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12. Juni 2019Charles von Büren
TEC21

Rotes Holzzeichen

Auf dem Julierpass in der Gemeinde Bivio steht bis Ende Sommer 2020 ein einzigartiger roter Turm: das Origen-Theater. Entstanden ist er auf Initiative von Giovanni Netzer, der damit zur ­Standortentwicklung der Bergregion beitragen will.

Auf dem Julierpass in der Gemeinde Bivio steht bis Ende Sommer 2020 ein einzigartiger roter Turm: das Origen-Theater. Entstanden ist er auf Initiative von Giovanni Netzer, der damit zur ­Standortentwicklung der Bergregion beitragen will.

Wie kommt ein Theater in Form eines Holzturms auf 2284 m ü. M. zwischen Berggipfel zu stehen? Um das zu begreifen, empfiehlt sich ein Blick auf die Vorgeschichte dieses Vorhabens, ein Erkunden der Ideen des Intendanten und Initianten Giovanni Netzer, der das Theaterfestival Origen im Jahr 2005 gegründet hat. «Origen» ist ein rätoromanisches Wort, gleichbedeutend mit «Ursprung». Der lateinische Wortstamm enthält auch den Begriff der Schöpfung, das Erschaffen originärer, also eigenständiger Werke. Für Giovanni Netzer ist dieser Name Programm. Er arbeitet mit archaischen Theaterformen, erobert Landschaftsräume so gut wie den sakralen Raum, errichtet temporäre Bauten und sucht den theatralen Bezug zur Realität und auch zur Landschaft, die zur imposanten Kulisse wird.

Die Urzelle: das Dorf Riom

Das Origen Festival Cultural findet seit 2006 jedes Jahr in Riom statt, einem Dorf mit 180 Einwohnern im Tal Oberhalbstein (Gemeinde Surses) zwischen Tiefencastel und Julierpass. Stammhäuser von Origen sind die mittelalterliche Burg Riom und eine umgebaute Scheune, die «Clavadeira des Monsieur Carisch». In die um 1227 erbaute Burg, die Origen im Baurecht zur Verfügung steht, soll nach einem Projekt von Architekt Peter Zumthor eine «Salle modulable» eingebaut werden, die eine ganzjährige Spielzeit erlaubt. Doch dieses Projekt muss warten – anders die Ende des 19. Jahrhunderts erstellte grosse Clavadeira, die etwa 80 Jahre leer stand. Sie wurde 2015 durch die Architekten Carmen Gasser und Remo Derungs, Präsident des Verbands der Schweizer Innenarchitekten, mit einem subtilen Umbau wachgeküsst und in eine Spielstätte für das Origen verwandelt.

Giovanni Netzer hat mit seinen Inszenierungen immer wieder ungewohnte, aber den Themen entsprechende Spielorte in der umliegenden Landschaft gesucht und gefunden: Dorfplätze, Gärten, Kirchen, Werkhallen, Eisenbahnwaggons, Reithallen, Ruinen und selbst die Oberfläche eines Stausees. Aber der Julierpass hat es Giovanni Netzer besonders angetan, er nennt ihn einen magischen, ja mystischen Ort. Der Pass, der das Engadin mit Oberhalbstein verbindet, wurde bereits von den Römern begangen. Sie errichteten dort einen Jupitertempel, von dem noch Säulenfragmente zeugen. Später im Mittelalter stand dort eine Sebastianskapelle.

Giovanni Netzer hat für eine auf vier Jahre beschränkte Zeit dort oben einen Theaterturm bauen lassen, der in nichts an herkömmliche Theaterarchitekturen erinnert, eher an den Turmbau zu Babel. Denn auch hier werden unterschiedliche Sprachen gesprochen, Graubünden kennt ja als einziger Kanton drei Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch, und Origen macht sowieso vor keinem Sprachgebrauch halt. Geplant hat Netzer den Turm zuerst in Eigenregie anhand unterschiedlicher Studienmodelle. In eine bau­fähige Form umgesetzt hat ihn Ingenieur Walter Bieler.

Wichtig waren Netzer die Fensteröffnungen. Sie lassen je nach Lichteinfall und herrschender Witterung die Umgebung Teil einer jeden Inszenierung im Turm­innern sein. Und es ist wirklich ein Erlebnis, die schattendunklen Treppen zu besteigen und in jedem der fünf Stockwerke eine andere Sicht zu erleben. Vollends umwerfend müsste der Blick vom flachen Dach aus sein. Allerdings ist es für das Publikum aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich, da der Zugang über eine steile Treppe zu schmal ist.

Ein Tragwerk mit schwebender Bühne

Im Grundriss verbinden sich zehn fünfeckige Einzel­türme. Darin untergebracht sind auch die Zugangs­treppen zu den Publikumslogen. Konstruiert ist das Ganze mit einschaligen Wänden aus 900 und 120 mm dicken Massivholzplatten von 20 m² Fläche, gehalten von 28 000 Schrauben. Der Turm ist 30 m hoch und misst im Grundriss übereck 22 m. Zwölf Wochen investierte die Holzbaufirma Uffer für die Schwertransporte und die Montage der 900 Holzteile. Bis 220 Zuschauer finden in den Bogenfenstern mit ­ihren Logen Platz. Die Bühne schwebt an Stahlseilen aufgehängt im Zentrum, lässt sich heben und senken und schafft so unterschiedliche Raumkonstellationen. Die Zuschauer an der Brüstung der Logen haben gute Sicht auf das Bühnengeschehen, die hinteren Sitz- und Stehplätze sind in dieser Hinsicht indes nicht eben ­optimal. Die zehn Einzeltürme umfassen den Bühnenraum, sind untereinander verbunden und ­stützen  sich so gegenseitig. Die Konstruktion wider­steht Wind­ge­schwindigkeiten von bis zu 250 km/h.

Viel Würde und neue Perspektiven

An der Einweihung Ende Juli 2017 sprach Bundesrat Alain Berset davon, wie dieser Turm Resilienz, Robust­heit, Solidarität und Stabilität versinnbildliche. Er mache klar, dass Weltoffenheit kein fester Zustand sei, sondern ein starkes Bewusstsein dafür, dass Identitätsfindung nie zu Ende sei, nie zu Ende sein könne.

Im Kulturerbejahr 2018 würdigte der Schwei­zer Heimatschutz die Nova Fundaziun Origen mit dem ­Wakkerpreis. Die Auszeichnung ging damit ausnahmsweise nicht an eine Gemeinde, sondern an eine Kultur­institution, die im Wissen um den Wert der Vergangenheit einem Dorf neue Impulse gibt und Perspektiven für eine stolze Zukunft eröffnet. Die Auszeichnung wurde der Bündner Kulturinstitution für ihren vorbildhaften Umgang mit der vorhandenen Baukultur im Berg­dorf Riom zugesprochen. Giovanni Netzer versteht die Auszeichnung als Ermutigung für zukünftige Vorhaben – und präsentierte anlässlich der Medienkonferenz das Entwicklungsprojekt «Malancuneia». Im historischen Dorfzentrum von Riom sollen vier leer stehende Gebäude umgenutzt und neu belebt werden. Mit Textilwerkstätten, Bildungsräumen, einem Besucherzentrum und sanft renovierten Wohnräumen will Origen neue Arbeitsplätze schaffen – und der drohenden Abwanderung aus dem Bergtal entgegen­treten. Um das Projekt «Malancuneia» zu realisieren, sind Investitionen in die In­frastruktur in einer Gesamthöhe von 7.6 Mio. Fr. ­notwendig. Erste Schritte für eine erfolgreiche Finanzierung sind getan: Die Regierung des Kantons Graubünden hat der Stiftung rund eine Million Franken in Aussicht gestellt, falls es Origen gelingt, die restlichen Gelder zu beschaffen.

2018 wurde der Turm auch mit dem Preis «Marketing und Architektur» ausgezeichnet. Durch ­seine expressive Form bildet er eine der Massnahmen, mit denen Netzer zur Standortentwicklung der Bergregion beiträgt. Gemäss Netzer hat der Turm 2.5 Mio. Fr. gekostet. Mit 700 000 Fr. unterstützte der Kanton Graubünden das Vorhaben, beigetragen haben auch Spenden von Sponsoren. Vier Jahre soll dieses einmalige Theaterhaus auf dem Julierpass stehen, bis es 2020 wieder ab­gebaut wird. Die Aufführungen waren letztes Jahr restlos ausverkauft, und auch für die verbleibenden Spielzeiten dürfte der Erfolg gesichert sein.

TEC21, Mi., 2019.06.12



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TEC21 2019|18 Holzbühnen auf Zeit

04. Mai 2018Charles von Büren
TEC21

Respektvolle Krönung

Das Waadtländer Parlamentsgebäude von Atelier Cube im Zentrum von Lausanne ist eine Lektion in selbstbewusster Gestaltung im Zwiegespräch von Alt und Neu. Es fügt sich mit einem Zeltdach selbstverständlich in das mittelalterliche Ensemble und verbirgt nirgends seinen modernen Gestus.

Das Waadtländer Parlamentsgebäude von Atelier Cube im Zentrum von Lausanne ist eine Lektion in selbstbewusster Gestaltung im Zwiegespräch von Alt und Neu. Es fügt sich mit einem Zeltdach selbstverständlich in das mittelalterliche Ensemble und verbirgt nirgends seinen modernen Gestus.

Das politische und historische Herz der Stadt Lausanne thront mit seiner Kathedrale, dem Schloss Saint-Maire, dem Grand Hôpital und dem Kantonsparlament hoch über der Place de la Riponne auf der Colline de la Cité, kurz «La Cité» genannt. Das Quartier wirkt wie eine beschauliche Insel im Treiben der hügelreichen Umgebung. Eine Ruhe, die in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2002 jäh unterbrochen wurde: Das damals in Restaurierung befindliche klassizistische Parlamentsgebäude vom Architekten Alexander Perregaux von 1804 brannte ab.

Das war für Lausanne und die Waadt auch kunstgeschichtlich eine Katastrophe. Dennoch ergab sich so die Chance, das seit 1997 geplante Projekt einer Restaurierung und Erweiterung mit einem unterirdisch angelegten Saal über Bord zu werfen und aus der Not eine Tugend zu machen. Ein neuer internationaler Wettbewerb führte zum Projekt der Architekten Atelier Cube, Lausanne, und Bonell i Gil, Barcelona. Als Ingenieur für das Holzdach zeichnet Yves Weinand, Professor am IBOIS der EPFL, verantwortlich.

Das Dach des Anstosses

Das Wettbewerbsprojekt von Marc Collomb und Esteve Bonell lief unter dem Namen «Rosebud». Ähnlich einer stilisierten Rosenknospe krönte ein asymmetrisch gestaltetes Dach mit Zinnblechen gedeckt den Saal. Allerdings wurde dieser wie eine moderne geometrische Skulptur gedachte Eingriff in die Silhouette der Cité zum Vorwand für alle, denen ein zeitgemässer Neubau in historischer Umgebung nicht gefallen wollte. Mit einer tief greifenden Umplanung des Projekts, einer Reduktion des Dachvolumens um einen Drittel, Verzicht auf die Asymmetrie und Ersatz des grauen Zinndachs durch heimische Ziegel kamen Bauherrschaft und Architekten einem drohenden Referendum zuvor.

Pierre Frey, Professor im Department ENAC der EPFL, verglich in seiner Kolumne[1] vor der Eröffnung diesen Kompromiss mit einer Narrenkappe, die eine freudlose Konstruktion aus Leimholz berge. Allerdings lässt sich über dieses Dach sehr wohl auch Gutes sagen. So fügt es sich zum Beispiel unaufgeregt in die Silhouette der Cité ein; der sachlich geformte Saal mit dem Dach ohne Pfetten und Sparren wartet nicht mit übertrieben festlichem Gepränge auf. Mit seinem golden schimmernden Birkenholz hat er jedoch einen angenehmen Charakter und eine herausragende Akustik. Bei klarer Sicht bietet er einen grossartigen Panoramablick über die Stadt bis hin zum Montblanc-Massiv am Südufer des Genfersees.

Das neue Parlamentsgebäude der Waadt ist in Form und Gestaltung eine zeitgemässe Architektur, die den Dialog vom Bestehenden zum Neuen sucht und auch findet.

Neu und Alt geglückt verbunden

Nach dem Umbau verfügt das waadtländische Parlament über drei unterschiedliche Zugänge. Der Haupteingang findet sich von Osten her an der Rue Cité-Devant. Eine Fassade in der historischen Häuserzeile wurde dafür geopfert und damit das Foyer in dieser Richtung erweitert. Eine unübersehbare, drei Geschosse hohe Verglasung markiert nun diesen Eingang und setzt ein modernes Zeichen in die ruhige Altstadtgasse. Eine skulptural gestaltete Freitreppe aus Stahlträgern mit Eichenholztritten dominiert die hinter ihr liegende Halle und führt entlang einer nun frei sichtbaren, historischen Fassade aus dem Mittelalter in die oberen Etagen. In diesem Erdgeschoss lädt eine Buvette mit angrenzendem Garten zu informellen Treffen ein.

An ihrem Fuss leicht trichterförmig verbreitert, führt die Treppe in drei Läufen und Podesten auf angenehm zu begehende Weise ins erste Niveau, das ein Sitzungszimmer und Arbeitsräume im benachbarten Altbau erschliesst. Mit einem markanten Schwung, der den Blick zum südlich gelegenen Platz und zu einem weiteren verglasten Zugang lenkt, erreicht sie mit zwei weiteren Läufen das Hauptgeschoss, von wo aus das Plenum und die benachbarte Vorhalle zugänglich sind. Diese Treppenpromenade zeigt beeindruckend, wie sich die historische Bausubstanz mit der neuen betonierten Fassade und ihren frei verteilten Fensteröffnungen ganz selbstverständlich vereint. Im ganzen Bau bleibt der durch Schalungsbretter mit Sorgfalt geformte Beton sichtbar. Die Verbindung zwischen historischer und neuer Architektur ist ausnahmslos geglückt.

Während der Ratssitzungen ist der Zugang von einem kleinen, südlich neben dem umzäunten Garten gelegenen Eingang möglich, der mit Glas einladend gestaltet wurde. Und bei besonderen Gelegenheiten werden die drei Tore des ehemaligen Peristyls zur Esplanade geöffnet. Dieser Fassadenteil blieb nach dem Brand glücklicherweise erhalten – die reich verzierten Holztore aus der Bauzeit waren für eine Restaurierung ausgelagert. So kommt es, dass die klassizistische Pracht des «Fronton Perregaux» weiterhin die Esplanade prägt.

Hinter dieser Fassade liegt das vom Korridor zum Plenarsaal zugängliche grosse Vestibül, ein Schmuckstück besonderer Art. Die abgebrannte Holzdecke ist als stützenfreie Betondecke wieder auferstanden, die die ehemalige asymmetrische, historische Dachform in abstrahierter Weise aufnimmt. Der alte Steinboden aus halbrunden Kieseln wurde neu verlegt, weil darunter die Klimaanlage untergebracht ist. Es handelt sich um eine Arbeit portugiesischer Handwerker, die mit Geschick und Kenntnis den mit Sternen und Wappen verzierten Boden wiederhergestellt haben.

Der Saal als hölzernes Zelt

Der Zugang zum Parlamentssaal erfolgt über einen schlichten Korridor, und erst die verglaste Doppeltür erlaubt den Blick in diesen quadratischen Raum mit seinen in acht Sitzreihen mit Mittelgang angeordneten 157 Plätzen. Der mit Eichenparkett belegte Boden weist eine leichte Neigung in Richtung Präsidium auf.

Die zeltartige Decke ist mit raumgreifend gekreuzten, der konstruktiven Versteifung geschuldeten Platten aus Brettsperrholz gegliedert. Das im First gekappte Zeltdach erlaubt ein vierteiliges Oberlicht, das den Saal sanft erhellt. Das Panoramafenster in der südwestlichen Raumecke zieht den Blick an. Decke, Wände und Pulte sind mit Birkenholz gestaltet, die Schreibflächen bestehen aus Linoleum. Die funktionale Gestaltung, das einfallende Tageslicht und die herausragende Akustik prägen dieses Herzstück der Anlage. Auffallend ist der bis ins Detail mit Sorgfalt ausgeführte Ausbau, ein Werk der auf Auditorien spezialisierten Firma André aus Yens.

Im Querschnitt wird sichtbar, dass die innere, zeltartige Decke über dem Saal nicht genauso geformt ist wie der pyramidenförmige Dachaufbau. Die über verdeckte Stahlplatten verschraubte Konstruktion gleicht eher einem unter dem Schutzdach liegenden Kuppeleinbau, wie er früher in Sakralbauten üblich war. Das mit regional produzierten Ziegeln aus Corcelles gedeckte Schutzdach kragt von 1.30 m bis auf Seite Garten drei Meter über die Fassade aus, schützt vor Regen und beschattet den Saal.


Anmerkung:
[01] Text von Pierre Frey auf www.espazium.ch

TEC21, Fr., 2018.05.04



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TEC21 2018|18-19 Himmel aus Holz

23. März 2018Charles von Büren
TEC21

Holz, Glas und Karton im Einklang

Die hölzerne Freiform des von Weitem sichtbaren Auditoriums gibt der Seine Musicale ihr charakteristisches Äusseres. Die Konstruktion besteht aus über 3000 Einzelteilen aus Brettschichtholz mit 2800 unterschiedlichen Kreuzungspunkten.

Die hölzerne Freiform des von Weitem sichtbaren Auditoriums gibt der Seine Musicale ihr charakteristisches Äusseres. Die Konstruktion besteht aus über 3000 Einzelteilen aus Brettschichtholz mit 2800 unterschiedlichen Kreuzungspunkten.

Die Architekten sehen in der Seine Musicale ein Symbol für eine der Umwelt angepasste Technik. Gemeint ist damit das mächtige, 45 m hohe Metallsegel ausserhalb der gerundeten Auditoriumsstruktur. Das Segel umfährt täglich langsam auf Luftkissen gelagert und in Schienen geführt diese Baustruktur auf einer Strecke von rund 100 m und richtet dabei seine 800 m² Photovoltaikzellen stets in optimalem Winkel zur Sonne aus.

Die Energieversorgung weist einen Anteil von 65 % erneuerbarer Energie auf. Das mobile Segel aus PV-Modulen erzeugt zusätzlich Strom vor Ort. Weil es die Fassade abschattet, gewährleistet das Segel zudem den thermischen Komfort im Sommer und verringert den Kühlbedarf.

Der markante, bei näherem Hinsehen eher eiförmige als runde Aufbau ist mit einem Tragwerk aus 700 m³ Brettschichtholz konstruiert und mit einer Verglasung von insgesamt 4000 m² versehen. Die Brettschicht­holzstäbe aus Fichte sind untereinander über Holz-Holz-Verbindungen zu einem Sechseckmuster zusam­men­gefügt. Die Diagonalen kreuzen sich schubfest in Überblattungen. An den Stabenden der horizontalen Gurten übernehmen gezackte Schäfte grosse Zugkräfte. Die dazu benutzten Nockenleisten bestehen aus Buchensperrholz. Diese Fassadenkonstruktion aus Holz und Glas umfasst die darin liegende, komplexe Betonstruktur mit dem Konzertsaal und gibt der Anlage ihre architektonische Identität.

Schweizer Statik – deutscher Holzbau

Die äussere Holzstruktur weist geschliffene Oberflächen auf und verfügt über eine CTB-P -Imprägnierung gegen Pilze und Insekten und eine farb­lose Schutzlasur. Die Statik dieser innert zehn Monaten aufgerichteten Struktur konzipierte und berechnete das Schweizer Ingenieurbüro Kempter.Fitze. Die Firma designtoproduction modellierte die gesamte doppelt gekrümmte Primär- und Sekundärstruktur am Übergang zu den Fassadenelementen. Sie übernahm zudem eine aktive Rolle in der Konzeption der Montagesequenz der komplexen Struktur. Sie implementierte ein komplett parametrisches 3-D-CAD-Modell mit Detaillierung bis zur letzten Schraube sowie für die Roh- und Fertig­volumen aller Bauteile. Daraus wurden die Fertigungsdaten für Verleimung und Abbund der knapp 1300 Trägersegmente, ein Volumen­modell aller 3300 Fassadenrahmen und ein vollstän­diger Satz von Werkstatt- und Montageplänen erstellt.

Bei der Fläche aus Sechseckmustern handelt es sich genau genommen um 99 doppelt gekrümmte Holzträger, die sich an Knotenpunkten gegenseitig durchdringen. Die Planer von designtoproduction erläutern den Anspruch an die Konstruktionsweise dieser Holzstruktur wie folgt: «Normalerweise ist bei Brettschicht­holz ­eine gewisse Abweichung zwischen der Faserrichtung des Holzes und der Geometrie des Fertigteils unproblematisch. Für die Seine Musicale sollten die Fasern jedoch exakt der Fertigteilgeometrie folgen, um sichtbar angefräste Klebefugen vollständig zu vermeiden und somit ein störungsfreies Erscheinungsbild zu erlangen.»

Darum mussten die Rohlinge in einem mehrstufigen Prozess der Bauteilgeometrie angepasst und aus Stäbchenlamellen von nur 32 × 40 mm Querschnitt verleimt werden. Krümmung und Länge jedes einzelnen Bauteils machten eine von drei unterschiedli­chen Verleimungsmethoden notwendig. Jede erforderte ein eigenes Set an Fertigungsdaten, angefangen von detaillierten Zeichnungen über Tabellen bis hin zu maschinen­lesbaren Einstellungsdateien.

Komplexe Geometrie

Aufgrund der Freiformgeometrie sind keine zwei der 2800 Kreuzungspunkte im Gebäude identisch. Um dies zu bewältigen, wurden alle Details in parametrischer, regelbasierter Form angelegt und abhängig von statischen und konstruktiven Anforderungen in acht Familien mit insgesamt 120 Unterkategorien eingeteilt. Archi­tekten und Statiker definierten eine tabellenbasierte Schnittstelle, die es erlaubte, geometrisches und statisches Modell synchron zu halten und so sicherzustellen, dass die korrekten Detailtypen verwendet wurden.

Die X-förmigen und reihenweise platzierten Elemente bestehen aus vormontierten Trägern mit bis zu 24 m langen, in sie eingefahrenen und gefügten Ringsegmenten. Dieses Konzept stellte zu jeder Zeit eine selbsttragende Struktur sicher, die nur punktuell unterstützt werden musste, um zu verhindern, dass sie sich im Montagezustand verformt. Um das Einfahren der langen Ringsegmente zu ermöglichen, sind die Flanken der Ausschnitte an den Kreuzungspunkten individuell abgeschrägt. Hierzu wurde die exakte Einfahrrichtung aller Segmente vorab festgelegt. Durch das Eindrehen um das Segmentende können bei möglichst kleinem Abschrägungswinkel die Kreuzungspunkte nacheinander statt gleichzeitig eingefahren werden.

Fünf Monate nach Vertragsabschluss Ende 2014 legten die Planer der Parametrisierung die ersten Daten zur Verleimung der gekrümmten Brettschichtholzträger (CNC-Abbund) vor und drei Monate später erste Ab­bunddaten. Die Montage konnte rund ein Jahr nach Beginn der Berechnungen beginnen.

Die Hülle des Auditoriums auf der Seine Musicale aus 3000 Teilen macht neugierig, und den Bau als Publikumsmagneten auszubilden war eines der Ziele. Seine Herstellung war jedoch mittels CNC und dank präziser Angaben kein aussergewöhnlicher Aufwand, wenn man ihn mit anderen Bauwerken vergleicht, die zurzeit in der Freiformbauweise entstehen.

TEC21, Fr., 2018.03.23



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TEC21 2018|12-13 La Seine Musicale

02. Juni 2017Charles von Büren
TEC21

Entwicklung statt Superlativen

Neben dem Wettrennen um das höchste Holzhaus entstehen in der Schweiz auch Gebäude aufgrund bedeutender Entwicklungen in der Konstruktion. Diese meist kleinen Bauten sind oft mit einer vielfältigen interdisziplinären Teamarbeit verbunden.

Neben dem Wettrennen um das höchste Holzhaus entstehen in der Schweiz auch Gebäude aufgrund bedeutender Entwicklungen in der Konstruktion. Diese meist kleinen Bauten sind oft mit einer vielfältigen interdisziplinären Teamarbeit verbunden.

Wenn es um Holzbau geht, waren in den letzten Monaten in Fachmedien vor allem Schlagzeilen über himmelstürmende Vorhaben zu lesen. Die liberalisierten Brandschutzvorschriften lassen seit Beginn des Jahres 2015 reine Holzbauten, zum Beispiel ohne massive Erschlies­sungen, bis zu einer Gesamthöhe von 30 m zu. Selbst bei Hochhäusern ist die Anwendung tragender und brandabschnittsbildender Holzbauteile mit brennbaren Anteilen unter bestimmten Rahmenbedingungen neu möglich. Zwei achtgeschossige Wohnbauten stehen seit wenigen Jahren in London, in Mailand ist 2013 eine Gruppe neungeschossiger Wohnbauten aus Holz entstanden, und in Wien soll 2018 ein Hochhaus mit 24 Stockwerken auf eine Höhe von 84 m gebaut werden.

Ein geplanter 30-geschossiger Wohnbau in Vancouver soll dem Wettstreit nächstens die Krone aufsetzen.

Technisch möglich wird dies durch entsprechende Bausysteme. Das Material Brettsperrholz gehört dazu und auch der Holz-Beton-Verbund. Aber ausser ungewohnter Höhe zeigen derartige Bauwerke kaum Innovatives. Einige Stockwerke höher zu bauen wirkt als alleiniges Ziel banal.

Wenn auch die Vorteile der trockenen Montagebauweise mit Holz greifen, so sind doch die Beschönigungen des Wohnwerts von Hochhäusern aus Holz gegenüber solchen in kon­­ven­tioneller Bauweise kritisch zu hinterfragen: Hochhäuser können auch zu Entfremdung führen, und nach­barschaftliche Stützsysteme entstehen selten.[1]

Vorbilder mit Geschichte

Entwicklungen im Holzbau sind dagegen oft bei weniger spektakulären, dafür umso durchdachteren Bauwerken zu finden. In der Schweiz gehören zwei Neubauten der ETH auf dem Campus Hönggerberg dazu: das House of Natural Resources (vgl. TEC21-Sonderheft «Stadt aus Holz», 2015) mit seiner ­Konstruktion aus Buche und Esche und das Arc_Tec_Lab (TEC21-Sonderheft «Arc_Tec_Lab», 2016) mit seiner Zero-Emis­sions-Architektur und einem Freiform-Holzdach von 2240 m² Fläche. Bereits seit 1991 steht bei der EPF Lausanne der «Polydôme», konzipiert von Julius Natterer. Diese als leichtes Flächentragwerk konstruierte Holzrippenschale überspannt einen Grundriss von 25 × 25 m. Die als Provisorium für das 700-Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft erstellte Halle wird immer noch gern genutzt. Ebenfalls auf dem EPF-Gelände hat Kengo Kuma einen 250 m langen Pavillon geschaffen, der durch die Kombination aus Holz, Metall, Glas und einem Steinplattendach besticht.

Wie bei diesen älteren Projekten ist, um Neues zu finden, zuerst über das Bestehende hinauszudenken. Das tut auch Yves Weinand, Professor an der EPF Lausanne und Leiter des Laboratory for timber constructions IBOIS, des Forschungslaboratoriums für Holzbau. In Lausanne hat er auch seit 2004 den Lehrstuhl für Holzkonstruktion inne. Weinand hat am IBOIS von Anfang an die interdisziplinären Aspekte des Bauentwurfs gefördert. Vor allem verbindet er mit seinen Mitarbeitenden Tragwerksplanung und Konstruktion. Ein erstes kleines, aber wegweisendes Bauwerk ist die Kapelle in Saint-Loup bei Pompaples VD aus dem Jahr 2008, ein Faltwerk aus Holzplatten nach dem Prinzip der Origamifaltung (vgl. TEC21 8/2009). Beim diesem Proto­typ sind 39 unterschiedliche Platten mit 67 unterschiedlichen Kantenverbindungen über Stahlbleche und Schrauben verbunden.

Grundlagenforschung führt zu Produktion

Eine Weiterentwicklung dieses Typs konzipierten Yves Weinand und das Architekturbüro Cube aus Lausanne nun mit dem Théâtre de Vidy (vgl. «Standfest gefügt»). Der Bau besteht aus 304 unterschiedlichen, mehrschichtig verleimten Holzplatten, die mit einem neuartigen, am IBOIS von Christopher Robeller entwickelten computergenerierten Doppelzapfensystem zusammengefügt wurden. Mit dieser Holz-Holz-Verbindungstechnik (vgl. TEC21 46/2013) entsteht ein Tragwerk, das 16 bis 20 m stützenfrei überspannt und eine Dämmschicht enthält.

Mithilfe automatisierter Fertigungstechnologie, die in vielen Holzbaubetrieben bereits vorhanden ist, werden neue Lösungen der Fügetechnik entwickelt: Die Verbindungen übertragen die Kräfte zwischen Bauteilen mittels hochpräziser Schwalbenschwanzverbindungen und dienen darüber hinaus als Fügehilfe. Bereits bei der Vorfertigung lassen sich die spätere Position der Bauteile zueinander und die Form der Verbindungen eindeutig definieren. Das ermöglicht selbst bei unterschiedlichen Plattenformen und Flächenwinkeln eine einfache und präzise Fügung. Im zweischichtigen Faltwerk sind nicht allein die obere und die untere Plattenschicht kraftschlüssig verbunden, sondern auch die beiden parallelen Schichten untereinander. Das System dient zudem als Abstandhalter und Positionierhilfe.

Ein anderes Projekt, bei dem sich die Statik ähnlich durch die architektonische Gestalt manifestiert, ist das Foyer der Alten Kirche in Boswil von Gian Salis und Walter Bieler (vgl. «Geformtes Tragwerk»). 46 Binder aus je einem Hauptträger und zwei flankierenden Bohlen überbrücken 9 m Spannweite. Beschränkte Masse für den Anschluss an das historische Bauwerk schlossen höhere Querschnitte aus. Jeder dieser Binder ist leicht anders geformt und bezieht sich auf die Krümmung der benachbarten Träger. Von unten gesehen zeigt sich letztlich die aus 138 Bohlen addierte, geschwungene Holzfläche. Die technische Leistung formt das leicht wirkende Foyerdach. Einen modernen Anbau dieser Art gab es an keiner unter Schutz gestellten Kirche. Dank der Weitsicht und dem Mitwirken des kantonalen Denkmalschutzes konnte das Projekt verwirklicht werden.

Wegweiser für den Holzmarkt

Die beim Bau des Théâtre de Vidy eingesetzte integrale Verbindungstechnik begrenzt die in der Konstruktion verwendeten Materialien auf ein Minimum: Das Tragwerk besteht lediglich aus Holzmehrschichtplatten, und Zellstoff aus Altpapier kommt als Wärmedämmung zum Einsatz. Das Gebäude ist somit auf einfachste Art zerlegbar, und seine Komponenten lassen sich rezyklieren, ohne die Umwelt zu belasten. Vidy verfügt so neben den bereits bestehenden Spielorten, dem Saal Charles-Apothéloz, der Passerelle und dem Saal René-Gonzalez, wieder über einen vierten: Der neue Holzpavillon mit 250 Sitzplätzen wird kommenden September eingeweiht und erstmals bespielt.


Anmerkung:
[01] «Wohnzufriedenheit im Hochhaus», Cornelia Ehmayer-Rosinak, Stadtpsychologie, Wien, 25. Februar 2017.

TEC21, Fr., 2017.06.02



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TEC21 2017|22 Innovativer Holzbau

02. Juni 2017Charles von Büren
TEC21

Geformtes Tragwerk

Die als Konzerthaus genutzte Alte Kirche Boswil hat ein neues Foyer. Architekt Gian Salis konzipierte ein leicht geschwungenes Holzdach mit verglasten Wänden. Das Tragwerk besteht aus sichtbaren Lamellen.

Die als Konzerthaus genutzte Alte Kirche Boswil hat ein neues Foyer. Architekt Gian Salis konzipierte ein leicht geschwungenes Holzdach mit verglasten Wänden. Das Tragwerk besteht aus sichtbaren Lamellen.

Die auf einem ummauerten Moränenhügel am Dorfrand von Boswil im Aargau stehende, ehemals römisch-katholische Pfarrkirche ist seit 1913 profaniert. Nachdem sie über Jahre dem Künstler Richard Arthur Nüscheler als Atelier gedient hatte, ging sie 1953 in den Besitz der «Stiftung Alte Kirche Boswil» über. Das historische Ensemble mit der Kirche, der Odilokapelle und dem Alten Pfarrhaus gehört der Stiftung und nennt sich heute «Künstlerhaus Boswil». Hier treten regelmässig international bekannte Künstler auf, was ein Publikum von weit über die Region hinaus anzieht. 2014 wurde ein Studienauftrag für ein Foyer ausgeschrieben. Der mit dem Projekt beauftragte Architekt Gian Salis und der Ingenieur Walter Bieler spannten von Beginn weg zusammen.

Das Foyer als Dach mit Glasparavent

Eigentlich ist ein Foyer ein geschlossener Vorraum für Theater- oder Konzertsäle. In Boswil ist das anders. An der Südseite des Baus steht nun ein 15 m breites und 9 m ausschwingendes Holzdach, getragen von vier Holzsäulen und ummantelt mit einem Glasparavent. Das an den Ecken und über der Treppe aufgewölbte filigrane Lattenwerk, das wie ein vom Wind bewegtes Tuch wirkt, bildet das Tragwerk. Es ist ein kleines Wunderwerk der schöpferischen Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur, die im Duo Formgebung und Konstruktion überzeugend zusammengeführt haben. An sich ist dieses Bauwerk einfach gestaltet.

Die Betonarbeiten zum Unterfangen der Kirchenmauer und die Arbeiten für die Bodenplatte, die die historischen Mauerreste überbrückt und gleichzeitig als Sitzbank dient, bewegen sich im Rahmen des Alltäglichen. Auch die Spannweite des Dachs von 9 m ist bescheiden. Das Spezielle daran sind der Trägerquerschnitt, die vielfältige Bindergeometrie und die aus gestalterischen Gründen gewählte Wölbung über der neuen Zugangstreppe. Die Geometrie der Binderuntersicht für das Foyer erforderte 46 unterschiedliche Trägerformen in Brettschichtholz der Festigkeitsklasse GL 24h. Da der kleinste Trägerradius nur 4 m misst, kamen Lamellen von bloss 20 mm Stärke statt der üblichen 40 mm zum Einsatz. Die Binderbreite beträgt lediglich 60 mm. Ein Trägerquerschnitt von 60/320 mm und der Raster von 30 cm stellen die Tragfähigkeit sicher. Allerdings reicht dies für die zulässige Deformation nicht aus.

Statik integriert in die Architektur

Der Wille, die Untersicht der Decke mit gleichbleibend breiten Lamellen zu gestalten, und das beschränkte Mass zwischen dem Türsturz beim Eingang und dem darüber liegenden Kirchenfenster schloss einen erhöhten Trägerquerschnitt aus. Stattdessen sind die beidseitig flankierenden Bohlen der Binder von je 60/120 mm mit den Hauptträgern schubfest verbunden, dies in der Fuge von 40 mm mit Verbindungsklötzen im Abstand von je 50 cm. Die Bohlen sind damit in die statische Berechnung miteinbezogen. So wird die Deformation um 37 % verringert, und das Tragwerk erfüllt die vom SIA empfohlenen Werte. Die Binder sind über ein verdecktes Einhängesystem an die Fassade der Kirche angehängt und liegen am Dachende auf einem in der Konstruktion integrierten, nicht sichtbaren Stahlträger auf, der die Last über die vier Brettschicht­holzsäulen abträgt. Dadurch wirkt das Dach leicht und schwebend.

Ingenieur Walter Bieler betont, dass der Entscheid für die Lastaufteilung der Binder konzeptionell den Vorteil aufweist, dass sämtliche Träger, also auch jene mit den bescheidenen Querschnitten von 60/120 mm, über die gesamte Spannweite von 9 m statisch aktiv sind. Von unten gesehen wirkt die Dachstruktur wie eine flächige, leichte Bohlenkonstruktion. Es handelt sich indes um ein von unten sichtbares Tragwerk, bei dem jeder Stab hilft, das Foyer zu überspannen. Das statische Konzept integriert sich damit wirkungsvoll in die architektonische Gestalt.

Entwurf und Realisierung im Duett

Gian Salis und Ingenieur Walter Bieler entwickelten das Konzept für den Holzschirm. Dabei war die Dachkonst­ruktion der wohl wichtigste Teil. Aber auch der Treppenaufgang aus dem regional ab­gebauten Mägenwiler Muschelkalk zur verbreiterten Doppeltür des Konzert­raums mit dem integrierten Behindertenlift und der nebenan liegende Abgang zu den neuen Sanitäranlagen im Untergeschoss sind auf elegante, funktionale und selbstverständlich wirkende Weise gestaltet. Im Foyer finden die Garderoben und eine mit schwarz glänzendem Urushi lackierte Holztheke Platz.

Der Raum ist mit Verglasungen in filigranen Metallprofilen versehen. Doppeltüren öffnen sich beidseitig als Zugang und zum Garten. Das Foyer ist den Vorschriften entsprechend gedämmt und im Winter beheizt. Bei schönem Wetter und beidseitig geöffneten Türen wirkt es wie eine mit einem Schattendach gedeckte Terrasse mit Blick auf die Bünzebene. Das Holzdach verleiht dem Raum eine angenehme Akustik, und nachts sorgen die speziell entworfenen, mundgeblasenen Glasleuchten für ein festliches Ambiente.

Die Alte Kirche Boswil hat mit diesem Eingriff eine sinnvolle und überzeugend gestaltete Erweiterung erhalten. Bleibt zu hoffen, dass auch die im selben ­Studienauftrag wie das Foyer von Architekt Gian Salis erarbeiteten Ausbaupläne für das zum Ensemble ge­hörende Sigristenhaus in absehbarer Zeit zu verwirklichen sind.

TEC21, Fr., 2017.06.02



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TEC21 2017|22 Innovativer Holzbau

17. Juni 2016Charles von Büren
TEC21

Heidenhaus, neu erfunden

Ein altes Dorfhaus in Münster kommt ohne Zentralheizung aus. Räume als Klimapuffer, zwei Giltsteinöfen und geschickt ausgenutzte Sonnenwärme genügen für ein wohnliches Klima.

Ein altes Dorfhaus in Münster kommt ohne Zentralheizung aus. Räume als Klimapuffer, zwei Giltsteinöfen und geschickt ausgenutzte Sonnenwärme genügen für ein wohnliches Klima.

Die Bauherrschaft hat gut gewählt. Ein Ehepaar mit Kindern wollte im Oberwallis ein Ferienhaus erstellen lassen. Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück stiessen sie gemeinsam mit dem von Jugend an mit der Re­gion vertrauten Architekten Roman Hutter auf das leer ­stehende Heidenhaus an guter Lage mitten im Dorf Münster. Das aus dem Jahr 1448 stammende Holzhaus mit diversen An- und Umbauten war zwar wirklich in die Jahre gekommen, sein Kern aber nach wie vor intakt. Gemeinsam mit Architekt und Handwerkern erweckte die Familie es zu neuem Leben.

Im Bezirk Goms im Oberwallis ist ein sogenanntes «Heidehüs» ein gängiger Bautyp. Die Bezeichnung geht auf die irrige Annahme zurück, diese Häuser würden aus vorchristlicher Zeit stammen. Die Blockbauten sind auf Steinsockel gesetzt und mit einer Trennwand in ein Vorder- und Hinterhaus geteilt. Ursprünglich bewohnten zwei Familien das Haus mit einem gemauerten Kellergeschoss und zwei aufgesetzten Stockwerken. Es wies den für diesen Haustyp üblichen Grundriss mit einer Aufteilung in ein Vorder- und Hinterhaus auf. Im Vorderhaus fanden sich eine Stube und Kammer, im Hinterhaus die Küche mit einem Nebenraum. Fest eingebaut war in der Stube je Geschoss ein Giltsteinofen, ein von hinten befeuerter Ofen aus Speckstein.

Mit Respekt erneuert

Das Heidenhaus in Münster wies zwar diverse seitlich angebrachte Ergänzungen auf, entsprach aber kaum mehr heutigen Lebensgewohnheiten. Doch zeugt der Kernbau eindrücklich davon, wie ein mit handwerklichem Geschick erstellter Bau mit seiner materialgerechten Konstruktion weit über 500 Jahre bestehen konnte. Die Zimmerleute entfernten nach den Plänen des Architekten die über die Jahre hinzugekommenen Anbau­ten. Sie legten, wo es Sinn machte, die bestehenden Blockbauwände aus Lärche und teilweise Fichte frei und reinigten sie vom über Jahrhunderte angesammelten Staub, Russ und Schmutz.

Für Architekt und Bauherrschaft war es klar, die typische Gliederung in Vorder- und Hinterhaus beizube­halten. So wurden die Räume im Hinterhaus durch Einbaumöbel gegliedert. Im ersten und zweiten Geschoss findet sich im Hinterhaus nun eine Nasszelle mit Toilette, Waschtisch und Badewanne. Beide Stockwerke sind über einen längs der Trennwand angeordneten Korridor erschlossen. Der Zugang ins Dachgeschoss erfolgt hangseitig über den an der Ostfassade neu erstellten schmalen Anbau.

Die Riegelkonstruktion aus Fichtenholz bleibt unbeheizt und ist im hinteren Abschnitt mit einer einfach, aber robust konstruierten Holztreppe versehen, die zum Obergeschoss führt und dort in die Wohnstube mit Küche mündet. Ein west­seitiger Anbau in gleicher Konstruktion enthält im Erdgeschoss eine als Schreibstube und Bibliothek genutzte, ebenfalls unbeheizte Kammer, im Obergeschoss liegt darüber eine Terrasse. Beide Anbauten wirken wie ein Klimapuffer. Auf diese Weise sind die vormaligen beiden Kleinwohnungen zu einer Einheit verschmolzen. Dennoch funktionieren mit Ausnahme der Wohnküche die beiden Geschosse autonom. Dort treffen sich die Bewohner zum gemeinsamen Mahl, zum Zusammensein und zu Gesprächen.

Sicherheit und Komfort

Das Haus musste erdbebensicher ertüchtigt werden. Dazu diente ein Eingriff im Untergeschoss. Das Erdreich im Keller wurde abgesenkt und der Raum so erhöht. Die bestehenden Bruchsteinmauern wurden unterfangen. Mittig wurde unter der Mittelwand der Obergeschosse ein rechteckiger Raum aus Stahlbeton eingebaut und die hangseitige Wand mit einem Vorbau aus Beton versehen.

Der neue Betonkubus unterteilt den Keller in eine Werkstatt und den Erdkeller. Darin befinden sich ein Warmwassertank und Installationen für eine später eventuell einzubauende Heizanlage. Doch bleibt das Untergeschoss unbeheizt. Die hangseitige Wand weist vier vertikale Rippen auf, und in den so entstandenen drei raumhohen Nischen machen Tablare den mit Naturboden versehenen Kellerteil zum Vorratsraum.

Auch die neuen Sockel der beiden Anbauten bestehen aus ­Beton. Architekt und Bauherrschaft definierten bei diesem Umbau von Beginn an, welche Räume notwendigerweise zu beheizen sind: die innenliegenden Wohn- und Schlafräume. Als Wärmequelle dient in beiden Stockwerken ein je mittig gesetzter, bestehender Giltstein­ofen. Ein spezialisierter Hafner sanierte diese beiden Öfen aufwendig und setzte sie neu.

Ursprünglich bestand deren Brennkammer bloss aus einem Raum. Neu windet sich der heisse Rauch mehrfach durch den Ofen, und derart entstand ein weit höherer Wirkungsgrad. Unterstützend dazu ist der steinerne, neu aufgemauerte Kamin mit Speichersand hinterfüllt. Die Öfen werden von ihrer Hinterseite mit Stückholz beheizt. Die Strahlungswärme der über eine Tonne schweren Öfen wirkt angenehm und verteilt sich über die beiden Stockwerke.

Eine weitere Heizung gibt es in diesem Haus nicht. Für Warmwasser der Küche und Bäder sorgen sorgsam integrierte Sonnenkollektoren an der Südfassade des westseitigen Anbaus. Diese wärmen zudem bei Abwesenheit der Bewohner die ins Haus neu eingebauten Radiatoren, sodass die eingespeiste Energie nicht verpufft oder gar abgeführt werden muss. Mit einer Schiebetüre zur Bibliothek lässt sich die von Westen einstrahlende Sonnenwärme auf einfache Weise bewirtschaften.

Auch der ostseitige Anbau verfügt über drei Türen, die im Winter geschlossen sind und im Sommer offen stehen können. Je nach Sonneneinstrahlung ermöglichen auch sie einen Energieeintrag in den Hauptbau. Sämtliche Fenster- und Türöffnungen wie auch Teile der Wände mussten saniert werden. Dies unter anderem auch, weil über die Jahre nicht zimperlich mit der Substanz umgegangen worden war.

Beim Umbau mussten mit einer Motorsäge die Bauteile passgenau vorbereitet werden. Dafür wurde, wenn immer möglich, Altholz von der Originalsub­stanz verwendet.

Die bestehenden zweiflügligen Fenster wurden ersetzt und zweiflüglig belassen. Die in den beiden Anbauten neu gesetzten Fenster hingegen sind einflüglig konstruiert. Sie weisen eine Sprossenteilung auf, die den Massstab der Fenster im Kernbau übernimmt.

Schiebeläden, die unter der Innenverkleidung verschwinden können, dienen zur Regelung des Lichteinfalls und als Sichtschutz.

Material als Gestaltungsmittel

Der ganze Innenausbau besteht aus Fichte und setzt so einen Kontrast zu den bestehenden dunklen Strick­bauwänden. Die Massivholzküche ist wie ein Kommodenmöbel gesockelt in den Raum gestellt. Sie besteht aus Lärchenholz, und die hellblauen glatten Flächen sind aus Vollkernplatten. Der obere Stauraum ist nach dem Vorbild der 1950er-Jahre leicht abgeschrägt und mit Schiebetüren versehen. Die Rückwand über der Arbeitsfläche besteht ebenfalls aus geöltem Lärchenholz.

Das Haupthaus ist neu innen gedämmt und verkleidet. Im Gegensatz dazu erfolgte der Wandaufbau für die Anbauten von innen nach aussen. So bleibt ­die Struktur des Haupthauses aussen sichtbar, wie dies traditionell bei einem Blockbau der Fall ist. Bei den Anbauten bleibt die Struktur im Innern sichtbar. Dafür ist der Holzriegel mit Dreischichtplatten ausgefacht.

Der Leim, der bei allen anderen Bauteilen nicht erwünscht ist, übernimmt dort die Funktion der Dampfbremse.

Sämtliche Böden in den Räumen sind aus Fichtenholz – einfach gestossene breite Bohlen mit 12 cm Dicke ohne Schalldämmung. Weil das Haus durch eine Familie genutzt wird, genügt das durchaus. Für die beiden Schränke der Obergeschosse wurde das Holz der alten Böden verwendet – ein Recycling-Gedanke, der den alten Häusern aus Mangel an Ressourcen von jeher eingeschrieben ist. Die bestehenden 8 cm dicken Bohlen wurden zu Brettern aufgeschnitten und neu für die Einbaumöbel verwendet.

Bei den Anbauten dominiert das wetterbeständige Lärchenholz. Sägerohe Bretter sind in ihrer maximalen Breite stumpf gestossen und deren Fugen mit einer Deckleiste geschlossen. Ähnlich vielschichtig sind die Innenverkleidungen. Die neuen Flächen erhalten so eine optisch wirksame Tiefe entsprechend dem furchigen und unebenen Altholz des Bestands. Das dem Haus irgendwann verpasste Blechdach wurde durch ein ­traditionelles Schindeldach ersetzt.

Der in Münster aufgewachsene Architekt Roman Hutter kennt sich in solchen Dingen bestens aus. Er betont, es sei bei den Holzschindeln wesentlich, dass diese aus einer Region stammen, die möglichst ähnliche klimatische Bedingungen aufweist – am besten natürlich aus dem Ort. Nur so bleibt die Langlebigkeit der neuen Eindeckung garantiert.

Engagement zahlt sich aus

Die Planung des Umbaus und die Sanierung dieses Heidenhauses erfolgten im Jahr 2012, die Bauarbeiten selber konnten im Verlauf des Jahres 2013 abgewickelt und im Frühjahr 2014 abgeschlossen werden. Einer anspruchsvollen Bauherrschaft und dem mit örtlichen Gegebenheiten vertrauten Architekten ist es zu verdanken, dass dieses altehrwürdige Holzhaus zu neuem Leben erweckt ist und trotzdem seine Seele bewahrt hat.

Diese Sorgfalt im Umgang mit bestehender ­Bausubstanz und die intelligente Neunutzung wurden entsprechend gewürdigt. Die Zeitschrift «Umbauen ­und Renovieren» hat dem vorliegenden Umbau anlässlich der Swissbau 2016 den Sonderpreis Energie zuge­sprochen. Die Jury zeigte sich zudem beeindruckt von der architektonischen Leistung, die eine gelungene Weiterentwicklung der Holzbautradition darstellt. ­Roman Hutter hat mit seinem Büro den Best Architects Award 16 in Gold errungen, eine besondere Ehre, da diese ­Auszeichnung internationale Geltung hat.

TEC21, Fr., 2016.06.17



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TEC21 2016|25 Alpine Holzbauten im Wandel

13. Juli 2010Charles von Büren
zuschnitt

Unterm Blätterdach

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt...

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt...

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt für vip-Mitglieder und den Empfangsräumen für vvips. Jeder Bauteil ist unterschiedlich konstruiert. Das baulich prägende Clubhaus besteht aus einer Holzkonstruktion, die in ihrer Grundform auf das traditionelle »bamboo wife« zurückgeht, ein für Korea typisches, aus Spänen geflochtenes Sommerkissen. Der VVIP-Teil ist weitgehend eine Stahlkonstruktion, im VIP-Trakt finden sich zudem Betonstrukturen. Alle Bauten beziehen sich in zeitgemässer Form auf tradierte Architekturformen Koreas.

Das Clubhaus sieht aus wie ein streng geometrisch ausgerichteter »Wald«. 21 Baumstützen tragen die Dachfläche von 36 mal 72 Meter. Das lastabtragende »Astgeflecht« der Kronen verläuft bis in das 4,50 Meter breite Vordach. Die gesamte Höhe der Konstruktion misst 13,60 Meter. Wie in der Natur, so ist auch bei dieser Konstruktion kein Stab gerade. Sämtliche Flächen sind zumindest einfach, grossteils zweifach gekrümmt. Auf den Kronen ruht ein Trägerrost mit Haupt- und Nebenträgern, in den 21 Lichtkuppeln mit einem Durchmesser von 3 Metern integriert sind. Den oberen Abschluss der Holzkonstruktion bildet eine Dreischichtplatte. Die Baumstützen dienen als tragendes Element für das Dach, lassen mit ihrer transparenten Konstruktion aber zugleich Tageslicht in die Räume fliessen und sorgen für eine natürliche Entlüftung des Raumes.

Nach jedem einzelnen Montageschritt war die Konstruktion auszurichten und zu stabilisieren. Die Stämme wurden mit einer Einspannung ins Fundament aufgestellt. Anschliessend konnten die in einem Zelt auf der Baustelle vormontierten Kronensegmente mit ihren vier Stielen aufgesetzt werden. So entstand eine Art Dom, der pro Feld vier Stämme stabilisierte. Nur so liess sich auch die umlaufende Glasfassade präzise einbauen. Das Gebäude kommt ohne diagonale Verstrebungen der Fassaden aus, das gesamte in globo wirkende Tragwerk garantiert die Stabilität. Der an sich einfache, rechteckige Grundriss führte zu technisch vorteilhaften Wiederholungen von Ausführungsdetails.

Shigeru Ban betont, dass die Holzkonstruktion auch aus ökologischen Gründen gewählt wurde und er Wert darauf gelegt habe, ausschliesslich mit smarten EDV-Programmen und hochpräziser Vorfertigung zu arbeiten. Nur so liessen sich das Abbinden der Teile in der Schweiz und das Aufrichten vor Ort effizient durchführen. In Südkorea gibt es keine holzverarbeitenden Maschinen, mit denen man derart komplex geformte Teile zuschneiden könnte. Deshalb wurden für die Planung und Berechnung der Raumgeometrie, die Ingenieurarbeiten und die Produktion aus der Schweiz Firmen und Personen beigezogen. Deren Ingenieurwissen war Shigeru Ban bereits vom neuen Centre Pompidou im französischen Metz bekannt.

Bereits dort hatte das Schweizer Ingenieurteam Création Holz das Holzdach geplant und berechnet. Mit den dabei gemachten Erfahrungen waren beim Clubhaus in Yeoju neue Ufer zu betreten. Dabei wurde ein Verbindungskonzept mit paarweisen Überblattungen entwickelt, das nicht nur eine Neuheit, sondern sogar der Schlüssel für die Realisierbarkeit dieses Projektes war, das anfangs als unausführbar gegolten hatte. Als Verbindungsmittel kamen lediglich Schrauben und Verklebungen für die Schubübertragungen in den Lagen und den Kreuzungspunkten zur Anwendung. Auch wenn es sich in diesem Fall also nicht um reine Holz-Holz-Verbindungen handelt, ist Hermann Blumer von Creátion Holz doch davon überzeugt, dass ein derartiges System künftig auch mit Holzdübeln konstruierbar sein wird.

Der Autor dankt Ingenieur Hermann Blumer für seine Informationen und die Durchsicht des Manuskripts.

zuschnitt, Di., 2010.07.13



verknüpfte Bauwerke
Clubhaus für Golfer

12. Februar 2010Charles von Büren
TEC21

Geflochten und geformt

Der japanische Architekt Shigeru Ban hat in den letzten Monaten zwei neue Projekte vorgelegt: Ein Clubhaus bei Seoul in Südkorea wurde Ende 2009 fertig gestellt, das Centre Pompidou im französischen Metz wird im Mai 2010 eröffnet. Beide Bauten haben ein filigran geflochtenes, frei geformtes Holzdach. Konstruiert haben es die Schweizer Ingenieure Franz Tschümperlin (SJB Kempter Fitze) und Hermann Blumer (Création Holz).

Der japanische Architekt Shigeru Ban hat in den letzten Monaten zwei neue Projekte vorgelegt: Ein Clubhaus bei Seoul in Südkorea wurde Ende 2009 fertig gestellt, das Centre Pompidou im französischen Metz wird im Mai 2010 eröffnet. Beide Bauten haben ein filigran geflochtenes, frei geformtes Holzdach. Konstruiert haben es die Schweizer Ingenieure Franz Tschümperlin (SJB Kempter Fitze) und Hermann Blumer (Création Holz).

Auch wenn traditionelle Erzeugnisse aus Asien – ein Sonnenhut bzw. ein Kissen aus geflochtenem Bambus – die netzartige Dachkonstruktion der Bauten in Metz und Yeoju inspiriert haben, ist das gebaute Ergebnis in beiden Fällen eine Hochleistung moderner Holzbautechnologie. Die Dächer wirken leicht, ausgewogen und organisch gewachsen; doch ohne digitale Hilfsmittel wären weder Planung noch statische Berechnung, Fertigung, Transport oder Baukoordination denkbar gewesen.

Centre Pompidou, Metz (F)

Der Neubau liegt im Quartier Amphithéâtre beim TGV-Bahnhof am Rand des Stadtzentrums von Metz. Es bildet das Kernstück eines ambitionierten Plans des Architekten und Urbanisten Nicolas Michelin, den Stadtraum aufzuwerten. Der Neubau enthält nebst zahlreichen Ausstellungsräumen auch ein Studio für Aufführungen und künstlerische Aktionen, ein Auditorium, eine Buchhandlung, ein Restaurant und ein Café. Der Standort Metz wurde gewählt, weil er nahe bei Luxemburg, Belgien, Rheinland-Pfalz und dem Saarland liegt; über TGV und Autobahnen erschlossen, kann die Hauptstadt von Lothringen eine internationale Ausstrahlung entwickeln. Der internationale Architekturwettbewerb für das Projekt wurde im März 2003 ausgeschrieben. Aus 157 eingegangenen Dossiers wurden sechs für die engere Wahl bestimmt. Das Projekt von Shigeru Ban, Jean de Gastines (Paris) und Philip Gumuchdjian (London) in Zusammenarbeit mit Cecil Balmond (Arup, London) erhielt einstimmig den Zuschlag. Bereits im Juni 2004 wurde das Vorprojekt erstellt, im September 2005 die Baubewilligung erteilt und im November 2006 der Grundstein gelegt. Die Eindeckung mit dem Holzdach und den Membranen begann 2009.

Gemäss Shigeru Ban soll der Neubau leicht und gleichzeitig stark erscheinen und das Publikum dazu einladen, unter sein Schutzdach zu kommen. In der Tat beruht die Wirkung der Architektur vorwiegend auf dem wie ein riesiger Strohhut gebauten Holzdach mit seiner transluziden Membran – doch ist dieser Strohhut 8000 m² gross. Das Dach besteht aus Holzstäben mit einem Querschnitt von 14 × 44 cm; 18 000 Laufmeter davon wurden auf CNCgesteuerten Maschinen zugeschnitten. Diese Holzstruktur wurde in der Schweiz berechnet. Ingenieur Hermann Blumer arbeitete eineinhalb Jahre daran, bestimmte die Flächengeometrie und berechnete die Vorstatik mit den notwendigen, neuartigen Verbindungen. Fabian Scheurer von designtoproduction (Erlenbach ZH) verfeinerte diese Vorgaben zur Dachgeometrie und verschaffte so der Produktionsfirma die notwendigen CAD-Tools, um die Details zu den rund 18 000 doppelt gekrümmten Brettschichtholzteilen zu erarbeiten. Für die Holzbaustatik war SJB Kempter Fitze mit Hermann Blumer, Création Holz (Herisau), verantwortlich. Die Membran wurde in Japan produziert und besteht aus Glasfasern mit einer Teflonbeschichtung (PTFE Poly-Tetra-Fluoro-Ethylen). Sie lässt 15 % des Tageslichts durch und schützt Dach und Fassade vor Wind und Wetter. Nachts scheint das Bauwerk wie eine Laterne zu glühen.

Die Form von Grundriss und Dach basieren auf einem Sechseck. In der Mitte steht ein 77 m hoher Turm, über den die drei Ausstellungsebenen erschlossen sind und der die Dachstruktur trägt. Die Ausstellungsebenen wirken wie rechteckige, übereinander geschobene Riesenschachteln. Ihre Enden durchbrechen die Dachstruktur, sind verglast und geben den Blick über die Stadt frei. Die Innenräume sind hell: Die Wände sind weiss gestrichen, die Böden aus perlgrauem Beton, das Dach aus hellem, natürlich belassenem Holz und mit der lichtdurchlässigen Membran versehen. Die Räume sind vielseitig nutzbar. Insgesamt weicht die Architektur des Centre Pompidou Metz weit vom Herkömmlichen ab und erinnert kaum an bereits Gebautes.

Clubhaus Hasley – Nine Bridges, Yeoju (SüdKorea)

Der Hasley Country Club in Yeoju, eine Fahrstunde südlich von Seoul, ist ein 18-Loch-Privatplatz, der dereinst zu den Top Ten der Golfclubs weltweit gehören will. Deshalb wurde auch für die Architektur eine besondere Gestaltung gesucht. Shigeru Ban setzte aus ökologischen und bautechnischen Gründen vor allem auf Holz (wobei die Vorzüge des Materials und der Vorarbeiten in der Schweiz trotz dem langen Transportweg überzeugt haben).

Die Anlage besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, dem Trakt für VIP-Mitglieder und den Empfangsräumen für VIP. Jeder Bauteil ist unterschiedlich konstruiert. Das baulich prägende Clubhaus besteht aus einer Holzkonstruktion, die in ihrer Grundform auf das traditionelle, aus Holzspänen geflochtene, «bamboo wife» genannte Sommerkissen zurückgeht. Der VIP-Teil ist weitgehend eine Stahlkonstruktion, im VIPClubhaus finden sich zudem Betonstrukturen. Alle Bauten beziehen sich in zeitgemässer Sprache auf tradierte Architekturformen Koreas.

Das Clubhaus ist grosszügig angelegt und dreigeschossig. Die Empfangshalle erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöhe von über 13 m (Abb. 17). Im Erdgeschoss finden sich eine Restaurantzone, Konferenzräume, ein Spa, kleine Appartements für Mitglieder und technische Räume wie Küchen, Vorratsräume und Büros. Die zweite Etage enthält weitere Räume des Spa, eine VIP-Lounge und Appartements. Im dritten Geschoss liegt ein Aufenthalts- und Esssaal mit Bar. Hier ist die Holzstruktur aus nächster Nähe sichtbar (Abb. 18); deshalb galt für die gesamte Konstruktion ein strikter Anspruch auf höchste Qualität der Detailausbildung und der Passgenauigkeit der Holzverbindungen. Die einzelnen vorgefertigten und als grosse Strukturen zusammengefügten Teile mussten sich wie ein Designermöbelstück in die Innenarchitektur integrieren.

Das Golfhaus ist als geometrisch ausgerichteter «Wald» aus 21 Bäumen entworfen. Diese Baumstützen tragen die 36 × 72 m grosse Dachfläche. Das zweiseitig Last abtragende «Astgeflecht» der Kronen verläuft bis in das 4.50 m breite Vordach. Die gesamte Höhe der Konstruktion misst 13.6 m. Wie in der Natur, so ist auch bei dieser Konstruktion kein Stab gerade. Sämtliche Flächen sind mindestens einfach, meist zweifach gekrümmt. Auf den Kronen ruht ein Trägerrost mit Haupt- und Nebenträgern, in denen 21 Lichtkuppeln mit einem Durchmesser von 3 m integriert sind. Den oberen Abschluss der Holzkonstruktion bildet eine Dreischichtplatte. Ban betont, dass diese Holzkonstruktion aus ökologischen Gründen gewählt wurde, und bezieht sich auf Fachpublikationen von Klaus Richter, Leiter der Holzabteilung der Empa in Dübendorf. Gleichzeitig legte er Wert darauf, ausschliesslich mit smarten EDV-Programmen und hochpräziser Vorfertigung zu arbeiten.

Für die Planung und Berechnung der Raumgeometrie, die Ingenieurarbeiten und die Produktion wurden Firmen und Personen aus der Schweiz beigezogen. Im Juni 2008 stellte sich die Blumer Lehmann AG in Gossau anlässlich einer Betriebsbesichtigung einer koreanischen Delegation vor. Diesem ersten unverbindlichen Kontakt folgte die Anfrage nach einer Kalkulation. Der Auftrag sah einen ausserordentlich engen Zeitrahmen vor: Das Dach sollte Ende Februar 2009 gebaut sein. Innert kürzester Zeit (rund eine Woche) war aufgrund der Konzeptpläne aus Korea eine zweifach gekrümmte Dachkonstruktion zu gestalten, zu erfassen und in Zahlen auszudrücken.

Für die Geometrieanalyse, auf der die weiteren Berechnungen und die Produktionsplanung basierten, zeichnete die Firma designtoproduction verantwortlich. Die Berechnungen und die Parameter zur Optimierung zwischen Geometrie, Statik und Wirtschaftlichkeit bildeten richtungweisende Kernpunkte. Der eigentlich einfache, rechteckige Grundriss führte zu technisch vorteilhaften Wiederholungen von Ausführungsdetails. Die Dachkonstruktion liess sich in fünf Elementtypen aufteilen. Ein sechsstelliges Nummernsystem sicherte die Identifizierung aller Bauteile. Aufgrund der grossen Anzahl Elemente, für deren Transport insgesamt 26 Container verschifft und 9 Flüge notwendig wurden, sowie der 8000 km langen Distanz zwischen Produktionsort und Baustelle war diese präzise Identifizierung wesentlich.

TEC21, Fr., 2010.02.12



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TEC21 2010|07 Vom Baum zum Raum

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Presseschau 12

12. Juni 2019Charles von Büren
TEC21

Rotes Holzzeichen

Auf dem Julierpass in der Gemeinde Bivio steht bis Ende Sommer 2020 ein einzigartiger roter Turm: das Origen-Theater. Entstanden ist er auf Initiative von Giovanni Netzer, der damit zur ­Standortentwicklung der Bergregion beitragen will.

Auf dem Julierpass in der Gemeinde Bivio steht bis Ende Sommer 2020 ein einzigartiger roter Turm: das Origen-Theater. Entstanden ist er auf Initiative von Giovanni Netzer, der damit zur ­Standortentwicklung der Bergregion beitragen will.

Wie kommt ein Theater in Form eines Holzturms auf 2284 m ü. M. zwischen Berggipfel zu stehen? Um das zu begreifen, empfiehlt sich ein Blick auf die Vorgeschichte dieses Vorhabens, ein Erkunden der Ideen des Intendanten und Initianten Giovanni Netzer, der das Theaterfestival Origen im Jahr 2005 gegründet hat. «Origen» ist ein rätoromanisches Wort, gleichbedeutend mit «Ursprung». Der lateinische Wortstamm enthält auch den Begriff der Schöpfung, das Erschaffen originärer, also eigenständiger Werke. Für Giovanni Netzer ist dieser Name Programm. Er arbeitet mit archaischen Theaterformen, erobert Landschaftsräume so gut wie den sakralen Raum, errichtet temporäre Bauten und sucht den theatralen Bezug zur Realität und auch zur Landschaft, die zur imposanten Kulisse wird.

Die Urzelle: das Dorf Riom

Das Origen Festival Cultural findet seit 2006 jedes Jahr in Riom statt, einem Dorf mit 180 Einwohnern im Tal Oberhalbstein (Gemeinde Surses) zwischen Tiefencastel und Julierpass. Stammhäuser von Origen sind die mittelalterliche Burg Riom und eine umgebaute Scheune, die «Clavadeira des Monsieur Carisch». In die um 1227 erbaute Burg, die Origen im Baurecht zur Verfügung steht, soll nach einem Projekt von Architekt Peter Zumthor eine «Salle modulable» eingebaut werden, die eine ganzjährige Spielzeit erlaubt. Doch dieses Projekt muss warten – anders die Ende des 19. Jahrhunderts erstellte grosse Clavadeira, die etwa 80 Jahre leer stand. Sie wurde 2015 durch die Architekten Carmen Gasser und Remo Derungs, Präsident des Verbands der Schweizer Innenarchitekten, mit einem subtilen Umbau wachgeküsst und in eine Spielstätte für das Origen verwandelt.

Giovanni Netzer hat mit seinen Inszenierungen immer wieder ungewohnte, aber den Themen entsprechende Spielorte in der umliegenden Landschaft gesucht und gefunden: Dorfplätze, Gärten, Kirchen, Werkhallen, Eisenbahnwaggons, Reithallen, Ruinen und selbst die Oberfläche eines Stausees. Aber der Julierpass hat es Giovanni Netzer besonders angetan, er nennt ihn einen magischen, ja mystischen Ort. Der Pass, der das Engadin mit Oberhalbstein verbindet, wurde bereits von den Römern begangen. Sie errichteten dort einen Jupitertempel, von dem noch Säulenfragmente zeugen. Später im Mittelalter stand dort eine Sebastianskapelle.

Giovanni Netzer hat für eine auf vier Jahre beschränkte Zeit dort oben einen Theaterturm bauen lassen, der in nichts an herkömmliche Theaterarchitekturen erinnert, eher an den Turmbau zu Babel. Denn auch hier werden unterschiedliche Sprachen gesprochen, Graubünden kennt ja als einziger Kanton drei Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch, und Origen macht sowieso vor keinem Sprachgebrauch halt. Geplant hat Netzer den Turm zuerst in Eigenregie anhand unterschiedlicher Studienmodelle. In eine bau­fähige Form umgesetzt hat ihn Ingenieur Walter Bieler.

Wichtig waren Netzer die Fensteröffnungen. Sie lassen je nach Lichteinfall und herrschender Witterung die Umgebung Teil einer jeden Inszenierung im Turm­innern sein. Und es ist wirklich ein Erlebnis, die schattendunklen Treppen zu besteigen und in jedem der fünf Stockwerke eine andere Sicht zu erleben. Vollends umwerfend müsste der Blick vom flachen Dach aus sein. Allerdings ist es für das Publikum aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich, da der Zugang über eine steile Treppe zu schmal ist.

Ein Tragwerk mit schwebender Bühne

Im Grundriss verbinden sich zehn fünfeckige Einzel­türme. Darin untergebracht sind auch die Zugangs­treppen zu den Publikumslogen. Konstruiert ist das Ganze mit einschaligen Wänden aus 900 und 120 mm dicken Massivholzplatten von 20 m² Fläche, gehalten von 28 000 Schrauben. Der Turm ist 30 m hoch und misst im Grundriss übereck 22 m. Zwölf Wochen investierte die Holzbaufirma Uffer für die Schwertransporte und die Montage der 900 Holzteile. Bis 220 Zuschauer finden in den Bogenfenstern mit ­ihren Logen Platz. Die Bühne schwebt an Stahlseilen aufgehängt im Zentrum, lässt sich heben und senken und schafft so unterschiedliche Raumkonstellationen. Die Zuschauer an der Brüstung der Logen haben gute Sicht auf das Bühnengeschehen, die hinteren Sitz- und Stehplätze sind in dieser Hinsicht indes nicht eben ­optimal. Die zehn Einzeltürme umfassen den Bühnenraum, sind untereinander verbunden und ­stützen  sich so gegenseitig. Die Konstruktion wider­steht Wind­ge­schwindigkeiten von bis zu 250 km/h.

Viel Würde und neue Perspektiven

An der Einweihung Ende Juli 2017 sprach Bundesrat Alain Berset davon, wie dieser Turm Resilienz, Robust­heit, Solidarität und Stabilität versinnbildliche. Er mache klar, dass Weltoffenheit kein fester Zustand sei, sondern ein starkes Bewusstsein dafür, dass Identitätsfindung nie zu Ende sei, nie zu Ende sein könne.

Im Kulturerbejahr 2018 würdigte der Schwei­zer Heimatschutz die Nova Fundaziun Origen mit dem ­Wakkerpreis. Die Auszeichnung ging damit ausnahmsweise nicht an eine Gemeinde, sondern an eine Kultur­institution, die im Wissen um den Wert der Vergangenheit einem Dorf neue Impulse gibt und Perspektiven für eine stolze Zukunft eröffnet. Die Auszeichnung wurde der Bündner Kulturinstitution für ihren vorbildhaften Umgang mit der vorhandenen Baukultur im Berg­dorf Riom zugesprochen. Giovanni Netzer versteht die Auszeichnung als Ermutigung für zukünftige Vorhaben – und präsentierte anlässlich der Medienkonferenz das Entwicklungsprojekt «Malancuneia». Im historischen Dorfzentrum von Riom sollen vier leer stehende Gebäude umgenutzt und neu belebt werden. Mit Textilwerkstätten, Bildungsräumen, einem Besucherzentrum und sanft renovierten Wohnräumen will Origen neue Arbeitsplätze schaffen – und der drohenden Abwanderung aus dem Bergtal entgegen­treten. Um das Projekt «Malancuneia» zu realisieren, sind Investitionen in die In­frastruktur in einer Gesamthöhe von 7.6 Mio. Fr. ­notwendig. Erste Schritte für eine erfolgreiche Finanzierung sind getan: Die Regierung des Kantons Graubünden hat der Stiftung rund eine Million Franken in Aussicht gestellt, falls es Origen gelingt, die restlichen Gelder zu beschaffen.

2018 wurde der Turm auch mit dem Preis «Marketing und Architektur» ausgezeichnet. Durch ­seine expressive Form bildet er eine der Massnahmen, mit denen Netzer zur Standortentwicklung der Bergregion beiträgt. Gemäss Netzer hat der Turm 2.5 Mio. Fr. gekostet. Mit 700 000 Fr. unterstützte der Kanton Graubünden das Vorhaben, beigetragen haben auch Spenden von Sponsoren. Vier Jahre soll dieses einmalige Theaterhaus auf dem Julierpass stehen, bis es 2020 wieder ab­gebaut wird. Die Aufführungen waren letztes Jahr restlos ausverkauft, und auch für die verbleibenden Spielzeiten dürfte der Erfolg gesichert sein.

TEC21, Mi., 2019.06.12



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TEC21 2019|18 Holzbühnen auf Zeit

04. Mai 2018Charles von Büren
TEC21

Respektvolle Krönung

Das Waadtländer Parlamentsgebäude von Atelier Cube im Zentrum von Lausanne ist eine Lektion in selbstbewusster Gestaltung im Zwiegespräch von Alt und Neu. Es fügt sich mit einem Zeltdach selbstverständlich in das mittelalterliche Ensemble und verbirgt nirgends seinen modernen Gestus.

Das Waadtländer Parlamentsgebäude von Atelier Cube im Zentrum von Lausanne ist eine Lektion in selbstbewusster Gestaltung im Zwiegespräch von Alt und Neu. Es fügt sich mit einem Zeltdach selbstverständlich in das mittelalterliche Ensemble und verbirgt nirgends seinen modernen Gestus.

Das politische und historische Herz der Stadt Lausanne thront mit seiner Kathedrale, dem Schloss Saint-Maire, dem Grand Hôpital und dem Kantonsparlament hoch über der Place de la Riponne auf der Colline de la Cité, kurz «La Cité» genannt. Das Quartier wirkt wie eine beschauliche Insel im Treiben der hügelreichen Umgebung. Eine Ruhe, die in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2002 jäh unterbrochen wurde: Das damals in Restaurierung befindliche klassizistische Parlamentsgebäude vom Architekten Alexander Perregaux von 1804 brannte ab.

Das war für Lausanne und die Waadt auch kunstgeschichtlich eine Katastrophe. Dennoch ergab sich so die Chance, das seit 1997 geplante Projekt einer Restaurierung und Erweiterung mit einem unterirdisch angelegten Saal über Bord zu werfen und aus der Not eine Tugend zu machen. Ein neuer internationaler Wettbewerb führte zum Projekt der Architekten Atelier Cube, Lausanne, und Bonell i Gil, Barcelona. Als Ingenieur für das Holzdach zeichnet Yves Weinand, Professor am IBOIS der EPFL, verantwortlich.

Das Dach des Anstosses

Das Wettbewerbsprojekt von Marc Collomb und Esteve Bonell lief unter dem Namen «Rosebud». Ähnlich einer stilisierten Rosenknospe krönte ein asymmetrisch gestaltetes Dach mit Zinnblechen gedeckt den Saal. Allerdings wurde dieser wie eine moderne geometrische Skulptur gedachte Eingriff in die Silhouette der Cité zum Vorwand für alle, denen ein zeitgemässer Neubau in historischer Umgebung nicht gefallen wollte. Mit einer tief greifenden Umplanung des Projekts, einer Reduktion des Dachvolumens um einen Drittel, Verzicht auf die Asymmetrie und Ersatz des grauen Zinndachs durch heimische Ziegel kamen Bauherrschaft und Architekten einem drohenden Referendum zuvor.

Pierre Frey, Professor im Department ENAC der EPFL, verglich in seiner Kolumne[1] vor der Eröffnung diesen Kompromiss mit einer Narrenkappe, die eine freudlose Konstruktion aus Leimholz berge. Allerdings lässt sich über dieses Dach sehr wohl auch Gutes sagen. So fügt es sich zum Beispiel unaufgeregt in die Silhouette der Cité ein; der sachlich geformte Saal mit dem Dach ohne Pfetten und Sparren wartet nicht mit übertrieben festlichem Gepränge auf. Mit seinem golden schimmernden Birkenholz hat er jedoch einen angenehmen Charakter und eine herausragende Akustik. Bei klarer Sicht bietet er einen grossartigen Panoramablick über die Stadt bis hin zum Montblanc-Massiv am Südufer des Genfersees.

Das neue Parlamentsgebäude der Waadt ist in Form und Gestaltung eine zeitgemässe Architektur, die den Dialog vom Bestehenden zum Neuen sucht und auch findet.

Neu und Alt geglückt verbunden

Nach dem Umbau verfügt das waadtländische Parlament über drei unterschiedliche Zugänge. Der Haupteingang findet sich von Osten her an der Rue Cité-Devant. Eine Fassade in der historischen Häuserzeile wurde dafür geopfert und damit das Foyer in dieser Richtung erweitert. Eine unübersehbare, drei Geschosse hohe Verglasung markiert nun diesen Eingang und setzt ein modernes Zeichen in die ruhige Altstadtgasse. Eine skulptural gestaltete Freitreppe aus Stahlträgern mit Eichenholztritten dominiert die hinter ihr liegende Halle und führt entlang einer nun frei sichtbaren, historischen Fassade aus dem Mittelalter in die oberen Etagen. In diesem Erdgeschoss lädt eine Buvette mit angrenzendem Garten zu informellen Treffen ein.

An ihrem Fuss leicht trichterförmig verbreitert, führt die Treppe in drei Läufen und Podesten auf angenehm zu begehende Weise ins erste Niveau, das ein Sitzungszimmer und Arbeitsräume im benachbarten Altbau erschliesst. Mit einem markanten Schwung, der den Blick zum südlich gelegenen Platz und zu einem weiteren verglasten Zugang lenkt, erreicht sie mit zwei weiteren Läufen das Hauptgeschoss, von wo aus das Plenum und die benachbarte Vorhalle zugänglich sind. Diese Treppenpromenade zeigt beeindruckend, wie sich die historische Bausubstanz mit der neuen betonierten Fassade und ihren frei verteilten Fensteröffnungen ganz selbstverständlich vereint. Im ganzen Bau bleibt der durch Schalungsbretter mit Sorgfalt geformte Beton sichtbar. Die Verbindung zwischen historischer und neuer Architektur ist ausnahmslos geglückt.

Während der Ratssitzungen ist der Zugang von einem kleinen, südlich neben dem umzäunten Garten gelegenen Eingang möglich, der mit Glas einladend gestaltet wurde. Und bei besonderen Gelegenheiten werden die drei Tore des ehemaligen Peristyls zur Esplanade geöffnet. Dieser Fassadenteil blieb nach dem Brand glücklicherweise erhalten – die reich verzierten Holztore aus der Bauzeit waren für eine Restaurierung ausgelagert. So kommt es, dass die klassizistische Pracht des «Fronton Perregaux» weiterhin die Esplanade prägt.

Hinter dieser Fassade liegt das vom Korridor zum Plenarsaal zugängliche grosse Vestibül, ein Schmuckstück besonderer Art. Die abgebrannte Holzdecke ist als stützenfreie Betondecke wieder auferstanden, die die ehemalige asymmetrische, historische Dachform in abstrahierter Weise aufnimmt. Der alte Steinboden aus halbrunden Kieseln wurde neu verlegt, weil darunter die Klimaanlage untergebracht ist. Es handelt sich um eine Arbeit portugiesischer Handwerker, die mit Geschick und Kenntnis den mit Sternen und Wappen verzierten Boden wiederhergestellt haben.

Der Saal als hölzernes Zelt

Der Zugang zum Parlamentssaal erfolgt über einen schlichten Korridor, und erst die verglaste Doppeltür erlaubt den Blick in diesen quadratischen Raum mit seinen in acht Sitzreihen mit Mittelgang angeordneten 157 Plätzen. Der mit Eichenparkett belegte Boden weist eine leichte Neigung in Richtung Präsidium auf.

Die zeltartige Decke ist mit raumgreifend gekreuzten, der konstruktiven Versteifung geschuldeten Platten aus Brettsperrholz gegliedert. Das im First gekappte Zeltdach erlaubt ein vierteiliges Oberlicht, das den Saal sanft erhellt. Das Panoramafenster in der südwestlichen Raumecke zieht den Blick an. Decke, Wände und Pulte sind mit Birkenholz gestaltet, die Schreibflächen bestehen aus Linoleum. Die funktionale Gestaltung, das einfallende Tageslicht und die herausragende Akustik prägen dieses Herzstück der Anlage. Auffallend ist der bis ins Detail mit Sorgfalt ausgeführte Ausbau, ein Werk der auf Auditorien spezialisierten Firma André aus Yens.

Im Querschnitt wird sichtbar, dass die innere, zeltartige Decke über dem Saal nicht genauso geformt ist wie der pyramidenförmige Dachaufbau. Die über verdeckte Stahlplatten verschraubte Konstruktion gleicht eher einem unter dem Schutzdach liegenden Kuppeleinbau, wie er früher in Sakralbauten üblich war. Das mit regional produzierten Ziegeln aus Corcelles gedeckte Schutzdach kragt von 1.30 m bis auf Seite Garten drei Meter über die Fassade aus, schützt vor Regen und beschattet den Saal.


Anmerkung:
[01] Text von Pierre Frey auf www.espazium.ch

TEC21, Fr., 2018.05.04



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23. März 2018Charles von Büren
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Holz, Glas und Karton im Einklang

Die hölzerne Freiform des von Weitem sichtbaren Auditoriums gibt der Seine Musicale ihr charakteristisches Äusseres. Die Konstruktion besteht aus über 3000 Einzelteilen aus Brettschichtholz mit 2800 unterschiedlichen Kreuzungspunkten.

Die hölzerne Freiform des von Weitem sichtbaren Auditoriums gibt der Seine Musicale ihr charakteristisches Äusseres. Die Konstruktion besteht aus über 3000 Einzelteilen aus Brettschichtholz mit 2800 unterschiedlichen Kreuzungspunkten.

Die Architekten sehen in der Seine Musicale ein Symbol für eine der Umwelt angepasste Technik. Gemeint ist damit das mächtige, 45 m hohe Metallsegel ausserhalb der gerundeten Auditoriumsstruktur. Das Segel umfährt täglich langsam auf Luftkissen gelagert und in Schienen geführt diese Baustruktur auf einer Strecke von rund 100 m und richtet dabei seine 800 m² Photovoltaikzellen stets in optimalem Winkel zur Sonne aus.

Die Energieversorgung weist einen Anteil von 65 % erneuerbarer Energie auf. Das mobile Segel aus PV-Modulen erzeugt zusätzlich Strom vor Ort. Weil es die Fassade abschattet, gewährleistet das Segel zudem den thermischen Komfort im Sommer und verringert den Kühlbedarf.

Der markante, bei näherem Hinsehen eher eiförmige als runde Aufbau ist mit einem Tragwerk aus 700 m³ Brettschichtholz konstruiert und mit einer Verglasung von insgesamt 4000 m² versehen. Die Brettschicht­holzstäbe aus Fichte sind untereinander über Holz-Holz-Verbindungen zu einem Sechseckmuster zusam­men­gefügt. Die Diagonalen kreuzen sich schubfest in Überblattungen. An den Stabenden der horizontalen Gurten übernehmen gezackte Schäfte grosse Zugkräfte. Die dazu benutzten Nockenleisten bestehen aus Buchensperrholz. Diese Fassadenkonstruktion aus Holz und Glas umfasst die darin liegende, komplexe Betonstruktur mit dem Konzertsaal und gibt der Anlage ihre architektonische Identität.

Schweizer Statik – deutscher Holzbau

Die äussere Holzstruktur weist geschliffene Oberflächen auf und verfügt über eine CTB-P -Imprägnierung gegen Pilze und Insekten und eine farb­lose Schutzlasur. Die Statik dieser innert zehn Monaten aufgerichteten Struktur konzipierte und berechnete das Schweizer Ingenieurbüro Kempter.Fitze. Die Firma designtoproduction modellierte die gesamte doppelt gekrümmte Primär- und Sekundärstruktur am Übergang zu den Fassadenelementen. Sie übernahm zudem eine aktive Rolle in der Konzeption der Montagesequenz der komplexen Struktur. Sie implementierte ein komplett parametrisches 3-D-CAD-Modell mit Detaillierung bis zur letzten Schraube sowie für die Roh- und Fertig­volumen aller Bauteile. Daraus wurden die Fertigungsdaten für Verleimung und Abbund der knapp 1300 Trägersegmente, ein Volumen­modell aller 3300 Fassadenrahmen und ein vollstän­diger Satz von Werkstatt- und Montageplänen erstellt.

Bei der Fläche aus Sechseckmustern handelt es sich genau genommen um 99 doppelt gekrümmte Holzträger, die sich an Knotenpunkten gegenseitig durchdringen. Die Planer von designtoproduction erläutern den Anspruch an die Konstruktionsweise dieser Holzstruktur wie folgt: «Normalerweise ist bei Brettschicht­holz ­eine gewisse Abweichung zwischen der Faserrichtung des Holzes und der Geometrie des Fertigteils unproblematisch. Für die Seine Musicale sollten die Fasern jedoch exakt der Fertigteilgeometrie folgen, um sichtbar angefräste Klebefugen vollständig zu vermeiden und somit ein störungsfreies Erscheinungsbild zu erlangen.»

Darum mussten die Rohlinge in einem mehrstufigen Prozess der Bauteilgeometrie angepasst und aus Stäbchenlamellen von nur 32 × 40 mm Querschnitt verleimt werden. Krümmung und Länge jedes einzelnen Bauteils machten eine von drei unterschiedli­chen Verleimungsmethoden notwendig. Jede erforderte ein eigenes Set an Fertigungsdaten, angefangen von detaillierten Zeichnungen über Tabellen bis hin zu maschinen­lesbaren Einstellungsdateien.

Komplexe Geometrie

Aufgrund der Freiformgeometrie sind keine zwei der 2800 Kreuzungspunkte im Gebäude identisch. Um dies zu bewältigen, wurden alle Details in parametrischer, regelbasierter Form angelegt und abhängig von statischen und konstruktiven Anforderungen in acht Familien mit insgesamt 120 Unterkategorien eingeteilt. Archi­tekten und Statiker definierten eine tabellenbasierte Schnittstelle, die es erlaubte, geometrisches und statisches Modell synchron zu halten und so sicherzustellen, dass die korrekten Detailtypen verwendet wurden.

Die X-förmigen und reihenweise platzierten Elemente bestehen aus vormontierten Trägern mit bis zu 24 m langen, in sie eingefahrenen und gefügten Ringsegmenten. Dieses Konzept stellte zu jeder Zeit eine selbsttragende Struktur sicher, die nur punktuell unterstützt werden musste, um zu verhindern, dass sie sich im Montagezustand verformt. Um das Einfahren der langen Ringsegmente zu ermöglichen, sind die Flanken der Ausschnitte an den Kreuzungspunkten individuell abgeschrägt. Hierzu wurde die exakte Einfahrrichtung aller Segmente vorab festgelegt. Durch das Eindrehen um das Segmentende können bei möglichst kleinem Abschrägungswinkel die Kreuzungspunkte nacheinander statt gleichzeitig eingefahren werden.

Fünf Monate nach Vertragsabschluss Ende 2014 legten die Planer der Parametrisierung die ersten Daten zur Verleimung der gekrümmten Brettschichtholzträger (CNC-Abbund) vor und drei Monate später erste Ab­bunddaten. Die Montage konnte rund ein Jahr nach Beginn der Berechnungen beginnen.

Die Hülle des Auditoriums auf der Seine Musicale aus 3000 Teilen macht neugierig, und den Bau als Publikumsmagneten auszubilden war eines der Ziele. Seine Herstellung war jedoch mittels CNC und dank präziser Angaben kein aussergewöhnlicher Aufwand, wenn man ihn mit anderen Bauwerken vergleicht, die zurzeit in der Freiformbauweise entstehen.

TEC21, Fr., 2018.03.23



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02. Juni 2017Charles von Büren
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Entwicklung statt Superlativen

Neben dem Wettrennen um das höchste Holzhaus entstehen in der Schweiz auch Gebäude aufgrund bedeutender Entwicklungen in der Konstruktion. Diese meist kleinen Bauten sind oft mit einer vielfältigen interdisziplinären Teamarbeit verbunden.

Neben dem Wettrennen um das höchste Holzhaus entstehen in der Schweiz auch Gebäude aufgrund bedeutender Entwicklungen in der Konstruktion. Diese meist kleinen Bauten sind oft mit einer vielfältigen interdisziplinären Teamarbeit verbunden.

Wenn es um Holzbau geht, waren in den letzten Monaten in Fachmedien vor allem Schlagzeilen über himmelstürmende Vorhaben zu lesen. Die liberalisierten Brandschutzvorschriften lassen seit Beginn des Jahres 2015 reine Holzbauten, zum Beispiel ohne massive Erschlies­sungen, bis zu einer Gesamthöhe von 30 m zu. Selbst bei Hochhäusern ist die Anwendung tragender und brandabschnittsbildender Holzbauteile mit brennbaren Anteilen unter bestimmten Rahmenbedingungen neu möglich. Zwei achtgeschossige Wohnbauten stehen seit wenigen Jahren in London, in Mailand ist 2013 eine Gruppe neungeschossiger Wohnbauten aus Holz entstanden, und in Wien soll 2018 ein Hochhaus mit 24 Stockwerken auf eine Höhe von 84 m gebaut werden.

Ein geplanter 30-geschossiger Wohnbau in Vancouver soll dem Wettstreit nächstens die Krone aufsetzen.

Technisch möglich wird dies durch entsprechende Bausysteme. Das Material Brettsperrholz gehört dazu und auch der Holz-Beton-Verbund. Aber ausser ungewohnter Höhe zeigen derartige Bauwerke kaum Innovatives. Einige Stockwerke höher zu bauen wirkt als alleiniges Ziel banal.

Wenn auch die Vorteile der trockenen Montagebauweise mit Holz greifen, so sind doch die Beschönigungen des Wohnwerts von Hochhäusern aus Holz gegenüber solchen in kon­­ven­tioneller Bauweise kritisch zu hinterfragen: Hochhäuser können auch zu Entfremdung führen, und nach­barschaftliche Stützsysteme entstehen selten.[1]

Vorbilder mit Geschichte

Entwicklungen im Holzbau sind dagegen oft bei weniger spektakulären, dafür umso durchdachteren Bauwerken zu finden. In der Schweiz gehören zwei Neubauten der ETH auf dem Campus Hönggerberg dazu: das House of Natural Resources (vgl. TEC21-Sonderheft «Stadt aus Holz», 2015) mit seiner ­Konstruktion aus Buche und Esche und das Arc_Tec_Lab (TEC21-Sonderheft «Arc_Tec_Lab», 2016) mit seiner Zero-Emis­sions-Architektur und einem Freiform-Holzdach von 2240 m² Fläche. Bereits seit 1991 steht bei der EPF Lausanne der «Polydôme», konzipiert von Julius Natterer. Diese als leichtes Flächentragwerk konstruierte Holzrippenschale überspannt einen Grundriss von 25 × 25 m. Die als Provisorium für das 700-Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft erstellte Halle wird immer noch gern genutzt. Ebenfalls auf dem EPF-Gelände hat Kengo Kuma einen 250 m langen Pavillon geschaffen, der durch die Kombination aus Holz, Metall, Glas und einem Steinplattendach besticht.

Wie bei diesen älteren Projekten ist, um Neues zu finden, zuerst über das Bestehende hinauszudenken. Das tut auch Yves Weinand, Professor an der EPF Lausanne und Leiter des Laboratory for timber constructions IBOIS, des Forschungslaboratoriums für Holzbau. In Lausanne hat er auch seit 2004 den Lehrstuhl für Holzkonstruktion inne. Weinand hat am IBOIS von Anfang an die interdisziplinären Aspekte des Bauentwurfs gefördert. Vor allem verbindet er mit seinen Mitarbeitenden Tragwerksplanung und Konstruktion. Ein erstes kleines, aber wegweisendes Bauwerk ist die Kapelle in Saint-Loup bei Pompaples VD aus dem Jahr 2008, ein Faltwerk aus Holzplatten nach dem Prinzip der Origamifaltung (vgl. TEC21 8/2009). Beim diesem Proto­typ sind 39 unterschiedliche Platten mit 67 unterschiedlichen Kantenverbindungen über Stahlbleche und Schrauben verbunden.

Grundlagenforschung führt zu Produktion

Eine Weiterentwicklung dieses Typs konzipierten Yves Weinand und das Architekturbüro Cube aus Lausanne nun mit dem Théâtre de Vidy (vgl. «Standfest gefügt»). Der Bau besteht aus 304 unterschiedlichen, mehrschichtig verleimten Holzplatten, die mit einem neuartigen, am IBOIS von Christopher Robeller entwickelten computergenerierten Doppelzapfensystem zusammengefügt wurden. Mit dieser Holz-Holz-Verbindungstechnik (vgl. TEC21 46/2013) entsteht ein Tragwerk, das 16 bis 20 m stützenfrei überspannt und eine Dämmschicht enthält.

Mithilfe automatisierter Fertigungstechnologie, die in vielen Holzbaubetrieben bereits vorhanden ist, werden neue Lösungen der Fügetechnik entwickelt: Die Verbindungen übertragen die Kräfte zwischen Bauteilen mittels hochpräziser Schwalbenschwanzverbindungen und dienen darüber hinaus als Fügehilfe. Bereits bei der Vorfertigung lassen sich die spätere Position der Bauteile zueinander und die Form der Verbindungen eindeutig definieren. Das ermöglicht selbst bei unterschiedlichen Plattenformen und Flächenwinkeln eine einfache und präzise Fügung. Im zweischichtigen Faltwerk sind nicht allein die obere und die untere Plattenschicht kraftschlüssig verbunden, sondern auch die beiden parallelen Schichten untereinander. Das System dient zudem als Abstandhalter und Positionierhilfe.

Ein anderes Projekt, bei dem sich die Statik ähnlich durch die architektonische Gestalt manifestiert, ist das Foyer der Alten Kirche in Boswil von Gian Salis und Walter Bieler (vgl. «Geformtes Tragwerk»). 46 Binder aus je einem Hauptträger und zwei flankierenden Bohlen überbrücken 9 m Spannweite. Beschränkte Masse für den Anschluss an das historische Bauwerk schlossen höhere Querschnitte aus. Jeder dieser Binder ist leicht anders geformt und bezieht sich auf die Krümmung der benachbarten Träger. Von unten gesehen zeigt sich letztlich die aus 138 Bohlen addierte, geschwungene Holzfläche. Die technische Leistung formt das leicht wirkende Foyerdach. Einen modernen Anbau dieser Art gab es an keiner unter Schutz gestellten Kirche. Dank der Weitsicht und dem Mitwirken des kantonalen Denkmalschutzes konnte das Projekt verwirklicht werden.

Wegweiser für den Holzmarkt

Die beim Bau des Théâtre de Vidy eingesetzte integrale Verbindungstechnik begrenzt die in der Konstruktion verwendeten Materialien auf ein Minimum: Das Tragwerk besteht lediglich aus Holzmehrschichtplatten, und Zellstoff aus Altpapier kommt als Wärmedämmung zum Einsatz. Das Gebäude ist somit auf einfachste Art zerlegbar, und seine Komponenten lassen sich rezyklieren, ohne die Umwelt zu belasten. Vidy verfügt so neben den bereits bestehenden Spielorten, dem Saal Charles-Apothéloz, der Passerelle und dem Saal René-Gonzalez, wieder über einen vierten: Der neue Holzpavillon mit 250 Sitzplätzen wird kommenden September eingeweiht und erstmals bespielt.


Anmerkung:
[01] «Wohnzufriedenheit im Hochhaus», Cornelia Ehmayer-Rosinak, Stadtpsychologie, Wien, 25. Februar 2017.

TEC21, Fr., 2017.06.02



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02. Juni 2017Charles von Büren
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Geformtes Tragwerk

Die als Konzerthaus genutzte Alte Kirche Boswil hat ein neues Foyer. Architekt Gian Salis konzipierte ein leicht geschwungenes Holzdach mit verglasten Wänden. Das Tragwerk besteht aus sichtbaren Lamellen.

Die als Konzerthaus genutzte Alte Kirche Boswil hat ein neues Foyer. Architekt Gian Salis konzipierte ein leicht geschwungenes Holzdach mit verglasten Wänden. Das Tragwerk besteht aus sichtbaren Lamellen.

Die auf einem ummauerten Moränenhügel am Dorfrand von Boswil im Aargau stehende, ehemals römisch-katholische Pfarrkirche ist seit 1913 profaniert. Nachdem sie über Jahre dem Künstler Richard Arthur Nüscheler als Atelier gedient hatte, ging sie 1953 in den Besitz der «Stiftung Alte Kirche Boswil» über. Das historische Ensemble mit der Kirche, der Odilokapelle und dem Alten Pfarrhaus gehört der Stiftung und nennt sich heute «Künstlerhaus Boswil». Hier treten regelmässig international bekannte Künstler auf, was ein Publikum von weit über die Region hinaus anzieht. 2014 wurde ein Studienauftrag für ein Foyer ausgeschrieben. Der mit dem Projekt beauftragte Architekt Gian Salis und der Ingenieur Walter Bieler spannten von Beginn weg zusammen.

Das Foyer als Dach mit Glasparavent

Eigentlich ist ein Foyer ein geschlossener Vorraum für Theater- oder Konzertsäle. In Boswil ist das anders. An der Südseite des Baus steht nun ein 15 m breites und 9 m ausschwingendes Holzdach, getragen von vier Holzsäulen und ummantelt mit einem Glasparavent. Das an den Ecken und über der Treppe aufgewölbte filigrane Lattenwerk, das wie ein vom Wind bewegtes Tuch wirkt, bildet das Tragwerk. Es ist ein kleines Wunderwerk der schöpferischen Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur, die im Duo Formgebung und Konstruktion überzeugend zusammengeführt haben. An sich ist dieses Bauwerk einfach gestaltet.

Die Betonarbeiten zum Unterfangen der Kirchenmauer und die Arbeiten für die Bodenplatte, die die historischen Mauerreste überbrückt und gleichzeitig als Sitzbank dient, bewegen sich im Rahmen des Alltäglichen. Auch die Spannweite des Dachs von 9 m ist bescheiden. Das Spezielle daran sind der Trägerquerschnitt, die vielfältige Bindergeometrie und die aus gestalterischen Gründen gewählte Wölbung über der neuen Zugangstreppe. Die Geometrie der Binderuntersicht für das Foyer erforderte 46 unterschiedliche Trägerformen in Brettschichtholz der Festigkeitsklasse GL 24h. Da der kleinste Trägerradius nur 4 m misst, kamen Lamellen von bloss 20 mm Stärke statt der üblichen 40 mm zum Einsatz. Die Binderbreite beträgt lediglich 60 mm. Ein Trägerquerschnitt von 60/320 mm und der Raster von 30 cm stellen die Tragfähigkeit sicher. Allerdings reicht dies für die zulässige Deformation nicht aus.

Statik integriert in die Architektur

Der Wille, die Untersicht der Decke mit gleichbleibend breiten Lamellen zu gestalten, und das beschränkte Mass zwischen dem Türsturz beim Eingang und dem darüber liegenden Kirchenfenster schloss einen erhöhten Trägerquerschnitt aus. Stattdessen sind die beidseitig flankierenden Bohlen der Binder von je 60/120 mm mit den Hauptträgern schubfest verbunden, dies in der Fuge von 40 mm mit Verbindungsklötzen im Abstand von je 50 cm. Die Bohlen sind damit in die statische Berechnung miteinbezogen. So wird die Deformation um 37 % verringert, und das Tragwerk erfüllt die vom SIA empfohlenen Werte. Die Binder sind über ein verdecktes Einhängesystem an die Fassade der Kirche angehängt und liegen am Dachende auf einem in der Konstruktion integrierten, nicht sichtbaren Stahlträger auf, der die Last über die vier Brettschicht­holzsäulen abträgt. Dadurch wirkt das Dach leicht und schwebend.

Ingenieur Walter Bieler betont, dass der Entscheid für die Lastaufteilung der Binder konzeptionell den Vorteil aufweist, dass sämtliche Träger, also auch jene mit den bescheidenen Querschnitten von 60/120 mm, über die gesamte Spannweite von 9 m statisch aktiv sind. Von unten gesehen wirkt die Dachstruktur wie eine flächige, leichte Bohlenkonstruktion. Es handelt sich indes um ein von unten sichtbares Tragwerk, bei dem jeder Stab hilft, das Foyer zu überspannen. Das statische Konzept integriert sich damit wirkungsvoll in die architektonische Gestalt.

Entwurf und Realisierung im Duett

Gian Salis und Ingenieur Walter Bieler entwickelten das Konzept für den Holzschirm. Dabei war die Dachkonst­ruktion der wohl wichtigste Teil. Aber auch der Treppenaufgang aus dem regional ab­gebauten Mägenwiler Muschelkalk zur verbreiterten Doppeltür des Konzert­raums mit dem integrierten Behindertenlift und der nebenan liegende Abgang zu den neuen Sanitäranlagen im Untergeschoss sind auf elegante, funktionale und selbstverständlich wirkende Weise gestaltet. Im Foyer finden die Garderoben und eine mit schwarz glänzendem Urushi lackierte Holztheke Platz.

Der Raum ist mit Verglasungen in filigranen Metallprofilen versehen. Doppeltüren öffnen sich beidseitig als Zugang und zum Garten. Das Foyer ist den Vorschriften entsprechend gedämmt und im Winter beheizt. Bei schönem Wetter und beidseitig geöffneten Türen wirkt es wie eine mit einem Schattendach gedeckte Terrasse mit Blick auf die Bünzebene. Das Holzdach verleiht dem Raum eine angenehme Akustik, und nachts sorgen die speziell entworfenen, mundgeblasenen Glasleuchten für ein festliches Ambiente.

Die Alte Kirche Boswil hat mit diesem Eingriff eine sinnvolle und überzeugend gestaltete Erweiterung erhalten. Bleibt zu hoffen, dass auch die im selben ­Studienauftrag wie das Foyer von Architekt Gian Salis erarbeiteten Ausbaupläne für das zum Ensemble ge­hörende Sigristenhaus in absehbarer Zeit zu verwirklichen sind.

TEC21, Fr., 2017.06.02



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17. Juni 2016Charles von Büren
TEC21

Heidenhaus, neu erfunden

Ein altes Dorfhaus in Münster kommt ohne Zentralheizung aus. Räume als Klimapuffer, zwei Giltsteinöfen und geschickt ausgenutzte Sonnenwärme genügen für ein wohnliches Klima.

Ein altes Dorfhaus in Münster kommt ohne Zentralheizung aus. Räume als Klimapuffer, zwei Giltsteinöfen und geschickt ausgenutzte Sonnenwärme genügen für ein wohnliches Klima.

Die Bauherrschaft hat gut gewählt. Ein Ehepaar mit Kindern wollte im Oberwallis ein Ferienhaus erstellen lassen. Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück stiessen sie gemeinsam mit dem von Jugend an mit der Re­gion vertrauten Architekten Roman Hutter auf das leer ­stehende Heidenhaus an guter Lage mitten im Dorf Münster. Das aus dem Jahr 1448 stammende Holzhaus mit diversen An- und Umbauten war zwar wirklich in die Jahre gekommen, sein Kern aber nach wie vor intakt. Gemeinsam mit Architekt und Handwerkern erweckte die Familie es zu neuem Leben.

Im Bezirk Goms im Oberwallis ist ein sogenanntes «Heidehüs» ein gängiger Bautyp. Die Bezeichnung geht auf die irrige Annahme zurück, diese Häuser würden aus vorchristlicher Zeit stammen. Die Blockbauten sind auf Steinsockel gesetzt und mit einer Trennwand in ein Vorder- und Hinterhaus geteilt. Ursprünglich bewohnten zwei Familien das Haus mit einem gemauerten Kellergeschoss und zwei aufgesetzten Stockwerken. Es wies den für diesen Haustyp üblichen Grundriss mit einer Aufteilung in ein Vorder- und Hinterhaus auf. Im Vorderhaus fanden sich eine Stube und Kammer, im Hinterhaus die Küche mit einem Nebenraum. Fest eingebaut war in der Stube je Geschoss ein Giltsteinofen, ein von hinten befeuerter Ofen aus Speckstein.

Mit Respekt erneuert

Das Heidenhaus in Münster wies zwar diverse seitlich angebrachte Ergänzungen auf, entsprach aber kaum mehr heutigen Lebensgewohnheiten. Doch zeugt der Kernbau eindrücklich davon, wie ein mit handwerklichem Geschick erstellter Bau mit seiner materialgerechten Konstruktion weit über 500 Jahre bestehen konnte. Die Zimmerleute entfernten nach den Plänen des Architekten die über die Jahre hinzugekommenen Anbau­ten. Sie legten, wo es Sinn machte, die bestehenden Blockbauwände aus Lärche und teilweise Fichte frei und reinigten sie vom über Jahrhunderte angesammelten Staub, Russ und Schmutz.

Für Architekt und Bauherrschaft war es klar, die typische Gliederung in Vorder- und Hinterhaus beizube­halten. So wurden die Räume im Hinterhaus durch Einbaumöbel gegliedert. Im ersten und zweiten Geschoss findet sich im Hinterhaus nun eine Nasszelle mit Toilette, Waschtisch und Badewanne. Beide Stockwerke sind über einen längs der Trennwand angeordneten Korridor erschlossen. Der Zugang ins Dachgeschoss erfolgt hangseitig über den an der Ostfassade neu erstellten schmalen Anbau.

Die Riegelkonstruktion aus Fichtenholz bleibt unbeheizt und ist im hinteren Abschnitt mit einer einfach, aber robust konstruierten Holztreppe versehen, die zum Obergeschoss führt und dort in die Wohnstube mit Küche mündet. Ein west­seitiger Anbau in gleicher Konstruktion enthält im Erdgeschoss eine als Schreibstube und Bibliothek genutzte, ebenfalls unbeheizte Kammer, im Obergeschoss liegt darüber eine Terrasse. Beide Anbauten wirken wie ein Klimapuffer. Auf diese Weise sind die vormaligen beiden Kleinwohnungen zu einer Einheit verschmolzen. Dennoch funktionieren mit Ausnahme der Wohnküche die beiden Geschosse autonom. Dort treffen sich die Bewohner zum gemeinsamen Mahl, zum Zusammensein und zu Gesprächen.

Sicherheit und Komfort

Das Haus musste erdbebensicher ertüchtigt werden. Dazu diente ein Eingriff im Untergeschoss. Das Erdreich im Keller wurde abgesenkt und der Raum so erhöht. Die bestehenden Bruchsteinmauern wurden unterfangen. Mittig wurde unter der Mittelwand der Obergeschosse ein rechteckiger Raum aus Stahlbeton eingebaut und die hangseitige Wand mit einem Vorbau aus Beton versehen.

Der neue Betonkubus unterteilt den Keller in eine Werkstatt und den Erdkeller. Darin befinden sich ein Warmwassertank und Installationen für eine später eventuell einzubauende Heizanlage. Doch bleibt das Untergeschoss unbeheizt. Die hangseitige Wand weist vier vertikale Rippen auf, und in den so entstandenen drei raumhohen Nischen machen Tablare den mit Naturboden versehenen Kellerteil zum Vorratsraum.

Auch die neuen Sockel der beiden Anbauten bestehen aus ­Beton. Architekt und Bauherrschaft definierten bei diesem Umbau von Beginn an, welche Räume notwendigerweise zu beheizen sind: die innenliegenden Wohn- und Schlafräume. Als Wärmequelle dient in beiden Stockwerken ein je mittig gesetzter, bestehender Giltstein­ofen. Ein spezialisierter Hafner sanierte diese beiden Öfen aufwendig und setzte sie neu.

Ursprünglich bestand deren Brennkammer bloss aus einem Raum. Neu windet sich der heisse Rauch mehrfach durch den Ofen, und derart entstand ein weit höherer Wirkungsgrad. Unterstützend dazu ist der steinerne, neu aufgemauerte Kamin mit Speichersand hinterfüllt. Die Öfen werden von ihrer Hinterseite mit Stückholz beheizt. Die Strahlungswärme der über eine Tonne schweren Öfen wirkt angenehm und verteilt sich über die beiden Stockwerke.

Eine weitere Heizung gibt es in diesem Haus nicht. Für Warmwasser der Küche und Bäder sorgen sorgsam integrierte Sonnenkollektoren an der Südfassade des westseitigen Anbaus. Diese wärmen zudem bei Abwesenheit der Bewohner die ins Haus neu eingebauten Radiatoren, sodass die eingespeiste Energie nicht verpufft oder gar abgeführt werden muss. Mit einer Schiebetüre zur Bibliothek lässt sich die von Westen einstrahlende Sonnenwärme auf einfache Weise bewirtschaften.

Auch der ostseitige Anbau verfügt über drei Türen, die im Winter geschlossen sind und im Sommer offen stehen können. Je nach Sonneneinstrahlung ermöglichen auch sie einen Energieeintrag in den Hauptbau. Sämtliche Fenster- und Türöffnungen wie auch Teile der Wände mussten saniert werden. Dies unter anderem auch, weil über die Jahre nicht zimperlich mit der Substanz umgegangen worden war.

Beim Umbau mussten mit einer Motorsäge die Bauteile passgenau vorbereitet werden. Dafür wurde, wenn immer möglich, Altholz von der Originalsub­stanz verwendet.

Die bestehenden zweiflügligen Fenster wurden ersetzt und zweiflüglig belassen. Die in den beiden Anbauten neu gesetzten Fenster hingegen sind einflüglig konstruiert. Sie weisen eine Sprossenteilung auf, die den Massstab der Fenster im Kernbau übernimmt.

Schiebeläden, die unter der Innenverkleidung verschwinden können, dienen zur Regelung des Lichteinfalls und als Sichtschutz.

Material als Gestaltungsmittel

Der ganze Innenausbau besteht aus Fichte und setzt so einen Kontrast zu den bestehenden dunklen Strick­bauwänden. Die Massivholzküche ist wie ein Kommodenmöbel gesockelt in den Raum gestellt. Sie besteht aus Lärchenholz, und die hellblauen glatten Flächen sind aus Vollkernplatten. Der obere Stauraum ist nach dem Vorbild der 1950er-Jahre leicht abgeschrägt und mit Schiebetüren versehen. Die Rückwand über der Arbeitsfläche besteht ebenfalls aus geöltem Lärchenholz.

Das Haupthaus ist neu innen gedämmt und verkleidet. Im Gegensatz dazu erfolgte der Wandaufbau für die Anbauten von innen nach aussen. So bleibt ­die Struktur des Haupthauses aussen sichtbar, wie dies traditionell bei einem Blockbau der Fall ist. Bei den Anbauten bleibt die Struktur im Innern sichtbar. Dafür ist der Holzriegel mit Dreischichtplatten ausgefacht.

Der Leim, der bei allen anderen Bauteilen nicht erwünscht ist, übernimmt dort die Funktion der Dampfbremse.

Sämtliche Böden in den Räumen sind aus Fichtenholz – einfach gestossene breite Bohlen mit 12 cm Dicke ohne Schalldämmung. Weil das Haus durch eine Familie genutzt wird, genügt das durchaus. Für die beiden Schränke der Obergeschosse wurde das Holz der alten Böden verwendet – ein Recycling-Gedanke, der den alten Häusern aus Mangel an Ressourcen von jeher eingeschrieben ist. Die bestehenden 8 cm dicken Bohlen wurden zu Brettern aufgeschnitten und neu für die Einbaumöbel verwendet.

Bei den Anbauten dominiert das wetterbeständige Lärchenholz. Sägerohe Bretter sind in ihrer maximalen Breite stumpf gestossen und deren Fugen mit einer Deckleiste geschlossen. Ähnlich vielschichtig sind die Innenverkleidungen. Die neuen Flächen erhalten so eine optisch wirksame Tiefe entsprechend dem furchigen und unebenen Altholz des Bestands. Das dem Haus irgendwann verpasste Blechdach wurde durch ein ­traditionelles Schindeldach ersetzt.

Der in Münster aufgewachsene Architekt Roman Hutter kennt sich in solchen Dingen bestens aus. Er betont, es sei bei den Holzschindeln wesentlich, dass diese aus einer Region stammen, die möglichst ähnliche klimatische Bedingungen aufweist – am besten natürlich aus dem Ort. Nur so bleibt die Langlebigkeit der neuen Eindeckung garantiert.

Engagement zahlt sich aus

Die Planung des Umbaus und die Sanierung dieses Heidenhauses erfolgten im Jahr 2012, die Bauarbeiten selber konnten im Verlauf des Jahres 2013 abgewickelt und im Frühjahr 2014 abgeschlossen werden. Einer anspruchsvollen Bauherrschaft und dem mit örtlichen Gegebenheiten vertrauten Architekten ist es zu verdanken, dass dieses altehrwürdige Holzhaus zu neuem Leben erweckt ist und trotzdem seine Seele bewahrt hat.

Diese Sorgfalt im Umgang mit bestehender ­Bausubstanz und die intelligente Neunutzung wurden entsprechend gewürdigt. Die Zeitschrift «Umbauen ­und Renovieren» hat dem vorliegenden Umbau anlässlich der Swissbau 2016 den Sonderpreis Energie zuge­sprochen. Die Jury zeigte sich zudem beeindruckt von der architektonischen Leistung, die eine gelungene Weiterentwicklung der Holzbautradition darstellt. ­Roman Hutter hat mit seinem Büro den Best Architects Award 16 in Gold errungen, eine besondere Ehre, da diese ­Auszeichnung internationale Geltung hat.

TEC21, Fr., 2016.06.17



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TEC21 2016|25 Alpine Holzbauten im Wandel

13. Juli 2010Charles von Büren
zuschnitt

Unterm Blätterdach

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt...

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt...

Die Anlage des Nine Bridges Golf Resort im südkoreanischen Yeoju besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, einem Trakt für vip-Mitglieder und den Empfangsräumen für vvips. Jeder Bauteil ist unterschiedlich konstruiert. Das baulich prägende Clubhaus besteht aus einer Holzkonstruktion, die in ihrer Grundform auf das traditionelle »bamboo wife« zurückgeht, ein für Korea typisches, aus Spänen geflochtenes Sommerkissen. Der VVIP-Teil ist weitgehend eine Stahlkonstruktion, im VIP-Trakt finden sich zudem Betonstrukturen. Alle Bauten beziehen sich in zeitgemässer Form auf tradierte Architekturformen Koreas.

Das Clubhaus sieht aus wie ein streng geometrisch ausgerichteter »Wald«. 21 Baumstützen tragen die Dachfläche von 36 mal 72 Meter. Das lastabtragende »Astgeflecht« der Kronen verläuft bis in das 4,50 Meter breite Vordach. Die gesamte Höhe der Konstruktion misst 13,60 Meter. Wie in der Natur, so ist auch bei dieser Konstruktion kein Stab gerade. Sämtliche Flächen sind zumindest einfach, grossteils zweifach gekrümmt. Auf den Kronen ruht ein Trägerrost mit Haupt- und Nebenträgern, in den 21 Lichtkuppeln mit einem Durchmesser von 3 Metern integriert sind. Den oberen Abschluss der Holzkonstruktion bildet eine Dreischichtplatte. Die Baumstützen dienen als tragendes Element für das Dach, lassen mit ihrer transparenten Konstruktion aber zugleich Tageslicht in die Räume fliessen und sorgen für eine natürliche Entlüftung des Raumes.

Nach jedem einzelnen Montageschritt war die Konstruktion auszurichten und zu stabilisieren. Die Stämme wurden mit einer Einspannung ins Fundament aufgestellt. Anschliessend konnten die in einem Zelt auf der Baustelle vormontierten Kronensegmente mit ihren vier Stielen aufgesetzt werden. So entstand eine Art Dom, der pro Feld vier Stämme stabilisierte. Nur so liess sich auch die umlaufende Glasfassade präzise einbauen. Das Gebäude kommt ohne diagonale Verstrebungen der Fassaden aus, das gesamte in globo wirkende Tragwerk garantiert die Stabilität. Der an sich einfache, rechteckige Grundriss führte zu technisch vorteilhaften Wiederholungen von Ausführungsdetails.

Shigeru Ban betont, dass die Holzkonstruktion auch aus ökologischen Gründen gewählt wurde und er Wert darauf gelegt habe, ausschliesslich mit smarten EDV-Programmen und hochpräziser Vorfertigung zu arbeiten. Nur so liessen sich das Abbinden der Teile in der Schweiz und das Aufrichten vor Ort effizient durchführen. In Südkorea gibt es keine holzverarbeitenden Maschinen, mit denen man derart komplex geformte Teile zuschneiden könnte. Deshalb wurden für die Planung und Berechnung der Raumgeometrie, die Ingenieurarbeiten und die Produktion aus der Schweiz Firmen und Personen beigezogen. Deren Ingenieurwissen war Shigeru Ban bereits vom neuen Centre Pompidou im französischen Metz bekannt.

Bereits dort hatte das Schweizer Ingenieurteam Création Holz das Holzdach geplant und berechnet. Mit den dabei gemachten Erfahrungen waren beim Clubhaus in Yeoju neue Ufer zu betreten. Dabei wurde ein Verbindungskonzept mit paarweisen Überblattungen entwickelt, das nicht nur eine Neuheit, sondern sogar der Schlüssel für die Realisierbarkeit dieses Projektes war, das anfangs als unausführbar gegolten hatte. Als Verbindungsmittel kamen lediglich Schrauben und Verklebungen für die Schubübertragungen in den Lagen und den Kreuzungspunkten zur Anwendung. Auch wenn es sich in diesem Fall also nicht um reine Holz-Holz-Verbindungen handelt, ist Hermann Blumer von Creátion Holz doch davon überzeugt, dass ein derartiges System künftig auch mit Holzdübeln konstruierbar sein wird.

Der Autor dankt Ingenieur Hermann Blumer für seine Informationen und die Durchsicht des Manuskripts.

zuschnitt, Di., 2010.07.13



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Clubhaus für Golfer

12. Februar 2010Charles von Büren
TEC21

Geflochten und geformt

Der japanische Architekt Shigeru Ban hat in den letzten Monaten zwei neue Projekte vorgelegt: Ein Clubhaus bei Seoul in Südkorea wurde Ende 2009 fertig gestellt, das Centre Pompidou im französischen Metz wird im Mai 2010 eröffnet. Beide Bauten haben ein filigran geflochtenes, frei geformtes Holzdach. Konstruiert haben es die Schweizer Ingenieure Franz Tschümperlin (SJB Kempter Fitze) und Hermann Blumer (Création Holz).

Der japanische Architekt Shigeru Ban hat in den letzten Monaten zwei neue Projekte vorgelegt: Ein Clubhaus bei Seoul in Südkorea wurde Ende 2009 fertig gestellt, das Centre Pompidou im französischen Metz wird im Mai 2010 eröffnet. Beide Bauten haben ein filigran geflochtenes, frei geformtes Holzdach. Konstruiert haben es die Schweizer Ingenieure Franz Tschümperlin (SJB Kempter Fitze) und Hermann Blumer (Création Holz).

Auch wenn traditionelle Erzeugnisse aus Asien – ein Sonnenhut bzw. ein Kissen aus geflochtenem Bambus – die netzartige Dachkonstruktion der Bauten in Metz und Yeoju inspiriert haben, ist das gebaute Ergebnis in beiden Fällen eine Hochleistung moderner Holzbautechnologie. Die Dächer wirken leicht, ausgewogen und organisch gewachsen; doch ohne digitale Hilfsmittel wären weder Planung noch statische Berechnung, Fertigung, Transport oder Baukoordination denkbar gewesen.

Centre Pompidou, Metz (F)

Der Neubau liegt im Quartier Amphithéâtre beim TGV-Bahnhof am Rand des Stadtzentrums von Metz. Es bildet das Kernstück eines ambitionierten Plans des Architekten und Urbanisten Nicolas Michelin, den Stadtraum aufzuwerten. Der Neubau enthält nebst zahlreichen Ausstellungsräumen auch ein Studio für Aufführungen und künstlerische Aktionen, ein Auditorium, eine Buchhandlung, ein Restaurant und ein Café. Der Standort Metz wurde gewählt, weil er nahe bei Luxemburg, Belgien, Rheinland-Pfalz und dem Saarland liegt; über TGV und Autobahnen erschlossen, kann die Hauptstadt von Lothringen eine internationale Ausstrahlung entwickeln. Der internationale Architekturwettbewerb für das Projekt wurde im März 2003 ausgeschrieben. Aus 157 eingegangenen Dossiers wurden sechs für die engere Wahl bestimmt. Das Projekt von Shigeru Ban, Jean de Gastines (Paris) und Philip Gumuchdjian (London) in Zusammenarbeit mit Cecil Balmond (Arup, London) erhielt einstimmig den Zuschlag. Bereits im Juni 2004 wurde das Vorprojekt erstellt, im September 2005 die Baubewilligung erteilt und im November 2006 der Grundstein gelegt. Die Eindeckung mit dem Holzdach und den Membranen begann 2009.

Gemäss Shigeru Ban soll der Neubau leicht und gleichzeitig stark erscheinen und das Publikum dazu einladen, unter sein Schutzdach zu kommen. In der Tat beruht die Wirkung der Architektur vorwiegend auf dem wie ein riesiger Strohhut gebauten Holzdach mit seiner transluziden Membran – doch ist dieser Strohhut 8000 m² gross. Das Dach besteht aus Holzstäben mit einem Querschnitt von 14 × 44 cm; 18 000 Laufmeter davon wurden auf CNCgesteuerten Maschinen zugeschnitten. Diese Holzstruktur wurde in der Schweiz berechnet. Ingenieur Hermann Blumer arbeitete eineinhalb Jahre daran, bestimmte die Flächengeometrie und berechnete die Vorstatik mit den notwendigen, neuartigen Verbindungen. Fabian Scheurer von designtoproduction (Erlenbach ZH) verfeinerte diese Vorgaben zur Dachgeometrie und verschaffte so der Produktionsfirma die notwendigen CAD-Tools, um die Details zu den rund 18 000 doppelt gekrümmten Brettschichtholzteilen zu erarbeiten. Für die Holzbaustatik war SJB Kempter Fitze mit Hermann Blumer, Création Holz (Herisau), verantwortlich. Die Membran wurde in Japan produziert und besteht aus Glasfasern mit einer Teflonbeschichtung (PTFE Poly-Tetra-Fluoro-Ethylen). Sie lässt 15 % des Tageslichts durch und schützt Dach und Fassade vor Wind und Wetter. Nachts scheint das Bauwerk wie eine Laterne zu glühen.

Die Form von Grundriss und Dach basieren auf einem Sechseck. In der Mitte steht ein 77 m hoher Turm, über den die drei Ausstellungsebenen erschlossen sind und der die Dachstruktur trägt. Die Ausstellungsebenen wirken wie rechteckige, übereinander geschobene Riesenschachteln. Ihre Enden durchbrechen die Dachstruktur, sind verglast und geben den Blick über die Stadt frei. Die Innenräume sind hell: Die Wände sind weiss gestrichen, die Böden aus perlgrauem Beton, das Dach aus hellem, natürlich belassenem Holz und mit der lichtdurchlässigen Membran versehen. Die Räume sind vielseitig nutzbar. Insgesamt weicht die Architektur des Centre Pompidou Metz weit vom Herkömmlichen ab und erinnert kaum an bereits Gebautes.

Clubhaus Hasley – Nine Bridges, Yeoju (SüdKorea)

Der Hasley Country Club in Yeoju, eine Fahrstunde südlich von Seoul, ist ein 18-Loch-Privatplatz, der dereinst zu den Top Ten der Golfclubs weltweit gehören will. Deshalb wurde auch für die Architektur eine besondere Gestaltung gesucht. Shigeru Ban setzte aus ökologischen und bautechnischen Gründen vor allem auf Holz (wobei die Vorzüge des Materials und der Vorarbeiten in der Schweiz trotz dem langen Transportweg überzeugt haben).

Die Anlage besteht aus drei Gebäudekomplexen: einem Clubhaus für reguläre Mitglieder, dem Trakt für VIP-Mitglieder und den Empfangsräumen für VIP. Jeder Bauteil ist unterschiedlich konstruiert. Das baulich prägende Clubhaus besteht aus einer Holzkonstruktion, die in ihrer Grundform auf das traditionelle, aus Holzspänen geflochtene, «bamboo wife» genannte Sommerkissen zurückgeht. Der VIP-Teil ist weitgehend eine Stahlkonstruktion, im VIPClubhaus finden sich zudem Betonstrukturen. Alle Bauten beziehen sich in zeitgemässer Sprache auf tradierte Architekturformen Koreas.

Das Clubhaus ist grosszügig angelegt und dreigeschossig. Die Empfangshalle erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöhe von über 13 m (Abb. 17). Im Erdgeschoss finden sich eine Restaurantzone, Konferenzräume, ein Spa, kleine Appartements für Mitglieder und technische Räume wie Küchen, Vorratsräume und Büros. Die zweite Etage enthält weitere Räume des Spa, eine VIP-Lounge und Appartements. Im dritten Geschoss liegt ein Aufenthalts- und Esssaal mit Bar. Hier ist die Holzstruktur aus nächster Nähe sichtbar (Abb. 18); deshalb galt für die gesamte Konstruktion ein strikter Anspruch auf höchste Qualität der Detailausbildung und der Passgenauigkeit der Holzverbindungen. Die einzelnen vorgefertigten und als grosse Strukturen zusammengefügten Teile mussten sich wie ein Designermöbelstück in die Innenarchitektur integrieren.

Das Golfhaus ist als geometrisch ausgerichteter «Wald» aus 21 Bäumen entworfen. Diese Baumstützen tragen die 36 × 72 m grosse Dachfläche. Das zweiseitig Last abtragende «Astgeflecht» der Kronen verläuft bis in das 4.50 m breite Vordach. Die gesamte Höhe der Konstruktion misst 13.6 m. Wie in der Natur, so ist auch bei dieser Konstruktion kein Stab gerade. Sämtliche Flächen sind mindestens einfach, meist zweifach gekrümmt. Auf den Kronen ruht ein Trägerrost mit Haupt- und Nebenträgern, in denen 21 Lichtkuppeln mit einem Durchmesser von 3 m integriert sind. Den oberen Abschluss der Holzkonstruktion bildet eine Dreischichtplatte. Ban betont, dass diese Holzkonstruktion aus ökologischen Gründen gewählt wurde, und bezieht sich auf Fachpublikationen von Klaus Richter, Leiter der Holzabteilung der Empa in Dübendorf. Gleichzeitig legte er Wert darauf, ausschliesslich mit smarten EDV-Programmen und hochpräziser Vorfertigung zu arbeiten.

Für die Planung und Berechnung der Raumgeometrie, die Ingenieurarbeiten und die Produktion wurden Firmen und Personen aus der Schweiz beigezogen. Im Juni 2008 stellte sich die Blumer Lehmann AG in Gossau anlässlich einer Betriebsbesichtigung einer koreanischen Delegation vor. Diesem ersten unverbindlichen Kontakt folgte die Anfrage nach einer Kalkulation. Der Auftrag sah einen ausserordentlich engen Zeitrahmen vor: Das Dach sollte Ende Februar 2009 gebaut sein. Innert kürzester Zeit (rund eine Woche) war aufgrund der Konzeptpläne aus Korea eine zweifach gekrümmte Dachkonstruktion zu gestalten, zu erfassen und in Zahlen auszudrücken.

Für die Geometrieanalyse, auf der die weiteren Berechnungen und die Produktionsplanung basierten, zeichnete die Firma designtoproduction verantwortlich. Die Berechnungen und die Parameter zur Optimierung zwischen Geometrie, Statik und Wirtschaftlichkeit bildeten richtungweisende Kernpunkte. Der eigentlich einfache, rechteckige Grundriss führte zu technisch vorteilhaften Wiederholungen von Ausführungsdetails. Die Dachkonstruktion liess sich in fünf Elementtypen aufteilen. Ein sechsstelliges Nummernsystem sicherte die Identifizierung aller Bauteile. Aufgrund der grossen Anzahl Elemente, für deren Transport insgesamt 26 Container verschifft und 9 Flüge notwendig wurden, sowie der 8000 km langen Distanz zwischen Produktionsort und Baustelle war diese präzise Identifizierung wesentlich.

TEC21, Fr., 2010.02.12



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TEC21 2010|07 Vom Baum zum Raum

21. März 2009Charles von Büren
zuschnitt

„Hochhäuser“ aus Holz im Wallis

Wer vom Genfersee her kommend der Rotten (Rhône) flussaufwärts bis Brig folgt, gewinnt den Eindruck, der Kanton Wallis sei nicht viel mehr als ein mächtiges,...

Wer vom Genfersee her kommend der Rotten (Rhône) flussaufwärts bis Brig folgt, gewinnt den Eindruck, der Kanton Wallis sei nicht viel mehr als ein mächtiges,...

Wer vom Genfersee her kommend der Rotten (Rhône) flussaufwärts bis Brig folgt, gewinnt den Eindruck, der Kanton Wallis sei nicht viel mehr als ein mächtiges, langgezogenes Bergtal. Doch dieser erste Eindruck gibt ein höchst unvollständiges Bild. Das Wallis ist vor allem durch seine Seitentäler geprägt, jedes davon mit individuellem Charakter. Im Unterwallis wird französisch gesprochen, im Oberwallis östlich von Sierre (Siders) deutsch, d.h. Walliserdeutsch, ein sogenannter höchstalemannischer Dialekt. Das vom Kantonshauptort Sion (Sitten) aus über eine Strasse heute gut zugängliche Val d’Hérens (Ering) bildet einen eigenen Bezirk mit neun Gemeinden, die gemessen an der Fläche von 22.118 ha grösste ist Evolène. Die Gemeinde mit ihren zehn Ortschaften zählt 1680 Einwohner, Evolène selbst 760.

Evolène weist allerlei Eigenarten auf. Es ist bezüglich Flächenausdehnung die viertgrösste Gemeinde der Schweiz. Noch um 1500 waren zwei Drittel der Einwohner deutschsprachig und unterhielten enge Beziehungen zu dem im angrenzenden Italien liegenden Aostatal. Auch heute noch sprechen die Einwohner von Evolène untereinander häufig in einem frankoprovenzalischen Dialekt (Arpitan oder Patois), der anderswo als ausgestorben gilt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Tal touristisch erschlossen und 1857 das erste grosse Hotel (Hôtel de la Dent-Blanche) eröffnet. Augenfällig sind die zahlreichen Blockhausbauten, einige davon eigenartig schmal und bis zu fünf Stockwerke hoch.

Sie stehen auf einem Unterbau aus Stein, der den Keller enthält und das Fundament für den Blockbau bildet. Die Schweizerische Gesellschaft für Kulturgüterschutz beschreibt in einer Publikation das ehedem harte Leben in diesem abgelegenen Tal, wo man in alten Zeiten weitgehend von der Alpwirtschaft und der Viehzucht lebte. Handwerk war gerade für den notwendigen Eigenbedarf gefragt.

Der Hausbau war damals ein zum Teil aus der Not geborenes Gemeinschaftswerk. Man half sich gegenseitig beim Transport der Steine für die Keller, beim Fällen der Bäume, beim Zurichten der Rundhölzer und beim Sägen der Balken – eine aufwändige und zeitraubende Angelegenheit. Oft bauten mehrere Gruppen – beispielsweise Gebrüder und Schwäger – gemeinsam. Deshalb hatten Scheune, Stall und auch Wohnhäuser oft zwei oder drei Besitzer. Bei Stadeln und Speichern konnten dies bis zu zehn Parteien sein. Dass ein Gebäude einem einzelnen Besitzer gehörte, war selten. Man wohnte unter einem Dach, doch je Familie in eigenen Wohnungen. Waren die Erbauer und Besitzer im Stockwerkeigentum zunächst verwandt oder verschwägert, konnte es nach einigen Generationen sehr wohl sein, dass die Bewohner nicht mehr familiär verbunden waren.

Die frühen Blockbauten bestanden aus Rundhölzern, später wurden Halblinge verwendet, Balken aus durch den Kern halbierten Baumstämme. Erst ab dem 19. Jahrhundert kamen Kanthölzer zum Einsatz. Das Holz stammte aus dem eigenen Wald oder wurde als Bürgerholz von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Für das Zurechthauen der Balken diente ursprünglich das Zimmermannsbeil (Deixel), später geschah dies von Hand mit der Spaltsäge und erst mit dem Aufkommen der wasserbetriebenen Genossenschaftssägen erfolgte der Zuschnitt des Holzes mechanisch. Getrocknet wurde das Holz in der Nähe der Baustelle im Freien.

Ein spezieller grosser Balken aus Lärche lag für den First bereit. Fundament und Keller, wurden mit Steinen in Trockenbauweise gemauert und kamen „unter Land“ (unter der Erdoberfläche) zu liegen, damit auch im Sommer die richtige Temperatur und Feuchtigkeit für die Lagerung der Essensvorräte herrschte. Erst ab dieser Ebene wurden die Wohngeschosse im Blockbau hochgezogen. Der angebaute Küchenteil bestand als feuersicherer Trakt (Firhüs) ebenfalls aus Stein und zog sich an den mehrgeschossigen, im Stockwerkeigentum genutzten Bauten oft bis unters Dach hoch. Gedeckt waren die Dächer entweder mit Schindeln oder mit Steinplatten. Türen, Fenster und Möbel stellte der Dorfschreiner her. Nicht selten war die vom Wohnhaus separiert errichtete hölzerne Scheune mit einem gemauerten Stall kombiniert.

Was uns heute als pittoreskes Fotosujet gefällt, war ehedem harte Realität und Notwendigkeit der Bergbauern und Viehzüchter in einer damals fast isolierten Talschaft. Mit handwerklichem Geschick und Erfindungskraft, getragen durch die bauliche Tradition und den Willen, in der familiären und nachbarschaftlichen Gemeinschaft zu überleben, wurden so die ersten „Hochhäuser“ aus Holz gebaut.

Doch die Entwicklung schreitet voran: Bis 2010 soll in Evolène ein von Bund und Kanton unterstütztes Zentrum für Glaziologie und Geologie entstehen. Platz finden wird dieses in einem von Architekt François Roche entworfenen Gebäude aus Holz, das formal an ein „Steinmandli“ anknüpft (jede der vier Etagen hat die Form eines Steins), aber auch die Vertikalität der historischen Blockbauten aufnimmt. Ein solches – und zwar das Haus Ribaupierre aus dem Jahr 1543 – befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des „Steinmandlis“ und wird als Ausstellungs- und Beherbergungsgebäude integraler Bestandteil des Projekts sein.

zuschnitt, Sa., 2009.03.21



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zuschnitt 33 Holz stapelt hoch

16. Juni 2008Charles von Büren
zuschnitt

Urbane Ökologie

n der Gemeinde Köniz, unmittelbar angrenzend an die schweizerische Bundesstadt Bern, steht seit zwei Jahren ein bemerkenswerter Neubau. Er unterläuft mit seiner im besten Sinne modernen Architektur, dem frei aufteilbaren Grundriss und dem Anspruch an ökologische und energetisch vorbildliche Bauweise die herkömmlichen Vorstellungen über den Holzbau. Bei dem Gebäude handelt sich um den ersten Neubau in der Schweiz, der gemäss dem Minergie-p-eco-Standard errichtet wurde, noch im Jahr der Lancierung des neuesten Labels.

n der Gemeinde Köniz, unmittelbar angrenzend an die schweizerische Bundesstadt Bern, steht seit zwei Jahren ein bemerkenswerter Neubau. Er unterläuft mit seiner im besten Sinne modernen Architektur, dem frei aufteilbaren Grundriss und dem Anspruch an ökologische und energetisch vorbildliche Bauweise die herkömmlichen Vorstellungen über den Holzbau. Bei dem Gebäude handelt sich um den ersten Neubau in der Schweiz, der gemäss dem Minergie-p-eco-Standard errichtet wurde, noch im Jahr der Lancierung des neuesten Labels.

Architekt Peter Schürch vom Büro Halle 58 wollte ein Haus, das heutigen und kommenden Ansprüchen genügt, in Hinblick auf Ökologie und Energieverbrauch unbedenklich ist, ein Haus auch, das in unmittelbarer Nähe der Stadt steht, in der er arbeitet und das er mit Nachbarn teilt. Selbstverständlich sollte es zudem seiner Auffassung von zeitgemässer Architektur entsprechen: schnörkellos, mit hellen, grosszügig geschnittenen Räumen. Er hat es als Holzständerbau konzipiert und die Vorteile des Holzbaus voll ausgenützt. Entstanden ist ein dreigeschossiges Gebäude, das mit einem Fensterflächenanteil von 51 Prozent und den sonnseitig durchlaufenden Laubengängen mit geräumigen Balkonen genau dem entspricht, was man sich unter einer urban geprägten Architektur vorstellt.

Der Bau steht auf einem Grundstück, das vordem mit Autogaragen belegt war. Der Grundriss ergibt sich aus der Parzellenform. Hier wurde sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht. Untergeschoss und Treppenhaus sind als massive Betonkonstruktion erstellt. Das übrige Gebäude ist eine reine Holzkonstruktion. Erreicht wurde damit eine optimal gedämmte Baustruktur mit genügend Masse als Energiespeicher. Für die Heizenergie sorgt ein Pelletsofen. Die grossflächigen Verglasungen ermöglichen die passive Nutzung der Sonnenwärme und die eingelassenen Holzrollos aus Lärchenholz schützen vor Sommerhitze und Einsicht. Auf dem begrünten Flachdach sind Sonnenkollektoren mit insgesamt 20 m² Absorberfläche montiert, die Restfläche dient als gemeinsam nutzbare Dachterrasse. Später soll noch eine Photovoltaikanlage mit 30 m² Fläche integriert werden.

Peter Schürch erklärt sein Engagement für eine energiesparende und ökologische Bauweise wie folgt: »Unter dem Energiekonzept für dieses Haus verstehe ich, so wie es Minergie P fordert, eine lückenlos gedämmte Gebäudehülle und eine Minimierung der anfallenden Lasten durch Geräte, Beleuchtung usw. Darüber hinaus nutzen wir die Sonnenenergie passiv und aktiv, auch wenn dies keine Minergie-Vorgabe ist. Die Restwärme wird über einen CO2-neutralen Energieträger abgedeckt, nämlich über die Holzenergie aus der Umgebung Berns (»Oil of Emmental«). Als Speichermasse dienen der Unterlagsboden aus Zement und die vorgespannten Betonpfeiler, die auch die Erdbebensicherheit gewährleisten. Ein weiterer Aspekt des Energiekonzepts im Haus Gebhartstrasse ist eine Komfortlüftung – vom Minergie-Standard gefordert – verbunden mit Wärmerückgewinnung. Hier ist das ein Kamin-Wärmetauscher, an dem auch die Küchenabluft angeschlossen ist.«

Die Umsetzung dieses umfassenden Energiekonzepts im Rahmen eines modernen Bauprojekts hat Halle 58 überzeugend vollzogen, Ökologie, Energieeffizienz, Komfort und Ästhetik sind wie selbstverständlich auf einen Nenner gebracht – eine Architektur, die Sinne und Intellekt gleichermassen anspricht.

zuschnitt, Mo., 2008.06.16



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Wohnhaus Gebhartstrasse



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zuschnitt 30 Holz bauen Energie sparen

20. Dezember 2006Charles von Büren
zuschnitt

Dritter Frühling Lux Guyers Saffa-Haus

Das in der Schweiz legendäre Saffa-Haus ist seit diesem Sommer an seinem dritten Standort in Stäfa, Kanton Zürich, wieder aufgebaut. Es handelt sich um das 1928 in Bern an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa) gezeigte, kostengünstige Fertighaus aus Holz der Architektin Lux Guyer.

Das in der Schweiz legendäre Saffa-Haus ist seit diesem Sommer an seinem dritten Standort in Stäfa, Kanton Zürich, wieder aufgebaut. Es handelt sich um das 1928 in Bern an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa) gezeigte, kostengünstige Fertighaus aus Holz der Architektin Lux Guyer.

Ein Prototyp und Ausstellungsobjekt für wenige Monate, ein Wohnhaus mit Erweiterung für 70 Jahre und seit Sommer dieses Jahres in ursprünglicher Form und mit neuem Zweck am dritten Standort aufgebaut – das Saffa-Haus von Lux Guyer, der ersten Architektin der Schweiz mit eigenem Atelier, lässt sich mit Fug und Recht als Ikone und sowohl architektonisch wie technisch herausragendes Beispiel für nachhaltiges Wirken sehen.

Die drei Leben eines Pionierbaus aus Holz der 1920er Jahre

Das Saffa-Haus, dieses bedeutende Pionierwerk aus den zwanziger Jahren, hat eine bewegte Geschichte. Es entstand aus Anlass der ersten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit Saffa (1928) in Bern als zwar fertig gebauter, dort aber bloß für Schauzwecke ausgestatteter Prototyp. Nach Ende der Saffa wurde das Haus verkauft, demontiert, in Aarau neu aufgebaut und während rund siebzig Jahren als Wohnhaus genutzt. Mit der Zeit wurde der Holzbau erweitert, doch waren diese Anbauten zum Glück so konzipiert, dass die originalen Bauteile mehr oder weniger unangetastet überlebten. Das Umfeld des Standorts in Aarau verwandelte sich nach und nach in eine Industriezone, das Wohnhaus wurde dort zum Exoten und diesem wichtigen Zeitzeugen drohte 1999 der Abbruch. Interessierte Kreise gründeten 2002 den „Verein prosaffahaus“. Sie erreichten in verhältnismäßig kurzer Zeit das Ziel, das Haus zu demontieren, vorerst in Aarau einzulagern und nun in Stäfa am Zürichsee wieder aufzubauen und öffentlich nutzbar zu machen.
Diese dritte Nutzung demonstriert eindrücklich die Dauerhaftigkeit der damals eigens entwickelten Konstruktion aus Holzelementen. Sie waren rasch montiert, demontiert, eingelagert und neu wieder zusammengesetzt – ein im besten Sinn und tatsächlich nachhaltig erdachtes und konstruiertes Haus.

Die Konstruktion

Das Saffa-Haus gehört zu den ersten Fertighäusern aus Holz in der Schweiz. Der Bau besteht aus massiven, normierten Holzelementen und basiert auf einem damals neuen Patent der Firma Holzbau Lungern. Mit diesem Bausystem wären solche Häuser praktisch überall zu erstellen gewesen, doch machten die in den Jahren nach der Saffa ausgebrochene Weltwirtschaftskrise und später der Krieg solche Visionen für die Vorfabrikation aus Holz zunichte.
Wie gut sich dieses Bausystem bewährt hat, illustriert die Tatsache, dass beim Wiederaufbau nach rund 75 Jahren fast alle Holzelemente noch intakt waren. Einzig beim Bad war ein Holzteil durch Feuchte angegriffen und musste ausgewechselt werden. Und beim Ausbau waren die Einbauschränke und Täfelungen zum Teil zu rekonstruieren.
Der Wiederaufbau der Grundsubstanz erfolgte innert sechs Tagen. Die Grundrissaufteilung blieb an den drei Standorten weitgehend gleich, der architektonisch funktionale Grundgedanke von Lux Guyer wurde immer respektiert. Beate Schnitter, Architektin in Zürich, führte die Restaurierung detailgetreu durch und gab dem Haus nicht nur seine ursprüngliche Form zurück, sondern rekonstruierte mit Respekt und Können auch die ursprüngliche Atmosphäre.

Die Architektur

Das Saffa-Haus ist architekturgeschichtlich ein Pionierwerk. Lux Guyer erreichte mit diesem Bau eine Synthese der traditionellen bürgerlichen Wohnkultur – insbesondere des englischen Landhauses – und der radikalen Moderne des Neuen Bauens. Zudem ist das Haus mit seinem Raumprogramm visionär, denn mit seinen vielseitig nutzbaren Räumen ermöglicht es ein partnerschaftlich orientiertes Zusammenleben. Die Räume weisen eine handliche Größe auf, wirken großzügig und hell und ermöglichen durch ihre Anordnung ungewöhnliche Raumkombinationen. Die Fenster, teilweise über Eck, sind so angeordnet, dass vielfältige Möglichkeiten der Möblierung offenbleiben. Der Ausbau ist bis in die Einzelheiten sehr sorgfältig geplant und lässt mit Einbauschränken, Regalen und Schwingtüren auch praktischen Überlegungen Raum. Mit seinem Walmdach und der Fassade mit rötlichen Eternitschindeln strahlt dieses radikal modern konzipierte Holzhaus auch nach außen Geborgenheit aus.

Neue Nutzung am Standort Stäfa

Der Gemeinderat von Stäfa hat sich vom Saffa-Haus begeistern lassen und stellte dem Verein prosaffahaus ein passendes Grundstück zur Verfügung (Tödistrasse 1). Der Wiederaufbau kostete 1,4 Mio Franken, ein Betrag, der dank der Großzügigkeit von über 200 Personen, Institutionen, Unternehmungen und der öffentlichen Hand zusammenkam. Vier Jahre nach seiner Gründung konnte im Sommer 2006 der Verein das Haus der Gemeinde übergeben. Gemäß Vertrag ist die Gemeinde Stäfa verpflichtet, dieses überkommunale Schutzobjekt öffentlich zugänglich zu machen. Sie hat es dem Stäfener Eltern-Kind-Zentrum zur Nutzung überlassen.
Das Saffa-Haus macht am neuen Ort den Eindruck, als sei es schon immer dagewesen, so selbstverständlich integriert erscheint es im neuen Kontext. Dies bestätigt und würdigt die avantgardistischen Ideen und Vorstellungen der Architektin Lux Guyer, die es vor achtzig Jahren wagte, ein fertiges Haus für viele Standorte zu propagieren. Es bestätigt ihre Überzeugung, dass ein solches Haus mit seinen im Entwurf eingeschriebenen Eigenschaften vielen unterschiedlichen Menschen eine individuelle Nutzung zu bieten und gleichzeitig die räumliche Integration in den jeweiligen Siedlungskontext qualitativ zu leisten vermag.

zuschnitt, Mi., 2006.12.20



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Wiederaufbau SAFFA-Haus



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zuschnitt 24 Nachhaltigkeit

Profil

Ausbildung und 12 Jahre Praxis als Architekt. Seit 1974 publizistische Tätigkeit zu den Themen Bau, Technik und Design.
Korrespondent der Zeitschrift TEC21 (Zürich), Arbeit im Mandat für S-WIN (Swiss Wood Innovation Network), Zürich. Freie Mitarbeit für den Fachzeitschriftenbereich des DRW-Verlags Stuttgart.

Publikationen

Autor
Häuser für die Menschen. 1974 Hallwagverlag, Bern
Funktion und Form - Gestaltungsvielfalt im Ingenieurholzbau. 1985 Birkhäuser Basel
Neuer Holzbau im Bild. 1997 Lignum/Cedotec, Zürich/Lausanne
La Tour de 300 mètres. 1988 Editions Delcourt, Lausanne
Der 300-Meter-Turm. 1988 Baufachverlag Dietikon

Herausgeber
Prix Lignum. 2000 Baufachverlag/Lignum, Zürich
Fügen und Verbinden/Joint and Connection -Ideas in furniture, design and their background 1992 Birkhäuser Basel/boston/Stuttgart
Kurt Naef - Der Spielzeugmacher 2006 Birkhäuser Basel/Boston/Stuttgart

Co-Autor
Aufstocken mit Holz. 2014 Birkhäuser Basel

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