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Texte

11. November 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Jetzt üben sie erst einmal

Schluss mit den Konzeptdebatten: Drei Jahre vor seiner Eröffnung zeigt Berlins Humboldt-Forum, wie Ausstellungen aussehen könnten, die im Geiste Humboldts das Weltwissen zum Welterlebnis machen.

Schluss mit den Konzeptdebatten: Drei Jahre vor seiner Eröffnung zeigt Berlins Humboldt-Forum, wie Ausstellungen aussehen könnten, die im Geiste Humboldts das Weltwissen zum Welterlebnis machen.

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17. Oktober 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Hier pfuscht man gern

Kein Pfusch wird so oft beklagt wie der Pfusch am Bau. Auch Repräsentationsbauten der öffentlichen Hand unterliegen dem Pfusch. Warum ist das so?

Kein Pfusch wird so oft beklagt wie der Pfusch am Bau. Auch Repräsentationsbauten der öffentlichen Hand unterliegen dem Pfusch. Warum ist das so?

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19. April 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Deutschland wippt nun doch nicht

Zwei Wettbewerbe waren für die Katz. Der unter Mühen gekürte Entwurf, dessen Bauplanung weit gediehen war, fällt dem Rotstift zum Opfer. Doch die Kosten waren schwerlich der einzige Grund für das Aus.

Zwei Wettbewerbe waren für die Katz. Der unter Mühen gekürte Entwurf, dessen Bauplanung weit gediehen war, fällt dem Rotstift zum Opfer. Doch die Kosten waren schwerlich der einzige Grund für das Aus.

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11. Mai 2015Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Das geplante «House of One» in Berlin

Dialog-Initiativen gibt es viele in Berlin, doch das geplante «House of One» wäre dort etwas Neues. Vergleiche zum Berner «Haus der Religionen» drängen sich auf. Anders aber als in Bern soll in Berlin ein reiner Sakralbau entstehen, und es sind nur Vertreter der drei monotheistischen Religionen, die das Unternehmen tragen.

Dialog-Initiativen gibt es viele in Berlin, doch das geplante «House of One» wäre dort etwas Neues. Vergleiche zum Berner «Haus der Religionen» drängen sich auf. Anders aber als in Bern soll in Berlin ein reiner Sakralbau entstehen, und es sind nur Vertreter der drei monotheistischen Religionen, die das Unternehmen tragen.

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22. April 2015Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Eine Intendanz soll nun den Wirrwarr lichten

Welche Architektur das Berliner Schloss erhält, steht fest. Das Programm aber, das innen gezeigt werden soll, ermangelt bis anhin klarer Konturen. Dem soll nun ein Triumvirat an der Spitze abhelfen. Vor allem die Berufung von Neil MacGregor, zurzeit noch Leiter des British Museum in London, weckt grosse Erwartungen.

Welche Architektur das Berliner Schloss erhält, steht fest. Das Programm aber, das innen gezeigt werden soll, ermangelt bis anhin klarer Konturen. Dem soll nun ein Triumvirat an der Spitze abhelfen. Vor allem die Berufung von Neil MacGregor, zurzeit noch Leiter des British Museum in London, weckt grosse Erwartungen.

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28. Juli 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Leipzig vorerst ohne Freiheitsdenkmal

Ein grosses Denkmal in Erinnerung an den Herbst 1989 wollte Leipzigs Politik der „Heldenstadt“ bescheren – aus Neid auf Berlin. Der dazu ausgeschriebene Wettbewerb ging gründlich daneben.

Ein grosses Denkmal in Erinnerung an den Herbst 1989 wollte Leipzigs Politik der „Heldenstadt“ bescheren – aus Neid auf Berlin. Der dazu ausgeschriebene Wettbewerb ging gründlich daneben.

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24. Mai 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Die Bauphilosophie der Lücke

Die Wunde, welche die Bomben des Zweiten Weltkriegs dem Bauhaus Dessau schlugen, ist geschlossen, die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy sind nun als «abstrakte» Neubauten zu sehen. Ihre Verfremdung ist Absicht.

Die Wunde, welche die Bomben des Zweiten Weltkriegs dem Bauhaus Dessau schlugen, ist geschlossen, die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy sind nun als «abstrakte» Neubauten zu sehen. Ihre Verfremdung ist Absicht.

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verknüpfte Bauwerke
Meisterhäuser Bauhaus Dessau

15. Januar 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Mit Gotteshäusern geistig Krieg führen

Das passt schlecht zum Bild christlichen Leidens unter dem braunen Ungeist: Zwischen 1933 und 1944 entstanden in Nazideutschland über tausend kirchliche Neu- und Umbauten – oft im Einklang und mit Zuschüssen des Regimes.

Das passt schlecht zum Bild christlichen Leidens unter dem braunen Ungeist: Zwischen 1933 und 1944 entstanden in Nazideutschland über tausend kirchliche Neu- und Umbauten – oft im Einklang und mit Zuschüssen des Regimes.

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Presseschau 12

11. November 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Jetzt üben sie erst einmal

Schluss mit den Konzeptdebatten: Drei Jahre vor seiner Eröffnung zeigt Berlins Humboldt-Forum, wie Ausstellungen aussehen könnten, die im Geiste Humboldts das Weltwissen zum Welterlebnis machen.

Schluss mit den Konzeptdebatten: Drei Jahre vor seiner Eröffnung zeigt Berlins Humboldt-Forum, wie Ausstellungen aussehen könnten, die im Geiste Humboldts das Weltwissen zum Welterlebnis machen.

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17. Oktober 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Hier pfuscht man gern

Kein Pfusch wird so oft beklagt wie der Pfusch am Bau. Auch Repräsentationsbauten der öffentlichen Hand unterliegen dem Pfusch. Warum ist das so?

Kein Pfusch wird so oft beklagt wie der Pfusch am Bau. Auch Repräsentationsbauten der öffentlichen Hand unterliegen dem Pfusch. Warum ist das so?

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19. April 2016Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Deutschland wippt nun doch nicht

Zwei Wettbewerbe waren für die Katz. Der unter Mühen gekürte Entwurf, dessen Bauplanung weit gediehen war, fällt dem Rotstift zum Opfer. Doch die Kosten waren schwerlich der einzige Grund für das Aus.

Zwei Wettbewerbe waren für die Katz. Der unter Mühen gekürte Entwurf, dessen Bauplanung weit gediehen war, fällt dem Rotstift zum Opfer. Doch die Kosten waren schwerlich der einzige Grund für das Aus.

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11. Mai 2015Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Das geplante «House of One» in Berlin

Dialog-Initiativen gibt es viele in Berlin, doch das geplante «House of One» wäre dort etwas Neues. Vergleiche zum Berner «Haus der Religionen» drängen sich auf. Anders aber als in Bern soll in Berlin ein reiner Sakralbau entstehen, und es sind nur Vertreter der drei monotheistischen Religionen, die das Unternehmen tragen.

Dialog-Initiativen gibt es viele in Berlin, doch das geplante «House of One» wäre dort etwas Neues. Vergleiche zum Berner «Haus der Religionen» drängen sich auf. Anders aber als in Bern soll in Berlin ein reiner Sakralbau entstehen, und es sind nur Vertreter der drei monotheistischen Religionen, die das Unternehmen tragen.

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22. April 2015Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Eine Intendanz soll nun den Wirrwarr lichten

Welche Architektur das Berliner Schloss erhält, steht fest. Das Programm aber, das innen gezeigt werden soll, ermangelt bis anhin klarer Konturen. Dem soll nun ein Triumvirat an der Spitze abhelfen. Vor allem die Berufung von Neil MacGregor, zurzeit noch Leiter des British Museum in London, weckt grosse Erwartungen.

Welche Architektur das Berliner Schloss erhält, steht fest. Das Programm aber, das innen gezeigt werden soll, ermangelt bis anhin klarer Konturen. Dem soll nun ein Triumvirat an der Spitze abhelfen. Vor allem die Berufung von Neil MacGregor, zurzeit noch Leiter des British Museum in London, weckt grosse Erwartungen.

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28. Juli 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Leipzig vorerst ohne Freiheitsdenkmal

Ein grosses Denkmal in Erinnerung an den Herbst 1989 wollte Leipzigs Politik der „Heldenstadt“ bescheren – aus Neid auf Berlin. Der dazu ausgeschriebene Wettbewerb ging gründlich daneben.

Ein grosses Denkmal in Erinnerung an den Herbst 1989 wollte Leipzigs Politik der „Heldenstadt“ bescheren – aus Neid auf Berlin. Der dazu ausgeschriebene Wettbewerb ging gründlich daneben.

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24. Mai 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Die Bauphilosophie der Lücke

Die Wunde, welche die Bomben des Zweiten Weltkriegs dem Bauhaus Dessau schlugen, ist geschlossen, die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy sind nun als «abstrakte» Neubauten zu sehen. Ihre Verfremdung ist Absicht.

Die Wunde, welche die Bomben des Zweiten Weltkriegs dem Bauhaus Dessau schlugen, ist geschlossen, die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy sind nun als «abstrakte» Neubauten zu sehen. Ihre Verfremdung ist Absicht.

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verknüpfte Bauwerke
Meisterhäuser Bauhaus Dessau

15. Januar 2014Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Mit Gotteshäusern geistig Krieg führen

Das passt schlecht zum Bild christlichen Leidens unter dem braunen Ungeist: Zwischen 1933 und 1944 entstanden in Nazideutschland über tausend kirchliche Neu- und Umbauten – oft im Einklang und mit Zuschüssen des Regimes.

Das passt schlecht zum Bild christlichen Leidens unter dem braunen Ungeist: Zwischen 1933 und 1944 entstanden in Nazideutschland über tausend kirchliche Neu- und Umbauten – oft im Einklang und mit Zuschüssen des Regimes.

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04. Juni 2013Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Schön scheusslich

Die «Geschichte von einem armen, reichen Mann», die der Architekt Adolf Loos vor hundert Jahren den Lesern eines Wiener Tagblatts erzählt hat, geht so:...

Die «Geschichte von einem armen, reichen Mann», die der Architekt Adolf Loos vor hundert Jahren den Lesern eines Wiener Tagblatts erzählt hat, geht so:...

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19. November 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Undurchsichtig

Moscheebauten in unserem Kulturkreis sind regelmässig von Empfindlichkeiten begleitet. Allergische Reaktionen zeigen nicht nur jene Alteingesessenen, die...

Moscheebauten in unserem Kulturkreis sind regelmässig von Empfindlichkeiten begleitet. Allergische Reaktionen zeigen nicht nur jene Alteingesessenen, die...

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15. Oktober 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Dieses Haus der Gewalt hat nicht seinesgleichen

Die Musealisierung des Krieges moderiert den Schrecken, seine Zurschaustellung in Vitrinen läuft auf eine Ehrung hinaus. Der Gefahr von Verharmlosung begegnet Deutschlands neues Militärmuseum mit einem radikal aufklärerischen Konzept.

Die Musealisierung des Krieges moderiert den Schrecken, seine Zurschaustellung in Vitrinen läuft auf eine Ehrung hinaus. Der Gefahr von Verharmlosung begegnet Deutschlands neues Militärmuseum mit einem radikal aufklärerischen Konzept.

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verknüpfte Bauwerke
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

05. August 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

«Dieses Schloss hat mich gerettet»

In Brandenburg ein Schloss zu kaufen, war nach der Wende nicht schwer. Doch privat Bauten zu sanieren, welche die DDR verpönte und gründlich verkommen liess, ist aufreibend. Die Retter von Schloss Gusow im Oderbruch wissen ein Lied davon zu singen. Dass sie dennoch nicht hadern, hat einen gruseligen Grund.

In Brandenburg ein Schloss zu kaufen, war nach der Wende nicht schwer. Doch privat Bauten zu sanieren, welche die DDR verpönte und gründlich verkommen liess, ist aufreibend. Die Retter von Schloss Gusow im Oderbruch wissen ein Lied davon zu singen. Dass sie dennoch nicht hadern, hat einen gruseligen Grund.

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28. Juni 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Langer Kriegsbericht

Dresden sieht der Eröffnung eines Armeemuseums entgegen, wie die Welt noch keines hat. Es ist ein Ausbund an Ideologiekritik. In früheren Zeiten wäre seine...

Dresden sieht der Eröffnung eines Armeemuseums entgegen, wie die Welt noch keines hat. Es ist ein Ausbund an Ideologiekritik. In früheren Zeiten wäre seine...

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verknüpfte Bauwerke
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

14. Juni 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Modell in der Krise

Wer Türme baut, will hoch hinaus. Der Symbolwert lässt sich nicht abstreiten. Es sage niemand, die höchsten Hochhäuser der Welt strebten nur deswegen in...

Wer Türme baut, will hoch hinaus. Der Symbolwert lässt sich nicht abstreiten. Es sage niemand, die höchsten Hochhäuser der Welt strebten nur deswegen in...

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15. Mai 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Auf sinnliche Weise sachlich

Ein kleines Büro, eine wenig bekannte Architektin und ein bestechendes Konzept, das zum Zuge kam, weil man 2002 einen offenen Wettbewerb wagte: Das sind zentrale Elemente dieser Erfolgsgeschichte. Gabriele Glöcklers Leipziger Bibliotheksbau macht alles richtig.

Ein kleines Büro, eine wenig bekannte Architektin und ein bestechendes Konzept, das zum Zuge kam, weil man 2002 einen offenen Wettbewerb wagte: Das sind zentrale Elemente dieser Erfolgsgeschichte. Gabriele Glöcklers Leipziger Bibliotheksbau macht alles richtig.

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verknüpfte Bauwerke
Erweiterung Deutsche Nationalbibliothek

27. April 2011Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Geschichtszeichen der Eventkultur

Die Deutschen haben den Bogen raus: Sie verstehen sich auf Denkmäler, zu denen man, der Forderung eines ehemaligen Bundeskanzlers genügend, «gerne hingeht»....

Die Deutschen haben den Bogen raus: Sie verstehen sich auf Denkmäler, zu denen man, der Forderung eines ehemaligen Bundeskanzlers genügend, «gerne hingeht»....

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verknüpfte Bauwerke
Freiheits- und Einheitsdenkmal Berlin

13. August 2010Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Täglich Schwabenstreiche

Mit dem Abriss der beiden Seitenflügel des Stuttgarter Bahnhofs könnte begonnen werden, rechtlich steht dem nichts mehr im Wege. Doch grosse Teile der Bevölkerung laufen Sturm, der Bürgermeister (CDU) beklagt Diffamierungen, die grüne Partei als Gegnerin des Projekts ist im Stimmungshoch. Worum geht es?

Mit dem Abriss der beiden Seitenflügel des Stuttgarter Bahnhofs könnte begonnen werden, rechtlich steht dem nichts mehr im Wege. Doch grosse Teile der Bevölkerung laufen Sturm, der Bürgermeister (CDU) beklagt Diffamierungen, die grüne Partei als Gegnerin des Projekts ist im Stimmungshoch. Worum geht es?

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verknüpfte Beiträge
Stuttgart 21

08. April 2010Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Die dritte Zerstörung

In Hannover, Bonn und Köln droht prominenten Bauten der Nachkriegsmoderne der Abriss. Bürgerproteste zeigen: Jene oft als hässlich geschmähte Bauepoche erfordert differenzierte Betrachtung.

In Hannover, Bonn und Köln droht prominenten Bauten der Nachkriegsmoderne der Abriss. Bürgerproteste zeigen: Jene oft als hässlich geschmähte Bauepoche erfordert differenzierte Betrachtung.

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08. Februar 2010Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Ein Muster an Transparenz und Klarheit

Das Museum Folkwang ist auf gutem Wege, wieder zu dem Weltruhm zu gelangen, den es vor dem Zweiten Weltkrieg schon einmal besass. David Chipperfields Neubau wird ihm dabei helfen. «Wandel durch Kultur» hatte Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus einst dem Ruhrgebiet empfohlen. Die Fortschritte seither sind beachtlich, historische Bürden bleiben.

Das Museum Folkwang ist auf gutem Wege, wieder zu dem Weltruhm zu gelangen, den es vor dem Zweiten Weltkrieg schon einmal besass. David Chipperfields Neubau wird ihm dabei helfen. «Wandel durch Kultur» hatte Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus einst dem Ruhrgebiet empfohlen. Die Fortschritte seither sind beachtlich, historische Bürden bleiben.

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verknüpfte Bauwerke
Neubau Museum Folkwang

21. Januar 2010Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Mythos Kohlenpott

Auf dem Gelände der einst weltweit modernsten, seit 1986 stillgelegten Kohlenzeche Zollverein in Essen wurde kürzlich zugleich mit dem Kulturhauptstadtjahr das neue Ruhr-Museum eröffnet. Ausstellung und Industriekultur gehen eine packende Verbindung ein.

Auf dem Gelände der einst weltweit modernsten, seit 1986 stillgelegten Kohlenzeche Zollverein in Essen wurde kürzlich zugleich mit dem Kulturhauptstadtjahr das neue Ruhr-Museum eröffnet. Ausstellung und Industriekultur gehen eine packende Verbindung ein.

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21. Dezember 2009Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Hausbesetzung mit Beifall

In Hamburg, Deutschlands Boomtown und Stadt der meisten Millionäre, ist etwas Bemerkenswertes passiert: Der Senat hat ein Areal, das bereits an eine international agierende Immobilienfirma verkauft war, zurückerworben und sich damit dem Protest gegen «Gentrifizierung» gefügt. Ein Signal mit Ausstrahlung?

In Hamburg, Deutschlands Boomtown und Stadt der meisten Millionäre, ist etwas Bemerkenswertes passiert: Der Senat hat ein Areal, das bereits an eine international agierende Immobilienfirma verkauft war, zurückerworben und sich damit dem Protest gegen «Gentrifizierung» gefügt. Ein Signal mit Ausstrahlung?

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19. September 2009Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Berliner Schlossbau mit Hindernissen

Das Veto des Kartellamts gegen den designierten Architekten Franco Stella und seine möglichen Folgen

Das Veto des Kartellamts gegen den designierten Architekten Franco Stella und seine möglichen Folgen

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verknüpfte Beiträge
Wettbewerb Berliner Stadtschloss

18. März 2009Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Minarette im Fussball-Design

Das hintersinnige Projekt der Hamburger Centrum-Moschee

Das hintersinnige Projekt der Hamburger Centrum-Moschee

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27. Februar 2009Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Eine halbe Kirche und eine ganze Hochschule

So vielgestaltig der Campus auch ist, den Leipzigs Universität zurzeit erhält – die Aufmerksamkeit bleibt fixiert auf die 1968 gesprengte Paulinerkirche und ihre neue Gestalt.

So vielgestaltig der Campus auch ist, den Leipzigs Universität zurzeit erhält – die Aufmerksamkeit bleibt fixiert auf die 1968 gesprengte Paulinerkirche und ihre neue Gestalt.

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12. Juli 2008Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Kakofonie der Megalopolis

Als der Dokumentarfilmer Walther Ruttmann 1927 die «Sinfonie der Grossstadt» auf Zelluloid zu bannen suchte, wählte er dazu Berlin. Die deutsche Metropole...

Als der Dokumentarfilmer Walther Ruttmann 1927 die «Sinfonie der Grossstadt» auf Zelluloid zu bannen suchte, wählte er dazu Berlin. Die deutsche Metropole...

Als der Dokumentarfilmer Walther Ruttmann 1927 die «Sinfonie der Grossstadt» auf Zelluloid zu bannen suchte, wählte er dazu Berlin. Die deutsche Metropole galt ihm als Exempel einer Moderne, in welcher der städtische Tagesablauf bei allem Tempo noch gegliedert, die Differenz von Stadt und Land noch erhalten, das Nacheinander von Arbeit und Musse als Moment sozialer Ordnung kenntlich blieb. Der Film zeigt Dynamik, jedoch kein uferloses Chaos, und Urbanität hat hier ein menschliches Gesicht.

Schrumpfstädte und Megacitys

Heute würde ein auf Modernität erpichter Filmemacher eine andere Metropole wählen müssen. Berlin ist nicht mehr extrem genug. Dann besser die Megalopolis Tokio – sofern es ein Beispiel aus der Ersten Welt sein soll, ein Geschöpf ziviler Prosperität. Oder liegt die Zukunft im staatlichen chinesischen Hochgeschwindigkeits-Urbanismus, der mit Hilfe westlicher Stararchitekten ganze Städte vom Reissbrett weg baut? Ein zeitgenössischer Ruttmann könnte sich auch an die Armuts-Wucherungen der Dritten Welt halten, an Dakar, Lagos und teilweise São Paulo. Hier stossen Slum und «Gated Community» aufeinander, und direkt neben den Wellblechhütten der Favelas, denen ein simpler Wasserhahn zum Händewaschen fehlt, ragen Bauten mit Luxusappartements empor, deren Balkone Swimmingpools tragen. Sinfonien lassen sich aus diesen Szenarien keine mehr komponieren, und so wäre «Kakofonie der Grossstadt» jetzt wohl der Titel der Wahl.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die Stadt in urbanistischen Theorien für tot erklärt. Seit jüngstem indes wird eine gegenteilige Parole ausgegeben: Das 21. Jahrhundert, heisst es, sei das «Jahrhundert der Städte». In der nördlichen Hemisphäre mögen sie stagnieren oder schrumpfen, auf der Südhälfte des Globus aber wuchern die Städte. Die Armen und Ärmsten suchen in ihnen ihr Heil und lassen so riesige Agglomerationen entstehen. Mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung lebt mittlerweile in Städten, ein Siebtel in Slums. Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die Welt ländlich; die Stadtbewohner stellten einen Anteil von nur etwa fünfzehn Prozent. Die Megacitys des Südens haben mit enormen infrastrukturellen und sozialen Problemen zu kämpfen. Eine Stadt wie Dakar wächst jede Stunde statistisch um rund siebzig Zuzügler, Ähnliches gilt für Lagos. Der Verkehr bricht täglich zusammen, die Ökonomie ist Wildwuchs, die Verschmutzung enorm. Der «Planet der Slums», von dem der marxistische Historiker Mike Davis spricht, ist dadurch gekennzeichnet, dass sich Verstädterung, industrielle Entwicklung und ökonomisches Wachstum entkoppelt haben.

Am heutigen Freitagabend geht in Hamburg eine von der Stiftung des Wochenblatts «Die Zeit» initiierte Sommerakademie zu Ende. Einunddreissig Doktoranden hatte man aus über hundert Bewerbern ausgewählt, damit sie vier Tage lang unter der wissenschaftlichen Leitung des Raumsoziologen Dieter Läpple und des Romanisten Jürgen Trabant über «Stadt und Urbanität im 21. Jahrhundert» diskutieren. Dazu gesellten sich anerkannte Wissenschafter und Spezialisten, die als Referenten ihre Kenntnisse beisteuerten. Anschliessend konnten ihnen die jungen Leute auf den Zahn fühlen. Ein neutrales Forum für «wildes Denken» wolle die Sommerakademie bieten, hatte Projektleiter Markus Messling einleitend erklärt. Nicht die Referate der Prominenz, sondern die Diskussionen und Workshops seien die Hauptsache.

«Bringen Sie sich ein!», rief Messling in die Runde, die keineswegs nur aus angehenden Architekten bestand, sondern urbanistisch Interessierte aus Fächern wie Geografie und Volkswirtschaft, Literaturwissenschaft und Soziologie, Geschichte und Psychologie einschloss. Der Aufruf verhallte nicht ungehört. Wildes Denken blieb Mangelware, doch engagierte Nachfragen gab es reichlich. Ihr Opfer wurde Reinier de Graf, in Architekturkreisen hoch gehandelt als Kopf eines Think-Tanks, den sich Rem Koolhaas' Office for Metropolitan Architecture in Rotterdam leistet.

Gegen das Modell Dubai

Als de Graf auftrat, hatten die Doktoranden bereits die ersten Debatten hinter sich. Sie hatten nach Leitbildern von Urbanität gefragt, kritische Blicke auf segregiertes Wohnen geworfen und sich auf einer Führung durch Hamburgs neue Hafen-City als skeptisch gegen Versuche erwiesen, Stadtleben bis ins Letzte durchzuplanen. Sie hatten Differenz eingeklagt und einen von Saturiertheit noch freien Geist gezeigt. Und dann kam abends de Graf und fand für Dubai, dessen Herrscher eine groteske Moderne aus triumphierenden Hochhäusern aus dem Wüstensand hat stampfen und ins Meer hat pflanzen lassen, mehr affirmative als ablehnende Worte. Weil das Modell Dubai vielerorts Nachahmer finde, dürfe man es nicht nur belächeln, sondern müsse bei Ausschreibungen des Scheichs mitmachen, um bessere Bauten einzubringen, erklärte Reinier de Graf. Was er dann allerdings an Vorschlägen bot, fiel beim Auditorium als «pubertäre» Grossmannssucht durch. Schwer beleidigt war der Holländer. Lebendige Urbanität indessen sieht anders aus.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2008.07.12

24. Oktober 2007Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Trost durch Schönheit

Mit einem Festakt feiert heute die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ihre Wiedergeburt aus dem Geist des Denkmalschutzes. Einiges hat der Brand auf immer zerstört, doch der Rokokosaal, das Herz der historischen Bibliothek, ist prächtiger denn je.

Mit einem Festakt feiert heute die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ihre Wiedergeburt aus dem Geist des Denkmalschutzes. Einiges hat der Brand auf immer zerstört, doch der Rokokosaal, das Herz der historischen Bibliothek, ist prächtiger denn je.

Hoch loderten die Flammen am Abend des 2. Septembers 2004 aus dem Dachstuhl von Weimars schönstem Bücherhort, und bald stand eine mächtige Rauchsäule über der Stadt. Das Schicksal der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (HAAB) schien besiegelt zu sein, ihr historisches Gebäude zu Asche zu werden. Allenfalls dem steinernen Erdgeschoss, das noch aus der Renaissance stammt, räumten die Helfer im ersten Schrecken eine Chance ein – der herrliche Rokokosaal jedoch, der sich darüber auf drei Ebenen erhob, drohte niederzubrennen. Bange Momente gab es, in denen die Feuerwehr erwog, sich geschlagen zu geben und die Stellung zu räumen. Hätte die das Dachgeschoss tragende, komplex gearbeitete Holzdecke nicht wider Erwarten gehalten, die «Zentralbibliothek der deutschen Klassik», wie die HAAB zu DDR-Zeiten hiess, könnte heuer nur als Replik Auferstehung feiern.

Der Schaden war auch so schlimm genug. Das Mansardengeschoss und die darin enthaltenen Bücher frassen die Flammen vollständig, die Stockwerke darunter tränkte das Löschwasser bis zur Sättigung. 50 000 Bände und 37 Gemälde verbrannten, weitere 62 000 waren entweder verkohlt oder trugen Wasserschäden davon. Die Fussböden wölbten sich, Russ und Nässe hatten die Wandverkleidungen ruiniert. Hohl klang das Versprechen der Stiftung Weimarer Klassik, es werde gelingen, die Bibliothek wiederherzustellen. Nun dürfen wir staunen: Gerade einmal drei Jahre sind vergangen, und auf Weimars Platz der Demokratie erhebt sich die «Anna Amalia» so proper, dass Unwissende glauben könnten, ihr sei nie Übles widerfahren.

Beeindruckende Restaurierung

Wenn der deutsche Bundespräsident, in dessen Beisein die Bibliothek heute feierlich wiedereröffnet wird, seine «Ehrenführung» durch das Gebäude erhält, dann begegnet ihm keine auf alt getrimmte Pseudohistorie. Weit über neunzig Prozent der Baumaterialien sind wirklich alt. Es sind die originalen Bücherregale, Verkleidungen und Dielen. Man hat sie zum grossen Teil ausbauen müssen und andernorts aufgearbeitet; Handwerker und Restauratoren unterschiedlicher Provenienz teilten sich die Arbeit – wo etwa die Thüringer, als Spezialisten für Farbe, sich beim Werkstoff Holz nicht hinreichend souverän fühlten, kamen die Sachsen zum Zuge. Es riecht im Haus nach Lösungsmittel und frischem Anstrich, doch nirgendwo stellt sich der Eindruck ein, man werde mit einem Remake konfrontiert. Unsere Sorge, die wiederhergestellte «Anna Amalia» könne zwangsläufig nur ein Abklatsch der früheren sein, womöglich eine Art historisierende Puppenstube, war überflüssig. Die Bibliothek wurde restauriert, nicht rekonstruiert. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Weil alles, was üppig geschminkt ist, einen Stich ins Vulgäre bekommt, haben es auch die Restauratoren der HAAB sorgsam vermieden, ihrem Objekt ein allzu glattes Gesicht zu verpassen. Dellen und Unebenheiten, sogar offene Fugen in den Regalen blieben erhalten. Dasselbe gilt für Gefälle im Fussboden. Ohne ästhetische Folgen blieb, dass der Boden im Rokokosaal, um ihm Stahlträger anstelle der von Schwamm befallenen Balken einzuziehen, vorübergehend um einige Zentimeter «hochgeschraubt» werden musste. Von den verbrannten Gemälden wurde nur ein einziges reproduziert: Johann Heinrich Meyers Allegorie «Genius des Ruhms». Wie früher begegnet es dem Blick zur Decke, wenn man durch den Okulus im Fussboden der zweiten Galerie hinaufblickt. Und wie Meyers Arbeit entzückt auch diese Kopie durch die Illusion grosser perspektivischer Tiefe.

Beträchtliche Lücken

Lücken in den mit Büchern wieder gefüllten Regalen deuten auf die grossen Verluste hin. Bis jene vielen tausend «Schwerverletzten», denen noch geholfen werden kann, ihren Platz im Regal eingenommen haben, wird noch viel Zeit vergehen und viel Geld benötigt werden. 20 000 Brandopfer gelten nach dem derzeitigen Stand der Technik als unrettbar und bleiben bis auf weiteres tiefgefroren. 3300 Mal war die Bibliothek bisher so glücklich, verlorene Titel durch Anschaffungen auszugleichen, die aus derselben Auflage stammten. Doch legt die HAAB es nicht nur auf Ersatzbeschaffungen an, sondern sammelt auch Bücher aus verwandten Gebieten. Überhaupt – was heisst «Ersatzbeschaffung»? Hatte nicht jedes verbrannte Werk seine eigene Historie, trug es nicht seine eigenen Lesespuren und Marginalien, war also nicht nur jede Handschrift, sondern auch jeder Druck auf seine Art ein Unikat, so dass vollgültiger Ersatz gar nicht möglich ist?

Um das Konzept für die Wiederherstellung der Bibliothek ist hart gerungen worden. Der Rokokosaal erstrahlt nun in einem blaustichigen statt crèmefarbenen Weiss, und die Vergoldungen mit Schlagmetall glänzen stärker als die grobe Bronzierung, die auf die letzte Renovierung im Jahre 1940 zurückging. Man habe sich das Aussehen der Bibliothek um das Jahr 1850 zum Vorbild genommen, heisst es. Damals hatte der Architekt Clemens Wenzeslaus Coudray das Gebäude saniert und um einen zweiten Anbau erweitert. Das helle Blau allerdings geht auf das Gründungsjahr 1766 zurück, als der Rokokosaal noch keine Anbauten hatte und von allen vier Seiten Licht bekam. So einfach, wie es die offizielle Linie will, steht es also nicht mit der denkmalschützerischen Konsequenz. Die Berufung auf Coudray hat überdies dazu geführt, dass zwei Stichbogenfenster im Erdgeschoss durch ovale Fenster ersetzt wurden. Auch ist die Fassade nun nicht mehr weiss mit orangefarbenem Schmuck, sondern kommt in Ocker und Neapelgelb daher. Damit fügt sich die Bibliothek in das übrige Ensemble am Platz ein, sieht jedoch um einiges langweiliger aus.

Neuer Lesesaal im Dachgeschoss

Das abgebrannte Mansardengeschoss, die zweite Galerie des Rokokosaals, wurde zwar wie zuvor mit Schiefer gedeckt, das Innere aber nicht rekonstruiert. Wo früher zahlreiche Stützen kleine Kabinette gebildet hatten, entstand nach den Plänen des mit der Sanierung beauftragten Architekten Walther Grunwald und seines 2005 verstorbenen Partners Olaf Burmeister ein von Pfeilern befreiter grosser Raum. Er soll künftig als Lesesaal dienen. Das Zentrum bildet der Okulus. Partien seiner rückwärtigen Balustrade und einige Dielen beliess man im verkohlten Zustand, als Memento des Brandes.

Ein Glaskasten, der als Klimaschranke fungiert, umgibt den ovalen Durchbruch im Fussboden, denn anders als der Lesesaal ist der darunterliegende Rokokosaal nicht klimatisiert. In strengen Wintern wird es dort arg kalt, im Sommer bis zu dreissig Grad warm. Angeblich soll das dem Holz und den Büchern gut bekommen. Zu den Lehren, die aus dem Brand gezogen worden, gehört der Einbau einer Hochdruck-Sprühnebel-Anlage. In der Brandnacht vor drei Jahren verfügte die Bibliothek nur über Rauchmelder. Eine Löschanlage besass sie nicht.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2007.10.24



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Anna-Amalia-Bibliothek - Sanierung Historisches Bibliotheksgebäude

23. Juni 2007Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Eine Frage der Zumutungen

Das Ehrenmal für die Bundeswehr-Toten

Das Ehrenmal für die Bundeswehr-Toten

Kämpfen, töten, sterben - ein Soldat muss mehr können als nur dies, aber die Anforderung, für Gewalt und Tod bereit zu sein, unterscheidet die soldatische Existenz dramatisch von der zivilen. Wie lebensgefährlich das Soldatenleben ist, davon durfte ein deutscher Wehrpflichtiger lange Zeit getrost abstrahieren. Der Kalte Krieg blieb kalt, und wenn der Dienst in der Bundeswehr Tote forderte, so waren dies meist Unglücksfälle. Doch seit die deutsche Armee zu militärischen Einsätzen ins Ausland verschickt wird, mehrt sich die Zahl derer, die Opfer von Kampfhandlungen werden. Als im Dezember 2000 der damalige Verteidigungsminister die Parole ausgab, die Sicherheit der Bundesrepublik werde «auch am Hindukusch verteidigt», war das nicht nur eine Strapazierung des Grundgesetzes, das die Bundeswehr auf defensives Agieren verpflichtet. Es besagte zudem: Deutsche Soldaten werden künftig wieder häufiger kämpfen - und sterben.

Der Blick geht nach vorn

Wie ein Siegel auf diese Botschaft wirkt jetzt, dass das vereinte Deutschland ein zentrales Ehrenmal für die Toten der Bundeswehr erhalten soll. Die geplante Inschrift beschwört die Verbundenheit des Staatsvolks mit seinen Waffenträgern und erklärt, was einst Tod fürs Vaterland hiess, zum Dienst am Wertekanon der Republik: «Den Toten unserer Bundeswehr - Für Frieden, Recht und Freiheit.» Diese Formulierung ruft die früheren und, was Hervorhebung verdient, die künftigen Toten gemeinsam auf. In Kabul, vor dem Ehrenhain für die Getöteten der Internationalen Schutztruppe, soll dem damals frischgebackenen Verteidigungsminister Jung im Dezember 2005 der Gedanke zu einem Bundeswehr-Ehrenmal gekommen sein. Mittlerweile ist die Zahl seiner Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben liessen, auf 21 gestiegen. Jung hat sich wiederholt dafür ausgesprochen, das Mandat für den Kampf wider die Taliban zu verlängern. Der Blick geht nach vorn, auch beim Ehrenmal.

Bisweilen wird so getan, als habe nach der Diskreditierung, die das Militär durch den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg erfahren hat, sich in Deutschland niemand mehr getraut, den eigenen toten Soldaten überhaupt noch Denkmäler zu setzen. Doch das stimmt nicht. Die Studentenbewegung war kaum verebbt, in Bonn regierte eine sozialliberale Koalition, da wurde 1972 in der Festung Ehrenbreitstein, oberhalb von Koblenz, das «Ehrenmal des deutschen Heeres» eingeweiht. Die Gedenkstätte, eine Mauernische mit einer liegenden, einen toten Soldaten darstellenden Figur, war eher bescheiden und ist dies bis heute geblieben, obgleich eine spätere Überarbeitung das Kantige verstärkte und aus der ursprünglichen Inschrift die Mahnung zum Frieden tilgte.

Von zwei Eigenschaften des Koblenzer Gedenkortes setzt sich das neue Ehrenmal erkennbar ab: Statt in der Provinz wird es sich in der Hauptstadt befinden, also als «zentrales» Bekenntnis fungieren. Und es ist nicht mehr das Resultat einer Retrospektive auf die beiden Weltkriege. Seine Zeit ist das Jetzt. Damit wird es zum Symbol für das Verständnis, welches die deutsche Gesellschaft von ihren Soldaten besitzt. Verteidigungsminister Jung führte den Ehrenmal-Wettbewerb im Geheimen durch und präsentierte der Öffentlichkeit bloss noch das Ergebnis. Er vertat die Chance zu einer Diskussion, erntete Beifall, aber auch Widerspruch.

Strittig ist nicht die Ästhetik. Der Entwurf des Münchner Architekturbüros Meck, den die Findungskommission ausgewählt hat, sieht einen vierzig Meter langen und zehn Meter hohen Baukörper vor. Aufgelöst wird das Massiv dieses Riegels dadurch, dass ihn eine «filigran durchbrochene Bronzehaut» umhüllt. Das Filigran entsteht durch Ausstanzungen, deren Form den halben Erkennungsmarken entspricht, die getöteten Soldaten abgenommen werden. Das Innere des Raums ist schwarz, ein Ort der Stille, aus dessen Boden das eigentliche Ehrenmal erwächst, ein Kubus aus Nagelfluh, auf dem Blumen und Kränze abgelegt werden können. Das alles hat nichts von militaristischem Stiefelknallen.

Streit um den Standort

Strittig ist die Lage, die unmittelbare Nähe zum sogenannten Bendlerblock, wo der Widerständler des 20. Juni gedacht wird. Wäre, wie vielfach eingewendet wurde, eine Positionierung am Reichstag nicht angemessener? Schliesslich ist die Bundeswehr eine Parlamentsarmee, über ihren Einsatz entscheidet der Bundestag. Oder muss man sich den zeitgemässen Bundeswehrsoldaten als verkappten Widerständler vorstellen? Der Platz am Bendlerblock drücke «die Hoffnung aus, dass Soldaten auch heute nicht nur Schiessknechte der Regierenden sind, sondern verantwortlich denkende Persönlichkeiten», lobte die «FAZ». Das würde allerdings implizieren, dass Soldaten die Zumutung, ihr Leben bei Bedarf in die Bresche zu werfen, auch immer wieder in Frage stellen. Wünscht man das wirklich? Ginge sie an die Essenz, wäre die Ehrenmal-Diskussion als Debatte darüber zu führen, welche staatsbürgerlichen Pflichten man in postheroischen Zeiten noch für angemessen hält. Ans soldatische Selbstopfer aber, ans Töten und Sterben, kann ein Verteidigungsminister schwerlich rühren.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2007.06.23



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Ehrenmal der Bundeswehr

29. März 2007Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Kein Sinn für Landschaft

Dresdens Waldschlösschenbrücke als Exempel - eine Polemik

Dresdens Waldschlösschenbrücke als Exempel - eine Polemik

«Dich will ich loben, Hässliches, du hast so was Verlässliches», reimte Robert Gernhardt, nachdem er durch Metzingen gegangen war. Die württembergische Kreisstadt ist nichts Besonderes, das Prinzip Metzingen herrscht überall. Überall treffen wir auf jene Form ästhetischer Besinnungslosigkeit, die Gewerbegebiete wuchern lässt, raumgreifend Flächen für den Strassenbau planiert, anspruchslose neben charakterstarke Bauten setzt, erst Historisches liquidiert und dann, in nachholender Sentimentalität, das hingeklotzte Neue auf altertümlich schminkt.

Ende der Illusionen

Auf Dresden angewendet, hiesse das: Wenn sich in der Elbestadt politische Mehrheiten für historisierende Rekonstruktionen des vernichteten baugeschichtlichen Erbes gewinnen lassen, zugleich aber auch für die Zerstörung einer kostbaren Landschaft, so steckt darin gar kein Widerspruch. Das Prinzip Metzingen ist universal und vereinigt mühelos beides: die Errichtung von Barock- Attrappen rund um Dresdens Neumarkt und die Verwüstung der stadtnahen Elbauen durch eine riesige Brücke, deren «wiesenüberspannenden V-Trägern die Ästhetik einer Panzersperre» eignet, wie Friedrich Dieckmann treffend pointierte. Dass das vierspurig geplante Monstrum nominell als Idyll daherkommt und «Waldschlösschenbrücke» heisst, passt ins Bild.

Nach langem politisch-juristischem Streit hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht die Stadt Dresden verpflichtet, die Brücke zu errichten. Zur Begründung führten die Richter an, der Bürgerentscheid vom Februar 2005, als sich 68 Prozent der Abstimmenden für den Bau aussprachen, sei bindend. Da das Stadtparlament vergangene Woche beschloss, gegen das Gerichtsurteil Verfassungsbeschwerde einzulegen, wäre es möglich, dass eine spätere Entscheidung die Verpflichtung zum Bau kassiert. Doch das sind müssige Spekulationen. Danken muss man den Richtern für die Klarheit, die sie herstellen. Indem sie auf den Bürgerwillen verweisen, zerstören sie alle Illusionen, die man über die ästhetische Urteilskraft von Bevölkerungsmehrheiten noch hegen könnte. Denn deutlich macht jenes Votum ja: Kommt es zur Probe aufs Exempel, wie es um den Sinn für Landschaft bestellt ist, dann zeigt sich, dass er bei zwei Dritteln der am Votum beteiligten Dresdner so gröblich vernachlässigt ist, dass man auch gleich sagen könnte, sie hätten keinen.

Um nicht missverstanden zu werden: Dieses bitterböse Urteil über die Dresdner darf man getrost deutschlandweit ausdehnen. So übermächtig ist der Eindruck eines allgemeinen Mangels, dass auch die Gegner des Brückenbaus längst kleinmütig geworden sind. Da man auf den deutschen Sinn für Landschaft nicht rechnen kann, wird den Brückenbauern nur mehr damit gedroht, dass das Dresdner Elbtal seinen Welterbe-Status verlieren könnte. Welch schaler Formalismus. Offenbar reicht es nicht, dem Publikum anschaulich zu machen, was hier zerstört wird. Wer einmal durch die Elbwiesen dort spaziert ist, wo nun die Ästhetik der Panzersperre triumphieren soll, den müsste angesichts der Planungen doch Verständnislosigkeit befallen: Diese stadtnahe Oase, diesen beschaulichen Bogen des Flusses, diese Weite des Raums und die zauberhafte Staffelung aus kulturlandschaftlichem Vorder- und städtischem Hintergrund wollt ihr ruinieren? Die Elbe dort queren, wo sie in Dresden besonders breit strömt, den Blick verriegeln und die Ruhe des Ortes mit Autolärm vertreiben?

Nostalgisch sei, so zu fragen, tönt es zurück. «Hysterienahe Kampagnen, die sich auf ein meist diffuses Stadt- oder Landschaftsempfinden berufen, das aus der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts stammt», beanstandete ein Mitarbeiter der «Welt». Besonders mokierte er sich darüber, dass in der Diskussion so oft von der Zerstörung von Blickachsen die Rede sei. Beim Streit um neue Hochhäuser im Sichtfeld des Kölner Doms oder um Windräder nahe der Wartburg sei es dasselbe: Gekämpft werde nicht um die Sache selbst, sondern bloss um schöne Aussichten. Doch diese argumentative Trennung ist unzulässig.

Die Wahrnehmung von etwas als «Landschaft» ist, wie der Philosoph Joachim Ritter einmal überzeugend dargelegt hat, «Frucht und Erzeugnis des theoretischen Geistes». Und Theorie bedeutet nun einmal anschauende Betrachtung. Für den Blick, der Landschaft sieht, wo der Raumplaner Platz für Verkehrsachsen wahrnimmt, sind Distanz, Kontemplation, Transzendenz des Alltags konstitutiv. Landschaft ist nichts Objektives, sie ist erst im Spiegel der Seele da. Um Aussichten geht es, weil wir uns Landschaft nicht als minimiertes Detail denken können. Wir verlangen nach einem Totaleindruck. Eine gewisse Grossräumigkeit muss daher sein. So ist zwangsläufig der Bezug auf Blickachsen im Spiel.

Auch der Vorwurf der Nostalgie, wie er nicht nur in der «Welt», sondern auch in der «taz» oder der «Süddeutschen Zeitung» erhoben wurde, trifft nicht recht. Sicherlich hat man es bei den Gegnern der Waldschlösschenbrücke häufig mit einem ästhetischen Konservatismus zu tun, der die Bewahrung einer Vergangenheit beschwört, die so nie existiert hat. Aber indem man das Geschichtsbild als irrig widerlegt, ist der ästhetische Einwand nicht vom Tisch. Man braucht kein Früher-war-alles-besser-Gejammer anzustimmen, um gegen die neue Elbbrücke zu sein. Es genügt, einige Ansprüche an Proportion, Mass und die Natur der Baustoffe zu haben, um zu den bisher vorgelegten Plänen zu sagen: Das ist grausig. Und selbst Landschaftsarchitekten auf der Höhe der Modernität werden zu dem gewählten Ort sagen können: Hier bitte nicht.

Was da so leichtfertig als Nostalgie abqualifiziert wird, ist nur ungenügend verstanden, setzt man es mit Rückwärtsgewandtheit gleich. Der Sinn für Landschaft ist selber modern. Dies allein schon deshalb, weil der Naturgenuss die Freiheit des Betrachtenden voraussetzt. Wer in der Natur oder unmittelbar von ihr lebt, als Ausgelieferter oder Abhängiger, kann sich ihr nur praktisch, nicht aber ästhetisch zuwenden. So schwärmt denn auch nicht der an seiner Scholle klebende Bauer, sondern vor allem der moderne Städter für Landschaft. Mit Recht pocht Joachim Ritter darauf, dass es «Natur als Landschaft nur unter der Bedingung der Freiheit auf dem Boden der modernen Gesellschaft geben» kann. Die Polemik gegen Nostalgiker hingegen glaubt, die Modernität für sich pachten zu können.

Falsche Liebe zur Bausünde

Einer ihrer Vertreter, der Architekturkritiker der «Süddeutschen Zeitung», Gerhard Matzig, schrieb nach dem Urteil des Sächsischen Oberlandesgerichts apologetisch: Wäre die Waldschlösschenbrücke «vor einem Jahrhundert im Stil ihrer Zeit errichtet worden, käme heute niemand mehr auf die Idee, sie sei nicht harmonischer Teil jenes historischen Raumkunstwerkes, als das wir das Elbtal mittlerweile wahrnehmen. Die Brücke wäre ein sich selbst erklärender Teil der Tradition. Nur als Innovation mit der Aufschrift ‹erbaut im Jahr 2007› erscheint sie uns als bedrohlicher Fremdkörper.»

Was den geplanten Brückenklotz berechtigt, in dieser Rede als «Innovation» zu firmieren, lässt Matzig offen. Und die Behauptung, die Brücke werde bloss deswegen gefürchtet, weil sie neu sei, lässt er unbewiesen. Wie, wenn die Ablehnung aus der konkreten Anschauung der Baupläne resultierte? Oder aus der hinlänglichen Erfahrung mit jenem Typus «Innovation», der die deutsche Kulturlandschaft seit Jahrzehnten in ein Netz aus Asphaltbändern verwandelt, gesäumt von Einkaufszentren und Agrarfabriken? Modern sein heisst nicht, immer wieder die gleichen dummen Bausünden zu begehen.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2007.03.29



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Waldschlösschen-Brücke Dresden

15. Juli 2006Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Auf der roten Liste

Achtzehn Stätten hat das Welterbe-Komitee der Unesco neu auf seine Liste gesetzt, darunter die Minen von Cornwall und Devon, mittelalterliche Burgen in...

Achtzehn Stätten hat das Welterbe-Komitee der Unesco neu auf seine Liste gesetzt, darunter die Minen von Cornwall und Devon, mittelalterliche Burgen in...

Achtzehn Stätten hat das Welterbe-Komitee der Unesco neu auf seine Liste gesetzt, darunter die Minen von Cornwall und Devon, mittelalterliche Burgen in Syrien, megalithische Steinkreise in Gambia, die heilige islamische Stadt Harar Jugol in Äthiopien, Max Bergs 1913 in Breslau gebaute «Jahrhunderthalle». Auch die Altstadt von Regensburg mit ihren teilweise bis auf die Römerzeit zurückgehenden Bauten ist dabei. Nun muss man nur hoffen, dass Regensburgs Stadtväter nicht irgendeinen anstössigen Bebauungsplan in der Schublade haben, der das gerade errungene Prädikat gleich wieder in Frage stellt.

Am Pranger

Denn Deutschlands Welterbe-Stätten, jetzt 32 an der Zahl, scheinen gern mit einem Fuss auf der roten Liste zu stehen. Im oberen Rheintal streitet man um Brückenprojekte, welche den Sagenfelsen Loreley bedrängen; die Wartburg muss sich mit Hilfe von Gerichten eines Windparks erwehren; in Potsdam verhinderte erst das Drohen mit der roten Liste, dass ein Einkaufscenter die Kulturlandschaft verschandelte. Der Kölner Dom schaffte 2004 den unrühmlichen Sprung unter die bedrohten Weltkulturgüter dann tatsächlich, wurde aber jetzt von der Liste genommen, weil seine «visuelle Integrität» nicht mehr von Neubauten gefährdet ist: Kölns Stadtväter hatten ein Einsehen und lassen die Hochhäuser am gegenüberliegenden Rheinufer nun doch nicht so gross werden.

Dafür steht jetzt Dresden am Pranger. Nicht allein, dass sein vor zwei Jahren zum Welterbe erhobenes Elbtal nun auf der roten Liste gelandet ist. Darüber hinaus hat das Unesco-Komitee gedroht, das für seine Einheit aus Stadtbild und Landschaft, Historie und Bukolik gepriesene Elbtal ganz aus der Welterbe-Liste zu streichen. Es wäre, wenn es denn dazu käme, ein Vorgang ohne Beispiel. Streitpunkt ist die Planung der sogenannten Waldschlösschenbrücke, welche die durch die Elbe getrennten Stadtteile verbinden soll. Wo eine Werbebroschüre behauptet, «aus Sicht des Denkmalschutzes» würden «die nun sehr flach in den Elbauen gelegene Brücke und die Eingrünung des Tunnelmundes im Elbhang akzeptiert», spricht der ehemalige Landeskonservator Heinrich Magirius von einem «gewalttätigen Monstrum». Verfechter des Baus führen an, der Unesco seien die Pläne dazu von Anfang an bekannt gewesen - umso unverständlicher sei jetzt die Stigmatisierung.

Auch sehen sie sich in der Pflicht, die Brücke zu bauen, da sich bei einem Bürgerentscheid zwei Drittel der Abstimmenden für die Elbquerung ausgesprochen haben. Das Votum ist politisch und rechtlich bindend und könnte nur durch ein zweites Plebiszit revidiert werden. Die Gegner des Brückenbaus bestreiten den verkehrspolitischen Bedarf, konzedieren allenfalls eine Tunnellösung und vertreten die Ansicht, die Hüter des Welterbes seien bei Dresdens Bewerbung seinerzeit hinters Licht geführt worden: Die Stadt habe, was Lage und Dimensionierung der Brücke betreffe, nicht mit offenen Karten gespielt.

Dieser Ansicht ist man mittlerweile auch bei der Unesco. Die Welterbe-Hüter hatten sich 2004 auf eine Evaluierung gestützt, welche den Standort der Waldschlösschenbrücke falsch angab: Statt fünf Kilometer flussabwärts vom Zentrum soll sie vielmehr zwei Kilometer flussaufwärts stehen. Damit aber sei sie im Kernbereich der zu schützenden Zone angesiedelt. Anders als in vielen deutschen Feuilletons zu lesen war, geht es nicht um die drohende Zerstörung des berühmten «Canaletto-Blicks». Bernardo Belottos Perspektive auf Dresden war eine ganz andere als jene vom Waldschlösschen aus, die sich dadurch auszeichnet, dass sie vom Scheitelpunkt eines Bogens der Elbe die Einheit von Stadt und Landschaft in einzigartiger Weise erfasst.

Vernichtendes Urteil

Anders aber auch als in den Streitfällen Köln und Potsdam gibt für das Welterbe-Komitee diesmal ohnehin nicht die Störung der Sichtachsen den Ausschlag. «Die Waldschlösschenbrücke zerschneidet den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle und teilt ihn irreversibel in zwei Hälften.» So steht es in einem unabhängigen Gutachten, erstellt am Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung der Hochschule Aachen, das im Ganzen ein vernichtendes Fazit zieht. Gemessen an seinen eigenen Kriterien - Einzigartigkeit und Authentizität (bei Kulturstätten) sowie Integrität (bei Naturstätten) - konnte das Welterbe-Komitee gar nicht anders, als es jetzt entschied.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2006.07.15



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Waldschlösschen-Brücke Dresden

24. April 2006Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Wer Kirchengebäude retten will, muss Umnutzungen tolerieren

Finanznöte haben längst auch die Volkskirchen erreicht. Notgedrungen beginnen Gemeinden, sich von Bauten zu trennen. Zur Rettung der Kirchen empfiehlt sich die Umnutzung, jedoch stösst diese an theologische, ethische oder kulturelle Grenzen.

Finanznöte haben längst auch die Volkskirchen erreicht. Notgedrungen beginnen Gemeinden, sich von Bauten zu trennen. Zur Rettung der Kirchen empfiehlt sich die Umnutzung, jedoch stösst diese an theologische, ethische oder kulturelle Grenzen.

In Berlin liegt Schnee, die Luft ist frostig, als wir der Kirche zum Heiligen Kreuz zustreben. Montags schwingen dort Senioren das Tanzbein. Und mittwochs werden während der kalten Jahreszeit in der Wärmestube Essen und Kaffee ausgegeben. Mancher hier im Stadtviertel Kreuzberg, wo viele Menschen auf der Strasse leben, ist dankbar für das Angebot einer warmen Mahlzeit. Wohl an die 120 Leute hat Pfarrerin Dagmar Apel heuer gezählt. Auch die Haare kann man sich schneiden lassen. Die Kirchengemeinde holt regelmässig einen Friseur ins Gotteshaus. In den Räumen, die nach dem Umbau im Obergeschoss entstanden sind, erhalten Flüchtlinge und Asylsuchende Rechtsberatung. Dort befinden sich auch die Büros der Mitarbeiter. Im Gemeindehaus konnten sie nicht bleiben; die Immobilie wurde zugunsten eines Hauses für obdachlose Männer aufgegeben.

Kiez-Kirche, City-Kirche, Kulturkirche - mit diesen Bezeichnungen verbindet sich eine wachsende Zahl alternativ genutzter Kirchenbauten in Deutschland. Berlins Kirche zum Heiligen Kreuz gilt als eines der gelungenen Exempel. Dem evangelischen Gotteshaus kam zupass, dass seine Leitung bereits in den 1980er Jahren vor der Frage stand, entweder zu resignieren oder einen radikalen Neuanfang zu probieren. 1995 waren alle wesentlichen Umbauten abgeschlossen. Der neugotische Backsteinbau aus wilhelminischer Zeit hatte einen freistehenden Liftturm sowie Einbauten aus Stahl erhalten, namentlich Treppen und eine Galerie. Vor allem aber führte man religiöses Leben und Diakonie, die sich sehr auseinander entwickelt hatten, wieder zusammen. Zuvor war der Gottesdienst gegenüber dem sozialen Engagement ins Hintertreffen geraten; die Kirche, verglichen mit dem Gemeindehaus, schien verwaist. Nach dem Umbau lebte sie auf. Zum sonntäglichen Gottesdienst, zu Taufen, Trauungen, Konfirmationen und den Feiern des kirchlichen Jahres gesellten sich Konzerte, Liederabende, Lesungen. Mittlerweile gibt es Eltern-Kind-Kreise in ihren Mauern, Meditationsgruppen, Kurse in richtigem Atmen und für Laienschauspieler. Handwerker kommen in der Kirche zur rituellen Freisprechung zusammen, Berlins Diakonie hält hier ihre Hauptversammlung ab.

Historisch ist die Multifunktionalität einer Kirche nichts Neues. Erst im Laufe der Geschichte und dann vollends im 19. Jahrhundert wurden die Kirchen zu exklusiven Orten des Gottesdienstes. Die mittelalterlichen Kirchen hingegen dienten nicht nur der Liturgie, sondern auch als Versammlungsort für die Bürgerschaft oder die Zünfte. Ulms monumentales Münster ist ja von der Bürgerschaft errichtet worden, nicht von irgendeinem Domkapitel. Mittelalterliche Kirchen besassen noch keine feste, die Nutzbarkeit einschränkende Bestuhlung. Sakrale und profane Handlungen teilten sich den Raum. In den Türmen wurde Gericht gehalten, und das Läuten der Glocken bei Feuer war kein kirchlicher, sondern ein städtischer Dienst. Noch heute unterstehen deswegen viele Kirchtürme einer Stadt oder Kommune.

Ökonomischer Druck

Die historisierenden, oft im neugotischen Stil gehaltenen Grosskirchen, die mehr als tausend Besuchern Platz boten, waren eine Antwort auf die Bevölkerungsexplosion in den Städten des 19. Jahrhunderts. Manche Gemeinden zählten bis zu hunderttausend Köpfe, nannten mehrere Kirchen ihr eigen und mussten durch Teilung verkleinert werden. Heute stehen die christlichen Volkskirchen in Deutschland vor einer ins Gegenteil verwandelten Situation. Sinkende Geburtenraten (unter Protestanten noch deutlicher als bei Katholiken) und Kirchenaustritte sorgen seit Jahrzehnten für Mitgliederschwund. Eine hohe Arbeitslosigkeit und Reformen der Einkommenssteuer schlagen negativ auf das Aufkommen der Kirchensteuer durch.

Der ökonomische Druck ist enorm. Vor die Wahl gestellt, diakonische und seelsorgerische Dienste zu beschränken oder Gebäude aufzugeben, lavieren die Bischöfe. Kirche ist keine Institution, die leichten Herzens Personal entlässt. Also stellt man, was auch ein Desaster birgt, vorerst nur keine neuen, jungen Kräfte ein. Im Umgang mit Gebäuden gilt die Devise: lieber ein Gemeindehaus oder Bauten der Diakonie schliessen als eine Kirche veräussern. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte nicht nur ein Boom im Neu- und Wiederaufbau von Kirchen eingesetzt, es hatte sich auch das Wirken der Gemeinde institutionell differenziert: Man zog aus der Kirche aus und in neugeschaffene Gemeindehäuser und Verwaltungsgebäude ein. Dieser Trend erfährt jetzt eine Umkehrung. Kirchen öffnen sich für zusätzliche, meist kulturelle Nutzungen und holen zugleich das Gemeindeleben in ihre Mauern zurück. Die Büros und Dienste werden, wie am eingangs geschilderten Kreuzberger Beispiel gut zu sehen, wieder direkt in der Kirche angesiedelt. Revidiert wird auch der Zuschnitt der Gemeinden. Das Bistum Essen, das sparen muss wie kaum ein anderes in Deutschland, will jeweils fünf bis sieben Gemeinden zu einer Grosspfarrei zusammenfassen.

Strukturelle Reformen mögen den Kirchen helfen, doch ihr Gesamtbestand wird sich keinesfalls retten lassen. Im Januar 2006 meldete Radio Vatikan, das Bistum Essen müsse ein Viertel seiner Kirchen schliessen. Kirchgänger klagen bisweilen über die Gleichgültigkeit, mit welcher manche Gemeindemitglieder die drohende Schliessung ihres Gotteshauses hinnehmen. Alle Indifferenz aber hört sofort auf, wenn der Abriss historischer Kirchen ansteht. Die Lücke, die dann offenbar nicht nur im Stadtbild, sondern auch im Gemüt gerissen zu werden droht, schmerzt selbst gänzlich säkulare Geister. Eine Entsprechung dazu bietet der Jubel, der bei der Einweihung von Dresdens wiederaufgebauter Frauenkirche ertönte: In ihn stimmten auch kirchenferne Kreise ein. Aus Sentimentalität? Anscheinend befriedigen zumal historische oder historisch anmutende Kirchengebäude ein Bedürfnis nach Heimat, nach Landmarken in Zeit und Raum, nach Historie im raschen Wandel der Gegenwart, vielleicht auch nach einem Mahnmal der Transzendenz inmitten der funktionalen Diesseitigkeit moderner Städte. Kulturpsychologisch ist dieses Phänomen kaum ausgelotet.

Kein Muezzin im Glockenturm

Im September 2003 gab das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz eine «Entscheidungshilfe» heraus, um Riten allfälliger Profanierung von Kirchen sowie Kriterien und Grenzen möglicher Umnutzung zu beschreiben. Der Abriss gilt als Ultima Ratio, der Verkauf als unerwünscht, aber bisweilen unvermeidlich. Um keine Illusionen über den Ernst der Lage aufkommen zu lassen, verweist man auf die «seit den 1950er Jahren kontinuierlich rückläufige Zahl der allsonntäglichen Gottesdienstteilnehmer von fast 12 Millionen auf inzwischen rund 4 Millionen». Trotz diesen Nöten verzichtet die Handreichung nicht auf die Formulierung von Vorlieben: Die Übernahme von Kirchenräumen durch die öffentliche Hand sei dem Verkauf an Private vorzuziehen, und lieber möchte man der Kultur eine Stätte bieten als dem Kommerz. Auch sollten Mischnutzungen in Erwägung gezogen werden, «die der Würde des Raumes Rechnung tragen».

Was die Grundmelodie angeht, unterscheiden sich die Umnutzungskriterien der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland nicht wesentlich voneinander. Ein rotes Tuch für beide ist die Übergabe von Gotteshäusern an Muslime. Die katholischen Bischöfe schliessen «wegen der Symbolwirkung» und aus «Rücksicht auf die religiösen Gefühle der katholischen Gläubigen» eine kultische Nutzung durch nichtchristliche Religionsgemeinschaften generell aus. Die Protestanten können sich zumindest jüdische Gemeinden als gemeinschaftliche Nutzer ihrer Kirchen vorstellen. Allerdings haben sie einst schon - vor dem 11. September 2001 - liberaler gedacht. Mittlerweile jedoch bremst die Idee vom Clash of Civilisations den interreligiösen Dialog und die Bereitschaft, Andersgläubigen das Haus zu öffnen. Dabei ist den Oberen beider Konfessionen sehr wohl klar, dass, wer den Abriss verhindern will, für die Nutzung plädieren muss.

Viele Kirchen haben ja doch nur deshalb die Zeitläufte überdauert, weil sie zwar zweckentfremdet, aber doch immerhin genutzt worden sind. Kriege und die Aufhebung von Klöstern, vor allem die Folgen der Säkularisation nach 1803 machten aus Kirchen Bibliotheken, Versammlungs-, Ausstellungs- und Konzertsäle, Verwaltungseinrichtungen, Wohnungen, Gaststätten, Lagerhallen, Hörsäle. So blieben sie erhalten. In der Trierer Abteikirche St. Maximin wird seit einem Jahrzehnt Korbball gespielt und geturnt; benachbarte Schulen verwenden sie als Sporthalle. Die noch immer für Gottesdienste genutzte Stadtpfarrkirche Müncheberg beherbergt heute zusätzlich die Stadtbücherei und vermietet im Obergeschoss einen Sitzungssaal, hat eine Küche und Toiletten einbauen lassen und offeriert «Komplettservice» für Feiern, Tagungen, Galas, Modenschauen.

Wo liegen die Grenzen, zumal für kommerzielle Nutzung? Der bischöfliche Hinweis auf Bordelle, die es keinesfalls hinter Kirchenmauern geben dürfe, ist banal. Wie sieht es etwa mit Auto-Präsentationen aus? «Machen wir nicht», sagt Pfarrerin Apel von der Kirche zum Heiligen Kreuz in Berlin. Und Modenschauen? «Kommt auf den Einzelfall an», meint ihr Mitarbeiter. Auf eine Gewissensprobe stellte die Gemeinde ein Grossunternehmen, das die Kirche für eine publizitätsträchtige Kulturveranstaltung mieten wollte. Höchste politische Prominenz sollte zugegen sein. Weil aber die Firma mit der Rüstungsindustrie verbandelt sei, habe man ihr schliesslich doch eine Absage erteilt. Man hört heraus: Es ist der Kirche schwer gefallen.

Die Nachkriegsmoderne im Kirchenbau - zu Unrecht geschmäht

Matthias Ludwig ist Assistent des evangelischen Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart in Marburg. Wir fragten ihn, ob es symptomatisch sei, dass der Abriss vor allem Bauten der fünfziger oder auch sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts bedrohe.

Das lässt sich leider so generalisieren. Die Gemeinden entscheiden sich in den meisten Fällen, wenn sie zwei oder drei Gebäude besitzen und nur eines noch unterhalten können, für das älteste, die «Mutterkirche». Beim ersten Abriss, den jetzt Frankfurt erfuhr, dem der Heilandskirche im Stadtteil Bornheim, war das nachvollziehbar, da die verschonte Mutterkirche aus dem 18. Jahrhundert stammt und historisch wertvoll ist. Doch auch die Heilandskirche hatte ihren Wert; leider sind die Kirchenbauten aus den fünfziger und sechziger Jahren wenig geliebt.

Aber jene Jahre waren ja nicht einfach eine Bauboom-Phase, sondern Zeiten, in denen namhafte Architekten Kirchen gebaut haben.

Richtig. In meiner Jugend habe ich bei einem Kunstlehrer noch gelernt, gerade die Kirchen des 19. Jahrhunderts nicht zu lieben. Diese Geringschätzung ist längst umgeschlagen, der Denkmalschutz trägt sein Teil dazu bei. Gut so; viele jener Kirchen des Historismus sind Schätze. Aber die Kirchen der fünfziger und sechziger Jahre sind das auch. Die architektonische Moderne des 20. Jahrhunderts hat bewusst mit dem Historismus gebrochen. In den Siebzigern wurde gar die Bescheidenheit Programm: Statt Kirchen entstanden Gemeindezentren. Auch unter ihnen gibt es bedeutende Anlagen namhafter Architekten, städtebaulich gut konzipiert und heute hochgradig gefährdet.

An welche Architekten denken Sie?

Die abgerissene St.-Raphael-Kirche in Berlin zum Beispiel, an deren Stelle jetzt ein Supermarkt entsteht, war von Rudolf Schwarz. Er und Dominikus Böhm, von dem mehrere Kirchen im Ruhr- Bistum gefährdet sind, waren die Väter der kirchlichen Moderne auf katholischer Seite, ganz grosse Namen. Evangelischerseits fallen mir spontan Otto Bartning und Martin Elsässer ein. Eine Kirche, die im Ruhr-Bistum zu jenen 96 zählt, denen ab 2007 kein Bauunterhalt mehr gewährt wird, ist die Heilig-Kreuz-Kirche in Bottrop. 1955-57 nach Plänen von Rudolf Schwarz gebaut, mit einer riesigen Glaswand von Georg Meistermann, ein ungemein eindrucksvolles Bauwerk der Epoche.

In Duisburg ist St. Anna gefährdet, eine ganz frühe Nachkriegskirche, auch von Schwarz. Des weiteren gehören Kirchen der zwanziger und dreissiger Jahre zu denen mit ungewisser Zukunft, beispielsweise St. Engelbert in Essen von Dominikus Böhm. Sein Sohn Gottfried, Architekt skulpturaler Betonkirchen und gleichermassen bedeutend, ist ebenfalls von mehreren Kirchenschliessungen betroffen.

Können Sie auf evangelischer Seite Beispiele ähnlich akuter Gefährdung nennen?

In Hamburg wären dies etwa Kirchen von Friedhelm Grundmann, der in der Nachkriegszeit bis in die siebziger Jahre hinein sehr viele Kirchen gebaut hat. Oder ein Gemeindezentrum von Lothar Kallmeyer in Duisburg. Oder Bauten von Helmut Striffler, einem Schüler von Egon Eiermann. Striffler hat die Versöhnungskirche im Lager Dachau gebaut und die sehr bedeutende Trinitatiskirche in Mannheim, wirklich ein Juwel des Übergangs der fünfziger, sechziger Jahre, das heute gefährdet ist.

Ihr Schicksal ist noch nicht entschieden?

Viele der genannten Gebäude hängen in der Schwebe. Für andere, wie St. Johannes Capistran in Berlin-Tempelhof, gebaut von Reinhard Hofbauer, einem ebenfalls bedeutenden Nachkriegsarchitekten, scheint die Entscheidung gefallen. Das geht bis in ländliche Räume. In Altena in Westfalen z. B. wurde die Paul-Gerhardt-Kirche abgerissen. Und es betrifft Kirchen, die keineswegs baufällig sind, die man aber abreisst, um die Grundstücke zu verwerten und damit noch etwas Geld in die klamme Kasse zu bekommen. Oft allerdings kommt der Abriss teurer als der Ertrag.

Gegen den Abriss lässt sich theologisch argumentieren: Die Kirche wird unsichtbar, und das hat Folgen für das Leben der Gemeinde. Aber auch Architekturhistoriker sind entsetzt.

Bei den bedrohten Kirchen der Nachkriegszeit müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht der Bauten einer wichtigen Epoche entledigen. Es sind architektonische, auch kulturelle Schätze, Ausdruck eines gesellschaftlichen Verständnisses von Kirche in der Nachkriegszeit. Oft, darin liegt ein Problem, werden diese Kirchen nicht mehr verstanden, oder Menschen wollen sie nicht mehr verstehen. Vierzig, fünfzig Jahre sind ins Land gegangen, und die gesellschaftliche Situation hat sich gewandelt - zugleich ist aber der Abstand noch nicht so gross, dass wir die Nachkriegsbauten anblicken wie die Juwelen des 19. Jahrhunderts, die ihrerseits noch in den sechziger Jahren kühl, wenn nicht ablehnend betrachtet wurden. Damals hatte man kein Problem damit, etliche von ihnen radikal umzubauen. Das war kaum anders als bei den historistischen Profanbauten, die in grosser Zahl verändert oder gar abgerissen worden sind. Aber die Bauten jener Jahrzehnte nach dem Krieg sind oft schon des Denkmalschutzes wert, auch wenn sie noch nicht auf seinen Listen stehen. Der Denkmalschutz allein kann sie aber nicht halten. Es müsste schon eine breite Bewegung kommen, die betont, dass diese Gebäude, und das gilt nicht nur für Kirchen, für unsere Identität wichtig sind.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2006.04.24

05. Februar 2005Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Ende der Zwangspause

Fünf Monate ist es her, dass in Weimar eine spätabendliche Feuersbrunst das Dachgeschoss der Anna-Amalia-Bibliothek und die 2. Galerie ihres herrlichen...

Fünf Monate ist es her, dass in Weimar eine spätabendliche Feuersbrunst das Dachgeschoss der Anna-Amalia-Bibliothek und die 2. Galerie ihres herrlichen...

Fünf Monate ist es her, dass in Weimar eine spätabendliche Feuersbrunst das Dachgeschoss der Anna-Amalia-Bibliothek und die 2. Galerie ihres herrlichen Rokokosaals zerstörte. Fünfzigtausend Bücher wurden ein Raub der Flammen, mehr als sechzigtausend erlitten vor allem durch das Löschwasser schwere Schäden und mussten eiligst zur Gefriertrocknung nach Leipzig verbracht werden. Als bittere Ironie erschien der Zeitpunkt des Brandes: nur wenige Wochen später, und der Umzug aller Bücher in das neue unterirdische Magazin der Bibliothek wäre abgeschlossen gewesen. Zwar frass das Feuer bloss einen Bruchteil der Bestände, und zahlreiche historische Kostbarkeiten blieben verschont, da sie aus Platzmangel längst in Ausweichmagazinen weilten. An einen Leihverkehr war gleichwohl nicht mehr zu denken. Der Brand hatte die Bibliothek im Zentrum getroffen. Für zahlreiche Wissenschafter und ihre Forschungsprojekte begann eine böse, eine bücherlose Zeit.

Behutsam integrierte Moderne

Seit gestern hat die Zwangspause ein Ende. Mit einem Festakt eröffnete die Anna-Amalia-Bibliothek ihr neues Studienzentrum, einen lang ersehnten und gleich nach der deutschen Einheit projektierten Erweiterungsbau, der den Nutzern die Vorzüge einer modernen Forschungsbibliothek bietet. Das aus einem internationalen Wettbewerb siegreich hervorgegangene Konzept der Architektengemeinschaft Barz-Malfatti, Schmitz und Rittmannsperger (Weimar/Erfurt) besticht durch Schönheit, Funktionalität und einen behutsamen Umgang mit der Tradition. Mehrere historische Baukörper, darunter das sogenannte Rote und Gelbe Schloss, zuletzt Adresse der Stadtverwaltung, erfuhren eine Umnutzung. Zwei Tiefmagazine verbinden das weitläufige Ensemble einschliesslich des Stammgebäudes zu einem Ganzen. Nach aussen kenntlich ist die Modernität des Umbaus nur im Eingangsbereich des Studienzentrums, und auch auf dieses Entrée stösst man erst, wenn man den Innenhof des Schlosses betritt. Hier erhebt, eingezwängt zwischen Zeugnissen der Vergangenheit, ein Neubau seine von hohen Fenstern beherrschte klare Fassade.

Grosszügigkeit empfängt den Eintretenden. Nach wenigen Schritten gelangt er in die «ruhige Mitte» des heterogenen Erweiterungsbaus, einen Bücherkubus, in dessen Parterre ein für alle frei zugänglicher Lesesaal eingerichtet wurde. Dieser Lesesaal, nach oben hin drei Etagen durchbrechend, hat es in sich. Mit seinen von Bücherregalen gesäumten Galerien und den Oberlichtern bildet er das Pendant zum Rokokosaal der alten Bibliothek; nur kündet hier die Architektur von der Herrschaft des Rechtecks statt von der Liebe zum Oval. Angenehm kontrastiert das Schwarz schwerer Ledersessel zum hellen Holz des Fussbodens und der Regale. Stehlampen sollen die Behaglichkeit verstärken. Der Besucher ist noch gar nicht in die eigentliche Bibliothek vorgedrungen, er hat noch keine Schranke passiert und keinen Benutzerausweis vorzeigen müssen, da empfängt er in Gestalt dieses Lesesaals bereits eine erstklassige Visitenkarte.

Der gute Eindruck setzt sich fort. Woher nur nimmt der arme deutsche Osten das Geld für so wunderbare Bibliotheksbauten? Selbst die roh belassenen Betonwände wirken in diesem Ambiente splendid. Edle Materialien, Designerleuchten und automatische Sonnenblenden gehören wie selbstverständlich zum zweiten, im Freihandbereich gelegenen Lesesaal. Arbeitsstühle mit mehr als kopfhohen Rückenlehnen laden dazu ein, die bis in den Abend verlängerte Öffnungszeit der Bibliothek auszukosten. 130 (statt zuvor 30) Arbeitsplätze unterschiedlichen Komforts, vom kleinen Kabinett mit eigenem Regal und Schreibtisch bis zum schmalen Platz für kurze Lektüren, sind in den Abteilungen der Freihandbibliothek verteilt. Dort hat man hunderttausend Bücher für den unmittelbaren Zugriff aufgestellt, weitere Forschungsliteratur wartet in den neuen Magazinen, die für eine Million Bände ausgelegt sind. Stellflächen für den Zuwachs der nächsten vierzig Jahre habe man gewonnen, hiess es anfangs. Von nur noch zwanzig Jahren spricht man jetzt.

Es geht nicht allein um Zugewinn an Fläche. Bibliotheksdirektor Michael Knoche kehrt das neue Konzept heraus, den Sprung der Anna Amalia von einer Fürstenbibliothek, deren Entwicklung im 19. Jahrhundert stecken geblieben ist, zur «benutzerorientierten Forschungsbibliothek» auf der Höhe der Zeit. So soll die Lieferung eines Buches aus dem Magazin künftig nicht mehr lästige 24 Stunden, sondern 24 Minuten benötigen. Wegen der Brandnacht des 2. September 2004 kommt dem Studienzentrum ungeahnte Bedeutung zu. «Ohne diese Fertigstellung hätten wir gar keine Chance, mit den Brandverlusten vernünftig umzugehen», sagt Knoche.

Die Lage am Brandort

An der Brandstätte herrscht Optimismus, den Schaden beheben zu können, doch der Rokokosaal sieht noch trostlos aus. Das Löschwasser hat das Gebäude «bis zur Sättigung» getränkt. Der alte Schwamm erhielt neue Nahrung, und sehr rasch setzte die Schimmelbildung ein. Also hat man aus den Holzdecken und Fussböden bis auf die tragenden Balken fast alles herausgerissen, um die Trocknung zu befördern. Grosse Rohre für Abluft durchziehen den Raum, an der Seite sorgt ein starkes Gebläse für Luftzirkulation. Ein Jahr rechnet der Denkmalschützer der Stiftung Weimarer Klassik, bis alle hölzernen Materialien trocken sein werden. Ungleich länger, geschätzte zwanzig Jahre, wird das steinerne Erdgeschoss brauchen, das noch aus der Renaissance stammt. Dieselbe Spanne rechnen die Restauratoren für die Wiederherstellung aller beschädigten Bücher, von denen eine erste erfolgreich gefriergetrocknete Ladung demnächst eintreffen soll. Gänzlich in den Sternen steht der kriminologische Befund über die Brandursache. Die zuständigen Behörden haben bis heute kein Ergebnis vorgelegt und meiden den Kontakt zur Bibliotheksleitung. Schon wittert man in Weimar «politische Gründe» für den Mangel an Aufklärung und spekuliert, Verantwortlichkeiten für den Brand würden vertuscht.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2005.02.05



verknüpfte Bauwerke
Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

17. Januar 2005Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Schrumpfen muss nicht nur schrecklich sein

Die ostdeutsche Stadt Halle, zu DDR-Zeiten geprägt von den riesigen Chemiekombinaten Leuna und Buna, hat seit der Wende ein Drittel ihrer Bewohner verloren. Doch die einstige «graue Diva» will der Abwanderung schöpferisch begegnen und hat den Stadtumbau ins Zentrum ihrer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 gestellt.

Die ostdeutsche Stadt Halle, zu DDR-Zeiten geprägt von den riesigen Chemiekombinaten Leuna und Buna, hat seit der Wende ein Drittel ihrer Bewohner verloren. Doch die einstige «graue Diva» will der Abwanderung schöpferisch begegnen und hat den Stadtumbau ins Zentrum ihrer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 gestellt.

Silberhöhe soll Waldstadt werden. Wie romantisch das tönt. Die Wirklichkeit ist prosaischer. Über zwanzig Wohnblöcke des vorherrschenden elfgeschossigen Typs sind in der noch jungen, grossen und dicht bevölkerten Plattenbausiedlung bereits abgerissen worden. Mehr als die Hälfte der Anwohner ist abgewandert, und wenn die Stadtplaner ihre Konzepte nicht wieder korrigieren, nämlich die Zahl der Abrisse erneut heraufsetzen müssen, so wird die Trabantenstadt im Süden Halles im Jahre 2010 von ihren einst 15 000 Wohneinheiten ganze 7000 verloren haben. Auf den frei gewordenen Flächen hält der Wald Einzug. Bewachsenes Terrain ist pflegeleichter als Rasen. Zu einer ersten Baumpflanzung fanden sich Bürger und Sponsoren im vergangenen Oktober zusammen. Während am Rand der Siedlung ein naturnaher Wald wachsen darf, sollen zwischen den Häusern «lichte Haine» entstehen. Denn niemand soll sich beim Gang zum Postamt fühlen wie im finstren Tann.

Die Grosswohnsiedlung (vulgo «Platte») Silberhöhe, in der Spätphase der DDR als zugkräftige Offerte für Arbeiter der nahe gelegenen Chemiekombinate sowie als Alternative zu Halles maroden innerstädtischen Altbauten errichtet, gilt heute als sozialer Brennpunkt. Die Zahl der Empfänger staatlicher Fürsorgeleistungen ist die höchste in Halle, das Geburtendefizit und der Wegzug von jungen Familien und Menschen in arbeitsfähigem Alter lassen den Stadtteil unter Überalterung leiden. 18 von 22 Kindergärten mussten schliessen. Kein Stadtteil Halles wies zuletzt einen grösseren Leerstand an Wohnungen auf. Der Anblick «war wirklich gespenstisch», berichtet Ulrike Neubert vom Amt für Stadtentwicklung. Schon deshalb seien Abrisse nötig gewesen.

Den Stadtteil naturnäher machen

Dass nun ein grüner Verband die dem Stadtteil geschlagenen Wunden bedecken soll, begrüssen die Anwohner. Der Umbau steht offiziell auf zwei Säulen, «Rückbau» einerseits, «Aufwertung» andererseits. Die Baumpflanzungen fallen unter die Massnahmen zur Aufwertung und kommen bei den Adressaten gut an. Kontinuierlich durchgeführte Umfragen ergeben, dass die Zufriedenheit der Bewohner mit ihrem Stadtteil wieder wächst. Das hat auch mit der stärkeren Anbindung der Silberhöhe an die Aue der Saale zu tun. «Wir geben der Landschaft den Naturraum zurück», sagt Ulrike Neubert. Um das Defizit bei der Naherholung auszugleichen, ist ein neuer Rad- und Wanderweg entstanden, und das reizvolle Steilufer der Saale hat einen Aussichtspunkt erhalten - leider in typisch bundesdeutscher Machart: Den spartanischen Sitzbänken fehlen Rückenlehnen, und man kann nicht Platz nehmen, ohne dass ein wohl zum Schutz vor Abstürzen installiertes, indes überflüssiges Geländer das Blickfeld stört. Daneben, gleichermassen hässlich, Metallbügel zum Anschliessen von Fahrrädern. Bei aller Naturliebe: Ordnung muss sein.

Fast ein Drittel seiner Bevölkerung hat Halle seit dem Ende der DDR verloren. Die Chemiewerke von Leuna und Buna - auf modernste Technologie umgerüstet - kommen heute mit einem Zehntel an Arbeitskräften aus. Halles Arbeitslosenquote liegt bei über zwanzig Prozent. Die De-Industrialisierung führte zur Abwanderung Arbeitssuchender nach Westen; sechzig Prozent der Einwohnerverluste allerdings gehen aufs Konto der Suburbanisierung: Sie sind Wegzüge ins Umland, zum Teil unterstützt durch eine (mittlerweile als übereilt erkannte) Förderung des Baus von Eigenheimen, womit man einem sehnlichen, in der DDR unerfüllten Wunsch nachkam.

Halles randständige oder jenseits der Saale liegende Plattenbausiedlungen unterliegen dem stärksten Aderlass, was allerdings nicht heisst, dass die Innenstadt von Abwanderung verschont bliebe. Deren Effekte begegnen auf Schritt und Tritt: hier ein schönes Bürgerhaus, frisch saniert, das dennoch leer steht, den Eingang mit Brettern vernagelt. Dort das Postamt, ein imposanter klassizistischer Bau, der nur im Parterre, auf einem Bruchteil seiner Fläche, genutzt wird. Oder die Universitätskliniken, die an den Stadtrand ziehen und ein reizendes architektonisches Ensemble ohne künftigen Nutzer hinterlassen. Am Francke- Platz hat sich die Kunst des Themas bemächtigt: Dort blickt ein unbewohntes Haus den Passanten nicht mit blinden Scheiben oder aus leeren Fensterhöhlen an. Vielmehr sind die Fenster so mit Pflanzen überwuchert, dass es scheint, als quelle das Blattwerk übermächtig aus dem Innern hervor. Ein Gleichnis vom Triumph der Natur über das städtische Wohnen? Warnung vor der Rückkehr der Wildnis? Oder ein sarkastischer Kommentar zu dem Umstand, dass Halle seine Bewohner verliert, die einst russgeschwärzte Chemiestadt dafür aber immer grüner wird?

Im Zweiten Weltkrieg kam Halle glimpflich davon. Eine Bombe zerstörte das Opernhaus völlig, so dass die Besucher heute mit einer Replik des Baus vorlieb nehmen müssen. Sehenswürdigkeiten wie Händels Geburtshaus, die Moritzburg, Franckesche Stiftungen, Dom und Roter Turm aber sind alle noch da. Wer es gut mit Halle meint und ein wenig Propaganda nicht scheut, nennt die Stadt wegen ihrer Dichte an historischen Bauten ein «geschlossenes Flächendenkmal». Immer wieder sind auch Plattenbauten in die Altstadt vorgedrungen. Das ändert jedoch nichts an der reichen Substanz. Die DDR liess Halle verkommen; kaum ein Haus war 1990 saniert. Mittlerweile sollen es, wiewohl selbst manch schöner Repräsentationsbau noch auf seinen Retter und ein Nutzungskonzept wartet, zwei Drittel aller Bauten sein. Der Stilmix ist beeindruckend gegensätzlich: Mal erhebt sich ein sozialistischer Plattenbau neben einem Zeugnis romanischer Architektur, dann wieder stammt sein Nachbar aus der Renaissance oder der Gründerzeit.

Kulturstolz

Für das Jahr 2010 bewirbt sich Halle um den Titel der Kulturhauptstadt Europas. Pfunde, um auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft zu wuchern, besitzt die Saalestadt zur Genüge. Sie kann auf eine mehr als dreihundertjährige Universitätsgeschichte verweisen, auf ihre Vergangenheit als Zentrum der Frühaufklärung und des Pietismus, auf die reichen Sammlungen des Landeskunstmuseums in der Moritzburg. Luthers Totenmaske befindet sich in Halle, die internationalen Händel-Festspiele sind hier zu Hause, und in jüngster Zeit macht das Landesmuseum für Vorgeschichte mit dem Fund der prähistorischen «Himmelsscheibe von Nebra» Schlagzeilen und sorgt für einen signifikanten Anstieg des Tourismus. Alle diese Register wird man für die Bewerbung selbstverständlich ziehen. Stolz verlautet seitens des Stadtmarketings, anders als mancher Konkurrent müsse Halle kulturelle Infrastrukturen nicht erst errichten, sondern könne einfach auf bestehende zurückgreifen. Aber die Schätze, Traditionen und Institutionen sind nicht das Wesentliche. Zur Kulturhauptstadt Europas will Halle als «shrinking city» gekürt werden. Dafür, wie sie als schrumpfende Stadt ihren Umbau betreibt. Das muss dringend auch anhand innerstädtischer Projekte demonstriert werden. Aber wo waren die Eingriffe bisher dramatischer als in den Problemzonen am Rande, in Plattenbausiedlungen wie Silberhöhe und Halle-Neustadt? Zu DDR-Zeiten hiess Halle-Neustadt nur Neustadt, war eine eigene kreisfreie Stadt und ein sozialistisches Vorzeigeprojekt. 1964 für die Arbeiter in Leuna und Buna gegründet, sollte sie licht, modern und komfortabel sein. «Vor 35 Jahren war das für uns ein Glücksgriff, hier eine Wohnung zu kriegen. Es war total top. Ein Neubau. Keine Kohlen schleppen. Kein Feuer machen in der Früh. Kein Wasser aufheizen müssen», erinnert sich Lutz Schendel, der einen Tag vor seiner Einschulung nach Neustadt zog und heute im Stadtteilbüro arbeitet.

Das Projekt «Mietergärten»

Bis zur Wende lebten hier 94 000 Menschen, und mit ihren bepflanzten Innenhöfen, den Rasenflächen, Büschen und Bäumen ist diese «Platte» das grünste Neubaugebiet Deutschlands. Einige sogenannte Scheiben- und Punkthochhäuser, achtzehngeschossig, als Riegel aufragend die einen, als Türme die anderen, markieren das mehrheitlich aus weniger hohen Gebäuden bestehende Stadtbild. An ihnen, als den Wahrzeichen und Orientierungspunkten, soll der Abriss vorübergehen, der in Halle-Neustadt noch ganz am Anfang steht und bis anhin «nur» 800 Wohneinheiten vernichtet hat. Was in Silberhöhe «Waldstadt» heisst, hat in Neustadt im Projekt «Mietergärten» sein Pendant. Dabei konnten sich die Bürger um Parzellen auf durch Abriss frei gewordenen Flächen bewerben. Ob sie dort demnächst Liegestühle aufstellen oder Tomaten züchten, steht ihnen frei, nur Bauten dürfen sie keine errichten. - Die DDR war ein Land des Wohnungsmangels. Stadtplanung - das freilich war im Westen kaum anders - richtete sich auf Ausbau, nicht auf Rückbau. Was hingegen fängt man mit überschüssigen Bauten an? Ganz neue Dinge haben die Stadtplaner zu lernen. Man kann zum Beispiel nicht einfach Hochhäuser abreissen und an ihre Stelle Einfamilienhäuser setzen. Dergleichen geht nicht ohne Änderungen der Infrastruktur, ohne Anpassung der Versorgungsleitungen. Wird weniger Wasser verbraucht, weil es weniger Abnehmer gibt, müssen Rohre mit kleinerem Durchmesser her, um den richtigen Druck und die richtige Fliessgeschwindigkeit zu gewährleisten.

Der Rückbau verfolgt grundsätzlich ein Ziel: Der betreffende Stadtteil soll, indem er kompakter wird, lebensfähig bleiben. So trifft der Abriss vornehmlich die Peripherie. In Zentrumsnähe, wo nicht oder weniger abgerissen wird, sind für leer stehende Häuser alternative Konzepte gefragt. Ideen für «Umnutzungen» stehen hoch im Kurs unter Halles Stadtplanern, sind jedoch rar oder bieten oft keine langfristigen Lösungen. In Silberhöhe zog die Polizei in einen ehemaligen Kindergarten, musste ihr allseits begrüsstes Revier nach Stellenstreichungen aber bald wieder schliessen. In Halle-Neustadt liessen sich hochfliegende Pläne für die Umwidmung eines verlassenen Scheibenhochhauses zum Erlebniszentrum (mit einer durch alle Etagen führenden Rutsche) nicht umsetzen. Ein grosser Erfolg war «Hotel Neustadt», die Nutzung eines Hochhauses als von Jugendlichen geführte Herberge, um darin im Sommer 2003 alternative Lebensformen zu erproben und ein Theaterfestival zu veranstalten. Bei alldem überwiegt die befristete Zwischennutzung. Künstler finden Halle interessant, Studenten auch, das Freizeitangebot wächst, und Lokalmatadore titulieren Halle «die grüne Universitätsstadt am hellen Strand der Saale» (Peter Sodann). Nur Investoren stehen leider nicht Schlange.

Vielleicht bald eine der schönsten deutschen Städte

Peter Sodann, Sie kamen 1980 als Theaterdirektor nach Halle und haben hier die Kulturinsel aufgebaut, ein Karree aus mehreren Häusern mit verschiedenen Bühnen, Bibliothek, Lesesaal, Kneipe und Café. Sie sind wahrscheinlich Halles bekanntester lebender Kulturaktivist. Wie sollte sich Halle als Kulturhauptstadt bewerben?

Das Wichtigste ist, dass sich die Stadt mit ihren Schätzen auseinandersetzt. Was könnten wir vorzeigen, wenn wir die richtigen Einrichtungen dafür hätten. Im malerischen, bildhauerischen, wissenschaftlichen Bereich. In Weimar, das Kulturhauptstadt war, ist das vielleicht augenfälliger. Aber wir haben hier in Halle Persönlichkeiten, die in der Wissenschaft, an der Universität, ein grosses Wort mitgesprochen haben. Oder in der Malerei, von Cranach bis Feininger. Bisher ist das unter Wert geschlagen worden.

Halle, die graue Diva.

Da wirken Umstände, in die Halle nicht erst 1945, sondern schon im 19. Jahrhundert geraten ist. Die Entstehung der Chemiewerke von Leuna und Buna löste eine riesige Migrationsbewegung aus. Halle ist eine der schwierigsten Städte, die ich kenne. Sie war die Hauptstadt eines Chemie- Dreiecks, das ungeheuer viel Dreck geschleudert hat. Der Dreck ist jetzt weg, in der Saale kann man wieder fischen gehen, und viele der einst russgeschwärzten Fassaden strahlen wieder. Wir hatten in der DDR den Wahlspruch «Trümmer schaffen ohne Waffen». Diese Stadt, die vom Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, hat sich selbst verfallen lassen. Weil aber verfallene Häuser, anders als zerbombte, gerettet werden können, hat Halle die Chance, eine der schönsten Städte Deutschland zu werden.

Die Kulturhauptstadtbewerbung stellt den Stadtumbau ins Zentrum. Das ist mutig. Man hätte ja nur Schätze zeigen und in Historie machen können.

Die Strukturprobleme sind aber für die Zukunft entscheidend. Seit 1990 sind über 100 000 Menschen weggezogen, teilweise ins Umland oder abgewandert nach dem Westen. Das ist ein Schwund, der sich auf die Kultur und alle anderen Einrichtungen der Stadt auswirkt. Und da ist Halle insofern eine bewundernswürdige Stadt, weil wir trotz Abwanderung keinen Publikumsschwund hier im Neuen Theater haben.

Weil das kulturinteressierte Publikum das ältere ist - und die Alten bleiben ja.

Ich muss Sie widerlegen. Sechzig Prozent unserer Zuschauer sind im Alter von 17 bis 35 Jahren.

Die DDR war kein Gebiet, das der Einrichtung der bürgerlichen Klasse besonders förderlich war. Gibt es dennoch so etwas wie Bürgersinn, der sich bis ins Kulturelle erstreckt?

Den gibt es. Allein schon durch die Universität. Es ist ja eine sehr intelligente, ich sage immer: eine verproletarisierte intelligente Stadt. Die Stadt einzuschätzen, fällt mir wirklich schwer. Dazu muss man die Vergangenheit bemühen. Einst eine normale Provinzstadt mit einer Universität, siedelten sich bei ihr riesige Werke und Einrichtungen an, die für den Ersten oder Zweiten Weltkrieg Verwendung fanden. Und wo früher 20 000 Menschen gearbeitet haben, arbeiten heute 1500. Trotz hoher Arbeitslosigkeit ist es erstaunlich, was alles hier stattfindet.

Keine Niedergeschlagenheit.

Überhaupt nicht. Die Hallenser meckern auch nicht. Dabei weiss man bei vielem noch gar nicht, wie das richtig geht. In der alten Bundesrepublik ist ein Arbeitsamt entstanden, und es hat Jahre gebraucht, und es ist normal gewachsen mit seiner Arbeitslosigkeit. Hier ist dies alles auf einen Schlag geschehen. Von heute auf morgen sind die Leute nicht mehr in ihre Betriebe gegangen, sondern mussten aufs Arbeitsamt. Selbst wenn sie im Betrieb manchmal auch schon keine Arbeit hatten, so gab es doch einen Zusammenhalt. Sie trafen sich jeden Tag und konnten die Probleme diskutieren. Auf dem Arbeitsamt trifft man sich anders. Und das hat die Bevölkerung etwas schockiert. Mutlos aber ist man nicht in dieser Stadt.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2005.01.17

02. Juli 2002Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Allgemeines Entzücken

Die Expo 02 im Spiegel der deutschen Presse

Die Expo 02 im Spiegel der deutschen Presse

Liebe Nationen, hört auf, Weltausstellungen zu machen, inszeniert lieber Landesausstellungen! - Das empfiehlt zwar niemand in der deutschen Presse, aber wenn man dort die Lobgesänge über die Schweizer Expo 02 verfolgt, drängt sich dieser Rat geradezu auf. Wie angestrengt klang vor zwei Jahren alle Begeisterung über die Weltausstellung in Hannover, verglichen mit dem Enthusiasmus, den die deutschen Zeitungen nun der schweizerischen Selbstthematisierung zuteil werden lassen. Die übergreifenden Themen wie «Augenblick und Ewigkeit», «Macht und Freiheit» oder «Sinn und Bewegung» seien nicht nur «weniger simpel gestrickt als bei der Expo Hannover», rühmt der Berliner «Tagesspiegel», sondern würden «mit helvetischer Pfiffigkeit zu ureigenen Devisen verwandelt». Von «geradezu unschweizerischer Leichtigkeit» schwärmen unisono «FAZ» und «Stuttgarter Zeitung».

Kein Blatt versäumt es, Martin Heller, den «bravourösen» künstlerischen Leiter der Expo 02, mit Lorbeer zu bekränzen. Auch wenn Heller nicht die «futuristisch-verträumten Gebilde» seiner gescheiterten Vorgängerin Pipilotti Rist realisiert habe, so sei doch «der architektonische Mut» geblieben und habe zu «grossartigen, eigenwilligen Bauten» geführt, notiert der «Rheinische Merkur». Als wohltuend empfindet es die «FAZ», dass Heller sich nicht als «Volkspädagoge oder sogar als Visionär» geriere. Die Berichterstatterin aus Stuttgart ist gerecht genug, um neben Martin Heller auch Nelly Wenger, die Generaldirektorin, sowie den technischen Direktor Ruedi Rast zu preisen: «Ihre Expo ist weder die von vielen befürchtete Heidi-Schoggi-Matterhorn-Schau mit Jodeln, Fahnenschwingen und Alphornblasen noch eine säuerliche Attacke auf die Schweizer Identität, um diese mit volkspädagogischem Ingrimm als Schimäre zu entlarven.» Unterm Druck der Globalisierung scheinen Identitätsverlangen nicht mehr verpönt. Wenn ohnehin alles in Stücken liegt, weckt zusätzliches Dekonstruieren des Selbstgefühls nur Überdruss. Eine Portion schweizerischen «Neopatriotismus» wollen die deutschen Blätter entdeckt haben, betonen indes, die Expo stille dieses Bedürfnis auf reflektierte Weise, liefere mehr Fragen als Gewissheiten.

Die «Zeit» zieht vor den Organisatoren den Hut, weil sie Niveau gehalten haben: «Sie haben einer Grossveranstaltung einen Anspruch auf Tiefe abgerungen, haben Künstler, Politiker, Sponsoren unter ein Dach geholt, ohne vor den Unterhaltungs- und Werbewünschen zu kapitulieren.» Die «Frankfurter Rundschau» findet die Expo 02 so gelungen, dass sie schon jetzt sicher ist: «Keine Frage, diese Landesausstellung wird nicht die letzte gewesen sein.»

Nur die «taz» bleibt reserviert, schildert von dem, was zu sehen ist, fast gar nichts, hält sich dafür lang bei der Historie der Schweizer Landesausstellungen und den Anlaufschwierigkeiten der gegenwärtigen Expo auf. Erst am Ende möchte man glauben, der Berichterstatter sei leibhaftig in das Drei-Seen-Land zwischen Mittelland und Jura gereist. In einem jähen Anfall von Zustimmung nennt er die idyllischen Naturlandschaften ringsherum «so verführerisch wie» - welch possierliche Analogie - «die zahlreichen, in Uniformen gekleideten Mitarbeiter», reserviert dann aber flugs den Schlusssatz für eine Bemerkung über den «noch immer ziemlich teuren Schweizerfranken». Ohne Geld, das ist leider wahr, macht die Expo keinen Spass.

Ins Superlativische greifen die Kritiker aus, wo sie vom allgemeinen Kommentar zur konkreten Analyse übergehen: bei der Betrachtung der Arteplages. Dank der künstlichen begehbaren Wolke der amerikanischen Architekten Diller & Scofidio biete Yverdon «die spektakulärste Arteplage, inhaltlich wie architektonisch», meint der «Rheinische Merkur». Als «ganz einzigartiges Sinnenspektakel» und «surreale Sensation» hat die «Süddeutsche Zeitung» die Kunstwolke erlebt; vom «aufwendigsten und zugleich poetischsten Vorhaben» schwärmt die «Frankfurter Rundschau». Des Rühmens voll ist «Die Zeit»: «Hier, erhaben über dem See, im Rausch der Weite, lässt sich lernen, was Nuancierung heisst.»

Als zwar weniger poetisch, dafür aber ebenso eindrucksvoll wie aussagekräftig bewegt Jean Nouvels rostender Kubus auf dem Murtensee die Kritiker zu Huldigungen. Mal ist es der Gegensatz zwischen der «perfekt konservierten Museumsstadt Murten» und dem radikal futuristischen Vis-à-vis draussen auf dem See, der sie entzückt, mal die Kombination der Panoramen im Innern des schwimmenden Monolithen: im unteren Geschoss der elektronische Bilderzirkus; in der Etage darüber das restaurierte Schlachtengemälde aus dem 19. Jahrhundert. «Schöner und eindringlicher hätte man die Tradition der Schweizer Landesausstellungen nicht beschwören können als mit dieser im See ausgesetzten doppelgeschossigen Selbstreflexion», urteilt die «Süddeutsche».

Natürlich gestattet sich der beeindruckend geschlossene Chor der Jubler auch das eine oder andere Nörgler-Solo bei den Einzelausstellungen in den zahlreichen Pavillons; es gibt Dissens, ob man Harald Szeemanns Installation zum Thema «Geld und Wert - Das letzte Tabu», wo ein Roboter unermüdlich echte 100-Franken-Scheine zerfetzelt, altbacken und bieder oder tatsächlich klug nennen soll. Aber derlei wirkt eher als Demonstration, dass man das Kritikermetier sehr wohl nach beiden Seiten hin beherrscht - und stört im Übrigen nie die hymnischen Töne.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2002.07.02



verknüpfte Bauwerke
EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung

02. Juli 1999Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Erschütterung im Stelenwald?

Mahnung wider das Vergessen. Kranzabwurfstelle. Grundstein für die Berliner Republik. Betonierter Schlusspunkt. Zeichen deutscher Trauer. Schandmal. Zeugnis...

Mahnung wider das Vergessen. Kranzabwurfstelle. Grundstein für die Berliner Republik. Betonierter Schlusspunkt. Zeichen deutscher Trauer. Schandmal. Zeugnis...

Mahnung wider das Vergessen. Kranzabwurfstelle. Grundstein für die Berliner Republik. Betonierter Schlusspunkt. Zeichen deutscher Trauer. Schandmal. Zeugnis gegen Gleichgültigkeit. Ehrenmal des Leidens. Reichsopferfeld. Dauerrepräsentation unserer Schande. Feld der Irritation. Teutonisches Kolosseum. Demonstration von deutschem Buss- und Reuestolz. Geste der Solidarität mit den Opfern. Entsorgung des Grauens durch Ästhetisierung. Offene Wunde im Herzen der Hauptstadt. Aufgepfropftes Wahrzeichen mit Alibicharakter. Vermächtnis Bonns an Berlin. Nationales Gründungsopfer. Zentrales Zeichen für das künftige Selbstbewusstsein der Republik. Monumentaler Ausdruck der Unfähigkeit, uns selbst zu verzeihen. Grosses radikales Kunstwerk.


Für und Wider

Zitate aus elf Jahren Diskussion um das zentrale «Denkmal für die ermordeten Juden Europas» in Berlin. So viele Beinamen für eine Idee und ihre mögliche Ausgestaltung, so viel hart aufeinanderprallendes Für und Wider. Die Debatte um das Mahnmal sei das Mahnmal, hat sinngemäss der amerikanische Denkmalexperte James Young gesagt, die deutsche Disputfreude lobend. Die Gelobten haben es ihm nur allzu gern nachgesprochen - und dabei vergessen, dass stets nur dann heftig diskutiert wurde, wenn ein Ereignis, eine neue Wettbewerbsrunde, eine Entscheidung bevorstand. Mit dem Votum des Bundestages für Peter Eisenmans Stelenwald ist Endgültigkeit eingekehrt, also wird auch das Feuer des Streits erlöschen, ungeachtet dessen, dass die Gegensätze fortbestehen.

Der Beschluss der Volksvertreter determiniert das Mahnmal mehrfach: Er grenzt andere Opfergruppen des nationalsozialistischen Terrors wie Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Verfolgte aus und setzt so, mit einem Wort Henryk M. Broders, «die Sonderbehandlung der Juden unter einem positiven Vorzeichen fort». Er macht durch die Einbeziehung des Parlaments das Mahnmal tatsächlich zu einem Nationaldenkmal. Und er zeigt eine bemerkenswerte Verschiebung in der Staatsräson: Erstaunlich, wie nahezu einhellig die politische Klasse eines Landes bereit ist, das nationale Selbstbild negativ zu beschweren. Dabei handelt es sich keineswegs um, wie böse Zungen unterstellen, «typisch deutschen Masochismus». Bill Clinton entschuldigte sich unlängst für die Verbrechen der Sklaverei, die Kolonialregime entschuldigen sich für den Kolonialismus, die Staatsoberhäupter Frankreichs und Norwegens gestehen reuig die Kollaboration ihrer Länder bei der Deportation der Juden, die Schweiz geisselt sich für ihren Umgang mit nachrichtenlosen Vermögen und Nazigold. Da ist es so abseitig nicht, wenn in Deutschland die «Nachkommen der Tätergeneration» den Opfern ihrer Väter ein Denkmal setzen.

Mit der «neuen Inszenierung von Schande als einem Medium nationaler Selbstreflexion», meint der Soziologe Helmut Dubiel, «befinden wir uns in einer fast erdrutschartigen Veränderung der Art und Weise, wie westliche Gesellschaften ihr eigenes Legitimitätsmuster gestalten. Es ist keine triumphalistische Geschichtsschreibung mehr, sondern das Betrachten der Leichen im Keller.» Ein Betrachten freilich, das wenig kostet, da es zulasten der Altvorderen geht und für die Betrachter den moralischen Profit abwirft, sich mit ihrer kollektiven Selbstbeschämung auf der Seite der Guten fühlen zu dürfen. Andererseits: Wer wollte ein bisschen moralische Selbstüberhebung verübeln, solange ihre Früchte der historischen Wahrheitsfindung dienen?


Erfahrung, keine Aussage

Determiniert schliesslich hat der Bundestag das Mahnmal auch durch sein Vertrauen in die Kraft der Kunst, mehr zu sagen, als Begriffe es vermögen. «Leiden, auf den Begriff gebracht, bleibt stumm und konsequenzlos: das lässt in Deutschland nach Hitler sich beobachten», heisst es in Adornos «Ästhetischer Theorie». Indem sich die Abgeordneten des deutschen Bundestages mehrheitlich gegen die alternative Aufpflanzung der Mahnung «Du sollst nicht morden» und für Eisenmans enigmatisches Kunstwerk entschieden, waren sie der Ansicht Adornos nahe, dass «im Zeitalter des unbegreifbaren Grauens nur noch Kunst» der konkreten Wahrheit «vielleicht genügt». So ganz indes haben sie sich der Ausdruckspotenz begriffsloser Kunst doch nicht überlassen mögen und ein dem Stelenwald anzugliederndes Informationszentrum beschlossen.

Zu Recht, da Eisenmans Arbeit, kommentarbedürftig wie alle modernen Kunstwerke, erst durch die explizite Widmung, Denkmal für die ermordeten Juden zu sein, und durch den Kontext, durch historische Kenntnisse, zu sprechen beginnt. Aber wie spricht es? «Eine Ikonographie für die kollektive Vernichtung von Menschen zu erfinden» sei unmöglich, wusste Richard Serra, Eisenmans Partner beim ersten Entwurf. Man darf daher die Angemessenheit eines künstlerischen Holocaust-Mahnmals nicht auf der Darstellungsebene suchen. «Mein Entwurf ist antisymbolisch», sagt Peter Eisenman, und seine Lobredner pflichten ihm bei, dass der Gang durch das Mahnmal keine Aussage, sondern eine Erfahrung beschert. «Der Stelenwald vermeidet alle Gewissheiten und wirft uns auf uns selbst zurück. Fremd wird man sich dort fühlen - von falscher Versöhnung keine Spur, auf jede Deutung wird verzichtet», meinte Hanno Rauterberg in der «Zeit».

Das genügt nicht. Als womöglich narzisstisches Spiel mit eigenen Emotionen verfehlt das Denkmal seine Aufgabe. Nicht Individualisierung, nicht Zurückwerfen auf uns selbst, sondern Erschütterung ist, was wir von einem als Kunstwerk gestalteten Mahnmal verlangen müssen. Erschütterung aber meint Selbstverlust statt Selbstbespiegelung: dass der Betrachter sich vergisst, im Werk verschwindet. «Er verliert den Boden unter den Füssen; die Möglichkeit der Wahrheit, welche im ästhetischen Bild sich verkörpert, wird ihm leibhaft», hoffte Adorno. Diesen Anspruch in Peter Eisenmans Arbeit eingelöst zu finden fällt schwer. Vermutlich taugt dazu die gern als trivial bezeichnete «Information» ja doch mehr als die hohe Kunst. Dem Ergriffensein durch Photos, Briefe, Berichte und Ausstellungen über die Shoah kann man sich kaum entziehen. Ein Gleiches, gar mehr soll eine Wanderung durch den Stelenwald leisten können? Die Antwort steht aus, sie wird sich erst durch die praktische Probe geben lassen.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 1999.07.02



verknüpfte Bauwerke
Holocaust Mahnmal

03. Mai 1999Joachim Güntner
Neue Zürcher Zeitung

Weimarer Spiegelungen

Das «Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 1999» in Weimar war noch nicht offiziell eröffnet, da ereiferten sich die Stadt am Ettersberg, das Land Thüringen...

Das «Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 1999» in Weimar war noch nicht offiziell eröffnet, da ereiferten sich die Stadt am Ettersberg, das Land Thüringen...

Das «Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 1999» in Weimar war noch nicht offiziell eröffnet, da ereiferten sich die Stadt am Ettersberg, das Land Thüringen und die deutschen Feuilletons bereits über einen Skandal: Im Goethe-Nationalmuseum, das am 20. Februar, pünktlich zum offiziellen Auftakt und zugleich als Höhepunkt der Feierlichkeiten, seine Pforten wieder öffnen sollte, verzögerten sich die Umbauten. Unter erregten Missfallenskundgebungen musste die bauleitende Stiftung Weimarer Klassik eine Verschiebung des Termins auf den 1. Mai bekanntgeben.

Bei dieser auf zehn Wochen beschränkten Verspätung ist es zum Glück geblieben, so dass seit dem vergangenen Wochenende nicht mehr über Präliminarien gestritten wird, sondern das Ergebnis diskutiert werden darf. Auf einer mit 800 Quadratmetern eher kleinen Ausstellungsfläche präsentiert das sanierte und umgestaltete Nationalmuseum seine neue ständige Ausstellung, betitelt: «Wiederholte Spiegelungen». Nicht um die biographische Annäherung an Goethe geht es dabei, sondern um eine Perspektive auf die Weimarer Klassik und eine Beschwörung des lokalen Geistes jener Tage. Gerhard Schuster, der kommissarische Direktor des Hauses am Frauenplan, formuliert es so: «Aus der Sicht des Genius loci werden die Figuren entwickelt, zu denen neben Goethe vor allem Wieland, Herder und Schiller, aber auch Anna Amalia und zahlreiche Zeitgenossen gehören.»

Thematisch gegliedert in 24 Stationen, die Überschriften tragen wie «Friedrich Schiller revoltiert in tyrannos» oder «Goethe begräbt sein Zeitalter», ist die Ausstellung dem Prinzip verpflichtet, Historie zu inszenieren, sie «erlebbar» zu machen. Dazu wurden mehrere hundert Exponate aus dem Museumsfundus ausgewählt, dessen Grundstock die 50 000 Einzelstücke umfassende Sammlung Goethes zu Kunst und Naturwissenschaften bildet, der heute allerdings die doppelte Anzahl von Objekten umfasst. Wer beim neuen Goethe-Nationalmuseum an ein Literaturmuseum denkt, liegt falsch: Die Ausstellungsmacher gruppieren Handschriften mit naturwissenschaftlichen Präparaten oder Arbeitsmitteln; placieren unter die Büste der Anna Amalia deren Brautschuhe oder stellen einen kleinen, in Farbe und Dimension wahrhaft «goldigen» Napoleon zwischen die lebensgrossen Büsten deutscher Fürsten. Ein Handabguss der Frau von Stein fehlt ebenso wenig wie Schillers Totenmaske oder der präparierte Kaiman aus Goethes Sammlung. Antikenstatuen gemahnen an die ästhetischen Ideale der deutschen Klassik, und eine vergoldete Ritterrüstung aus dem Hoftheaterfundus zeigt, in welcher Kostümierung man damals den «Wallenstein» spielte.

Für «freche Momente» lobt Gerhard Schuster die Ausstellungskonzeption, und Kulturstaatsminister Michael Naumann hieb beim Festakt in die gleiche Kerbe, als er einer Befreiung der Klassiker aus kultischer Verehrung das Wort redete und dies im neuen Nationalmuseum realisiert fand. Vermutlich verblassen aber die Gefahren der missbräuchlichen Vereinnahmung Goethes, an die Naumann erinnerte, heute vor den Drohungen der Ignoranz. Und Musealisierung ist ein Weg, diese Ignoranz zu befördern. Kann man dem mit dem Mittel «Wiederholter Spiegelungen» begegnen? Mit seiner bewusst spielerischen Kombination des historischen Materials versucht sich das neue Goethe-Nationalmuseum als ein Museum ohne Musealisierungseffekte. Da spiegelt sich freilich nicht nur der Genius loci der Weimarer Klassik, sondern auch der aktuelle Zeitgeist einer erlebnisorientierten Museumspädagogik kräftig mit.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 1999.05.03

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