhalt und ihre Wartung immer höher. Die gegenwärtigen Versprechungen vom Haus als Kraftwerk erinnern stark an die nie erfüllten Verheißungen der Moderne, Störfaktor in der Leistungsbilanz der heilen Welt ist nur noch der Mensch. In Lustenau ging es konkret darum, sinnvolle Zusammenhänge für den Nutzer zu finden, nicht aber die Natur durch eine technische Umwelt zu ersetzen.«

Das wichtigste »elementare Mittel der Architektur« von 2226 sind sicherlich die Außenwände. Die Wanddicke beträgt insgesamt beachtliche 76 cm. Diese teilt sich auf in ein 36 cm dickes tragendes und ein 36 cm dickes wärmedämmendes Ziegelmauerwerk. Zu dieser massiven Konstruktion kommen 8 mm gelöschter Kalkputz (außen) und 20 mm Innenputz (bestehend aus 15 mm Kalkzement-Grundputz und 5 mm Kalkputz als Spachtelung). Die massive Hülle nimmt bei Tag Wärme langsam auf, speichert sie und gibt sie bei Nacht nach und nach an den Innenraum wieder ab. Die Drehung des Baukörpers mit seinen tiefen Fensterlaibungen reduziert dazu den Wärmeeintrag. Die Abwärme von Mensch, Computer und insbesondere der Beleuchtung sind weitere Energielieferanten, deren Ströme durch eine Software gesteuert werden. Für das jeweils zur Jahreszeit passende behagliche Raumklima sorgen die mit Sensoren ausgestatteten Lüftungsflügel. Bei niedrigen Außentemperaturen öffnen sich Klappen mit einem Ausstellungshub von 20 cm erst dann, wenn der CO2-Gehalt der Raumluft über ein festgelegtes Maß steigt; bei sommerlicher Hitze erfolgt die Frischluftzufuhr automatisiert in der Nacht. Zu einer hohen Nutzerfreundlichkeit zählte außerdem, dass sich die Technik (Software) manuell und selbsterklärend bedienen lässt. Der »Technikraum« ist auf jeder Etage nur rund 0,5 m² groß, in ihm sucht man Heizkessel, Wärmepumpe & Co vergeblich.

Die Qualität steckt im Detail

Ein schlichter Quader, dicke Wände, hohe Räume, viel Licht und wenig Technik – die Summe dieser Faktoren reicht noch nicht aus, um aus einem solide gebauten Bauwerk qualitätsvolle Architektur zu machen. Die Liebe zur Gestaltung steckt in Lustenau v. a. im Detail: So würde die Gebäudehülle ohne die spannungsreichen Fassadenvor- und -rücksprünge auf allen vier Seiten in ihrer stoischen Symmetrie (wahrscheinlich) langweilig wirken. Durch zurückhaltende Vor- und Rücksprünge wirkt das Haus jedoch kraftvoll und einzigartig in seinem Umfeld. Der traditionelle, gelöschte Kalkputz aus der Region hebt diese Eigenschaften durch seine weiße, unregelmäßige Struktur zusätzlich hervor. Im Inneren ist es der konsequent in allen Räumen eingesetzte Anhydrit-Fließestrich, der begeistert. Um die homogenen Oberflächen nicht zu unterbrechen, gibt es z. B. keine Kabelauslässe im Boden. Gilt es Arbeitsplätze oder Kaffeemaschinen mit Strom zu versorgen, werden Löcher in den Boden gebohrt. Im Luftraum einer darunterliegenden Vollholzschalung lassen sich die Kabel zum Versorgungsschacht führen, der immer längs der Innenwände mit einer 30 cm breiten und bündig mit dem Boden abschließenden Holzabdeckung angeordnet ist. Bohrt man einen Auslass an der falschen Stelle oder hat Umstrukturierungen im Sinn, lassen sich die gebohrten Zugänge ohne sichtbare Rückstände wieder verschließen.

Intelligent gelöst wurden außerdem die brandschutztechnischen Maßnahmen: Die Brandschutztüren rund um das Fluchttreppenhaus sind unsichtbar in die Innenwände mittig integriert. Nur ein flächenbündig mit den Wänden abschließender schwarzer Rahmen, der die Gebäudeproportionen eher hervorhebt als stört, ist sichtbar, wenn die feuerhemmenden Bauelemente eingefahren sind. Die Ausstattung der Cafeteria sowie einige Büromöbel entwarfen die Architekten selbst; sie passen in ihrer Robustheit entsprechend gut zur Architektur. Die riesigen silbernen Lampenschirme mit knallroten Reflexionsflächen im Innern stammen als »Kunst am Bau« vom Designer Ingo Maurer. Will man zumindest etwas Kritik üben, ist es die Raumakustik: Ausschließlich schallharte Oberflächen machen zuweilen den Gesprächspartner schwer verständlich.

Die gestalterische Sorgfalt vom Innenraum spiegelt sich bei den Außenanlagen wider. Die ohne Begrenzungen auskommenden Parkplatz- und Gehflächen wurden nicht versiegelt, sondern mit hellem Kies bedeckt. Als ein schöner Nebeneffekt erweist sich die hohe Reflexion des Sonnenlichts, die den Wärmeeintrag ins Gebäude weiter erhöht. Das lang gestreckte bodenbündig eingelassene Wasserbecken sowie die versetzt angeordneten Baumreihen wirken streng sowie elegant zugleich und strukturieren die nähere Umgebung.

Durch Reduktion Mehrwert geschaffen

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Wie diese in der gebauten Realität aussehen kann, zeigt der Neubau 2226 im österreichischen Lustenau, gleich hinter der deutschen Grenze. Im Prinzip kann dort nichts kaputtgehen — die beste Voraussetzung für ein langes Gebäudeleben ohne nennenswerte Wartungs- und Unterhaltskosten. An der Software gilt es noch Feinjustierungen vorzunehmen – aber dies hat sich bestimmt nach den ersten Herbst- und Wintertagen eingespielt. Hitze erprobt ist das Gebäude bereits jetzt. Es wurde diesen Sommer bezogen und weist seither konstant angenehme Innenraumtemperaturen zwischen 22 und 26 °C auf.

db, Mo., 2013.12.02



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05. Dezember 2012Barbara Mäurle
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Zwiesprache mit dem Ort

Die Situation war prekär: 1 300 Schüler mussten mehrmals täglich die stark befahrende Bergstraße nach Arosa überwinden, um von einem Klassenraum zum anderen zu gelangen. Von behindertengerechtem Ausbau ganz zu schweigen. Anstatt aber »nur« einen Tunnel in den Berg zu treiben, entschieden sich Esch Sintzel Architekten dazu, den Weg mit grandiosen Ausblicken in Szene zu setzen. So haben die Schüler heute, beim Wechsel von dem einen zu dem anderen Schulgebäude, eine kurze Auszeit an der frischen Luft.

Die Situation war prekär: 1 300 Schüler mussten mehrmals täglich die stark befahrende Bergstraße nach Arosa überwinden, um von einem Klassenraum zum anderen zu gelangen. Von behindertengerechtem Ausbau ganz zu schweigen. Anstatt aber »nur« einen Tunnel in den Berg zu treiben, entschieden sich Esch Sintzel Architekten dazu, den Weg mit grandiosen Ausblicken in Szene zu setzen. So haben die Schüler heute, beim Wechsel von dem einen zu dem anderen Schulgebäude, eine kurze Auszeit an der frischen Luft.

Will man die Entstehungsgeschichte der im Frühjahr fertiggestellten Fußgängerverbindung zwischen zwei Schulkomplexen nahe der Churer Altstadt erzählen, ist es unumgänglich, ausführlich auf den städtebaulichen Kontext einzugehen. Vielleicht intensiver als sonst üblich. Denn der Ort besitzt architektonische Besonderheiten, auf die die Treppenanlage, ohne sich unterzuordnen, sensibel eingeht. Beim Einstieg, in der »Plessur-Aue«, wurde zwischen 1962 und 1964 von Andres Liesch das Bündner Lehrerseminar erbaut – ein wohlproportionierter Sichtbetonbau mit L-förmigem Grundriss, der aufgrund einer umfassenden Sanierung durch den Churer Architekten Pablo Horváth seine ursprüngliche Anmutung gänzlich zurückerhalten hat. Parallel zum Hang angeordnet wird der Bau außerdem seit 1999 durch einen gläsernen Naturwissenschaftstrakt nach Plänen von Bearth & Deplazes städtebaulich ergänzt. Mit weitem Blick ins Rheintal befindet sich am Ausstieg der Anlage, »auf der Halde«, die monumentale Kantonsschule von Max Kasper aus dem Jahr 1965. Auch dieses Gebäude ist – wie das Bündner Lehrerseminar – ein bedeutendes Stück Architekturgeschichte für Schulbauten aus den 60er Jahren. Bei der Kantonsschule Halde ist die Sanierung zwischen 2007 und 2010 durch Jüngling & Hagmann jedoch mit weniger Feingefühl vonstattengegangen als bei seinem Gegenstück im Tal: Die ursprüngliche Cortenstahl-Fassade wurde abgenommen und durch braunes Glas ersetzt. Schade, würde sie heute doch gut mit der rostigen Hülle der neuen Fußgängerverbindung korrespondieren.

Nähert man sich der neuen »Aufstiegshilfe« von Esch Sintzel , die weder Skulptur noch Gebäude ist, vom Tal her, kann der Besucher den Eindruck gewinnen, dass der Weg schnurstracks hinauf zur romanischen Churer Kathedrale mit Friedhof, bischöflichem Weinberg und Priesterseminar führt. Ein Eindruck, der zeigt, wie sensibel alle Baumeister, trotz Monumentalbauten in direkter Nachbarschaft, mit der Kirche im letzten halben Jahrhundert umgegangen sind. Erwähnenswert im städtebaulichen Kontext ist außerdem das Konvikt der Bündner Kantonsschule aus den 60er Jahren von Otto Glaus, Ruedi Lienhard und Sep Marti: Der monolithische Sichtbetonbau in steiler Hanglage ist weiter oben am Berg etwas abseits angesiedelt und besitzt die archaische Ausstrahlung eines tibetischen Klosters. Das Gebäude steht zwar nicht in direktem Zusammenhang mit der Treppenanlage, ist aber – zumindest für die Schüler des Internats – Teil ihres täglichen Schulwegs. Auch dieses denkmalgeschützte Gebäude soll saniert werden – im Moment ist aber noch ungewiss wie, da die monolithischen Betonkonstruktionen aus den 60er Jahren bekanntermaßen große Schwierigkeiten in sich bergen.

Ausgangssituation und Wettbewerb

Aufgrund der Schließung des Lehrerseminars 2005 konnte die aus allen Nähten platzende Kantonsschule auf der Halde den Gebäudekomplex in der Plessur-Aue übernehmen. Dies bedeutete zwar zusätzlichen Raumgewinn, über 1 300 Schüler mussten aber nun mehrmals täglich zwischen Tal und Berg per pedes pendeln. Rund 30 Höhenmeter galt es zu überwinden. Einzige Verbindung stellte die steile, kurvige Straße nach Arosa dar, die zudem von Schwerlastverkehr befahren wird. 2009 suchte die Gemeinde Chur im Rahmen einer eingeladenen Studie nach Lösungen für die durchaus prekäre Situation für Schüler und Lehrer. Die Züricher Architekten Esch Sintzel konnten mit ihrem Entwurf gegen viel Lokalprominenz überzeugen, da sie nicht, wie erwartet, einen Tunnel in den Berg trieben, sondern den Schulweg als eine dichte Abfolge von Ausblicken auf Kathedrale, Altstadt, Plessur- und Rheintal inszenierten. Des Weiteren sprach für die Idee der Planer, dass ihr Weg für Behinderte und Schüler ohne Handicap an den gleichen Punkten startet und ankommt. Gelungen ist ihnen das durch die Einbindung eines seilgezogenen Schrägaufzugs, um dessen Achse sich die Treppenanlage quasi herumwindet.

Schwerer Sockel, leichte Hülle

Nimmt man es ganz genau, startet die Treppenanlage geschätzte 10 m vor dem Aufzug – sie nimmt »Anlauf« und gräbt sich zuerst einmal unter der Straße nach Arosa durch den Fels. Dann geht es mal parallel, mal orthogonal zum Hang bzw. zum Lift – immer mit wechselnden Ausblicken in die Landschaft und durch die Überdachung mit Cortenstahl gut vor Witterung geschützt – steil den Berg hinauf. Und das zügiger als zu Beginn erwartet. Das letzte Wegstück verläuft wie zu Anfang parallel zum Schrägaufzug. Fußgänger und Liftnutzer erreichen letztendlich exakt am gleichen Punkt ihr Ziel.

Zu keiner Zeit wirkt der Weg dabei dunkel oder gar abweisend. Bei Dunkelheit leuchten unsichtbar unter dem Handlauf angebrachte LEDs Schülern und Lehrern den Weg. Die Beleuchtung wird aber selten angeschaltet, da sich das Tageslicht als ausreichend herausstellte. Für viel Helligkeit sorgt dazu ein weißer Anstrich im Innern, der dem Schiffsbau entlehnt ist sowie die filigrane, nur 12 mm dicke Ummantelung aus wetterfestem Baustahl. Verstärkt wird die Filigranität des Materials durch die wabenförmigen Ausschnitte in den Seitenwänden. Gestalterische Anregungen zur Konzeption der papierhaften Gebäudehülle fanden die Architekten bei zwei völlig unterschiedlichen Gebäuden: zum einen beeindruckte sie hinsichtlich des Materials ein Wohnhaus in Tokio mit 16 mm dicken Cortenstahl-Wänden von Kazuyo Sejima zum anderen ließen sie sich bei der Gebäudeform durch die gedeckten Wallfahrtwege in Oberitalien inspirieren. Genauer gesagt vom Bogengang »Portico di San Luc«, der bei Bologna zum Kloster »Madonna di San Luca« (1674-1793) hinaufführt. Das Bild des überdachten Pilgerwegs passt in diesem Fall besonders gut zur benachbarten Kathedrale und unterstreicht ihre Sonderstellung im baulichen Kontext. Die sechseckigen, wabenförmigen Öffnungen haben wiederum einen anderen Hintergrund: Diese Geometrie entsteht, wenn ein Stahlträger mittig auseinandergeschnitten und um ein Element versetzt wieder zusammengefügt wird. »Die Sprache des Stahlbaus und die Räumlichkeit der Arkade werden damit zusammen gebracht« – so Architekt Esch.

Ein großer Teil des Bauwerks berührt den Fels, ist aus dem Fels gehauen, auf den Fels gestellt oder am Fels »angegossen«. Hier kam Beton zum Einsatz. In den ersten Planungen sollte der Fels im Tunnel sichtbar bleiben, jedoch stellte sich der Hang als zu instabil heraus, um diese Idee Realität werden zu lassen. Die darüber gesetzte Cortenstahl-Hülle ist geschweißt und eine kubistisch geknickte, doppelte Dachkonstruktion verleiht ihr die benötigte Standhaftigkeit.

Ausblick in die nahe Zukunft

Mit einem Hybrid aus Weg und Haus ist es Esch Sintzel Architekten gelungen, dem imposanten Ort einfühlsam den noch fehlenden Zusammenhalt zu geben. Ein wichtiges Verbindungselement zwischen oben und unten, alter und neuer Architekturgeschichte, Berg und Tal. Dabei ist der Bau kein reines, sich unterordnendes Verbindungselement, sondern behauptet sich als selbstständiges Gebilde im bestehenden Kontext. Der ganze Charme der Anlage wird sich jedoch erst entfalten können, wenn in der Plessur-Aue unten im Tal die letzten Holzbaracken abgerissen und durch Neubauten ersetzt sind. Ein Wettbewerb dazu ist bereits durchgeführt. Diesen konnte der St. Gallener Architekt Andy Senn für sich entscheiden. Mit zwei Bauköpern wird er den Schulkomplex vervollständigen und die Treppenanlage städtebaulich näher ins Zentrum des Campus´ rücken. Das architekturgeschichtlich wichtige Schwimmbad von 1922 bleibt erhalten und wird durch die neue städtebauliche Situation aufgewertet.

db, Mi., 2012.12.05



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05. Dezember 2011Barbara Mäurle
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Mehr als ein »Lückenfüller«

In der Konstanzer Altstadt wurde im vergangenen Jahr eine seit Jahrzehnten bestehende Baulücke mit einem Gebäude komplett aus Sichtleichtbeton geschlossen. Das Wohn- und Geschäftshaus schafft es dabei, zwischen einem Kaufhaus aus den 60er Jahren und der ansonsten mittelalterlichen Stadtstruktur zu vermitteln – sowohl über seine städtebauliche Einbindung als auch über seine plastische Materialität.

In der Konstanzer Altstadt wurde im vergangenen Jahr eine seit Jahrzehnten bestehende Baulücke mit einem Gebäude komplett aus Sichtleichtbeton geschlossen. Das Wohn- und Geschäftshaus schafft es dabei, zwischen einem Kaufhaus aus den 60er Jahren und der ansonsten mittelalterlichen Stadtstruktur zu vermitteln – sowohl über seine städtebauliche Einbindung als auch über seine plastische Materialität.

Die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts standen in Deutschland im Zeichen für Neubeginn und Aufschwung. Nach langen Kriegsjahren und Entbehrungen musste vielerorts auch intakte, historische Bausubstanz weichen, um Platz für das Wirtschaftswunder zu schaffen. So auch in der Konstanzer Altstadt: Direkt im Zentrum wurden 1961 der größte noch erhaltene mittelalterliche Stadtblock durch zwei neue Gassen in vier Blöcke geteilt und das barocke Stadtpalais der vorderösterreichischen Landesregierung (Architekt: Peter Thumb) sowie zahlreiche kleinere Wohngebäude abgerissen. Entstanden ist in der Hussentraße ein in seinen Proportionen für die Konstanzer Mitte zu groß geratenes Kaufhaus, durch das die kleinteilige Stadtstruktur sowie die gute Belichtung über Hinterhöfe und Gärten der angrenzenden Häuser verloren gingen. Neben dem Kaufhaus lag seit damals ein 10 m breiter und 30 m tiefer Bauplatz brach. Kein Wunder, dass die Bebauung der Baulücke aufgrund der schwierigen städtebaulichen Situation annähernd 50 Jahre auf sich warten ließ. Kraus Schönberg Architekten konnten 2007 einen geladenen Wettbewerb zwischen ortsansässigen Planern für sich entscheiden: Sie entwickelten ein Gebäude, dem es gelingt, zwischen der historisch gewachsenen Altstadt und dem 60er-Jahre-Bau zu vermitteln.

Vordergebäude versus Gartenhaus

Das schmale Grundstück ist heute mit einem C-förmigen Baukörper fast komplett überbaut. Im EG ist ein Ladengeschäft angesiedelt, die Räume im 1. OG sind einer gewerblichen Nutzung vorbehalten und die restlichen drei Etagen wurden als Wohnungen konzipiert. Die Lochfassade zur Fußgängerzone hin schließt die Baulücke vollständig und wirkt durch die tiefen Fensterlaibungen sowie die monolithische Bauweise aus Sichtleichtbeton äußerst plastisch. Oberhalb der Traufe springt das Gebäude zurück und bildet einen kleinen, schräg zulaufenden Balkon aus – damit ist der Neubau an die historische Bebauung städtebaulich angebunden. Die Hofseite überrascht im Vergleich zur kompakten Straßenfront: Terrassen, Laubengänge und zahlreiche Glasflächen belichten das Gebäude von Süden großzügig. Die C-förmigen Grundrisse (ab dem 1. OG) sind auch den Abstandsflächen geschuldet und dabei teilweise nur mit einem hohen Maß an Einfallsreichtum zu nutzen: Im 2. und 3. OG bleibt als Verbindung zwischen dem Vordergebäude zur Hussenstraße hin und dem »Gartenhaus« im Hof (darin befindet sich jeweils ein kleines Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad) nur ein schmaler, verglaster Gang. Dieser wurde jedoch von einem Mieter z. B. sehr geschickt zur Bildergalerie umfunktioniert. Im 4. OG liegt dieser Übergang gänzlich im Freien: Hier wird das Gartenhaus zurzeit als Abstellraum genutzt, jedoch sind die Anschlüsse für eine Sauna vorhanden. Alle Etagen – abgesehen vom obersten Geschoss, da es Teil einer Maisonette-Wohnung ist und über eine innenliegende Treppe verfügt – werden durch ein gemeinschaftliches Treppenhaus sowie einem Aufzug erschlossen. Wobei der Treppenaufgang einen gestalterischen Blickfang darstellt: Wie ein überdimensionales Kunstwerk schraubt er sich mit einer sichtbaren Brettverschalung am Treppenunterlauf in die Höhe. Das Treppenauge ist mit dunklem Blech bekleidet, was den Effekt einer begehbaren Skulptur noch verstärkt.

Baukörper: Von plastisch zu flächig

Annähernd alle Außen- und Innenwände des markanten Wohn- und Geschäftshauses bestehen aus Leichtbeton in Sichtbetonoptik. Dadurch, dass das hochwärmedämmende und gleichzeitig wärmespeichernde Baumaterial überall sichtbar ist, entstanden »fließende« Übergänge zwischen außen und innen. Zur Straßenseite beträgt die Wanddicke ca. 50 cm, zum Innenhof hin sind es nur noch 25 cm. Die Betonstelen werden in der Tiefe des Grundstücks schrittweise schlanker, sodass mehr Licht in die Innenräume einfallen kann und die Konstruktion leichter und offener erscheint. Architekt Tobias Kraus: »Mit dem sukzessiven Zurücktreten der Konstruktion hinter die Wandöffnung verwandelt sich das Gebäude von einem plastischen in einen flächigen Baukörper.« Was durchaus gelungen ist. Die spezifische Wärmeleitfähigkeit des verwendeten Leichtbetons liegt bei 0,45 W/mK (Bemessungswert). Da die dickeren Wände zur Straßenseite mehr Energie speichern als die schlanken zum Hof, jedoch die größeren Fensterflächen auf der Rückseite mehr Wärme einlassen, ist das Raumklima im Gebäudeinnern konstant. Insgesamt wurden bei dem Gebäude rund 85 m³ Leichtbeton (Liapor) verbaut: »LC 16/18« und »LC 25/28«, jeweils als Mischung aus Unterkorn Rot der Körnung 4-8 mm sowie Sand der Körnung 0-4 mm. Alle weiteren Einbauelemente wie Bodenbelag, Fenster und Türen sind aus Holz Eichenholz und bilden einen gelungenen Kontrast zum ansonsten allgegenwärtigen Sichtbeton bzw. Sichtleichtbeton.

Baulücken, die es zu schließen gilt, gibt es in deutschen Altstädten noch genug. Nachverdichtung ist im Sinne der Nachhaltigkeit sicherlich auch der richtige Weg, um mehr Wohnraum oder zusätzliche gewerbliche Nutzflächen zu schaffen. Wenn der Neubau durch zeitgemäße Baumaterialien und eine gute städtebauliche Einbindung so überzeugen kann wie in Konstanz, ist das wünschenswert. Im Moment steht in der Stadt am Bodensee noch aus, wie der Wiederaufbau der im Dezember 2010 abgebrannten und nur einen Steinwurf vom neuen Wohn- und Geschäftshaus entfernten historischen Häuser aussehen soll. Architekten mit guten Ideen wären sicherlich vor Ort.

db, Mo., 2011.12.05



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01. Dezember 2010Barbara Mäurle
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Schützende Schale

Hin und wieder entstehen aus einer Notlage die besten Ideen – so auch bei einer Dachaufstockung eines Gründerzeithauses in Stuttgart. Weil sich eine Eigentümergemeinschaft die Renovierung ihres Dachstuhls nicht leisten konnte, kam Architekt Florian Danner zusammen mit einem Studienkollegen zum Zug. Der Deal war so simpel wie genial: Eine »kostenlose« Sanierung im Tausch gegen neuen Wohnraum. Heute haben die Bewohner wieder ein intaktes Dach und die ehemaligen Kommilitonen erfreuen sich an ihren hochmodernen Penthouse-Wohnungen. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass die Aufstockung nicht historisierend die Gründerzeit »nachbaut«, sondern mutig zeigt, in welchem Jahrtausend sie entstanden ist.

Hin und wieder entstehen aus einer Notlage die besten Ideen – so auch bei einer Dachaufstockung eines Gründerzeithauses in Stuttgart. Weil sich eine Eigentümergemeinschaft die Renovierung ihres Dachstuhls nicht leisten konnte, kam Architekt Florian Danner zusammen mit einem Studienkollegen zum Zug. Der Deal war so simpel wie genial: Eine »kostenlose« Sanierung im Tausch gegen neuen Wohnraum. Heute haben die Bewohner wieder ein intaktes Dach und die ehemaligen Kommilitonen erfreuen sich an ihren hochmodernen Penthouse-Wohnungen. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass die Aufstockung nicht historisierend die Gründerzeit »nachbaut«, sondern mutig zeigt, in welchem Jahrtausend sie entstanden ist.

Das Lehenviertel ist ein lebendiger Stadtteil mit zahlreichen, gut erhaltenden Gründerzeithäusern und wenig Parkplätzen. Konnte eine dieser raren Pkw-Abstellflächen ergattert werden, muss der Besucher den Kopf weit in den Nacken legen, um die jüngste Attraktion des Viertels zu erspähen. Das »Ufo« – so nennen es die Quartierbewohner – fällt durch seine futuristisch anmutende S-Form und strahlend weißen, homogenen Oberflächen ins Auge. Beim Betreten des Treppenhauses wird der Besucher dann zunächst wieder um einige Jahrzehnte zurückgeworfen – kein Aufzug weit und breit und die nachträglichen Einbauten sind in die Jahre gekommen. Umso bemerkenswerter ist dazu der Kontrast im aufgesattelten Dachgeschoss, das Raum für zwei (annähernd) spiegelbildlich geplante, jeweils 98 m² große Maisonette-Wohnungen bietet: z. B. schräge Wand- und Glasflächen, weitläufige Räume ohne einengende Trennwände, sichtbar gelassene, graue Stahlträger, weiße Einbau- und Küchenmöbel sowie ein heller Kalksteinboden aus Ägypten dominieren den Entwurf. Dazu ist die urbane Umgebung unmittelbar mit einbezogen: Ganzglasfassaden nach Norden und Osten geben in der nördlichen Wohnung den Blick ungehindert frei auf alte Satteldächer, Kirchturmspitzen und den denkmalgeschützten Bahnhofsturm. Eine weitere Besonderheit ist hier eine große Dachterrasse, die mit dem gleichen Naturstein belegt worden ist wie der Innenraum.

Neben dem Wohnbereich mit offener Küche befinden sich im 1. DG in jeder Wohneinheit noch ein abgeschlossener Arbeitsraum mit modernen Lamellendachfenstern (s. S. 39) sowie ein Gäste-WC. Über auskragende Stahlschwerter, die in den neuen Betonkern des aufgestockten Treppenhauses eingelassen sind, erklimmt man das 2. DG. Um die Großzügigkeit der Räumlichkeiten auch hier nicht einzuschränken, hat Architekt Danner das Bett in den Boden eingelassen und den Sanitärbereich ohne Trennwand unmittelbar zugänglich gemacht. Der Nachbar war hier zurückhaltender: Von einem »normalen« Bett aus genießt aber auch er durch Ganzglasfassaden den grandiosen Rundumblick auf Stuttgart. Eine zweite Dachterrasse nach Süden komplettiert jeweils den hohen Wohnstandard.

Genehmigungsmarathon

Soviel vorweg: Das Projekt entspricht der baurechtlichen Vorgabe nach einem Steildach. In Sachen Gestaltung war die Eigentümergemeinschaft sofort begeistert – Baurechtsamt und das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung blieben lange skeptisch.

Durch die ausgeprägte Topografie – die Kessellage – hat die »schwäbische Metropole« quasi eine fünfte Ansicht. Der Genehmigungsmarathon durch die Baubehörden der Landeshauptstadt endete nach ca. einem Jahr, als sich Bürgermeister Matthias Hahn von der Aufstockung begeistert zeigte. Ursprünglich verbotene Dachterrassen konnten als dem Entwurf geschuldete Restflächen eingestuft werden und außerdem kam man zu der Ansicht, dass die außergewöhnliche Ecksituation des Gründerzeitgebäudes ein außergewöhnliches Dach verträgt. Strenge Auflagen seitens der Behörden waren jedoch, dass der Entwurf 1:1 umgesetzt werden musste und dass nachträgliche Veränderung wie z. B. Satellitenschlüsseln und Sonnenkollektoren einer Genehmigung bedürfen – auch bei späterem Eigentümerwechsel.

Ein Brückenspezialist für die Statik

Leitidee des Entwurfs war die Vorstellung einer massiven, im Querschnitt s-förmigen Schale. Wie aus einem Guss sollte sie eine schützende Haut ausbilden, bei der Wand, Decke und Dach fließend ineinander übergehen. Um das möglichst filigran umzusetzen, zog Florian Danner seinen ehemaligen Statik-Professor Gustl Lachenmann – Spezialist für schlanke Brücken – hinzu. Die Wahl fiel auf eine Stahl-Holzkonstruktion. Nur das aufgestockte Treppenhaus ist betoniert und dient als aussteifendes Element. In diesen Betonkern eingemauerte und zusätzlich auf Stahlstützen gelagerte IPE-300- bzw. IPE-240-Stahlträger bilden das Haupttragwerk der Dachaufstockung. Die Konstruktion der geschwungen Schale – oder Muschel – hingegen besteht aus Leimholzsparren, deren Zwischenräume mit Dämmung gefüllt sind. Der Dachaufbau setzt sich mit Unterspannbahnen, Konterlattung und Lattung nach außen hin fort. Dort, wo das Dach gekrümmt ist, mussten Bögen aus der Lattung gesägt werden. Um eine absolut dichte und gleichförmige Außenhaut zu erhalten, wurde die äußerste Beplankung mit einer 3-5 mm dünnen, lichtgrauen Polyurethan-Spritzbeschichtung überzogen (s. S. 39). Eine statische Herausforderung waren außerdem die teilweise um 27 ° nach innen geneigten Ganzglasfassaden, die ohne schwerfällige Rahmenkonstruktion auskommen sollten. Nachdem sich auf dem Markt verfügbare Produkte als zu teuer erwiesen, entwarfen Architekt, Tragwerksplaner und Fensterbauer eine leichte Tragkonstruktion, bei der die schwere Zweifachverglasung – sie gilt als Überkopfverglasung – auf erstaunlich schlanken Stahlprofilen (Achsabstand = 1,25 m) aufgeklebt ist. ›

Kfw-40-Haus

Beim Energiekonzept spielt eine Luftwärmepumpe die zentrale Rolle. Da die großen Glasflächen einen hohen Sonneneintrag auch im Winter garantieren, können über das Be- und Entlüftungssystem (Wärmerückgewinnung) Heizung und Warmwasser zu einem großen Teil mit der über die Fassaden gewonnenen Energie gespeist werden. Als förderungswürdiges »Kfw-40-Haus« ist der Dachaufbau eingestuft, da der Primärenergiebedarf bei 41 und Heizwärmebedarf bei 44 kWh/m²a liegt.

Die Dachaufstockung gilt heute als Vorreiterprojekt in Stuttgart und gibt Hoffnung, dass weitere solch mutige Projekte genehmigt werden. Vor allem die häufige Vorgabe, Steildächer planen zu müssen, bereitet Architekten Kopfzerbrechen – eine eigene, zeitgemäße Formensprache wird durch strikte Bauvorschriften eingeschränkt oder gar unmöglich gemacht.

Florian Danner hat sich der Herausforderung gestellt: Ohne die rechtlichen Rahmenbedingen zu verletzen, konnte er seine Vorstellungen von moderner Architektur im 21. Jahrhundert überzeugend umsetzen. Heute fügt sich das 2009 fertiggestellte Projekt selbstbewusst in das Stadtbild ein und akzentuiert den historischen Kontext, ohne ihn unangenehm zu dominieren.

db, Mi., 2010.12.01



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