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29. August 2002Kristina Pfoser
ORF.at

Architektur mit sozialen Dimensionen

Vier Architekten wird Az W-Leiter Rudolf Steiner bei der heurigen Biennale in Venedig präsentieren - den bereits verstorbenen Jan Turnovsky, Nelo Auer, Rainer Köberl und Heidulf Gerngross.

Vier Architekten wird Az W-Leiter Rudolf Steiner bei der heurigen Biennale in Venedig präsentieren - den bereits verstorbenen Jan Turnovsky, Nelo Auer, Rainer Köberl und Heidulf Gerngross.

Die soziale Dimension der Architektur von Heidulf Gerngross kommt auch in seinem Venedig-Beitrag zum Ausdruck. Ein Porträt des vielseitigen Architekten, der mit dem „Wiener Loft“ für Furore gesorgt hat.

Gerngross, 1939 in Kötschach in Kärnten geboren, sieht sich als Integrator und Vermittler zwischen Kunst, Technik und dem Nutzer seiner Bauten und die soziale Dimension seiner Architektur kommt auch in seinem Venedig-Beitrag zum Ausdruck.


Generalthema „Next“

„Next“ - das ist das Generalthema der nunmehr achten Architekturbiennale, die heuer erstmals von dem britischen Architekturtheoretiker und Ausstellungsmacher Deyan Sudjic ausgerichtet wird. An diesem Generalthema will sich auch Heidulf Gerngross orientieren.

Was wird das Nächste sein? Gerngross hat für sich eine einfach Antwort gefunden: „Das Nächste - für einen Architekten - ist Bauen. Ich wollte nicht nur im österreichischen Pavillon in den Giardini etwas machen, sondern wollte, dass die geistigen Schwingungen auch in Venedig spürbar sind“, so der Architekt.


Archetypen der Architektur

„Ich habe dann ein Konzept gemacht, wo ich vier Archetypen der Architektur zeigen wollte. Eine Casa Privata, den wir Spazio Individuale genannt haben, eine Cappella Bianca, das ist der Spazio Spirituale, eine Aula Discursiva, das ist der Spazio Intelletuale, und eine Sfera Indefinita, das ist ein Spacio di Ricerca, ein Forschungsraum“, so Gerngross.

Vier Gebäude, die eine Plattform für Aktivitäten schaffen sollen - für Symposien, Workshops und Diskussionen und die über die Stadt Venedig verteilt werden.

„Eine ist beim Bahnhof, eine ist, wenn man vom Markusplatz direkt zu den Giardini geht, die Kapelle, und direkt vor den Giardini eine Aula der Diskussion“, verrät Gerngross. „Es ist uns ein Programm gelungen, das nicht nur die Architektur als Aufzeichnung zeigt, sondern wo Architektur Realität wird.“


Kapelle bleibt nicht in Venedig

Mit der Realität gibt es allerdings auch in Venedig Probleme: „Venedig ist nicht das Feld, wo man sagt: Wir haben eine Architekturbiennale, lassen wir die Architekten kommen, geben wir ihnen Strukturen, um was zu machen - im Gegenteil.“ Die Kapelle sei abgelehnt worden, „weil das Denkmalamt gesagt hat: Die Kapelle ist eine hässliche Baracca.“

Die weiße Container-Kapelle des Heidulf Gerngross wird jetzt nicht in Venedig, sondern an der österreichisch-italienischen Grenze, auf dem Plöcken-Pass eine Heimat finden. Die Kapelle basiert auf einer Idee aus den 90er Jahren.


[Buchtipp:
„Werkstadt Wien“, Triton-Verlag
Eine das Gesamtwerk umfassende Darstellung der architektonischen und künstlerischen Sprache von Heidulf Gerngross - von seinem Raumalphabet (1968/78) über Städtebau-Konzepte bis hin zu seiner Zusammenarbeit mit den Architekten Richter und Spiegelfeld, den Künstlern Thomas Mock, Franz West u.v.a.m., ISBN 3-85486-096-X.]

ORF.at, Do., 2002.08.29

22. März 2001Kristina Pfoser
ORF.at

10 Jahre Umbau

Kristina Pfoser über Baufortschritt und Konflikte rund um die Albertina.

Kristina Pfoser über Baufortschritt und Konflikte rund um die Albertina.

Die Albertina ist mehr als das Palais in der Wiener Augustinerstraße, in dem auch das Filmmuseum haust. Tatsächlich umfasst die Albertina eine Fläche von über 17.000 Quadratmetern, in einem kompliziert verzahnten Komplex von Einzelgebäuden. Nach zehn Jahren der Schließung soll in eineinhalb Jahren das habsburgische Wohnpalais erstmals zur Gänze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die Sammlungen in Ausstellungen präsentiert werden - unter dem Motto „Albertina in neuem Glanz“.

Der Architekt Friedrich Mascher über das künftige Erscheinungsbild: „Es wird den Museumseingang geben auf der Bastei, dann gehen Sie in den neu überglasten Albertinahof. Von dort gibt es die Entscheidung hinunter in die Wechselausstellungshalle in der Bastei oder Sie gehen in die von Kornhäusl inszenierte Sphinxallee und haben die Prunkräume vor sich. Oder Sie erreichen die obere Ausstellungshalle.“


Stufenplan

In drei Stufen soll das Bauvorhaben abgewickelt werden: Nach der Erweiterung in den unterirdischen Bereich der Bastei soll in einer zweiten Phase das Palais im Inneren wie im Äußeren erschlossen und in Phase drei der historische Bestand rekonstruiert und renoviert werden. Mit den Erweiterungsbauten ist man im Plan. Jetzt ist es bei der Ausschreibung der zweiten Phase zu Verzögerungen gekommen.

Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder meint dazu: „Wir sind tatsächlich an einem sehr kritischen Zeitpunkt angekommen, um den Termin September 2002 einhalten zu können. Die Verzögerungen liegen zum Teil an mittelalterlichen und archäologischen Römerfunden, über die wir uns natürlich sehr freuen, aber die naturgemäß Planungsänderungen mit sich gebracht haben.“


Finanzierungsproblem

Zum anderen liegen die Verzögerungen auch daran, dass die mit dem Ministerium ausverhandelten Mittel nicht rechtzeitig verfügbar waren. Neben dem Termin ist die Finanzierung des Projektes nach wie vor ein Problem. Ein Viertel des gesamten Bauvolumens (250 Millionen Schilling) muss privat durch Drittmittel von Sponsoren und Mäzenen finanziert werden. Derzeit fehlen noch 180 Millionen, um dem Haus - wie Schröder sagt - ein adäquates Gesicht zu geben.

Für die Erweiterung soll das Wirtschaftsministerium aufkommen. Für die zweite Ausstellungshalle im historischen Bestand und für die Renovierung der Prunkräume stehen - ebenso wie für die Rekonstruktion der Fassade - keine öffentlichen Mittel zur Verfügung.


Arbeiter-Barock

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg waren die Wiederherstellungsarbeiten mehr von finanziellen als von architektonischen Überlegungen ausgegangen - diese „Betonarchitektur“ der 50er Jahre soll jetzt rückgebaut werden.

Direktor Schröder: „Mit dem Denkmalamt haben wir eine Zeit lang eine sehr fruchtbare Diskussion darüber gehabt, ob das, was in den 50er Jahren der Albertina angetan wurde (ich bezeichne es als Arbeiter-Barock) als Denkmal erhaltenswert wäre, oder ob diese Vereinfachungen auf Sparmaßnahmen der Nachkriegszeit zurückzuführen sind und nicht charakteristischer Ausdruck der 50er Jahre waren.“


Prunkräume ohne Fußboden

Erstmals seit 100 Jahren müssen auch die historischen Prunkräume renoviert werden, mit ihren Vergoldungen, kostbaren seidenen Wandbespannungen und den intarsierten Böden. Es ist eine 120 Meter lange Zimmerflucht, die nach der Renovierung zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Seit dem Auszug der letzten habsburgischen Bewohner waren die Räume als Lager und Bibliothek genutzt worden.

Architekt Mascher: „Es lässt sich von der heiteren Seite nehmen, dass in historischen Räumen unter den Kästen nicht einmal ein Fußboden ist. Da können Sie wahrlich sagen, so etwas wie ein Sparbudget wurde nicht erst heute erfunden.“

Dass Direktor Schröder womöglich voreilig mit dem 27. September 2002 ein Datum für die Wiedereröffnung genannt hat, glaubt Mascher nicht. Eine Terminsetzung sei ein kluger und richtiger Schritt, denn nur unter Termindruck - meint Mascher - lasse sich hier zu Lande etwas in Bewegung bringen.


Interne Reibungsflächen

In Bewegung und unter Druck sieht sich auch die Belegschaft der Albertina. Im Februar hatten Mitarbeiter anonyme Faxe verschickt, in denen der neue Direktor denunziert worden war. Anfang März hat sich dann der Betriebsrat bereits in einer Aussendung an die Öffentlichkeit gewandt, in der er sich gegen „verbale Rundumschläge der Geschäftsführung mit Vorwürfen gegen die Mitarbeiter“ zur Wehr setzt, speziell gegen den Vorwurf Schröders wegen zu laxer Arbeitsmoral.

Begonnen hat der Konflikt mit einem Gespräch im Jänner, in dem Schröder seinen Unmut artikuliert hatte. Seit damals verkehren Direktor und Betriebsrat nur mehr via Presseaussendungen. Betriebsratsvorsitzender Helmut Myslik: „Er hat das Gespräch am 23. Jänner mit uns abgebrochen und seither nicht mehr mit uns gesprochen.“


Debatte zur Wirtschaftlichkeit

Über das interne Kommunikationsproblem hinausgehend hat der Betriebsrat in seiner Aussendung auch die Befürchtung formuliert, Schröder werde die Albertina wie das Kunstforum der Bank Austria führen, das er bis vor kurzem geleitet hat. Der Kurator Christian Benedik, Betriebsrat der Albertina, meint dazu: „Es ist etwas befremdlich, wenn man Aussagen der Direktion hört, dass nur mehr rein wirtschaftliche Kriterien zählen sollten.“

Dazu kontert Klaus Albrecht Schröder: „Es gibt die Meinung des Betriebsrates, der naturgemäß mit der Geschwindigkeit der Sanierung nicht d'accord geht, als solche nehme ich sie zur Kenntnis. Ich lasse mich aber nicht abhalten davon, dass wir die Wiedereröffnung der Albertina zum prioritären Ziel erklären.“

Ob dieses prioritäre Ziel auch tatsächlich am 27. September 2002 erreicht werden kann, das ist Mittwoch Abend unter anderem auch Thema bei einem Podiumsgespräch im Depot im Wiener Museumsquartier zum Thema: das „Architekturprojekt Albertina“.

ORF.at, Do., 2001.03.22



verknüpfte Bauwerke
Albertina

Presseschau 12

29. August 2002Kristina Pfoser
ORF.at

Architektur mit sozialen Dimensionen

Vier Architekten wird Az W-Leiter Rudolf Steiner bei der heurigen Biennale in Venedig präsentieren - den bereits verstorbenen Jan Turnovsky, Nelo Auer, Rainer Köberl und Heidulf Gerngross.

Vier Architekten wird Az W-Leiter Rudolf Steiner bei der heurigen Biennale in Venedig präsentieren - den bereits verstorbenen Jan Turnovsky, Nelo Auer, Rainer Köberl und Heidulf Gerngross.

Die soziale Dimension der Architektur von Heidulf Gerngross kommt auch in seinem Venedig-Beitrag zum Ausdruck. Ein Porträt des vielseitigen Architekten, der mit dem „Wiener Loft“ für Furore gesorgt hat.

Gerngross, 1939 in Kötschach in Kärnten geboren, sieht sich als Integrator und Vermittler zwischen Kunst, Technik und dem Nutzer seiner Bauten und die soziale Dimension seiner Architektur kommt auch in seinem Venedig-Beitrag zum Ausdruck.


Generalthema „Next“

„Next“ - das ist das Generalthema der nunmehr achten Architekturbiennale, die heuer erstmals von dem britischen Architekturtheoretiker und Ausstellungsmacher Deyan Sudjic ausgerichtet wird. An diesem Generalthema will sich auch Heidulf Gerngross orientieren.

Was wird das Nächste sein? Gerngross hat für sich eine einfach Antwort gefunden: „Das Nächste - für einen Architekten - ist Bauen. Ich wollte nicht nur im österreichischen Pavillon in den Giardini etwas machen, sondern wollte, dass die geistigen Schwingungen auch in Venedig spürbar sind“, so der Architekt.


Archetypen der Architektur

„Ich habe dann ein Konzept gemacht, wo ich vier Archetypen der Architektur zeigen wollte. Eine Casa Privata, den wir Spazio Individuale genannt haben, eine Cappella Bianca, das ist der Spazio Spirituale, eine Aula Discursiva, das ist der Spazio Intelletuale, und eine Sfera Indefinita, das ist ein Spacio di Ricerca, ein Forschungsraum“, so Gerngross.

Vier Gebäude, die eine Plattform für Aktivitäten schaffen sollen - für Symposien, Workshops und Diskussionen und die über die Stadt Venedig verteilt werden.

„Eine ist beim Bahnhof, eine ist, wenn man vom Markusplatz direkt zu den Giardini geht, die Kapelle, und direkt vor den Giardini eine Aula der Diskussion“, verrät Gerngross. „Es ist uns ein Programm gelungen, das nicht nur die Architektur als Aufzeichnung zeigt, sondern wo Architektur Realität wird.“


Kapelle bleibt nicht in Venedig

Mit der Realität gibt es allerdings auch in Venedig Probleme: „Venedig ist nicht das Feld, wo man sagt: Wir haben eine Architekturbiennale, lassen wir die Architekten kommen, geben wir ihnen Strukturen, um was zu machen - im Gegenteil.“ Die Kapelle sei abgelehnt worden, „weil das Denkmalamt gesagt hat: Die Kapelle ist eine hässliche Baracca.“

Die weiße Container-Kapelle des Heidulf Gerngross wird jetzt nicht in Venedig, sondern an der österreichisch-italienischen Grenze, auf dem Plöcken-Pass eine Heimat finden. Die Kapelle basiert auf einer Idee aus den 90er Jahren.


[Buchtipp:
„Werkstadt Wien“, Triton-Verlag
Eine das Gesamtwerk umfassende Darstellung der architektonischen und künstlerischen Sprache von Heidulf Gerngross - von seinem Raumalphabet (1968/78) über Städtebau-Konzepte bis hin zu seiner Zusammenarbeit mit den Architekten Richter und Spiegelfeld, den Künstlern Thomas Mock, Franz West u.v.a.m., ISBN 3-85486-096-X.]

ORF.at, Do., 2002.08.29

22. März 2001Kristina Pfoser
ORF.at

10 Jahre Umbau

Kristina Pfoser über Baufortschritt und Konflikte rund um die Albertina.

Kristina Pfoser über Baufortschritt und Konflikte rund um die Albertina.

Die Albertina ist mehr als das Palais in der Wiener Augustinerstraße, in dem auch das Filmmuseum haust. Tatsächlich umfasst die Albertina eine Fläche von über 17.000 Quadratmetern, in einem kompliziert verzahnten Komplex von Einzelgebäuden. Nach zehn Jahren der Schließung soll in eineinhalb Jahren das habsburgische Wohnpalais erstmals zur Gänze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die Sammlungen in Ausstellungen präsentiert werden - unter dem Motto „Albertina in neuem Glanz“.

Der Architekt Friedrich Mascher über das künftige Erscheinungsbild: „Es wird den Museumseingang geben auf der Bastei, dann gehen Sie in den neu überglasten Albertinahof. Von dort gibt es die Entscheidung hinunter in die Wechselausstellungshalle in der Bastei oder Sie gehen in die von Kornhäusl inszenierte Sphinxallee und haben die Prunkräume vor sich. Oder Sie erreichen die obere Ausstellungshalle.“


Stufenplan

In drei Stufen soll das Bauvorhaben abgewickelt werden: Nach der Erweiterung in den unterirdischen Bereich der Bastei soll in einer zweiten Phase das Palais im Inneren wie im Äußeren erschlossen und in Phase drei der historische Bestand rekonstruiert und renoviert werden. Mit den Erweiterungsbauten ist man im Plan. Jetzt ist es bei der Ausschreibung der zweiten Phase zu Verzögerungen gekommen.

Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder meint dazu: „Wir sind tatsächlich an einem sehr kritischen Zeitpunkt angekommen, um den Termin September 2002 einhalten zu können. Die Verzögerungen liegen zum Teil an mittelalterlichen und archäologischen Römerfunden, über die wir uns natürlich sehr freuen, aber die naturgemäß Planungsänderungen mit sich gebracht haben.“


Finanzierungsproblem

Zum anderen liegen die Verzögerungen auch daran, dass die mit dem Ministerium ausverhandelten Mittel nicht rechtzeitig verfügbar waren. Neben dem Termin ist die Finanzierung des Projektes nach wie vor ein Problem. Ein Viertel des gesamten Bauvolumens (250 Millionen Schilling) muss privat durch Drittmittel von Sponsoren und Mäzenen finanziert werden. Derzeit fehlen noch 180 Millionen, um dem Haus - wie Schröder sagt - ein adäquates Gesicht zu geben.

Für die Erweiterung soll das Wirtschaftsministerium aufkommen. Für die zweite Ausstellungshalle im historischen Bestand und für die Renovierung der Prunkräume stehen - ebenso wie für die Rekonstruktion der Fassade - keine öffentlichen Mittel zur Verfügung.


Arbeiter-Barock

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg waren die Wiederherstellungsarbeiten mehr von finanziellen als von architektonischen Überlegungen ausgegangen - diese „Betonarchitektur“ der 50er Jahre soll jetzt rückgebaut werden.

Direktor Schröder: „Mit dem Denkmalamt haben wir eine Zeit lang eine sehr fruchtbare Diskussion darüber gehabt, ob das, was in den 50er Jahren der Albertina angetan wurde (ich bezeichne es als Arbeiter-Barock) als Denkmal erhaltenswert wäre, oder ob diese Vereinfachungen auf Sparmaßnahmen der Nachkriegszeit zurückzuführen sind und nicht charakteristischer Ausdruck der 50er Jahre waren.“


Prunkräume ohne Fußboden

Erstmals seit 100 Jahren müssen auch die historischen Prunkräume renoviert werden, mit ihren Vergoldungen, kostbaren seidenen Wandbespannungen und den intarsierten Böden. Es ist eine 120 Meter lange Zimmerflucht, die nach der Renovierung zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Seit dem Auszug der letzten habsburgischen Bewohner waren die Räume als Lager und Bibliothek genutzt worden.

Architekt Mascher: „Es lässt sich von der heiteren Seite nehmen, dass in historischen Räumen unter den Kästen nicht einmal ein Fußboden ist. Da können Sie wahrlich sagen, so etwas wie ein Sparbudget wurde nicht erst heute erfunden.“

Dass Direktor Schröder womöglich voreilig mit dem 27. September 2002 ein Datum für die Wiedereröffnung genannt hat, glaubt Mascher nicht. Eine Terminsetzung sei ein kluger und richtiger Schritt, denn nur unter Termindruck - meint Mascher - lasse sich hier zu Lande etwas in Bewegung bringen.


Interne Reibungsflächen

In Bewegung und unter Druck sieht sich auch die Belegschaft der Albertina. Im Februar hatten Mitarbeiter anonyme Faxe verschickt, in denen der neue Direktor denunziert worden war. Anfang März hat sich dann der Betriebsrat bereits in einer Aussendung an die Öffentlichkeit gewandt, in der er sich gegen „verbale Rundumschläge der Geschäftsführung mit Vorwürfen gegen die Mitarbeiter“ zur Wehr setzt, speziell gegen den Vorwurf Schröders wegen zu laxer Arbeitsmoral.

Begonnen hat der Konflikt mit einem Gespräch im Jänner, in dem Schröder seinen Unmut artikuliert hatte. Seit damals verkehren Direktor und Betriebsrat nur mehr via Presseaussendungen. Betriebsratsvorsitzender Helmut Myslik: „Er hat das Gespräch am 23. Jänner mit uns abgebrochen und seither nicht mehr mit uns gesprochen.“


Debatte zur Wirtschaftlichkeit

Über das interne Kommunikationsproblem hinausgehend hat der Betriebsrat in seiner Aussendung auch die Befürchtung formuliert, Schröder werde die Albertina wie das Kunstforum der Bank Austria führen, das er bis vor kurzem geleitet hat. Der Kurator Christian Benedik, Betriebsrat der Albertina, meint dazu: „Es ist etwas befremdlich, wenn man Aussagen der Direktion hört, dass nur mehr rein wirtschaftliche Kriterien zählen sollten.“

Dazu kontert Klaus Albrecht Schröder: „Es gibt die Meinung des Betriebsrates, der naturgemäß mit der Geschwindigkeit der Sanierung nicht d'accord geht, als solche nehme ich sie zur Kenntnis. Ich lasse mich aber nicht abhalten davon, dass wir die Wiedereröffnung der Albertina zum prioritären Ziel erklären.“

Ob dieses prioritäre Ziel auch tatsächlich am 27. September 2002 erreicht werden kann, das ist Mittwoch Abend unter anderem auch Thema bei einem Podiumsgespräch im Depot im Wiener Museumsquartier zum Thema: das „Architekturprojekt Albertina“.

ORF.at, Do., 2001.03.22



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