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Texte

27. März 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Siedlung statt Häuschen

Mit der autofreien Überbauung Mättivor in Schwyz zeigen Elmiger Architekten, wie die Siedlung als Alternative zum Einfamilienhaus funktioniert.

Mit der autofreien Überbauung Mättivor in Schwyz zeigen Elmiger Architekten, wie die Siedlung als Alternative zum Einfamilienhaus funktioniert.

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21. März 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Eine grüne Oase mitten im Quartier

Mit dem neu renovierten Boutiquehotel Volkshaus komplettieren Herzog & de Meuron das Ensemble am Basler Claraplatz.

Mit dem neu renovierten Boutiquehotel Volkshaus komplettieren Herzog & de Meuron das Ensemble am Basler Claraplatz.

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30. Januar 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Ein Haus für vier Generationen

Hofschneider Architekten haben in Thun ein Mehrgenerationenhaus in die bestehende Stadtstruktur eingefügt.

Hofschneider Architekten haben in Thun ein Mehrgenerationenhaus in die bestehende Stadtstruktur eingefügt.

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verknüpfte Bauwerke
Burgstrasse Thun

21. November 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Fussball über vier Ecken

Das neue Stade de la Tuilière in Lausanne zeigt, wie spektakuläre Stadionarchitektur funktioniert.

Das neue Stade de la Tuilière in Lausanne zeigt, wie spektakuläre Stadionarchitektur funktioniert.

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verknüpfte Bauwerke
Stade de la Tuilière

31. Oktober 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Ein starkes Gesicht

Aus einem hundertjährigen Gründerzeithaus in Luzern machen Scheitlin Syfrig Architekten ein zeitgemässes Gebäude, und sie verdichten gleichzeitig das Quartier.

Aus einem hundertjährigen Gründerzeithaus in Luzern machen Scheitlin Syfrig Architekten ein zeitgemässes Gebäude, und sie verdichten gleichzeitig das Quartier.

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24. Oktober 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Interieur mit Ausblick

Die Architektin Nina Mair hat das Hotel des Kursaals Bern zum Swissôtel Kursaal Bern umgebaut: edel und komfortabel zugleich.

Die Architektin Nina Mair hat das Hotel des Kursaals Bern zum Swissôtel Kursaal Bern umgebaut: edel und komfortabel zugleich.

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26. April 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Der neue Schlupfwinkel

Studio Sansano hat im wilden Misox die «Posta Vecchia» umgebaut und mit einem Anbau erweitert. Nun funktioniert sie als zweiteiliges Wohnhaus.

Studio Sansano hat im wilden Misox die «Posta Vecchia» umgebaut und mit einem Anbau erweitert. Nun funktioniert sie als zweiteiliges Wohnhaus.

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11. Mai 2009Lilia Glanzmann
hochparterre

Blinken für China

Hinter prominenten Architekturbüros stehen Tüftler, die dafür sorgen, dass das richtige Licht am richtigen Ort leuchtet

Hinter prominenten Architekturbüros stehen Tüftler, die dafür sorgen, dass das richtige Licht am richtigen Ort leuchtet

Aus der Ferne betrachtet sehen sie aus wie gestapelte Legosteine: die Fracht-Container im Rheinhafen von Kleinhüningen. Jeder ist 2,60 Meter hoch und gut sechs Meter lang. «Hanjin» steht auf einem gelb lackierten, «Hamburg Süd» auf einem in Grün. Dazwischen ein paar rote Container mit der Aufschrift «Shanghai». 8080 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Basel und der chinesischen Hafenstadt.
Der Frachthafen befindet sich am Dreiländereck im Basler Wohnviertel Kleinhüningen. Im Hafen, direkt am Wasser, steht ein rotes Backsteingebäude, seine Adresse: Uferstrasse 90. Hier im 3. Stock in den Büros von Iart Interactive scheint China keine hundert Kilometer mehr entfernt. Die Firma arbeitet an der Fassade für den Schweizer Pavillon der Expo Shanghai. In einem Jahr, am 1. Mai 2010, wird dort die grösste Weltausstellung aller Zeiten eröffnet.

Prototypen und Testläufe

Ein Fassadenausschnitt ist in Basel bereits aufgebaut. Das Muster besteht aus einem Maschendrahtgeflecht, das über einen Metallrahmen gespannt ist. Das Team drängt sich um den Testaufbau der Shanghai-Wand: Szenografen, Physiker, Lichtdesigner und Medienkünstler. Interdisziplinär arbeiten bedeutet hier miteinander diskutieren, Ideen entwickeln und Probleme lösen.
Spezielle «Solutions» waren für den Expo-Pavillon in Shanghai gefragt. Iart entwickelt Konzepte für mediale Inszenierungen — für Museen, Messen und Architekturprojekte. Valentin Spiess hat die Firma 2001 gegründet. Er ist expoerfahren: Sein Medienkonzept mit der sprechenden Taschenlampe für den Schweizer Pavillon in Japan 2005 war aufgefallen. Bei der Expo 2010 kam seine Firma erst ins Spiel, als die Arbeitsgemeinschaft um Buchner Bründler Architekten und Element Design den offenen Wettbewerb von Präsenz Schweiz bereits gewonnen hatte. «Da wir regelmässig mit den Kollegen von Element Ausstellungskonzepte erarbeiten, sind sie auf uns zugekommen», erklärt er.

Daniel Düsentrieb für Designfragen

Der Gründer ist gelernter Elektroingenieur. Zuvor arbeitete er mehrere Jahre im Bereich neue Medien und Elektronikentwicklung. Bereits damals arbeitete Spiess eng mit Gestaltern zusammen und übernahm die technische Leitung bei Festivals und Theaterproduktionen. In diesen Zeiten kamen oft befreundete Künstler mit abstrusen Ideen zu ihm und fragten nach einer Lösung. Meistens hatte der Tüftler eine parat: «Was möglich ist, wird gemacht», verspricht er.

Es gibt immer wieder Fälle, wo Leute mit Projekten an ihn herantreten, die kaum realisierbar erscheinen. Dann ist es seine Aufgabe zu analysieren, worum es im Kern eigentlich geht. Und wie man das Ziel auf unorthodoxen Wegen möglicherweise doch noch erreichen kann. So geschehen im Fall der Projektion für den Schweizer Pavillon im spanischen Zaragoza letzten Sommer: Ursprünglich planten die Ausstellungsmacher für ihre Installation acht Projektoren — diese zu synchronisieren, wäre sehr teuer geworden. Das experimentelle Unternehmen entwickelte einen Projektor, der dasselbe Ergebnis erzielt wie die acht Geräte. Solche Umsetzungen sind keine klassischen Planungsprozesse.

Äussere Einflüsse

Zurück nach Basel zur Musterwand. Am grobmaschigen Drahtseilnetz sind transparente, rote Plastikteller angebracht. An dem riesigen Maschendrahtzaun wird eine intelligente LED-Fassade entwickelt. Tönt eindrücklich, aber was wird daraus? Die roten Plastikscheiben sind in umweltfreundliches Bioresin eingefasste Solarzellen. Dieses Klarharz ist aus Soja gewonnen, ungiftig und kompostierbar. «Im Prinzip könnte man es essen», bemerkt der Entwickler und lacht.

In essbares Harz gepackte Solarzellen — so weit so gut. Doch die wahre Intelligenz steckt anderswo. In der Hülle befinden sich neben der Solarzelle ein Kondensator, eine Leuchtdiode und drei Sensoren. Diese reagieren auf unterschiedliche Umwelteinflüsse wie Licht und Wärme und auf ihre Nachbarzellen. Der gewonnene Strom entlädt sich in den LEDs, die aufleuchten — je nach Aussentemperatur und Lichtstärke unterschiedlich oft und lange: Sie blitzen vereinzelt auf, erhellen die ganze Fassade oder ziehen in Schwärmen über die Fläche. Je nachdem, wie stark der Wind weht oder die Sonne scheint.
Jede Zelle funktioniert autonom. Das Schwarmverhalten erzielt das Test-Team durch einen Mikrocontroller. Er überträgt elektromagnetische Impulse an die Nachbarzellen. Falls alles klappt, reagieren die Zellen auch auf Besucher, die den Pavillon fotografieren. Deren Blitzlicht pflanzt sich dann im Domino-Effekt über die Fassade fort. Wenn alles so läuft wie vorgesehen.

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

Bisher aber läuft nicht alles nach Plan. Die Expofassade erzeugt den Strom mit Hilfe von modernster Solartechnik. Im Entwurf der Architekten sollte sie den gesamten Pavillon mit Energie versorgen. «Diese Idee mussten wir leider verwerfen — der gewonnene Strom hätte nie und nimmer ausgereicht», gibt der Geschäftsführer zu. In solchen Fällen gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen. Und so wird Präsenz Schweiz nach der Expo die autarken Zellen an die Besucher verkaufen. Diese blitzen dann als Souvenir zu Hause auf dem Balkon, auch dort abhängig von den aktuellen Wind-, Wärme- und Lichteinflüssen.

Die Lorbeeren ernten andere

Wird der Expo-Pavillon erfolgreich und fasziniert er die Besucherinnen und Besucher mit seinem Blitzlichtgewitter, geht das Lob allerdings an die Architekten — die Medien-planer arbeiten als stille Macher im Hintergrund. «Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken», macht Stefan Oehy, Projektleiter von Buchner Bründler Architekten klar. «Es ist die Aufgabe der Publizierenden, die Beteiligten zu nennen», sagt er.

Zu diesem Zeitpunkt steht der Firmenname nirgends, auch nicht auf der Webseite von Präsenz Schweiz. Bis heute kommuniziert der Bauherr nur das Ergebnis des Wettbewerbs — nach der anstehenden Pressekonferenz, die für Ende April geplant ist, könnte sich das ändern. Iart agiert in diesem Projekt einerseits als «Fachplaner» von Element Design im Bereich Medien in der Ausstellung und als «Fachplaner mediale Fassade» unter Buchner Bründler Architekten. Geht die Rolle des anonymen Diensleisters für Valentin Spiess in Ordnung? «Diese Situation ist für uns typisch, wenn auch nicht immer gleich befriedigend. Manchmal würden wir gerne mehr mitgestalten oder entscheiden.»
Dennoch: Es gehört zum Businesskonzept, Aufgaben zu erledigen, die nicht in den Kompetenzbereich ihrer Partner fallen — Iart füllt die Lücken. Der findige Ingenieur blickt zuversichtlich in die Zukunft: «Ich hoffe, die Zeit macht die Spuren unserer Arbeiten lesbar.»

Konkurrenz belebt die Nachfrage

In der Schweiz steht das Experimentier-Team aus Basel mit seiner Fachkompetenz alleine da. Die Konkurrenten sitzen alle in Deutschland. Darunter Meso, ein Designteam aus Frankfurt, das Gestalter, Medienschaffende und Computerspezialisten vereint, oder die beiden Berliner Büros Realities United oder Art   Com. «Unsere Mitbewerber sind fast ausschliesslich auf ein Gebiet spezialisiert: Entweder auf Medienfassaden und -Installationen im Ausstellungsbereich oder auf interaktive Systeme», vergleicht Valentin Spiess. «Zudem zieht man sie im Gestaltungsprozess oft erst sehr spät hinzu.»

Seine Firma hingegen versucht stets, möglichst früh am Prozess beteiligt zu sein und so gemeinsam mit den Architekten, Ausstellungsgestaltern oder Künstlern neue Konzeptideen und innovative technische Lösungen zu entwickeln, ausgehend von den Voraussetzungen des jeweiligen Raums, der Architektur, der Präsentation oder den Exponaten. Sie reden deshalb mit bei der Lichtgestaltung, entscheiden über Materialien und arbeiten an der Akustik — für die Basler Medienplaner sind dies die wichtigsten Elemente eines stimmigen Gesamtkonzepts.

Den richtigen Ton finden

Klingt die Fassade in Shanghai ebenfalls? Die Akustik der Zellen ist der bisher unklarste Punkt — im Konzept ist von einem «optionalen Erklingen eines Tons» die Rede. Die Zellen am Maschendrahtzaun in Basel blieben bisher aber stumm. «Wir experimentieren, um den Ton zu finden.» Und wie steht es um das Aufblitzen der Zellen? Sobald wie möglich ist ein erster realer Testaufbau geplant: Idealerweise direkt auf dem Gelände in Shanghai. So könnten die Umwelteinflüsse getestet werden, denen die Fassade letztlich ausgesetzt sein wird. Dieser Testaufbau soll noch diesen Monat stehen.

Die eigentliche Produktion der Zellen muss spätestens fünfzehn Wochen vor der Montage beginnen. Wo und wer hier zum Zug kommen wird, ist noch nicht entschieden. Je nach Art der erforderlichen Technologien kann sich auch der Produktionsstandort verändern — eines der möglichen Bioharze wird bisher ausschliesslich in Europa verarbeitet. Valentin Spiess blickt aus seinem Atelierfenster auf das Gelb, Rot und Grün der Frachtcontainer. Sind die Zellen einmal hergestellt, werden sie vielleicht damit nach Shanghai verschifft — falls die Fassade am Ende nicht doch in China produziert wird.

Wie steht es um den Pavillon-Bau?

Im April 2009 hat die Arbeitsgemeinschaft Buchner Bründler und Element ihr Konzept bei der Expo-Leitung zur Genehmigung eingereicht. Dieser erste Bewilligungsschritt setzt eine definitive Form voraus, die Raumverteilung ist festgelegt und der Besucherablauf definiert. Das architektonische und inhaltliche Konzept des Wettbewerbs konnten die Konzeptverfasser beibehalten: Die notwendigen statischen Elemente für die Auskragungen, die Fassade wie auch die Sesselbahn haben sie implementiert und das Materialisierungskonzept steht ebenso. Mit dem nächsten Schritt beginnt für die Architekten die Detailarbeit. «Wir hoffen, noch vor der grossen Regenzeit Ende Mai die Fundationsarbeiten abzuschliessen und mit dem Rohbau zu beginnen», sagt Projektleiter Stefan Oehy.

hochparterre, Mo., 2009.05.11



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hochparterre 2009-05

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Presseschau 12

27. März 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Siedlung statt Häuschen

Mit der autofreien Überbauung Mättivor in Schwyz zeigen Elmiger Architekten, wie die Siedlung als Alternative zum Einfamilienhaus funktioniert.

Mit der autofreien Überbauung Mättivor in Schwyz zeigen Elmiger Architekten, wie die Siedlung als Alternative zum Einfamilienhaus funktioniert.

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21. März 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Eine grüne Oase mitten im Quartier

Mit dem neu renovierten Boutiquehotel Volkshaus komplettieren Herzog & de Meuron das Ensemble am Basler Claraplatz.

Mit dem neu renovierten Boutiquehotel Volkshaus komplettieren Herzog & de Meuron das Ensemble am Basler Claraplatz.

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30. Januar 2021Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Ein Haus für vier Generationen

Hofschneider Architekten haben in Thun ein Mehrgenerationenhaus in die bestehende Stadtstruktur eingefügt.

Hofschneider Architekten haben in Thun ein Mehrgenerationenhaus in die bestehende Stadtstruktur eingefügt.

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verknüpfte Bauwerke
Burgstrasse Thun

21. November 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Fussball über vier Ecken

Das neue Stade de la Tuilière in Lausanne zeigt, wie spektakuläre Stadionarchitektur funktioniert.

Das neue Stade de la Tuilière in Lausanne zeigt, wie spektakuläre Stadionarchitektur funktioniert.

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verknüpfte Bauwerke
Stade de la Tuilière

31. Oktober 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Ein starkes Gesicht

Aus einem hundertjährigen Gründerzeithaus in Luzern machen Scheitlin Syfrig Architekten ein zeitgemässes Gebäude, und sie verdichten gleichzeitig das Quartier.

Aus einem hundertjährigen Gründerzeithaus in Luzern machen Scheitlin Syfrig Architekten ein zeitgemässes Gebäude, und sie verdichten gleichzeitig das Quartier.

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24. Oktober 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Interieur mit Ausblick

Die Architektin Nina Mair hat das Hotel des Kursaals Bern zum Swissôtel Kursaal Bern umgebaut: edel und komfortabel zugleich.

Die Architektin Nina Mair hat das Hotel des Kursaals Bern zum Swissôtel Kursaal Bern umgebaut: edel und komfortabel zugleich.

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26. April 2020Lilia Glanzmann
TagesAnzeiger

Der neue Schlupfwinkel

Studio Sansano hat im wilden Misox die «Posta Vecchia» umgebaut und mit einem Anbau erweitert. Nun funktioniert sie als zweiteiliges Wohnhaus.

Studio Sansano hat im wilden Misox die «Posta Vecchia» umgebaut und mit einem Anbau erweitert. Nun funktioniert sie als zweiteiliges Wohnhaus.

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11. Mai 2009Lilia Glanzmann
hochparterre

Blinken für China

Hinter prominenten Architekturbüros stehen Tüftler, die dafür sorgen, dass das richtige Licht am richtigen Ort leuchtet

Hinter prominenten Architekturbüros stehen Tüftler, die dafür sorgen, dass das richtige Licht am richtigen Ort leuchtet

Aus der Ferne betrachtet sehen sie aus wie gestapelte Legosteine: die Fracht-Container im Rheinhafen von Kleinhüningen. Jeder ist 2,60 Meter hoch und gut sechs Meter lang. «Hanjin» steht auf einem gelb lackierten, «Hamburg Süd» auf einem in Grün. Dazwischen ein paar rote Container mit der Aufschrift «Shanghai». 8080 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Basel und der chinesischen Hafenstadt.
Der Frachthafen befindet sich am Dreiländereck im Basler Wohnviertel Kleinhüningen. Im Hafen, direkt am Wasser, steht ein rotes Backsteingebäude, seine Adresse: Uferstrasse 90. Hier im 3. Stock in den Büros von Iart Interactive scheint China keine hundert Kilometer mehr entfernt. Die Firma arbeitet an der Fassade für den Schweizer Pavillon der Expo Shanghai. In einem Jahr, am 1. Mai 2010, wird dort die grösste Weltausstellung aller Zeiten eröffnet.

Prototypen und Testläufe

Ein Fassadenausschnitt ist in Basel bereits aufgebaut. Das Muster besteht aus einem Maschendrahtgeflecht, das über einen Metallrahmen gespannt ist. Das Team drängt sich um den Testaufbau der Shanghai-Wand: Szenografen, Physiker, Lichtdesigner und Medienkünstler. Interdisziplinär arbeiten bedeutet hier miteinander diskutieren, Ideen entwickeln und Probleme lösen.
Spezielle «Solutions» waren für den Expo-Pavillon in Shanghai gefragt. Iart entwickelt Konzepte für mediale Inszenierungen — für Museen, Messen und Architekturprojekte. Valentin Spiess hat die Firma 2001 gegründet. Er ist expoerfahren: Sein Medienkonzept mit der sprechenden Taschenlampe für den Schweizer Pavillon in Japan 2005 war aufgefallen. Bei der Expo 2010 kam seine Firma erst ins Spiel, als die Arbeitsgemeinschaft um Buchner Bründler Architekten und Element Design den offenen Wettbewerb von Präsenz Schweiz bereits gewonnen hatte. «Da wir regelmässig mit den Kollegen von Element Ausstellungskonzepte erarbeiten, sind sie auf uns zugekommen», erklärt er.

Daniel Düsentrieb für Designfragen

Der Gründer ist gelernter Elektroingenieur. Zuvor arbeitete er mehrere Jahre im Bereich neue Medien und Elektronikentwicklung. Bereits damals arbeitete Spiess eng mit Gestaltern zusammen und übernahm die technische Leitung bei Festivals und Theaterproduktionen. In diesen Zeiten kamen oft befreundete Künstler mit abstrusen Ideen zu ihm und fragten nach einer Lösung. Meistens hatte der Tüftler eine parat: «Was möglich ist, wird gemacht», verspricht er.

Es gibt immer wieder Fälle, wo Leute mit Projekten an ihn herantreten, die kaum realisierbar erscheinen. Dann ist es seine Aufgabe zu analysieren, worum es im Kern eigentlich geht. Und wie man das Ziel auf unorthodoxen Wegen möglicherweise doch noch erreichen kann. So geschehen im Fall der Projektion für den Schweizer Pavillon im spanischen Zaragoza letzten Sommer: Ursprünglich planten die Ausstellungsmacher für ihre Installation acht Projektoren — diese zu synchronisieren, wäre sehr teuer geworden. Das experimentelle Unternehmen entwickelte einen Projektor, der dasselbe Ergebnis erzielt wie die acht Geräte. Solche Umsetzungen sind keine klassischen Planungsprozesse.

Äussere Einflüsse

Zurück nach Basel zur Musterwand. Am grobmaschigen Drahtseilnetz sind transparente, rote Plastikteller angebracht. An dem riesigen Maschendrahtzaun wird eine intelligente LED-Fassade entwickelt. Tönt eindrücklich, aber was wird daraus? Die roten Plastikscheiben sind in umweltfreundliches Bioresin eingefasste Solarzellen. Dieses Klarharz ist aus Soja gewonnen, ungiftig und kompostierbar. «Im Prinzip könnte man es essen», bemerkt der Entwickler und lacht.

In essbares Harz gepackte Solarzellen — so weit so gut. Doch die wahre Intelligenz steckt anderswo. In der Hülle befinden sich neben der Solarzelle ein Kondensator, eine Leuchtdiode und drei Sensoren. Diese reagieren auf unterschiedliche Umwelteinflüsse wie Licht und Wärme und auf ihre Nachbarzellen. Der gewonnene Strom entlädt sich in den LEDs, die aufleuchten — je nach Aussentemperatur und Lichtstärke unterschiedlich oft und lange: Sie blitzen vereinzelt auf, erhellen die ganze Fassade oder ziehen in Schwärmen über die Fläche. Je nachdem, wie stark der Wind weht oder die Sonne scheint.
Jede Zelle funktioniert autonom. Das Schwarmverhalten erzielt das Test-Team durch einen Mikrocontroller. Er überträgt elektromagnetische Impulse an die Nachbarzellen. Falls alles klappt, reagieren die Zellen auch auf Besucher, die den Pavillon fotografieren. Deren Blitzlicht pflanzt sich dann im Domino-Effekt über die Fassade fort. Wenn alles so läuft wie vorgesehen.

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

Bisher aber läuft nicht alles nach Plan. Die Expofassade erzeugt den Strom mit Hilfe von modernster Solartechnik. Im Entwurf der Architekten sollte sie den gesamten Pavillon mit Energie versorgen. «Diese Idee mussten wir leider verwerfen — der gewonnene Strom hätte nie und nimmer ausgereicht», gibt der Geschäftsführer zu. In solchen Fällen gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen. Und so wird Präsenz Schweiz nach der Expo die autarken Zellen an die Besucher verkaufen. Diese blitzen dann als Souvenir zu Hause auf dem Balkon, auch dort abhängig von den aktuellen Wind-, Wärme- und Lichteinflüssen.

Die Lorbeeren ernten andere

Wird der Expo-Pavillon erfolgreich und fasziniert er die Besucherinnen und Besucher mit seinem Blitzlichtgewitter, geht das Lob allerdings an die Architekten — die Medien-planer arbeiten als stille Macher im Hintergrund. «Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken», macht Stefan Oehy, Projektleiter von Buchner Bründler Architekten klar. «Es ist die Aufgabe der Publizierenden, die Beteiligten zu nennen», sagt er.

Zu diesem Zeitpunkt steht der Firmenname nirgends, auch nicht auf der Webseite von Präsenz Schweiz. Bis heute kommuniziert der Bauherr nur das Ergebnis des Wettbewerbs — nach der anstehenden Pressekonferenz, die für Ende April geplant ist, könnte sich das ändern. Iart agiert in diesem Projekt einerseits als «Fachplaner» von Element Design im Bereich Medien in der Ausstellung und als «Fachplaner mediale Fassade» unter Buchner Bründler Architekten. Geht die Rolle des anonymen Diensleisters für Valentin Spiess in Ordnung? «Diese Situation ist für uns typisch, wenn auch nicht immer gleich befriedigend. Manchmal würden wir gerne mehr mitgestalten oder entscheiden.»
Dennoch: Es gehört zum Businesskonzept, Aufgaben zu erledigen, die nicht in den Kompetenzbereich ihrer Partner fallen — Iart füllt die Lücken. Der findige Ingenieur blickt zuversichtlich in die Zukunft: «Ich hoffe, die Zeit macht die Spuren unserer Arbeiten lesbar.»

Konkurrenz belebt die Nachfrage

In der Schweiz steht das Experimentier-Team aus Basel mit seiner Fachkompetenz alleine da. Die Konkurrenten sitzen alle in Deutschland. Darunter Meso, ein Designteam aus Frankfurt, das Gestalter, Medienschaffende und Computerspezialisten vereint, oder die beiden Berliner Büros Realities United oder Art   Com. «Unsere Mitbewerber sind fast ausschliesslich auf ein Gebiet spezialisiert: Entweder auf Medienfassaden und -Installationen im Ausstellungsbereich oder auf interaktive Systeme», vergleicht Valentin Spiess. «Zudem zieht man sie im Gestaltungsprozess oft erst sehr spät hinzu.»

Seine Firma hingegen versucht stets, möglichst früh am Prozess beteiligt zu sein und so gemeinsam mit den Architekten, Ausstellungsgestaltern oder Künstlern neue Konzeptideen und innovative technische Lösungen zu entwickeln, ausgehend von den Voraussetzungen des jeweiligen Raums, der Architektur, der Präsentation oder den Exponaten. Sie reden deshalb mit bei der Lichtgestaltung, entscheiden über Materialien und arbeiten an der Akustik — für die Basler Medienplaner sind dies die wichtigsten Elemente eines stimmigen Gesamtkonzepts.

Den richtigen Ton finden

Klingt die Fassade in Shanghai ebenfalls? Die Akustik der Zellen ist der bisher unklarste Punkt — im Konzept ist von einem «optionalen Erklingen eines Tons» die Rede. Die Zellen am Maschendrahtzaun in Basel blieben bisher aber stumm. «Wir experimentieren, um den Ton zu finden.» Und wie steht es um das Aufblitzen der Zellen? Sobald wie möglich ist ein erster realer Testaufbau geplant: Idealerweise direkt auf dem Gelände in Shanghai. So könnten die Umwelteinflüsse getestet werden, denen die Fassade letztlich ausgesetzt sein wird. Dieser Testaufbau soll noch diesen Monat stehen.

Die eigentliche Produktion der Zellen muss spätestens fünfzehn Wochen vor der Montage beginnen. Wo und wer hier zum Zug kommen wird, ist noch nicht entschieden. Je nach Art der erforderlichen Technologien kann sich auch der Produktionsstandort verändern — eines der möglichen Bioharze wird bisher ausschliesslich in Europa verarbeitet. Valentin Spiess blickt aus seinem Atelierfenster auf das Gelb, Rot und Grün der Frachtcontainer. Sind die Zellen einmal hergestellt, werden sie vielleicht damit nach Shanghai verschifft — falls die Fassade am Ende nicht doch in China produziert wird.

Wie steht es um den Pavillon-Bau?

Im April 2009 hat die Arbeitsgemeinschaft Buchner Bründler und Element ihr Konzept bei der Expo-Leitung zur Genehmigung eingereicht. Dieser erste Bewilligungsschritt setzt eine definitive Form voraus, die Raumverteilung ist festgelegt und der Besucherablauf definiert. Das architektonische und inhaltliche Konzept des Wettbewerbs konnten die Konzeptverfasser beibehalten: Die notwendigen statischen Elemente für die Auskragungen, die Fassade wie auch die Sesselbahn haben sie implementiert und das Materialisierungskonzept steht ebenso. Mit dem nächsten Schritt beginnt für die Architekten die Detailarbeit. «Wir hoffen, noch vor der grossen Regenzeit Ende Mai die Fundationsarbeiten abzuschliessen und mit dem Rohbau zu beginnen», sagt Projektleiter Stefan Oehy.

hochparterre, Mo., 2009.05.11



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11. Mai 2009Lilia Glanzmann
hochparterre

Innere Werte

Das Rössli im Kurort Bad Ragaz steht an der Kantonsstrasse, neben Migros, Coop, der Milchzentrale und einer Bar. Keine ruhige Nachbarschaft. Der alte Gasthof...

Das Rössli im Kurort Bad Ragaz steht an der Kantonsstrasse, neben Migros, Coop, der Milchzentrale und einer Bar. Keine ruhige Nachbarschaft. Der alte Gasthof...

Das Rössli im Kurort Bad Ragaz steht an der Kantonsstrasse, neben Migros, Coop, der Milchzentrale und einer Bar. Keine ruhige Nachbarschaft. Der alte Gasthof ist über vier Generationen immer wieder erneuert worden; jetzt haben die Besitzer daraus ein elegantes Hotel gebaut.

Das Gasthaus soll seine Qualitäten nach innen entwickeln, entschied Architekt Karsten Schmidt-Hoensdorf, als er den Umbau plante. Das erreicht er mit überdurchschnittlich grossen Zimmern, einem heiteren Farbkonzert und zurückhaltender Möblierung. Besonderes Augenmerk widmete er den Grundrissen; mit minimalen Eingriffen in die tragende Struktur legte er Räume zu 17 Zimmern und einer Suite zusammen. Jetzt trennen farbige Schiebewände aus halbtransparentem Glas den Schlafwohnraum vom Bad ab und grossformatige Spiegel überhöhen die Grösse des Raumes.

Schliesslich beschäftigte sich Karsten Schmidt-Hoensdorf mit der Raumstimmung. Auf dem Boden liegen dicke Dielen aus unbehandelter Douglasie. An den Fenstern hängen als Akzente und Schallschlucker dicke, farbige Vorhänge aus Filz. Und wie steht es um das wichtigste Hotelmöbel? Im Rössli stehen durchwegs grosse Betten, eine Reise durch Amerika hat den Architekten dazu inspiriert. Sein günstigstes Stilmittel ist die Farbe: Kräftige Rot-, Gelb-, Violett- und Grüntöne an Vorhängen, Sesseln und Badwänden spielen mit der matten, naturbelassenen Farbe des Holzes, dem weissen Bett und einem graugrünen Anstrich der Wände.
Doris und Ueli Kellenberger sind Gastgeberin und Koch. Wie die meisten Leute bauen sie nur einmal im Leben in grösserem Stil. Sie entschieden sich, begleitet von Köbi Gantenbein, seit Langem Freund des Hauses, der Planung genügend Zeit zu lassen und haben für den Umbau einen Wettbewerb auf Einladung lanciert. Der Zeitpunkt war geschickt gewählt. Die Gastgeberin erklärt: «Im Juni wird die Tamina Therme neu eröffnet. Nichts mehr wird dann sein wie vorher in unserem Ferien- und Kurort.» Vom Haus der Siebzigerjahre ist dennoch etwas geblieben: der Schwartenmagen-Boden und das schmiedeeiserne Geländer im Treppenhaus.

hochparterre, Mo., 2009.05.11



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08. Dezember 2008Lilia Glanzmann
hochparterre

Bauklötze staunen

Im Blitzlicht der Biennale stiehlt die Backsteinmauer des Roboters dem Läuferverband die Show.

Im Blitzlicht der Biennale stiehlt die Backsteinmauer des Roboters dem Läuferverband die Show.

Der Maurer setzt einen Stein auf den nächsten und fixiert die beiden mit Mörtel. Er klopft die Ziegel mit dem Gummihammer fest und kontrolliert mit der Wasserwaage, ob sie richtig sitzen.
Genauso mauerten die Arbeiter in den Fünfzigerjahren auch den Schweizer Pavillon im Areal der Biennale in Venedig. Im Herbst war im Backsteingebäude von Bruno Giacometti der Schweizer Beitrag für die diesjährige Architektur Biennale installiert. Zu Giacomettis hellen Ziegeln kamen neue hinzu – eine Wand aus dunkelbraunen Backsteinen zog sich durch die Innenräume. Die beiden Mauerwerke unterschieden sich aber nicht nur farblich. Die temporären Wände waren plastisch verformt und schienen an gewissen Stellen fast vornüber zu kippen.

Und doch bezog sich das raumbildende Element direkt auf Giacomettis Bau. Die Materialität und die räumliche Konfiguration verbanden die Installation mit dem bestehenden Pavillon. Entworfen haben die schwankende Architektur Fabio Gramazio und Matthias Kohler mit ihrem Forschungsteam an der ETH Zürich. Gemauert hat ein computergesteuerter Roboter siehe HP 6-7 / 06. Die Mauer zeigte anschaulich, was die von Reto Geiser kuratierte Biennale-Ausstellung behandelte: die schweizerische Architekturforschung.

Architekten am Computer

«Mein erster Rechner war ein Commodore 64», sagt Matthias Kohler. «Ich habe allerdings bereits damals lieber programmiert als gespielt.» Computer beschäftigen den Architekten immer noch. Zusammen mit seinem Büropartner Fabio Gramazio leitet er seit drei Jahren den Lehrstuhl Architektur und Digitale Fabrikation an der ETH Zürich. Dort erforschen sie mit ihren Assistenten und Studierenden, wie sich architektonischer Entwurf und digitale Herstellung verbinden lassen.

In den Neunzigerjahren begannen Architekten digital zu entwerfen und zu visualisieren – die Simulationen blieben aber zweidimensional. «In diesen bildhaften Entwürfen wurde das Material, mit dem gebaut werden sollte, nicht mit einbezogen», kritisiert Matthias Kohler.
Und noch etwas hat den ETH-Assistenz-Professor gestört, wenn er gesehen hat, wie Architekten mit neuerer Computertechnik umgehen: Als computergesteuertes Fräsen möglich wurde, sah man ganze Fassaden gebohrt und gefräst. «Das mag im Detail interessant sein, hat aber wenig mit den konstruktiven Anforderungen und dem Massstab des Bauens zu tun», sagt Kohler. Er versteht Bauen als additiven Prozess. Wie aber unterstützt der computergesteuerte Roboter das additive Vorgehen? «In einem dreidimensionalem Aufbauprozess», erklärt Kohler, «weben wir dem Material Informationen ein.» So können funktionale und komplexe Formen gefertigt werden.

Mobile Maschine

Die Steine wie in Venedig aufeinanderzuschichten, wäre zwar von Hand nicht unmöglich, sicher aber nervenaufreibend und zeitintensiv. In der digitalen Fabrikation wird nicht mehr von Hand gemauert und die Maschine verwendet anstelle von Mörtel einen Kunststoffkleber. Die Mauer-Programme schreibt das Team von Gramazio Kohler an der ETH und füttert damit anschliessend den Roboter. Die Maschine, die in Venedig gemauert hat, heisst R-O-B. Im Gegensatz zum Weingut Gantenbein, wo zum ersten Mal mit an der ETH vorgefertigten Mauerelementen gebaut wurde siehe Sonderheft 2 / 08, ist diese Fabrikationsanlage nun mobil. Sie wird in einem Container transportiert und mauert vor Ort. Die Anlage wurde für die Ziegelei Keller entwickelt und auf dem Biennale-Gelände das erste Mal eingesetzt. Der Ziegeleichef Christian Keller: «R-O-B verbindet Fabrikationsmöglichkeiten mit einer Just-in-Time-Produktion vor Ort. So können wir schnell auf Kundenwünsche reagieren und die Kosten für Produktion und Transportkosten möglichst tief halten.» Die Anlage ist computergesteuert, was erlaubt, spezifische Bauelemente zu fertigen, ohne an ein bestimmtes Material gebunden zu sein. Denn der Roboter soll keinesfalls den Maurer ersetzen: «Eine klassische Wand zieht ein Mensch schneller hoch als unsere Anlage. R-O-B mauert nur komplexe Elemente», erklärt Christian Keller. So wie die verformten Wände in Venedig.

Schwingende Wände

Die architektonische Grundlage der Installation «Structural Oscillations» im Biennale-Pavillon ist eine einzige, kontinuierliche, die Ausstellungsbereiche absteckende Grundrisslinie. Ausgehend von dieser gekrümmten Kontur wurde die dreidimensionale Mauer entwickelt. Form und Funktion haben die Architekten dabei immer gleichzeitig diskutiert: «Eine frei stehende Backsteinwand muss in sich stabil sein und sicher stehen», so Matthias Kohler. «Aus diesen konstruktiven Anforderungen entwickelten wir den architektonischen Ausdruck.»

Der Roboter erstellte die Wand in einzelnen Segmenten. Bei Abschnitten, die wegen ihrer Geometrie leicht hätten kippen können, mauerte er die unteren Lagen stärker geschwungen und vergrösserte so die Standfläche. Eine Gegenschwingung in den oberen Lagen glich den Schwerpunkt aus.

Das Erscheinungsbild entstand, indem die Maurermaschine einzelne Steine ausdrehte. In welchem Winkel sie dies tat, war direkt von der Mauergeometrie abgeleitet: Je stärker sie gekrümmt war, umso stärker wurden die einzelnen Steine ausgelenkt. An flacheren Stellen lagen die Steine gerade aufeinander, was die plastische Verformung der Wand noch deutlicher machte. So erhält sie ihren textilen Ausdruck, der im Kontrast zur soliden Materialität des Ziegels steht.

Zum Anfassen und in Echtgrösse

Das Material ist den beiden Architekten wichtig. Deshalb arbeiten sie an der ETH wenn immer möglich im Massstab 1:1. Das war für Matthias Kohler ein weiterer Grund, in die Forschung einzusteigen und den Lehrstuhl «Architektur und Digitale Fabrikation» zu schaffen. «Im Massstabsmodell herrschen nie reale Bedingungen», erklärt er. «Erst durch echte Grössenverhältnisse beginnen Daten und Material gegenseitig zu wirken.»

Auch im Biennale-Pavillon in Venedig sind die digitale und die reale Welt aufeinandergetroffen. Es gab Besucher, bei denen die schwingenden Wände Schwindel auslösten. «Wir wollen keine Architektur machen, von der einem übel wird», lacht Kohler, «dass unsere Entwürfe aber zu physischen Erlebnissen und sinnlichen Erfahrungen führen, interessiert uns.»

Nicht alles aber war an Reto Geisers Schweizer Auftritt so gelungen, wie die Robotermauer: Mit viel zu vielen Informationen zur aktuellen Architekturforschung überforderte der Kurator die Besucher. Glücklicherweise erlebte man die Wand als überraschendes, eigenständiges Exponat, ohne dass sie zusätzlich als Projektionsfläche herhalten musste. Nur ein Video verlor sich auf der Wand und dies zeigte, obwohl die Backsteine einzeln weiss angemalt waren, dass sich die Mauer nicht als Bespielungsfläche eignet.

Gramazio Kohler
Fabio Gramazio (38) und Matthias Kohler (40) führen seit 2000 das Architekturbüro Gramazio & Kohler in Zürich. Sie beschäftigen 6 bis 8 Mitarbeitende. Seit 2005 sind sie Assistenz-Professoren an der ETHZ. Dort forschen und lehren 10 Personen. Zu ihren bekannten Arbeiten gehören ein Pavillon an der Expo.02 und die Weihnachtsbeleuchtung der Zürcher Bahnhofstrasse.

Literatur:
Das Buch «Digital Materiality in Architecture» ist bei Lars Müller Publishers erschienen und illustriert, wie sich digitale Entwicklungsprozesse auf den architektonischen Entwurf auswirken. Es zeigt Projekte von Gramazio & Kohler und dem von ihnen geleiteten Fachbereich an der ETH Zürich.

hochparterre, Mo., 2008.12.08



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