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26. April 2010Martina Helzel
Steeldoc

Heitere Leichtigkeit

Tagsüber grau schimmernd, nachts ein leuchtender Dachkörper präsentiert sich die Dreifachturnhalle als schwebend leichtes Grossvolumen. Über einem gedrungenen, vollständig verglasten Erdgeschoss erhebt sich eine fast textil anmutende Haube aus Stahl und lichtdurchlässigem Kunststoff.

Tagsüber grau schimmernd, nachts ein leuchtender Dachkörper präsentiert sich die Dreifachturnhalle als schwebend leichtes Grossvolumen. Über einem gedrungenen, vollständig verglasten Erdgeschoss erhebt sich eine fast textil anmutende Haube aus Stahl und lichtdurchlässigem Kunststoff.

Inmitten der Schulanlage, die seit den 1950er Jahren immer wieder erweitert wurde, schafft die Sporthalle durch ihre Lage sowie das äussere Erschliessungssystem einen neuen Aussenraum und entwickelt das vorgefundene Thema der Zwischenräume weiter. Drei Kuben aus Beton – die Zugänge zu den Garderoben der Sportler – gliedern den Raum zum benachbarten Schulhaus und weisen dem Haupteingang der Zuschauer einen eigenen Vorbereich zu.

Gleichzeitig wird durch die drei aussen liegenden Garderobenabgänge die separate Zugänglichkeit der zwei unterschiedlich genutzten Ebenen erreicht. Die Zuschauer betreten die Halle über ein grosszügiges Foyer mit den zugehörigen Nebennutzungen. Gegenüber liegt der Tribünenbereich, der über seitliche Durchgänge mit Stehplätzen erschlossen wird. Die eigentliche Sporthalle mit Garderoben, Geräte- und Technikräumen ist um ein Geschoss abgesenkt.

Licht und Farbe

Die horizontale Schichtung der Funktionen setzt sich in der Konstruktion des Baukörpers fort. Die Bodenplatte und das Untergeschoss sind in Beton ausgeführt. Schwarz eingefärbte, grossformatig geschalte Sichtbetonflächen prägen das Untergeschoss. Die Vertiefung der Halle und die Einbauten im Erdgeschoss sind mit farbig gebeiztem Sperrholz verkleidet, welches gleichzeitig die erforderlichen Akustikmassnahmen wahrnimmt. Über das massive Bodenrelief stülpt sich oberirdisch die dunkel beschichtete Stahlkonstruktion. Getragen von schlanken Fassadenstützen spannt sie über die 50 x 40 Meter grosse Grundrissfläche des Gebäudes. Die Fassade selbst besteht aus lichtdurchlässigen, 40 Millimeter starken Platten aus Polycarbonat.

Diese sechsschaligen Lichtbauelemente zeichnen sich durch hohe Schlagzähigkeit und Alterungsbeständigkeit aus. Lichtbrechende Pigmente sorgen für optimales diffuses Licht. Ein umlaufendes Glasband im Erdgeschoss wirkt wie eine Fuge zwischen dem schweren Beton und der leichten Stahlkonstruktion mit seiner transluzenten Fassade.

Sporthalle im Minergie-Standard

Das Gebäude verfügt über ein nachhaltiges Energiekonzept. So sorgen Solarkollektoren auf dem Flachdach für die Erwärmung des Brauchwassers und der Fussbodenheizung. Die Sporthalle wird über Quellauslässe beheizt und belüftet, eine natürliche Nachtauskühlung erfolgt über Rauch- und Wärmeabzugsöffnungen im Dach und Zuluftklappen in der Fassade.

Schlichte Eleganz

Etwa 1,50 Meter hohe Doppel-T-Träger, welche die Halle in Querrichtung überspannen, bilden die Haupttragkonstruktion des Daches. Über und unter diesen im Abstand von 4,65 Metern angeordneten Hauptträgern verlaufen Pfetten. Die obere Pfettenlage trägt das Dach aus gelochtem Profilblech und extensiver Begrünung, an der unteren sind die Turngeräte und technische Installationen befestigt. Zusätzlich stabilisieren diese als Sekundärträger die hohen, schlanken Hauptträger. Die Horizontalaussteifung der Halle erfolgt über Verbände in der Dachebene und dünne, diagonale Zugstangen, die umlaufend zwischen den Fassadenstützen angeordnet sind. Mit Ausnahme der geschweissten Hauptträger besteht die gesamte Stahlkonstruktion aus Normprofilen und konnte ohne komplizierte Knoten oder Anschlussdetails mittels Schraubverbindungen vor Ort montiert wurden. Obwohl die Tragstruktur mit ihren hohen Hauptträgern eindeutig gerichtet ist, wirkt sie durch die darunter verlaufenden Pfetten ungerichtet und verleiht dem Bau eine ruhige, elegante Anmutung. Die für eine Sporthalle ungewöhnlich hohe Qualität der Architektur und die saubere, präzise Detaillierung wurde mit einer Anerkennung des Prix Acier 2009 gewürdigt.

Steeldoc, Mo., 2010.04.26



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steeldoc 2010/01 Hallen und Hüllen

Haute Couture

In einem kleinen Waldstück mitten in der Stadt Genf steht diese federleichte Voliere, die sich in ihrer Struktur ganz den umstehenden Bäumen angleicht. Die aus Stahlrohr verschweissten Baumstützen folgen nur scheinbar einem natürlichen Wuchs – dahinter steckt ein raffiniertes Modell für die Optimierung des Tragsystems.

In einem kleinen Waldstück mitten in der Stadt Genf steht diese federleichte Voliere, die sich in ihrer Struktur ganz den umstehenden Bäumen angleicht. Die aus Stahlrohr verschweissten Baumstützen folgen nur scheinbar einem natürlichen Wuchs – dahinter steckt ein raffiniertes Modell für die Optimierung des Tragsystems.

Das kleine Waldstück «Bois de la Bâtie» liegt auf einem Hügel der Stadt Genf. 1874 als öffentlicher Park mit einem Teich und einer künstlich angelegten Insel eröffnet, wurden nun unter einem Dach zwei neue Vo lieren errichtet, um im Falle einer drohenden Vogelgrippe den über hundert Vögeln des Parks Schutz zu bieten. Auf verschlungenen Wegen nähern sich die Besucher dem leichten, netzumspannten Raum, der mit dem umgebenden Wald zu einer Einheit verschmolzen scheint. Dieser behutsame, fast unsichtbare Eingriff in die Natur, die Klarheit der Struktur sowie die materialoptimierte konstruktive Umsetzung würdigte die Jury des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 mit einer Anerkennung.

Formfindung im Raumgitter

Das Dach entwickelt sich in freier Form und wird von Baumstützen getragen. Die Kontur dieses Daches folgt der Begrenzung durch die umstehenden Bäume und formt damit ebenfalls eine Art Baumkrone. Die insgesamt 16 Baumstützen scheinen natürlich gewachsen zu sein, gleicht doch kein «Baum» dem anderen. Sie sind jedoch durch ein streng modulares System definiert, welches den Aufwand für Fertigung und Montage reduziert. So folgt jeder «Baum» dem Rastermass des Raumgitters in Form eines stehenden Quaders mit einer Grundlänge von drei mal drei und einer Höhe von neun Metern. Dieses Raumgitter liefert die notwendigen Bezugspunkte für die Planung, Herstellung und Montage vor Ort.

Die Baumstützen wurden mit Rundrohren in verschiedenen Wandstärken ausgeführt – abhängig von den jeweils aufzunehmenden Kräften. Der gleichbleibende Durchmesser führt zu geometrisch bestimmten Verbindungen ohne hierarchische Ordnung und vermeidet dadurch komplexe Verschneidungen, so dass die konstruktive Umsetzung zügig und schlüssig möglich ist. Auch die Anschlusspunkte für Dach und Bodenplatte folgen diesem Raumgitter. So sind zwölf verschiedene Punkte für das Dach und vier für die Lastabtragung im Fundament möglich. Die Lage der Astgabeln, welche zugleich die unterschiedlichen Typen der «Bäume» bestimmen, folgt ebenfalls dem Raumgitter. Die horizontale Aussteifung des gesamten Gebäudes wird durch vier Baumstützen in V-Form gewährleistet, die systematisch verteilt zwischen den anderen zwölf angeordnet sind.

Das optimierte Stützenmodell

Die natürliche Schlichtheit dieser Baumstützen ist das Ergebnis eines ausgefeilten Entwicklungsprozesses: In Anlehnung an die Erkenntnisse von Antonio Gaudí diente in einer ersten Phase ein Modell mit hängenden Ketten zur Überprüfung des Systems. Ausgehend von einem realen Versuchsmodell wurde anschliessend mit Hilfe eines virtuellen Modells die Geometrie der baumartigen Stützen überprüft. Das virtuelle Modell wurde auch für die Untersuchung von Beanspruchungen herangezogen, welche auf die Tragstruktur einwirken können, wie Schnee, Wind oder Erdbeben.

Der digitale Prozess des Entwerfens lieferte die Grundlage für die dreidimensionalen Werkzeichnungen und für die Bearbeitung der Rohre mittels computergesteuerter Maschinen. Bei der Montage der Elemente in der Werkhalle und vor Ort kam das Raumgitter als Schablone erneut zum Einsatz. Handarbeit erforderte lediglich das Vernähen der Netzbahnen aus Edelstahl, welche als Hülle zwischen Dach und Bodenplatte gespannt wurden. Diese filigrane, fast unsichtbare Membran hüllt die in Grünund Weisstönen gestrichene Baumstruktur in eine Art Spinnengewebe, das wiederum den Bezug zur umgebenden Natur unterstützt.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

Happy landing

Wie eben erst gelandet, stützt sich das spektakuläre Einfamilienhaus am Steilhang des Genfer Sees ab. Die flugerprobte Bauherrschaft hat ihre Berufspassion auch in ihrem Wohnsitz umgesetzt: wie über eine Gangway steigt man seitlich in diesen schwebenden Wohnkörper aus Stahl und Glas ein und geniesst von hier einen unverbauten Blick aus der Höhe.

Wie eben erst gelandet, stützt sich das spektakuläre Einfamilienhaus am Steilhang des Genfer Sees ab. Die flugerprobte Bauherrschaft hat ihre Berufspassion auch in ihrem Wohnsitz umgesetzt: wie über eine Gangway steigt man seitlich in diesen schwebenden Wohnkörper aus Stahl und Glas ein und geniesst von hier einen unverbauten Blick aus der Höhe.

Nach einer zweijährigen berufsbedingten und privaten Reisezeit ohne festen Wohnsitz, suchten die Bauherren nach einem erschwinglichen und ansprechenden Domizil. Ein schmales Hanggrundstück mit Blick auf den Genfer See und die Alpen wurde als Bauplatz erworben mit der Auflage, dass lediglich ein geringer Teil des Terrains überbaut und das Haus nicht höher werden sollte, als die angrenzende Strasse. Angesichts dieser engen Vorgaben schlug das Architektenteam auf geständerten Quader aus Stahl und Glas. Diese schwebende Konstruktion lässt die Topographie praktisch unberührt und schafft so viel Freiraum für die Nutzung des Geländes als Garten.

Freie Grundrissnutzung

Die Räume mit ihren unterschiedlichen Nutzungen reihen sich im langgestreckten Baukörper nacheinander auf – dabei wechseln sich Nasszonen und Raumeinheiten ab. Die modulare Stahlstruktur definiert die Raumsequenzen. Die Küche in Kombination mit dem Esszimmer und der Wohnraum bilden den Abschluss zum See hin. Um Platz zu sparen, wurden Elemente wie Wandschränke, Cheminée sowie die Gebäudetechnik in die querliegenden Zwischenwände integriert. Mit Ausnahme der zum See gerichteten Stirnseite mit raumhohen Schiebefenstern sind alle Fenster festverglast. Für die erforderliche Luftzufuhr sorgen Klappen, die hinter den vertikalen Rahmen angeordnet sind.

Typologie Brücke

Die Box wurde wie eine Brücke als Vierendeel-Rahmentragwerk in vier Modulen konzipiert. Sie ist in Richtung Berg auf einer Betonwand und seeseitig auf zwei schlanken, schräggestellten Stützen aufgelagert. Die horizontale Steifigkeit in Querrichtung ist durch eine Blechverbunddecke in der Boden-Ebene und einen Dachverband unter dem Dachblech gewährleistet. Die Kräfte aus der Dachebene werden in der hinteren Stirnfassade durch einen Vertikalverband, im vorderen Bereich durch Rahmenwirkung in die Schrägstützen und weiter in die Fundamente geführt. Somit bleibt das Innere frei von Stützen oder tragenden Wänden und ermöglicht dadurch die optimale Ausnutzung des Grundrisses. Die Erschliessung erfolgt seitlich über eine hydraulische, einziehbare Treppe. Im Bereich der Böschungsmauer des Terrains steht ein Kellerraum zur Verfügung, der jedoch nur über eine Aussentreppe zugänglich ist.

Diese ungewöhnlich reduzierte und gleichzeitig raffinierte und sorgfältig detaillierte Lösung eines Wohnhauses in Brückenform würdigte die Jury des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 mit einer Anerkennung.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

Stahlpilz

Im Spannungsfeld denkmalgeschützter Ensembles und Bauten aus den siebziger Jahren behauptet sich die neue Metallwerkstatt des Jugendkulturhauses Dynamo als eigenständiger Baukörper. Konstruktion und Verkleidung zeigen den Werkstoff und seine Verarbeitung präzise, unmittelbar und direkt.

Im Spannungsfeld denkmalgeschützter Ensembles und Bauten aus den siebziger Jahren behauptet sich die neue Metallwerkstatt des Jugendkulturhauses Dynamo als eigenständiger Baukörper. Konstruktion und Verkleidung zeigen den Werkstoff und seine Verarbeitung präzise, unmittelbar und direkt.

Im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten wurde in unmittelbarer Nähe zur Limmat eine neue Arbeitsstätte für junge Menschen mit zusätzlichem Büro- und Lagerraum erstellt. Die gut eingerichtete Werkstatt bietet den Benutzern um fangreiches Werkzeug für die Bearbeitung von Metall wie Schweissen, Stanzen oder Plasmaschneiden. Während des ganzen Jahres werden hier zudem zahlreiche Kurse, Workshops und Ausstellungen angeboten.

Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurden diejenigen Räume, die einen Abschluss erfordern, wie etwa das beheizbare Büro sowie das Lager für Material und Werkzeug, in den Kern des Gebäudes verlegt, während die eigentliche Werkstatt im Freien liegt. Das auf allen Seiten auskragende Vordach bietet einen gedeckten und stützenfreien Arbeitsbereich, der das ganze Jahr über genutzt werden kann. Grossflächige Flügeltüren sind vollständig in die Fassade integriert und machen so gegen Aussen sichtbar, wann die Werkstatt in Betrieb ist. Bei Betriebsschluss werden alle Türen mechanisch verriegelt und schützen so die dahinterliegenden Räume vor Vandalismus und Einbruch. Der Büroraum ist autonom in die Stahlkonstruktion eingestellt und im Inneren an Boden, Wand und Decke vollflächig mit OSB Platten belegt. Zur Verbesserung der Belichtung sind im Bereich vor dem Büro drei längliche Oberlichter in das Dach eingeschnitten.

Wechselspiel

Auf einem trapezähnlichen Grundriss tragen in die Bodenplatte eingespannte Stützen aus Profilstahl einen weit auskragenden Dachrost in gleicher Form, jedoch mit fast doppelter Fläche. Diese Tragkonstruktion ist an Fassade, Dachuntersicht und Dachrand mit einem industriell gefertigten, tiefgezogenen Lochblech aus Stahl überzogen. Abhängig von Blickwinkel oder Tageszeit sorgt diese Hülle für reizvolle Wechsel in der Wahrnehmung der Fassade: so wirkt der Pavillon einmal verschlossen, ein anderes Mal gewährt er Einblicke in die dahinterliegenden Räume. Der grosse Dachüberstand unterstreicht mit seinen Schattenwürfen die Tiefe des Baukörpers. Im Sonnenlicht verwandelt sich die Fassade in einen gleissenden, geschlossenen Metallvorhang. Durch die Beleuchtung des Inneren erscheint der Pavillon bei Nacht jedoch leicht und transparent.

Anerkennung Prix Acier 2009

Für den wirtschaftlichen Umgang mit dem Material, die sorgfältige Detaillierung bis hin zur Beschriftung und das raffinierte Wechselspiel zwischen Einfachheit im Äusseren und Komplexität im Inneren wurde die Metallwerkstatt mit einer Anerkennung des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 gewürdigt.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

19. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Denkanstoss im Quadrat

Vom gelernten Schlosser zur High-Tech-Ideenschmiede – die Liebe zum Stahl ist dem Bauherrn geblieben. Mit der Architektin Regina Schineis realisierte er das «Werk- und Denklabor» im Businesspark am Friedberger See bei Augsburg: aussen spiegelnd und glatt, erschliesst sich der besondere Charme des aussergewöhnlichen Gebäudes erst im Inneren.

Vom gelernten Schlosser zur High-Tech-Ideenschmiede – die Liebe zum Stahl ist dem Bauherrn geblieben. Mit der Architektin Regina Schineis realisierte er das «Werk- und Denklabor» im Businesspark am Friedberger See bei Augsburg: aussen spiegelnd und glatt, erschliesst sich der besondere Charme des aussergewöhnlichen Gebäudes erst im Inneren.

Der Name «Werk- und Denklabor» kommt nicht von ungefähr: von der Glühfadeneinfädelmaschine bis zur 3D-Kamera entwickelt das Mitte der 1980-er Jahre gegründete Unternehmen Prototypen für spezielle Aufgaben in der Medizintechnik, Sensorik und Sondermaschinen für Fertigung und Qualitätskontrolle. Der zweigeschossige Industriebau auf quadratischem Grundriss präsentiert sich von aussen glänzend und glatt. Doch schon hier kommt das spezielle Material, der wetterfeste Stahl, mit seiner stumpfen Oberfläche und seinen farblichen Variationen ins Spiel: Die gläserne Hülle wird gezielt von Öffnungselementen durchbrochen, die mit wetterfestem Stahl beplankt sind. Die raue, dennoch warm und lebendig anmutende Stahloberfläche prägt, zusammen mit sägerauem Holz und dem geschliffenen, roh belassenen Betonboden in der Werkstatt, auch den Charakter der Innenräume.

Die Summe der Quadrate ergibt das Ganze

Der Reduktion auf wenige Materialien – Stahl, Glas, Holz, Beton – entspricht die Reduktion der Form: auf das Quadrat. Die Grundfläche des 23,20 Meter langen und 8,30 Meter hohen Industriebaus ist in drei mal drei annähernd gleich grosse Quadrate aufgeteilt. Vertikal wird das Gebäude von vier Achsen stählerner, zweigeschossiger Tragwerksrahmen gegliedert, die, gleichsam Schotten, jeweils drei Felder entlang ihrer Kanten zu einem Bereich zusammenfassen. Horizontal werden die Rahmen in der Deckenebene über dem Erdgeschoss durch einen geschweissten Stahlträgerrost zusammengeführt, der auf gefalteten Wandsegmenten aus wetterfestem Stahl aufliegt. Die Stahlplatten wurden so gekantet, dass sich – analog zum Grundriss – wiederum Quadrate ergeben.

Von der Stütze zur Fläche

Die sichtbar gelassenen, nahezu skulptural wirkenden Kassettenwände prägen das Werklabor im Erdgeschoss. Auch hier orientiert sich die Grundstruktur am quadratischen Raster. Die tragende Konstruktion, die «Stütze» des Skelettbaus, wird als flächiges Element neu interpretiert. Dadurch bekommt das Tragwerk eine zusätzliche Funktion: es wird zum Raum gestaltenden Element. Aus Kostengründen wurde ein Konzept erarbeitet, welches durch das Kanten der Blechtafeln mit einer Materialstärke von nur acht Millimeter auskommt.

Vom offenen Raum zum offenen Denken

Über eine Holztreppe mit sägerau belassenen Stufen aus Weisstanne gelangt man ins Obergeschoss. Hier gruppieren sich um einen zentralen Besprechungsraum die verschiedenen Bürobereiche, die mit Glasschiebetüren voneinander getrennt werden können. Es gibt keine Hierarchie der Räume, ihre Nutzung kann flexibel den Anforderungen des jeweiligen Projektteams zugeordnet werden. Die offene Raumstruktur ermöglicht einen Gedankenaustausch, der mit der Unternehmensphilosophie von Fritz Pauker Ingenieure konform geht.

Steeldoc, Do., 2009.03.19



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steeldoc 2008/04 Preis des Deutschen Stahlbaus 2008

19. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Leicht – flexibel – sparsam

Inmitten eines architektonisch wenig ansprechenden Gewerbegebiets entstand ein gläserner Kubus, der Gestaltung, Konstruktion und technische Gebäudeausrüstung zu einem überzeugenden Ganzen verbindet. Der aussergewöhnliche Industriebau steht für die Unternehmenswerte Innovation, Kommunikation und Transparenz.

Inmitten eines architektonisch wenig ansprechenden Gewerbegebiets entstand ein gläserner Kubus, der Gestaltung, Konstruktion und technische Gebäudeausrüstung zu einem überzeugenden Ganzen verbindet. Der aussergewöhnliche Industriebau steht für die Unternehmenswerte Innovation, Kommunikation und Transparenz.

Das neue Verwaltungs- und Montagezentrum von ESTA Apparatebau verzahnt die Bereiche Verwaltung, Entwicklung und Produktion. Im Erdgeschoss des sechsstöckigen Neubaus befindet sich die Montage der Grossgeräte, die von einer umlaufenden Galerie aus einsehbar ist. Den kommunikativen Mittelpunkt des Unternehmens bildet das zentrale Atrium, das die oberen vier Geschosse verbindet. Die beidseits angeordneten, flexibel aufteilbaren Flächen werden im 1. Obergeschoss für die Kleingerätemontage genutzt, in den darüber liegenden Etagen sind Verwaltung und Konstruktion angesiedelt.

Konstruktion

Die Architekten nutzten die Vorteile des Stahlbaus, um die Auflast des über einem bestehenden Kellergeschoss angeordneten Neubaus so gering wie möglich zu halten. Zudem konnte so das Erdgeschoss stützenfrei ausgeführt werden: Fachwerkträger spannen über 17,95 Meter zwischen den vier Hauptstützen, auf denen das gesamte Gebäude ablastet. Zur Horizontalaussteifung bindet die umlaufende Galerie an Hauptstützen und Fachwerkträger an. Die vier Obergeschosse sind als Verbundkonstruktion von Stahl-Vierendeelträgern und Sichtbetondecken ausgebildet, die zusätzlich durch Verbände ausgesteift werden. Bei der Gestaltung der stark biegebeanspruchten Stahlknoten aus Vollmaterial konnte eine reduzierte und hocheffiziente Lösung realisiert werden. Ein neu entwickeltes Isolierglas reduziert denWärmeeintrag in das Gebäude. Hoher Sonnenschutz bei gleichzeitg maximaler Transparenz wird durch die Bedruckung mit einem feinen Netzmuster erreicht: dieses verdichtet sich zu den Geschossdecken und löst sich zur Scheibenmitte auf.

Innovatives Brandschutzkonzept

Die flächige Sprinklerung des gesamten Neubaus in Kombination mit einer VSG-Verglasung mit Seitenwandsprinklerung waren die Voraussetzung, um die vom Bauherrn angestrebte Transparenz auch über die Fluchtreppenhäuser hinaus fortführen zu können. Zu- und Abluftflächen in Fassade und Innenhof gewährleisten im Brandfall eine hinreichende Entrauchung des Verwaltungs- und Montagezentrums.

Energiekonzept

Das zukunftsorientierte Energiekonzept nutzt ausschliesslich regenerative Energien. Über Wärmepumpen wird Grundwasser zur Gebäudeklimatisierung herangezogen. Die für deren Betrieb erforderliche elektrische Energie liefern ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk sowie die Solaranlage auf dem Dach des Neubaus. Durch Bauteilaktivierung werden die Geschossdecken im Winter zur Heizung und im Sommer zur Kühlung genutzt. Kühlsegel in den Deckenrandfeldern können bei Bedarf unterstützend zur Gebäudetemperierung hinzugezogen werden. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gewährleistet den erforderlichen Luftwechsel und die Behaglichkeit der Arbeitsplätze entlang der Fassade.

Steeldoc, Do., 2009.03.19



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steeldoc 2008/04 Preis des Deutschen Stahlbaus 2008

09. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Raffinierte Schichtung

Als Bauwerk von «europäischem Format» gestaltete der Schweizer Architekt Aurelio Galfetti das North East Tower (Net) Center in Padua. Herzstück des multifunktionalen Gebäudekomplexes ist ein expressives Hochhaus, das mit seiner dynamischen Form und der signalroten Farbe ein weithin sichtbares Zeichen setzt.

Als Bauwerk von «europäischem Format» gestaltete der Schweizer Architekt Aurelio Galfetti das North East Tower (Net) Center in Padua. Herzstück des multifunktionalen Gebäudekomplexes ist ein expressives Hochhaus, das mit seiner dynamischen Form und der signalroten Farbe ein weithin sichtbares Zeichen setzt.

Das Net Center liegt an der Via San Marco, einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, die das Messezentrum mit der Innenstadt verbindet. Eine gegenüber dem Strassenniveau um eineinhalb Meter erhöhte Plattform mit einer Fläche von 15 000 m² wird zur Bühne für das städtebauliche Konzept von Aurelio Galfetti: Ein weiter urbaner Platz, der die gebauten Strukturen gut sichtbar in Szene setzt und Raum für Begegnung sowie Austausch bietet. Der dunkle Schieferbelag der Plattform reicht bis in die Erdgeschosse aller Gebäude hinein und verbindet so Innen- und Aussenraum.

Der «Torre rossa» genannte Turm dominiert das Ensemble in der Vertikalen und wird flankiert von zwei langestreckten Baukörpern, dem «Palazzo Tendenza» und dem «Palazzo Economia». Ein gläsener Pavillon, in dem Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden, schliesst den Platz, der ausschliesslich Fussgängern vorbehalten ist, im Norden ab.

Signalwirkung

Mit seinen verwundenen Fassaden schraubt sich der «Rote Turm» über 20 Stockwerke auf eine Höhe von 80 Meter. Die untere Hälfte des Turmes beherbergt ein Hotel mit über 140 Zimmern, der obere Teil ist Büroräumen für Finanz- und Beratungsunternehmen vorbehalten. Die dynamische Form des Gebäudes resultiert aus der schrittweisen Abwandlung der Trapezform des Grundrisses in jedem Stockwerk, welche durch die Anordnung horizontaler, rot beschichteter Sonnenschutzelemente noch präzisiert wird. Obwohl der vollständig verglaste Turm die übrigen, in silber und schwarz gehaltenen Gebäude weit überragt, ist die gestalterische Einheit des Ensembles durch die horizontale Gliederung der Fassaden gegeben.

Geneigte Stützen

Die Tragstruktur des Towers besteht aus einem Stahlbetonkern und einem äusseren Ring aus geschweissten Doppel-T-Trägern, der von insgesamt acht runden Stahlstützen getragen wird. Die Deckenelemente aus Leichtbeton liegen auf diesem Stahlring auf. Damit die vertikalen Lasten gleichmässig abgetragen werden können, folgen die vier Randstützen in den diagonalen Achsen der veränderlichen Form der Gebäudehülle und sind um etwa 6 Grad gegenläufig geneigt. In den Mittelachsen dagegen stehen die Stützen senkrecht. Die Aussteifung erfolgt über Fachwerkverstrebungen im obersten Geschoss des Towers. Die diagonal gegenläufigen Stützenachsen in den Gebäudeecken sowie der als steifer Rahmen wirkende Stahlring in jedem Geschoss tragen ebenfalls zur Stabilisierung bei. Geschützt wurde die Stahlstruktur durch eine Brandschutzbeschichtung, die je nach Materialstärke variiert. Tiefgründungen mit Scheidewänden und zwei Meter dicken Verbindungsplatten aus Stahlbeton gewährleisten die gleichmässige Verteilung der Lasten, die aus dem zentralen Kern und den acht Rundstützen in die Fundamente eingeleitet werden.

Gefächerte Fassadenstruktur

Der Turm ist vollständig verglast. Die weit auskragenden, horizontalen Sonnenschutzelemente unterteilen die Gebäudehülle in drei gleich hohe Fensterbänder pro Stockwerk. Die Sonnenschutzelemente liegen auf Fassadenstützen im Abstand von 1,30 Meter auf und gehören gleichzeitig zur tragenden Fassadenstruktur. Während die Fassadenelemente an den Schmalseiten der Fassade übereinander angeordnet sind, ergibt sich an den Längsseiten eine durch die Verdrehung und Neigung der Gebäudehülle bedingte Abstufung der Fassadenelemente. Diese Abstufung konnte durch die Tiefe der Sonnenschutzelemente so ausgeglichen werden, dass in der Gebäudeform eine fliessende Bewegung bleibt.

Steeldoc, Mo., 2009.03.09



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steeldoc 2009/01 Skyline - Hochhäuser in Stahl

09. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
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Blickfang mit Knick

Der Knick ist gewollt – einmal in Anspielung auf die ungewöhnlichen Ideen, die hier umgesetzt werden, zum anderen in Anspielung auf den 52sten Breitengrad, an welchem Nijmegen liegt. Das Forum für den weltweiten Austausch und die Zusammenarbeit von Technologie und Wissenschaft setzt auf den anderen Blickwinkel.

Der Knick ist gewollt – einmal in Anspielung auf die ungewöhnlichen Ideen, die hier umgesetzt werden, zum anderen in Anspielung auf den 52sten Breitengrad, an welchem Nijmegen liegt. Das Forum für den weltweiten Austausch und die Zusammenarbeit von Technologie und Wissenschaft setzt auf den anderen Blickwinkel.

Das mit 86 Meter zurzeit höchste Gebäude von Nijmegen wurde in direkter Nachbarschaft der hermetisch abgeriegelten Produktionsanlagen für Halbleiter errichtet. Der Büroturm mit der gepixelten Fassade und dem charakteristischen «Knick» markiert den ersten Bauabschnitt des Business Innovation Centers. Mit dem ehrgeizigen Projekt setzt das Unternehmen einen starken Impuls für die lokale Wirtschaft und wertet gleichzeitig die Region um die benachbarten Städte Nijmegen und Arnheim auf.

Aus dem Lot

Eine zum Büroturm hin ansteigende, begrünte Dachfläche verbindet FiftyTwoDegrees optisch mit dem benachbarten Goffertpark. Die dreigeschossige Stahlkonstruktion am Fusse des Hochhauses bietet auf ihren beiden unteren Ebenen Parkplätze für knapp 600 Autos und beherbergt die Versandräume. Die obere Ebene, eine eingeschnittene «Plaza» mit Restaurant und Laden, ist als Erschliessungs- und Verbindungsebene aller Gebäudeteile konzipiert. Über diesen Sockelbau erhebt sich, abgesetzt durch ein Fensterband hinter sichtbaren Aussenstützen, das Hochhaus mit einer Neigung von zehn Grad. Im 8. Obergeschoss geht die Konstruktion mit einem «Knick» in die Senkrechte über.

Der hohe Termindruck und die Notwendigkeit, aufgrund der Gebäudegeometrie Gewicht zu sparen, führten zu der gewählten Mischkonstruktion aus Beton und Stahl. Zwei von unten nach oben senkrecht durchlaufende Betonkerne, die vier Aufzüge, zwei Treppenhäuser und Installationsschächte aufnehmen, wurden mittels einer Gleitschalung erstellt.

Schlanke Konstruktion

Die Stützenabstände der knapp 1300 Quadratmeter grossen Geschossflächen betragen in Querrichtung 3 x 7,20 Meter und in Längsrichtung 1 x 7,20 Meter, 4 x 10,80 Meter und 1 x 7,20 Meter. Weil der «Knick» im 8. Obergeschoss zu grossen horizontalen Kräften auf die Betonkerne führt, wurde der Stützabstand so bestimmt, dass die Lasten symmetrisch abgetragen werden können: zusätzliche schräggestellte Stahlstützen verlaufen von der Decke des 8. Geschosses zum Fusspunkt der innenliegenden Stützenreihe und somit spiegelbildlich zu den gegenüberliegenden Fassadenstützen. Durch die grossen Stützenabstände und die Lage der Betonkerne können die 17 Stockwerke maximal ausgenutzt sowie Büroräume und Laboratorien flexibel aufgeteilt werden. Während die Lage der Grundrisse in den oberen zehn Etagen identisch ist, sind die darunter liegenden Ebenen jeweils versetzt zu den Betonkernen angeordnet.

Die flache Deckenkonstruktion besteht aus Doppel-T-Profilen und THQ-Trägern (Hut-Profilen). Der Anschluss der Träger an die Betonkerne erfolgte über Stahlschuhe, die flächenbündig in die Wand einbetoniert sind. Die auf dem verbreiterten Untergurt der Stahlprofile aufgelagerten Spannbeton-Fertigdeckenelemente wurden vor Ort lediglich mit einem Estrich versehen.

Megapixel

Um den Baufortschritt weiter zu beschleunigen, kam ein vorgefertigtes Fassadensystem zum Einsatz. Die geschosshohen, vorgehängten Elemente sind an der Deckenkonstruktion befestigt. Das abstrakte graphische Fassadenbild setzt sich aus 1,80 x 0,80 Meter grossen «Pixeln» zusammen. Feststehende Isolierglasscheiben, mattschwarz eloxierte Aluminium-Sandwichpaneele und Kippflügel, deren Aussenseite mit matt schwarz beschichtetem Streckmetall verkleidet ist, damit die Öffnungen in der Fassade nicht sichtbar sind, bilden auf den ersten Blick ein willkürliches Muster. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man die durchlaufenden Bänder der geschlossenen Paneele entlang der Geschossdecken. Die Aussen wände der Büroräume und Laboratorien bestehen zu gleichen Teilen aus verglasten und geschlossenen Elementen.

Noch endet der grüne Hügel des Wissenschaftszentrums an einer vielbefahrenen Strasse. Der Brückenschlag soll mit dem zweiten Bauabschnitt erfolgen. Ein Kongresszentrum, ein Hotel- und Apartmentgebäude sowie Sportanlagen stehen zur Realisierung an und schaffen beste Voraussetzungen für ein lebendiges Miteinander von Arbeiten und Wohnen.

Steeldoc, Mo., 2009.03.09



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steeldoc 2009/01 Skyline - Hochhäuser in Stahl

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Presseschau 12

26. April 2010Martina Helzel
Steeldoc

Heitere Leichtigkeit

Tagsüber grau schimmernd, nachts ein leuchtender Dachkörper präsentiert sich die Dreifachturnhalle als schwebend leichtes Grossvolumen. Über einem gedrungenen, vollständig verglasten Erdgeschoss erhebt sich eine fast textil anmutende Haube aus Stahl und lichtdurchlässigem Kunststoff.

Tagsüber grau schimmernd, nachts ein leuchtender Dachkörper präsentiert sich die Dreifachturnhalle als schwebend leichtes Grossvolumen. Über einem gedrungenen, vollständig verglasten Erdgeschoss erhebt sich eine fast textil anmutende Haube aus Stahl und lichtdurchlässigem Kunststoff.

Inmitten der Schulanlage, die seit den 1950er Jahren immer wieder erweitert wurde, schafft die Sporthalle durch ihre Lage sowie das äussere Erschliessungssystem einen neuen Aussenraum und entwickelt das vorgefundene Thema der Zwischenräume weiter. Drei Kuben aus Beton – die Zugänge zu den Garderoben der Sportler – gliedern den Raum zum benachbarten Schulhaus und weisen dem Haupteingang der Zuschauer einen eigenen Vorbereich zu.

Gleichzeitig wird durch die drei aussen liegenden Garderobenabgänge die separate Zugänglichkeit der zwei unterschiedlich genutzten Ebenen erreicht. Die Zuschauer betreten die Halle über ein grosszügiges Foyer mit den zugehörigen Nebennutzungen. Gegenüber liegt der Tribünenbereich, der über seitliche Durchgänge mit Stehplätzen erschlossen wird. Die eigentliche Sporthalle mit Garderoben, Geräte- und Technikräumen ist um ein Geschoss abgesenkt.

Licht und Farbe

Die horizontale Schichtung der Funktionen setzt sich in der Konstruktion des Baukörpers fort. Die Bodenplatte und das Untergeschoss sind in Beton ausgeführt. Schwarz eingefärbte, grossformatig geschalte Sichtbetonflächen prägen das Untergeschoss. Die Vertiefung der Halle und die Einbauten im Erdgeschoss sind mit farbig gebeiztem Sperrholz verkleidet, welches gleichzeitig die erforderlichen Akustikmassnahmen wahrnimmt. Über das massive Bodenrelief stülpt sich oberirdisch die dunkel beschichtete Stahlkonstruktion. Getragen von schlanken Fassadenstützen spannt sie über die 50 x 40 Meter grosse Grundrissfläche des Gebäudes. Die Fassade selbst besteht aus lichtdurchlässigen, 40 Millimeter starken Platten aus Polycarbonat.

Diese sechsschaligen Lichtbauelemente zeichnen sich durch hohe Schlagzähigkeit und Alterungsbeständigkeit aus. Lichtbrechende Pigmente sorgen für optimales diffuses Licht. Ein umlaufendes Glasband im Erdgeschoss wirkt wie eine Fuge zwischen dem schweren Beton und der leichten Stahlkonstruktion mit seiner transluzenten Fassade.

Sporthalle im Minergie-Standard

Das Gebäude verfügt über ein nachhaltiges Energiekonzept. So sorgen Solarkollektoren auf dem Flachdach für die Erwärmung des Brauchwassers und der Fussbodenheizung. Die Sporthalle wird über Quellauslässe beheizt und belüftet, eine natürliche Nachtauskühlung erfolgt über Rauch- und Wärmeabzugsöffnungen im Dach und Zuluftklappen in der Fassade.

Schlichte Eleganz

Etwa 1,50 Meter hohe Doppel-T-Träger, welche die Halle in Querrichtung überspannen, bilden die Haupttragkonstruktion des Daches. Über und unter diesen im Abstand von 4,65 Metern angeordneten Hauptträgern verlaufen Pfetten. Die obere Pfettenlage trägt das Dach aus gelochtem Profilblech und extensiver Begrünung, an der unteren sind die Turngeräte und technische Installationen befestigt. Zusätzlich stabilisieren diese als Sekundärträger die hohen, schlanken Hauptträger. Die Horizontalaussteifung der Halle erfolgt über Verbände in der Dachebene und dünne, diagonale Zugstangen, die umlaufend zwischen den Fassadenstützen angeordnet sind. Mit Ausnahme der geschweissten Hauptträger besteht die gesamte Stahlkonstruktion aus Normprofilen und konnte ohne komplizierte Knoten oder Anschlussdetails mittels Schraubverbindungen vor Ort montiert wurden. Obwohl die Tragstruktur mit ihren hohen Hauptträgern eindeutig gerichtet ist, wirkt sie durch die darunter verlaufenden Pfetten ungerichtet und verleiht dem Bau eine ruhige, elegante Anmutung. Die für eine Sporthalle ungewöhnlich hohe Qualität der Architektur und die saubere, präzise Detaillierung wurde mit einer Anerkennung des Prix Acier 2009 gewürdigt.

Steeldoc, Mo., 2010.04.26



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steeldoc 2010/01 Hallen und Hüllen

Haute Couture

In einem kleinen Waldstück mitten in der Stadt Genf steht diese federleichte Voliere, die sich in ihrer Struktur ganz den umstehenden Bäumen angleicht. Die aus Stahlrohr verschweissten Baumstützen folgen nur scheinbar einem natürlichen Wuchs – dahinter steckt ein raffiniertes Modell für die Optimierung des Tragsystems.

In einem kleinen Waldstück mitten in der Stadt Genf steht diese federleichte Voliere, die sich in ihrer Struktur ganz den umstehenden Bäumen angleicht. Die aus Stahlrohr verschweissten Baumstützen folgen nur scheinbar einem natürlichen Wuchs – dahinter steckt ein raffiniertes Modell für die Optimierung des Tragsystems.

Das kleine Waldstück «Bois de la Bâtie» liegt auf einem Hügel der Stadt Genf. 1874 als öffentlicher Park mit einem Teich und einer künstlich angelegten Insel eröffnet, wurden nun unter einem Dach zwei neue Vo lieren errichtet, um im Falle einer drohenden Vogelgrippe den über hundert Vögeln des Parks Schutz zu bieten. Auf verschlungenen Wegen nähern sich die Besucher dem leichten, netzumspannten Raum, der mit dem umgebenden Wald zu einer Einheit verschmolzen scheint. Dieser behutsame, fast unsichtbare Eingriff in die Natur, die Klarheit der Struktur sowie die materialoptimierte konstruktive Umsetzung würdigte die Jury des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 mit einer Anerkennung.

Formfindung im Raumgitter

Das Dach entwickelt sich in freier Form und wird von Baumstützen getragen. Die Kontur dieses Daches folgt der Begrenzung durch die umstehenden Bäume und formt damit ebenfalls eine Art Baumkrone. Die insgesamt 16 Baumstützen scheinen natürlich gewachsen zu sein, gleicht doch kein «Baum» dem anderen. Sie sind jedoch durch ein streng modulares System definiert, welches den Aufwand für Fertigung und Montage reduziert. So folgt jeder «Baum» dem Rastermass des Raumgitters in Form eines stehenden Quaders mit einer Grundlänge von drei mal drei und einer Höhe von neun Metern. Dieses Raumgitter liefert die notwendigen Bezugspunkte für die Planung, Herstellung und Montage vor Ort.

Die Baumstützen wurden mit Rundrohren in verschiedenen Wandstärken ausgeführt – abhängig von den jeweils aufzunehmenden Kräften. Der gleichbleibende Durchmesser führt zu geometrisch bestimmten Verbindungen ohne hierarchische Ordnung und vermeidet dadurch komplexe Verschneidungen, so dass die konstruktive Umsetzung zügig und schlüssig möglich ist. Auch die Anschlusspunkte für Dach und Bodenplatte folgen diesem Raumgitter. So sind zwölf verschiedene Punkte für das Dach und vier für die Lastabtragung im Fundament möglich. Die Lage der Astgabeln, welche zugleich die unterschiedlichen Typen der «Bäume» bestimmen, folgt ebenfalls dem Raumgitter. Die horizontale Aussteifung des gesamten Gebäudes wird durch vier Baumstützen in V-Form gewährleistet, die systematisch verteilt zwischen den anderen zwölf angeordnet sind.

Das optimierte Stützenmodell

Die natürliche Schlichtheit dieser Baumstützen ist das Ergebnis eines ausgefeilten Entwicklungsprozesses: In Anlehnung an die Erkenntnisse von Antonio Gaudí diente in einer ersten Phase ein Modell mit hängenden Ketten zur Überprüfung des Systems. Ausgehend von einem realen Versuchsmodell wurde anschliessend mit Hilfe eines virtuellen Modells die Geometrie der baumartigen Stützen überprüft. Das virtuelle Modell wurde auch für die Untersuchung von Beanspruchungen herangezogen, welche auf die Tragstruktur einwirken können, wie Schnee, Wind oder Erdbeben.

Der digitale Prozess des Entwerfens lieferte die Grundlage für die dreidimensionalen Werkzeichnungen und für die Bearbeitung der Rohre mittels computergesteuerter Maschinen. Bei der Montage der Elemente in der Werkhalle und vor Ort kam das Raumgitter als Schablone erneut zum Einsatz. Handarbeit erforderte lediglich das Vernähen der Netzbahnen aus Edelstahl, welche als Hülle zwischen Dach und Bodenplatte gespannt wurden. Diese filigrane, fast unsichtbare Membran hüllt die in Grünund Weisstönen gestrichene Baumstruktur in eine Art Spinnengewebe, das wiederum den Bezug zur umgebenden Natur unterstützt.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

Happy landing

Wie eben erst gelandet, stützt sich das spektakuläre Einfamilienhaus am Steilhang des Genfer Sees ab. Die flugerprobte Bauherrschaft hat ihre Berufspassion auch in ihrem Wohnsitz umgesetzt: wie über eine Gangway steigt man seitlich in diesen schwebenden Wohnkörper aus Stahl und Glas ein und geniesst von hier einen unverbauten Blick aus der Höhe.

Wie eben erst gelandet, stützt sich das spektakuläre Einfamilienhaus am Steilhang des Genfer Sees ab. Die flugerprobte Bauherrschaft hat ihre Berufspassion auch in ihrem Wohnsitz umgesetzt: wie über eine Gangway steigt man seitlich in diesen schwebenden Wohnkörper aus Stahl und Glas ein und geniesst von hier einen unverbauten Blick aus der Höhe.

Nach einer zweijährigen berufsbedingten und privaten Reisezeit ohne festen Wohnsitz, suchten die Bauherren nach einem erschwinglichen und ansprechenden Domizil. Ein schmales Hanggrundstück mit Blick auf den Genfer See und die Alpen wurde als Bauplatz erworben mit der Auflage, dass lediglich ein geringer Teil des Terrains überbaut und das Haus nicht höher werden sollte, als die angrenzende Strasse. Angesichts dieser engen Vorgaben schlug das Architektenteam auf geständerten Quader aus Stahl und Glas. Diese schwebende Konstruktion lässt die Topographie praktisch unberührt und schafft so viel Freiraum für die Nutzung des Geländes als Garten.

Freie Grundrissnutzung

Die Räume mit ihren unterschiedlichen Nutzungen reihen sich im langgestreckten Baukörper nacheinander auf – dabei wechseln sich Nasszonen und Raumeinheiten ab. Die modulare Stahlstruktur definiert die Raumsequenzen. Die Küche in Kombination mit dem Esszimmer und der Wohnraum bilden den Abschluss zum See hin. Um Platz zu sparen, wurden Elemente wie Wandschränke, Cheminée sowie die Gebäudetechnik in die querliegenden Zwischenwände integriert. Mit Ausnahme der zum See gerichteten Stirnseite mit raumhohen Schiebefenstern sind alle Fenster festverglast. Für die erforderliche Luftzufuhr sorgen Klappen, die hinter den vertikalen Rahmen angeordnet sind.

Typologie Brücke

Die Box wurde wie eine Brücke als Vierendeel-Rahmentragwerk in vier Modulen konzipiert. Sie ist in Richtung Berg auf einer Betonwand und seeseitig auf zwei schlanken, schräggestellten Stützen aufgelagert. Die horizontale Steifigkeit in Querrichtung ist durch eine Blechverbunddecke in der Boden-Ebene und einen Dachverband unter dem Dachblech gewährleistet. Die Kräfte aus der Dachebene werden in der hinteren Stirnfassade durch einen Vertikalverband, im vorderen Bereich durch Rahmenwirkung in die Schrägstützen und weiter in die Fundamente geführt. Somit bleibt das Innere frei von Stützen oder tragenden Wänden und ermöglicht dadurch die optimale Ausnutzung des Grundrisses. Die Erschliessung erfolgt seitlich über eine hydraulische, einziehbare Treppe. Im Bereich der Böschungsmauer des Terrains steht ein Kellerraum zur Verfügung, der jedoch nur über eine Aussentreppe zugänglich ist.

Diese ungewöhnlich reduzierte und gleichzeitig raffinierte und sorgfältig detaillierte Lösung eines Wohnhauses in Brückenform würdigte die Jury des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 mit einer Anerkennung.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

Stahlpilz

Im Spannungsfeld denkmalgeschützter Ensembles und Bauten aus den siebziger Jahren behauptet sich die neue Metallwerkstatt des Jugendkulturhauses Dynamo als eigenständiger Baukörper. Konstruktion und Verkleidung zeigen den Werkstoff und seine Verarbeitung präzise, unmittelbar und direkt.

Im Spannungsfeld denkmalgeschützter Ensembles und Bauten aus den siebziger Jahren behauptet sich die neue Metallwerkstatt des Jugendkulturhauses Dynamo als eigenständiger Baukörper. Konstruktion und Verkleidung zeigen den Werkstoff und seine Verarbeitung präzise, unmittelbar und direkt.

Im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten wurde in unmittelbarer Nähe zur Limmat eine neue Arbeitsstätte für junge Menschen mit zusätzlichem Büro- und Lagerraum erstellt. Die gut eingerichtete Werkstatt bietet den Benutzern um fangreiches Werkzeug für die Bearbeitung von Metall wie Schweissen, Stanzen oder Plasmaschneiden. Während des ganzen Jahres werden hier zudem zahlreiche Kurse, Workshops und Ausstellungen angeboten.

Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurden diejenigen Räume, die einen Abschluss erfordern, wie etwa das beheizbare Büro sowie das Lager für Material und Werkzeug, in den Kern des Gebäudes verlegt, während die eigentliche Werkstatt im Freien liegt. Das auf allen Seiten auskragende Vordach bietet einen gedeckten und stützenfreien Arbeitsbereich, der das ganze Jahr über genutzt werden kann. Grossflächige Flügeltüren sind vollständig in die Fassade integriert und machen so gegen Aussen sichtbar, wann die Werkstatt in Betrieb ist. Bei Betriebsschluss werden alle Türen mechanisch verriegelt und schützen so die dahinterliegenden Räume vor Vandalismus und Einbruch. Der Büroraum ist autonom in die Stahlkonstruktion eingestellt und im Inneren an Boden, Wand und Decke vollflächig mit OSB Platten belegt. Zur Verbesserung der Belichtung sind im Bereich vor dem Büro drei längliche Oberlichter in das Dach eingeschnitten.

Wechselspiel

Auf einem trapezähnlichen Grundriss tragen in die Bodenplatte eingespannte Stützen aus Profilstahl einen weit auskragenden Dachrost in gleicher Form, jedoch mit fast doppelter Fläche. Diese Tragkonstruktion ist an Fassade, Dachuntersicht und Dachrand mit einem industriell gefertigten, tiefgezogenen Lochblech aus Stahl überzogen. Abhängig von Blickwinkel oder Tageszeit sorgt diese Hülle für reizvolle Wechsel in der Wahrnehmung der Fassade: so wirkt der Pavillon einmal verschlossen, ein anderes Mal gewährt er Einblicke in die dahinterliegenden Räume. Der grosse Dachüberstand unterstreicht mit seinen Schattenwürfen die Tiefe des Baukörpers. Im Sonnenlicht verwandelt sich die Fassade in einen gleissenden, geschlossenen Metallvorhang. Durch die Beleuchtung des Inneren erscheint der Pavillon bei Nacht jedoch leicht und transparent.

Anerkennung Prix Acier 2009

Für den wirtschaftlichen Umgang mit dem Material, die sorgfältige Detaillierung bis hin zur Beschriftung und das raffinierte Wechselspiel zwischen Einfachheit im Äusseren und Komplexität im Inneren wurde die Metallwerkstatt mit einer Anerkennung des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier 2009 gewürdigt.

Steeldoc, Fr., 2009.07.10



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steeldoc 2009/02 Pavillons - klein und fein

19. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Denkanstoss im Quadrat

Vom gelernten Schlosser zur High-Tech-Ideenschmiede – die Liebe zum Stahl ist dem Bauherrn geblieben. Mit der Architektin Regina Schineis realisierte er das «Werk- und Denklabor» im Businesspark am Friedberger See bei Augsburg: aussen spiegelnd und glatt, erschliesst sich der besondere Charme des aussergewöhnlichen Gebäudes erst im Inneren.

Vom gelernten Schlosser zur High-Tech-Ideenschmiede – die Liebe zum Stahl ist dem Bauherrn geblieben. Mit der Architektin Regina Schineis realisierte er das «Werk- und Denklabor» im Businesspark am Friedberger See bei Augsburg: aussen spiegelnd und glatt, erschliesst sich der besondere Charme des aussergewöhnlichen Gebäudes erst im Inneren.

Der Name «Werk- und Denklabor» kommt nicht von ungefähr: von der Glühfadeneinfädelmaschine bis zur 3D-Kamera entwickelt das Mitte der 1980-er Jahre gegründete Unternehmen Prototypen für spezielle Aufgaben in der Medizintechnik, Sensorik und Sondermaschinen für Fertigung und Qualitätskontrolle. Der zweigeschossige Industriebau auf quadratischem Grundriss präsentiert sich von aussen glänzend und glatt. Doch schon hier kommt das spezielle Material, der wetterfeste Stahl, mit seiner stumpfen Oberfläche und seinen farblichen Variationen ins Spiel: Die gläserne Hülle wird gezielt von Öffnungselementen durchbrochen, die mit wetterfestem Stahl beplankt sind. Die raue, dennoch warm und lebendig anmutende Stahloberfläche prägt, zusammen mit sägerauem Holz und dem geschliffenen, roh belassenen Betonboden in der Werkstatt, auch den Charakter der Innenräume.

Die Summe der Quadrate ergibt das Ganze

Der Reduktion auf wenige Materialien – Stahl, Glas, Holz, Beton – entspricht die Reduktion der Form: auf das Quadrat. Die Grundfläche des 23,20 Meter langen und 8,30 Meter hohen Industriebaus ist in drei mal drei annähernd gleich grosse Quadrate aufgeteilt. Vertikal wird das Gebäude von vier Achsen stählerner, zweigeschossiger Tragwerksrahmen gegliedert, die, gleichsam Schotten, jeweils drei Felder entlang ihrer Kanten zu einem Bereich zusammenfassen. Horizontal werden die Rahmen in der Deckenebene über dem Erdgeschoss durch einen geschweissten Stahlträgerrost zusammengeführt, der auf gefalteten Wandsegmenten aus wetterfestem Stahl aufliegt. Die Stahlplatten wurden so gekantet, dass sich – analog zum Grundriss – wiederum Quadrate ergeben.

Von der Stütze zur Fläche

Die sichtbar gelassenen, nahezu skulptural wirkenden Kassettenwände prägen das Werklabor im Erdgeschoss. Auch hier orientiert sich die Grundstruktur am quadratischen Raster. Die tragende Konstruktion, die «Stütze» des Skelettbaus, wird als flächiges Element neu interpretiert. Dadurch bekommt das Tragwerk eine zusätzliche Funktion: es wird zum Raum gestaltenden Element. Aus Kostengründen wurde ein Konzept erarbeitet, welches durch das Kanten der Blechtafeln mit einer Materialstärke von nur acht Millimeter auskommt.

Vom offenen Raum zum offenen Denken

Über eine Holztreppe mit sägerau belassenen Stufen aus Weisstanne gelangt man ins Obergeschoss. Hier gruppieren sich um einen zentralen Besprechungsraum die verschiedenen Bürobereiche, die mit Glasschiebetüren voneinander getrennt werden können. Es gibt keine Hierarchie der Räume, ihre Nutzung kann flexibel den Anforderungen des jeweiligen Projektteams zugeordnet werden. Die offene Raumstruktur ermöglicht einen Gedankenaustausch, der mit der Unternehmensphilosophie von Fritz Pauker Ingenieure konform geht.

Steeldoc, Do., 2009.03.19



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steeldoc 2008/04 Preis des Deutschen Stahlbaus 2008

19. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Leicht – flexibel – sparsam

Inmitten eines architektonisch wenig ansprechenden Gewerbegebiets entstand ein gläserner Kubus, der Gestaltung, Konstruktion und technische Gebäudeausrüstung zu einem überzeugenden Ganzen verbindet. Der aussergewöhnliche Industriebau steht für die Unternehmenswerte Innovation, Kommunikation und Transparenz.

Inmitten eines architektonisch wenig ansprechenden Gewerbegebiets entstand ein gläserner Kubus, der Gestaltung, Konstruktion und technische Gebäudeausrüstung zu einem überzeugenden Ganzen verbindet. Der aussergewöhnliche Industriebau steht für die Unternehmenswerte Innovation, Kommunikation und Transparenz.

Das neue Verwaltungs- und Montagezentrum von ESTA Apparatebau verzahnt die Bereiche Verwaltung, Entwicklung und Produktion. Im Erdgeschoss des sechsstöckigen Neubaus befindet sich die Montage der Grossgeräte, die von einer umlaufenden Galerie aus einsehbar ist. Den kommunikativen Mittelpunkt des Unternehmens bildet das zentrale Atrium, das die oberen vier Geschosse verbindet. Die beidseits angeordneten, flexibel aufteilbaren Flächen werden im 1. Obergeschoss für die Kleingerätemontage genutzt, in den darüber liegenden Etagen sind Verwaltung und Konstruktion angesiedelt.

Konstruktion

Die Architekten nutzten die Vorteile des Stahlbaus, um die Auflast des über einem bestehenden Kellergeschoss angeordneten Neubaus so gering wie möglich zu halten. Zudem konnte so das Erdgeschoss stützenfrei ausgeführt werden: Fachwerkträger spannen über 17,95 Meter zwischen den vier Hauptstützen, auf denen das gesamte Gebäude ablastet. Zur Horizontalaussteifung bindet die umlaufende Galerie an Hauptstützen und Fachwerkträger an. Die vier Obergeschosse sind als Verbundkonstruktion von Stahl-Vierendeelträgern und Sichtbetondecken ausgebildet, die zusätzlich durch Verbände ausgesteift werden. Bei der Gestaltung der stark biegebeanspruchten Stahlknoten aus Vollmaterial konnte eine reduzierte und hocheffiziente Lösung realisiert werden. Ein neu entwickeltes Isolierglas reduziert denWärmeeintrag in das Gebäude. Hoher Sonnenschutz bei gleichzeitg maximaler Transparenz wird durch die Bedruckung mit einem feinen Netzmuster erreicht: dieses verdichtet sich zu den Geschossdecken und löst sich zur Scheibenmitte auf.

Innovatives Brandschutzkonzept

Die flächige Sprinklerung des gesamten Neubaus in Kombination mit einer VSG-Verglasung mit Seitenwandsprinklerung waren die Voraussetzung, um die vom Bauherrn angestrebte Transparenz auch über die Fluchtreppenhäuser hinaus fortführen zu können. Zu- und Abluftflächen in Fassade und Innenhof gewährleisten im Brandfall eine hinreichende Entrauchung des Verwaltungs- und Montagezentrums.

Energiekonzept

Das zukunftsorientierte Energiekonzept nutzt ausschliesslich regenerative Energien. Über Wärmepumpen wird Grundwasser zur Gebäudeklimatisierung herangezogen. Die für deren Betrieb erforderliche elektrische Energie liefern ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk sowie die Solaranlage auf dem Dach des Neubaus. Durch Bauteilaktivierung werden die Geschossdecken im Winter zur Heizung und im Sommer zur Kühlung genutzt. Kühlsegel in den Deckenrandfeldern können bei Bedarf unterstützend zur Gebäudetemperierung hinzugezogen werden. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gewährleistet den erforderlichen Luftwechsel und die Behaglichkeit der Arbeitsplätze entlang der Fassade.

Steeldoc, Do., 2009.03.19



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steeldoc 2008/04 Preis des Deutschen Stahlbaus 2008

09. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
Steeldoc

Raffinierte Schichtung

Als Bauwerk von «europäischem Format» gestaltete der Schweizer Architekt Aurelio Galfetti das North East Tower (Net) Center in Padua. Herzstück des multifunktionalen Gebäudekomplexes ist ein expressives Hochhaus, das mit seiner dynamischen Form und der signalroten Farbe ein weithin sichtbares Zeichen setzt.

Als Bauwerk von «europäischem Format» gestaltete der Schweizer Architekt Aurelio Galfetti das North East Tower (Net) Center in Padua. Herzstück des multifunktionalen Gebäudekomplexes ist ein expressives Hochhaus, das mit seiner dynamischen Form und der signalroten Farbe ein weithin sichtbares Zeichen setzt.

Das Net Center liegt an der Via San Marco, einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, die das Messezentrum mit der Innenstadt verbindet. Eine gegenüber dem Strassenniveau um eineinhalb Meter erhöhte Plattform mit einer Fläche von 15 000 m² wird zur Bühne für das städtebauliche Konzept von Aurelio Galfetti: Ein weiter urbaner Platz, der die gebauten Strukturen gut sichtbar in Szene setzt und Raum für Begegnung sowie Austausch bietet. Der dunkle Schieferbelag der Plattform reicht bis in die Erdgeschosse aller Gebäude hinein und verbindet so Innen- und Aussenraum.

Der «Torre rossa» genannte Turm dominiert das Ensemble in der Vertikalen und wird flankiert von zwei langestreckten Baukörpern, dem «Palazzo Tendenza» und dem «Palazzo Economia». Ein gläsener Pavillon, in dem Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden, schliesst den Platz, der ausschliesslich Fussgängern vorbehalten ist, im Norden ab.

Signalwirkung

Mit seinen verwundenen Fassaden schraubt sich der «Rote Turm» über 20 Stockwerke auf eine Höhe von 80 Meter. Die untere Hälfte des Turmes beherbergt ein Hotel mit über 140 Zimmern, der obere Teil ist Büroräumen für Finanz- und Beratungsunternehmen vorbehalten. Die dynamische Form des Gebäudes resultiert aus der schrittweisen Abwandlung der Trapezform des Grundrisses in jedem Stockwerk, welche durch die Anordnung horizontaler, rot beschichteter Sonnenschutzelemente noch präzisiert wird. Obwohl der vollständig verglaste Turm die übrigen, in silber und schwarz gehaltenen Gebäude weit überragt, ist die gestalterische Einheit des Ensembles durch die horizontale Gliederung der Fassaden gegeben.

Geneigte Stützen

Die Tragstruktur des Towers besteht aus einem Stahlbetonkern und einem äusseren Ring aus geschweissten Doppel-T-Trägern, der von insgesamt acht runden Stahlstützen getragen wird. Die Deckenelemente aus Leichtbeton liegen auf diesem Stahlring auf. Damit die vertikalen Lasten gleichmässig abgetragen werden können, folgen die vier Randstützen in den diagonalen Achsen der veränderlichen Form der Gebäudehülle und sind um etwa 6 Grad gegenläufig geneigt. In den Mittelachsen dagegen stehen die Stützen senkrecht. Die Aussteifung erfolgt über Fachwerkverstrebungen im obersten Geschoss des Towers. Die diagonal gegenläufigen Stützenachsen in den Gebäudeecken sowie der als steifer Rahmen wirkende Stahlring in jedem Geschoss tragen ebenfalls zur Stabilisierung bei. Geschützt wurde die Stahlstruktur durch eine Brandschutzbeschichtung, die je nach Materialstärke variiert. Tiefgründungen mit Scheidewänden und zwei Meter dicken Verbindungsplatten aus Stahlbeton gewährleisten die gleichmässige Verteilung der Lasten, die aus dem zentralen Kern und den acht Rundstützen in die Fundamente eingeleitet werden.

Gefächerte Fassadenstruktur

Der Turm ist vollständig verglast. Die weit auskragenden, horizontalen Sonnenschutzelemente unterteilen die Gebäudehülle in drei gleich hohe Fensterbänder pro Stockwerk. Die Sonnenschutzelemente liegen auf Fassadenstützen im Abstand von 1,30 Meter auf und gehören gleichzeitig zur tragenden Fassadenstruktur. Während die Fassadenelemente an den Schmalseiten der Fassade übereinander angeordnet sind, ergibt sich an den Längsseiten eine durch die Verdrehung und Neigung der Gebäudehülle bedingte Abstufung der Fassadenelemente. Diese Abstufung konnte durch die Tiefe der Sonnenschutzelemente so ausgeglichen werden, dass in der Gebäudeform eine fliessende Bewegung bleibt.

Steeldoc, Mo., 2009.03.09



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steeldoc 2009/01 Skyline - Hochhäuser in Stahl

09. März 2009Martina Helzel
Anne-Marie Ring
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Blickfang mit Knick

Der Knick ist gewollt – einmal in Anspielung auf die ungewöhnlichen Ideen, die hier umgesetzt werden, zum anderen in Anspielung auf den 52sten Breitengrad, an welchem Nijmegen liegt. Das Forum für den weltweiten Austausch und die Zusammenarbeit von Technologie und Wissenschaft setzt auf den anderen Blickwinkel.

Der Knick ist gewollt – einmal in Anspielung auf die ungewöhnlichen Ideen, die hier umgesetzt werden, zum anderen in Anspielung auf den 52sten Breitengrad, an welchem Nijmegen liegt. Das Forum für den weltweiten Austausch und die Zusammenarbeit von Technologie und Wissenschaft setzt auf den anderen Blickwinkel.

Das mit 86 Meter zurzeit höchste Gebäude von Nijmegen wurde in direkter Nachbarschaft der hermetisch abgeriegelten Produktionsanlagen für Halbleiter errichtet. Der Büroturm mit der gepixelten Fassade und dem charakteristischen «Knick» markiert den ersten Bauabschnitt des Business Innovation Centers. Mit dem ehrgeizigen Projekt setzt das Unternehmen einen starken Impuls für die lokale Wirtschaft und wertet gleichzeitig die Region um die benachbarten Städte Nijmegen und Arnheim auf.

Aus dem Lot

Eine zum Büroturm hin ansteigende, begrünte Dachfläche verbindet FiftyTwoDegrees optisch mit dem benachbarten Goffertpark. Die dreigeschossige Stahlkonstruktion am Fusse des Hochhauses bietet auf ihren beiden unteren Ebenen Parkplätze für knapp 600 Autos und beherbergt die Versandräume. Die obere Ebene, eine eingeschnittene «Plaza» mit Restaurant und Laden, ist als Erschliessungs- und Verbindungsebene aller Gebäudeteile konzipiert. Über diesen Sockelbau erhebt sich, abgesetzt durch ein Fensterband hinter sichtbaren Aussenstützen, das Hochhaus mit einer Neigung von zehn Grad. Im 8. Obergeschoss geht die Konstruktion mit einem «Knick» in die Senkrechte über.

Der hohe Termindruck und die Notwendigkeit, aufgrund der Gebäudegeometrie Gewicht zu sparen, führten zu der gewählten Mischkonstruktion aus Beton und Stahl. Zwei von unten nach oben senkrecht durchlaufende Betonkerne, die vier Aufzüge, zwei Treppenhäuser und Installationsschächte aufnehmen, wurden mittels einer Gleitschalung erstellt.

Schlanke Konstruktion

Die Stützenabstände der knapp 1300 Quadratmeter grossen Geschossflächen betragen in Querrichtung 3 x 7,20 Meter und in Längsrichtung 1 x 7,20 Meter, 4 x 10,80 Meter und 1 x 7,20 Meter. Weil der «Knick» im 8. Obergeschoss zu grossen horizontalen Kräften auf die Betonkerne führt, wurde der Stützabstand so bestimmt, dass die Lasten symmetrisch abgetragen werden können: zusätzliche schräggestellte Stahlstützen verlaufen von der Decke des 8. Geschosses zum Fusspunkt der innenliegenden Stützenreihe und somit spiegelbildlich zu den gegenüberliegenden Fassadenstützen. Durch die grossen Stützenabstände und die Lage der Betonkerne können die 17 Stockwerke maximal ausgenutzt sowie Büroräume und Laboratorien flexibel aufgeteilt werden. Während die Lage der Grundrisse in den oberen zehn Etagen identisch ist, sind die darunter liegenden Ebenen jeweils versetzt zu den Betonkernen angeordnet.

Die flache Deckenkonstruktion besteht aus Doppel-T-Profilen und THQ-Trägern (Hut-Profilen). Der Anschluss der Träger an die Betonkerne erfolgte über Stahlschuhe, die flächenbündig in die Wand einbetoniert sind. Die auf dem verbreiterten Untergurt der Stahlprofile aufgelagerten Spannbeton-Fertigdeckenelemente wurden vor Ort lediglich mit einem Estrich versehen.

Megapixel

Um den Baufortschritt weiter zu beschleunigen, kam ein vorgefertigtes Fassadensystem zum Einsatz. Die geschosshohen, vorgehängten Elemente sind an der Deckenkonstruktion befestigt. Das abstrakte graphische Fassadenbild setzt sich aus 1,80 x 0,80 Meter grossen «Pixeln» zusammen. Feststehende Isolierglasscheiben, mattschwarz eloxierte Aluminium-Sandwichpaneele und Kippflügel, deren Aussenseite mit matt schwarz beschichtetem Streckmetall verkleidet ist, damit die Öffnungen in der Fassade nicht sichtbar sind, bilden auf den ersten Blick ein willkürliches Muster. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man die durchlaufenden Bänder der geschlossenen Paneele entlang der Geschossdecken. Die Aussen wände der Büroräume und Laboratorien bestehen zu gleichen Teilen aus verglasten und geschlossenen Elementen.

Noch endet der grüne Hügel des Wissenschaftszentrums an einer vielbefahrenen Strasse. Der Brückenschlag soll mit dem zweiten Bauabschnitt erfolgen. Ein Kongresszentrum, ein Hotel- und Apartmentgebäude sowie Sportanlagen stehen zur Realisierung an und schaffen beste Voraussetzungen für ein lebendiges Miteinander von Arbeiten und Wohnen.

Steeldoc, Mo., 2009.03.09



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steeldoc 2009/01 Skyline - Hochhäuser in Stahl

18. Dezember 2008Martina Helzel
Anne-Marie Ring
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Living Bridge

Die Fussgängerbrücke über den Shannon ist mehr als »nur« die Verbindung zwischen zwei Orten: Die kleinen Plätze oberhalb der Brückenpfeiler laden zum Ausruhen, Verweilen und Betrachten ein, bieten aber auch Raum für Begegnung und Kommunikation – eine «Living Bridge» im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Fussgängerbrücke über den Shannon ist mehr als »nur« die Verbindung zwischen zwei Orten: Die kleinen Plätze oberhalb der Brückenpfeiler laden zum Ausruhen, Verweilen und Betrachten ein, bieten aber auch Raum für Begegnung und Kommunikation – eine «Living Bridge» im wahrsten Sinne des Wortes.

Die 350 Meter lange Brücke verbindet den Campus der Universität Limerick am Südufer des Shannon über die ökologisch sensible Auenlandschaft hinweg mit den auf der gegenüberliegenden Seite errichteten Erweiterungsbauten. In ihrem Verlauf orientiert sie sich an einer Reihe kleiner, bewaldeter Inseln im flachen Flussbett. Diese bestimmen die Lage der Pfeiler, die sich in ihrem oberen Bereich in eine ausladende, vierarmige Stahlkonstruktion verzweigen. Dazwischen sind sechs jeweils 44 Meter lange Brückenabschnitte angeordnet, von denen jeder als konstruktiv eigenständige Einheit ausgebildet ist. Ihre pulsierende Geometrie erhält die im Radius von 300 Meter gebogene Konstruktion durch die variable Breite der Lauffläche, die sich von sieben Meter Breite über den Pfleilern auf nur vier Meter im Mittelfeld verjüngt.

Die primäre Tragkonstruktion ist unterhalb der Lauffläche angeordnet, um den Blick in die umgebende Landschaft so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Beidseits des Decks verlaufende, mit Beton gefüllte Rundrohre aus Stahl bilden den Obergurt der unterspannten Konstruktion, als Untergurt dienen je drei parallel geführte, offene Spiralseile. Im Abstand von 2,20 Meter sind Druckstreben über Stahlsättel mit den Seilen verbunden. Die Streben sind bis zu drei Meter lang und in einem Winkel von circa 22 Grad nach aussen gespreizt. Schräg gestellte Geländerpfosten nehmen oberhalb des Decks diese optische Linie auf. Zwischen den Längsträgern aus Stahlrohren sind fischbauchförmige Querträger angeordnet, die das Deck der Brücke tragen. Neben einer Laufzone, gekennzeichnet durch einen Aluminiumbelag, entwickeln sich unterschiedlich breite Bereiche. Die Plattformen oberhalb der Brückenpfeiler laden mit ihren windgeschützten Sitzgelegenheiten nicht nur zum Verweilen ein, sondern bieten auch Platz für Musikaufführungen und andere studentische Veranstaltungen.

Steeldoc, Do., 2008.12.18



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steeldoc 2008/03 Brücken und Wege

18. Dezember 2008Martina Helzel
Anne-Marie Ring
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Zweistöckig über den Rhein

Das feingliedrige Stahlverbundfachwerk der Dreirosenbrücke lässt ihre Doppelfunktion – Lokalverkehr oben, Transitverkehr unten – gut erkennen. Mit dem zweistöckigen Konzept haben die Architekten nicht nur die Verkehrsader ansprechend ins Stadtbild integriert, sondern gleichzeitig einen Fussgängerboulevard und damit Raum für vielfältige städtische Aktivitäten geschaffen.

Das feingliedrige Stahlverbundfachwerk der Dreirosenbrücke lässt ihre Doppelfunktion – Lokalverkehr oben, Transitverkehr unten – gut erkennen. Mit dem zweistöckigen Konzept haben die Architekten nicht nur die Verkehrsader ansprechend ins Stadtbild integriert, sondern gleichzeitig einen Fussgängerboulevard und damit Raum für vielfältige städtische Aktivitäten geschaffen.

Die Basler Nordtangente verbindet das schweizerische Nationalstrassennetz mit der französischen Autobahn A35. Die 3,2 Kilometer lange Strecke ist als vierspurige Stadtautobahn ausgebildet und verläuft meist unterirdisch. Für den Rheinübergang zwischen Kleinbasel und Grossbasel wurde die bestehende Drei rosenbrücke von 1934 durch eine doppelstöckige Zwillingsbrücke ersetzt. Beide Verkehrsebenen sind gleich breit ausgebildet; die untere Fahrbahnebene dient dem Durchgangsverkehr, während die obere, asymmetrisch angeordete Ebene mit Stadtstrasse, Trambahn und Radweg sowie einem 8,5 Meter breiten Fussgängerboulevard auf der Südseite dem Lokalverkehr vorbehalten ist. Ein Brückenüberbau mit vier Trag werksebenen schien die sowohl wirtschaftlich als auch ästhetisch beste Lösung. Realisiert wurde er in Form zweier unabhängig voneinander erstellter und auch nutzbarer Stahlverbundkonstruktionen. Die nördliche Hälfte, neben der alten Brücke, wurde im November 2001 dem Verkehr übergeben. Danach wurde die alte Brücke abgebrochen und die südliche Hälfte errichtet. So konnte der Verkehr während der Bauzeit aufrecht erhalten werden. Als entscheidendes Kriterium für die rationelle Bauabwicklung galt es, zeitkritische Arbeiten auf der Baustelle zu minimieren. Das vorliegende Konzept erlaubte es, das Stahlfachwerk in vier grossen Teilen vorzufertigen.

Die beiden 266 Meter langen Brücken ruhen auf mächtigen Flusspfeilern von ca. 40 Meter Länge und vier Meter Breite. Die Fundation im Septarienton wurde mit Bohrpfählen ergänzt und die bestehenden Pfeiler und Caissonfundamente in die neue Konstruktion integriert. Dadurch betragen die Spannweiten der als Durchlaufträger wirkenden Brücken 77, 105 und 84 Meter. Die festen Auflager der neuen Brücken befinden sich auf dem Flusspfeiler der Kleinbasler Seite. Ihre Widerlager liegen hinter denen der alten Brücke, sie mussten deshalb als aufgelöste Konstruktion neu aufgebaut werden.

Das Schlüsselelement der Brückenkonstruktion sind die Fachwerkknoten, in denen sich Längsfachwerk und Querrahmen verbinden. Mit den später einbetonierten Montagegurtungen und den auswechselbaren Windverbänden entsteht das Raumfachwerk der Brücke. Der Kraftaustausch zwischen den Betongurtungen und den Diagonalen findet über Kopfbolzendübel statt, welche im Knotenbereich konzentriert sind. Die Fahrbahnplatten sind als vorgespannte Rippenplatten mit einem Rippenabstand von 7 Meter und einer Spannweite von 14,70 Meter ausgeführt. In verschiedenen Stahlbaubetrieben wurden transportfähige Stücke, bestehend aus einem Knoten und einer Diagonale, hergestellt. Diese Elemente wurden zu einer eigens dafür eingerichteten Feldwerkstatt am Rheinufer, vier Kilometer unterhalb des späteren Übergangs, transportiert und dort zu zweimal zwei räumlichen Stahlfachwerken von 133 Meter Länge, 16 Meter Breite und 7,8 Meter Höhe verbunden. Je zwei 470 Tonnen schwere Elemente wurden nacheinander auf Pontons zur Baustelle transportiert, mit hydraulischen Hebegeräten auf das Einbauniveau von elf Meter über dem Wasserspiegel gehoben und mit Seilwinden in Position gebracht. Danach befanden sich die beiden Hälften bei den Pfeilern in definitiver Höhe, bei den Widerlagern jedoch um 50 Zentimeter zu tief platziert, was den Einbau eines Passstücks in der Brückenmitte möglich machte. Durch das anschliessende Anheben bei den Widerlagern des nunmehr zusammmengeschweissten Stahlfachwerks werden Zwängungskräfte erzeugt, die in etwa dem effektiven Dreifeldzustand entsprechen.

Steeldoc, Do., 2008.12.18



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steeldoc 2008/03 Brücken und Wege

18. Dezember 2008Martina Helzel
Anne-Marie Ring
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Tor nach Einsiedeln

Wanderer und Pilger überqueren auf dem Bennauer Steg Strasse und Bahngleis im langgezogenen Flusstal der Alp auf ihrem Weg zum Wallfahrtsort Einsiedeln. Die berühmte Benediktinerabtei ist eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg.

Wanderer und Pilger überqueren auf dem Bennauer Steg Strasse und Bahngleis im langgezogenen Flusstal der Alp auf ihrem Weg zum Wallfahrtsort Einsiedeln. Die berühmte Benediktinerabtei ist eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg.

Mit ihrem weithin sichtbaren Pylon, der signalrot beschichteten Stahlkonstruktion und der in den Handlauf integrierten Beleuchtung ist die einhüftige Schrägseilbrücke bei Tag und bei Nacht gut zu erkennen. Dennoch nimmt der Steg Rücksicht auf die naturnahe Auenlandschaft entlang der Alp, die im Rahmen des Strassenausbaus ökologisch aufgewertet und für die Bevölkerung besser zugänglich gemacht wurde. Die beiden Widerlager der Brücke sind kaum wahrnehmbar in das Gelände eingepasst.

Die schlanke Stahlkonstruktion überbrückt die Kantonsstrasse mit einer Spannweite von rund 20 Meter sowie den Fluss, das Gleis der Südostbahn und die angrenzende Böschung stützenfrei über gut 60 Meter. Als Abstellbasis für den 22 Meter hohen, nach vorn geneigten Pylon dient eine Betonscheibe, die in die Stützmauer der Kantonsstrasse am südlichen Flussufer integriert ist. Diese ist mit zwei Bohrpfählen von 120 Zentimeter Durchmesser und 10 Meter Länge kolksicher fundiert.

Der Brückenträger besteht in Längsrichtung aus zwei parallel zueinander verlaufenden Stahlrohren, die im Abstand von zwei Metern durch geringer dimensionierte Rohre verbunden sind. Zwölf ausserhalb des Geländers angeordnete Zugstäbe durchdringen zur Verankerung die Längsträger.

Als Belag wurden 2,10 Meter breite Granitplatten verlegt. Ein 10 Millimeter Fugenspalt zwischen den Platten sorgt dafür, dass das Regenwasser abfliessen kann. Mit ihrer grauen Farbe stellen sie optisch die Verbindung zum bekiesten Wanderweg her. Die Brüstung aus Verbundsicherheitsglas, die von Pfosten auf den Querträgern gehalten wird, ermöglicht den freien Blick auf die umgebende Landschaft.

Steeldoc, Do., 2008.12.18



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steeldoc 2008/03 Brücken und Wege

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