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13. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Zaha-Hadid-Ausstellung

Die Personale der irakischen Stararchitektin im Wiener MAK zeigt einen Werküberblick sowie eine eigens gefertigte, spektakuläre Rauminstallation.

Die Personale der irakischen Stararchitektin im Wiener MAK zeigt einen Werküberblick sowie eine eigens gefertigte, spektakuläre Rauminstallation.

„Beton lernt fliegen.“ Mit diesem Werbeslogan bewirbt das Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) die Ausstellung „Zaha Hadid. Architektur“, die ab Mittwoch einen Überblick über das Gesamtwerk der prominenten aus dem Irak stammenden Architektin gibt und einige ihrer aktuellen Projekte vorstellt.

Tatsächlich hat Hadid etwa ihrer eleganten Sprungschanze am Bergisel förmlich Flügel verliehen. Im Zentrum der Schau steht jedoch die eigens entwickelte Rauminstallation „Ice-Storm“, die auf 300 Quadratmeter Fläche eine mittels „Morphing“ entworfene, bis zu sieben Meter hohe und acht Tonnen schwere Wohnlandschaft darstellt und dem Publikum eine „aktive Annäherung an Hadids radikal neue Formen- und Raumsprache“ ermöglichen soll.


Zahlreiche Projekte in Österreich

In Österreich ist Zaha Hadid sehr aktiv. Seit dem Wintersemester 2000/01 fungiert sie als Ordinaria für Architekturentwurf an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Neben der international auf größte Beachtung gestoßenen neuen Sprungschanze in Innsbruck, die im Vorjahr eröffnet wurde, verfolgt die Architektin seit Jahren ein Projekt für eine Überbauung der Stadtbahnbögen an der Spittelauer Lände in Wien, dessen Realisierung nun endlich im Herbst angegangen werden soll.

Für den „steirischen herbst“ und „Graz 2003“ stattete Hadid gemeinsam mit Patrik Schumacher die Uraufführung von Beat Furrers Musiktheater „Begehren“ aus und kuratierte (ebenfalls mit Schumacher) die Architektur-Ausstellung Latente Utopien.


1993 erstes Bauwerk

Lange Zeit galt die 1950 in Bagdad geborene Architektin, die an der renommierten Architectural Association (AA) in London studierte, danach Partnerin von Rem Koolhaas und anderen im bekannten Office for Metropolitan Architecture (OMA) wurde und seit 1979 ein eigenes Büro betreibt, als reines Theorie-Genie.

Das Vitra Feuerwehrhaus in Weil am Rhein war 1993 ihr erster großer realisierter Bau, der auch sogleich für Furore sorgte.


Animationen via DVD

Auf drei Meter hohen Bahnen, die sich durch den Raum ziehen, werden Hadids wichtigste Bauten im MAK via DVD animiert: Das Zentralgebäude des neuen BMW-Gebäudes bei Leipzig, das mit geringem Aufwand und jederzeit verändert werden kann, das „Contemporary Art Center“ in Cincinatti, das noch während der MAK-Ausstellung eröffnet wird und das Science-Center in Wolfsburg, ein utopisch anmutendes Bauwerk, das man sogar mittels Live-Kamera besichtigen kann.

„Jedes Projekt ist anders. Ich bin ja mit meinem Büro nicht auf Sprungschanzen spezialisiert. Jedes Projekt wird für seine Bestimmung und seine Umgebung neu konzeptioniert“, stellt Zaha Hadid fest.


Noever: „Allein ihr Auftritt ist Architektur“

Überhaupt ist Hadid eine Meisterin der Präsentation und Selbst-Präsentation. „Wie sie Räume schafft, so kann sie mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit auch Räume besetzen“, schreibt MAK-Direktor Peter Noever im Vorwort zum Ausstellungskatalog, „allein ihr Auftritt ist Architektur.“ Dass der wettbewerbsfähigen Projektpräsentation lange und detaillierte Entwicklungsphasen vorausgehen, soll in der bis 17. August laufenden Ausstellung deutlich werden.

Gezeigt werden dabei auch zum Teil noch nie präsentierte groß- und mittelformatige „Main Paintings“ Hadids, die als erste Überlegung zu räumlichen Gliederungen nicht selten am Anfang der Planungsarbeit stehen und die Formensprache und Stimmung des jeweiligen Projekts zum Ausdruck bringen. „Zaha Hadid hat ein herausragendes zeichnerisches Werk vorzuweisen“, begeistert sich Noever.


[Tipp:
Ausstellung „Zaha Hadid - Architektur“, MAK, 14. Mai bis 17. August, ein Katalog englisch/deutsch erscheint im Hatje-Cantz-Verlag.]

ORF.at, Di., 2003.05.13

13. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Eine singuläre Frau

Zaha Hadid ist die einzige weibliche Erscheinung am Himmel der Star-Architekten.

Zaha Hadid ist die einzige weibliche Erscheinung am Himmel der Star-Architekten.

Aus ihren Augen blitzt jene Energie, aus der die 1950 in Bagdad geborene Architektin Zaha Hadid ihre singuläre Position erobert hat.

„Es ist sehr schwierig für Frauen. Ich werde oft gefragt, ob ich Glück gehabt hätte. Aber ich glaube, man muss als Frau doppelt so hart arbeiten und doppelt so gut sein wie die Kollegen. Natürlich sind die meisten Architekten Männer. Und die bilden ihre Seilschaften, treffen sich bei allen Gelegenheiten und diskutieren die wichtigen Dinge miteinander. Aber das wird sich ändern“, meint Hadid.


Meister-Theoretikerin

Hadid gilt als Meister-Theoretikerin des Dekonstruktivismus. Dazu erklärt die Architektin, die seit dem Herbst 2000 an der Universität für Angewandte Kunst in Wien lehrt:

"„Deconstruction“ war der Titel einer Ausstellung, die vor 15 Jahren im Museum of Modern Art stattfand. Das war natürlich eine Herausforderung für die konventionellen Methoden. Mehr nicht. Aber wenn man alles ändern will, dann hat man die Verantwortung, etwas Neues zu erfinden. Und das hat damals niemand geglaubt, dass es möglich sei, die Formensprache radikal zu verändern. Aber es war möglich."


Heimat Irak

Über ihre Heimat Irak ist Zaha Hadid alles andere als glücklich. Sie hofft nun auf keine religiöse Regierung, sondern auf die Installierung einer Demokratie. Denn im Irak lebten Christen, Juden und Moslems seit jeher friedlich zusammen, meint Hadid. Und der religiöse Fanatismus sei ein relativ junges Phänomen.


Liberales Elternhaus

Zaha Hadid wuchs in einem sehr liberalen Klima auf. Ihre Eltern waren zwar Moslems, sie selbst besuchte aber eine christliche Schule.

„Es ist nicht die gesamte arabische Welt fanatisiert. Das sieht nur für die westlichen Länder so aus. Es ist wie im Westen - hier gibt es sehr viele Christen und trotzdem sind sie nicht alle Fanatiker. Für mich besagt es auch nicht sehr viel, wenn Frauen im Irak einen Schleier tragen. Wenn die Tiroler ihre Trachten tragen, sind sie auch nicht verzopfter als andere. Mit dem Schleier kann man sich auch gegen die Sonne schützen.“


Ein Gegensatz zum Westen

Für eine Frau im Westen sei es ungewöhnlicher eine Architektin zu sein, als für eine Irakerin, meint Hadid. Alle ihre einstigen Schulkolleginnen seien heute Ärztinnen, Elektroingenieurinnen oder Pharmazeutinnen.


Mit 15 nach England

Mit 15 ging Zaha Hadid nach England ins Internat. Später studierte sie in London, wo sie danach zehn Jahre lang unterrichtete. Ihre Partnerschaft mit Rem Koolhaas dauerte zwar nur sechs Monate, war aber sehr förderlich für ihre Karriere, wie sie sagt.

Heute ist für Zaha Hadid alles möglich - auch ein Großbau wie das Museum für zeitgenössische Kunst in Rom mit 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, dessen Baubeginn erst kürzlich stattfand. Und die diesem Projekt zu Grunde liegenden geometrischen Beziehungslinien, deren Vektoren das Gelände wie Strömungen durchziehen, sind auch die Basis ihrer spektakulär gestalteten Website.

ORF.at, Di., 2003.05.13

03. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Zwischen Ratgebern und Günstlingen

Die Verwirklichung großer Architekturprojekte in Salzburg ist immer gleichbedeutend mit einer langwierigen öffentlichen Diskussion.

Die Verwirklichung großer Architekturprojekte in Salzburg ist immer gleichbedeutend mit einer langwierigen öffentlichen Diskussion.

„in/aus/nach Salzburg“ ist der Titel einer Ausstellung zur Salzburger Architektur der letzten zehn Jahre, die am 29. April im Wiener Ringturm eröffnet wurde. Vorgestellt werden ca. 70 Projekte von Architekten, die in Salzburg leben, aus Salzburg stammen oder nach Salzburg gekommen sind, um dort zu bauen. Neben den einzelnen innovativen Projekten junger Architekten werden auch die großen Themen der Salzburger Architektur nachvollziehbar aufbereitet: Es wird grundsätzlich erörtert, warum es diese Diskussionen überhaupt gibt.


Problem: Auftragsvergabe

Salzburg hat Probleme mit den großen Projekten. Die kleinen blühen im Verborgenen. Der Grund dafür: Der Bauherr der Prestigeprojekte ist zumeist das Land. Und das Land habe Einflüsterer, die schlecht informiert seien, wie Peter Ebner, als Leiter der Initiative Architektur Salzburg, verantwortlich für diese Schau, erklärt.

Auch Architekturpublizist Norbert Mayr, der vor allem für die Salzburger Nachrichten schreibt, meint, es gehe bei den großen Diskussionen selten um faktische Probleme. So entstanden rund um den Bau des kleinen Festspielhauses, das von Wilhelm Holzbauer gebaut wird, heftige öffentliche Debatten. Der Grundtenor: Es ginge nicht um die richtige architektonische Entscheidung, sondern darum, Günstlingen einen Auftrag zu erteilen.


Ungeliebte Sieger

Ganz anders lief das bei dem Wettbewerb um das Museum am Mönchsberg, den das völlig unbekannte Architektenteam Friedrich/Hofmann/Zwinck gewann. Anschließend versuchte die Stadt, dieses Projekt wieder ins Aus zu lenken. Peter Ebner erklärt, er hätte eines Tages einen eigenartigen Anruf erhalten: „Ob er dieses Projekt nicht auch furchtbar hässlich fände?“.

Peter Ebner führt diese Initiative darauf zurück, dass das Land die Ausschreibung für eine höhere Quadratmeterzahl gemacht habe als tatsächlich zugelassen. Seiner Meinung nach habe in diesem Fall aber das Land Salzburg vorher seine Hausaufgaben schlecht gemacht und sich in den Zahlen geirrt. Schuld daran sei keineswegs das Architektenteam, das sich an alle Vorgaben gehalten hätte. Für Peter Ebner ist und bleibt das Projekt von Friedrich/Hoffmann/Zwinck ein Siegerprojekt. „Es ist, was es ist“.


[ in/aus/nach Salzburg bis 13. Juni, Architektur im Ringturm, 1010 Wien, Schottenring 30, Montag bis Freitag 9.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 19.30 Uhr. ]

ORF.at, Sa., 2003.05.03

03. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Blühen im Verborgenen

Die meisten der jungen, mutigen Architekturprojekte in Salzburg gehen in den Diskussionen um große Prestigebauten unter.

Die meisten der jungen, mutigen Architekturprojekte in Salzburg gehen in den Diskussionen um große Prestigebauten unter.

Während die großen Projekte im Zentrum Salzburgs jahrzehntelang diskutiert werden, gedeiht die zeitgenössische Architektur an der Peripherie und in der Abgeschiedenheit der Landschaft sehr gut.


Mutig und kompromisslos

Da hat etwa Adolph Krischanitz in seinem Heimatort Schwarzach im Pongau einen Zubau zum Tauernbahnmuseum errichtet: einen Quader aus Sichtbeton, dem oben zwei Lichtkuppeln in Würfelform aufgesetzt sind. Ein für diese Gegend ungewöhnlicher Bau, weil kompromisslos. Es ist der Zubau zu einem alten Lokschuppen, der seit einiger Zeit als Tauernbahnmuseum in Funktion ist.

Für Adolf Krischanitz ist die Tauernbahn eine der schönsten Bahnen Österreichs. Schön wie die Semmeringbahn - nur unbekannt.


Zeitgenössische Architektur zahlt sich aus

Das Büro Bulant-Wailzer hat mit einer wagemutigen Nur-Glas-Konstruktion eine neue Technologie ausprobiert und damit gleich mehrere Preise eingeheimst: den Dupont-Preis, den größten europäischen Glasbaupreis, zwei Bauherrenpreise und den Salzburger Landespreis.

So einfach der Glasbau aussieht, er ist höchst komplex. Es handelt sich um eine Folge von ineinander verschachtelten Räumen. Angefangen vom gemauerten Haus über den angebauten Glaskubus, über die Pergola bis hin zum offenen Gartenraum, der wiederum von einer Steinmauer eingezäunt ist. Jeder Raum hat eine andere klimatische Situation. Wie Annette Bulant-Camenon erklärt, erfolgte dieses Experiment in Zusammenarbeit mit einer renommierten Glasbaufirma und erforderte viel Mut. Inzwischen konnte dieses Experiment auch an anderen Orten realisiert werden.


Kaum beachtet

Auch das Kinder- und Jugendhaus im Stadtteil Liefering von Thomas Forsthuber wurde mehrfach preisgekrönt. Es ist ein eleganter und schlichter Bau, der sich aus mehreren Quadern zusammensetzt.

In der Schau vertreten ist auch das junge Architektenteam LP, das am Land für qualitätsvolle Architektur kämpft, oder Christine und Horst Lechner, die bereits 1993 ein mit Holz verkleidetes Atriumhaus in Kuchl in die freie Landschaft gestellt haben.

Aufsehenerregend ist auch das Projekt von hobby.a, die ihr „Haus für Eva und Fritz“ vorstellen: Ein Haus mit einer Rundumfassade aus Kunststoff. Absolut wetterfest und unverwüstlich. Das sind die Projekte, die frischen Wind in die Salzburger Architekturszene bringen. Leider gehen sie in den erhitzten Diskussionen um die großen Prestigebauten allzu oft unter.

ORF.at, Sa., 2003.05.03

10. Juli 2002Sabine Oppolzer
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Minimalistische Formen

Der Preis für alpine Architektur wurde von der Gemeinde Sexten in den Südtiroler Dolomiten gestiftet.

Der Preis für alpine Architektur wurde von der Gemeinde Sexten in den Südtiroler Dolomiten gestiftet.

Die gängigen Klischees mit geschnitzten Holzbalkonen oder grünen Herzchen werden von der jungen Architektengeneration nicht mehr bedient. Gebaut wird in Glas und Beton ebenso wie in Holz und Stein.

Eine Burgruine mit einem Glasdach bedeckt, eine touristische Informationsstube wie ein metallener Hochsitz in die Felswand geschmiegt, oder ein schmucker Ortskern gewinnt an Spannung durch einen zeitgemäßen Kubus, der die umliegende Architektur weiterdenkt.


„Verkitschte Burgen“

So fügen sich die minimalistischen Formen harmonisch in die Landschaft. Dieter Henke, dessen Terrassenwohnbau in Seefeld in Tirol von den Bewohnern begeistert aufgenommen und von den Anrainern heftig angefeindet worden ist, zu den heute beliebtesten Bauformen in den Alpen: „In diesen Tourismusgemeinden hat das mit Tradition nichts zu tun. Das, was die dort bauen - die klischeehaften Versatzstücke, die sie auf ihre Häuser stülpen -, hat mit Tradition nichts zu tun. Sowas hat es nie gegeben. Das sind verkitschte Burgen.“


Besucherzuwächse durch Architektur

Dabei seien dies nicht die Erwartungen der gehobenen Tourismusklasse, wie Adolph Stiller, der Leiter der Veranstaltungsreihe „Architektur im Ringturm“ erklärt. Die Therme von Peter Zumthor verzeichne sogar Besucherzuwächse von 20 Prozent.

„Die Bürgermeister vieler Alpengemeinde könnten mit guter Architektur eine langfristige Besucherfrequenz sichern. Architektur ist zu einem Qualitätstourismus-Faktor geworden“, so Stiller.


Florierende Szenen

Friedrich Achleitner, Jurymitglied des 1999 gegründeten Preises meint, dass sich in den letzten Jahren Unterstützungen zeitgemäßer Architektur - wie durch diesen Preis - als sehr förderlich für qualitätvolle Architektur erwiesen habe. Regionen, die früher geschlummert hätten, wiesen jetzt eine florierende Szene auf, wie zum Beispiel Tirol.


Landschaft einbezogen

Die Ausstellung im Wiener Ringturm betont in der Präsentation vor allem die Qualität der Bauten im landschaftlichen Kontext. „Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, Fotografen auszuwählen, die den Aspekt der Landschaft mit einbeziehen. Es ist, wenn man so will, eine Ausstellung von Landschaftsfotografie“, so der Kurator Christioph Mayr-Fingerle.


Tipp:

Die Schau „Neues Bauen in den Alpen: Großer Preis für alpine Architektur“ ist bis 27. September im Wiener Ringturm zu sehen. Nächste Station der Ausstellung ist Graz (Ende Oktober in der Technischen Universität - genauer Termin noch offen). Der nächste Preis soll 2003 vergeben werden, Einreichungen können bis Jahresende erfolgen.

ORF.at, Mi., 2002.07.10

12. April 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Licht-Virtuose

Dem New Yorker Architekten Steven Holl, einer der herausragendsten Vertreter der zeitgenössischen amerikanischen Architektur, widmet das Architekturzentrum Wien eine große monografische Schau.

Dem New Yorker Architekten Steven Holl, einer der herausragendsten Vertreter der zeitgenössischen amerikanischen Architektur, widmet das Architekturzentrum Wien eine große monografische Schau.

Zehn Modelle verdeutlichen das Zusammenspiel von Raum, Licht und Material in der Arbeit Steven Holls. Aquarellserien, die parallel zu den Projekten entstanden, visualisieren den konzeptionellen Entwurfsprozess. In Österreich war Steven Holl bisher nur in Insiderkreisen bekannt.


Virtuose Lichtführung

Steven Holl, der in der Architekturszene vom Renommee her oft mit Frank Gehry auf eine Stufe gestellt wird, hat die Ausstellung im Architekturzentrum selbst gestaltet. Neben den Modellen veranschaulicht vor allem ein digitaler Film die architektonischen Ideen von Steven Holl. Er zeigt Steven Holl als Virtuosen des Lichtes der Räume, Farben und Materialien voller Poesie einsetzt.

Für die Ausstellung hat Steven Holl darauf geachtet, die Verbindung zwischen beiden Teilen herzustellen. Über Spiegel werden die Filme auch in den Ausstellungsraum projiziert.


Kein Stil als Stil

Jedes der ausgestellten Modelle steht für sich: Das Kiasma Museum of Contemporary Art in Helsinki, das Bellevue Art Museum in Washington, oder das Simmonons Hall Studentenheim in Cambridge, ein streng geometrischer Bau, der jedem Studenten mindestens 12 Fensteröffnungen zugesteht.

Die architektonische Formensprache Steven Holls ist vielfältig. Die Modelle sind rund, geradlinig oder eckig. Ja erfasst sein architektonsiches Vokabular so weit, dass er es als eigentliche Herausforderung ansieht, eben keine spezielle Formensprache zu haben.

Steven Holl schafft neue Konzepte für jeden Ort, und jede Situation. In diesem Punkt unterscheidet Steven Holl sich wohl auch von sogenannten Stararchitekten, die nach einigen Jahren nur noch den billigen Abklatsch ihrer ersten Entwürfe zeichnen können, wie er sagt. „Das ist das Problem unserer Hype-Kultur. Wenn die Medien alles in die Hand nehmen und die Persönlichkeit des Architekten hinter dem Starrummel verschwindet, dann wird der Architekt zum Monster hinter seiner Arbeit“, kritisiert Holl im Interview für das Ö1 Kulturjournal.


Lockruf des Goldes

Besonders der amerikanische Umgang mit Architektur fördere eine solche Entwicklung. Architekten seien gegenüber den Bauherren absolut gehorsam. Die ganze Architektur folge nur ökonomischen Gesichtspunkten, wie Steven Holl erklärt.

Steven Hall lässt sich vom Geld nicht locken. Er ist stolz darauf, Investorengruppen oft zurückgewiesen zu haben. Was ihn interessiert ist vielmehr die öffentliche Dimension.


Österreich-Projekt

Im kommenden Jahr wird auch in Österreich ein Bauprojekt von Steven Holl in Angriff genommen: im niederösterreichischen Langenlois entsteht ein unterirdischer Weinerlebnispark, der sich durch alte Weinkeller zieht. Der Eingangsbereich und ein zugehöriges Hotel mit 80 Betten wird von Steven Holl gestaltet.


[Zu sehen ist die Schau im Architekturzentrum Wien bis zum 6. August.]

ORF.at, Fr., 2002.04.12

06. März 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Feigenblatt für Freunderlwirtschaft?

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Immer lauter wird der Unmut über Architekturwettbewerbe. Junge Architekten investieren hunderte von Arbeitsstunden, um ihre Projekte einzureichen. Mit dem Resultat, dass dann einer der sogenannten Stararchitekten das Rennen macht, weil - wie kolportiert wird - auch in den Jurys wieder Stararchitekten sitzen.

Junge Architekten sehen Architekturwettbewerbe, deren Juryzusammensetzung der Architektenkammer und dem Auslober obliegt, zunehmend als Feigenblatt für Freunderlwirtschaft.


„Zufrieden werden nie alle“

Um aller Willkür Einhalt zu gebieten, will Planungsstadtrat Rudolf Schicker neue Strukturen schaffen: „Ich verstehe, dass wir den Architekten Klarheit geben müssen, wie wir gedenken, vorzugehen. Es kann nicht Willkür sein und es muss so sein, dass die Architektenkammer es akzeptieren kann. Wir machen jetzt im Frühjahr eine Enquete, wo wir das Thema Ausschreibungswesen noch einmal durchdiskutieren. Ich hoffe, dass wir dann einen abschließenden Weg gefunden haben werden.“ Nachsatz: „Zufrieden werden nie alle sein.“

Diskutiert werden Architekturwettbewerbe, seit es sie gibt: Seit der Wiener Postsparkasse und Otto Wagner, seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekritierien.


Beispiel Volksoper

Jüngstes Beispiel eines solchen Wettbewerbes: die Wiener Volksoper. Die Fassadengestaltung gewann Paradearchitekt Wilhelm Holzbauer. Das junge Architektenteam, das ebenfalls den ersten Preis gewann (aber für einen anderen Teil der Ausschreibung), kam aus Budgetgründen nicht zum Zug. Der Auslober, Chef der Bundestheaterholding Georg Springer, bekannte, dass die öffentliche Hand sehr sorglos mit den jungen Architekten umgehe.

„Ich finde das als eine unzumutbare und ausbeuterische Situation, dass man hier vor allem unbekanntere Architekturbüros in die Situation bringt, auf Verdacht zu arbeiten“, so Springer. „Diese Situation ist für ihren Berufsstand unzumutbar und für den Auftraggeber bequem.“


Transparente Abwicklung gefordert

Die Architektenkammer verlangt seit jeher vor allem eine gute Vorbereitung und transparente Abwicklung der Wettbewerbe, wie Michael Buchleitner, Leiter der Architektenkammer erklärt: „Es muss eine präzise Aufgabenteilung vorliegen, sonst ist ein Wettbewerb ein Schuss ins Blaue und eine Fehlinvestition durch die Teilnehmer.“

Wichtig sei, dass die Absichtserklärung klar formuliert sind „Hinter dem Wettbewerbsverfahren muss auch eine realistische Absicht stehen“, so Buchleitner. „Es darf also nicht nur ein Projekt sein, dass zwar als Vorzeigeprojekt ein Ergebnis liefert, dass dann aber nicht realisiert wird. Das ist wirtschaftlich unvertretbar für die Teilnehmer.“


Pendelbewegung

Eine der Erklärungen für die zugespitzte Situation ist laut Architekt Christoph Lechner, Kompagnon von Gustav Peichl, die weltweite wirtschaftliche Situation: „Vor zehn Jahren, als Österreich noch nicht bei der EU war, waren deutlich mehr Wettbewerbe. Jetzt, in der Wirtschaftskrise, sind es immer weniger. Wenn es wieder aufwärts geht, werden es wieder mehr werden. Das ist eine Pendelbewegung. Die Architekten leiden noch vor der Bauindustrie.“

Zu Beginn der 90er Jahre gab es in Wien einen Zuwanderungsboom. In drei Jahren vergrößerte sich die Wiener Bevölkerung um 100.000 Einwohner. Das machte sich im Wohnungsbau, im Schul- und Kindergartenprogramm bemerkbar.


Bau-Stagnation

Mittlerweile wurde das Wohnbauprogramm auf 5000 pro Jahr zurückgenommen. Der Schulbau stagniert und die Kindergartenprogramme sind gesättigt.

Das Ende der Fahnenstange sei erreicht, erklärt Planungsstadtrat Schicker: „Es ist die Investitionstätigkeit beim Bund zurückgegangen. Er investiert heuer weniger für ganz Österreich, als Wien allein. Auch das spielt mit, und der Output der Universitäten an jungen ArchitektInnen ist sehr hoch.“


„Kreativität ist enorm“

Nun müssen Architekten auch mit Renovierungen Vorlieb nehmen, die bisher als Baumeisterarbeiten disqualifiziert worden sind. Denn zum Aderlass sollte der Architekturexport, auf den man in Österreich so stolz ist, allerdings nicht führen.

„Unsere Architekten haben eine derartige Kreativität, dass wir international nicht nur mit den Top-Namen, sondern auch mit den jungen Teams sehr gut landen und die Ausstellungshallen füllen und auch gebaut wird“, erklärt Rudolf Schicker. „Die Kreativität der Absolventen ist enorm, nur das Land ist zu klein.“


Frauenquote für Architektur?

Umso sorgfältiger sollen daher nun die Architekten ausgewählt werden, die bei den wenigen Bauprojekten zum Zug kommen. Rudolf Schicker denkt an eine Frauenquote und eine Quote junger Architekten in geladenen Wettbewerben: „Wir führen derzeit einen städtebaulichen Wettbewerb für die freien Teile der Donau-City durch, um die Verbindung sowohl zum Donauufer und zur U-Bahn herzustellen. Bei diesem Wettbewerb haben wir darauf geachtet, dass wir sowohl Frauen, als auch junge und internationale Architekten hereinholen.“

Auch in der Jury will er Frauen Platz machen. Und zwar im Verhältnis 3:1. „Und damit habe ich schon 25% aus dem Platzhirschentum herausgeholt. Weil bei den Frauen findet man zur Zeit noch keine Platzhirschen in Wien.“


Erfreuliche Gesprächsbasis

Die Gesprächsbasis mit Planungsstadtrat Schicker hält die Wiener Architektenkammer für besonders erfreulich. In drei Schulbauwettbewerben werden derzeit unterschiedliche Wettbewerbsverfahren getestet, wie Michael Buchleitner erklärt: Einmal ein Bewerbungsverfahren, wo Teilnehmer ausgewählt werden, einmal ein offener Wettbewerb und einmal ein zweistufiges Verfahren." Mit der Stadt Wien sei vereinbart, im Anschluss an dieses Verfahren eine Evaluierung durchzuführen. „Das heisst, wir schauen uns an, welches Verfahren hat für den Auslober, also die Stadt Wien und für uns, die Architekten, welches Ergebnis gebracht. Wieviel Aufwand stand dahinter, was hat sich bewährt und was nicht...“


Ausschreibung verpflichtend

Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist die Ausschreibung von Wettbewerben verpflichtend. Nicht festgelegt ist jedoch, welches Modell des Wettbewerbes angewandt wird.

„Daher“, meint Michael Buchleitner, „ist es wichtig, für die jeweilige Aufgabenstellung das entsprechende Wettbewerbsmodell zu entwickeln. Für manche Aufgabenstellungen gibt's noch gar kein Wettbewerbsmodell.“

An einer derartigen Differenzierung der Wettbewerbsmodelle wird also im Frühling im Rahmen einer Enquete gearbeitet. Denn einerlei, ob der Planungstadtrat die Wettbewerbsordnung der Wiener Architektenkammer in Anwendung bringt oder nicht: Wesentlich erscheint allen Beteiligten der gute Kontakt zwischen Architektenschaft und Auftraggeber.

ORF.at, Mi., 2002.03.06

04. März 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Feigenblatt für Freunderlwirtschaft?

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Immer lauter wird der Unmut über Architekturwettbewerbe. Junge Architekten investieren hunderte von Arbeitsstunden, um ihre Projekte einzureichen. Mit dem Resultat, dass dann einer der sogenannten Stararchitekten das Rennen macht, weil - wie kolportiert wird - auch in den Jurys wieder Stararchitekten sitzen.

Junge Architekten sehen Architekturwettbewerbe, deren Juryzusammensetzung der Architektenkammer und dem Auslober obliegt, zunehmend als Feigenblatt für Freunderlwirtschaft.


„Zufrieden werden nie alle“

Um aller Willkür Einhalt zu gebieten, will Planungsstadtrat Rudolf Schicker neue Strukturen schaffen: „Ich verstehe, dass wir den Architekten Klarheit geben müssen, wie wir gedenken, vorzugehen. Es kann nicht Willkür sein und es muss so sein, dass die Architektenkammer es akzeptieren kann. Wir machen jetzt im Frühjahr eine Enquete, wo wir das Thema Ausschreibungswesen noch einmal durchdiskutieren. Ich hoffe, dass wir dann einen abschließenden Weg gefunden haben werden.“ Nachsatz: „Zufrieden werden nie alle sein.“

Diskutiert werden Architekturwettbewerbe, seit es sie gibt: Seit der Wiener Postsparkasse und Otto Wagner, seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekritierien.


Beispiel Volksoper

Jüngstes Beispiel eines solchen Wettbewerbes: die Wiener Volksoper. Die Fassadengestaltung gewann Paradearchitekt Wilhelm Holzbauer. Das junge Architektenteam, das ebenfalls den ersten Preis gewann (aber für einen anderen Teil der Ausschreibung), kam aus Budgetgründen nicht zum Zug. Der Auslober, Chef der Bundestheaterholding Georg Springer, bekannte, dass die öffentliche Hand sehr sorglos mit den jungen Architekten umgehe.

„Ich finde das als eine unzumutbare und ausbeuterische Situation, dass man hier vor allem unbekanntere Architekturbüros in die Situation bringt, auf Verdacht zu arbeiten“, so Springer. „Diese Situation ist für ihren Berufsstand unzumutbar und für den Auftraggeber bequem.“


Transparente Abwicklung gefordert

Die Architektenkammer verlangt seit jeher vor allem eine gute Vorbereitung und transparente Abwicklung der Wettbewerbe, wie Michael Buchleitner, Leiter der Architektenkammer erklärt: „Es muss eine präzise Aufgabenteilung vorliegen, sonst ist ein Wettbewerb ein Schuss ins Blaue und eine Fehlinvestition durch die Teilnehmer.“

Wichtig sei, dass die Absichtserklärung klar formuliert sind „Hinter dem Wettbewerbsverfahren muss auch eine realistische Absicht stehen“, so Buchleitner. „Es darf also nicht nur ein Projekt sein, dass zwar als Vorzeigeprojekt ein Ergebnis liefert, dass dann aber nicht realisiert wird. Das ist wirtschaftlich unvertretbar für die Teilnehmer.“


Pendelbewegung

Eine der Erklärungen für die zugespitzte Situation ist laut Architekt Christoph Lechner, Kompagnon von Gustav Peichl, die weltweite wirtschaftliche Situation: „Vor zehn Jahren, als Österreich noch nicht bei der EU war, waren deutlich mehr Wettbewerbe. Jetzt, in der Wirtschaftskrise, sind es immer weniger. Wenn es wieder aufwärts geht, werden es wieder mehr werden. Das ist eine Pendelbewegung. Die Architekten leiden noch vor der Bauindustrie.“

Zu Beginn der 90er Jahre gab es in Wien einen Zuwanderungsboom. In drei Jahren vergrößerte sich die Wiener Bevölkerung um 100.000 Einwohner. Das machte sich im Wohnungsbau, im Schul- und Kindergartenprogramm bemerkbar.


Bau-Stagnation

Mittlerweile wurde das Wohnbauprogramm auf 5000 pro Jahr zurückgenommen. Der Schulbau stagniert und die Kindergartenprogramme sind gesättigt.

Das Ende der Fahnenstange sei erreicht, erklärt Planungsstadtrat Schicker: „Es ist die Investitionstätigkeit beim Bund zurückgegangen. Er investiert heuer weniger für ganz Österreich, als Wien allein. Auch das spielt mit, und der Output der Universitäten an jungen ArchitektInnen ist sehr hoch.“


„Kreativität ist enorm“

Nun müssen Architekten auch mit Renovierungen Vorlieb nehmen, die bisher als Baumeisterarbeiten disqualifiziert worden sind. Denn zum Aderlass sollte der Architekturexport, auf den man in Österreich so stolz ist, allerdings nicht führen.

„Unsere Architekten haben eine derartige Kreativität, dass wir international nicht nur mit den Top-Namen, sondern auch mit den jungen Teams sehr gut landen und die Ausstellungshallen füllen und auch gebaut wird“, erklärt Rudolf Schicker. „Die Kreativität der Absolventen ist enorm, nur das Land ist zu klein.“


Frauenquote für Architektur?

Umso sorgfältiger sollen daher nun die Architekten ausgewählt werden, die bei den wenigen Bauprojekten zum Zug kommen. Rudolf Schicker denkt an eine Frauenquote und eine Quote junger Architekten in geladenen Wettbewerben: „Wir führen derzeit einen städtebaulichen Wettbewerb für die freien Teile der Donau-City durch, um die Verbindung sowohl zum Donauufer und zur U-Bahn herzustellen. Bei diesem Wettbewerb haben wir darauf geachtet, dass wir sowohl Frauen, als auch junge und internationale Architekten hereinholen.“

Auch in der Jury will er Frauen Platz machen. Und zwar im Verhältnis 3:1. „Und damit habe ich schon 25% aus dem Platzhirschentum herausgeholt. Weil bei den Frauen findet man zur Zeit noch keine Platzhirschen in Wien.“


Erfreuliche Gesprächsbasis

Die Gesprächsbasis mit Planungsstadtrat Schicker hält die Wiener Architektenkammer für besonders erfreulich. In drei Schulbauwettbewerben werden derzeit unterschiedliche Wettbewerbsverfahren getestet, wie Michael Buchleitner erklärt: Einmal ein Bewerbungsverfahren, wo Teilnehmer ausgewählt werden, einmal ein offener Wettbewerb und einmal ein zweistufiges Verfahren." Mit der Stadt Wien sei vereinbart, im Anschluss an dieses Verfahren eine Evaluierung durchzuführen. „Das heisst, wir schauen uns an, welches Verfahren hat für den Auslober, also die Stadt Wien und für uns, die Architekten, welches Ergebnis gebracht. Wieviel Aufwand stand dahinter, was hat sich bewährt und was nicht...“


Ausschreibung verpflichtend

Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist die Ausschreibung von Wettbewerben verpflichtend. Nicht festgelegt ist jedoch, welches Modell des Wettbewerbes angewandt wird.

„Daher“, meint Michael Buchleitner, „ist es wichtig, für die jeweilige Aufgabenstellung das entsprechende Wettbewerbsmodell zu entwickeln. Für manche Aufgabenstellungen gibt's noch gar kein Wettbewerbsmodell.“

An einer derartigen Differenzierung der Wettbewerbsmodelle wird also im Frühling im Rahmen einer Enquete gearbeitet. Denn einerlei, ob der Planungstadtrat die Wettbewerbsordnung der Wiener Architektenkammer in Anwendung bringt oder nicht: Wesentlich erscheint allen Beteiligten der gute Kontakt zwischen Architektenschaft und Auftraggeber.

ORF.at, Mo., 2002.03.04

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Presseschau 12

13. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Zaha-Hadid-Ausstellung

Die Personale der irakischen Stararchitektin im Wiener MAK zeigt einen Werküberblick sowie eine eigens gefertigte, spektakuläre Rauminstallation.

Die Personale der irakischen Stararchitektin im Wiener MAK zeigt einen Werküberblick sowie eine eigens gefertigte, spektakuläre Rauminstallation.

„Beton lernt fliegen.“ Mit diesem Werbeslogan bewirbt das Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) die Ausstellung „Zaha Hadid. Architektur“, die ab Mittwoch einen Überblick über das Gesamtwerk der prominenten aus dem Irak stammenden Architektin gibt und einige ihrer aktuellen Projekte vorstellt.

Tatsächlich hat Hadid etwa ihrer eleganten Sprungschanze am Bergisel förmlich Flügel verliehen. Im Zentrum der Schau steht jedoch die eigens entwickelte Rauminstallation „Ice-Storm“, die auf 300 Quadratmeter Fläche eine mittels „Morphing“ entworfene, bis zu sieben Meter hohe und acht Tonnen schwere Wohnlandschaft darstellt und dem Publikum eine „aktive Annäherung an Hadids radikal neue Formen- und Raumsprache“ ermöglichen soll.


Zahlreiche Projekte in Österreich

In Österreich ist Zaha Hadid sehr aktiv. Seit dem Wintersemester 2000/01 fungiert sie als Ordinaria für Architekturentwurf an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Neben der international auf größte Beachtung gestoßenen neuen Sprungschanze in Innsbruck, die im Vorjahr eröffnet wurde, verfolgt die Architektin seit Jahren ein Projekt für eine Überbauung der Stadtbahnbögen an der Spittelauer Lände in Wien, dessen Realisierung nun endlich im Herbst angegangen werden soll.

Für den „steirischen herbst“ und „Graz 2003“ stattete Hadid gemeinsam mit Patrik Schumacher die Uraufführung von Beat Furrers Musiktheater „Begehren“ aus und kuratierte (ebenfalls mit Schumacher) die Architektur-Ausstellung Latente Utopien.


1993 erstes Bauwerk

Lange Zeit galt die 1950 in Bagdad geborene Architektin, die an der renommierten Architectural Association (AA) in London studierte, danach Partnerin von Rem Koolhaas und anderen im bekannten Office for Metropolitan Architecture (OMA) wurde und seit 1979 ein eigenes Büro betreibt, als reines Theorie-Genie.

Das Vitra Feuerwehrhaus in Weil am Rhein war 1993 ihr erster großer realisierter Bau, der auch sogleich für Furore sorgte.


Animationen via DVD

Auf drei Meter hohen Bahnen, die sich durch den Raum ziehen, werden Hadids wichtigste Bauten im MAK via DVD animiert: Das Zentralgebäude des neuen BMW-Gebäudes bei Leipzig, das mit geringem Aufwand und jederzeit verändert werden kann, das „Contemporary Art Center“ in Cincinatti, das noch während der MAK-Ausstellung eröffnet wird und das Science-Center in Wolfsburg, ein utopisch anmutendes Bauwerk, das man sogar mittels Live-Kamera besichtigen kann.

„Jedes Projekt ist anders. Ich bin ja mit meinem Büro nicht auf Sprungschanzen spezialisiert. Jedes Projekt wird für seine Bestimmung und seine Umgebung neu konzeptioniert“, stellt Zaha Hadid fest.


Noever: „Allein ihr Auftritt ist Architektur“

Überhaupt ist Hadid eine Meisterin der Präsentation und Selbst-Präsentation. „Wie sie Räume schafft, so kann sie mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit auch Räume besetzen“, schreibt MAK-Direktor Peter Noever im Vorwort zum Ausstellungskatalog, „allein ihr Auftritt ist Architektur.“ Dass der wettbewerbsfähigen Projektpräsentation lange und detaillierte Entwicklungsphasen vorausgehen, soll in der bis 17. August laufenden Ausstellung deutlich werden.

Gezeigt werden dabei auch zum Teil noch nie präsentierte groß- und mittelformatige „Main Paintings“ Hadids, die als erste Überlegung zu räumlichen Gliederungen nicht selten am Anfang der Planungsarbeit stehen und die Formensprache und Stimmung des jeweiligen Projekts zum Ausdruck bringen. „Zaha Hadid hat ein herausragendes zeichnerisches Werk vorzuweisen“, begeistert sich Noever.


[Tipp:
Ausstellung „Zaha Hadid - Architektur“, MAK, 14. Mai bis 17. August, ein Katalog englisch/deutsch erscheint im Hatje-Cantz-Verlag.]

ORF.at, Di., 2003.05.13

13. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Eine singuläre Frau

Zaha Hadid ist die einzige weibliche Erscheinung am Himmel der Star-Architekten.

Zaha Hadid ist die einzige weibliche Erscheinung am Himmel der Star-Architekten.

Aus ihren Augen blitzt jene Energie, aus der die 1950 in Bagdad geborene Architektin Zaha Hadid ihre singuläre Position erobert hat.

„Es ist sehr schwierig für Frauen. Ich werde oft gefragt, ob ich Glück gehabt hätte. Aber ich glaube, man muss als Frau doppelt so hart arbeiten und doppelt so gut sein wie die Kollegen. Natürlich sind die meisten Architekten Männer. Und die bilden ihre Seilschaften, treffen sich bei allen Gelegenheiten und diskutieren die wichtigen Dinge miteinander. Aber das wird sich ändern“, meint Hadid.


Meister-Theoretikerin

Hadid gilt als Meister-Theoretikerin des Dekonstruktivismus. Dazu erklärt die Architektin, die seit dem Herbst 2000 an der Universität für Angewandte Kunst in Wien lehrt:

"„Deconstruction“ war der Titel einer Ausstellung, die vor 15 Jahren im Museum of Modern Art stattfand. Das war natürlich eine Herausforderung für die konventionellen Methoden. Mehr nicht. Aber wenn man alles ändern will, dann hat man die Verantwortung, etwas Neues zu erfinden. Und das hat damals niemand geglaubt, dass es möglich sei, die Formensprache radikal zu verändern. Aber es war möglich."


Heimat Irak

Über ihre Heimat Irak ist Zaha Hadid alles andere als glücklich. Sie hofft nun auf keine religiöse Regierung, sondern auf die Installierung einer Demokratie. Denn im Irak lebten Christen, Juden und Moslems seit jeher friedlich zusammen, meint Hadid. Und der religiöse Fanatismus sei ein relativ junges Phänomen.


Liberales Elternhaus

Zaha Hadid wuchs in einem sehr liberalen Klima auf. Ihre Eltern waren zwar Moslems, sie selbst besuchte aber eine christliche Schule.

„Es ist nicht die gesamte arabische Welt fanatisiert. Das sieht nur für die westlichen Länder so aus. Es ist wie im Westen - hier gibt es sehr viele Christen und trotzdem sind sie nicht alle Fanatiker. Für mich besagt es auch nicht sehr viel, wenn Frauen im Irak einen Schleier tragen. Wenn die Tiroler ihre Trachten tragen, sind sie auch nicht verzopfter als andere. Mit dem Schleier kann man sich auch gegen die Sonne schützen.“


Ein Gegensatz zum Westen

Für eine Frau im Westen sei es ungewöhnlicher eine Architektin zu sein, als für eine Irakerin, meint Hadid. Alle ihre einstigen Schulkolleginnen seien heute Ärztinnen, Elektroingenieurinnen oder Pharmazeutinnen.


Mit 15 nach England

Mit 15 ging Zaha Hadid nach England ins Internat. Später studierte sie in London, wo sie danach zehn Jahre lang unterrichtete. Ihre Partnerschaft mit Rem Koolhaas dauerte zwar nur sechs Monate, war aber sehr förderlich für ihre Karriere, wie sie sagt.

Heute ist für Zaha Hadid alles möglich - auch ein Großbau wie das Museum für zeitgenössische Kunst in Rom mit 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, dessen Baubeginn erst kürzlich stattfand. Und die diesem Projekt zu Grunde liegenden geometrischen Beziehungslinien, deren Vektoren das Gelände wie Strömungen durchziehen, sind auch die Basis ihrer spektakulär gestalteten Website.

ORF.at, Di., 2003.05.13

03. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Zwischen Ratgebern und Günstlingen

Die Verwirklichung großer Architekturprojekte in Salzburg ist immer gleichbedeutend mit einer langwierigen öffentlichen Diskussion.

Die Verwirklichung großer Architekturprojekte in Salzburg ist immer gleichbedeutend mit einer langwierigen öffentlichen Diskussion.

„in/aus/nach Salzburg“ ist der Titel einer Ausstellung zur Salzburger Architektur der letzten zehn Jahre, die am 29. April im Wiener Ringturm eröffnet wurde. Vorgestellt werden ca. 70 Projekte von Architekten, die in Salzburg leben, aus Salzburg stammen oder nach Salzburg gekommen sind, um dort zu bauen. Neben den einzelnen innovativen Projekten junger Architekten werden auch die großen Themen der Salzburger Architektur nachvollziehbar aufbereitet: Es wird grundsätzlich erörtert, warum es diese Diskussionen überhaupt gibt.


Problem: Auftragsvergabe

Salzburg hat Probleme mit den großen Projekten. Die kleinen blühen im Verborgenen. Der Grund dafür: Der Bauherr der Prestigeprojekte ist zumeist das Land. Und das Land habe Einflüsterer, die schlecht informiert seien, wie Peter Ebner, als Leiter der Initiative Architektur Salzburg, verantwortlich für diese Schau, erklärt.

Auch Architekturpublizist Norbert Mayr, der vor allem für die Salzburger Nachrichten schreibt, meint, es gehe bei den großen Diskussionen selten um faktische Probleme. So entstanden rund um den Bau des kleinen Festspielhauses, das von Wilhelm Holzbauer gebaut wird, heftige öffentliche Debatten. Der Grundtenor: Es ginge nicht um die richtige architektonische Entscheidung, sondern darum, Günstlingen einen Auftrag zu erteilen.


Ungeliebte Sieger

Ganz anders lief das bei dem Wettbewerb um das Museum am Mönchsberg, den das völlig unbekannte Architektenteam Friedrich/Hofmann/Zwinck gewann. Anschließend versuchte die Stadt, dieses Projekt wieder ins Aus zu lenken. Peter Ebner erklärt, er hätte eines Tages einen eigenartigen Anruf erhalten: „Ob er dieses Projekt nicht auch furchtbar hässlich fände?“.

Peter Ebner führt diese Initiative darauf zurück, dass das Land die Ausschreibung für eine höhere Quadratmeterzahl gemacht habe als tatsächlich zugelassen. Seiner Meinung nach habe in diesem Fall aber das Land Salzburg vorher seine Hausaufgaben schlecht gemacht und sich in den Zahlen geirrt. Schuld daran sei keineswegs das Architektenteam, das sich an alle Vorgaben gehalten hätte. Für Peter Ebner ist und bleibt das Projekt von Friedrich/Hoffmann/Zwinck ein Siegerprojekt. „Es ist, was es ist“.


[ in/aus/nach Salzburg bis 13. Juni, Architektur im Ringturm, 1010 Wien, Schottenring 30, Montag bis Freitag 9.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 19.30 Uhr. ]

ORF.at, Sa., 2003.05.03

03. Mai 2003Sabine Oppolzer
ORF.at

Blühen im Verborgenen

Die meisten der jungen, mutigen Architekturprojekte in Salzburg gehen in den Diskussionen um große Prestigebauten unter.

Die meisten der jungen, mutigen Architekturprojekte in Salzburg gehen in den Diskussionen um große Prestigebauten unter.

Während die großen Projekte im Zentrum Salzburgs jahrzehntelang diskutiert werden, gedeiht die zeitgenössische Architektur an der Peripherie und in der Abgeschiedenheit der Landschaft sehr gut.


Mutig und kompromisslos

Da hat etwa Adolph Krischanitz in seinem Heimatort Schwarzach im Pongau einen Zubau zum Tauernbahnmuseum errichtet: einen Quader aus Sichtbeton, dem oben zwei Lichtkuppeln in Würfelform aufgesetzt sind. Ein für diese Gegend ungewöhnlicher Bau, weil kompromisslos. Es ist der Zubau zu einem alten Lokschuppen, der seit einiger Zeit als Tauernbahnmuseum in Funktion ist.

Für Adolf Krischanitz ist die Tauernbahn eine der schönsten Bahnen Österreichs. Schön wie die Semmeringbahn - nur unbekannt.


Zeitgenössische Architektur zahlt sich aus

Das Büro Bulant-Wailzer hat mit einer wagemutigen Nur-Glas-Konstruktion eine neue Technologie ausprobiert und damit gleich mehrere Preise eingeheimst: den Dupont-Preis, den größten europäischen Glasbaupreis, zwei Bauherrenpreise und den Salzburger Landespreis.

So einfach der Glasbau aussieht, er ist höchst komplex. Es handelt sich um eine Folge von ineinander verschachtelten Räumen. Angefangen vom gemauerten Haus über den angebauten Glaskubus, über die Pergola bis hin zum offenen Gartenraum, der wiederum von einer Steinmauer eingezäunt ist. Jeder Raum hat eine andere klimatische Situation. Wie Annette Bulant-Camenon erklärt, erfolgte dieses Experiment in Zusammenarbeit mit einer renommierten Glasbaufirma und erforderte viel Mut. Inzwischen konnte dieses Experiment auch an anderen Orten realisiert werden.


Kaum beachtet

Auch das Kinder- und Jugendhaus im Stadtteil Liefering von Thomas Forsthuber wurde mehrfach preisgekrönt. Es ist ein eleganter und schlichter Bau, der sich aus mehreren Quadern zusammensetzt.

In der Schau vertreten ist auch das junge Architektenteam LP, das am Land für qualitätsvolle Architektur kämpft, oder Christine und Horst Lechner, die bereits 1993 ein mit Holz verkleidetes Atriumhaus in Kuchl in die freie Landschaft gestellt haben.

Aufsehenerregend ist auch das Projekt von hobby.a, die ihr „Haus für Eva und Fritz“ vorstellen: Ein Haus mit einer Rundumfassade aus Kunststoff. Absolut wetterfest und unverwüstlich. Das sind die Projekte, die frischen Wind in die Salzburger Architekturszene bringen. Leider gehen sie in den erhitzten Diskussionen um die großen Prestigebauten allzu oft unter.

ORF.at, Sa., 2003.05.03

10. Juli 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Minimalistische Formen

Der Preis für alpine Architektur wurde von der Gemeinde Sexten in den Südtiroler Dolomiten gestiftet.

Der Preis für alpine Architektur wurde von der Gemeinde Sexten in den Südtiroler Dolomiten gestiftet.

Die gängigen Klischees mit geschnitzten Holzbalkonen oder grünen Herzchen werden von der jungen Architektengeneration nicht mehr bedient. Gebaut wird in Glas und Beton ebenso wie in Holz und Stein.

Eine Burgruine mit einem Glasdach bedeckt, eine touristische Informationsstube wie ein metallener Hochsitz in die Felswand geschmiegt, oder ein schmucker Ortskern gewinnt an Spannung durch einen zeitgemäßen Kubus, der die umliegende Architektur weiterdenkt.


„Verkitschte Burgen“

So fügen sich die minimalistischen Formen harmonisch in die Landschaft. Dieter Henke, dessen Terrassenwohnbau in Seefeld in Tirol von den Bewohnern begeistert aufgenommen und von den Anrainern heftig angefeindet worden ist, zu den heute beliebtesten Bauformen in den Alpen: „In diesen Tourismusgemeinden hat das mit Tradition nichts zu tun. Das, was die dort bauen - die klischeehaften Versatzstücke, die sie auf ihre Häuser stülpen -, hat mit Tradition nichts zu tun. Sowas hat es nie gegeben. Das sind verkitschte Burgen.“


Besucherzuwächse durch Architektur

Dabei seien dies nicht die Erwartungen der gehobenen Tourismusklasse, wie Adolph Stiller, der Leiter der Veranstaltungsreihe „Architektur im Ringturm“ erklärt. Die Therme von Peter Zumthor verzeichne sogar Besucherzuwächse von 20 Prozent.

„Die Bürgermeister vieler Alpengemeinde könnten mit guter Architektur eine langfristige Besucherfrequenz sichern. Architektur ist zu einem Qualitätstourismus-Faktor geworden“, so Stiller.


Florierende Szenen

Friedrich Achleitner, Jurymitglied des 1999 gegründeten Preises meint, dass sich in den letzten Jahren Unterstützungen zeitgemäßer Architektur - wie durch diesen Preis - als sehr förderlich für qualitätvolle Architektur erwiesen habe. Regionen, die früher geschlummert hätten, wiesen jetzt eine florierende Szene auf, wie zum Beispiel Tirol.


Landschaft einbezogen

Die Ausstellung im Wiener Ringturm betont in der Präsentation vor allem die Qualität der Bauten im landschaftlichen Kontext. „Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, Fotografen auszuwählen, die den Aspekt der Landschaft mit einbeziehen. Es ist, wenn man so will, eine Ausstellung von Landschaftsfotografie“, so der Kurator Christioph Mayr-Fingerle.


Tipp:

Die Schau „Neues Bauen in den Alpen: Großer Preis für alpine Architektur“ ist bis 27. September im Wiener Ringturm zu sehen. Nächste Station der Ausstellung ist Graz (Ende Oktober in der Technischen Universität - genauer Termin noch offen). Der nächste Preis soll 2003 vergeben werden, Einreichungen können bis Jahresende erfolgen.

ORF.at, Mi., 2002.07.10

12. April 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Licht-Virtuose

Dem New Yorker Architekten Steven Holl, einer der herausragendsten Vertreter der zeitgenössischen amerikanischen Architektur, widmet das Architekturzentrum Wien eine große monografische Schau.

Dem New Yorker Architekten Steven Holl, einer der herausragendsten Vertreter der zeitgenössischen amerikanischen Architektur, widmet das Architekturzentrum Wien eine große monografische Schau.

Zehn Modelle verdeutlichen das Zusammenspiel von Raum, Licht und Material in der Arbeit Steven Holls. Aquarellserien, die parallel zu den Projekten entstanden, visualisieren den konzeptionellen Entwurfsprozess. In Österreich war Steven Holl bisher nur in Insiderkreisen bekannt.


Virtuose Lichtführung

Steven Holl, der in der Architekturszene vom Renommee her oft mit Frank Gehry auf eine Stufe gestellt wird, hat die Ausstellung im Architekturzentrum selbst gestaltet. Neben den Modellen veranschaulicht vor allem ein digitaler Film die architektonischen Ideen von Steven Holl. Er zeigt Steven Holl als Virtuosen des Lichtes der Räume, Farben und Materialien voller Poesie einsetzt.

Für die Ausstellung hat Steven Holl darauf geachtet, die Verbindung zwischen beiden Teilen herzustellen. Über Spiegel werden die Filme auch in den Ausstellungsraum projiziert.


Kein Stil als Stil

Jedes der ausgestellten Modelle steht für sich: Das Kiasma Museum of Contemporary Art in Helsinki, das Bellevue Art Museum in Washington, oder das Simmonons Hall Studentenheim in Cambridge, ein streng geometrischer Bau, der jedem Studenten mindestens 12 Fensteröffnungen zugesteht.

Die architektonische Formensprache Steven Holls ist vielfältig. Die Modelle sind rund, geradlinig oder eckig. Ja erfasst sein architektonsiches Vokabular so weit, dass er es als eigentliche Herausforderung ansieht, eben keine spezielle Formensprache zu haben.

Steven Holl schafft neue Konzepte für jeden Ort, und jede Situation. In diesem Punkt unterscheidet Steven Holl sich wohl auch von sogenannten Stararchitekten, die nach einigen Jahren nur noch den billigen Abklatsch ihrer ersten Entwürfe zeichnen können, wie er sagt. „Das ist das Problem unserer Hype-Kultur. Wenn die Medien alles in die Hand nehmen und die Persönlichkeit des Architekten hinter dem Starrummel verschwindet, dann wird der Architekt zum Monster hinter seiner Arbeit“, kritisiert Holl im Interview für das Ö1 Kulturjournal.


Lockruf des Goldes

Besonders der amerikanische Umgang mit Architektur fördere eine solche Entwicklung. Architekten seien gegenüber den Bauherren absolut gehorsam. Die ganze Architektur folge nur ökonomischen Gesichtspunkten, wie Steven Holl erklärt.

Steven Hall lässt sich vom Geld nicht locken. Er ist stolz darauf, Investorengruppen oft zurückgewiesen zu haben. Was ihn interessiert ist vielmehr die öffentliche Dimension.


Österreich-Projekt

Im kommenden Jahr wird auch in Österreich ein Bauprojekt von Steven Holl in Angriff genommen: im niederösterreichischen Langenlois entsteht ein unterirdischer Weinerlebnispark, der sich durch alte Weinkeller zieht. Der Eingangsbereich und ein zugehöriges Hotel mit 80 Betten wird von Steven Holl gestaltet.


[Zu sehen ist die Schau im Architekturzentrum Wien bis zum 6. August.]

ORF.at, Fr., 2002.04.12

06. März 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Feigenblatt für Freunderlwirtschaft?

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Immer lauter wird der Unmut über Architekturwettbewerbe. Junge Architekten investieren hunderte von Arbeitsstunden, um ihre Projekte einzureichen. Mit dem Resultat, dass dann einer der sogenannten Stararchitekten das Rennen macht, weil - wie kolportiert wird - auch in den Jurys wieder Stararchitekten sitzen.

Junge Architekten sehen Architekturwettbewerbe, deren Juryzusammensetzung der Architektenkammer und dem Auslober obliegt, zunehmend als Feigenblatt für Freunderlwirtschaft.


„Zufrieden werden nie alle“

Um aller Willkür Einhalt zu gebieten, will Planungsstadtrat Rudolf Schicker neue Strukturen schaffen: „Ich verstehe, dass wir den Architekten Klarheit geben müssen, wie wir gedenken, vorzugehen. Es kann nicht Willkür sein und es muss so sein, dass die Architektenkammer es akzeptieren kann. Wir machen jetzt im Frühjahr eine Enquete, wo wir das Thema Ausschreibungswesen noch einmal durchdiskutieren. Ich hoffe, dass wir dann einen abschließenden Weg gefunden haben werden.“ Nachsatz: „Zufrieden werden nie alle sein.“

Diskutiert werden Architekturwettbewerbe, seit es sie gibt: Seit der Wiener Postsparkasse und Otto Wagner, seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekritierien.


Beispiel Volksoper

Jüngstes Beispiel eines solchen Wettbewerbes: die Wiener Volksoper. Die Fassadengestaltung gewann Paradearchitekt Wilhelm Holzbauer. Das junge Architektenteam, das ebenfalls den ersten Preis gewann (aber für einen anderen Teil der Ausschreibung), kam aus Budgetgründen nicht zum Zug. Der Auslober, Chef der Bundestheaterholding Georg Springer, bekannte, dass die öffentliche Hand sehr sorglos mit den jungen Architekten umgehe.

„Ich finde das als eine unzumutbare und ausbeuterische Situation, dass man hier vor allem unbekanntere Architekturbüros in die Situation bringt, auf Verdacht zu arbeiten“, so Springer. „Diese Situation ist für ihren Berufsstand unzumutbar und für den Auftraggeber bequem.“


Transparente Abwicklung gefordert

Die Architektenkammer verlangt seit jeher vor allem eine gute Vorbereitung und transparente Abwicklung der Wettbewerbe, wie Michael Buchleitner, Leiter der Architektenkammer erklärt: „Es muss eine präzise Aufgabenteilung vorliegen, sonst ist ein Wettbewerb ein Schuss ins Blaue und eine Fehlinvestition durch die Teilnehmer.“

Wichtig sei, dass die Absichtserklärung klar formuliert sind „Hinter dem Wettbewerbsverfahren muss auch eine realistische Absicht stehen“, so Buchleitner. „Es darf also nicht nur ein Projekt sein, dass zwar als Vorzeigeprojekt ein Ergebnis liefert, dass dann aber nicht realisiert wird. Das ist wirtschaftlich unvertretbar für die Teilnehmer.“


Pendelbewegung

Eine der Erklärungen für die zugespitzte Situation ist laut Architekt Christoph Lechner, Kompagnon von Gustav Peichl, die weltweite wirtschaftliche Situation: „Vor zehn Jahren, als Österreich noch nicht bei der EU war, waren deutlich mehr Wettbewerbe. Jetzt, in der Wirtschaftskrise, sind es immer weniger. Wenn es wieder aufwärts geht, werden es wieder mehr werden. Das ist eine Pendelbewegung. Die Architekten leiden noch vor der Bauindustrie.“

Zu Beginn der 90er Jahre gab es in Wien einen Zuwanderungsboom. In drei Jahren vergrößerte sich die Wiener Bevölkerung um 100.000 Einwohner. Das machte sich im Wohnungsbau, im Schul- und Kindergartenprogramm bemerkbar.


Bau-Stagnation

Mittlerweile wurde das Wohnbauprogramm auf 5000 pro Jahr zurückgenommen. Der Schulbau stagniert und die Kindergartenprogramme sind gesättigt.

Das Ende der Fahnenstange sei erreicht, erklärt Planungsstadtrat Schicker: „Es ist die Investitionstätigkeit beim Bund zurückgegangen. Er investiert heuer weniger für ganz Österreich, als Wien allein. Auch das spielt mit, und der Output der Universitäten an jungen ArchitektInnen ist sehr hoch.“


„Kreativität ist enorm“

Nun müssen Architekten auch mit Renovierungen Vorlieb nehmen, die bisher als Baumeisterarbeiten disqualifiziert worden sind. Denn zum Aderlass sollte der Architekturexport, auf den man in Österreich so stolz ist, allerdings nicht führen.

„Unsere Architekten haben eine derartige Kreativität, dass wir international nicht nur mit den Top-Namen, sondern auch mit den jungen Teams sehr gut landen und die Ausstellungshallen füllen und auch gebaut wird“, erklärt Rudolf Schicker. „Die Kreativität der Absolventen ist enorm, nur das Land ist zu klein.“


Frauenquote für Architektur?

Umso sorgfältiger sollen daher nun die Architekten ausgewählt werden, die bei den wenigen Bauprojekten zum Zug kommen. Rudolf Schicker denkt an eine Frauenquote und eine Quote junger Architekten in geladenen Wettbewerben: „Wir führen derzeit einen städtebaulichen Wettbewerb für die freien Teile der Donau-City durch, um die Verbindung sowohl zum Donauufer und zur U-Bahn herzustellen. Bei diesem Wettbewerb haben wir darauf geachtet, dass wir sowohl Frauen, als auch junge und internationale Architekten hereinholen.“

Auch in der Jury will er Frauen Platz machen. Und zwar im Verhältnis 3:1. „Und damit habe ich schon 25% aus dem Platzhirschentum herausgeholt. Weil bei den Frauen findet man zur Zeit noch keine Platzhirschen in Wien.“


Erfreuliche Gesprächsbasis

Die Gesprächsbasis mit Planungsstadtrat Schicker hält die Wiener Architektenkammer für besonders erfreulich. In drei Schulbauwettbewerben werden derzeit unterschiedliche Wettbewerbsverfahren getestet, wie Michael Buchleitner erklärt: Einmal ein Bewerbungsverfahren, wo Teilnehmer ausgewählt werden, einmal ein offener Wettbewerb und einmal ein zweistufiges Verfahren." Mit der Stadt Wien sei vereinbart, im Anschluss an dieses Verfahren eine Evaluierung durchzuführen. „Das heisst, wir schauen uns an, welches Verfahren hat für den Auslober, also die Stadt Wien und für uns, die Architekten, welches Ergebnis gebracht. Wieviel Aufwand stand dahinter, was hat sich bewährt und was nicht...“


Ausschreibung verpflichtend

Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist die Ausschreibung von Wettbewerben verpflichtend. Nicht festgelegt ist jedoch, welches Modell des Wettbewerbes angewandt wird.

„Daher“, meint Michael Buchleitner, „ist es wichtig, für die jeweilige Aufgabenstellung das entsprechende Wettbewerbsmodell zu entwickeln. Für manche Aufgabenstellungen gibt's noch gar kein Wettbewerbsmodell.“

An einer derartigen Differenzierung der Wettbewerbsmodelle wird also im Frühling im Rahmen einer Enquete gearbeitet. Denn einerlei, ob der Planungstadtrat die Wettbewerbsordnung der Wiener Architektenkammer in Anwendung bringt oder nicht: Wesentlich erscheint allen Beteiligten der gute Kontakt zwischen Architektenschaft und Auftraggeber.

ORF.at, Mi., 2002.03.06

04. März 2002Sabine Oppolzer
ORF.at

Feigenblatt für Freunderlwirtschaft?

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekriterien.

Immer lauter wird der Unmut über Architekturwettbewerbe. Junge Architekten investieren hunderte von Arbeitsstunden, um ihre Projekte einzureichen. Mit dem Resultat, dass dann einer der sogenannten Stararchitekten das Rennen macht, weil - wie kolportiert wird - auch in den Jurys wieder Stararchitekten sitzen.

Junge Architekten sehen Architekturwettbewerbe, deren Juryzusammensetzung der Architektenkammer und dem Auslober obliegt, zunehmend als Feigenblatt für Freunderlwirtschaft.


„Zufrieden werden nie alle“

Um aller Willkür Einhalt zu gebieten, will Planungsstadtrat Rudolf Schicker neue Strukturen schaffen: „Ich verstehe, dass wir den Architekten Klarheit geben müssen, wie wir gedenken, vorzugehen. Es kann nicht Willkür sein und es muss so sein, dass die Architektenkammer es akzeptieren kann. Wir machen jetzt im Frühjahr eine Enquete, wo wir das Thema Ausschreibungswesen noch einmal durchdiskutieren. Ich hoffe, dass wir dann einen abschließenden Weg gefunden haben werden.“ Nachsatz: „Zufrieden werden nie alle sein.“

Diskutiert werden Architekturwettbewerbe, seit es sie gibt: Seit der Wiener Postsparkasse und Otto Wagner, seit dem Bau der Wiener Ringstrasse haben Wettbewerbe Diskussionen über Architektur ausgelöst. Was heute diskutiert wird, sind neben der Architektur aber die Vergabekritierien.


Beispiel Volksoper

Jüngstes Beispiel eines solchen Wettbewerbes: die Wiener Volksoper. Die Fassadengestaltung gewann Paradearchitekt Wilhelm Holzbauer. Das junge Architektenteam, das ebenfalls den ersten Preis gewann (aber für einen anderen Teil der Ausschreibung), kam aus Budgetgründen nicht zum Zug. Der Auslober, Chef der Bundestheaterholding Georg Springer, bekannte, dass die öffentliche Hand sehr sorglos mit den jungen Architekten umgehe.

„Ich finde das als eine unzumutbare und ausbeuterische Situation, dass man hier vor allem unbekanntere Architekturbüros in die Situation bringt, auf Verdacht zu arbeiten“, so Springer. „Diese Situation ist für ihren Berufsstand unzumutbar und für den Auftraggeber bequem.“


Transparente Abwicklung gefordert

Die Architektenkammer verlangt seit jeher vor allem eine gute Vorbereitung und transparente Abwicklung der Wettbewerbe, wie Michael Buchleitner, Leiter der Architektenkammer erklärt: „Es muss eine präzise Aufgabenteilung vorliegen, sonst ist ein Wettbewerb ein Schuss ins Blaue und eine Fehlinvestition durch die Teilnehmer.“

Wichtig sei, dass die Absichtserklärung klar formuliert sind „Hinter dem Wettbewerbsverfahren muss auch eine realistische Absicht stehen“, so Buchleitner. „Es darf also nicht nur ein Projekt sein, dass zwar als Vorzeigeprojekt ein Ergebnis liefert, dass dann aber nicht realisiert wird. Das ist wirtschaftlich unvertretbar für die Teilnehmer.“


Pendelbewegung

Eine der Erklärungen für die zugespitzte Situation ist laut Architekt Christoph Lechner, Kompagnon von Gustav Peichl, die weltweite wirtschaftliche Situation: „Vor zehn Jahren, als Österreich noch nicht bei der EU war, waren deutlich mehr Wettbewerbe. Jetzt, in der Wirtschaftskrise, sind es immer weniger. Wenn es wieder aufwärts geht, werden es wieder mehr werden. Das ist eine Pendelbewegung. Die Architekten leiden noch vor der Bauindustrie.“

Zu Beginn der 90er Jahre gab es in Wien einen Zuwanderungsboom. In drei Jahren vergrößerte sich die Wiener Bevölkerung um 100.000 Einwohner. Das machte sich im Wohnungsbau, im Schul- und Kindergartenprogramm bemerkbar.


Bau-Stagnation

Mittlerweile wurde das Wohnbauprogramm auf 5000 pro Jahr zurückgenommen. Der Schulbau stagniert und die Kindergartenprogramme sind gesättigt.

Das Ende der Fahnenstange sei erreicht, erklärt Planungsstadtrat Schicker: „Es ist die Investitionstätigkeit beim Bund zurückgegangen. Er investiert heuer weniger für ganz Österreich, als Wien allein. Auch das spielt mit, und der Output der Universitäten an jungen ArchitektInnen ist sehr hoch.“


„Kreativität ist enorm“

Nun müssen Architekten auch mit Renovierungen Vorlieb nehmen, die bisher als Baumeisterarbeiten disqualifiziert worden sind. Denn zum Aderlass sollte der Architekturexport, auf den man in Österreich so stolz ist, allerdings nicht führen.

„Unsere Architekten haben eine derartige Kreativität, dass wir international nicht nur mit den Top-Namen, sondern auch mit den jungen Teams sehr gut landen und die Ausstellungshallen füllen und auch gebaut wird“, erklärt Rudolf Schicker. „Die Kreativität der Absolventen ist enorm, nur das Land ist zu klein.“


Frauenquote für Architektur?

Umso sorgfältiger sollen daher nun die Architekten ausgewählt werden, die bei den wenigen Bauprojekten zum Zug kommen. Rudolf Schicker denkt an eine Frauenquote und eine Quote junger Architekten in geladenen Wettbewerben: „Wir führen derzeit einen städtebaulichen Wettbewerb für die freien Teile der Donau-City durch, um die Verbindung sowohl zum Donauufer und zur U-Bahn herzustellen. Bei diesem Wettbewerb haben wir darauf geachtet, dass wir sowohl Frauen, als auch junge und internationale Architekten hereinholen.“

Auch in der Jury will er Frauen Platz machen. Und zwar im Verhältnis 3:1. „Und damit habe ich schon 25% aus dem Platzhirschentum herausgeholt. Weil bei den Frauen findet man zur Zeit noch keine Platzhirschen in Wien.“


Erfreuliche Gesprächsbasis

Die Gesprächsbasis mit Planungsstadtrat Schicker hält die Wiener Architektenkammer für besonders erfreulich. In drei Schulbauwettbewerben werden derzeit unterschiedliche Wettbewerbsverfahren getestet, wie Michael Buchleitner erklärt: Einmal ein Bewerbungsverfahren, wo Teilnehmer ausgewählt werden, einmal ein offener Wettbewerb und einmal ein zweistufiges Verfahren." Mit der Stadt Wien sei vereinbart, im Anschluss an dieses Verfahren eine Evaluierung durchzuführen. „Das heisst, wir schauen uns an, welches Verfahren hat für den Auslober, also die Stadt Wien und für uns, die Architekten, welches Ergebnis gebracht. Wieviel Aufwand stand dahinter, was hat sich bewährt und was nicht...“


Ausschreibung verpflichtend

Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist die Ausschreibung von Wettbewerben verpflichtend. Nicht festgelegt ist jedoch, welches Modell des Wettbewerbes angewandt wird.

„Daher“, meint Michael Buchleitner, „ist es wichtig, für die jeweilige Aufgabenstellung das entsprechende Wettbewerbsmodell zu entwickeln. Für manche Aufgabenstellungen gibt's noch gar kein Wettbewerbsmodell.“

An einer derartigen Differenzierung der Wettbewerbsmodelle wird also im Frühling im Rahmen einer Enquete gearbeitet. Denn einerlei, ob der Planungstadtrat die Wettbewerbsordnung der Wiener Architektenkammer in Anwendung bringt oder nicht: Wesentlich erscheint allen Beteiligten der gute Kontakt zwischen Architektenschaft und Auftraggeber.

ORF.at, Mo., 2002.03.04

28. Mai 2001Sabine Oppolzer
ORF.at

Umbau auf Raten

Die Ausstellung „Projekt Albertina“

Die Ausstellung „Projekt Albertina“

In der Albertina wird wieder auf Hochtouren gearbeitet. Erst kürzlich musste der geplante Termin zur Wiedereröffnung von September 2002 auf März 2003 verschoben werden. Der Fund eines römischen Gräberfeldes mit 130 Gräbern und Goldbeigaben hatte einen 5-monatigen Baustopp bewirkt. Der neue Termin 2003 kann auf jeden Fall eingehalten werden, ist sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder sicher. Es gibt im verbleibenden Ausbaubereich keinerlei Baumaßnahmen mehr, bei denen auf weitere archäologische Funde gestoßen werden könnte.

Der Grund: Gebaut wird in der verbleibenden Zeit nur mehr in jenem Bereich, der durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde.


Holleins Flugdach

Vor einem Monat war der Architektenwettbewerb zur Gestaltung des Haupteingangs entschieden worden. Beteiligt hatten sich international renommierte Architekten wie Zaha Hadid, Wilhelm Holzbauer, Hans Hollein und Coop Himmelblau. Die Wahl fiel auf das Projekt Hollein, der die Überwindung des Niveauunterschiedes mittels einer Rolltreppe und eines Liftes löste.

Mit dem Flugdach aus Titan wird hier ein architektonisch signifikanter Bau entstehen, der Eingang zur neuen Albertina wird wie bis zum Krieg wieder auf der Bastei selbst sein. (Während ein Großteil der Albertina 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, fiel die ehemalige Auffahrtsrampe den Verkehrskonzepten der 50er Jahre zum Opfer: Die Augustiner Straße sollte beschleunigt werden.) Von diesem neuen Eingang gelangt der Besucher in den ovalen Lichthof, der, mit Glas überdacht, künftig als Foyer dienen wird. Hier werden die Kassen und der Infocounter untergebracht.


Erweiterung

Die attraktive Gestaltung der Eingangsituation sowie die Renovierung des ehemals Habsburgischen Wohnpalais sind Ausweitungen der Bauprojekte, die Klaus Albrecht Schröder bei seinem Amtsantritt 1999 vornahm. Bereits davor hatte man mit der unterirdischen Erweiterung der Albertina begonnen: Von den Architekten Steinmayr und Macher geplant, entstanden ein 3000qm großer Tiefenspeicher und ein viergeschossiges Studiengebäude.

Die Baukörper werden in die Bastei eingegraben, wodurch sie das Stadtbild nicht beeinflussen. Klaus Albrecht Schröder plante zusätzlich eine 900qm große Halle in der Bastei, sowie eine Ausstellungsfläche von 850qm durch die Zusammenlegung ehemaliger Depoträume.

Mit diesen zwei Ausstellungshallen („Bastei-Halle“ und „Propter Homines-Halle“- Anm: einer der Sponsoren) wird man es aber künftig vermeiden können, das Haus wegen Umbauarbeiten zu schließen. Die Sammlungsgegenstände der Albertina erlauben keine Dauerausstellungen, da sowohl die Graphik- und Fotografie-Bestände, aber auch die gesammelten Architekturzeichnungen extrem lichtempfindlich sind.


960 Millionen Schilling

Die Finanzierung der modernen Zubauten trägt der Bund mit 680 Millionen Schilling - die Investitionen innerhalb der Albertina muss das Haus selbst aufbringen, wie etwa die Rekonstruktion der Fassade oder die Renovierung der historischen Prunkräume, die jahrzehntelang als Studienzimmer genutzt wurden.

130 der 280 Millionen Schilling hat Direktor Klaus Albrecht Schröder dafür schon aufgetrieben, unter anderem von Sponsoren wie Hanno und Erwin Soravia. Zur vollständigen Finanzierung fehlen demnach noch 150 Millionen Schilling, auf die er noch bis zur Eröffnung hofft.


[Tipp:
Die Schau Projekt Albertina ist in der Wiener Albertina vom 29. Mai bis zum 29. Juni zu sehen
(Mo - Fr: 10.00 - 18.00 Uhr).]

ORF.at, Mo., 2001.05.28



verknüpfte Bauwerke
Albertina

28. Mai 2001Sabine Oppolzer
ORF.at

Der stille Visionär

Zeitgenössische Architektur erzählt zu viele Geschichten, klagt Sverre Fehn.

Zeitgenössische Architektur erzählt zu viele Geschichten, klagt Sverre Fehn.

Zeitgenössische Architektur erzählt zu viele Geschichten, klagt Sverre Fehn. Das lasse die Gebäude allzu überladen wirken. Sein eigenes Werk hingegen besticht durch Reduziertheit und Poesie gleichermaßen.


Expo-Architktur

Sverre Fehn, 1924 geboren und Pritzker-Preisträger des Jahres 1997 gilt als Visionär seines Fachs. Internationale Aufmerksamkeit erregte er erstmals mit seinem Entwurf für den norwegischen Pavillion auf der Weltausstellung in Brüssel 1958.

Sein nächstes herausragendes Gebäude war der nordische Pavillon im Park der Biennale in Venedig 1962. Stahlbetonträger lassen den Raum nach oben offen, die zudem von einigen Bäumen durchstoßen wird, die der Architekt als Herz des Gebäudes erhalten wollte.

„Es ist komisch, wenn man in meinem Alter auf diese Dinge zurückblickt“, meint Sverre Fehn zu seinem Venedig-Pavillon. „Es ist so einfach geschriebene Poesie.“ Das Gebäude scheint nur aus Licht, Bäumen und Kunst zu bestehen. Dass die Bäume so wachsen würden, hätte Fehn niemals vermutet. „Jetzt sehen sie aus wie Elefantenfüße, die mit dem Pavillon gehen.“, so der Architekt bei seinem Wienbesuch.


Poetisches Ausstellungskonzept

Sverre Fehns Poesie begleitet auch die Arbeiten, die in der Ausstellung im Ringturm präsentiert werden. Seine Texte erläutern sozusagen die Bauwerke.

So steht neben dem Einfamilienhaus in Morrköping in Schweden, das er Anfang der 60er Jahre erbaute:

„Du weißt, die Rotunde war ein Scherz, damals als wir das Geheimnis des Horizonts verloren - es war ein Schock für uns alle, als wir erkannten, dass die Welt eine Kugel ist und messbar. So machte ich die Erde zu seinem Labyrinth mit einem einzigen Haus mit vier identischen Fassaden. Wenn man das Haus in Richtung Westen verlässt und die Welt umrundet, geht man wieder auf dieselbe Fassade zu.“

Die Architektur Fehns fügt sich stets harmonisch in die Landschaft ein. Für Adolph Stiller, Leiter der Veranstaltungsreihe Architektur im Ringturm sind die offenen Grundrisse und die Kommunikation mit der Umgebung das Charakteristikum der Arbeit Sverre Fehns.


Gebaute...

Fehns Hauptwerk ist das Hedemark-Museum aus den 60er Jahren, wo Fehn im Innenraum einer großen Scheune ein Museum einrichtete. In einem Flügel sind Reste eines mittelalterlichen Bischofsitzes ausgestellt. Fehn verbindet hier alt und neu auf erfrischende Weise.

„Man muss die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden“, erläutert Fehn seine Verbindung aus Sichtbeton und mittelalterlichem Gemäuer. „Wenn man versucht, die Vergangenheit zu kopieren, kommt alles nur durcheinander“, so Fehn.


...und ungebaute Architektur

In der Ausstellung zu sehen sind auch zahlreiche Projekte, mit denen Sverre Fehns Wettbewerbe gewann, ohne die Entwürfe umsetzen zu können. So zum Beispiel der Erweiterungsbau für das königliche Museum in Kopenhagen. Diesen Wettbewerb gewann Fehn 1997, dem Jahr als er auch den Pritzker-Preis erhielt. Ein weiteres Beispiel ist das Theater im Herzen Kopenhagens, das bis heute nicht gebaut wurde.

„Es war zu radikal und zu modern für das dänische Volk. Außerdem ist es wirklich im Herzen der Stadt“, gesteht Fehn zu. Drei Jahre wogte die öffentliche Diskussion dahin, bis Fehn ein 36 Meter hohes 1:1 Modell errichtete. „Aber es war nicht so leicht für die Leute, das Projekt zu akzeptieren. Sie streiten noch heute...“.


[Tipp:
Die gebauten und ungebauten Projekte von Sverre Fehn sind bis zum 29. Juni 2001 im Wiener Ringturm zu sehen.]

ORF.at, Mo., 2001.05.28

26. März 2001Sabine Oppolzer
ORF.at

Kunst und Stadtentwicklung

Sabine Oppolzer über eine international besetzte Diskussionsreihe über mögliche Entwicklungen des Museumsquartiers.

Sabine Oppolzer über eine international besetzte Diskussionsreihe über mögliche Entwicklungen des Museumsquartiers.

Ende Juni eröffnet das Museumsquartier in Wien. Werden die Feierlichkeiten den Schlussstrich unter ein phasenweise sehr umstrittenes Projekt ziehen? Oder werden die Sektkorken der Startschuss für ein international Aufsehen erregendes Kultur-Jahrhundert-Projekt sein?
Was kommt dann? Eine Flut von Touristen aus aller Welt, die diese einzigartige Konstruktion kultureller Vielfalt überschwemmen werden? Werden auch die angrenzenden Bezirke damit einen sensationellen Aufschwung erleben? Viele unbeantwortete Fragen also.

Die Errichtung der Tate Modern, eines gigantischen Ausstellungsraumes für moderne Kunst, der vor einem Jahr in London eröffnet wurde, könnte die Antwort darauf geben. Denn die städtebauliche Signalwirkung dieses von Herzog & DeMeuron konzipierten Gebäudes in einem der ärmsten Stadtviertel Londons ist mehr als beachtlich.

Bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung war der Tate Modern ein Besucherstrom von drei Millionen Menschen prognostiziert worden. Damien Whitmore, der für die Öffentlichkeitsarbeit in der Tate Modern zuständig ist, präzisiert: „Drei Millionen hatten wir schon im Oktober 2000. Innerhalb des ersten Jahres, also bis Mai 2001 werden wir auf 5 Millionen kommen.“


Aufschwung durch Architektur

Der erste Besucherstrom galt allein der Architektur. Das Architektenteam Herzog & DeMeuron hatten das Redbrick-Elektrizitätswerk aus dem vorigen Jahrhundert mit einer Aufsehen erregenden Dachkonstruktion aus Glas umgebaut. Damit ist das Zentrum Londons durch eine neue Ikone zeitgenössischer Architektur bereichert. Dem ursprünglichen Architekten, Charles Gilbert Scott, ist bereits eine Ikone des Londoner Stadtbildes zu verdanken: die traditionellen roten Telefonzellen.

Dennoch ist Charles Gilbert Scott, dessen Vater Bahnhöfe entworfen hat, ein vergessener Designer. Damien Whitmore ist begeistert: „Wir haben also nicht nur ein wunderbares Gebäude in London wiederentdeckt, sondern eine ganze Design-Dynastie, die immerhin hundert Jahre hier gewirkt hat.“


Kehrseite der Medaille

Bis vor kurzem war das Gebiet südlich der Themse, obwohl nur einen Steinwurf von London City entfernt, ein sehr entlegener Stadtteil, der von brach liegenden Industriegeländen dominiert wurde. Das hat sich seit Errichtung der Tate Modern geändert. Heute ist der Bezirk, zumindest im Bereich der Themse, schick geworden. Ein Effekt, der durch die traditionellermaßen kaum gelenkte Stadtentwicklung in London zu rasch kam und übers Ziel hinausschoss. Denn für jene Schichten, die davon eigentlich profitieren sollen, ist Southwalk als Wohngegend nicht mehr finanzierbar.


Kulturelles Brachland

Der Großteil des Stadtteils Southwalk, der sich weit in den Süden erstreckt, ist zwar teurer geworden, aber kulturell kaum neu belebt. Die Moral von der Geschichte: Es sollte nicht verabsäumt werden, in der Umgebung eines solchen Großprojektes Satelliten wie Ateliers oder Galerien anzusiedeln.

Wie gelingt es also die Dynamik, die kulturelle Großprojekte wie die Tate Modern oder das Museumsquartier mit sich bringen, möglichst produktiv für das gesamte Umfeld auszunützen? Welche Lehren kann Wien aus den Erfahrungen Londons ziehen? Eine vom Museumsquartier initiierte Veranstaltungsreihe wird Fragen wie diese erörtern. Den Beginn machte am Mittwoch Damien Withmore von der Tate Gallery, der im RadioKulturhaus über „Kunst und Kultur als Motor der Stadtentwicklung“ referierte.


Diskussionsreihe

Die nächste Veranstaltung der Serie „1:2001“ am 27. April wird die Möglichkeit bieten, die Rolle der so genannten „Cultural Industries“ im zukünftigen „Quartier 21“ zu analysieren. Das Impulsreferat zur Diskussion über die gesamteuropäische Bedeutung dieses Sektors wird Justin O'Connor vom Manchester Institute of Popular Culture halten. Am 29. Mai gibt es dann eine Diskussion zum Thema „Hubs, Networks und Links. Kulturorganisationen im globalen Kontext“.

ORF.at, Mo., 2001.03.26



verknüpfte Bauwerke
MuseumsQuartier Wien - MQ

07. März 2001Sabine Oppolzer
ORF.at

Für ein interessantes Wien

Architekten fordern „klares Bekenntnis der Politik zur Architektur.“

Architekten fordern „klares Bekenntnis der Politik zur Architektur.“

Wien genießt weltweites Renommee durch seine Architekten. Nicht aber durch architektonisch Aufsehen erregende Bauten. Das soll sich ändern, fordert nun die Wiener Bundeskammer der Architekten von der künftigen Wiener Stadtregierung. In Zukunft müsse es eine klar definierte Architekturpolitik geben, meinten Hans Hollein, Marta Schreieck, Heinz Neumann und Michael Buchleitner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

So wie in Holland, wo dieser Sparte derselbe Stellenwert zukomme wie z.B. der Gesundheitspolitik. Dort werde Architektur längst nicht mehr der Schöngeisterei zugeordnet, meinte etwa Architekt Hans Hollein und formulierte seine Erwartungen an die Politik: „Ich erwarte, dass dieser Forderungen in einem architekturpolitischen Programm festgeschrieben werden. In Wien muss herausragende Architektur ihren Platz haben. Das Potenzial ist da, es gilt es zu nutzen.“ Wichtige Projekte müssten in einer umfassenden Diskussion und nicht von der Stadtregierung im stillen Kämmerlein entschieden werden, so Hollein weiter.

Auch Michael Buchleitner ärgert sich über die Förderpolitik: „Architektur darf nicht über den Preis vergeben werden. Man muss die jungen Büros in Wien nützen und die Förderung junger Architekten erweitern“, so Buchleitner. „Weiters braucht Wien mehr Forschung in Stadtplanung und Wohnbau“.


„Krasse Fehleinschätzung“

Die Ressentiments gegen innovative Architektur in Österreich müssten abgebaut werden. Äußerungen wie von Ministerin Forstinger in Zusammenhang mit der ÖBB-Bahnhofsoffensive, es handle sich um „architektonische Profilierungswünsche auf Kosten der Steuerzahler“ bezeichneten die Architekten als krasse Fehleinschätzung.


Förderungen gefordert

In Metropolen wie Paris sei Architekturtourismus längst ein messbarer Wirtschaftsfaktor geworden. Nur hierzulande werde Architektur als Wirtschaftsfaktor unterschätzt. So forderte Architekt Heinz Neumann ein Äquivalent zur Exportförderung für die Architektur. „Wenn es einem österreichischen Architekten gelingt im Ausland zu bauen, dann kommen auch österreichische Firmen zum Zug“, so Neumann. „Das ist eine Wertschöpfung, die verschlafen wird.“


Chance für Wien

Doch nur wenn die heimische Architektur als bedeutender Wirtschaftsfaktor erkannt wird, wird Wien im Konzert der Metropolen wie London, Paris oder Rotterdam mitspielen können. Eindringlich forderte daher Hollein, dass sich Wien mit signifikanten Architekturprogrammen positionieren und profilieren müsse, wobei man die vielen jungen Architekten, von denen es sehr viele gäbe, zum Zug kommen sollten.

ORF.at, Mi., 2001.03.07

13. Dezember 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Paradies für Architekten

Die Formensprache des streng geometrischen finnischen Expo-Pavillons in Sevilla erregte viel Aufsehen. Der Bau mit Sperrholzverkleidung der Gruppe Monark...

Die Formensprache des streng geometrischen finnischen Expo-Pavillons in Sevilla erregte viel Aufsehen. Der Bau mit Sperrholzverkleidung der Gruppe Monark...

Die Formensprache des streng geometrischen finnischen Expo-Pavillons in Sevilla erregte viel Aufsehen. Der Bau mit Sperrholzverkleidung der Gruppe Monark machte unter anderem deutlich, dass Finnland über eine sehr lebendige Szene an jungen Architekten verfügt. Stammte der Entwurf doch von fünf jungen Studenten, die zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal ihr Studium beendet hatten, wie sich Ritta Norri, die Direktorin des Architekturmuseums in Helsinki erinnert. „Sie machten den Pavillon, dann trennten sie sich. Ich glaube, jetzt haben sie alle ihre eigenen Büros.“


Finnland in Österreich

Neben jungen Architekten werden in der Ausstellung aber auch die international bekannten Namen wie Alvar Aalto oder Eero Saarinen präsentiert. Adolph Stiller, dem Organisator der von der Wiener Städtischen veranstalteten Reihe Architektur im Ringturm, war auch der Konnex zu Österreich wichtig. Er erinnert an Kaija und Heikki Siren von denen der Entwurf des Linzer Brucknerhauses stammt, oder an Alvar Aalto, der den Wettbewerb zum Bau der Wiener Stadthalle gewonnen hatte, die tatsächlich dann von Roland Rainer errichtet wurde. „Wir haben auch Aaltos Originalpläne in der Ausstellung. Es ist also eine Gelegenheit, zu sehen, welche Chance Wien verpasst hat, einen echten Aalto zu haben.“


Guter Boden für junge ArchitektInnen

Exponate aus drei Höhepunkten der finnischen Architektur sind in der Ausstellung zu finden: Finnischer Jugendstils und Entwürfe aus den 30er Jahren, als die junge selbständige Nation ihr Erscheinungsbild mittels moderner, funktionalistischer Architektur prägte. Und schließlich, als letzte fruchtbare Phase dieses Jahrhunderts, die 90er Jahre.

Eine Besonderheit Finnlands ist, dass insgesamt nur 13 Prozent der Gebäude aus der Zeit vor 1920 stammen. Für Ritta Norri ist das auch ein Zeichen dafür, dass junge Architekten hier immer sehr gute Entfaltungsmöglichkeiten hatten. Man könne nicht wirklich von einer akademischen Tradition in Finnland sprechen, sagt Norri, da die Ausbildung von Architekten erst kurz vorn 1900 begann. „So gab es nie diese Opposition der Architekten gegen die Einflüsse der Moderne.“

Von Anfang an wurden auch Frauen zu dieser akademischen Ausbildung zugelassen. Die ersten Architektinnen kamen aus Finnland, an ihrer Spitze Signa Hohenbory. „Lange Zeit glaubten wir, sie wäre auch die erste Architektin auf der ganzen Welt, aber vor fünf Jahren ist man draufgekommen, dass es in den USA noch früher eine ausgebildete Architektin gab“, schränkt Ritta Norri ein.


[ Tipp: Die Ausstellung Finnland. Architektur im 20. Jahrhundert im Wiener Ringturm ist bis 19. Jänner zu sehen.
Abb: Alvar Alto, Stadthalle Wien, Entwurf 1953, Kaija und Heikki Siren, Brucknerhaus, Linz, 1963-74 ]

ORF.at, Mi., 2000.12.13

12. Dezember 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Rationaler Baustil

Erklärter Rationalist, Kämpfer gegen Oberfläche und Detail.

Erklärter Rationalist, Kämpfer gegen Oberfläche und Detail.

„Ein gutes Gebäude hat nichts, was es nicht braucht“, sagt der Architekt Anton Schweighofer. Seine Sozial- und Wohnbauten kommen ohne beeindruckende Fassaden aus. Das Geheimrezept seiner Architektur besteht darin, dass er Gordische Knoten durch Vereinfachung löst. Sein Lebenswerk wird nun in dem Buch „Anton Schweighofer - der stille Radikale“ von Architekten und Architektur-Journalisten wie Adolf Max Vogt, Otto Kapfinger, Eduard Sekler, oder Walter M. Chramosta in Form von Gesprächen und Aufsätzen gewürdigt.


Professuren und Preise

Der Holzmeisterschüler, der 1930 am Schwarzen Meer geboren wurde, arbeitete als freischaffender Architekt, bis er ab 1977 eine Professur für Gebäudelehre und Entwerfen an der TU Wien erhielt. 1990 nahm er eine Gastprofessur an der Washington University an. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen als Pilotprojekt für Indien das 1965 konzipierte SOS-Kinderdorf in New Dehli und die vom Kuratorium Wiener Jugendheime errichtete Stadt des Kindes. Für das 1974 fertiggestellte Institutsgebäude der Wiener Universität für Bodenkultur erhielt er 1976 den Europäischen Stahlbaupreis. Im Nachhinein allerdings erwies sich das für den Bau verwendete Material als nicht adäquat.

Als besondere Leistung Schweighofers würdigt Mitautor Otto Kapfinger etwa das Krankenhaus in Zwettl, das als Anti-These zu den kahlen Zweckbauten der 70er Jahre gilt. Und der soziale Aspekt war Anton Schweighofer auch immer ein besonderes Anliegen, im Vordergrund seiner Arbeit steht das Individuum und die Gemeinschaft, Architektur ist nicht gleich Diktatur, wie er sagt.


Individuelles Wohnen

Diese Idee hat der Architekt auch in einem seiner jüngsten Bauten, im Studentenheim am Erlachplatz in Wien umgesetzt. Er schuf dort ein städtisches Wohnregal für nomadische Existenzen, in dem er in eine große Halle kleine Wohnkuben stellte. Diese stattete er nur mit einer spartanischen Grundeinrichtung aus: die Studenten müssen ihren Raum selbst erobern, indem sie individuelle Einbauten vornehmen. Denn Anton Schweighofer hält nichts von passivem Konsumverhalten und stellt damit hohe Forderungen an die Bewohner seiner Häuser.


[Tipp: Der reich bebilderte Architekturband „Anton Schweighofer - der stille Radikale“ ist im Springerverlag WienNewYork erschienen.]

ORF.at, Di., 2000.12.12

06. November 2000Sabine Oppolzer
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Der große Unbekannte

Der Architekt Günther Feuerstein ist 75. Sabine Oppolzer porträtiert den weit unter seinem Wert gehandelten Jubilar.

Der Architekt Günther Feuerstein ist 75. Sabine Oppolzer porträtiert den weit unter seinem Wert gehandelten Jubilar.

Ohne offizielle Ehrungen ist Günther Feuerstein ergraut. Der 75er, dessen buschiges Haar mittlerweile schon schlohweiß geworden ist, vermisst nach einem langen Leben, in dem er der österreichischen Architektur zahllose Impulse gegeben hat, nur eines: kein Ordinariat an der TU Wien erhalten zu haben.

Der Stein des Anstoßes war das Jahr der Studentenrevolution, das Jahr 1968. In einer Zeit, als die Architekturgeschichte kaum weiter als bis zu Fischer von Erlach gelehrt wurde, berichtete Günter Feuerstein von Mies von der Rohe und Le Corbusier.


Skandal und Protest

Nicht nur, dass er seine Unterrichtsveranstaltung „experimentelles Entwerfen“ unter den freien Himmel verlegte und die Studenten dort mit Stein, Lehm, Beton und Textilien ganz un-architektonische Gebilde schaffen ließ. Auch bei der sogenannten „Uniferkelei“, an der Günter Brus, Ossi Wiener und Otto Mühl teilnahmen, war er als Diskussionsleiter dabei. Neben Bürgerschrecks wie Hans Hollein oder Walter Pichler lud er dann auch Otto Mühl zu einer Gastvorlesung ein. Die Turbulenzen eskalierten. Die Zeitungen titelten : „Hochschulkrieg um Feuerstein“ und Feuerstein musste die Uni verlassen. Aus Protest besetzten die Studenten wochenlang den Ressl-Park vor der TU.


Karriereknick

Günther Feuerstein erhielt daraufhin seinen Lehrauftrag für Gegenwartsarchitektur wieder, die Professur blieb ihm versagt. Feuerstein war jedenfalls weiterhin Anlaufstelle und Umschlagplatz für alle neuen Strömungen in der Architektur. „Ich war aber auch Anlaufstelle für alle kritischen Strömungen unter den Studenten“, erinnert sich Feuerstein heute. Seine Lehrveranstaltungen waren ein Hort der Gesellschaftskritik.


Bekannte Schüler

Bei Feuerstein lernten sich unter anderem Wolf Dieter Prix und Helmut Swiczinsky (Switschinski) kennen oder die Haus-Rucker Laurid und Manfred Ortner und Günter Zamp-Kelp. Wolf D Prix meinte erst kürzlich in einem Fernsehinterview, dieser Lehrer habe ihnen die große weite Welt in den Hörsaal 14a gebracht. „Er war als Lehrer in dieser Zeit einmalig. Dass man ihn aus Wien vertrieben hat, war ein schwerer Fehler.“, bedauert Prix.


Wenige Bauten

Günther Feuerstein hat relativ wenige Bauwerke geschaffen: wie zum Beispiel die Wohnsiedlung Hörsching bei Linz. Seine Wirksamkeit lag vielmehr in Exkursen in Randbereiche, wie zum Beispiel in die Sozialarbeit. Er startete Spielplatzaktionen oder war maßgeblich beteiligt an der Neuschaffung der „Behinderten-ÖNorm“.


Zahlreiche Texte

Günther Feuerstein publizierte zahlreiche theoretische Abhandlungen, u.a. zu Themen wie Androgyne oder anthropomorphe Architektur. So ging Günter Feuerstein als Pfadfinder der Architekturtheorie und revolutionärer Lehrmeister in die Geschichte ein. Bedeutend waren vor allem sein erster Ansturm gegen den Rationalismus in der Architektur. Diesen Impuls sieht er auch in der heutigen Studentenschaft wieder aufleben
Am 6. November findet in der TU Wien immerhin eine Feier zu Ehren Günter Feuersteins und anlässlich seines 75. Geburtstag statt.

ORF.at, Mo., 2000.11.06

03. Oktober 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Architektenporträts auf Wanderschaft

Die kommende Architektur wird an ihren Lösungen für soziale, typologische und energetische Fragen zu messen sein.

Die kommende Architektur wird an ihren Lösungen für soziale, typologische und energetische Fragen zu messen sein.

„Emerging Architects“ hat ein Ausstellungskonzept, mit dem Ideen junger österreichischer Architekten in ganz Europa auf Wanderschaft geschickt werden. Die originellen Präsentationsmodule hat zu diesem Zweck die Künstlerin Uli Aigner entwickelt: ein kleiner Container enthält alle Displays und Computer als Transportbox - im jeweiligen Ausstellungsraum wird die Box dann aufgeklappt und zeigt vielfältig zusammensetzbare Elemente und Schautafeln. Erster Ausstellungsort ist das Architektur Zentrum Wien.

Ziel der Ausstellung ist es, österreichische Architektur im europäischen Ausland zu präsentieren. Zu diesem Zweck gibt das Architektur Zentrum den Architekten als Nebenprodukt der Ausstellung nicht nur Präsentationsmappen, sondern auch einen professionell gemachten Videofilm über die jeweilige Arbeit mit auf den Weg.


Tendenzen der Architektur

Keinesfalls „The best of...“ will diese Schau nominieren. Die Ausstellung ist nur Auftakt zu einer Serie, die Tendenzen der heimischen Architektur definieren will. Ausgewählt werden junge Leute, deren Bauwerke formale und inhaltliche Eigenständigkeit aufweisen. So zum Beispiel das Architektenteam Lichtblau & Wagner, dessen Arbeiten durch energetisches Bewusstsein auffallen. So etwa ein Bürohaus in Gleisdorf, das die atmosphärischen Qualitäten eines Wohnhauses aufweist.

Ausgestellt sind auch Arbeiten von Geiswinkler und Geiswinkler, wie ihr Zubau zum Amtshaus im 10. Bezirk: ein leicht wirkendes Gebäude aus Stahlbeton und Holz, das mit großflächiger Verglasung aussieht, als würde es über dem Boden schweben. Oder Peter Ebner mit seinem Fußgängerturm, der nächstes Jahr am Kapuzinerberg in Salzburg errichtet werden soll. Der Turm ist 60 Meter hoch und überwindet eine Felswand, in der man angeblich immer wieder Gämsen begegnen kann.


Neue Ideen

Weitere hier präsentierte Architektenteams sind: Kaufmann 96 GmbH, Rainer Köberl, oder Pichler & Traupmann. Im Rahmen dieser Veranstaltung gibt es auch Diskussionsabende, in denen zum Beispiel über Themen wie „Wettbewerbe, Chancen oder Hindernisse?“ debattiert werden soll. Otto Kapfinger vom Architektur Zentrum verlangt in diesem Zusammenhang neue Modelle, um jungen Architekten eine Chance zu geben. Denn oft lieferten gerade Kapazitäten nur Routinearbeiten ab, während Newcomer neue Ideen auf Lager hätten.

Otto Kapfinger kann sich zum Beispiel in einem Bewerbungsverfahren eine Quote von mindestens einem Drittel junger Architekten vorstellen. Bis es so weit ist, gehen diese auf Europatournee. Das Netherlands Architecture Institute will die Wiener Wanderausstellung ebenso zeigen wie das dänische Architektur Zentrum. Interesse bekundet hat auch die Architektur-Universität in Columbus in Ohio.

ORF.at, Di., 2000.10.03

03. Oktober 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Architekten? Allroundkünstler!

Splitterwerk sind Architekten, aber nicht nur. Ansätze für Problemlösungen beginnen bei der Stadtplanung und enden beim Haus. Oder bei der Kunst.

Splitterwerk sind Architekten, aber nicht nur. Ansätze für Problemlösungen beginnen bei der Stadtplanung und enden beim Haus. Oder bei der Kunst.

Machen sie eigentlich Architektur oder alles andere als das? Diese Frage zu beantworten überlässt das Architektenteam Splitterwerk seinen Zeitgenossen. In erster Linie betreibt Splitterwerk Spracharchitektur - in der Tradition eines Friedrich Achleitner, der freischaffender Architekt und Mitglied der legendären Wiener Gruppe war.

Das Architektenteam Splitterwerk interessiert sich nicht für Definitionen. Machen sie Architektur? Das sollen ihre Zeitgenossen entscheiden. Denn Splitterwerk funktioniert als Trademark, die 1988 gegründet wurde, als in Österreich das architektonische Einzelkämpfertum noch gang und gäbe war. Von Anfang an traten die einzelnen Mitglieder unter diesem Label auf und wollen auch in diesem Artikel nicht namentlich genannt werden. Die Formation war damals ganz zufällig im Anschluss an einen Wettbewerb entstanden, den die Sommerakademie Graz veranstaltet hatte.


Irgendwer sagt „Splitterwerk“

Das Thema war Produktdesign und man entwarf alles: von Uhren über Ohrringe bis zu Objekten im öffentlichen Raum: "Damals waren wir nur ein zusammengeworfener Haufen. Gekannt haben wir uns teilweise vom Studium, teilweise gab es Freundschaften aus persönlichen Beziehungen. Wir haben eben produziert und alle irgend etwas gemacht und sind dann plötzlich vor dem Problem gestanden: Wie sollen wir immer sechs Namen anführen? Das geht ja nirgends hin. Irgendwer hat plötzlich „Splitterwerk“ gesagt, und das war es dann."

Über Architektur zu sprechen ist für Splitterwerk unmöglich. Denn Architektur kann alles sein: „Es geht darum, ein Problem zu haben und dann für dieses Problem Lösungen zu suchen. Das kann auf der Ebene des Produktes oder des Städtebaus sein, es kann rein auf einer Kunstebene funktionieren oder es kann ein Haus sein.“


Den Fuß im Künstlerhaus

Das Werk, mit dem Splitterwerk zuletzt an die Öffentlichkeit trat, war eine multifunktionale Hülle im Rahmen der Ausstellung „Den Fuß in der Tür“ im Wiener Künstlerhaus. Mit einem weißen Zimmer wurde dort ein neues Manifest des Wohnens präsentiert. Der zwanzig Quadratmeter große, weiße Raum ohne ersichtliche Funktion überraschte durch versteckte Einbauten, die ihn je nach Bedarf in eine Küche, in ein Badezimmer, in ein Büro oder Schlafzimmer verwandelten. Das heißt, alle Wohnbedürfnisse konnten in einem Raum befriedigt werden.

Derlei innovative Ideen sind zwar typisch für die junge Architektenszene. Im herkömmlichen Architekturbetrieb macht man sich damit jedoch nicht immer beliebt: „Es ist schlimm, dass man einfach Dinge tun muss, fast täuschend vorgehen muss, um überhaupt bauen zu können. Wenn sich dann am Schluss der Erfolg einstellt, klopfen dir sowieso alle auf die Schulter. Zuerst ist es aber unheimlich schwierig, weil bei den Behörden vorgefasste Meinungen bestehen, wie etwas sein muss.“


Virtuelle Architektur

Im Jahr 1996 organisierte Splitterwerk die erste Lehrveranstaltung an der Uni Graz, die rein im Internet abgehalten wurde. Die Studenten wurden angehalten, Internetarchitektur mit wirklicher Architektur zu verknüpfen. Ein weiteres Medienprojekt von Splitterwerk war eine pneumatische Hülle, die nacheinander in Rotterdam, Budapest und Kopenhagen aufgestellt war. Im Inneren hatte man Arbeitsplätze geschaffen, auf denen die Besucher mit neuen Medien agieren konnten. Dabei wurden sie 24 Stunden lang gefilmt und diese Filme liefen wiederum nonstop im Inneren der pneumatischen Hülle.

Das nächste Projekt von Splitterwerk ist nach derlei vergänglichen Arbeiten wieder ein Gebäude. Ein privater Auftraggeber, ein Medienzentrum, hat den siebengeschoßigen Bau aus Glas und Stahl mitten in der Grazer Altstadt in Auftrag gegeben. Der Turm mit dem kleinen Grundriss setzt ein markantes Zeichen an einer städtebaulich markanten Stelle, an der sich einst ein Stadttor mit Wachturm befand. Im Jahr 2003 soll das Gebäude als Medienturm in Betrieb genommen werden.

ORF.at, Di., 2000.10.03

03. Oktober 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Architektur als konzeptuelles Sampling

propeller z sind mehr als nur Architekten. Und mit dem „Meister-Ding“ vergangener Zeiten haben sie schon gar nichts am Hut.

propeller z sind mehr als nur Architekten. Und mit dem „Meister-Ding“ vergangener Zeiten haben sie schon gar nichts am Hut.

Der Name signalisiert Dynamik, Geschwindigkeit und Höhenflüge: propeller z. Getragen wird er wie eine kollektive Trademark, die für die Sprengung tradierter Organisationsmuster steht. propeller z gilt als Gallionsfigur einer Entwicklung, die eigentlich schon als Trend zu bezeichnen ist. Es ist eine der ersten Formationen dieser Art, die bis heute überlebt hat. Andere, wie Poorboys oder PKK haben bereits wieder das Zeitliche gesegnet.


Architektur abseits der Baulobby

Es war 1994, als sich Carmen Wiederin, Philipp Tschofen und Kriso Leinfellner zusammenschlossen und sich in erster Linie mit Aufgaben beschäftigten, die nicht dem klassischen Architekturbereich zuzuordnen sind. Was sie unter Architektur verstehen, erklärt Carmen Wiederin so: „Dass sich Architektur nicht nur in einer großen Baulobby abspielt, sondern sich, teilweise auch gezwungenermaßen, in Randgebieten und in anderen Feldern abspielt. Es ist für uns natürlich auch sehr interessant, uns nicht immer nur mit Gebäuden zu umgeben, sondern mit Elementen, die nur eine bestimmte Lebensdauer haben.“

Vergänglichkeit wird zum Konzept. Gestaltet hat propeller z alles: Von der einfachen Vitrine über Ausstellungsgestaltungen wie „fast forward“ bis hin zum bisher einzigen Bauwerk - das allerdings beinahe unsichtbar ist. Es handelt sich um den Meteoriten für den deutschen Energiekonzern RWE in Essen, der von André Heller ausgestattet wurde.


Vielleicht gar nichts bauen?

Propeller z entwarf elegante Weinkeller und aufregende Getreidesilos ebenso wie Geschäftseinrichtungen für die Modehandelskette Don Gil. So vielfältig wie die Aufgabenstellungen sind auch die Lösungsansätze. Für Kriso Leinfellner, der sich als musizierender Architekt verwirklicht, ist der springende Punkt immer ein klares Konzept: „Einfach auch einmal zu hinterfragen, wozu überhaupt gebaut werden soll. Vielleicht ist der Ratschlag, nichts zu bauen oder in einer anderen Form etwas zu verändern, der bessere.“

Es gilt die Devise: Bevor wir nur irgendetwas machen, machen wir es gar nicht. So mussten sich zum Beispiel die Gemeindeväter in Riegersburg, wo propeller z kürzlich den Wettbewerb zum Bau einer Liftanlage auf die Burg gewannen, intensive Hinterfragung gefallen lassen. Und bekamen dann von dem jungen Architektenteam statt der Erlebnishöhle mit Seilbahn eine dynamische Steighilfe, die zum Teil unterirdisch geführt wird, und schon für sich ein Erlebnis darstellt.


Von den Wipfeln in den Untergrund

Dazu Kriso Leinfellner: „Das hat den großen Vorteil, dass die Postkartenansicht dieser Burg nicht beeinträchtigt wird. Und es ist für die Benutzer unserer Meinung nach auch spannend, auf Höhe der Baumwipfel eine längere Zeit die Aussicht zu genießen und dann in das vulkanische Gestein einzudringen und am Schluss wieder mit einem völlig neuen Blickumfeld aufzutauchen.“

Wert gelegt wurde auf extrem hohe Transportkapazität: Die Fahrt dauert nur 30 Sekunden und kann von den Passagieren durch Knopfdruck selbst gestartet werden. Ein neuartiges System, das wie eine Standseilbahn funktioniert, aber nicht deren gesetzlichen Genehmigungsverfahren unterliegt.


Architektur aus einem Guss

Die Arbeit im Kollektiv bietet die Möglichkeit, einzelne Fragen oft zu überprüfen. Sind in der gemeinsamen Entwicklung alle Widersprüche in der Aufgabenstellung des Bauherren aufgedeckt, dann ist das Konzept hieb- und stichfest, wie Philipp Tschofen meint: „Im Idealfall ist ein Entwurf schon in der ersten Phase unter uns so gut ausgearbeitet, dass wir alle Einzelkomponenten von einem Produkt liefern können, das im Prinzip ein Guss ist, wo das Konzept das Wichtigste ist und sich die formale Ausgestaltung relativ schnell ergibt.“


Pragmatik statt Visionen

Bereits in den 60er Jahren gab es in Österreich und anderswo vereinzelt Architektenteams, die ihre Arbeit vor allem in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen und visionären Ideen verstanden. Die prominentesten Vertreter in Österreich: Coop Himmelb(l)au. Wolf Prix von Coop Himmelb(l)au scheint mit Maximen wie „Architektur ist alles was du machst“ die aktuelle Szene nachhaltig geprägt zu haben.

Während damals jedoch ein stark künstlerischer Zugriff auf die Projekte gepflogen wurde und die Architekten als Bilderstürmer galten, bedeutet das Kollektiv heute keinen bewussten Schritt mehr, sich von der Norm abzusetzen. Es ist nachgerade normal, wie Ka.bru meint. „Ich glaube, das passiert heute schon im Studium. Man lernt sich kennen und macht Projekte gemeinsam, man hat die Idee, gemeinsam etwas für einen Wettbewerb einzureichen, man sieht, das geht ganz gut. Das ist kein programmatischer Ansatz, das passiert irgendwie.“


Keine Popgruppen

Eine begünstigende Voraussetzung: Heute sind an der Uni Gruppenarbeiten erlaubt. Durch die Zusammenschlüsse treten wirklich junge Architekten an neue Aufgaben heran: das Altersmittel liegt bei Anfang bis Mitte dreißig. Sie gehen keine jahrelangen Assistenzen in etablierten Architekturbüros ein, sondern treten ihren Auftraggebern jung und selbstbewusst gegenüber. Trotzdem sehen sie sich als Popgruppen, wie es kürzlich eine Zeitung in der Schlagzeile vermeldete.

Auch wenn Musik in seinem Leben eine bedeutende Rolle spielt, kann Kriso Leinfellner darüber nur lachen: „Wenn Popgruppen viele Stunden am Tag vor dem Computer sitzen würden, gäbe es eine Übereinstimmung. Was den Vergleich nahe legt ist, dass wir eine Plattform sind von mehreren Leuten und dadurch mehr Öffentlichkeit erreichen. Wir können gemeinsam mehr produzieren, wir kennen mehr Leute. Wir haben einen Namen, ein Logo. Das alles rückt uns vom Einzelkämpfertum, von dieser Meister-Sache ab.“

Mit einem Wort: Kollektive sind wieder in. Über einen Mangel an Aufträgen können sie sich nicht beklagen. Die Teilnahme an Wettbewerben ist eher die Ausnahme, denn propeller z ist bestens ausgelastet mit Projekten, die direkt an das Team herangetragen werden.

ORF.at, Di., 2000.10.03

03. Oktober 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Muss Denkmalschutz Ahnenkult bedeuten?

Sabine Oppolzer ist der Frage nachgegangen, welche Bauten des 20. Jahrhunderts von Experten und der öffentliche Meinung als schützenswert erachtet werden.

Sabine Oppolzer ist der Frage nachgegangen, welche Bauten des 20. Jahrhunderts von Experten und der öffentliche Meinung als schützenswert erachtet werden.

Im Denkmalschutz gilt: 100 Jahre Baualter genügen bei einem Gebäude, um die Gemüter zu rühren. Beträgt das Baualter allerdings 30 bis 80 Jahre, dann wird es kritisch. Die Öffentliche Meinung ist sich nicht einig darüber, was schützenswert ist und was nicht. Die Erhaltung und Rettung von Gebäuden des 20. Jahrhunderts ist Zufällen und vor allem Privatinitiativen überlassen.


Saniertes Sanatorium

Eines der wohl bekanntesten Beispiele, das erst in den letzten Wochen wieder in den Medien auftauchte: Das 1904 von Josef Hoffmann errichtete Sanatorium Purkersdorf. Der seit Jahrzehnten leer stehende und verfallende Bau wurde 1991 von dem Bauunternehmer Walter Klaus gekauft und quasi aus privater Liebhaberei außen renoviert. Derzeit überlegt die Gemeinde eine Nutzung des berühmten Baus als Kulturzentrum. Bereits für den Spätherbst hofft man auf den Beginn der Innenrenovierung.


„Neue Bauten“ schützen

Die Denkmalpflege von Bauten des 20. Jahrhunderts war lange kein Thema. Erst mit der Renovierung der Werkbundsiedlung zu Beginn der 80er Jahre nahm sie die Öffentlichkeit als neue Problemstellung wahr. Die zu Beginn der 30er Jahre vom Werkbund als Sprachrohr des „Neuen Bauens“ konzipierte Schausiedlung war von internationalen Architekten errichtet worden.


Experimentierfreudige Moderne

Die Renovierung übernahmen die österreichischen Architekten Otto Kapfinger und Adolf Krischanitz. Fenster und Fassaden an zeitgemäße Wohnbedürfnisse anzupassen, stellte die Architekten vor ein komplexes Problem.

Schwierigkeiten also, die für fast alle Bauten der Moderne Gültigkeit besitzen, wie Architekt Otto Kapfinger meint: „Bei diesen Bauten der klassichen Moderne gibt es fast nichts mehr an Gestaltung, sondern nur mehr glatte Flächen und besonders sorgfältig ausgewogene Proportionen. Das betrifft auch die Tiefe von Vorsprüngen und Fensterleibungen und wenn man das mit modernen Dämmfassaden einpackt, dann verändert sich diese ganze Proportion. Das Wenige, was an Gestaltung noch da ist, kippt dann in die Unkenntlichkeit.“

Typisch für die klassische Moderne war auch die Einfachverglasung, die nicht einfach durch die von den Bewohnern heute gewünschte Isolierverglasung ersetzt werden kann. Durch die doppelte Spiegelung geht die Offenheit dieser Bauten verloren. Diese Frage zeigt, wie viel Wissen um die Ziele der Moderne und jedes einzelnen Architekten die Renovierung eines solchen Baus verlangt.


Moderne war nicht Schwarz-Weiß

Zumeist wird auch die Farbigkeit dieser Zeit kaum wahrgenommen. Durch das Fehlen der Farbfotografie wurde die klassiche Moderne international vor allem in Schwarz-Weiß-Tönen rezipiert.

Irrtümlicherweise, wie Architektur-Publizist Walter Tschokke ausführt: "Le Corbusier selbst spricht davon, dass er die Farben erst im Rohbau festgelegt hat und dann zum Beispiel Decke und Wände ganz minimal differenziert. Das muss ich einfach wissen: Wenn jemand im Kopf hat, „die Moderne war weiß“, dann ist das einfach falsch."


Sisyphosarbeit Renovierung

Die Renovierung mit Originalverputzen gleicht einer Sisyphosarbeit, denn die Architektur des „white cube“ ist durch die Temperaturschwankungen in unseren Breiten extrem anfällig. Otto Kapfinger: „Beispielsweise das berühmt Haus Gammering am Attersee. Um es in seinem Originalzustand zu halten, muss es alle zwei Jahre gestrichen werden, weil es Anflüge von Mikroorganismen, (Moos, Schimmel, etc. ) gibt. Das heißt, das ästethische Ideal der 20er Jahre verträgt sich sehr schlecht mit unseren klimatischen Gegebenheiten.“

Während es heute leicht ist, für die Bewahrung eines beliebigen Gründerzeithauses breite und emotional gestützte Zustimmung zu erhalten, gleicht die knapp eine Generation zurückliegende Zeit einer Terra incognita. Erst die Enkel sind bereit, in den Arbeiten der Großväter Beispielhaftes zu sehen. Denn nur die zeitliche Distanz scheint die sachliche Beurteilung solcher Bauten zu ermöglichen.


Postmoderner Abbruch

Zerstört wurde zum Beispiel das Franz-Domes-Heim der Wiener Arbeiterkammer, das von Roland Rainer am Beginn der 50er Jahre erbaut worden war. Ein Haus, das all den sozialen Hoffnungen eines gesunden, hellen und freundlichen Heimes für Lehrlinge entsprach. Ein Haus, bei dessen Eröffnung Theodor Körner sagte, es sei ein Zeichen des Aufbruchs, ein Zeichen der Zeit.

An seine Stelle ist in den 80er Jahren ein Bildungs- und Kulturzentrum im so genannten ortsüblichen „Schönbrunner-Stil“ getreten. Eine gewaltsame und kostspielige Demonstration postmoderner Architektur, die nicht ohne Kritik blieb.


Nationalstolz Stadthalle

Diskussionen gab es auch um die ebenfalls von Roland Rainer errichtete Wiener Stadthalle: der Stolz der Nation in den 50er Jahren. Wie Kritiker anmerken, wird dieses Bauwerk im Zuge einer dem so genannten Publikumsgeschmack entsprechenden „Modernisierung“ sukzessive durch Dekoration zerstört.


Der Diskurs entscheidet

Der Prozess der Wertschätzung der Bauten der jüngeren Architekturgeschichte ist längst nicht abgeschlossen, wie Walter Tschokke meint: „Dieser Diskurs ist natürlich nie abgeschlossen und für die Moderne erst recht nicht.“ Für Walter Tschokke ist eine Einschätzung einzelner Bauten keineswegs Sache des Denkmalamtes, sondern des öffentlichen Diskurses.

ORF.at, Di., 2000.10.03

20. September 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Traum in Orange

Die Miss Sargfabrik in der Missindorfstraße setzt auf integratives Wohnen, außerdem wurden die Erfahrungen der Bewohner der Sargfabrik Nr. 1 in der Planung berücksichtigt.

Die Miss Sargfabrik in der Missindorfstraße setzt auf integratives Wohnen, außerdem wurden die Erfahrungen der Bewohner der Sargfabrik Nr. 1 in der Planung berücksichtigt.

Die Sargfabrik Nr. 2 ist ein einheitlicher Baukörper in frischem Orange. Die Trennung zwischen Fassade und Dach ist aufgehoben, der Putz reicht bis an den Horizont. Aufgrund der durchgängigen Fensterbänder scheint die Fassade des viergeschoßigen Baus wie quergestreift. Rein optisch ähnelt dieser wieder von den BKK-3 Architekten Johann Winter und Franz Sumnitsch entworfene Erweiterungsbau dem ersten Projekt, „weil wir“, so der Projektleiter Rainer Tietel, „zeigen wollten, dass so ein Projekt der Mitbestimmung kein Unikat sein muss, sondern weitergehen kann.“

Schräge Decken

Auf dem Teil der Fassade, der auf die Missindorfstraße geht, spiegelt sich durch die geknickten Fensterbänder das Innenleben des Gebäudes: die Bewegung der schrägen Geschoßdecken. Denn das Raumerlebnis der Atelierwohnungen ist durch Deckenschrägen geprägt. Die Deckenschräge des einen Stockwerks entspricht jeweils der Fußbodenschräge der nächsten Etage. Auch die Trennwende zwischen den einzelnen Wohnungen weisen Knicke auf. Keine Wohnung gleicht der anderen.

Nur eines haben alle Wohnungen gemeinsam. Durch die unorthodoxe Raumaufteilung und die Fenster, die sich jeweils über die gesamte Außenfront ziehen, wirken sie größer als sie sind

Konzipiert wurde der Erweiterungsbau der Miss Sargfabrik als Einheit mit der alten Sargfabrik. Die Bewohner ließen ihre Erfahrungen in mehreren Feed-Back-Runden einfließen. So erzählt eine Bewohnerin, dass vor allem die Zweigeschoßigkeit ein heiß diskutiertes Thema war. „Wir wollten keine zweigeschoßigen Wohnungen mehr, weil wir alle älter werden und es ja auch Wohnbedürfnisse gibt, die mit Stiegen nicht gut vereinbar sind.“

So wurden in der 2. Sargfabrik in erster Linie kleinere Wohneinheiten für Studenten und Alleinerzieher geschaffen. Erst als zwei Geschoße restlos vergeben waren, wurde mit den zukünftigen Bewohnern die konkrete Planung ihrer Wohnungen, genannt Boxen, begonnen.

Für den Architekten Johann Winter ist eine solche architektonische Qualität neben den drei Dimensionen im Raum nur durch eine vierte Dimension möglich. Und die heißt: soziale Kompetenz

In der alten Sargfabrik gibt es daher ein Badehaus, einen Kindergarten, einen Veranstaltungssaal und ein Café-Restaurant. Erweitert wurde dieses Angebot jetzt durch diesen multifunktionalen Gemeinschaftsraum, der eine Küche genauso beinhaltet wie einen Waschsalon oder Telearbeitsplätze und sich über drei Etagen erstreckt.

Finanziert wurde das gesamte Projekt aus den Mitteln der Wohnbauförderug, auch wenn es sich um ein Wohnheim neuen Typs handelt, deren Bauträger der Verein für integrative Lebensgestaltung ist. So gibt es hier drei behindertengerechte Wohnungen, einen Clubraum für Jugendliche, Wohneinheiten für Studenten und für Flüchtlinge aus Bosnien. Einziehen wird auch die sozialpädagogische Wohngemeinschaft „Heim 2000“ mit Kindern, die derzeit in Heimen untergebracht sind. Durch diese Klassifizierung als Wohnheim wird die Sargfabrik für Gemeinschaftseinrichtungen mit plus 20% gefördert.

ORF.at, Mi., 2000.09.20



verknüpfte Bauwerke
Miss Sargfabrik

30. August 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Muss Denkmalschutz Ahnenkult bedeuten?

Sabine Oppolzer ist der Frage nachgegangen, welche Bauten des 20. Jahrhunderts von Experten und der öffentliche Meinung als schützenswert erachtet werden.

Sabine Oppolzer ist der Frage nachgegangen, welche Bauten des 20. Jahrhunderts von Experten und der öffentliche Meinung als schützenswert erachtet werden.

Im Denkmalschutz gilt: 100 Jahre Baualter genügen bei einem Gebäude, um die Gemüter zu rühren. Beträgt das Baualter allerdings 30 bis 80 Jahre, dann wird es kritisch. Die Öffentliche Meinung ist sich nicht einig darüber, was schützenswert ist und was nicht. Die Erhaltung und Rettung von Gebäuden des 20. Jahrhunderts ist Zufällen und vor allem Privatinitiativen überlassen.


Saniertes Sanatorium

Eines der wohl bekanntesten Beispiele, das erst in den letzten Wochen wieder in den Medien auftauchte: Das 1904 von Josef Hoffmann errichtete Sanatorium Purkersdorf. Der seit Jahrzehnten leer stehende und verfallende Bau wurde 1991 von dem Bauunternehmer Walter Klaus gekauft und quasi aus privater Liebhaberei außen renoviert. Derzeit überlegt die Gemeinde eine Nutzung des berühmten Baus als Kulturzentrum. Bereits für den Spätherbst hofft man auf den Beginn der Innenrenovierung.


„Neue Bauten“ schützen

Die Denkmalpflege von Bauten des 20. Jahrhunderts war lange kein Thema. Erst mit der Renovierung der Werkbundsiedlung zu Beginn der 80er Jahre nahm sie die Öffentlichkeit als neue Problemstellung wahr. Die zu Beginn der 30er Jahre vom Werkbund als Sprachrohr des „Neuen Bauens“ konzipierte Schausiedlung war von internationalen Architekten errichtet worden.


Experimentierfreudige Moderne

Die Renovierung übernahmen die österreichischen Architekten Otto Kapfinger und Adolf Krischanitz. Fenster und Fassaden an zeitgemäße Wohnbedürfnisse anzupassen, stellte die Architekten vor ein komplexes Problem.

Schwierigkeiten also, die für fast alle Bauten der Moderne Gültigkeit besitzen, wie Architekt Otto Kapfinger meint: „Bei diesen Bauten der klassichen Moderne gibt es fast nichts mehr an Gestaltung, sondern nur mehr glatte Flächen und besonders sorgfältig ausgewogene Proportionen. Das betrifft auch die Tiefe von Vorsprüngen und Fensterleibungen und wenn man das mit modernen Dämmfassaden einpackt, dann verändert sich diese ganze Proportion. Das Wenige, was an Gestaltung noch da ist, kippt dann in die Unkenntlichkeit.“

Typisch für die klassische Moderne war auch die Einfachverglasung, die nicht einfach durch die von den Bewohnern heute gewünschte Isolierverglasung ersetzt werden kann. Durch die doppelte Spiegelung geht die Offenheit dieser Bauten verloren. Diese Frage zeigt, wie viel Wissen um die Ziele der Moderne und jedes einzelnen Architekten die Renovierung eines solchen Baus verlangt.


Moderne war nicht Schwarz-Weiß

Zumeist wird auch die Farbigkeit dieser Zeit kaum wahrgenommen. Durch das Fehlen der Farbfotografie wurde die klassiche Moderne international vor allem in Schwarz-Weiß-Tönen rezipiert.

Irrtümlicherweise, wie Architektur-Publizist Walter Tschokke ausführt: "Le Corbusier selbst spricht davon, dass er die Farben erst im Rohbau festgelegt hat und dann zum Beispiel Decke und Wände ganz minimal differenziert. Das muss ich einfach wissen: Wenn jemand im Kopf hat, „die Moderne war weiß“, dann ist das einfach falsch."


Sisyphosarbeit Renovierung

Die Renovierung mit Originalverputzen gleicht einer Sisyphosarbeit, denn die Architektur des „white cube“ ist durch die Temperaturschwankungen in unseren Breiten extrem anfällig. Otto Kapfinger: „Beispielsweise das berühmt Haus Gammering am Attersee. Um es in seinem Originalzustand zu halten, muss es alle zwei Jahre gestrichen werden, weil es Anflüge von Mikroorganismen, (Moos, Schimmel, etc. ) gibt. Das heißt, das ästethische Ideal der 20er Jahre verträgt sich sehr schlecht mit unseren klimatischen Gegebenheiten.“

Während es heute leicht ist, für die Bewahrung eines beliebigen Gründerzeithauses breite und emotional gestützte Zustimmung zu erhalten, gleicht die knapp eine Generation zurückliegende Zeit einer Terra incognita. Erst die Enkel sind bereit, in den Arbeiten der Großväter Beispielhaftes zu sehen. Denn nur die zeitliche Distanz scheint die sachliche Beurteilung solcher Bauten zu ermöglichen.


Postmoderner Abbruch

Zerstört wurde zum Beispiel das Franz-Domes-Heim der Wiener Arbeiterkammer, das von Roland Rainer am Beginn der 50er Jahre erbaut worden war. Ein Haus, das all den sozialen Hoffnungen eines gesunden, hellen und freundlichen Heimes für Lehrlinge entsprach. Ein Haus, bei dessen Eröffnung Theodor Körner sagte, es sei ein Zeichen des Aufbruchs, ein Zeichen der Zeit.

An seine Stelle ist in den 80er Jahren ein Bildungs- und Kulturzentrum im so genannten ortsüblichen „Schönbrunner-Stil“ getreten. Eine gewaltsame und kostspielige Demonstration postmoderner Architektur, die nicht ohne Kritik blieb.

Nationalstolz Stadthalle

Diskussionen gab es auch um die ebenfalls von Roland Rainer errichtete Wiener Stadthalle: der Stolz der Nation in den 50er Jahren. Wie Kritiker anmerken, wird dieses Bauwerk im Zuge einer dem so genannten Publikumsgeschmack entsprechenden „Modernisierung“ sukzessive durch Dekoration zerstört.


Der Diskurs entscheidet

Der Prozess der Wertschätzung der Bauten der jüngeren Architekturgeschichte ist längst nicht abgeschlossen, wie Walter Tschokke meint: „Dieser Diskurs ist natürlich nie abgeschlossen und für die Moderne erst recht nicht.“ Für Walter Tschokke ist eine Einschätzung einzelner Bauten keineswegs Sache des Denkmalamtes, sondern des öffentlichen Diskurses.

ORF.at, Mi., 2000.08.30

18. Mai 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Le mythe de Sisyphe

Vier Jahrzehnte und mehrere Autos hat Friedrich Achleitner verschlissen, um sein Mammutprojekt eines umfassenden österreichischen Architektur-Führers voranzutreiben - und er ist noch immer nicht am Ende. Das Architektur Zentrum Wien würdigt mit einer Ausstellung das Lebenswerk dieses unermüdlichen Arbeiters, der als Architekt begann, als Dichter bekannt wurde, als Theoretiker zum Mythos wurde und der am 23. Mai 70 wird.
„Achleitners Österreich“ gibt zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit Einblick in das Gedächtnis der neueren österreichischen Architektur, das Friedrich Achleitner seit 1965 zusammengetragen hat.

Vier Jahrzehnte und mehrere Autos hat Friedrich Achleitner verschlissen, um sein Mammutprojekt eines umfassenden österreichischen Architektur-Führers voranzutreiben - und er ist noch immer nicht am Ende. Das Architektur Zentrum Wien würdigt mit einer Ausstellung das Lebenswerk dieses unermüdlichen Arbeiters, der als Architekt begann, als Dichter bekannt wurde, als Theoretiker zum Mythos wurde und der am 23. Mai 70 wird.
„Achleitners Österreich“ gibt zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit Einblick in das Gedächtnis der neueren österreichischen Architektur, das Friedrich Achleitner seit 1965 zusammengetragen hat.

13. April 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

Architektur, Marketing, Information

Präsentation, Kommunikation und Vermarktung spielen in der Architektur der letzten 20 Jahre eine zunehmend bedeutende Rolle. Die TU Wien präsentiert jetzt die besten Arbeiten des Architekturnachwuchses im Rahmen eines neuen Wettbewerbes: ARCHdiploma2000.

Präsentation, Kommunikation und Vermarktung spielen in der Architektur der letzten 20 Jahre eine zunehmend bedeutende Rolle. Die TU Wien präsentiert jetzt die besten Arbeiten des Architekturnachwuchses im Rahmen eines neuen Wettbewerbes: ARCHdiploma2000.

Im paradoxen Gegensatz zum größeren Image der Architektur steht die schrumpfende ökonomische Grundlage der Architekten. Für den Architekturpublizisten Walter Chremosta ist dieser Berufsstand schlichtweg öffentlich nicht anerkannt.

Das ist auch ein Grund dafür, warum junge Architekten neue Strategien entwickeln, um auf diesem Markt zu überleben. Sie schließen sich in Architekturbüros zusammen, die nicht mehr nach den einzelnen Mitgliedern benannt sind, sondern nach der Strategie. Die ersten waren propeller z, es folgten „Poor boy's enterprise“ oder „escape. Sphere“.


Der Architekt als Therapeut

In vielen Büros arbeiten auch Grafiker und Designer, womit sich die Arbeit zu einer generellen Gestaltungsbasis erweitert hat. Formationen wie transbanana gehen noch weiter: Sie entwickeln auch eine Psychostruktur und bauen eben nicht - wenn das gefragt ist.

Die altbekannte Architektenweisheit, dass der Bau eines Einfamilienhauses immer mit einer familientherapeutischen Behandlung verbunden ist, war wohl ein Vorläufer dieser Entwicklung. Dietmar Steiner (Architektur Zentrum Wien): „Der Klient hat ein Problem und jetzt versucht man, dieses Problem zu lösen. Vielleicht ist die Antwort ein Haus, vielleicht ist die Antwort aber auch die Scheidung oder eine Übersiedlung.“


Mehr Öffentlichkeit

Die jungen Architektenkollektive sind damit Vorreiter einer neuen, flexibleren, aber auch autonomen Arbeitsweise, wie sie einem neoliberalen Wirtschaftsdenken entspricht.

Die stark angewachsene Zahl der Architekturstudenten ist sicher mit ein Grund, warum die jungen Architekten aggressiv den Markt erobern. Die Architekturfakultät der TU Wien zieht mit: Sie lehrt ihre Studenten, wie man das eigene Projekt in offensiver Weise präsentiert. Und zwar im Rahmen eines neugeschaffenen Wettbewerbes, dem ARCHdiploma2000 (Don't miss this page!).


And the winner is...

Aus 33 Arbeiten der Jahre 1997 bis 1999 wurden drei Preise ausgewählt. Gesponsert wurden diese von Softwarefirmen wie Anull oder MLP. Der erste Preis geht an die 26-jährige Architektin Ines Wagner-Löffler. Entworfen hat sie ein Landwirtschaftszentrum auf der griechischen Insel Syros, als Akzent gegen die touristische Entwicklung.

Die Juryentscheidung zeugt von geistiger Offenheit. Ist doch der weibliche Anteil an Architekten immer noch sehr gering. Unter den Professoren dieser Fakultät gibt es bisher nur eine einzige Frau, die Pariserin Francoise Helene Jourda: „Es ist heute noch immer schwierig für eine Frau, freiberuflich tätig zu sein und solch ein Preis wird hoffentlich die Frauen hier ermutigen.“


[ Die 33 Arbeiten der Wettbewerbsteilnehmer zur „ARCHdiploma2000“ sind noch bis 27. April im Prechtlsaal der TU Wien ausgestellt. ]

ORF.at, Do., 2000.04.13

13. April 2000Sabine Oppolzer
ORF.at

hintergründig

Für Architekturtheorie gibt es keinen Markt, beklagt der Leiter des „Architektur Zentrum Wien“, Dietmar Steiner. Sprach's und gründete eine eigene Publikationsreihe.

Für Architekturtheorie gibt es keinen Markt, beklagt der Leiter des „Architektur Zentrum Wien“, Dietmar Steiner. Sprach's und gründete eine eigene Publikationsreihe.

In den 60er und 70er Jahren noch waren es die „Perry Rhodan“- oder „Jerry Cotton“-Romane, die mit trashigem Cover und auf billiges Papier gedruckt über die Ladentische wanderten. Im Jahr 2000 ist es eine Architekturzeitschrift namens „hintergrund“, die sich in derartigem Schundheft-Outfit präsentiert. Herausgeber ist das Architektur Zentrum Wien. Für dessen Leiter, Dietmar Steiner, ist das Layout eine „interessante Mogelpackung“, die gerade keinen Schund, sondern anspruchsvolle Texte präsentieren will.


Breite Themenpalette

Architekturtheoretische Fragen sollen hier abgehandelt werden, die meist weit über die Architektur hinausgehen, bis in die Chaostheorie oder in die Soziologie hinein. Zielpublikum, das mit Schundheft-Look und dem entsprechenden Preis angezogen werden soll, sind in erster Linie Architekturstudenten und junges Publikum. Während die Architektur in der Nachkriegszeit vor allem unter dem Aspekt der Bedarfsdeckung gesehen wurde, ist sie heute Teil der Kulturindustrie und erreicht damit eine viel größere Öffentlichkeit.


Strukturwandel der Öffentlichkeit

Wie sehr die mediale Verwertung und Präsentation Teil des Architektur-Produktionsprozesses geworden ist, zeigt Dietmar Steiner anhand des Beispiels der Londoner Tate Gallery. „Ich war letzte Woche bei einer internen Pressekonfernz, bei der Architekt Jaques Herzog einen ganzen Tag im 10-Minuten-Takt nur Interviews gebeben hat. Das war vor zehn Jahren noch völlig undenkbar. Da hat es eine Presseerklärung gegeben und das war's dann.“

In der Nullnummer von „hintergrund“ beklagt Dietmar Steiner den schlechten Zustand der heimischen Architekturpublizistik. Gemeint ist nicht die Qualität der veröffentlichten Texte, sondern die mangelnden Publikationsmöglichkeiten als solche. „In gierigen Shareholder-Value-Zeiten wie diesen ist die Theorie der Architektur, die kritische Reflexion von soziologischen und urbanistischen Fragen nicht mehr marktfähig“, schreibt Steiner weiter. Das Architekur Zentrum „musste, um seine theoretische und kritische Kompetenz der interessierten Öffentlichkeit anbieten zu können, sein eigenes Produkt entwickeln“.

Wie groß das Interesse „der Öffentlichkeit“ ist, zeigen die 150.000 monatlich verzeichneten Zugriffe auf die Homepage des AZW aus aller Welt, von Chile bis Aserbaidschan.

Die „hintergrund“-Nummer 01/April 2000 enthält unter anderem folgende Beiträge: Richard Ingersoll, „Tourismus und das Überleben der Realität“; Liane Lefaivre, „On the road mit Mies van der Rohe“; Michael Mönninger, „Auf der Suche nach der verlorenen Urbanität“.

ORF.at, Do., 2000.04.13

18. August 1999Sabine Oppolzer
ORF.at

Zwischen Chance und Bedrohung

Im Jahr 2005 soll bereits jeder zweite Erdenbürger Stadtbewohner sein. Die rapide wachsenden Städte fransen an ihren Rändern aus und zerbröckeln in ihren Zentren. Das schafft Probleme, aber auch Herausforderungen und neue Chancen. Wo über Architektur diskutiert wird, stehen zur Zeit immer häufiger allgemeine Debatten über die Entwicklung der Städte auf der Tagesordnung.

Im Jahr 2005 soll bereits jeder zweite Erdenbürger Stadtbewohner sein. Die rapide wachsenden Städte fransen an ihren Rändern aus und zerbröckeln in ihren Zentren. Das schafft Probleme, aber auch Herausforderungen und neue Chancen. Wo über Architektur diskutiert wird, stehen zur Zeit immer häufiger allgemeine Debatten über die Entwicklung der Städte auf der Tagesordnung.

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