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Die 60er Jahre weitergestrickt

»Lubetkin Apartment« nennt das STUDIO NAAMA seinen Umbau einer Wohnung in einem Hochhaus von Berthold Lubetkin. Ist dieser Name gerechtfertigt? Tatsächlich greift die Neugestaltung zahlreiche Merkmale des Bestands auf und entwickelt sie subtil weiter.

»Lubetkin Apartment« nennt das STUDIO NAAMA seinen Umbau einer Wohnung in einem Hochhaus von Berthold Lubetkin. Ist dieser Name gerechtfertigt? Tatsächlich greift die Neugestaltung zahlreiche Merkmale des Bestands auf und entwickelt sie subtil weiter.

Das Projekt für den Umbau einer Dreiraumwohnung in Sivill House war bereits in Planung, als das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Mitte der 60er Jahre hatten prominente Architekten der englischen Vor- und Nachkriegsmoderne, Skinner, Bailey und Lubetkin, das Hochhaus als sozialen Wohnungsbau in Ostlondons trendiger Columbia Road errichtet; nun stand dem eleganten, 20-geschossigen Wohnturm eine plumpe Modernisierung mit doppelt verglasten Kunststofffenstern bevor, deren Gestaltung deutlich vom Original abwich. Dies rief die Twentieth Century Society and architekturverliebte Nachbarn auf den Plan, die für einen Eintrag in die Denkmalliste plädierten. Historic England und die Zentralregierung stimmten zu und Sivill House wurde 2020 auf der niedrigsten Denkmalstufe, Grade II, in die Liste eingetragen. Die Wohnungen selbst sind davon nicht betroffen und können im Innern prinzipiell ohne denkmalrechtliche Genehmigung verändert werden. Dennoch reichten die Architekt:innen Natalie Savva und Mark Rist von Studio NAAMA einen Bauantrag ein, v. a. um ihre Bauherren abzusichern, denn ein Bruch des Denkmalgesetztes ist in England strafbar.

Mehr Licht, mehr Durchblick, mehr Stauraum

Die Wohnung liegt im 12. OG des Hochhauses. Aufgrund des ungewöhnlichen Gebäudegrundrisses mit zwei Flügeln, die durch einen zentralen runden Treppenturm verbunden und in vier Einheiten pro Geschoss aufgeteilt sind, bietet sie Ausblick nach drei Seiten. Trotz der dadurch möglichen Helligkeit waren die Räume nicht gerade lichtdurchflutet, zudem wirkte die Dreizimmerwohnung auf insgesamt 65 m² eher kompakt. Die jungen Architekt:innen entfernten daher eine Reihe nichttragender Wände zugunsten von möbelartigen Einbauelementen, die mehr Stauraum, Durchblick und Lichteinfall ermöglichen. Die Wand zwischen dem Wohnzimmer und größerem Schlafzimmer wurde durch ein Regal inklusive einer mehrteiligen Schiebetür ersetzt. Die Wand zwischen Hauptschlafzimmer und Flur machte in ähnlicher Weise Platz für ein Regal. Das kleinere Schlafzimmer avancierte zum Mehrzweckraum: An der Wand befindet sich ein ausklappbares Bett, das in neu entworfenen Einbauschränken verschwindet, wenn das Zimmer als Büro oder Fahrrad-Trainingsraum benutzt wird. Einen ursprünglich kleinen Einbauschrank im Flur ließ STUDIO NAAMA vergrößern, um darin die Bikes der fahrradbegeisterten Bauherren verstauen zu können. Die spartanisch ausgestattete Küche wiederum wurde von einem geschlossenen Element vor dem beinahe bodentiefen Fenster befreit und mit einer minimierten Spüle versehen, um möglichst wenig Ausblick und Licht zu verlieren – eine neue frei stehende Frühstücksbar bietet gleichzeitig einen Essplatz. Der Flur schließlich erhielt ein frei stehendes Garderobenmöbel mit einer verspiegelten Seitenfläche, um den kleinen Raum optisch zu vergrößern, und einer Rückwand aus transluzentem Polycarbonat, um Licht zu streuen.

Der Bestand als Leitschnur

Ein Ziel des Umbaus war es, die Materialität des 60er-Jahre-Hochhauses aufzugreifen. Die Wohnung selbst hatte keine erhaltenswerten originalen Elemente, aber die spektakuläre Haupttreppe im Zentrum des Gebäudes und der Fußbodenbelag im Gemeinschaftsflur dienten als Inspiration für neue Materialien in der Wohnung: So erhielt die Küche einen grünen Terrazzoboden, der dem im Aufzugsflur ähnelt, und viele der Einbauelemente, etwa die Frühstücksbar und Garderobe, sind aus gebogenen Metallrahmen konstruiert, die an das Treppengeländer von Skinner, Bailey und Lubetkin erinnern. In Anlehnung an andere Interieurs der 60er Jahre bestehen die Einbaumöbel aus dem preiswerten Material Sperrholz. Alle Türen wurden gegen moderne Exemplare mit Holzrahmen und Glasfüllung ausgetauscht, da die vorherigen Bewohner pseudoviktorianische Modelle eingebaut hatten.

Trotz dieser zahlreichen Veränderungen war es den Architekt:innen wichtig, den Originalbau nicht komplett unter neuen Elementen verschwinden zu lassen. Betonunterzüge etwa wurden freigelegt und sichtbar belassen und unterbrechen die hölzerne Wandpaneelierung – auch dies eine Referenz an die Gestaltung der Gemeinschaftsflächen des Gebäudes, verleiht doch eine Betonstruktur dem Haupteingang im EG besonderen Charakter.

Handwerklich, preiswert, nachhaltig

Das Rastermaß aller Einbauten war durch den Bestand vorgegeben: Der Aufzug, dessen Benutzung für einen Umbau im 12. OG unabdingbar war, ist klein; er erlaubte nur den Transport schmaler und flach verpackter Elemente und diktierte somit einen Rhythmus von 600 mm breiten Bekleidungen und anderen Einbauten. Sie wurden vom Bauunternehmer montiert, der das kleinere Schlafzimmer während des Umbaus zur Werkstatt umfunktionierte . Diese handgefertigte Herangehensweise liegt Mark Rist und Natalie Savva am Herzen: Besonders sie entwirft viel Ausstellungsdesign und Bühnenbilder, oft für kleine Budgets, die eine volle Konzentration auf das Essenzielle und Wirkungskräftigste im Entwurf verlangen, manchmal mit den alltäglichsten Materialien. Bei der Neugestaltung der Wohnung setzten die beiden u. a. auf einfache Metallrohre, die in abgesägter Form als Griffmuscheln der Einbauschränke dienen und die Verwendung teurer Beschläge überflüssig machten.

Eines der wichtigsten Kriterien der Bauherren für den Umbau war eine nachhaltige Energieversorgung. Die bestehende Erdgasleitung wurde daher gekappt. Die naheliegende Installation einer Luftwärmepumpe als Ersatz kam nicht infrage, da der Balkon der Wohnung, der einzige zugängliche Außenraum, außen verglast ist und eine sichtbare Pumpe nicht den Denkmalkriterien entsprochen hätte. Stattdessen baute man in die Küche einen 210 l fassenden Wärmespeicher ein, der sich nachts über Ökostrom auflädt und tagsüber die Wohnung sowohl mit Warmwasser versorgt als auch die Heizung bedient.

Sind solche Aspekte nachhaltigen Bauens etwas, das den Architekt:innen schon an der Universität vermittelt wurde? Beide erzählen, dass dieses Themenfeld während ihres eigenen Studiums vor wenigen Jahren noch eine geringe Rolle spielte, doch dass die Lehre sich seither rapide verändert habe. Heute unterrichten beide an der Oxford Brookes Universität und die Ausbildung sei inzwischen klar auf Nachhaltigkeit als einen der wichtigsten Aspekte des Entwerfens und Bauens orientiert. Für Mark Rist ist gerade in diesem Bereich, der sich sehr dynamisch entwickelt, das Prinzip des lebenslangen Lernens von größter Bedeutung.

db, Di., 2023.08.01



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db 2023|08 Jung saniert Alt

14. November 2008Cordula Zeidler
Bauwelt

Cold War Modern. Architektur und Design beiderseits des Eisernen Vorhangs

Die Absicht könnte ambitionierter kaum sein: Nicht nur die Architektur und das Design der Nachkriegsjahre in Ost und West will „Cold War Modern“ aufbereiten, sondern auch den Stimmungen jener Zeit nachspüren – den von der politischen Großwetterlage be­stimmten Idealen und Ängsten.

Die Absicht könnte ambitionierter kaum sein: Nicht nur die Architektur und das Design der Nachkriegsjahre in Ost und West will „Cold War Modern“ aufbereiten, sondern auch den Stimmungen jener Zeit nachspüren – den von der politischen Großwetterlage be­stimmten Idealen und Ängsten.

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Bauwelt 2008|43 Repräsentation

15. Mai 2008Cordula Zeidler
A10

Watford music centre

Tim Ronalds’ music centre is not your usual acoustic black box, in fact it is quite ethereal.

Tim Ronalds’ music centre is not your usual acoustic black box, in fact it is quite ethereal.

A lot of UK school projects today are big and fast; millions of pounds, often private money, are spent at great speed, aiming for a quick fix to decades of neglect. Many schools see their entire building stock replanned, demolished and rebuilt within a mere two years. All this was instigated in 1996 by then Prime Minister Tony Blair’s promise that „education, education, education“ would be item number one on the New Labour government’s agenda.
In the town of Watford, located north-west of London in the county of Hertfordshire, things are happening at a more measured speed. The local grammar school for boys has started an independent, step by step programme of building works, sponsored by its own fundraising. Ten years ago Tim Ronalds Architects embarked on a feasibility study for the school, and now its showpiece is ready. A four-storey music centre with a 200-seat auditorium is completed, as well as the less spectacular refurbishment and extension of its sports block. The relationship between school and architect seems to have flourished – more projects are lined up for the coming years, including the refurbishment of its theatre, gym and music block.

The atmosphere in the school is relaxed. This is in huge contrast to many of the Inner London state schools where security is so tightly controlled that in some cases pupils cannot move freely between foyer, courtyard and classroom, but have to ask their teachers to open locked doors with electronic swipe cards. In Watford there are no such measures. One can simply wander into the buildings where one encounters helpful staff and pupils.
The main school building of the Watford Grammar School for Boys is a simple yet sophisticated Neo-Georgian brick structure built in 1910, rising from a long rectangular footprint to a modest two storeys. It is a wonderful piece of architecture with panelled interiors and generous levels of light. Behind it stretch playing fields, embraced on either side by a handful of post-war blocks that form part of the school.

Tim Ronalds’ new music centre is located to the front of the main building, standing respectfully off-centre so as to preserve the view of the old brick facade. Ronalds clearly loves the old school building, for the way the bricks change colour in the afternoon sun, and for its composition of rectangular windows and oculi. Ronalds did not want to compete with the qualities of the brickwork or emulate its character. His music centre is clad in greenish glass, with bold openings cut into the envelope for windows and doors. Because of acoustic requirements music buildings often appear solid, and Watford’s declared aim was to create something transparent, even ethereal.

The building allows views out, and views between its internal spaces. Unusually, the auditorium is day-lit; there is a tall window facing out towards the school, another facing the building’s foyer, and a big rooflight above the conductor’s head. The composition and quality of light are convincing and somewhat ecclesiastical, reminiscent maybe of post-war church architecture.

The music centre was built as a joint venture; the boys’ school shares the building with the County Council’s music school which has its own offices on the upper floors. The Council sold off a piece of their own land on the other side of town in order to contribute to the costs. But the grammar school still had to stump up a considerable amount, which they did by selling off parcels of land at the edge of the playing fields where a private developer is now constructing some twenty houses. Fortunately the school grounds are so big that this sell-off has not impinged on the quality of the school’s open spaces.
The music building is now partly occupied and starting to come alive; the school is moving in equipment and holding classes in the building. There are small practice rooms and bigger classrooms, all grouped around a central staircase with elegant handrails – „It’s 1950s,“ says Ronalds – top-lit by another rooflight. Walking up the stairs, the visitor is surrounded by a multitude of sounds, while the wide corridors allow views into rooms where teenage boys can be seen improvising on the piano or trying out the drums – and behaving surprisingly well, given that teachers are not always in attendance. But who has time for mischief in the presence of such generous facilities and great equipment?

Tim Ronalds’ office specializes in performance spaces; three years ago it earned a lot of praise for the fine restoration of the Hackney Empire Theatre in East London to which it added a bold facade. Watford is a quieter building but it sits well on its site and works masterfully with light, both inside and on its subtly changing glazed exterior.

A10, Do., 2008.05.15



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A10 #21

Presseschau 12

Die 60er Jahre weitergestrickt

»Lubetkin Apartment« nennt das STUDIO NAAMA seinen Umbau einer Wohnung in einem Hochhaus von Berthold Lubetkin. Ist dieser Name gerechtfertigt? Tatsächlich greift die Neugestaltung zahlreiche Merkmale des Bestands auf und entwickelt sie subtil weiter.

»Lubetkin Apartment« nennt das STUDIO NAAMA seinen Umbau einer Wohnung in einem Hochhaus von Berthold Lubetkin. Ist dieser Name gerechtfertigt? Tatsächlich greift die Neugestaltung zahlreiche Merkmale des Bestands auf und entwickelt sie subtil weiter.

Das Projekt für den Umbau einer Dreiraumwohnung in Sivill House war bereits in Planung, als das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Mitte der 60er Jahre hatten prominente Architekten der englischen Vor- und Nachkriegsmoderne, Skinner, Bailey und Lubetkin, das Hochhaus als sozialen Wohnungsbau in Ostlondons trendiger Columbia Road errichtet; nun stand dem eleganten, 20-geschossigen Wohnturm eine plumpe Modernisierung mit doppelt verglasten Kunststofffenstern bevor, deren Gestaltung deutlich vom Original abwich. Dies rief die Twentieth Century Society and architekturverliebte Nachbarn auf den Plan, die für einen Eintrag in die Denkmalliste plädierten. Historic England und die Zentralregierung stimmten zu und Sivill House wurde 2020 auf der niedrigsten Denkmalstufe, Grade II, in die Liste eingetragen. Die Wohnungen selbst sind davon nicht betroffen und können im Innern prinzipiell ohne denkmalrechtliche Genehmigung verändert werden. Dennoch reichten die Architekt:innen Natalie Savva und Mark Rist von Studio NAAMA einen Bauantrag ein, v. a. um ihre Bauherren abzusichern, denn ein Bruch des Denkmalgesetztes ist in England strafbar.

Mehr Licht, mehr Durchblick, mehr Stauraum

Die Wohnung liegt im 12. OG des Hochhauses. Aufgrund des ungewöhnlichen Gebäudegrundrisses mit zwei Flügeln, die durch einen zentralen runden Treppenturm verbunden und in vier Einheiten pro Geschoss aufgeteilt sind, bietet sie Ausblick nach drei Seiten. Trotz der dadurch möglichen Helligkeit waren die Räume nicht gerade lichtdurchflutet, zudem wirkte die Dreizimmerwohnung auf insgesamt 65 m² eher kompakt. Die jungen Architekt:innen entfernten daher eine Reihe nichttragender Wände zugunsten von möbelartigen Einbauelementen, die mehr Stauraum, Durchblick und Lichteinfall ermöglichen. Die Wand zwischen dem Wohnzimmer und größerem Schlafzimmer wurde durch ein Regal inklusive einer mehrteiligen Schiebetür ersetzt. Die Wand zwischen Hauptschlafzimmer und Flur machte in ähnlicher Weise Platz für ein Regal. Das kleinere Schlafzimmer avancierte zum Mehrzweckraum: An der Wand befindet sich ein ausklappbares Bett, das in neu entworfenen Einbauschränken verschwindet, wenn das Zimmer als Büro oder Fahrrad-Trainingsraum benutzt wird. Einen ursprünglich kleinen Einbauschrank im Flur ließ STUDIO NAAMA vergrößern, um darin die Bikes der fahrradbegeisterten Bauherren verstauen zu können. Die spartanisch ausgestattete Küche wiederum wurde von einem geschlossenen Element vor dem beinahe bodentiefen Fenster befreit und mit einer minimierten Spüle versehen, um möglichst wenig Ausblick und Licht zu verlieren – eine neue frei stehende Frühstücksbar bietet gleichzeitig einen Essplatz. Der Flur schließlich erhielt ein frei stehendes Garderobenmöbel mit einer verspiegelten Seitenfläche, um den kleinen Raum optisch zu vergrößern, und einer Rückwand aus transluzentem Polycarbonat, um Licht zu streuen.

Der Bestand als Leitschnur

Ein Ziel des Umbaus war es, die Materialität des 60er-Jahre-Hochhauses aufzugreifen. Die Wohnung selbst hatte keine erhaltenswerten originalen Elemente, aber die spektakuläre Haupttreppe im Zentrum des Gebäudes und der Fußbodenbelag im Gemeinschaftsflur dienten als Inspiration für neue Materialien in der Wohnung: So erhielt die Küche einen grünen Terrazzoboden, der dem im Aufzugsflur ähnelt, und viele der Einbauelemente, etwa die Frühstücksbar und Garderobe, sind aus gebogenen Metallrahmen konstruiert, die an das Treppengeländer von Skinner, Bailey und Lubetkin erinnern. In Anlehnung an andere Interieurs der 60er Jahre bestehen die Einbaumöbel aus dem preiswerten Material Sperrholz. Alle Türen wurden gegen moderne Exemplare mit Holzrahmen und Glasfüllung ausgetauscht, da die vorherigen Bewohner pseudoviktorianische Modelle eingebaut hatten.

Trotz dieser zahlreichen Veränderungen war es den Architekt:innen wichtig, den Originalbau nicht komplett unter neuen Elementen verschwinden zu lassen. Betonunterzüge etwa wurden freigelegt und sichtbar belassen und unterbrechen die hölzerne Wandpaneelierung – auch dies eine Referenz an die Gestaltung der Gemeinschaftsflächen des Gebäudes, verleiht doch eine Betonstruktur dem Haupteingang im EG besonderen Charakter.

Handwerklich, preiswert, nachhaltig

Das Rastermaß aller Einbauten war durch den Bestand vorgegeben: Der Aufzug, dessen Benutzung für einen Umbau im 12. OG unabdingbar war, ist klein; er erlaubte nur den Transport schmaler und flach verpackter Elemente und diktierte somit einen Rhythmus von 600 mm breiten Bekleidungen und anderen Einbauten. Sie wurden vom Bauunternehmer montiert, der das kleinere Schlafzimmer während des Umbaus zur Werkstatt umfunktionierte . Diese handgefertigte Herangehensweise liegt Mark Rist und Natalie Savva am Herzen: Besonders sie entwirft viel Ausstellungsdesign und Bühnenbilder, oft für kleine Budgets, die eine volle Konzentration auf das Essenzielle und Wirkungskräftigste im Entwurf verlangen, manchmal mit den alltäglichsten Materialien. Bei der Neugestaltung der Wohnung setzten die beiden u. a. auf einfache Metallrohre, die in abgesägter Form als Griffmuscheln der Einbauschränke dienen und die Verwendung teurer Beschläge überflüssig machten.

Eines der wichtigsten Kriterien der Bauherren für den Umbau war eine nachhaltige Energieversorgung. Die bestehende Erdgasleitung wurde daher gekappt. Die naheliegende Installation einer Luftwärmepumpe als Ersatz kam nicht infrage, da der Balkon der Wohnung, der einzige zugängliche Außenraum, außen verglast ist und eine sichtbare Pumpe nicht den Denkmalkriterien entsprochen hätte. Stattdessen baute man in die Küche einen 210 l fassenden Wärmespeicher ein, der sich nachts über Ökostrom auflädt und tagsüber die Wohnung sowohl mit Warmwasser versorgt als auch die Heizung bedient.

Sind solche Aspekte nachhaltigen Bauens etwas, das den Architekt:innen schon an der Universität vermittelt wurde? Beide erzählen, dass dieses Themenfeld während ihres eigenen Studiums vor wenigen Jahren noch eine geringe Rolle spielte, doch dass die Lehre sich seither rapide verändert habe. Heute unterrichten beide an der Oxford Brookes Universität und die Ausbildung sei inzwischen klar auf Nachhaltigkeit als einen der wichtigsten Aspekte des Entwerfens und Bauens orientiert. Für Mark Rist ist gerade in diesem Bereich, der sich sehr dynamisch entwickelt, das Prinzip des lebenslangen Lernens von größter Bedeutung.

db, Di., 2023.08.01



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14. November 2008Cordula Zeidler
Bauwelt

Cold War Modern. Architektur und Design beiderseits des Eisernen Vorhangs

Die Absicht könnte ambitionierter kaum sein: Nicht nur die Architektur und das Design der Nachkriegsjahre in Ost und West will „Cold War Modern“ aufbereiten, sondern auch den Stimmungen jener Zeit nachspüren – den von der politischen Großwetterlage be­stimmten Idealen und Ängsten.

Die Absicht könnte ambitionierter kaum sein: Nicht nur die Architektur und das Design der Nachkriegsjahre in Ost und West will „Cold War Modern“ aufbereiten, sondern auch den Stimmungen jener Zeit nachspüren – den von der politischen Großwetterlage be­stimmten Idealen und Ängsten.

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15. Mai 2008Cordula Zeidler
A10

Watford music centre

Tim Ronalds’ music centre is not your usual acoustic black box, in fact it is quite ethereal.

Tim Ronalds’ music centre is not your usual acoustic black box, in fact it is quite ethereal.

A lot of UK school projects today are big and fast; millions of pounds, often private money, are spent at great speed, aiming for a quick fix to decades of neglect. Many schools see their entire building stock replanned, demolished and rebuilt within a mere two years. All this was instigated in 1996 by then Prime Minister Tony Blair’s promise that „education, education, education“ would be item number one on the New Labour government’s agenda.
In the town of Watford, located north-west of London in the county of Hertfordshire, things are happening at a more measured speed. The local grammar school for boys has started an independent, step by step programme of building works, sponsored by its own fundraising. Ten years ago Tim Ronalds Architects embarked on a feasibility study for the school, and now its showpiece is ready. A four-storey music centre with a 200-seat auditorium is completed, as well as the less spectacular refurbishment and extension of its sports block. The relationship between school and architect seems to have flourished – more projects are lined up for the coming years, including the refurbishment of its theatre, gym and music block.

The atmosphere in the school is relaxed. This is in huge contrast to many of the Inner London state schools where security is so tightly controlled that in some cases pupils cannot move freely between foyer, courtyard and classroom, but have to ask their teachers to open locked doors with electronic swipe cards. In Watford there are no such measures. One can simply wander into the buildings where one encounters helpful staff and pupils.
The main school building of the Watford Grammar School for Boys is a simple yet sophisticated Neo-Georgian brick structure built in 1910, rising from a long rectangular footprint to a modest two storeys. It is a wonderful piece of architecture with panelled interiors and generous levels of light. Behind it stretch playing fields, embraced on either side by a handful of post-war blocks that form part of the school.

Tim Ronalds’ new music centre is located to the front of the main building, standing respectfully off-centre so as to preserve the view of the old brick facade. Ronalds clearly loves the old school building, for the way the bricks change colour in the afternoon sun, and for its composition of rectangular windows and oculi. Ronalds did not want to compete with the qualities of the brickwork or emulate its character. His music centre is clad in greenish glass, with bold openings cut into the envelope for windows and doors. Because of acoustic requirements music buildings often appear solid, and Watford’s declared aim was to create something transparent, even ethereal.

The building allows views out, and views between its internal spaces. Unusually, the auditorium is day-lit; there is a tall window facing out towards the school, another facing the building’s foyer, and a big rooflight above the conductor’s head. The composition and quality of light are convincing and somewhat ecclesiastical, reminiscent maybe of post-war church architecture.

The music centre was built as a joint venture; the boys’ school shares the building with the County Council’s music school which has its own offices on the upper floors. The Council sold off a piece of their own land on the other side of town in order to contribute to the costs. But the grammar school still had to stump up a considerable amount, which they did by selling off parcels of land at the edge of the playing fields where a private developer is now constructing some twenty houses. Fortunately the school grounds are so big that this sell-off has not impinged on the quality of the school’s open spaces.
The music building is now partly occupied and starting to come alive; the school is moving in equipment and holding classes in the building. There are small practice rooms and bigger classrooms, all grouped around a central staircase with elegant handrails – „It’s 1950s,“ says Ronalds – top-lit by another rooflight. Walking up the stairs, the visitor is surrounded by a multitude of sounds, while the wide corridors allow views into rooms where teenage boys can be seen improvising on the piano or trying out the drums – and behaving surprisingly well, given that teachers are not always in attendance. But who has time for mischief in the presence of such generous facilities and great equipment?

Tim Ronalds’ office specializes in performance spaces; three years ago it earned a lot of praise for the fine restoration of the Hackney Empire Theatre in East London to which it added a bold facade. Watford is a quieter building but it sits well on its site and works masterfully with light, both inside and on its subtly changing glazed exterior.

A10, Do., 2008.05.15



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