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04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Eine junge Disziplin

Der Studienzweig „Landschaftsplanung und Landschaftspflege“ ist eine angewandte Ingenieurwissenschaft auf Grundlage und in Anwendung von sozio-ökonomischen, ökologischen und gestalterischen Kenntnissen.

Der Studienzweig „Landschaftsplanung und Landschaftspflege“ ist eine angewandte Ingenieurwissenschaft auf Grundlage und in Anwendung von sozio-ökonomischen, ökologischen und gestalterischen Kenntnissen.

„Die Motive, warum jemand gerade dieses Studium ergreift, sind äußerst mannigfach. Wie wir aus Studenten-Umfragen wissen, sind die subjektiven Perspektiven sehr unterschiedlich. Das reicht vom Naturschutz bis zu den Bereichen Freizeit und Tourismus. Derzeit haben wir etwa 200 Studentinnen und Studenten, die bei uns den Bereich Landschaftspflege belegt haben“, erklärt Gerda Schneider, Vorstand des Instituts für Landschaftsplanung und Ingenieurbiologie an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku).

Insgesamt gibt es bei der Studienrichtung „Landschaftsplanung und -pflege“ rund 800 Studierende, davon sind mehr als 50 Prozent Frauen. „Die Drop-out-Rate liegt heute bei etwa 30 Prozent. Das ist eine enorme Umkehr im Vergleich zu vor zehn Jahren: Damals lag sie bei etwa 70 Prozent. Wir haben nach dem neuen Studienplan nun bereits im ersten Semester vier Projekt-Übungen, was die Studenten sehr motiviert“, so Gerda Schneider, die auch Vorsitzende der Studienkommission ist.


Studentenzahl hat sich eingependelt

„Vor etwa 20 Jahren gab es bei den jungen Menschen durch den Konflikt um das geplante Kraftwerk Hainburg eine besondere Sensibilisierung. So gab es z.B. 1991 weit mehr Studenten, als je in Österreich eine Chance gehabt hätten, in ihrem Beruf unterzukommen, aber die Lage hat sich sehr positiv entwickelt und stabilisiert“, erzählt die Landschafts-Expertin.

Waren es damals rund 250 Studenten pro Jahr, so hat sich die Zahl heute auf etwa 150 eingependelt, die diese Richtung an der Boku besuchen.


Studium erst seit 1969

Es ist ein sehr junger Studienzweig: Bis 1969 gab es auf diesem Gebiet nur ein Studium irregulare. Erst damals wurde die Studienrichtung „Grünraumgestaltung“ eingeführt. 1980 wurde ein Studien-Versuch „Landschaftsökonomie und -gestaltung“ gestartet. Und erst seit 1991 gibt es das Diplomstudium im Bereich „Landschaftsplanung- und pflege“.

„Die Gärtnerei galt früher eher als Handwerk, daher gab es auch kein universitäres Studium. So wurden diese Bereiche z.B. in Deutschland eher an Fachhochschulen gelehrt“, erklärt Professor Schneider.


Erste Lehranstalt in Eisgrub

Die erste Höhere Lehranstalt für Gartenbau wurde in der Monarchie im Jahr 1895 in Eisgrub (dem heutigen Lednice in Tschechien) gegründet und bestand bis 1942.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1951 die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Wien-Schönbrunn gegründet.


Heute Flexibilität erforderlich

„Wir haben heute den Eindruck, dass gut 80 Prozent unserer Absolventen in ihrem Bereich einen Job finden. Das reicht vom Raumplanungs- und Ingenieur-Büro bis zu den Behörden in den jeweiligen Landesregierungen“, stellt Gerda Schneider fest.

Und welche praktischen Ratschläge hat Gerda Schneider für die Studierenden: „Man sollte sich nicht zu stark spezialisieren und flexibel bleiben, denn unser Aufgabengebiet ist von den jeweiligen Investitions-Programmen sehr abhängig. Und man sollte ein freiberufliches Verständnis haben, denn es gibt meist eine längere Aufbauphase, bis man einigermaßen gut verdient.“

ORF.at, Mo., 2003.08.04

04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Gelungene Vorreiter-Rolle

„Erst durch mühsame Aufklärungsarbeit entstand aus dem bloßen Hochwasserschutz-Projekt schließlich ein Freizeit-Paradies“, so Marija Kirchner über die Entstehung der Donauinsel.

„Erst durch mühsame Aufklärungsarbeit entstand aus dem bloßen Hochwasserschutz-Projekt schließlich ein Freizeit-Paradies“, so Marija Kirchner über die Entstehung der Donauinsel.

„Unser Planungs-Schwerpunkt war vor allem der Südteil der Insel. Es gab ja am Anfang ganz verschiedene Vorstellungen. So hat man u.a. auch eine starke Bebauung überlegt. Aber letztlich hat sich doch der Landschaftsgedanke durchgesetzt. Und Wien kam so viel stärker an die Donau - bis zu 60.000 Menschen können die Donauinsel besuchen. Das gibt es sonst nirgends in einer Großstadt“, erinnert sich die Wiener Landschaftsarchitektin Marija Kirchner.

Die Grün-Expertin war, zusammen mit ihrem 1995 verstorbenen Mann Wilfried Kirchner, wesentlich an der landschaftlichen Planung der Wiener Donauinsel, deren Hauptzweck der Hochwasserschutz ist, beteiligt. Heute wird die künstlich angelegte Insel allerdings vor allem als Freizeitparadies und als Veranstaltungsort für das inzwischen sehr gefragte Donauinselfest, das heuer zum 20. Mal stattfand, wahrgenommen.


Diskussionen um Hochwasser-Schutz

Donauinsel und Neue Donau liegen im Bereich des nach der Flussregulierung angelegten Überschwemmungsgebietes. Die Diskussionen um die Verbesserungen des Schutzes vor Überflutung begannen bereits nach dem katastrophalen Hochwasser von 1954. Die Debatte über die politische Entscheidung löste damals eine veritable Krise im Rathaus aus: Der Gemeinderat fasste 1969 den entsprechenden Beschluss gegen die Stimmen der ÖVP, die schließlich 1973 die Koalition mit der SPÖ verließ.

„Rückblickend muss man bewundern, wie gut die Logistik damals funktioniert hat. Es waren ja unzählige Experten - vom Ökologen über den Forstfachmann bis zum Wasserbau-Ingenieur - an diesem Großprojekt beteiligt. Und zur Umsetzung gab es ein kompliziertes Gefüge. Vor allem aber gab es damals den politischen Willen, der letztlich die Realisierung ermöglicht hat“, erklärt Kirchner.


Offizielle Benennung 1984

1972 begannen die Aushubarbeiten, 1984 erfolgte die offizielle Benennung und am 13. Oktober 1987 wurden die letzten Baggerarbeiten auf der neu entstandenen Insel beendet.

Die zwischen Donau und Entlastungsgerinne aufgeschüttete Donauinsel ist rund 20 Kilometer lang und durchschnittlich 400 Meter breit. Mittlerweile verfügt sie auch über einen eigenen U-Bahn-Anschluss.

Abwechslungsreiche Formen

Eine besondere Qualität dieses künstlich entstandenen Gebietes von Wien ist sein Abwechslungsreichtum, denn die ursprüngliche Konzeption sah sehr simpel aus:

„Ursprünglich waren nur eine Böschung, ein Treppelweg und oben die Erschließung mit Parkplätzen vorgesehen. Eine solche Gestaltung für ein Gebiet von 20 Kilometer Länge ist ja undenkbar. Also zerbrachen wir uns den Kopf, wie man die technischen Anforderungen mit den Ansprüchen der Landschaftsplanung vereinbaren kann. Wie kann ich hier einen gewissen Gestaltungsreichtum schaffen - und wie viel kostet das? Unsere Überzeugungsarbeit war enorm - und zum Glück hat doch die bewegte Topografie gesiegt“, sagt Kirchner.


Anhebung des Donaudamms

Nach der Errichtung der Staustufe Wien musste vor wenigen Jahren in der zweiten Bauphase, etwa ab 1985, ein Teil des rechten Donaudamms (zwischen „Holiday Inn“ und Kafkaweg) angehoben werden.

„Wenn man diesen Teil heute, nachdem sich auch die Natur ausgebreitet hat, betrachtet, kann man sehen, dass die Gestaltung zu einer großen Bereicherung beigetragen hat“, so Kirchner.


Ruder-WM 1991

Das Ehepaar Kirchner gestaltete aber auch das Donauinsel-Gelände für die Ruder-WM im Jahr 1991. Marija Kirchner erläutert dazu:

„Es gab eine kürzere Strecke für die Kanuten, eine längere für die Boote. Dabei war natürlich die Ziellinie sehr wichtig. Diese wurde nach einer ganz neuen Methode im Wasser verankert. Das haben wir in der Führung der Treppe visualisiert. Bei diesem Projekt musste die Landschaftsplanung ganz konkret auf die Bedingungen eines Rennbetriebes eingehen. Und wir hatten auch ganz stark die Nachnutzung bedacht.“


Marija Kirchner

Marija Kirchner, gebürtige Kroatin, leitet seit dem Tod ihres Mannes 1995 das Wiener Atelier für Landschaftsplanung. Nach abgeschlossenem Studium der Architektur an der TU Zagreb arbeitete sie zunächst im Büro von Professor Schwanzer.

Gleichzeitig inskribierte sie das damals neue Aufbaustudium „Raumplanung und Raumordnung“ an der TU Wien. 1972 trat sie in das Büro von Wilfried Kirchner ein.


Fachgebiete

Das heute insgesamt 7-köpfige Team befasst sich u.a. mit den Fachgebieten Landschaftsplanung auf Landes- und Gemeindeebene, Bearbeitungen auf dem Gebiet der Stadtplanung und Stadtgestaltung, Freiraumplanungen im Wohn- und Siedlungsbau.

Zu den weiteren Fachgebieten zählen u.a. landschaftsplanerische bzw. stadtgestalterische Bearbeitungen von Fließgewässern und Seen sowie von Verkehrswegen wie Straßen und Eisenbahnen.


Zahlreiche Projekte

Zu den bisher rund 250 ausgeführten Projekten des Ateliers Kirchner zählen u.a. das Landschaftsschutzgebiet Toter Grund, Grünraumplanung Rechter Donaudamm, Wien-Brigittenau sowie das Sommerbad Döbling.

Weitere Projekte waren die Rückbauung des Liesingbaches, Gestaltung des Nationalparks Donauauen/Lobau, die Freiraumgestaltung für die Wohnhausanlage Alt Erlaa sowie die Gestaltung öffentlicher Parks.

ORF.at, Mo., 2003.08.04

04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Freies Terrain

„Ganz wesentlich ist, das Grundstück und das Bauwerk in eine harmonische Einheit zusammenzuführen“, so Maria Auböck.

„Ganz wesentlich ist, das Grundstück und das Bauwerk in eine harmonische Einheit zusammenzuführen“, so Maria Auböck.

„Wir haben durchschnittlich Aufträge für etwa fünf bis acht Privatgärten pro Jahr. Oft sind es Gärten bei einem neugebauten Wohnhaus, aber auch die Gestaltung von Dachgärten, Terrassen sowie die Begrünung von Innenhöfen zählt dazu“, sagt die Wiener Garten-Architektin Maria Auböck.

Die Größenordnung der Gärten liegt im Raum Wien und Niederösterreich meist zwischen 800 bis 1500 Quadratmetern. „Die Gestaltungs-Richtungen reichen heute vom klassischen Selbstversorger-Garten, über asiatische Formen bis zum Öko-Garten. Natürlich hängt das immer vom Geschmack und von den Möglichkeiten des jeweiligen Auftragsgebers ab“, erklärt Auböck.


Prinzipielle Überlegungen

„Der Garten soll für die Menschen ein bewohn- und erlebbarer Teil Natur sein, daher verstehen wir ihn als eine Erweiterung des Wohnraumes. Bei unseren Projekten fließen die gebauten und die gewachsenen Teile ineinander. Das Leben soll sich womöglich im Erdgeschoß in einer durchgehenden Oberfläche abspielen“, erläutert Maria Auböck ihre Garten-Philosophie.

Als wesentliche Punkte, die bei der Garten-Gestaltung zu beachten sind, nennt die erfahrene Expertin u.a.: Ein Vorgarten sollte zumindest vier oder fünf Meter Tiefe haben, die Seitenabstände zum Nachbargrundstück sollten mindestens bei zweieinhalb bis drei Metern liegen und ein Wohngarten sollte mindestens 20 Quadratmeter haben.


Licht, Ausblicke, Wasser

„Das Licht ist ein wichtiger Punkt: Wo steht das Haus und wie sind die Tagesabläufe? Wann gibt es Morgen-, wann ein Spätabend-Licht? Wo kann man die Terrasse so anlegen, dass man am Nachmittag noch im Schatten sitzen oder den Sonnenuntergang genießen kann?“, gibt Auböck zu bedenken.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist - so vorhanden - der Ausblick: „Wir befürworten grüne Zäune und Hecken und machen eben Ausschnitte, wo es einen Ausblick gibt“, meint Auböck. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Bewässerung.


Drei Garten-Beispiele

Im Folgenden erläutert Maria Auböck anhand von drei bereits ausgeführten Projekten die Möglichkeiten, einen Garten zu gestalten.


Einfamilienhaus in Perchtoldsdorf

„Bei diesem Projekt hatte der Architekt nur wenig räumliche Möglichkeiten. Daher war es unser Ziel, einen besonders schönen Zaun aus kanadischer Zeder zu errichten. Wir haben darauf Wert gelegt, dass der Ausgang vom Wohnzimmer in eine große Zedern-Terrasse am Schwimmbad mündet“, erläutert Maria Auböck zu diesem Perchtoldsdorfer Garten.

Bei diesem Garten-Projekt eines Geschäftsmannes wurde Auböck erst nach Errichtung des Hauses hinzugezogen. Durch Zukauf wurde das Grundstück von ursprünglich 750 Quadratmetern auf 1.000 vergrößert und um eine große Spielwiese ergänzt. Da der Besitzer eine Vorliebe fürs Asiatische hat, wurde eine große Bambusgruppe gesetzt und das Schwimmbad mit Magnolien akzentuiert. Abgeschlossen war das Projekt in etwa einem halben Jahr.


Hanglage in Klosterneuburg

Dieses Beispiel zeigt ein Haus mit Hanglage in Klosterneuburg mit einer Grundstücksgröße von etwa 950 Quadratmetern. In diesem Fall sollte ein Wohnhaus mit Garten für eine sehr beschäftigte Managerin eines Großkonzerns entstehen, das dicht an zwei Siedlungshäuser grenzt. „Daher haben wir auf beiden Seiten ganz dichte Sichtschutzhecken aus heimischen Wildgehölzen, u.a. Traubenkirsche, Feldahorn und Hainbuche gesetzt“, erkärt Auböck.

Die eigentliche „Wohnwiese“ hat hier ein Ausmaß von etwa 100 Quadratmetern. Auf dem Abhang des Grundstücks wurde ein Gemüsegarten mit Erdbeer-Beeten sowie Brombeer- und Ribiselhecken angelegt. Das Foto zeigt den Garten nach dem Rückschnitt, der alle zwei bis drei Jahre notwendig ist


Buddhistisches in Salmannsdorf

Manche Aufträge erstrecken sich über Jahre, wie dieses Beispiel eines einstigen Obstgartens in den Hügeln von Salmannsdorf zeigt: Ursprünglich war dies ein alter Obstgarten mit etwa 300 Obstbäumen. Nach ersten Rodungen entstand eine große Wiese am Hang, es blieben rund 170 Obstbäume.

Ursprünglich sollte Maria Auböck hier nur einen Zugang zum Haus gestalten - ihre Tätigkeit dehnte sich hier schließlich auf zwölf Jahre aus. Als der Besitzer zum Buddhismus übertrat, entstand ein ganz spezielles Projekt: „Aus einem Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg, den es hier gab, haben wir schließlich einen Teich in Form eines Yin-Yang-Symbols gestaltet. Weiters entstanden in dem alten Obstgarten drei Sitzplätze sowie ein Wasserlauf mit ewigem Kreislauf. Ich glaube, dass dies eines der schönsten Beispiele ist, wie man in einem alten Garten durch Implantate Lebensraum schaffen kann“, so Auböck.


Begeisterte Garten-Architektin

„Ich habe mich für diesen speziellen Bereich entschieden, weil ich während des Studiums gemerkt habe, dass man heute in der Architektur durchwegs mit Finanzierungs-Problemen konfrontiert ist. Im Garten bin ich frei und kann noch träumen“, erklärt Maria Auböck ihre Berufs-Entscheidung.

„Außerdem kann ich in diesem Bereich meinen Vorstellungen eines wohnungsorientierten Lebens nachgehen. Im Hochbau kann man heute nur noch unter enormen Zwängen von Gesetzen und Auflagen arbeiten. Da sind die Gärten noch ein freieres Terrain“, resümiert Maria Auböck.

ORF.at, Mo., 2003.08.04

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Hoffen auf mehr

Erst mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle können historische Gärten in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden.

Erst mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle können historische Gärten in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden.

„Ihren Aufschwung hatte die Erforschung historischer Gärten erst nach dem Zweiten Weltkrieg und erreichte einen ersten Höhepunkt in den 80er Jahren. Das Bundesdenkmalamt konnte damals dieser Entwicklung nicht Rechnung tragen, weil es aufgrund einer oberstgerichtlichen Erkenntnis aus dem Jahr 1964 nicht mehr möglich war, historische Anlagen unter Denkmalschutz zu stellen. Allerdings haben wir insofern reagiert, als ein Referat für Gartendenkmalpflege geschaffen wurde“, erklärt Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Bundesdenkmalamtes.

„Erst mit der Gesetzesnovelle 1999 gelang es, eine Liste taxativ aufgezählter Gartenanlagen dem Gesetz anzuschließen, die nun zur Unterschutzstellung vorgesehen waren. Taxativ deshalb, weil es dazu einer Ausnahmebestimmung in der Verfassung bedurfte, also einer Durchbrechung des föderalistischen Prinzips“, so Höhle zum neuen Gesetz.


56 geschützte Garten-Anlagen

Vom Bundesdenkmalamt und von Vertretern der Bundesländer wurde daraufhin eine Liste schützenswerter Objekte erstellt, die derzeit österreichweit 56 Gärten umfasst.

„Wir hoffen natürlich auf eine grundsätzliche Regelung. Österreich ist hier Schlusslicht in Europa, denn international zählt es zur Binsenweisheit, dass historische Gartenanlagen architektonischen Objekten gleichzusetzen sind“, so Höhle.


Einheit von Architektur und Garten

„Nun sind Grundlagenforschungen im Gange, welche Objekte schützenswert sind. In ganz Österreich sind es Hunderte Gärten, die dafür in Frage kommen. Derzeit sind wir mit den 56 Anlagen beschäftigt. Für jedes dieser Objekte muss nun ein Parkpflegewerk erstellt werden, das nicht nur den Ist-, sondern auch den Soll-Zustand definiert“, so die Generalkonservatorin.

Die gesetzliche Unterschutzstellung bedeutet immer die Einheit von Architektur und Garten. So kamen im Vorjahr in Wien die Hofburg, der Burg- und Volksgarten, der Heldenplatz sowie die beiden Museen und der Maria-Theresien-Platz dazu.


Stadtpark-Sanierung

Eines der aktuellen Projekte ist die Sanierung des Wiener Stadtparks, der zur Zeit des Ringstraßen-Baus um 1860 entstanden ist.

Sein Erscheinungsbild hat seit dem Zweiten Weltkrieg einige Einbußen und Veränderungen erfahren. Nun sollen einstige Sichtachsen, historische Blumendekorationen, aber auch historische Bauelemente wiederhergestellt werden. Überdies werden falsche Bepflanzungen korrigiert und historische Gewächse saniert.


Schlosspark Schönbrunn

In den letzten Jahren wurden nun mehrere Projekte in ganz Österreich umgesetzt:

So konnten die Restaurierungsarbeiten im Schönbrunner Schlosspark an der Römischen Ruine und am Obelisken abgeschlossen sowie der „Kammergarten am Keller“ seitlich des Schlosses inzwischen rekonstruiert werden.


Schloss Laxenburg

Fortgeschritten sind die gartenarchitektonischen Arbeiten im Schloss Laxenburg. Hier wurde im Zuge der Sanierung der Franzensburg eine Neubepflanzung durchgeführt.


Schlosspark Eggenberg

Eines der steirischen Projekte befindet sich in Graz, der diesjährigen „Kulturhauptstadt“: der Park von Schloss Eggenberg, eine weitläufige Anlage aus der Zeit der Romantik, die mit ihrem wertvollen Baumbestand zu den kostbarsten Gartendenkmälern des Landes zählt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Übergang der Anlage in öffentlichen Besitz blieb der Garten zwar in seiner Grundstruktur erhalten, ein Großteil der Staffagen und pflegeaufwändigen Bereiche ging jedoch verloren. Vor einem Jahrzehnt schien der Fortbestand des Gartens als Kulturdenkmal ernsthaft gefährdet.


Durchgeführte Maßnahmen

Im Auftrag des Landesmuseums Joanneum und des Bundesdenkmalamtes wurde schließlich von Garten-Expertin Maria Auböck ein Parkpflegewerk als Grundlage für zukünftige Sanierungsschritte erstellt. Seit dem Jahr 2000 sind nun erste Umsetzungen erfolgt:

Umfangreiche Maßnahmen zur Sanierung und Ergänzung der Gehölzgruppen, Freistellen wichtiger Sichtachsen, Rekonstruktion fehlender Sträucher sowie des ursprünglichen Wassergartens wurden bisher durchgeführt.


Aufwändiger „Extragarten“

Das bisher aufwändigste Projekt ist die Neugestaltung des ehemaligen „Extragartens“ in der Nordecke des Areals: Einst barocker Küchengarten, im Biedermeier glanzvolle Schauanlage der Herbersteinschen Handelsgärtnerei, wurde er im 20. Jahrhundert vollkommen zerstört.

Garten-Architektin Helga Tornquist hat hier im Vorjahr eine neue Anlage auf der zugrunde liegenden allegorischen Programmatik des Schlosses geschaffen. Im kommenden Frühling wird der Eggenberger „Planetengarten“ eröffnet.


„Rosenhügel“ und „Herrschaftsgartel“

Zu den zukünftigen Eggenberger Projekten zählen die Restaurierung des ehemaligen „Rosenhügels“ und des „Herrschaftsgartels“, einem aufwändigen Blumengarten an der Rückseite des Schlosses, deren Fertigstellung in den nächsten beiden Jahren geplant ist.

ORF.at, Mo., 2003.07.21

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Gewandeltes Bewusstsein

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, betonte Prinz Eugen beim Bau von Schloss Belvedere die Wichtigkeit des Parks. Österreich besinnt sich heute wieder einer großen Tradition.

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, betonte Prinz Eugen beim Bau von Schloss Belvedere die Wichtigkeit des Parks. Österreich besinnt sich heute wieder einer großen Tradition.

Österreich hat begonnen, sich verstärkt seines grünen Erbes zu besinnen. Und so hat sich in den letzten Jahren nun jene Tendenz durchgesetzt, die in Europa bereits seit Jahrzehnten besteht: historische Parks und Gartenanlagen als eigenständiges Kulturerbe zu betrachten und zu pflegen.

„Es ist in dieser Hinsicht neues Interesse entstanden“, stellt Geza Hajos, der Leiter der Abteilung für Gartenarchitektur im Bundesdenkmalamt fest. Mittlerweile wurden mehr als 100 Parkpflegekonzepte von der Behörde erstellt.


Gesetz schützt historische Anlagen

Mit der Novelle zum Denkmalschutzgesetz hat Österreich - als letztes Land Europas - seit dem Jahr 2000 endlich jene Lücke geschlossen, mit der historische Grünanlagen geschützt werden können. Diese neue Regelung stellt sicher, dass derzeit 56 ausgewählte Parks und Gärten unter Schutz gestellt werden.


Garten-Serie in kultur.ORF.at

Anlässlich der Wiederherstellung zahlreicher historischer Anlagen in Österreich - jüngstes Beispiel ist der Belvedere-Garten - bringt kultur.ORF.at eine dreiteilige Serie über Garten-Architektur in Österreich:

Dabei soll - im Wochen-Rhythmus - ausgehend vom französischen Garten des 18. Jahrhunderts bis zu Privat-Projekten der Gegenwart ein kleiner Überblick der Entwicklungen gegeben werden.


Wiederherstellung des Belvedere-Gartens

„Wir haben uns in der Vorbereitungszeit die Archive vorgenommen und hatten eine sehr genaue Zusammenstellung der vorhandenen Pläne, Daten und Archivalien. Und dann brachten wir mittels Kartierung der Bestände im Gelände sowohl Pflanzen als auch Wege, Stützmauern, Wasserbecken und Skulpturen zu einem gesamten Renovierungskonzept. Unsere Idee ist: Ein Garten bleibt im Laufe der Jahrhunderte ja nicht unverändert“, erklärt Garten-Expertin Maria Auböck, die das Gutachten für den Belvederegarten vor rund 15 Jahren erstellt hat, die langwierige Vorarbeit.

Der Garten des Wiener Schlosses Belvedere soll nun wieder in seine ursprüngliche, aus der Barockzeit stammende Form gebracht werden. Anhand von Kupferstichen und alten Plänen werde die Grünanlagen wieder stilgerecht gestaltet und verwitterte Statuen restauriert, wie Burghauptmann Wolfgang Beer Ende Juni bekannt gab. Damals wurde auch die letzte der neun Musen-Figuren im Unteren Belvedere im wiederhergestellten Zustand aufgestellt.


An Barockzeit angelehnt

Das Ziel der Arbeiten sei es, den Schlossgarten „auf einen Stand zu bringen, der sich sehr stark an die Barockzeit anlehnt“, erklärte Beer. So würden zahlreiche Sträucher und Büsche in mühevoller Kleinarbeit wieder in stilgerechte Formen gebracht.

Im Unteren Belvedere können die Besucher die Ergebnisse der Gärtnerarbeit bereits bewundern: Das Ensemble ist geprägt von Kugel-, Pyramiden- und Quaderformen. „Teilweise sind die Pflanzen schon 14 Jahre alt“, so Beer. So lange habe man sie aufziehen müssen, um sie nun bearbeiten zu können.


Garten-Sanierung seit 1989

„Mit der Garten-Sanierung wurde bereits 1989 begonnen. Die Parterre-Flächen wurden geändert, die Hecken neu gepflanzt und korrigiert. Heute ist der Garten zu 80 Prozent revitalisiert. Es fehlen nur noch Verfeinerungen. Die Grundstruktur der Anlage in der Form von 1720/1730 ist bereits umgesetzt“, erläutert Willibald Ludwig, Gartenverwalter des Belvedere.

„Was die Bepflanzung anbelangt, ist das meiste schon erledigt. Die vier Parterre-Flächen vor dem Schloss sind wiederhergestellt. Nur die Frage der Detaillierung - ob nun bunte Kiese gestreut oder Buchsmäander gepflanzt werden - ist noch zu entscheiden. Und das ist nicht zuletzt eine Kostenfrage“, erklärt Ludwig.


Veränderte Umstände

„Zur Zeit des Prinzen Eugen war das Belvedere ein Privatbesitz. Nach dessen Tod wurde es an das Kaiserhaus verkauft, das es als Wohnschloss hielt. Aber bereits kurze Zeit später gab es hier schon einen Besucherstrom: Die Wiener und auch die Touristen spazierten gerne im Belvedere. In der Folge gab es Veränderungen: Man hat vereinfacht, reduziert und gespart. Etwa um 1840 begannen die ersten Erneuerungsarbeiten. Um 1900, als man hier die Residenz von Thronfolger Franz Ferdinand einrichtete, wurde wieder renoviert. Und wieder veränderte sich der Garten“, erläutert Maria Auböck die Entwicklung.


Name erst seit Maria Theresia

Die Bezeichnung Belvedere für das Schloss entstand übrigens erst nach dem Tod Prinz Eugens, als Maria Theresia die Anlage erwarb. Davor hieß es als „Wunder würdiges Kriegs- und Siegs-Lager deß unvergleichlichen Heldens unserer Zeiten“, wie man auch dem umfassenden Stich-Werk des berühmten Kupferstechers Salomon Kleiner entnehmen kann.


Aufwändige Gartenpflege

Zu den größten Problemen der Erhaltung solcher historischen Großanlagen zählt die aufwändige Pflege:

„Prinz Eugen hatte für seine Gartenpflege rund 120 bis 130 Beschäftigte. Heute haben wir lediglich zehn Personen für eine 17 Hektar große Anlage mit Formschnitt. Alleine die Hecken haben eine Länge von rund zehn Kilometern. Je mehr man auf die Originalgestaltung zurück geht, um so weniger ist eine Mechanisierung möglich“, verdeutlicht Gartenverwalter Ludwig.


Technische Arbeiten

Mit den technischen Arbeiten - also an Gebäuden, Brunnen und Becken - konnte erst in den vergangenen Jahren begonnen werden, denn bis dahin fehlten der zuständigen Burghauptmannschaft die nötigen Mittel für die Sanierung.


Restaurierung der Statuen

Nun werden seit zwei Jahren auch die zahlreichen Statuen Schritt für Schritt wiederhergestellt. Und seit kurzem stehen die frisch restaurierten neun Musen-Figuren im Unteren Belvedere wieder an ihrem Platz.

Die Arbeiten waren auf Grund der Bodenfeuchtigkeit nötig geworden, die die Figuren absinken lassen. Zudem wurde der Sandstein durch die aufsteigende Feuchtigkeit stark von innen angegriffen.


Skulpturen-Sanierung

In der Werkstatt wurden die Skulpturen von gelösten Salzen befreit und die Profile nachgearbeitet. Anschließend wurden sie an der Oberfläche mit Silikonharz überzogen, das die Kunstwerke aus dem frühen 18. Jahrhundert schützen soll. Die Kosten für die Restaurierung der gesamten mythologischen Figuren-Gruppen im Garten betragen laut Burghauptmann Beer rund 150.000 Euro.


Gesamtkosten von 5 Mio. Euro

Die Gesamtsumme für die Gestaltung der Grünanlagen beträgt etwa 5 Millionen Euro. Bereits durchgeführt wurden Arbeiten an den Freitreppen und an der Balustrade im Kammergarten, an zahlreichen Prunktoren sowie an den Figuren an der Ostseite des Schlosses.

Als nächster Schritt stehe die Reparatur der Brunnenanlagen, die insgesamt zehn Springbrunnen umfassen, auf dem Plan, so Beer. Diese seien über die Jahre undicht geworden und derzeit außer Betrieb. Die gesamte Wiederherstellung des Schlossgartens im Belvedere soll bis zum Jahr 2008 abgeschlossen sein.

ORF.at, Mo., 2003.07.21

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Leidenschaftliche Gärtnerin

„Gärten werden geliebt und besucht, man liest Gartenbücher und man pflanzt auch selbst“, so Maria Auböck zum aktuellen Trend.

„Gärten werden geliebt und besucht, man liest Gartenbücher und man pflanzt auch selbst“, so Maria Auböck zum aktuellen Trend.

„Wir sind in der Aufbau-Phase und das ist immer positiv. Man schwärmt in Europa nicht nur von der Wiener Atmosphäre, sondern auch von unseren Gärten, aber wenn man hinter die Kulissen blickt, entdeckt man Ruinen. Wir müssen den Finger auf diese Wunden legen, denn die Wertschätzung für diese Kulturgüter darf sich nicht nur auf Sympathie beschränken, sondern muss in Investment enden“, stellt Maria Auböck, prominente Wiener Garten-Architektin und Vorkämpferin für neues Bewusstsein auf diesem Gebiet, fest.

Und sie weiß, dass zur Erhaltung der zahlreichen historischen Garten-Anlagen des Landes zusätzlich zu den Mitteln der öffentlichen Hand auch Sponsoren-Gelder notwendig sind. Zu den Tätigkeitsgebieten der Fachfrau, die seit knapp 20 Jahren ein eigenes Atelier hat, zählen u.a. Landschafts- und Freiraumplanungen, Architekturaufgaben, Park- und Platzgestaltungen, Freiräume für Wohnhausanlagen sowie Gartendenkmalpflege.


Gartenboom seit zehn Jahren

„In den letzten zehn Jahren gibt es einen Gartenboom. Die Österreicher sind interessiert und möchten in ihrem nahen Umfeld eine qualitätsvolle Umgebung schaffen. Und so wird - wesentlich mehr als früher - jedes kleinste Fleckchen Grün gestaltet. Es gibt hier verschiedene Tendenzen: Es kann der Hang zum Kitsch ausufern, aber es gibt ebenso moderne, schlichte Entwürfe“, erklärt Auböck.

Bei der privaten Garten-Gestaltung werde manchmal ökologisch und manchmal ethnologisch gedacht. Heute sei die Vielfalt der Geschmäcker eben sehr stark.


Interessierte Privatgarten-Besitzer

„Zu unseren Kunden zählen sehr viele interessierte Hausbesitzer und daher beschäftigt sich unser Atelier intensiv mit Hausgärten. Das ist eine ständige Beschäftigung, die uns große Freude bereitet und anspornt. In den letzten Jahren haben wir etwa acht bis 15 Projekte pro Jahr. Aber natürlich hängt das auch immer von der Wirtschaftslage ab“, erklärt Maria Auböck.

Zu bezahlen ist die Gartengestaltung mittels Honorarsatz. Dieser ist nach der Gebühren-Ordnung geregelt und beträgt zehn Prozent der Herstellungskosten. Diese wiederum hängen vom bereits bestehenden Bestand, von der Topografie etc. ab.


Kosten von 50 bis 200 Euro

Zum Kostenfaktor in der Gartengestaltung nennt die erfahrene Garten-Architektin einen Vergleich:

„Man kann im Wohnzimmer einen Nadelfilz- oder einen Perserteppich haben, je nach finanziellen Möglichkeiten. Und genau so ist es im Garten. Die Palette reicht von schlichten, einfachen Ideen, wo der Quadratmeter etwa 50 Euro kostet, bis zu aufwändigen Gestaltungen wie z.B. mit Pool, künstlicher Bewässerung oder aufwändiger Beleuchtung bis zu 200 Euro pro Quadratmeter.“


Wettbewerbs-Gewinne

Zu den Wettbewerben, die das Büro Auböck & Kárász in letzter Zeit gewonnen hat, zählen u.a. die „Autofreie Mustersiedlung“ (gemeinsam mit Architekten S & S), Wien 1998; Gestaltung des Vorfeldes von Schloss Schönbrunn (ebenfalls mit Architekten S & S), Wien 2002; Außenanlagen der Wohnbebauung auf der Theresienhöhe-Garage (mit Architekten Steidle und H. Wimmer), München 2001; Außenanlagen des LKH Fürstenfeld, 2001; Freiflächengestaltung Oberlaa-West, umfassendes Freiraumkonzept für ein Stadterweiterungsgebiet mit vertiefender Bearbeitung, Wien 2002.


Fertig gestellte Projekte

Zu den zahlreichen bereits vollendeten Projekten der jüngeren Vergangenheit zählen u.a. die Glasgalerie Kovacek, Wien 1996, Sport- und Spielbereiche der Schule Gerichtsgasse, Wien 1998; Patios und Dachgärten für den Neubau der Österreichischen Nationalbank, Wien, 1998; „Gartenlust und Wasserspiel“, OÖ. Landesgartenausstellung im Toskanapark, Gmunden, 1999.

Weitere Projekte: Landschaftsgestaltung des Pilotprojekts „Autofreie Mustersiedlung“, Wien 2000; Pilotprojekt „Interethnisches Wohnen“, Wien 2000; Städtebaulich-landschaftsplanerisches Workshop: Zur Entwicklung des Umfeldes der Pinakothek der Moderne in München (mit Ortner+Ortner, Hillmar/Sattler, M. Schwarz), 2000; Gartendenkmalpflege-Gutachten und Revitalisierungs-Konzept für Spitalskomplex Steinhof in Wien, 2001; Außenanlagen im neuen Münchner Stadtteil Theresienhöhe, 2002; Neugestaltung der Außenanlagen des Europ. Patentamtes, Dienststelle Wien, 2003; Neugestaltung des Stadtparks in Hall/Tirol, 2003 (in Fertigstellung).


Maria Auböck

Maria Auböck, gebürtige Wienerin, absolvierte das Studium der Architektur an der TU Wien mit Schwerpunkt Städtebau. In den Jahren 1978/79 hatte sie ein Forschungs-Stipendium an der TU München-Weihenstephan. Es folgten Studien-Aufenthalte in den USA, so z.B. an der „Rhode Island School of Design“.

Seit 1985 ist sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Garten- und Landschaftsgestaltung), seit 1999 Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in München für „Gestaltung und Ausstattung im Außenbereich“. Überdies ist Auböck Autorin und Herausgeberin zahlreicher Garten-Bücher sowie von Fachliteratur.


Seit 1985 eigenes Atelier

Im Jahr 1985 eröffnete Auböck ein eigenes Atelier in Wien, seit damals ist sie auch Ziviltechnikerin (aufrechte Befugnis). Seit 1987 führt Maria Auböck ein gemeinsames Atelier mit János Kárász.

Das Atelier beschäftigt sieben Mitarbeiter (Landschaftsarchitekten, Architekten und Kulturwissenschafter).


[Tipp:
„Das Belvedere - Der Garten des Prinzen Eugen in Wien“, Maria Auböck (Hg.), Ingrid Gregor (Fotos), 208 Seiten, 130 Abbildungen, Holzhausen, ISBN: 3-85493-070-4, erscheint im September 2003.]

ORF.at, Mo., 2003.07.21

16. Januar 2002Matthias Osiecki
ORF.at

Ein konsequenter Erforscher

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, sagt Adolf Krischanitz.

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, sagt Adolf Krischanitz.

Adolf Krischanitz, 1945 in Schwarzach im Pongau geboren, studierte von 1965-72 Architektur an der Technischen Universität Wien. 1970 gründete er die Arbeitsgemeinschaft „Missing Link“ mit Angela Hareiter (bis 1974) und Otto Kapfinger.

Mit Kapfinger organisierte er 1980 die Ausstellung „Austrian New Wave“ in New York und realisierte mit ihm seit diesem Zeitpunkt bis 1984 diverse Projekte und Bauten.


Funktionen und Projekte

1982 wurde Krischanitz Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. Von 1986-88 war er Mitglied des Gestaltungsbeirats Salzburg. Im Zeitraum 1988-89 lehrte er als Gastprofessor an der Technischen Universität München. Von 1991-95 war Krischanitz Präsident der Wiener Secession. Seit 1992 ist er Professor für Entwerfen und Stadterneuerung an der Hochschule der bildenden Künste Berlin. 1991 und 1996 nahm er an der Architektur-Biennale in Venedig teil.


„Gesichtsfeld erweitert“

Wien hält der erfolgreiche Architekt für einen guten Nährboden, für ein Reservat an Talenten. Allerdings seien die Auftragsmöglichkeiten hier sehr eingeschränkt. „Ich lehre nun seit mehr als acht Jahren in Berlin. In Wien habe ich nie eine Professur angestrebt. Es ist wichtig, sein Gesichtsfeld zu erweitern. Denn mich hat immer schon interessiert, wie baut man in Europa“, erzählt Krischanitz, der ob seiner Unabhängigkeit von manchen als schwierig und unnahbar eingestuft wird.


Vielfältige Projekte

Über Auftragsmangel kann der Wiener Stararchitekt, der in Österreich zahlreiche Projekte realisiert hat, nicht klagen. So arbeitet er derzeit u.a. an einer inneren und äußeren Umgestaltung der Zürcher Nobelhotels „Baur au Lac“ und „Baur au ville“. Zu seinen weiteren Projekten zählen ein Wohnbau in Wien-Kagran, ein Büro-Bau sowie die ASFINAG-Verkehrszähl-Zentrale sowie das Tauernbahn-Museum.


RadioCafe-Sessel

Seine Vielfältigkeit umfasst auch Design: So kreierte Krischanitz zu seiner Um- und Neugestaltung des RadioKulturhauses auch eigens einen Sessel. „Ich habe immer gerne auch ein passendes Möbel zum jeweiligen Bau entworfen“, erinnert sich Krischanitz an sein Zeit in der Secession. Denn oft würden die besten Designer-Möbel in einem bestimmten Raum zur Karikatur. Die Nachfrage nach dem RadioCafe-Sessel sei größer denn je. Er sei nun auf der Suche nach einem Produzenten, da die der ursprüngliche Hersteller nicht mehr existiere, so Krischanitz.


Konsequente Entwicklung

Die Architektur von Adolf Krischanitz zeichnet sich durch eine konsequent forschende Entwicklung anhand von „Themen“ aus. Sie reicht von den experimentellen Zeichnungen und Performances in der Gruppe „Missing Link“ über die analytischen Projekte mit Otto Kapfinger bis zu seinen konkreten Bauten ab den 80er Jahren, die eine kritisch-künstlerische Befragung der Wirklichkeit sind.

Von der Mitte der 80er Jahre bis zur Mitte der 90er Jahre arbeitete Krischanitz mit dem konstruktivistischen Künstler Oskar Putz zusammen, um die Stimmung und Wirkung von Oberflächen, Farben und deren Grenzen der Abstraktion zu erproben. Krischanitz will „vorwärts zurück“, zum reinen Raum, zur absoluten Reduktion. Allerdings nicht minimalistisch, sondern aufgeladen durch die Kraft des Materials und seiner Elemente.


Erster Wagner-Städtebaupreis-Träger

Im Jahr 1991 erhielt Krischanitz den Preis der Stadt Wien für Architektur. 1995 wurde er als Erster mit dem „Otto-Wagner-Städtebaupreis“ für sein neuartiges Besiedelungskonzept der „Donau-City“ ausgezeichnet.

ORF.at, Mi., 2002.01.16

16. Januar 2002Matthias Osiecki
ORF.at

Praktikable Intervention

Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz.

Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz.

"Pavillon kommt ja von „Papillon“, von „Schmetterling“", erklärt Adolf Krischanitz. Nicht nur etwas Schwebendes, sondern auch etwas Unstetes zeichne sie aus. Der Wiener Stararchitekt hat schon viele Pavillons gebaut. Vom Traisen-Pavillon in St. Pölten bis zum Österreich-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse.

Am kommenden Donnerstag eröffnet Krischanitz - in Sichtweite seines Ateliers - seinen nächsten Pavillon: An der Stelle der 1991 von ihm errichteten und kürzlich abgetragenen Kunsthalle Wien hat er einen „project space“ hingestellt. Eröffnet wird der transparente Glaskubus, der 250 Quadratmeter Ausstellungsfläche, einen Veranstaltungsraum und ein Cafe-Restaurant beherbergt, mit einer kleinen Werkschau über „Die Pavillons des Adolf Krischanitz“.


„Immer ein Provisorium“

„Ich habe damit gerechnet, dass die Kunsthalle wieder abgetragen werden muss“, gibt sich Krischanitz im APA-Gespräch illusionslos. „Sie war ja immer als Provisorium gedacht und hatte, da sie mehr als doppelt so lang als ursprünglich vorgesehen gestanden ist, ihre Halbwertszeit auch längst überschritten.“

Dass für „die dritte Version der Kunsthalle“ (Krischanitz), deren Erstversion für die Ausstellung „Von der Natur in der Kunst“ als Halle in der (Winterreit-)Halle diente, nicht wie vorgesehen die alten Stahlträger verwendet wurden, hat nichts mit dem Zahn der Zeit zu tun: „Der Stahlpreis ist so gesunken, dass uns Recycling teurer gekommen wäre als das Verwenden neuer Träger.“


„project space“ für 10 Jahre

Architektur auf Zeit - auch der neue „project space“ ist vorläufig nur auf zehn Jahre genehmigt - wäre rascher herstellbar, von den Widmungen her rascher durchzusetzen und ermögliche so Schnellinterventionen im Stadtraum, die immer wichtiger würden, meint Krischanitz.


Container verkauft

Der alte, einst heftig umstrittene Container der „Kunsthalle“ wird übrigens nicht, wie kurzfristig überlegt, bei der Universität für Angewandte Kunst aufgestellt, sondern wurde schließlich an die Abbruchfirma verkauft - was die Abrisskosten reduzierte.

Ob die Halle nun verschrottet oder irgendwo als Lagerhalle verwendet wird - „in dem Fall werden sie sicher ein Satteldach draufmachen“ - scherzt Krischanitz, weiß der Architekt nicht. Es interessiert ihn auch nicht wirklich. Auch seine Pavillons für Frankfurt und St. Pölten erlitten bereits ein ähnliches Schicksal: Da sich kein Käufer fand, wurden sie vom Aufsteller bzw. vom Abbruchunternehmen selbst verwertet. Für Krischanitz ist das kein Problem: „Es hat keinen Sinn, bei temporären Objekten zu leiden“.


Mehr Stress bei temporären Bauten

„Man will natürlich immer ganz fix und ganz groß bauen“, gibt der Architekt, zu dessen prominentesten Bauten die Kunsthalle Krems, die Neue Welt Schule im Wiener Prater und die Lauder Chabad Schule im Wiener Augarten zählen, unumwunden zu. Schließlich habe der Architekt bei temporären Bauten mehr Stress und - auf Grund der geringeren Bausumme - meist weniger Verdienst, dafür ein hohes Maß an Aufmerksamkeit: „Pavillons stehen eigentlich immer am falschen Ort. Das müssen sie, um zu funktionieren. Insofern war auch bei der Kunsthalle der damalige Skandal durchaus in meinem Sinn. Die Gefahr war damals nur, dass die Kulturstadträtin Pasterk das nicht durchstehen würde.“

ORF.at, Mi., 2002.01.16



verknüpfte Bauwerke
KUNSTHALLE wien – project space

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Presseschau 12

04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Eine junge Disziplin

Der Studienzweig „Landschaftsplanung und Landschaftspflege“ ist eine angewandte Ingenieurwissenschaft auf Grundlage und in Anwendung von sozio-ökonomischen, ökologischen und gestalterischen Kenntnissen.

Der Studienzweig „Landschaftsplanung und Landschaftspflege“ ist eine angewandte Ingenieurwissenschaft auf Grundlage und in Anwendung von sozio-ökonomischen, ökologischen und gestalterischen Kenntnissen.

„Die Motive, warum jemand gerade dieses Studium ergreift, sind äußerst mannigfach. Wie wir aus Studenten-Umfragen wissen, sind die subjektiven Perspektiven sehr unterschiedlich. Das reicht vom Naturschutz bis zu den Bereichen Freizeit und Tourismus. Derzeit haben wir etwa 200 Studentinnen und Studenten, die bei uns den Bereich Landschaftspflege belegt haben“, erklärt Gerda Schneider, Vorstand des Instituts für Landschaftsplanung und Ingenieurbiologie an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku).

Insgesamt gibt es bei der Studienrichtung „Landschaftsplanung und -pflege“ rund 800 Studierende, davon sind mehr als 50 Prozent Frauen. „Die Drop-out-Rate liegt heute bei etwa 30 Prozent. Das ist eine enorme Umkehr im Vergleich zu vor zehn Jahren: Damals lag sie bei etwa 70 Prozent. Wir haben nach dem neuen Studienplan nun bereits im ersten Semester vier Projekt-Übungen, was die Studenten sehr motiviert“, so Gerda Schneider, die auch Vorsitzende der Studienkommission ist.


Studentenzahl hat sich eingependelt

„Vor etwa 20 Jahren gab es bei den jungen Menschen durch den Konflikt um das geplante Kraftwerk Hainburg eine besondere Sensibilisierung. So gab es z.B. 1991 weit mehr Studenten, als je in Österreich eine Chance gehabt hätten, in ihrem Beruf unterzukommen, aber die Lage hat sich sehr positiv entwickelt und stabilisiert“, erzählt die Landschafts-Expertin.

Waren es damals rund 250 Studenten pro Jahr, so hat sich die Zahl heute auf etwa 150 eingependelt, die diese Richtung an der Boku besuchen.


Studium erst seit 1969

Es ist ein sehr junger Studienzweig: Bis 1969 gab es auf diesem Gebiet nur ein Studium irregulare. Erst damals wurde die Studienrichtung „Grünraumgestaltung“ eingeführt. 1980 wurde ein Studien-Versuch „Landschaftsökonomie und -gestaltung“ gestartet. Und erst seit 1991 gibt es das Diplomstudium im Bereich „Landschaftsplanung- und pflege“.

„Die Gärtnerei galt früher eher als Handwerk, daher gab es auch kein universitäres Studium. So wurden diese Bereiche z.B. in Deutschland eher an Fachhochschulen gelehrt“, erklärt Professor Schneider.


Erste Lehranstalt in Eisgrub

Die erste Höhere Lehranstalt für Gartenbau wurde in der Monarchie im Jahr 1895 in Eisgrub (dem heutigen Lednice in Tschechien) gegründet und bestand bis 1942.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1951 die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Wien-Schönbrunn gegründet.


Heute Flexibilität erforderlich

„Wir haben heute den Eindruck, dass gut 80 Prozent unserer Absolventen in ihrem Bereich einen Job finden. Das reicht vom Raumplanungs- und Ingenieur-Büro bis zu den Behörden in den jeweiligen Landesregierungen“, stellt Gerda Schneider fest.

Und welche praktischen Ratschläge hat Gerda Schneider für die Studierenden: „Man sollte sich nicht zu stark spezialisieren und flexibel bleiben, denn unser Aufgabengebiet ist von den jeweiligen Investitions-Programmen sehr abhängig. Und man sollte ein freiberufliches Verständnis haben, denn es gibt meist eine längere Aufbauphase, bis man einigermaßen gut verdient.“

ORF.at, Mo., 2003.08.04

04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Gelungene Vorreiter-Rolle

„Erst durch mühsame Aufklärungsarbeit entstand aus dem bloßen Hochwasserschutz-Projekt schließlich ein Freizeit-Paradies“, so Marija Kirchner über die Entstehung der Donauinsel.

„Erst durch mühsame Aufklärungsarbeit entstand aus dem bloßen Hochwasserschutz-Projekt schließlich ein Freizeit-Paradies“, so Marija Kirchner über die Entstehung der Donauinsel.

„Unser Planungs-Schwerpunkt war vor allem der Südteil der Insel. Es gab ja am Anfang ganz verschiedene Vorstellungen. So hat man u.a. auch eine starke Bebauung überlegt. Aber letztlich hat sich doch der Landschaftsgedanke durchgesetzt. Und Wien kam so viel stärker an die Donau - bis zu 60.000 Menschen können die Donauinsel besuchen. Das gibt es sonst nirgends in einer Großstadt“, erinnert sich die Wiener Landschaftsarchitektin Marija Kirchner.

Die Grün-Expertin war, zusammen mit ihrem 1995 verstorbenen Mann Wilfried Kirchner, wesentlich an der landschaftlichen Planung der Wiener Donauinsel, deren Hauptzweck der Hochwasserschutz ist, beteiligt. Heute wird die künstlich angelegte Insel allerdings vor allem als Freizeitparadies und als Veranstaltungsort für das inzwischen sehr gefragte Donauinselfest, das heuer zum 20. Mal stattfand, wahrgenommen.


Diskussionen um Hochwasser-Schutz

Donauinsel und Neue Donau liegen im Bereich des nach der Flussregulierung angelegten Überschwemmungsgebietes. Die Diskussionen um die Verbesserungen des Schutzes vor Überflutung begannen bereits nach dem katastrophalen Hochwasser von 1954. Die Debatte über die politische Entscheidung löste damals eine veritable Krise im Rathaus aus: Der Gemeinderat fasste 1969 den entsprechenden Beschluss gegen die Stimmen der ÖVP, die schließlich 1973 die Koalition mit der SPÖ verließ.

„Rückblickend muss man bewundern, wie gut die Logistik damals funktioniert hat. Es waren ja unzählige Experten - vom Ökologen über den Forstfachmann bis zum Wasserbau-Ingenieur - an diesem Großprojekt beteiligt. Und zur Umsetzung gab es ein kompliziertes Gefüge. Vor allem aber gab es damals den politischen Willen, der letztlich die Realisierung ermöglicht hat“, erklärt Kirchner.


Offizielle Benennung 1984

1972 begannen die Aushubarbeiten, 1984 erfolgte die offizielle Benennung und am 13. Oktober 1987 wurden die letzten Baggerarbeiten auf der neu entstandenen Insel beendet.

Die zwischen Donau und Entlastungsgerinne aufgeschüttete Donauinsel ist rund 20 Kilometer lang und durchschnittlich 400 Meter breit. Mittlerweile verfügt sie auch über einen eigenen U-Bahn-Anschluss.

Abwechslungsreiche Formen

Eine besondere Qualität dieses künstlich entstandenen Gebietes von Wien ist sein Abwechslungsreichtum, denn die ursprüngliche Konzeption sah sehr simpel aus:

„Ursprünglich waren nur eine Böschung, ein Treppelweg und oben die Erschließung mit Parkplätzen vorgesehen. Eine solche Gestaltung für ein Gebiet von 20 Kilometer Länge ist ja undenkbar. Also zerbrachen wir uns den Kopf, wie man die technischen Anforderungen mit den Ansprüchen der Landschaftsplanung vereinbaren kann. Wie kann ich hier einen gewissen Gestaltungsreichtum schaffen - und wie viel kostet das? Unsere Überzeugungsarbeit war enorm - und zum Glück hat doch die bewegte Topografie gesiegt“, sagt Kirchner.


Anhebung des Donaudamms

Nach der Errichtung der Staustufe Wien musste vor wenigen Jahren in der zweiten Bauphase, etwa ab 1985, ein Teil des rechten Donaudamms (zwischen „Holiday Inn“ und Kafkaweg) angehoben werden.

„Wenn man diesen Teil heute, nachdem sich auch die Natur ausgebreitet hat, betrachtet, kann man sehen, dass die Gestaltung zu einer großen Bereicherung beigetragen hat“, so Kirchner.


Ruder-WM 1991

Das Ehepaar Kirchner gestaltete aber auch das Donauinsel-Gelände für die Ruder-WM im Jahr 1991. Marija Kirchner erläutert dazu:

„Es gab eine kürzere Strecke für die Kanuten, eine längere für die Boote. Dabei war natürlich die Ziellinie sehr wichtig. Diese wurde nach einer ganz neuen Methode im Wasser verankert. Das haben wir in der Führung der Treppe visualisiert. Bei diesem Projekt musste die Landschaftsplanung ganz konkret auf die Bedingungen eines Rennbetriebes eingehen. Und wir hatten auch ganz stark die Nachnutzung bedacht.“


Marija Kirchner

Marija Kirchner, gebürtige Kroatin, leitet seit dem Tod ihres Mannes 1995 das Wiener Atelier für Landschaftsplanung. Nach abgeschlossenem Studium der Architektur an der TU Zagreb arbeitete sie zunächst im Büro von Professor Schwanzer.

Gleichzeitig inskribierte sie das damals neue Aufbaustudium „Raumplanung und Raumordnung“ an der TU Wien. 1972 trat sie in das Büro von Wilfried Kirchner ein.


Fachgebiete

Das heute insgesamt 7-köpfige Team befasst sich u.a. mit den Fachgebieten Landschaftsplanung auf Landes- und Gemeindeebene, Bearbeitungen auf dem Gebiet der Stadtplanung und Stadtgestaltung, Freiraumplanungen im Wohn- und Siedlungsbau.

Zu den weiteren Fachgebieten zählen u.a. landschaftsplanerische bzw. stadtgestalterische Bearbeitungen von Fließgewässern und Seen sowie von Verkehrswegen wie Straßen und Eisenbahnen.


Zahlreiche Projekte

Zu den bisher rund 250 ausgeführten Projekten des Ateliers Kirchner zählen u.a. das Landschaftsschutzgebiet Toter Grund, Grünraumplanung Rechter Donaudamm, Wien-Brigittenau sowie das Sommerbad Döbling.

Weitere Projekte waren die Rückbauung des Liesingbaches, Gestaltung des Nationalparks Donauauen/Lobau, die Freiraumgestaltung für die Wohnhausanlage Alt Erlaa sowie die Gestaltung öffentlicher Parks.

ORF.at, Mo., 2003.08.04

04. August 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Freies Terrain

„Ganz wesentlich ist, das Grundstück und das Bauwerk in eine harmonische Einheit zusammenzuführen“, so Maria Auböck.

„Ganz wesentlich ist, das Grundstück und das Bauwerk in eine harmonische Einheit zusammenzuführen“, so Maria Auböck.

„Wir haben durchschnittlich Aufträge für etwa fünf bis acht Privatgärten pro Jahr. Oft sind es Gärten bei einem neugebauten Wohnhaus, aber auch die Gestaltung von Dachgärten, Terrassen sowie die Begrünung von Innenhöfen zählt dazu“, sagt die Wiener Garten-Architektin Maria Auböck.

Die Größenordnung der Gärten liegt im Raum Wien und Niederösterreich meist zwischen 800 bis 1500 Quadratmetern. „Die Gestaltungs-Richtungen reichen heute vom klassischen Selbstversorger-Garten, über asiatische Formen bis zum Öko-Garten. Natürlich hängt das immer vom Geschmack und von den Möglichkeiten des jeweiligen Auftragsgebers ab“, erklärt Auböck.


Prinzipielle Überlegungen

„Der Garten soll für die Menschen ein bewohn- und erlebbarer Teil Natur sein, daher verstehen wir ihn als eine Erweiterung des Wohnraumes. Bei unseren Projekten fließen die gebauten und die gewachsenen Teile ineinander. Das Leben soll sich womöglich im Erdgeschoß in einer durchgehenden Oberfläche abspielen“, erläutert Maria Auböck ihre Garten-Philosophie.

Als wesentliche Punkte, die bei der Garten-Gestaltung zu beachten sind, nennt die erfahrene Expertin u.a.: Ein Vorgarten sollte zumindest vier oder fünf Meter Tiefe haben, die Seitenabstände zum Nachbargrundstück sollten mindestens bei zweieinhalb bis drei Metern liegen und ein Wohngarten sollte mindestens 20 Quadratmeter haben.


Licht, Ausblicke, Wasser

„Das Licht ist ein wichtiger Punkt: Wo steht das Haus und wie sind die Tagesabläufe? Wann gibt es Morgen-, wann ein Spätabend-Licht? Wo kann man die Terrasse so anlegen, dass man am Nachmittag noch im Schatten sitzen oder den Sonnenuntergang genießen kann?“, gibt Auböck zu bedenken.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist - so vorhanden - der Ausblick: „Wir befürworten grüne Zäune und Hecken und machen eben Ausschnitte, wo es einen Ausblick gibt“, meint Auböck. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Bewässerung.


Drei Garten-Beispiele

Im Folgenden erläutert Maria Auböck anhand von drei bereits ausgeführten Projekten die Möglichkeiten, einen Garten zu gestalten.


Einfamilienhaus in Perchtoldsdorf

„Bei diesem Projekt hatte der Architekt nur wenig räumliche Möglichkeiten. Daher war es unser Ziel, einen besonders schönen Zaun aus kanadischer Zeder zu errichten. Wir haben darauf Wert gelegt, dass der Ausgang vom Wohnzimmer in eine große Zedern-Terrasse am Schwimmbad mündet“, erläutert Maria Auböck zu diesem Perchtoldsdorfer Garten.

Bei diesem Garten-Projekt eines Geschäftsmannes wurde Auböck erst nach Errichtung des Hauses hinzugezogen. Durch Zukauf wurde das Grundstück von ursprünglich 750 Quadratmetern auf 1.000 vergrößert und um eine große Spielwiese ergänzt. Da der Besitzer eine Vorliebe fürs Asiatische hat, wurde eine große Bambusgruppe gesetzt und das Schwimmbad mit Magnolien akzentuiert. Abgeschlossen war das Projekt in etwa einem halben Jahr.


Hanglage in Klosterneuburg

Dieses Beispiel zeigt ein Haus mit Hanglage in Klosterneuburg mit einer Grundstücksgröße von etwa 950 Quadratmetern. In diesem Fall sollte ein Wohnhaus mit Garten für eine sehr beschäftigte Managerin eines Großkonzerns entstehen, das dicht an zwei Siedlungshäuser grenzt. „Daher haben wir auf beiden Seiten ganz dichte Sichtschutzhecken aus heimischen Wildgehölzen, u.a. Traubenkirsche, Feldahorn und Hainbuche gesetzt“, erkärt Auböck.

Die eigentliche „Wohnwiese“ hat hier ein Ausmaß von etwa 100 Quadratmetern. Auf dem Abhang des Grundstücks wurde ein Gemüsegarten mit Erdbeer-Beeten sowie Brombeer- und Ribiselhecken angelegt. Das Foto zeigt den Garten nach dem Rückschnitt, der alle zwei bis drei Jahre notwendig ist


Buddhistisches in Salmannsdorf

Manche Aufträge erstrecken sich über Jahre, wie dieses Beispiel eines einstigen Obstgartens in den Hügeln von Salmannsdorf zeigt: Ursprünglich war dies ein alter Obstgarten mit etwa 300 Obstbäumen. Nach ersten Rodungen entstand eine große Wiese am Hang, es blieben rund 170 Obstbäume.

Ursprünglich sollte Maria Auböck hier nur einen Zugang zum Haus gestalten - ihre Tätigkeit dehnte sich hier schließlich auf zwölf Jahre aus. Als der Besitzer zum Buddhismus übertrat, entstand ein ganz spezielles Projekt: „Aus einem Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg, den es hier gab, haben wir schließlich einen Teich in Form eines Yin-Yang-Symbols gestaltet. Weiters entstanden in dem alten Obstgarten drei Sitzplätze sowie ein Wasserlauf mit ewigem Kreislauf. Ich glaube, dass dies eines der schönsten Beispiele ist, wie man in einem alten Garten durch Implantate Lebensraum schaffen kann“, so Auböck.


Begeisterte Garten-Architektin

„Ich habe mich für diesen speziellen Bereich entschieden, weil ich während des Studiums gemerkt habe, dass man heute in der Architektur durchwegs mit Finanzierungs-Problemen konfrontiert ist. Im Garten bin ich frei und kann noch träumen“, erklärt Maria Auböck ihre Berufs-Entscheidung.

„Außerdem kann ich in diesem Bereich meinen Vorstellungen eines wohnungsorientierten Lebens nachgehen. Im Hochbau kann man heute nur noch unter enormen Zwängen von Gesetzen und Auflagen arbeiten. Da sind die Gärten noch ein freieres Terrain“, resümiert Maria Auböck.

ORF.at, Mo., 2003.08.04

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Hoffen auf mehr

Erst mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle können historische Gärten in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden.

Erst mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle können historische Gärten in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden.

„Ihren Aufschwung hatte die Erforschung historischer Gärten erst nach dem Zweiten Weltkrieg und erreichte einen ersten Höhepunkt in den 80er Jahren. Das Bundesdenkmalamt konnte damals dieser Entwicklung nicht Rechnung tragen, weil es aufgrund einer oberstgerichtlichen Erkenntnis aus dem Jahr 1964 nicht mehr möglich war, historische Anlagen unter Denkmalschutz zu stellen. Allerdings haben wir insofern reagiert, als ein Referat für Gartendenkmalpflege geschaffen wurde“, erklärt Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Bundesdenkmalamtes.

„Erst mit der Gesetzesnovelle 1999 gelang es, eine Liste taxativ aufgezählter Gartenanlagen dem Gesetz anzuschließen, die nun zur Unterschutzstellung vorgesehen waren. Taxativ deshalb, weil es dazu einer Ausnahmebestimmung in der Verfassung bedurfte, also einer Durchbrechung des föderalistischen Prinzips“, so Höhle zum neuen Gesetz.


56 geschützte Garten-Anlagen

Vom Bundesdenkmalamt und von Vertretern der Bundesländer wurde daraufhin eine Liste schützenswerter Objekte erstellt, die derzeit österreichweit 56 Gärten umfasst.

„Wir hoffen natürlich auf eine grundsätzliche Regelung. Österreich ist hier Schlusslicht in Europa, denn international zählt es zur Binsenweisheit, dass historische Gartenanlagen architektonischen Objekten gleichzusetzen sind“, so Höhle.


Einheit von Architektur und Garten

„Nun sind Grundlagenforschungen im Gange, welche Objekte schützenswert sind. In ganz Österreich sind es Hunderte Gärten, die dafür in Frage kommen. Derzeit sind wir mit den 56 Anlagen beschäftigt. Für jedes dieser Objekte muss nun ein Parkpflegewerk erstellt werden, das nicht nur den Ist-, sondern auch den Soll-Zustand definiert“, so die Generalkonservatorin.

Die gesetzliche Unterschutzstellung bedeutet immer die Einheit von Architektur und Garten. So kamen im Vorjahr in Wien die Hofburg, der Burg- und Volksgarten, der Heldenplatz sowie die beiden Museen und der Maria-Theresien-Platz dazu.


Stadtpark-Sanierung

Eines der aktuellen Projekte ist die Sanierung des Wiener Stadtparks, der zur Zeit des Ringstraßen-Baus um 1860 entstanden ist.

Sein Erscheinungsbild hat seit dem Zweiten Weltkrieg einige Einbußen und Veränderungen erfahren. Nun sollen einstige Sichtachsen, historische Blumendekorationen, aber auch historische Bauelemente wiederhergestellt werden. Überdies werden falsche Bepflanzungen korrigiert und historische Gewächse saniert.


Schlosspark Schönbrunn

In den letzten Jahren wurden nun mehrere Projekte in ganz Österreich umgesetzt:

So konnten die Restaurierungsarbeiten im Schönbrunner Schlosspark an der Römischen Ruine und am Obelisken abgeschlossen sowie der „Kammergarten am Keller“ seitlich des Schlosses inzwischen rekonstruiert werden.


Schloss Laxenburg

Fortgeschritten sind die gartenarchitektonischen Arbeiten im Schloss Laxenburg. Hier wurde im Zuge der Sanierung der Franzensburg eine Neubepflanzung durchgeführt.


Schlosspark Eggenberg

Eines der steirischen Projekte befindet sich in Graz, der diesjährigen „Kulturhauptstadt“: der Park von Schloss Eggenberg, eine weitläufige Anlage aus der Zeit der Romantik, die mit ihrem wertvollen Baumbestand zu den kostbarsten Gartendenkmälern des Landes zählt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Übergang der Anlage in öffentlichen Besitz blieb der Garten zwar in seiner Grundstruktur erhalten, ein Großteil der Staffagen und pflegeaufwändigen Bereiche ging jedoch verloren. Vor einem Jahrzehnt schien der Fortbestand des Gartens als Kulturdenkmal ernsthaft gefährdet.


Durchgeführte Maßnahmen

Im Auftrag des Landesmuseums Joanneum und des Bundesdenkmalamtes wurde schließlich von Garten-Expertin Maria Auböck ein Parkpflegewerk als Grundlage für zukünftige Sanierungsschritte erstellt. Seit dem Jahr 2000 sind nun erste Umsetzungen erfolgt:

Umfangreiche Maßnahmen zur Sanierung und Ergänzung der Gehölzgruppen, Freistellen wichtiger Sichtachsen, Rekonstruktion fehlender Sträucher sowie des ursprünglichen Wassergartens wurden bisher durchgeführt.


Aufwändiger „Extragarten“

Das bisher aufwändigste Projekt ist die Neugestaltung des ehemaligen „Extragartens“ in der Nordecke des Areals: Einst barocker Küchengarten, im Biedermeier glanzvolle Schauanlage der Herbersteinschen Handelsgärtnerei, wurde er im 20. Jahrhundert vollkommen zerstört.

Garten-Architektin Helga Tornquist hat hier im Vorjahr eine neue Anlage auf der zugrunde liegenden allegorischen Programmatik des Schlosses geschaffen. Im kommenden Frühling wird der Eggenberger „Planetengarten“ eröffnet.


„Rosenhügel“ und „Herrschaftsgartel“

Zu den zukünftigen Eggenberger Projekten zählen die Restaurierung des ehemaligen „Rosenhügels“ und des „Herrschaftsgartels“, einem aufwändigen Blumengarten an der Rückseite des Schlosses, deren Fertigstellung in den nächsten beiden Jahren geplant ist.

ORF.at, Mo., 2003.07.21

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Gewandeltes Bewusstsein

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, betonte Prinz Eugen beim Bau von Schloss Belvedere die Wichtigkeit des Parks. Österreich besinnt sich heute wieder einer großen Tradition.

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, betonte Prinz Eugen beim Bau von Schloss Belvedere die Wichtigkeit des Parks. Österreich besinnt sich heute wieder einer großen Tradition.

Österreich hat begonnen, sich verstärkt seines grünen Erbes zu besinnen. Und so hat sich in den letzten Jahren nun jene Tendenz durchgesetzt, die in Europa bereits seit Jahrzehnten besteht: historische Parks und Gartenanlagen als eigenständiges Kulturerbe zu betrachten und zu pflegen.

„Es ist in dieser Hinsicht neues Interesse entstanden“, stellt Geza Hajos, der Leiter der Abteilung für Gartenarchitektur im Bundesdenkmalamt fest. Mittlerweile wurden mehr als 100 Parkpflegekonzepte von der Behörde erstellt.


Gesetz schützt historische Anlagen

Mit der Novelle zum Denkmalschutzgesetz hat Österreich - als letztes Land Europas - seit dem Jahr 2000 endlich jene Lücke geschlossen, mit der historische Grünanlagen geschützt werden können. Diese neue Regelung stellt sicher, dass derzeit 56 ausgewählte Parks und Gärten unter Schutz gestellt werden.


Garten-Serie in kultur.ORF.at

Anlässlich der Wiederherstellung zahlreicher historischer Anlagen in Österreich - jüngstes Beispiel ist der Belvedere-Garten - bringt kultur.ORF.at eine dreiteilige Serie über Garten-Architektur in Österreich:

Dabei soll - im Wochen-Rhythmus - ausgehend vom französischen Garten des 18. Jahrhunderts bis zu Privat-Projekten der Gegenwart ein kleiner Überblick der Entwicklungen gegeben werden.


Wiederherstellung des Belvedere-Gartens

„Wir haben uns in der Vorbereitungszeit die Archive vorgenommen und hatten eine sehr genaue Zusammenstellung der vorhandenen Pläne, Daten und Archivalien. Und dann brachten wir mittels Kartierung der Bestände im Gelände sowohl Pflanzen als auch Wege, Stützmauern, Wasserbecken und Skulpturen zu einem gesamten Renovierungskonzept. Unsere Idee ist: Ein Garten bleibt im Laufe der Jahrhunderte ja nicht unverändert“, erklärt Garten-Expertin Maria Auböck, die das Gutachten für den Belvederegarten vor rund 15 Jahren erstellt hat, die langwierige Vorarbeit.

Der Garten des Wiener Schlosses Belvedere soll nun wieder in seine ursprüngliche, aus der Barockzeit stammende Form gebracht werden. Anhand von Kupferstichen und alten Plänen werde die Grünanlagen wieder stilgerecht gestaltet und verwitterte Statuen restauriert, wie Burghauptmann Wolfgang Beer Ende Juni bekannt gab. Damals wurde auch die letzte der neun Musen-Figuren im Unteren Belvedere im wiederhergestellten Zustand aufgestellt.


An Barockzeit angelehnt

Das Ziel der Arbeiten sei es, den Schlossgarten „auf einen Stand zu bringen, der sich sehr stark an die Barockzeit anlehnt“, erklärte Beer. So würden zahlreiche Sträucher und Büsche in mühevoller Kleinarbeit wieder in stilgerechte Formen gebracht.

Im Unteren Belvedere können die Besucher die Ergebnisse der Gärtnerarbeit bereits bewundern: Das Ensemble ist geprägt von Kugel-, Pyramiden- und Quaderformen. „Teilweise sind die Pflanzen schon 14 Jahre alt“, so Beer. So lange habe man sie aufziehen müssen, um sie nun bearbeiten zu können.


Garten-Sanierung seit 1989

„Mit der Garten-Sanierung wurde bereits 1989 begonnen. Die Parterre-Flächen wurden geändert, die Hecken neu gepflanzt und korrigiert. Heute ist der Garten zu 80 Prozent revitalisiert. Es fehlen nur noch Verfeinerungen. Die Grundstruktur der Anlage in der Form von 1720/1730 ist bereits umgesetzt“, erläutert Willibald Ludwig, Gartenverwalter des Belvedere.

„Was die Bepflanzung anbelangt, ist das meiste schon erledigt. Die vier Parterre-Flächen vor dem Schloss sind wiederhergestellt. Nur die Frage der Detaillierung - ob nun bunte Kiese gestreut oder Buchsmäander gepflanzt werden - ist noch zu entscheiden. Und das ist nicht zuletzt eine Kostenfrage“, erklärt Ludwig.


Veränderte Umstände

„Zur Zeit des Prinzen Eugen war das Belvedere ein Privatbesitz. Nach dessen Tod wurde es an das Kaiserhaus verkauft, das es als Wohnschloss hielt. Aber bereits kurze Zeit später gab es hier schon einen Besucherstrom: Die Wiener und auch die Touristen spazierten gerne im Belvedere. In der Folge gab es Veränderungen: Man hat vereinfacht, reduziert und gespart. Etwa um 1840 begannen die ersten Erneuerungsarbeiten. Um 1900, als man hier die Residenz von Thronfolger Franz Ferdinand einrichtete, wurde wieder renoviert. Und wieder veränderte sich der Garten“, erläutert Maria Auböck die Entwicklung.


Name erst seit Maria Theresia

Die Bezeichnung Belvedere für das Schloss entstand übrigens erst nach dem Tod Prinz Eugens, als Maria Theresia die Anlage erwarb. Davor hieß es als „Wunder würdiges Kriegs- und Siegs-Lager deß unvergleichlichen Heldens unserer Zeiten“, wie man auch dem umfassenden Stich-Werk des berühmten Kupferstechers Salomon Kleiner entnehmen kann.


Aufwändige Gartenpflege

Zu den größten Problemen der Erhaltung solcher historischen Großanlagen zählt die aufwändige Pflege:

„Prinz Eugen hatte für seine Gartenpflege rund 120 bis 130 Beschäftigte. Heute haben wir lediglich zehn Personen für eine 17 Hektar große Anlage mit Formschnitt. Alleine die Hecken haben eine Länge von rund zehn Kilometern. Je mehr man auf die Originalgestaltung zurück geht, um so weniger ist eine Mechanisierung möglich“, verdeutlicht Gartenverwalter Ludwig.


Technische Arbeiten

Mit den technischen Arbeiten - also an Gebäuden, Brunnen und Becken - konnte erst in den vergangenen Jahren begonnen werden, denn bis dahin fehlten der zuständigen Burghauptmannschaft die nötigen Mittel für die Sanierung.


Restaurierung der Statuen

Nun werden seit zwei Jahren auch die zahlreichen Statuen Schritt für Schritt wiederhergestellt. Und seit kurzem stehen die frisch restaurierten neun Musen-Figuren im Unteren Belvedere wieder an ihrem Platz.

Die Arbeiten waren auf Grund der Bodenfeuchtigkeit nötig geworden, die die Figuren absinken lassen. Zudem wurde der Sandstein durch die aufsteigende Feuchtigkeit stark von innen angegriffen.


Skulpturen-Sanierung

In der Werkstatt wurden die Skulpturen von gelösten Salzen befreit und die Profile nachgearbeitet. Anschließend wurden sie an der Oberfläche mit Silikonharz überzogen, das die Kunstwerke aus dem frühen 18. Jahrhundert schützen soll. Die Kosten für die Restaurierung der gesamten mythologischen Figuren-Gruppen im Garten betragen laut Burghauptmann Beer rund 150.000 Euro.


Gesamtkosten von 5 Mio. Euro

Die Gesamtsumme für die Gestaltung der Grünanlagen beträgt etwa 5 Millionen Euro. Bereits durchgeführt wurden Arbeiten an den Freitreppen und an der Balustrade im Kammergarten, an zahlreichen Prunktoren sowie an den Figuren an der Ostseite des Schlosses.

Als nächster Schritt stehe die Reparatur der Brunnenanlagen, die insgesamt zehn Springbrunnen umfassen, auf dem Plan, so Beer. Diese seien über die Jahre undicht geworden und derzeit außer Betrieb. Die gesamte Wiederherstellung des Schlossgartens im Belvedere soll bis zum Jahr 2008 abgeschlossen sein.

ORF.at, Mo., 2003.07.21

21. Juli 2003Matthias Osiecki
ORF.at

Leidenschaftliche Gärtnerin

„Gärten werden geliebt und besucht, man liest Gartenbücher und man pflanzt auch selbst“, so Maria Auböck zum aktuellen Trend.

„Gärten werden geliebt und besucht, man liest Gartenbücher und man pflanzt auch selbst“, so Maria Auböck zum aktuellen Trend.

„Wir sind in der Aufbau-Phase und das ist immer positiv. Man schwärmt in Europa nicht nur von der Wiener Atmosphäre, sondern auch von unseren Gärten, aber wenn man hinter die Kulissen blickt, entdeckt man Ruinen. Wir müssen den Finger auf diese Wunden legen, denn die Wertschätzung für diese Kulturgüter darf sich nicht nur auf Sympathie beschränken, sondern muss in Investment enden“, stellt Maria Auböck, prominente Wiener Garten-Architektin und Vorkämpferin für neues Bewusstsein auf diesem Gebiet, fest.

Und sie weiß, dass zur Erhaltung der zahlreichen historischen Garten-Anlagen des Landes zusätzlich zu den Mitteln der öffentlichen Hand auch Sponsoren-Gelder notwendig sind. Zu den Tätigkeitsgebieten der Fachfrau, die seit knapp 20 Jahren ein eigenes Atelier hat, zählen u.a. Landschafts- und Freiraumplanungen, Architekturaufgaben, Park- und Platzgestaltungen, Freiräume für Wohnhausanlagen sowie Gartendenkmalpflege.


Gartenboom seit zehn Jahren

„In den letzten zehn Jahren gibt es einen Gartenboom. Die Österreicher sind interessiert und möchten in ihrem nahen Umfeld eine qualitätsvolle Umgebung schaffen. Und so wird - wesentlich mehr als früher - jedes kleinste Fleckchen Grün gestaltet. Es gibt hier verschiedene Tendenzen: Es kann der Hang zum Kitsch ausufern, aber es gibt ebenso moderne, schlichte Entwürfe“, erklärt Auböck.

Bei der privaten Garten-Gestaltung werde manchmal ökologisch und manchmal ethnologisch gedacht. Heute sei die Vielfalt der Geschmäcker eben sehr stark.


Interessierte Privatgarten-Besitzer

„Zu unseren Kunden zählen sehr viele interessierte Hausbesitzer und daher beschäftigt sich unser Atelier intensiv mit Hausgärten. Das ist eine ständige Beschäftigung, die uns große Freude bereitet und anspornt. In den letzten Jahren haben wir etwa acht bis 15 Projekte pro Jahr. Aber natürlich hängt das auch immer von der Wirtschaftslage ab“, erklärt Maria Auböck.

Zu bezahlen ist die Gartengestaltung mittels Honorarsatz. Dieser ist nach der Gebühren-Ordnung geregelt und beträgt zehn Prozent der Herstellungskosten. Diese wiederum hängen vom bereits bestehenden Bestand, von der Topografie etc. ab.


Kosten von 50 bis 200 Euro

Zum Kostenfaktor in der Gartengestaltung nennt die erfahrene Garten-Architektin einen Vergleich:

„Man kann im Wohnzimmer einen Nadelfilz- oder einen Perserteppich haben, je nach finanziellen Möglichkeiten. Und genau so ist es im Garten. Die Palette reicht von schlichten, einfachen Ideen, wo der Quadratmeter etwa 50 Euro kostet, bis zu aufwändigen Gestaltungen wie z.B. mit Pool, künstlicher Bewässerung oder aufwändiger Beleuchtung bis zu 200 Euro pro Quadratmeter.“


Wettbewerbs-Gewinne

Zu den Wettbewerben, die das Büro Auböck & Kárász in letzter Zeit gewonnen hat, zählen u.a. die „Autofreie Mustersiedlung“ (gemeinsam mit Architekten S & S), Wien 1998; Gestaltung des Vorfeldes von Schloss Schönbrunn (ebenfalls mit Architekten S & S), Wien 2002; Außenanlagen der Wohnbebauung auf der Theresienhöhe-Garage (mit Architekten Steidle und H. Wimmer), München 2001; Außenanlagen des LKH Fürstenfeld, 2001; Freiflächengestaltung Oberlaa-West, umfassendes Freiraumkonzept für ein Stadterweiterungsgebiet mit vertiefender Bearbeitung, Wien 2002.


Fertig gestellte Projekte

Zu den zahlreichen bereits vollendeten Projekten der jüngeren Vergangenheit zählen u.a. die Glasgalerie Kovacek, Wien 1996, Sport- und Spielbereiche der Schule Gerichtsgasse, Wien 1998; Patios und Dachgärten für den Neubau der Österreichischen Nationalbank, Wien, 1998; „Gartenlust und Wasserspiel“, OÖ. Landesgartenausstellung im Toskanapark, Gmunden, 1999.

Weitere Projekte: Landschaftsgestaltung des Pilotprojekts „Autofreie Mustersiedlung“, Wien 2000; Pilotprojekt „Interethnisches Wohnen“, Wien 2000; Städtebaulich-landschaftsplanerisches Workshop: Zur Entwicklung des Umfeldes der Pinakothek der Moderne in München (mit Ortner+Ortner, Hillmar/Sattler, M. Schwarz), 2000; Gartendenkmalpflege-Gutachten und Revitalisierungs-Konzept für Spitalskomplex Steinhof in Wien, 2001; Außenanlagen im neuen Münchner Stadtteil Theresienhöhe, 2002; Neugestaltung der Außenanlagen des Europ. Patentamtes, Dienststelle Wien, 2003; Neugestaltung des Stadtparks in Hall/Tirol, 2003 (in Fertigstellung).


Maria Auböck

Maria Auböck, gebürtige Wienerin, absolvierte das Studium der Architektur an der TU Wien mit Schwerpunkt Städtebau. In den Jahren 1978/79 hatte sie ein Forschungs-Stipendium an der TU München-Weihenstephan. Es folgten Studien-Aufenthalte in den USA, so z.B. an der „Rhode Island School of Design“.

Seit 1985 ist sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Garten- und Landschaftsgestaltung), seit 1999 Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in München für „Gestaltung und Ausstattung im Außenbereich“. Überdies ist Auböck Autorin und Herausgeberin zahlreicher Garten-Bücher sowie von Fachliteratur.


Seit 1985 eigenes Atelier

Im Jahr 1985 eröffnete Auböck ein eigenes Atelier in Wien, seit damals ist sie auch Ziviltechnikerin (aufrechte Befugnis). Seit 1987 führt Maria Auböck ein gemeinsames Atelier mit János Kárász.

Das Atelier beschäftigt sieben Mitarbeiter (Landschaftsarchitekten, Architekten und Kulturwissenschafter).


[Tipp:
„Das Belvedere - Der Garten des Prinzen Eugen in Wien“, Maria Auböck (Hg.), Ingrid Gregor (Fotos), 208 Seiten, 130 Abbildungen, Holzhausen, ISBN: 3-85493-070-4, erscheint im September 2003.]

ORF.at, Mo., 2003.07.21

16. Januar 2002Matthias Osiecki
ORF.at

Ein konsequenter Erforscher

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, sagt Adolf Krischanitz.

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, sagt Adolf Krischanitz.

Adolf Krischanitz, 1945 in Schwarzach im Pongau geboren, studierte von 1965-72 Architektur an der Technischen Universität Wien. 1970 gründete er die Arbeitsgemeinschaft „Missing Link“ mit Angela Hareiter (bis 1974) und Otto Kapfinger.

Mit Kapfinger organisierte er 1980 die Ausstellung „Austrian New Wave“ in New York und realisierte mit ihm seit diesem Zeitpunkt bis 1984 diverse Projekte und Bauten.


Funktionen und Projekte

1982 wurde Krischanitz Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. Von 1986-88 war er Mitglied des Gestaltungsbeirats Salzburg. Im Zeitraum 1988-89 lehrte er als Gastprofessor an der Technischen Universität München. Von 1991-95 war Krischanitz Präsident der Wiener Secession. Seit 1992 ist er Professor für Entwerfen und Stadterneuerung an der Hochschule der bildenden Künste Berlin. 1991 und 1996 nahm er an der Architektur-Biennale in Venedig teil.


„Gesichtsfeld erweitert“

Wien hält der erfolgreiche Architekt für einen guten Nährboden, für ein Reservat an Talenten. Allerdings seien die Auftragsmöglichkeiten hier sehr eingeschränkt. „Ich lehre nun seit mehr als acht Jahren in Berlin. In Wien habe ich nie eine Professur angestrebt. Es ist wichtig, sein Gesichtsfeld zu erweitern. Denn mich hat immer schon interessiert, wie baut man in Europa“, erzählt Krischanitz, der ob seiner Unabhängigkeit von manchen als schwierig und unnahbar eingestuft wird.


Vielfältige Projekte

Über Auftragsmangel kann der Wiener Stararchitekt, der in Österreich zahlreiche Projekte realisiert hat, nicht klagen. So arbeitet er derzeit u.a. an einer inneren und äußeren Umgestaltung der Zürcher Nobelhotels „Baur au Lac“ und „Baur au ville“. Zu seinen weiteren Projekten zählen ein Wohnbau in Wien-Kagran, ein Büro-Bau sowie die ASFINAG-Verkehrszähl-Zentrale sowie das Tauernbahn-Museum.


RadioCafe-Sessel

Seine Vielfältigkeit umfasst auch Design: So kreierte Krischanitz zu seiner Um- und Neugestaltung des RadioKulturhauses auch eigens einen Sessel. „Ich habe immer gerne auch ein passendes Möbel zum jeweiligen Bau entworfen“, erinnert sich Krischanitz an sein Zeit in der Secession. Denn oft würden die besten Designer-Möbel in einem bestimmten Raum zur Karikatur. Die Nachfrage nach dem RadioCafe-Sessel sei größer denn je. Er sei nun auf der Suche nach einem Produzenten, da die der ursprüngliche Hersteller nicht mehr existiere, so Krischanitz.


Konsequente Entwicklung

Die Architektur von Adolf Krischanitz zeichnet sich durch eine konsequent forschende Entwicklung anhand von „Themen“ aus. Sie reicht von den experimentellen Zeichnungen und Performances in der Gruppe „Missing Link“ über die analytischen Projekte mit Otto Kapfinger bis zu seinen konkreten Bauten ab den 80er Jahren, die eine kritisch-künstlerische Befragung der Wirklichkeit sind.

Von der Mitte der 80er Jahre bis zur Mitte der 90er Jahre arbeitete Krischanitz mit dem konstruktivistischen Künstler Oskar Putz zusammen, um die Stimmung und Wirkung von Oberflächen, Farben und deren Grenzen der Abstraktion zu erproben. Krischanitz will „vorwärts zurück“, zum reinen Raum, zur absoluten Reduktion. Allerdings nicht minimalistisch, sondern aufgeladen durch die Kraft des Materials und seiner Elemente.


Erster Wagner-Städtebaupreis-Träger

Im Jahr 1991 erhielt Krischanitz den Preis der Stadt Wien für Architektur. 1995 wurde er als Erster mit dem „Otto-Wagner-Städtebaupreis“ für sein neuartiges Besiedelungskonzept der „Donau-City“ ausgezeichnet.

ORF.at, Mi., 2002.01.16

16. Januar 2002Matthias Osiecki
ORF.at

Praktikable Intervention

Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz.

Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz.

"Pavillon kommt ja von „Papillon“, von „Schmetterling“", erklärt Adolf Krischanitz. Nicht nur etwas Schwebendes, sondern auch etwas Unstetes zeichne sie aus. Der Wiener Stararchitekt hat schon viele Pavillons gebaut. Vom Traisen-Pavillon in St. Pölten bis zum Österreich-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse.

Am kommenden Donnerstag eröffnet Krischanitz - in Sichtweite seines Ateliers - seinen nächsten Pavillon: An der Stelle der 1991 von ihm errichteten und kürzlich abgetragenen Kunsthalle Wien hat er einen „project space“ hingestellt. Eröffnet wird der transparente Glaskubus, der 250 Quadratmeter Ausstellungsfläche, einen Veranstaltungsraum und ein Cafe-Restaurant beherbergt, mit einer kleinen Werkschau über „Die Pavillons des Adolf Krischanitz“.


„Immer ein Provisorium“

„Ich habe damit gerechnet, dass die Kunsthalle wieder abgetragen werden muss“, gibt sich Krischanitz im APA-Gespräch illusionslos. „Sie war ja immer als Provisorium gedacht und hatte, da sie mehr als doppelt so lang als ursprünglich vorgesehen gestanden ist, ihre Halbwertszeit auch längst überschritten.“

Dass für „die dritte Version der Kunsthalle“ (Krischanitz), deren Erstversion für die Ausstellung „Von der Natur in der Kunst“ als Halle in der (Winterreit-)Halle diente, nicht wie vorgesehen die alten Stahlträger verwendet wurden, hat nichts mit dem Zahn der Zeit zu tun: „Der Stahlpreis ist so gesunken, dass uns Recycling teurer gekommen wäre als das Verwenden neuer Träger.“


„project space“ für 10 Jahre

Architektur auf Zeit - auch der neue „project space“ ist vorläufig nur auf zehn Jahre genehmigt - wäre rascher herstellbar, von den Widmungen her rascher durchzusetzen und ermögliche so Schnellinterventionen im Stadtraum, die immer wichtiger würden, meint Krischanitz.


Container verkauft

Der alte, einst heftig umstrittene Container der „Kunsthalle“ wird übrigens nicht, wie kurzfristig überlegt, bei der Universität für Angewandte Kunst aufgestellt, sondern wurde schließlich an die Abbruchfirma verkauft - was die Abrisskosten reduzierte.

Ob die Halle nun verschrottet oder irgendwo als Lagerhalle verwendet wird - „in dem Fall werden sie sicher ein Satteldach draufmachen“ - scherzt Krischanitz, weiß der Architekt nicht. Es interessiert ihn auch nicht wirklich. Auch seine Pavillons für Frankfurt und St. Pölten erlitten bereits ein ähnliches Schicksal: Da sich kein Käufer fand, wurden sie vom Aufsteller bzw. vom Abbruchunternehmen selbst verwertet. Für Krischanitz ist das kein Problem: „Es hat keinen Sinn, bei temporären Objekten zu leiden“.


Mehr Stress bei temporären Bauten

„Man will natürlich immer ganz fix und ganz groß bauen“, gibt der Architekt, zu dessen prominentesten Bauten die Kunsthalle Krems, die Neue Welt Schule im Wiener Prater und die Lauder Chabad Schule im Wiener Augarten zählen, unumwunden zu. Schließlich habe der Architekt bei temporären Bauten mehr Stress und - auf Grund der geringeren Bausumme - meist weniger Verdienst, dafür ein hohes Maß an Aufmerksamkeit: „Pavillons stehen eigentlich immer am falschen Ort. Das müssen sie, um zu funktionieren. Insofern war auch bei der Kunsthalle der damalige Skandal durchaus in meinem Sinn. Die Gefahr war damals nur, dass die Kulturstadträtin Pasterk das nicht durchstehen würde.“

ORF.at, Mi., 2002.01.16



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KUNSTHALLE wien – project space

16. Januar 2002Matthias Osiecki
ORF.at

Unprätentiös und unabhängig

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, so Adolf Krischanitz.

„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, so Adolf Krischanitz.

„Es ist ein eigenartiges Gefühl. Denn der neue Pavillon fußt ja auf dem Fundament des alten. Es ist, denke ich, ein schöner Kontrast zur Karlskirche und ist sozusagen wie eine Laterne davor. Das ganze hat nun fast Ensemble-Charakter“, stellt Adolf Krischanitz zu seinem neuen „Kunsthallen“-Pavillon gegenüber ON Kultur fest.

Der neue Pavillon, der für zunächst 10 Jahre geplant ist, könnte - je nach Erfolg - auch länger stehen bleiben. Denn man habe z. B. die alten Steinböden belassen. Er sei jedenfalls werde auf diesem Teil des Karlsplatzes eine kleine Einheit entstehen.


Guter Raum für Kunst

„Der Pavillon hat ähnlichen Charakter wie eine Industrie-Halle. Ich denke, es ist gut für die Kunst, einen Raum zu haben, der weniger prätentiös, eben gelassener und nicht pompös ist“, sagt Krischanitz. Überdies werde der Platz aufgewertet: so liege die neue Kaffeehaus-Terrasse auf einem Niveau mit dem Pavillon, die U-Bahn-Entlüftung werde nun in einem gläsernen Gebäude untergebracht. Insgesamt werde der Eindruck weltstädtischer sein.


Vorteile des temporären Bauens

Ist das Denken eines Architekten bei seiner Arbeit nicht auf die Ewigkeit gerichtet? „In dieser Form kann man kurzfristig auf Erfordernisse der Zeit reagieren. Sonst wäre das ja gar nicht möglich“, so Krischanitz. Als positives Beispiel für diese Art der Annäherung nennt der Architekt das „ewige Provisorium Secession.“ In dieser Art des Bauens sehe er „Trainingsmomente für eine städtebauliche Lösung“.


Auslagen-Funktion

Er selbst habe erst vor zwei Jahren von diesem Plan für einen neuen Pavillon erfahren. Dann habe es Gespräche mit „Kunsthalle“-Chef Gerald Matt gegeben. Denn der neue Pavillon habe „Auslagen-Funktion“ für die „Kunsthalle“, die sich nun im Museumsquartier befinde. Schließlich habe auch der 4. Bezirk - ursprünglich ein heftiger Gegner - das Projekt sehr befürwortet.


Problem Karlsplatz

„Pragmatisch sehe ich keine unmittelbare Lösung für den verkehrsmäßig verhunzten Karlsplatz. Ich sehe eher darin Möglichkeiten zur Veränderung, wie sie in der Neugestaltung des Künstlerhaus-Umfeldes entstehen. Aus solchen kleinen Initiativen könnten etwas Neues entstehen. Und das könnte vielleicht einmal zu einer großen Lösung führen“, meint Krischanitz, der 1995 erster Preisträger des neugeschaffenen „Otto-Wagner-Städtebaupreises“ war.


Vorwürfe der FPÖ

Die Bedenken der FPÖ, dass die „aktuellen Verkehrsplanungen“ durch den neuen Pavillon behindert werden könnten, teile er nicht. Denn: „Der Pavillon gehört der Gemeinde Wien und kann ja bei Bedarf entfernt werden“, so Krischanitz.

ORF.at, Mi., 2002.01.16



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01. August 2001Matthias Osiecki
ORF.at

Veränderte Voraussetzungen

Franz Welser-Möst will der Politik Argumente für eine positive Wende liefern und die bisherige Lähmung durchbrechen.

Franz Welser-Möst will der Politik Argumente für eine positive Wende liefern und die bisherige Lähmung durchbrechen.

In der Diskussion um den Neubau eines Musiktheaters in Linz kann die Bürgerinitiative, die für ein Projekt in Linz-Urfahr eintritt, einen großen Erfolg verzeichnen: Knapp 8.400 Linzerinnen und Linzer haben den Antrag des „Vereins der Freunde des Musiktheaters“ für den Bau eines neuen Musiktheaters unterschrieben. Das bedeutet, dass sich der Linzer Gemeinderat mit dem Projekt nun neuerlich befassen muss. Die Eintragungsfrist für die Unterstützung der Bürgerinitiative endete am Montagabend.

„Das Ergebnis liegt weit über unseren Erwartungen. Und das trotz der Ferienzeit. Die größten Optimisten gingen von etwa 6.000 Stimmen aus. Überdies war es die bisher einzige Bürgerinitiative, die die Stadt Linz bisher hatte. Nach dem Ergebnis der von der FPÖ initiierten Volksbefragung im Vorjahr gab es eine große Lähmung. Nun versuchen wir - auch mit Einbindung der FPÖ - einen Ausweg aus dieser Krise zu finden. Ich bin sehr glücklich über dieses Ergebnis“, erklärt Franz Welser-Möst, international gefragter Dirigent und Präsident des „Vereins der Freunde des Musiktheaters“.


Mittleres Kultur-Feld erhalten

Warum das neue Musiktheater besondere Bedeutung für Linz und darüber hinaus für das Land habe, erklärt der erfolgreiche und international gefragte Dirigent so: „Wir haben in Oberösterreich eine ungeheure Musikschulen-Kultur. Aber es muss zwischen solchen Institutionen und der Wiener Staatsoper ja noch etwas dazwischen geben. Sonst bricht dieses mittlere Feld auseinander.“

"Wenn ein Intendant geschickt ist, kann er sich mit der neuen Bühne einen Stellenwert in der mitteleuropäischen Opernlandschaft schaffen. Als Beispiel möchte ich das Theater in Meiningen nennen, wo man geschafft hat, dass die Leute wegen des Wagner-„Rings“ dorthin gekommen sind. Ich möchte das neue Projekt mit dem Brucknerhaus vergleichen: Da gab es anfänglich ebenfalls Probleme mit der Akzeptanz. Aber die Errichtung war ein Impuls. Plötzlich war Linz auf der Landkarte der internationalen Symphonieorchester vorhanden", erklärt Welser-Möst.


Kulturland muss investieren

„Wenn man sich schon Kulturland nennt, dann muss man auch in Kultur investieren. Der Linzer Bürgermeister Dobusch und Landeshauptmann Pühringer waren und sind ja für das neue Musiktheater. Wir sind ein unabhängiger Verein mit etwa 5.000 Mitgliedern. An sich sind sich ja alle vier im Landtag vertretenen Parteien einig, dass ein neues Theater notwendig ist. Zudem sind die dazu benötigten Finanzmittel für das Projekt vorhanden. Also gilt es nun, auch die emotionale Hürde zu schaffen“, erklärt Welser-Möst.


Neuer Knalleffekt

Für einen weiteren Knalleffekt sorgte die Initiative am Dienstagmittag mit der Ankündigung des Starts einer Postkarten-Aktion. Damit soll das Ergebnis der von der FPÖ durchgeführten Volksbefragung vom November des Vorjahres „revidiert“ und „umgedreht“ werden. „Das muss in einer Demokratie möglich sein“, meint Welser-Möst.


300.000 „Nein-Sager“ im Vorjahr

Bei der Volksbefragung am 26. November hatten sich in Oberösterreich knapp 300.000 Wählerinnen und Wähler gegen den Bau eines Musiktheaters und knapp 200.000 dafür ausgesprochen. Von diesen Zahlen gehen die „Freunde des Musiktheaters“ jetzt aus. Sie sind der Meinung, dass von den seinerzeitigen „Nein-Sagern“ sehr viel nicht gegen ein neues Musiktheaters an sich sondern nur gegen den Plan waren, dieses im Linzer Schlossberg zu errichten.


Große Postkarten-Aktion

Nun sollen mit der Postkartenaktion - 120.000 Karten sind bereits im Druck - jene Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher angesprochen werden, die seinerzeit mit „Nein“ votierten oder die überhaupt nicht an der Volksbefragung teilnahmen. Auf verschiedensten Wegen - über Organisationen, Künstlervereinigungen usw. - sollen die Postkarten zur Verteilung gelangen.


Drei Wahlmöglichkeiten

Auf der Karte gibt es drei Möglichkeiten zum Ankreuzen: Ob man im November mit „Nein“ gestimmt hat oder ob man überhaupt nicht an der Volksbefragung teilnahm sowie, drittens, ob man für den jetzigen Plan zum Bau eines Musiktheaters auf dem Jahrmarktgelände in Linz-Urfahr ist.

„Wer im November mit Nein gestimmt hat oder nicht teilnahm, der hat jetzt die Möglichkeit, sich für das Projekt in Linz-Urfahr auszusprechen“, erläutert Welser-Möst.


Überlegungen der Initiatoren

Die Überlegungen der Initiatoren: Wenn seinerzeit die Zahl der Nein-Stimmen um 100.000 höher war als jene der Ja-Stimmen, so genügen bei der nunmehrigen Postkartenaktion „50.000 plus eine Stimme“, um - so Welser-Möst - „das Ergebnis der Volksbefragung umzudrehen“.

Er sei optimistisch, dass es dazu kommen werde. Damit wäre ein „Ausweg aus der politischen Sackgasse“ gegeben, in die man nach der Volksbefragung gekommen sei. Ein „revidiertes“ Ergebnis der Volksbefragung wäre aber vor allem auch eine Chance für die FPÖ, ihre Haltung zu modifizieren und dem Neubau auf dem Jahrmarktgelände zuzustimmen.


Gemeinderat am Zug

Dieses Projekt auf dem Jahrmarktgelände in Linz-Urfahr - die so genannten „David-Bühnen“ - wird im kommenden September den Linzer Gemeinderat beschäftigen. Denn bei einem Eintragungsverfahren, das von den Freunden des Musiktheaters initiiert worden war, kamen mehr als 8.000 Stimmen zu Stande. Der Gemeinderat muss nun darüber abstimmen, ob die Stadt Linz das Land Oberösterreich nun auffordern soll, die „David-Bühnen“ in Linz-Urfahr als neues Musiktheater zu errichten.

Sollte der Linzer Gemeinderat - voraussichtlich in seiner Sitzung am 20. September - mit einfacher Mehrheit die von den David-Bühnen-Initiatoren verlangte Resolution beschließen, ginge diese an das Land Oberösterreich. Dort müssten sich dann die Landesregierung und der Landtag damit befassen und entscheiden, ob sie dem Wunsch nach Errichtung des neuen Musiktheaters auf dem Jahrmarktgelände in Urfahr nachkommen.


FPÖ zeigt sich unbeeindruckt

Nicht beeindruckt zeigte sich der oberösterreichische FPÖ-Chef Landesrat Hans Achatz am Dienstagnachmittag von der Ankündigung der „Freunde des Musiktheaters“, mit einer Postkartenaktion das Ergebnis der Volksbefragung aus dem vergangenen November „umdrehen“ und „revidieren“ zu wollen.

Bei der Volksbefragung habe „eine ganze große Mehrheit“ gegen einen Theaterneubau gestimmt, sagte Achatz, „und ich habe keinen Anhaltspunkt, dass sich die Meinung des Volks geändert hat“. Eine solche Meinungsänderung wäre im übrigen „nur durch eine neuerliche Volksbefragung“ zu eruieren „und nicht durch irgendwelche Postkartenaktionen“, meinte Achatz.

Die rund 8.000 Unterschriften des „Eintragungsverfahrens“ in Linz - „ich habe vor den Leuten, die unterschrieben haben, alle Achtung“ (Achatz) - seien nur ein Bruchteil jener Zahl, die bei der Volksbefragung gegen den Neubau eines Musiktheaters gestimmt haben, fügte der FP-Chef hinzu.

ORF.at, Mi., 2001.08.01



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Musiktheater Linz

26. März 2001Matthias Osiecki
ORF.at

Schule des Fortschritts

Otto Wagner baute nicht nur selbst, er bildete auch großstädtisch denkende Architekten aus.

Otto Wagner baute nicht nur selbst, er bildete auch großstädtisch denkende Architekten aus.

Zu seiner Zeit war Otto Wagner der einzige Architektur-Lehrer, der wusste, was zu tun war. Dieses Wissen gab er an seine Studenten weiter. Die Ausstellung „Otto Wagner und seine Schule“ im Kupferstichkabinett der Wiener Akademie der bildenden Künste, die am 28. März eröffnet wird, legt davon Zeugnis ab. Gezeigt werden eine Auswahl aus dem über 200 Blätter umfassenden Bestand von Architektur-Zeichnungen Otto Wagners sowie Projekte von drei seiner weniger bekannten Schüler: Oskar Felgel, Franz Kaym und Alfons Hetmanek.


Wagners vielfältiges Schaffen

Anhand von mehr als 20 Blättern wird aber auch ein Ausschnitt aus dem umfangreichen und vielfältigen Schaffen Otto Wagners dokumentiert. Es reicht von einem Entwurf des Justizpalastes aus dem Jahr 1874 (Aquarell) über einen Vorentwurf der Stadtbahn-Station Brigittabrücke (1894) bis zum Projekt „Miethaus Künstlerhof“ aus den Jahren 1917 und 1918.


Wagner als Lehrer

1884 wurde Wagner Nachfolger Karl Hasenauers, des Erbauers des Burgtheaters, als Leiter einer Spezialklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er gründete die Otto-Wagner-Schule, aus der zahlreiche bedeutende und prominente Architekten hervorgingen. Zu Wagners berühmtesten Schülern zählen u.a. Josef Maria Olbrich, Josef Hofmann sowie Josef Plecnik.


Unbekannte Schüler

Über mache Wagner-Schüler wie etwa über Oskar Felgel ist allerdings wenig bekannt. Die Ausstellung zeigt daher Felgls Studien zur „architektonischen Ausgestaltung der Nicaraguakanaleinfahrt“ aus dem Jahre 1901.

Von Franz Kaym (1891-1949) ist das nie verwirklichte „Idealprojekt“ eines „Schul- und Festhauses auf der Insel Lacroma“ aus dem Jahr 1913 zu sehen. Auf zwei Blättern in Bleistift, Feder und Kreide werden die Entwürfe für die Hotelfassade sowie für die Bühne der Arena anschaulich dargestellt. So finden sich auch genaue Angaben zur Innenausstattung. „Mit Ausnahme der Decke Mahagoni vertäfelt, vergoldetes Messing, dunkelrote Fauteuils, ocker Vorhänge,“ heißt es da.

Da sich Wagner Zeit seines Lebens für neueste Entwicklungen interessierte, ist es nicht verwunderlich, dass seine Schüler in den Jahren von 1898 bis 1914 bereits Flughäfen, Betonwolkenkratzer und Autorennbahnen entwarfen. Seine Schüler entwickelten Wagners Ideen oft auf höchstem Niveau weiter. Allerdings konnten die meisten Projekte aufgrund der wirtschaftlichen Umstände nicht in die Realität umgesetzt werden.


Verwirklichter Fortschritt

Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich Kaym mit seinem Studienkollegen Alfons Hetmanek (1890-1962) zusammen. Von ihm ist in dieser Schau der Entwurf „Lustgarten für Wien“ zu sehen. Zusammen verfassten sie 1919 die sozial fortschrittliche Publikation „Wohnstätten für Menschen, heute und morgen“. Damit eröffneten sie den Weg zum Wiener Gemeindesiedlungsbau der Zwischenkriegszeit.

Von Kaym und Hetmanek wurden aber auch die Siedlungen Flötzersteig und Elisabethallee sowie der Spiegelgrund in Wien errichtet. Weiters stammen von ihnen die Bahnhöfe Linz und Innsbruck. 1938 beteiligten sich beide Architekten am Wettbewerb zur Neugestaltung Wiens. Sie bekamen Aufträge für Kasernenbauten im Dritten Reich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kaym wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft vorübergehend mit Arbeitsverbot belegt. Hetmanek gestaltete nach dem Krieg das „Filmtheater im Künstlerhaus“ (1948) sowie den Wiederaufbau des Theresianums (1962).


Was man von Wagner lernen kann

„Von Otto Wagner kann man lernen, dass der Architekt nicht die Großstadt zu gestalten hat, sondern dass er sich am wirklichen Leben der Großstadt zu bewähren hat, stellt Hermann Czech aus der Sicht des heutigen Architekten fest.“

Czech, vor kurzem als erster Österreicher mit dem Kunstpreis Berlin ausgezeichnet, hat sich bereits in den 60er Jahren mit dem Schaffen Otto Wagners auseinandergesetzt. Er ist aber auch in der Praxis mit dem Werk Wagners in Berührung gekommen. So zählte zu jenen, die sich vehement dafür einsetzten, dass die sogenannte Wiental-Brücke erhalten blieb. In den 80er Jahren hatte es ja Überlegungen gegeben, diese Wagner-Brücke aufgrund des Ausbaus der U6 ganz abzutragen bzw. als bloßes Baudenkmal zu erhalten.


Verbindung zu Otto Wagner

Ein eigenes Projekt, das mit dem Werk Otto Wagners in Verbindung steht, war Czechs Planung der U3-West-Ende der 80er Jahre. Es ist jener Abschnitt innerhalb des 15. Bezirks, der von Westen führend nach Norden abschwenkt und parallel zur Vorortelinie mit der Station Ottakring zu liegen kommt. Czechs Aufgabe war es, die U-Bahn an die Stadtbahn „anzudocken“ und eine Umsteige-Station zu errichten.


[Tipp:
„Otto Wagner und seine Schule“ - Ausstellung im Kupferstich-Kabinett
der Akademie der Bildenden Künste in Wien vom 28.3. - 8.6.2001.]

ORF.at, Mo., 2001.03.26

16. Februar 2001Matthias Osiecki
ORF.at

Garten Eden

Der Frühling ist nicht mehr weit.

Der Frühling ist nicht mehr weit.

Ob als Lied wie in Schumanns „Frühlingsnacht“ („Über'm Garten, durch die Lüfte ...“) oder im Bild festgehalten wie bei Claude Monet, dessen zweite Leidenschaft nach dem Malen die Gartengestaltung war - der Garten hatte schon immer eine besondere Bedeutung für den Menschen. Er dient der Erbauung und Zerstreuung, der Erholung sowie zur Beruhigung und Stärkung der Psyche. Nicht zufällig werden paradiesische Zustände mit dem Begriff „Garten Eden“ gleichgesetzt. Seit der Antike haben Gartengestalter wahre Kunstwerke erschaffen, die ihre Epoche nachhaltig prägten.


Gärten als Ort der Erholung

Beispiele zeigen, wie sich die Art der Zerstreuung im Laufe der Zeiten wandelte: Im alten Ägypten ließen sich die Pharaonen von in goldenen Netzen gehüllten Mädchen über kunstvoll angelegte Zierteiche rudern. In seiner Villa in Tivoli konnte der römische Kaiser Hadrian seine Gäste in einem Speisesaal bewirten, der von Kaskaden und Springbrunnen umgeben war.


Zähmung der Natur

Im Laufe der Zeiten hat der Wunsch des Menschen, die Natur zu zähmen, mannigfache Formen der Gartengestaltung hervorgebracht: Vom streng durchkomponierten Barockgarten über die Parterres und Alleen in Versailles bis zu den bunten Rabattender englischen Landhäuser. Ausgehend von England wuchs die Ablehnung des Formalismus im Gartenbau - es entstand der sogenannte „Englische Garten“. Im 19. Jahrhundert wurden dekorative Elemente wie Terrassen wiederentdeckt, auch Springbrunnen kamen wieder in Mode. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts setzte die Gartenarchitektur sehr auf visuelle Effekte: Pools und Gartenteile wurden beleuchtet, Mauern in leuchtenden Farben gestrichen.


Neues Bewusstsein in Österreich

In den letzten Jahren hat sich auch in Österreich jene Tendenz durchgesetzt, die in Europa bereits seit Jahrzehnten besteht: Historische Parks und Gartenanlagen als eigenständiges Kulturerbe zu betrachten und zu pflegen. „Es ist in dieser Hinsicht neues Interesse entstanden“, stellt Geza Hajos, Leiter der Abteilung für Gartenarchitektur im Bundesdenkmalamt, fest.

Mittlerweile wurden mehr als 100 Parkpflegekonzepte von der Behörde erstellt. Aber auch immer mehr private Gartenbesitzer wenden sich an das Bundesdenkmalamt, um sich beraten zu lassen. Dem wachsenden Interesse wurde Rechnung getragen, als am vorjährigen Europäischen Tag des Denkmalschutzes historische Gärten und Parks in ganz Österreich zur freien Besichtigung geöffnet wurden.


Gesetzesnovelle schützt Gärten

Mit der Novelle zum Denkmalschutzgesetz hat Österreich seit dem Vorjahr - als letztes Land Europas - endlich jene Lücke geschlossen, mit der historische Grünanlagen geschützt werden. Mit dieser neuen Regelung können nun 56 ausgewählte Parks und Gärten unter Schutz gestellt werden.


Lange Zeit vergessen

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, hatte Prinz Eugen beim Bau seines Schlosses Belvedere die Architekten ermahnt. Er sprach auch von seinem „Garten am Rennweg“. Und es war kein Zufall, dass er Dominique Girard, einen Schüler von Le Notre, den Schöpfer des Parks von Versailles, mit der Ausgestaltung des Schlossgartens beauftragte. Bis zur Zwischenkriegszeit hatte die Gartengestaltung einen gleichrangigen Stellenwert wie die Architektur. Obwohl das kleingewordene Österreich oft unter größten Anstrengungen darum kämpfte, seine Hochkultur-Traditionen zu erhalten, trat im Bereich der Gartenkunst aber eine negative Veränderung im öffentlichen Bewusstsein ein.


Großprojekte in Österreich

Zahlreiche Großprojekte wurden in den letzten Jahren in ganz Österreich umgesetzt: so werden die Restaurierungsarbeiten im Schönbrunner Schlosspark an der Römischen Ruine und am Obelisken im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Der „Kammergarten am Keller“ seitlich des Schlosses wurde inzwischen rekonstruiert. Bis zu etwa 80 Prozent sind bereits die Arbeiten im Grünbereich des Belvedere-Gartens abgeschlossen. In etwa 4 Jahren soll der Gartenbereich vollständig fertiggestellt sein. Beim baulichen Teil, wie den Kaskaden, Skulpturen und Springbrunnen, werden die Sanierungsarbeiten noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Fortgeschritten sind die gartenarchitektonischen Arbeiten im Schloss Laxenburg. Hier wurde im Zuge der Sanierung der Franzensburg eine Neubepflanzung durchgeführt. Bereits abgeschlossen wurden die Arbeiten im Stiftsgarten von Melk sowie im Hofgarten des Stiftes Seitenstetten, der durch neue Bestandteile ergänzt wurde.


[Tipp:
„Gartenkunst im Spiegel der Jahrhunderte“ von Philip de Bay & James Bolton, Collection Rolf Heyne, ATS 500,- / Euro 34,76, ISBN 3453185773.]

ORF.at, Fr., 2001.02.16

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