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Texte

31. August 2007Martina Düttmann
Bauwelt

Einhundertfünfundzwanzig produktive Jahre

Linolschnitte mal beiseite, woran denkt man, wenn man Linoleum hört? Ich rieche Bohnerwachs. Ich sehe Linoleum, wenn es in einem Treppenhaus nach Kohl riecht. Ich erinnere Braun und Absatzstreifen. Ich ging durch Schulzimmer, Turnhallen, Krankenhäuser und Behördenflure, saß an alten Küchentischen. Viel Oberfläche.

Linolschnitte mal beiseite, woran denkt man, wenn man Linoleum hört? Ich rieche Bohnerwachs. Ich sehe Linoleum, wenn es in einem Treppenhaus nach Kohl riecht. Ich erinnere Braun und Absatzstreifen. Ich ging durch Schulzimmer, Turnhallen, Krankenhäuser und Behördenflure, saß an alten Küchentischen. Viel Oberfläche.



Bauwelt, Fr., 2007.08.31



verknüpfte Zeitschriften
Bauwelt 2007|34 Linoleum

07. Dezember 2006Martina Düttmann
Bauwelt

Berlin: Weihnachtsmarkt Friedrichswerder

Konzept Townhouses: schmalbrüstige Reihenhäuser mit Berliner Traufhöhe, die sich gegen vernünftige Grundrisse sperren, Baustellen, die sich gegenseitig im Weg stehen, Höfe, die immer enger werden.

Konzept Townhouses: schmalbrüstige Reihenhäuser mit Berliner Traufhöhe, die sich gegen vernünftige Grundrisse sperren, Baustellen, die sich gegenseitig im Weg stehen, Höfe, die immer enger werden.

„Sie haben auch am Friedrichswerder gekauft? Fabelhafte Adresse. In Minuten am Gendarmenmarkt, drei Schritte weiter schon an den Gourmetständen im Lafayette, ins Vau, was am nächsten liegt, Jägerstraße gleich da drüben, werden wir sicher nicht so häufig gehen, aber man sieht sich ... natürlich jetzt noch bei der Thüringer Bratwurst auf dem Parkplatz, aber Würstchenbuden haben ja auch ihren Charme, finden Sie nicht, vor allem, wenn man aus der Oper kommt, da ist das Newton nicht halb so witzig, wenn Sie wissen, was ich meine, also ich liebe diese Gegend und möchte in keiner anderen meine Kinder, wenn ich sie hätte, haben Sie übrigens Kinder, nein, auch nicht, berufstätig bis über beide Ohren, ja, mein Mann arbeitet in der gleichen Branche, aber hier sind wir doch nun wirklich im Herzen der Stadt, das Außenministerium als Nachbar ist keine schlechte Adresse, nichts ist so interessant wie die Welt der Diplomatie, mit Einladungen werden wir ohnehin überhäuft, eigentlich könnten wir bis zur Akademie der Künste am Pariser Platz zu Fuß gehen.“ In Kurt Tucholskys „Gespräch auf einem Diplomatenempfang“ von 1930 hätte jetzt noch gestanden: „Sie tritt sich in den Tüll.“

Vor rund vierzig Jahren mussten in der Altstadt Spandau, deren Baudokumente im Krieg verbrannt waren, die Fassadenabwicklungen im Maßstab 1:500 neu gezeichnet werden. Grundrisse gab es, die Höhen der Häuser wurden einfach geschätzt. Die fertigen Zeichnungen, einmal abgeliefert, haben wir damals in Kopie als Weihnachtspostkarten verwendet. Seither habe ich einen Blick dafür.
Reihenhäuser mit Postkartenqualitäten hatte sich der Berliner Senatsbaudirektor Hans Stimmann, damals noch im Amt, am Friedrichswerder gewünscht. Auf jeden Fall wurde den Käufern ein Gestaltungsleitfaden mit auf den Weg gegeben, der, wenn auch vage formuliert und vielfältig auslegbar, die Ambitionen des Amtes zu vermitteln suchte. Und was das Amt im Sinn hatte, war „ein harmonisches Gesamtbild im Ensemble“, etwas, das von der Vorgabe der Berliner Traufhöhe zwar nicht abwich, aber durch den Verkauf von Einzelgrundstücken an Stadtindividualisten doch etwas ganz anderes ergeben sollte als die Baublöcke an der Friedrichstraße.
Dieter Hoffmann-Axthelm, immer bereit, sich für ein verlorenes Stadtmuster zu engagieren, und an dem ursprünglichen Konzept beteiligt, hatte Drei-Fenster-Reihenhäuser im Kopf, deren ideale Höhe drei Geschosse betragen hätte. Dem stand die Vorstellung von einer traufhöhengleichen Stadtmitte im Weg. Drei Fenster, akzeptiert, aber doch bitte durchgehend fünf Geschosse, damit keins aus der Reihe fällt. Man hatte sich vorgestellt, dass auf den schmalen Grundstücken von etwa 6,50 Meter Breite und 30 Meter Tiefe entzückende, schmalbrüstige Häuser entstehen würden, und weil man die Grundstücke preisgünstig anbot (zwischen 750 und 1300 Euro pro Quadratmeter, also kaum mehr als 200.000 Euro Grundstückskosten), könnte anschließend ein engagierter Mittelstand die Kernlage bevölkern, sich mit den Mitarbeitern des Außenministeriums vernetzen, die Einkaufsmeile Friedrichstraße tagtäglich nutzen und überhaupt.

„Denn der Bürger will vom Stadtrand ins Zentrum“, sagte Herr Stimmann. „In der Geschichte des Städtebaus hat das städtische Reihenhaus Tradition“, sekundierte Klaus Theo Brenner.
Was vorher eine Grünanlage in drei Segmenten war und die Fassade der alten Reichsbank (heute Außenministerium) wohltuend begleitete, wurde Bauland. Das Areal, zerlegt in Reihenhausgrundstücke mit einer Ausnutzung zwischen 2,2 und 2,5, war im Nu verkauft. Zwanzig bis zweiundzwanzig Meter Bauhöhe sind zugelassen, die zweiundzwanzig Meter allerdings erst seit der Klage eines der Käufer, der sich nicht von den Eckbauten in den Schatten stellen lassen wollte. Die Eckbauten sind für Investorengruppen reserviert worden, denn wie soll man, von Amts wegen, Reihenhäuser um die Ecke denken. Vielleicht waren auch noch ein paar alte Versprechen einzulösen. Die massiven Ecken umklammern die zukünftige Idylle. Es gibt viele von ihnen, denn die Grünanlage am Friedrichswerder wird von den alten Straßen in drei Blöcke zerteilt. Zwei der Blöcke sind sehr klein, die Oxford-Residenz und das Chalet Samtstein an der Alten Leipziger dagegen sehr groß.
Ein kleines Stück Grün, rund ein Viertel des Areals im Süden Richtung Spittelmarkt, war zu erhalten, damit die Häuser am unteren Rand Ausblick haben. Ein Wettbewerb folgte und wurde gewonnen. Was bei der Umsetzung des Wettbewerbs erhalten bleiben wird, steht dahin, denn jetzt ist erstmal ziemlich viel Grün verschwunden. Die Anwohner bleiben verdutzt stehen: Alle diese Baumstümpfe, das waren bis vor kurzem doch noch ausladende Baumkronen? Auch am nördlichen Rand, ein bisschen links von der Friedrichwerderschen Kirche, wird gerade wieder ein Stück Grün eingezäunt, um für ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus Platz zu machen.
Schön war die Vorstellung vom arrivierten Mittelstand in Berlin-Mitte. Und die vom Liberalismus. Andererseits verschlingt das arrivierte Reihenhaus mit fünf Geschossen trotz niedriger Grundstückspreise eine reichliche Million Euro und mehr. Mit einer Million Jahreseinkommen wäre man absolut auf der sicheren Seite, wird mir versichert. Warum sollte man sich nicht zur Oberschicht bekennen, wenn man überall von Unterschicht spricht? Eine Oberschicht mit kleinen Vorgärten. Auch für die gibt es Anweisungen, auslegbare, versteht sich. „Einfriedung: Metallzaun 0,90–1,20 Meter hoch, dunkle Farbe, zusätzlich können Hecken gepflanzt werden, Bepflanzung: ein kleinkroniger Baum, wie z.B. Felsenbirne oder Flieder. Mülltonnenstandorte sind ausschließlich im Haus vorzusehen.“
Allmählich glaubt man zu verstehen, warum die hohe Ausnutzung ausgenutzt werden muss und die schmalen Reihenhäuser, sofern sie schon da sind, auf der Hofseite wuchern. Zweigeschossig schieben sie sich in den schmalen Freiraum hinein und starren einander mit großäugigen Fensterflächen an, denn eine Bautiefe von rund dreißig Metern muss belichtet werden. In den Verträgen ist die flächenfressende Ausnutzung nach hinten nicht notiert.
An einer Stelle wird es besonders eng und der Ausblick der Häuser sträflich verstellt, das ist dort, wo der kleine Block zwischen alter Jäger- und alter Leipziger Straße ganz nah an die alte Reichsbank heranrückt. Was soll’s, auch diese Grundstücke gingen weg.
Mit dem Kauf der preisgünstigen Grundstücke, die in den kommenden zehn Jahren nicht veräußert werden dürfen, sind die Käufer eine Bebauungsverpflichtung eingegangen. Innerhalb von sechs Monaten nach der Festsetzung des Bebauungsplans I-209 war der Bauantrag zu stellen, und 18 Monate nach Besitzübertragung und Baugenehmigung sollten die Häuser bezugsfertig sein. So die vertraglichen Formulierun¬gen. Veräußert wurden die Grundstücke in den Jahren 2003 und 2004. Am 16. November 2004 wurde der Bebauungsplan I-209 „für das Gebiet zwischen Werderstraße, Werderschem Markt, Kurstraße, südwestlicher Verlängerung der Kleinen Kurstraße, Niederwallstraße, Hausvogteiplatz, Oberwallstraße sowie für die Oberwallstraße zwischen Hausvogteiplatz und Werderstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Mitte“ festgesetzt.
„Für den Fall, dass durch Umstände, die nicht vom Käufer zu vertreten sind, Verzögerungen eintreten, ... verlängern sich die vorgenannten Fristen um den Zeitraum der eingetretenen Verzögerung.“ November 2006: Fast alle Häuser sind noch im Bau, manche noch nicht einmal angefangen. Bis heute ist nur ein einziges Haus sichtbar wirklich fertig und bezogen. Kaum einem der neuen Besitzer kann es gelungen sein, die Vertragsbedingungen einzuhalten.

Die Mischung macht das Ensemble, sagte Herr Stimmann und ließ sich ab und zu die Fassaden im Nebeneinander vorführen. Was innen draus wird, stellte er den Käufern ganz und gar frei, und was sein Amt betrifft, dem war es ganz egal, in welche Schwierigkeiten der Käufer eines Schnäppchengrundstücks mit Nachbarn geraten würde.
Nun lass dich doch mal als unerfahrener Bauherr darauf ein: Fünf Geschosse, das bedeutet einen Fahrstuhl und eine Treppe, und der Fahrstuhl landet mitten in dem schmalen tiefen Wohnzimmer, und selbst wenn man ihn in die Ecke drängen kann, so braucht er doch ein Podest, und da gibt es außerdem noch ein paar baupolizeiliche Vorschriften, die alle lösbar, aber teuer sind.

„Gott sei Dank haben wir früh genug angefangen zu bauen, denn wohin mit dem Kran, wenn der Nachbar gleichzeitig beginnt, nie hätten wir geahnt, dass die Unterfangungen für Fahrstühle, zu unterschiedlichen Zeiten ausgehoben, so viel Ärger machen könnten, aber wir waren ja früh genug dran, die Schwierigkeiten mit den unterschiedlich hohen Brandwänden und der Wärmedämmung darüber hinaus sind uns nie so ganz klar geworden, das weiß nur der Architekt, und mit dem sind wir hochzufrieden, denn er hat uns ja auch vorzüglich vertreten, als die Baufirma unwissentlich die Grundstücksgrenzen um ein weniges überschritten hat, übrigens, mit den unterschiedlichen Setzungen, worüber viele klagen, hatten wir so gut wie gar nichts zu tun, ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn muss man einfach haben und pflegen, nicht alles, was passiert, lässt sich grundbuchlich regeln, mal sehen, wie das mit den Entlüftungen über Dach funktioniert, wenn der Nachbar sein Schwimmbad auf gleicher Höhe angelegt hat. Gegenwärtig planen wir unsere Kinderzimmer oberhalb der zweiten Hypothek.“

Bauwelt, Do., 2006.12.07



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Bauwelt 2006|47 Wiederaufbau

13. Oktober 2006Martina Düttmann
Bauwelt

10. Architekturbiennale Venedig

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele...

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele...

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele Veranstaltungen folgen noch, der Sieger unter den Länderpavillons wird erst am Schluss der Ausstellung gekürt. Letzter Tag ist der 19. November. Wer wissen will, ob es vorangeht mit Architektur und Stadtplanung oder ob wir gerade daran verzweifeln, sollte nach Venedig reisen.

Die Architekturbiennale in Venedig macht süchtig. Wenn man nach vier Tagen die Stadt wieder verlässt, wünscht man, September 2008 stände schon vor der Tür. Es ist die einzigartige Mischung aus einer konzeptionellen Sicht auf die Welt, die in den Raumfolgen des Arsenale präsentiert wird, und der regionalen Sicht auf sich selbst, die in den Länderpavillons der Giardini stattfindet. Außerdem kann man sich darauf verlassen, fast jeden zu treffen, den man in dem beschränkten Universum Architektur kennt, und dass derjenige wieder einen neben sich hat, dem man noch nicht begegnet ist und mit dem man ein Treffen in Bordeaux oder Paris oder Austin oder Moskau oder sonstwo verabreden kann.

Nicht zu vergessen Venedig, nicht zu vergessen die Sonne. In Berlin hat um diese Zeit der Frühherbst schon begonnen.

Nur dies alles: „Cities. Architecture and Society“

Das Thema im Arsenale war gewaltig: „Städte. Architektur und Gesellschaft.“ Da geht nichts drüber. Eine Ausstellung der Feststellungen, die ihre Dramatik allein aus dem Thema bestreitet. Die Aussagen stecken in Styroporstelen, Satellitenbildern, Statistiken, Schwarzplänen, Diagrammen. Wie oft passt der Stadtgrundriss von Venedig in eine der Megastädte? Die Aussteller haben ganz einfach Material über Städte gesammelt und die Computer ihr Bestes tun lassen, um das Material zu visualisieren. Hätte man sie anders programmiert, sagt sich der Besucher, wären andere Bilder entstanden, und geht auf Distanz. Die Zufälligkeit der Aufbereitung, die Zufälligkeit dessen, was man über die einzelnen Städte erfährt, die Zufälligkeit, mit der einige der genialen Fotos von Gabriele Basilico aus Turin und Berlin in der Randleiste platziert wurden – glaubte man wirklich, das Dilemma der großen Städte dadurch begreiflicher zu machen? Oder soll der Besucher aus dem Wildwuchs der Präsentation auf die Hilflosigkeit der Gegenwart gegenüber dem Phänomen Stadt schließen?

Sechzehn Städte sind nacheinander aufgereiht, von São Paulo, Caracas, Bogotá über Kairo und Istanbul bis Mailand und Turin, Berlin und London, Tokio, Bombay, Shanghai. Manche dieser Städte wachsen unaufhörlich und belegen die These, dass in vierzig Jahren mehr als zwei Drittel der Menschen in Städten leben werden. Aber sie wachsen auf unterschiedliche Art, die einen informell, die anderen übersteuert. Manche Städte wachsen gar nicht, Berlin zum Beispiel. Die Ausstellung unterscheidet die einen nicht von den anderen. Sie fragt auch nicht, sind die Städte als Täter oder als Opfer zu lesen, sind sie den Entwicklungen ausgeliefert oder forcieren sie, weil im ständigen Wettbewerb, Entwicklungen, denen sie nicht gewachsen sind? Reagieren sie partiell, ganzheitlich, ignorant, vorausschauend? Welche tut was? Nichts wird gefragt, nichts wird beantwortet.
„Was eine Stadt ausmacht, ist nicht mehr klar. Neben den klassischen politischen Kräften und den Kräften des Marktes wirken Migration, Überalterung, Konsumverhalten und Tourismus auf die Städte ein. Und die Angst. Es ist ein unkontrollierbarer Kräftekomplex, der sichtbar und unsichtbar am Werke ist und der durch Theorie nicht mehr erfasst oder geläutert werden kann. Für Architekten hat diese Komplexität zu ei­nem Verlust ihres Engagements geführt, denn sie können die Stadt als kollektive Ganzheit nicht mehr begreifen.“ Dieser Text steht nicht in den Biennalekatalogen, sondern in einem Faltblatt, das dort auslag und die Architekturbiennale 2007 in Rotterdam ankündigt. Wenn die Ausstellung im Arsenale wenigstens diese Aussage gemacht hätte. Doch nichts dergleichen.

Was wir sahen: Pappkojen neben Pappkojen, mit denen die gewaltige Säulenkolonnade des Arsenale halbhoch zugestellt war, die Säulen von den Tafeln beidseitig angeschnitten. Einem, der noch nie auf der Biennale war, hatten wir einen in die Tiefe gehenden, archaischen Raum versprochen. Und da standen wir nun, in konventionellen Gefachen, die in jeder Tiefgarage Platz gefunden hätten. Was für eine Architekturausstellung, die zuerst einmal Raum zerstört. Vor sechs Jahren hatte Massimiliano Fuksas die Stadt, die nicht sein Thema war, im Hintergrund der Säulenkolonnaden in bewegten Bildern vorbeirauschen lassen, gewaltig, wortlos, wunderbar. Jetzt schrumpfen die Städte auf Diagramme zusammen, für deren Erläuterungen der Besucher kaum Zeit hat.
Während man von Koje zu Koje geht, muss man über ebene Tafeln schreiten, und auf die werden bewegte Luftbilder von den ausgestellten Städten projiziert. Die Bilder ziehen wie Wolken darüber hinweg. Die Tafeln liegen mitten auf dem Weg, man muss sie überqueren, und man tut es zögernd. Ei­nen Augenblick lang verliert man den festen Boden unter den Füßen und spürt die Gefährdung und die Verletzlichkeit der Städte. Hier ist etwas angedeutet, hier ist einmal das Thema der Ausstellung mit den Mitteln von Ausstellungen umgesetzt. Sonst nirgends. Kann, wenn die Botschaft groß ist, die Präsentation willenlos sein? Kann man bei der Darstellung eines an sich wahren Sachverhalts auf die Erfahrungswirklichkeit verzichten?

Die Konzeption lag in den Händen von Richard Burdett, Architekt und Stadtplaner aus London, der an der London School of Economics lehrt und einer der Berater des Mayor of London ist. Außerdem ein Freund von Richard Rogers, der rein zufällig in diesem Jahr den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt. Für das Ausstellungsdesign waren Cibic & Partners zusammen mit dem Grafikbüro Fragile verantwortlich.

Mehr Wirklichkeit bot ein Kreuzfahrtschiff mit Namen „Norwegian Jewel“, das gegenüber den Giardini drei Tage lang vor Anker lag und seine eigene Fassade in die Straßen Venedigs einschrieb, um einiges höher als die der gegenüberliegenden Häuser. Ein solches Schiff hat mehr Bewohner als zwei oder drei Stadtblocks in Berlin und beherbergt einen vollen Stadtblock an Personal. Die Bewohner des Schiffes sind mit allem versorgt. Angst ist ausgeklammert. Städte sind nicht mehr als Landausflüge. Überalterung ist ganz normal. Als Kleinststädte bewegen sich diese Schiffe rund um den Erdball. Man könnte sich vorstellen, dass sie nie mehr vor Anker gehen oder dass die Mitreisenden längst den Boden unter den Füßen verloren haben. Das überdimensionierte Schiff löst mehr Gedanken aus als die gesamte Ausstellung im Arsenale, die nicht viel mehr bietet als aufgeblähte Buchseiten, die man besser zu Hause liest. Auf den Seiten der Architectural Review, die zeitgleich mit der Eröffnung erschien, nimmt sich das unsystematisch gesammelte Material denn auch plausibler aus. Wir verlassen das Arsenale.

In den Giardini

Hier sind wir verpflichtet, zuerst nach dem deutschen Pavillon zu sehen. Das bedeutet, nach dem Eingang nach rechts abbiegen, vorbei an der Schweiz, Russland, Japan, Dänemark, der skandinavischen Dreiheit Norwegen, Schweden, Finnland. Der deutsche Pavillon liegt an einem kleinen Platz, den er mit den Pavillons von Großbritannien und Frankreich teilt. Die Buchstaben Germania sind schon länger verschwunden, ihre Abdrücke noch lesbar. Die unbeholfenen, quadratischen Säulen kann man leider nicht in Abdrücke verwandeln, auch die Symmetrieachse bleibt dominant. Weil das Thema diesmal aber Convertible City heißt, was die Aussteller ziemlich einfach durch Beispiele von Um- und Anbauten belegt haben, welche natürlich keine Antwort auf das Dilemma der Stadt geben können, wurde der Anspruch durch eine asymmetri­sche rote Treppe versinnbildlicht, mit der man die Symmetrieachse stört. Der Ausblick von oben ist, wie nicht anders zu erwarten, herrlich. Von der Treppe löst sich schon am Tag der Eröffnung der Belag (verantwortlich: die Berliner Architekten Armand Grüntuch und Almut Ernst).

Gegenüber die Franzosen. Auf Migration gibt es keine angemessenen Antworten sagte sich Patrick Bouchain, der verantwortliche Architekt, aber eines können wir: Gastfreundschaft inszenieren. Er hat sich mit seinem Konzept eines von unten bis hoch aufs Dach bewohnten Pavillons gegen die Gepflogenheiten der Biennale durchsetzen müssen. Lauter Gerüste, auf denen man schläft, neben denen man arbeitet, in die eine veritable Küche eingehängt ist, aus der es duftet, und eine Bar, wo jeder willkommen ist. Wenn Architekten, so die Botschaft, als Randgruppe in dem Mächtespiel um die Stadt nicht mehr gefragt sind (es sei denn als Auslage im Schaufenster, wie die Entwürfe von Renzo Piano, Zaha Hadid, Richard Rogers et al. belegen), dann greife man auf das zurück, was Architekten auch vermitteln können müssen, vor allem, wenn sie ein Einfamilienhaus bauen: die Lust zu leben.

Brodsky und Brodsky

Wir gehen den Weg Richtung Eingang zurück. Die Japaner, sonst immer Garantie für ein radikales Konzept, präsentieren sich diesmal barfüßig, barhäuptig, alternativ, bambusselig. Was Russland, gleich nebenan, betrifft, so haben die vorangegangenen Biennalen keine großen Erwartungen aufkommen lassen. Umso überraschender der Pavillon diesmal: Ein Architekt namens Alexander Brodsky inszenierte ein visuelles Gedicht über Moskau in vier Maßstäben: eine Siedlung aus Plattenbauten in der Vitrine, über die der Besucher den Schnee rieseln lassen kann, dämmernde Wohngebäude, geschichtet hintereinander, erleuchtete Wohnungen nebeneinander mit dem immer gleichen kleinen scherenschnitthaften Leben darin. Zu lesen wie eine Strophe von Joseph Brodsky. „Überall ist Nacht. In Winkeln, Augen, Wäsche, im Tisch, in den Papieren, in der fixen Rede, im Kruzifix, im Laken ... Alles schläft ein. Das Fenster. Und der Schnee im Fenster. Des Nachbardaches weiße Schräge. Wie ein Tischtuch. Sein First. Das ganze Viertel, tief im Schlaf, von Fensterrahmen tödlich kleingeschnitten...“ Doch hier, in der Ausstellung, legt Alexander Brodsky den Bildausschnitt des winzigen wirklichen Wandfensters so, dass der Blick auf den blau schimmernden Canale Grande fällt. Wieso der Architekt und der Dichter, der uns sofort dazu einfällt, den gleichen Namen tragen, ließ sich nicht entschlüsseln. „Inhabited Localities“ heißt die Inszenierung, die sich als künstliche Baustelle weiter durchs Treppenhaus zieht. Einige wenige Bauten von Alexander Brodsky (vielleicht hat er gar nicht mehr bauen dürfen?) werden am Ende der Treppe an die Wand geworfen: kleine Aufträge, subtile Umsetzung. Er ist ein Architekt, über den man gern mehr wüsste, doch er macht sich unsichtbar hinter dem Untertitel seiner Präsentation: „A Few Episodes in the Life of the Architect’s Favourite City, as Told by Himself.“

An der Hauptachse links liegt der kleine belgische Pavillon. Er hat vor zwei Jahren mit einer Dokumentation über Kinshasa den Preis der Biennale gewonnen. Diesmal schaut das Land auf sich selbst und zeigt „The Beauty of the Ordinary“. Ein Luftbild von Belgien deckt den Boden des zentralen weißen Raums, ringsherum fünf Projektionskojen, in denen Videobilder, von fest installierten Kameras aufgenommen, Situationen irgendwo im Lande zeigen. Ein Auto fährt an der Tankstelle vorbei, eine Frau geht eine helle Straßen hinunter, Kids sitzen auf dem Dach einer Sporthalle, einer kommt, zwei gehen. Kein Schnitt. Mit großer Kunst ist vermieden worden, die Orte interessant werden zu lassen, ist vermieden worden, dass sie durch den Blick der Kamera mehr werden, als sie sind. Festgehalten wurde lediglich ein fragiler Moment an einem bedeutungslosen Ort. Festgehalten wurde eine Hommage an das Gewöhnliche, und darin enthalten: eine Absage an die Ästhetisierung der Welt. Es geht um das Absonderliche im Alltäglichen, um das Unwahrscheinliche im Banalen, um die imaginierbare Geschichte einer Frau, von der man nur den Rücken sieht. Wir mögen es so, lautet die Botschaft der stillen Bilder, wir sind sicher, dass sich gerade diese banalen Orte weiterentwickeln lassen, ohne sie je zu Ende denken zu müssen. Städtebau als Weitererzählung. Der kleine Katalog zur Ausstellung im belgischen Pavillon ist schwarzweiß gedruckt. Dreizehn Autoren umkreisen das Thema Banalität, und es gelingt ihnen, Robert Venturi und der Überhöhung von Banalität auszuweichen.

Kurze letzte Anmerkung zum Thema Städte

In dem großen italienischen Pavillon am Ende der Hauptachse, der schon immer mit vielen Einzelausstellungen das Thema des Arsenale weitergeführt und Italien nur gestreift hat, gab es eine Arbeit von OMA, die sich mit den Städten entlang der arabischen Küste beschäftigt, vom Anfang der Straße von Hormus und wieder zurück: Dubai, Abu Dhabi, Katar, Manama, Bahrain, Doha, Kuweit City, Ra’s al-Chaima. Jede dieser Küstenstädte steht mit der anderen im Wettbewerb und entwirft ein jeweils besonderes Bild von sich selbst, alle importieren sie die westliche Moderne, übersetzen sie ins Größere, Outriertere, nie Dagewesene, um sie vielleicht irgendwann an den Westen zu re-exportieren. Der Tourismus nimmt zu, die vorauskalkulierten Zuwachsraten (auf die einige der Staaten setzen, weil ihnen die Ölvorräte ausgehen werden) sind enorm. Die Ausstellung über diese unbekannte Region, leicht verständlich, weil ohne jeden graphischen Überbau, liest sich wie der Vorspann zu einer größeren Studie. Im September 2008 werden wir es wissen.

Bauwelt, Fr., 2006.10.13



verknüpfte Zeitschriften
Bauwelt 2006|39 Um-, An-, Auf- und Überbau

Presseschau 12

31. August 2007Martina Düttmann
Bauwelt

Einhundertfünfundzwanzig produktive Jahre

Linolschnitte mal beiseite, woran denkt man, wenn man Linoleum hört? Ich rieche Bohnerwachs. Ich sehe Linoleum, wenn es in einem Treppenhaus nach Kohl riecht. Ich erinnere Braun und Absatzstreifen. Ich ging durch Schulzimmer, Turnhallen, Krankenhäuser und Behördenflure, saß an alten Küchentischen. Viel Oberfläche.

Linolschnitte mal beiseite, woran denkt man, wenn man Linoleum hört? Ich rieche Bohnerwachs. Ich sehe Linoleum, wenn es in einem Treppenhaus nach Kohl riecht. Ich erinnere Braun und Absatzstreifen. Ich ging durch Schulzimmer, Turnhallen, Krankenhäuser und Behördenflure, saß an alten Küchentischen. Viel Oberfläche.



Bauwelt, Fr., 2007.08.31



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Bauwelt 2007|34 Linoleum

07. Dezember 2006Martina Düttmann
Bauwelt

Berlin: Weihnachtsmarkt Friedrichswerder

Konzept Townhouses: schmalbrüstige Reihenhäuser mit Berliner Traufhöhe, die sich gegen vernünftige Grundrisse sperren, Baustellen, die sich gegenseitig im Weg stehen, Höfe, die immer enger werden.

Konzept Townhouses: schmalbrüstige Reihenhäuser mit Berliner Traufhöhe, die sich gegen vernünftige Grundrisse sperren, Baustellen, die sich gegenseitig im Weg stehen, Höfe, die immer enger werden.

„Sie haben auch am Friedrichswerder gekauft? Fabelhafte Adresse. In Minuten am Gendarmenmarkt, drei Schritte weiter schon an den Gourmetständen im Lafayette, ins Vau, was am nächsten liegt, Jägerstraße gleich da drüben, werden wir sicher nicht so häufig gehen, aber man sieht sich ... natürlich jetzt noch bei der Thüringer Bratwurst auf dem Parkplatz, aber Würstchenbuden haben ja auch ihren Charme, finden Sie nicht, vor allem, wenn man aus der Oper kommt, da ist das Newton nicht halb so witzig, wenn Sie wissen, was ich meine, also ich liebe diese Gegend und möchte in keiner anderen meine Kinder, wenn ich sie hätte, haben Sie übrigens Kinder, nein, auch nicht, berufstätig bis über beide Ohren, ja, mein Mann arbeitet in der gleichen Branche, aber hier sind wir doch nun wirklich im Herzen der Stadt, das Außenministerium als Nachbar ist keine schlechte Adresse, nichts ist so interessant wie die Welt der Diplomatie, mit Einladungen werden wir ohnehin überhäuft, eigentlich könnten wir bis zur Akademie der Künste am Pariser Platz zu Fuß gehen.“ In Kurt Tucholskys „Gespräch auf einem Diplomatenempfang“ von 1930 hätte jetzt noch gestanden: „Sie tritt sich in den Tüll.“

Vor rund vierzig Jahren mussten in der Altstadt Spandau, deren Baudokumente im Krieg verbrannt waren, die Fassadenabwicklungen im Maßstab 1:500 neu gezeichnet werden. Grundrisse gab es, die Höhen der Häuser wurden einfach geschätzt. Die fertigen Zeichnungen, einmal abgeliefert, haben wir damals in Kopie als Weihnachtspostkarten verwendet. Seither habe ich einen Blick dafür.
Reihenhäuser mit Postkartenqualitäten hatte sich der Berliner Senatsbaudirektor Hans Stimmann, damals noch im Amt, am Friedrichswerder gewünscht. Auf jeden Fall wurde den Käufern ein Gestaltungsleitfaden mit auf den Weg gegeben, der, wenn auch vage formuliert und vielfältig auslegbar, die Ambitionen des Amtes zu vermitteln suchte. Und was das Amt im Sinn hatte, war „ein harmonisches Gesamtbild im Ensemble“, etwas, das von der Vorgabe der Berliner Traufhöhe zwar nicht abwich, aber durch den Verkauf von Einzelgrundstücken an Stadtindividualisten doch etwas ganz anderes ergeben sollte als die Baublöcke an der Friedrichstraße.
Dieter Hoffmann-Axthelm, immer bereit, sich für ein verlorenes Stadtmuster zu engagieren, und an dem ursprünglichen Konzept beteiligt, hatte Drei-Fenster-Reihenhäuser im Kopf, deren ideale Höhe drei Geschosse betragen hätte. Dem stand die Vorstellung von einer traufhöhengleichen Stadtmitte im Weg. Drei Fenster, akzeptiert, aber doch bitte durchgehend fünf Geschosse, damit keins aus der Reihe fällt. Man hatte sich vorgestellt, dass auf den schmalen Grundstücken von etwa 6,50 Meter Breite und 30 Meter Tiefe entzückende, schmalbrüstige Häuser entstehen würden, und weil man die Grundstücke preisgünstig anbot (zwischen 750 und 1300 Euro pro Quadratmeter, also kaum mehr als 200.000 Euro Grundstückskosten), könnte anschließend ein engagierter Mittelstand die Kernlage bevölkern, sich mit den Mitarbeitern des Außenministeriums vernetzen, die Einkaufsmeile Friedrichstraße tagtäglich nutzen und überhaupt.

„Denn der Bürger will vom Stadtrand ins Zentrum“, sagte Herr Stimmann. „In der Geschichte des Städtebaus hat das städtische Reihenhaus Tradition“, sekundierte Klaus Theo Brenner.
Was vorher eine Grünanlage in drei Segmenten war und die Fassade der alten Reichsbank (heute Außenministerium) wohltuend begleitete, wurde Bauland. Das Areal, zerlegt in Reihenhausgrundstücke mit einer Ausnutzung zwischen 2,2 und 2,5, war im Nu verkauft. Zwanzig bis zweiundzwanzig Meter Bauhöhe sind zugelassen, die zweiundzwanzig Meter allerdings erst seit der Klage eines der Käufer, der sich nicht von den Eckbauten in den Schatten stellen lassen wollte. Die Eckbauten sind für Investorengruppen reserviert worden, denn wie soll man, von Amts wegen, Reihenhäuser um die Ecke denken. Vielleicht waren auch noch ein paar alte Versprechen einzulösen. Die massiven Ecken umklammern die zukünftige Idylle. Es gibt viele von ihnen, denn die Grünanlage am Friedrichswerder wird von den alten Straßen in drei Blöcke zerteilt. Zwei der Blöcke sind sehr klein, die Oxford-Residenz und das Chalet Samtstein an der Alten Leipziger dagegen sehr groß.
Ein kleines Stück Grün, rund ein Viertel des Areals im Süden Richtung Spittelmarkt, war zu erhalten, damit die Häuser am unteren Rand Ausblick haben. Ein Wettbewerb folgte und wurde gewonnen. Was bei der Umsetzung des Wettbewerbs erhalten bleiben wird, steht dahin, denn jetzt ist erstmal ziemlich viel Grün verschwunden. Die Anwohner bleiben verdutzt stehen: Alle diese Baumstümpfe, das waren bis vor kurzem doch noch ausladende Baumkronen? Auch am nördlichen Rand, ein bisschen links von der Friedrichwerderschen Kirche, wird gerade wieder ein Stück Grün eingezäunt, um für ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus Platz zu machen.
Schön war die Vorstellung vom arrivierten Mittelstand in Berlin-Mitte. Und die vom Liberalismus. Andererseits verschlingt das arrivierte Reihenhaus mit fünf Geschossen trotz niedriger Grundstückspreise eine reichliche Million Euro und mehr. Mit einer Million Jahreseinkommen wäre man absolut auf der sicheren Seite, wird mir versichert. Warum sollte man sich nicht zur Oberschicht bekennen, wenn man überall von Unterschicht spricht? Eine Oberschicht mit kleinen Vorgärten. Auch für die gibt es Anweisungen, auslegbare, versteht sich. „Einfriedung: Metallzaun 0,90–1,20 Meter hoch, dunkle Farbe, zusätzlich können Hecken gepflanzt werden, Bepflanzung: ein kleinkroniger Baum, wie z.B. Felsenbirne oder Flieder. Mülltonnenstandorte sind ausschließlich im Haus vorzusehen.“
Allmählich glaubt man zu verstehen, warum die hohe Ausnutzung ausgenutzt werden muss und die schmalen Reihenhäuser, sofern sie schon da sind, auf der Hofseite wuchern. Zweigeschossig schieben sie sich in den schmalen Freiraum hinein und starren einander mit großäugigen Fensterflächen an, denn eine Bautiefe von rund dreißig Metern muss belichtet werden. In den Verträgen ist die flächenfressende Ausnutzung nach hinten nicht notiert.
An einer Stelle wird es besonders eng und der Ausblick der Häuser sträflich verstellt, das ist dort, wo der kleine Block zwischen alter Jäger- und alter Leipziger Straße ganz nah an die alte Reichsbank heranrückt. Was soll’s, auch diese Grundstücke gingen weg.
Mit dem Kauf der preisgünstigen Grundstücke, die in den kommenden zehn Jahren nicht veräußert werden dürfen, sind die Käufer eine Bebauungsverpflichtung eingegangen. Innerhalb von sechs Monaten nach der Festsetzung des Bebauungsplans I-209 war der Bauantrag zu stellen, und 18 Monate nach Besitzübertragung und Baugenehmigung sollten die Häuser bezugsfertig sein. So die vertraglichen Formulierun¬gen. Veräußert wurden die Grundstücke in den Jahren 2003 und 2004. Am 16. November 2004 wurde der Bebauungsplan I-209 „für das Gebiet zwischen Werderstraße, Werderschem Markt, Kurstraße, südwestlicher Verlängerung der Kleinen Kurstraße, Niederwallstraße, Hausvogteiplatz, Oberwallstraße sowie für die Oberwallstraße zwischen Hausvogteiplatz und Werderstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Mitte“ festgesetzt.
„Für den Fall, dass durch Umstände, die nicht vom Käufer zu vertreten sind, Verzögerungen eintreten, ... verlängern sich die vorgenannten Fristen um den Zeitraum der eingetretenen Verzögerung.“ November 2006: Fast alle Häuser sind noch im Bau, manche noch nicht einmal angefangen. Bis heute ist nur ein einziges Haus sichtbar wirklich fertig und bezogen. Kaum einem der neuen Besitzer kann es gelungen sein, die Vertragsbedingungen einzuhalten.

Die Mischung macht das Ensemble, sagte Herr Stimmann und ließ sich ab und zu die Fassaden im Nebeneinander vorführen. Was innen draus wird, stellte er den Käufern ganz und gar frei, und was sein Amt betrifft, dem war es ganz egal, in welche Schwierigkeiten der Käufer eines Schnäppchengrundstücks mit Nachbarn geraten würde.
Nun lass dich doch mal als unerfahrener Bauherr darauf ein: Fünf Geschosse, das bedeutet einen Fahrstuhl und eine Treppe, und der Fahrstuhl landet mitten in dem schmalen tiefen Wohnzimmer, und selbst wenn man ihn in die Ecke drängen kann, so braucht er doch ein Podest, und da gibt es außerdem noch ein paar baupolizeiliche Vorschriften, die alle lösbar, aber teuer sind.

„Gott sei Dank haben wir früh genug angefangen zu bauen, denn wohin mit dem Kran, wenn der Nachbar gleichzeitig beginnt, nie hätten wir geahnt, dass die Unterfangungen für Fahrstühle, zu unterschiedlichen Zeiten ausgehoben, so viel Ärger machen könnten, aber wir waren ja früh genug dran, die Schwierigkeiten mit den unterschiedlich hohen Brandwänden und der Wärmedämmung darüber hinaus sind uns nie so ganz klar geworden, das weiß nur der Architekt, und mit dem sind wir hochzufrieden, denn er hat uns ja auch vorzüglich vertreten, als die Baufirma unwissentlich die Grundstücksgrenzen um ein weniges überschritten hat, übrigens, mit den unterschiedlichen Setzungen, worüber viele klagen, hatten wir so gut wie gar nichts zu tun, ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn muss man einfach haben und pflegen, nicht alles, was passiert, lässt sich grundbuchlich regeln, mal sehen, wie das mit den Entlüftungen über Dach funktioniert, wenn der Nachbar sein Schwimmbad auf gleicher Höhe angelegt hat. Gegenwärtig planen wir unsere Kinderzimmer oberhalb der zweiten Hypothek.“

Bauwelt, Do., 2006.12.07



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13. Oktober 2006Martina Düttmann
Bauwelt

10. Architekturbiennale Venedig

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele...

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele...

Gerade ist Halbzeit bei der 10. Mostra Internazionale di Architettura, die sich in diesem Jahr an dem Thema „Città. Architettura e società“ versucht. Viele Veranstaltungen folgen noch, der Sieger unter den Länderpavillons wird erst am Schluss der Ausstellung gekürt. Letzter Tag ist der 19. November. Wer wissen will, ob es vorangeht mit Architektur und Stadtplanung oder ob wir gerade daran verzweifeln, sollte nach Venedig reisen.

Die Architekturbiennale in Venedig macht süchtig. Wenn man nach vier Tagen die Stadt wieder verlässt, wünscht man, September 2008 stände schon vor der Tür. Es ist die einzigartige Mischung aus einer konzeptionellen Sicht auf die Welt, die in den Raumfolgen des Arsenale präsentiert wird, und der regionalen Sicht auf sich selbst, die in den Länderpavillons der Giardini stattfindet. Außerdem kann man sich darauf verlassen, fast jeden zu treffen, den man in dem beschränkten Universum Architektur kennt, und dass derjenige wieder einen neben sich hat, dem man noch nicht begegnet ist und mit dem man ein Treffen in Bordeaux oder Paris oder Austin oder Moskau oder sonstwo verabreden kann.

Nicht zu vergessen Venedig, nicht zu vergessen die Sonne. In Berlin hat um diese Zeit der Frühherbst schon begonnen.

Nur dies alles: „Cities. Architecture and Society“

Das Thema im Arsenale war gewaltig: „Städte. Architektur und Gesellschaft.“ Da geht nichts drüber. Eine Ausstellung der Feststellungen, die ihre Dramatik allein aus dem Thema bestreitet. Die Aussagen stecken in Styroporstelen, Satellitenbildern, Statistiken, Schwarzplänen, Diagrammen. Wie oft passt der Stadtgrundriss von Venedig in eine der Megastädte? Die Aussteller haben ganz einfach Material über Städte gesammelt und die Computer ihr Bestes tun lassen, um das Material zu visualisieren. Hätte man sie anders programmiert, sagt sich der Besucher, wären andere Bilder entstanden, und geht auf Distanz. Die Zufälligkeit der Aufbereitung, die Zufälligkeit dessen, was man über die einzelnen Städte erfährt, die Zufälligkeit, mit der einige der genialen Fotos von Gabriele Basilico aus Turin und Berlin in der Randleiste platziert wurden – glaubte man wirklich, das Dilemma der großen Städte dadurch begreiflicher zu machen? Oder soll der Besucher aus dem Wildwuchs der Präsentation auf die Hilflosigkeit der Gegenwart gegenüber dem Phänomen Stadt schließen?

Sechzehn Städte sind nacheinander aufgereiht, von São Paulo, Caracas, Bogotá über Kairo und Istanbul bis Mailand und Turin, Berlin und London, Tokio, Bombay, Shanghai. Manche dieser Städte wachsen unaufhörlich und belegen die These, dass in vierzig Jahren mehr als zwei Drittel der Menschen in Städten leben werden. Aber sie wachsen auf unterschiedliche Art, die einen informell, die anderen übersteuert. Manche Städte wachsen gar nicht, Berlin zum Beispiel. Die Ausstellung unterscheidet die einen nicht von den anderen. Sie fragt auch nicht, sind die Städte als Täter oder als Opfer zu lesen, sind sie den Entwicklungen ausgeliefert oder forcieren sie, weil im ständigen Wettbewerb, Entwicklungen, denen sie nicht gewachsen sind? Reagieren sie partiell, ganzheitlich, ignorant, vorausschauend? Welche tut was? Nichts wird gefragt, nichts wird beantwortet.
„Was eine Stadt ausmacht, ist nicht mehr klar. Neben den klassischen politischen Kräften und den Kräften des Marktes wirken Migration, Überalterung, Konsumverhalten und Tourismus auf die Städte ein. Und die Angst. Es ist ein unkontrollierbarer Kräftekomplex, der sichtbar und unsichtbar am Werke ist und der durch Theorie nicht mehr erfasst oder geläutert werden kann. Für Architekten hat diese Komplexität zu ei­nem Verlust ihres Engagements geführt, denn sie können die Stadt als kollektive Ganzheit nicht mehr begreifen.“ Dieser Text steht nicht in den Biennalekatalogen, sondern in einem Faltblatt, das dort auslag und die Architekturbiennale 2007 in Rotterdam ankündigt. Wenn die Ausstellung im Arsenale wenigstens diese Aussage gemacht hätte. Doch nichts dergleichen.

Was wir sahen: Pappkojen neben Pappkojen, mit denen die gewaltige Säulenkolonnade des Arsenale halbhoch zugestellt war, die Säulen von den Tafeln beidseitig angeschnitten. Einem, der noch nie auf der Biennale war, hatten wir einen in die Tiefe gehenden, archaischen Raum versprochen. Und da standen wir nun, in konventionellen Gefachen, die in jeder Tiefgarage Platz gefunden hätten. Was für eine Architekturausstellung, die zuerst einmal Raum zerstört. Vor sechs Jahren hatte Massimiliano Fuksas die Stadt, die nicht sein Thema war, im Hintergrund der Säulenkolonnaden in bewegten Bildern vorbeirauschen lassen, gewaltig, wortlos, wunderbar. Jetzt schrumpfen die Städte auf Diagramme zusammen, für deren Erläuterungen der Besucher kaum Zeit hat.
Während man von Koje zu Koje geht, muss man über ebene Tafeln schreiten, und auf die werden bewegte Luftbilder von den ausgestellten Städten projiziert. Die Bilder ziehen wie Wolken darüber hinweg. Die Tafeln liegen mitten auf dem Weg, man muss sie überqueren, und man tut es zögernd. Ei­nen Augenblick lang verliert man den festen Boden unter den Füßen und spürt die Gefährdung und die Verletzlichkeit der Städte. Hier ist etwas angedeutet, hier ist einmal das Thema der Ausstellung mit den Mitteln von Ausstellungen umgesetzt. Sonst nirgends. Kann, wenn die Botschaft groß ist, die Präsentation willenlos sein? Kann man bei der Darstellung eines an sich wahren Sachverhalts auf die Erfahrungswirklichkeit verzichten?

Die Konzeption lag in den Händen von Richard Burdett, Architekt und Stadtplaner aus London, der an der London School of Economics lehrt und einer der Berater des Mayor of London ist. Außerdem ein Freund von Richard Rogers, der rein zufällig in diesem Jahr den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt. Für das Ausstellungsdesign waren Cibic & Partners zusammen mit dem Grafikbüro Fragile verantwortlich.

Mehr Wirklichkeit bot ein Kreuzfahrtschiff mit Namen „Norwegian Jewel“, das gegenüber den Giardini drei Tage lang vor Anker lag und seine eigene Fassade in die Straßen Venedigs einschrieb, um einiges höher als die der gegenüberliegenden Häuser. Ein solches Schiff hat mehr Bewohner als zwei oder drei Stadtblocks in Berlin und beherbergt einen vollen Stadtblock an Personal. Die Bewohner des Schiffes sind mit allem versorgt. Angst ist ausgeklammert. Städte sind nicht mehr als Landausflüge. Überalterung ist ganz normal. Als Kleinststädte bewegen sich diese Schiffe rund um den Erdball. Man könnte sich vorstellen, dass sie nie mehr vor Anker gehen oder dass die Mitreisenden längst den Boden unter den Füßen verloren haben. Das überdimensionierte Schiff löst mehr Gedanken aus als die gesamte Ausstellung im Arsenale, die nicht viel mehr bietet als aufgeblähte Buchseiten, die man besser zu Hause liest. Auf den Seiten der Architectural Review, die zeitgleich mit der Eröffnung erschien, nimmt sich das unsystematisch gesammelte Material denn auch plausibler aus. Wir verlassen das Arsenale.

In den Giardini

Hier sind wir verpflichtet, zuerst nach dem deutschen Pavillon zu sehen. Das bedeutet, nach dem Eingang nach rechts abbiegen, vorbei an der Schweiz, Russland, Japan, Dänemark, der skandinavischen Dreiheit Norwegen, Schweden, Finnland. Der deutsche Pavillon liegt an einem kleinen Platz, den er mit den Pavillons von Großbritannien und Frankreich teilt. Die Buchstaben Germania sind schon länger verschwunden, ihre Abdrücke noch lesbar. Die unbeholfenen, quadratischen Säulen kann man leider nicht in Abdrücke verwandeln, auch die Symmetrieachse bleibt dominant. Weil das Thema diesmal aber Convertible City heißt, was die Aussteller ziemlich einfach durch Beispiele von Um- und Anbauten belegt haben, welche natürlich keine Antwort auf das Dilemma der Stadt geben können, wurde der Anspruch durch eine asymmetri­sche rote Treppe versinnbildlicht, mit der man die Symmetrieachse stört. Der Ausblick von oben ist, wie nicht anders zu erwarten, herrlich. Von der Treppe löst sich schon am Tag der Eröffnung der Belag (verantwortlich: die Berliner Architekten Armand Grüntuch und Almut Ernst).

Gegenüber die Franzosen. Auf Migration gibt es keine angemessenen Antworten sagte sich Patrick Bouchain, der verantwortliche Architekt, aber eines können wir: Gastfreundschaft inszenieren. Er hat sich mit seinem Konzept eines von unten bis hoch aufs Dach bewohnten Pavillons gegen die Gepflogenheiten der Biennale durchsetzen müssen. Lauter Gerüste, auf denen man schläft, neben denen man arbeitet, in die eine veritable Küche eingehängt ist, aus der es duftet, und eine Bar, wo jeder willkommen ist. Wenn Architekten, so die Botschaft, als Randgruppe in dem Mächtespiel um die Stadt nicht mehr gefragt sind (es sei denn als Auslage im Schaufenster, wie die Entwürfe von Renzo Piano, Zaha Hadid, Richard Rogers et al. belegen), dann greife man auf das zurück, was Architekten auch vermitteln können müssen, vor allem, wenn sie ein Einfamilienhaus bauen: die Lust zu leben.

Brodsky und Brodsky

Wir gehen den Weg Richtung Eingang zurück. Die Japaner, sonst immer Garantie für ein radikales Konzept, präsentieren sich diesmal barfüßig, barhäuptig, alternativ, bambusselig. Was Russland, gleich nebenan, betrifft, so haben die vorangegangenen Biennalen keine großen Erwartungen aufkommen lassen. Umso überraschender der Pavillon diesmal: Ein Architekt namens Alexander Brodsky inszenierte ein visuelles Gedicht über Moskau in vier Maßstäben: eine Siedlung aus Plattenbauten in der Vitrine, über die der Besucher den Schnee rieseln lassen kann, dämmernde Wohngebäude, geschichtet hintereinander, erleuchtete Wohnungen nebeneinander mit dem immer gleichen kleinen scherenschnitthaften Leben darin. Zu lesen wie eine Strophe von Joseph Brodsky. „Überall ist Nacht. In Winkeln, Augen, Wäsche, im Tisch, in den Papieren, in der fixen Rede, im Kruzifix, im Laken ... Alles schläft ein. Das Fenster. Und der Schnee im Fenster. Des Nachbardaches weiße Schräge. Wie ein Tischtuch. Sein First. Das ganze Viertel, tief im Schlaf, von Fensterrahmen tödlich kleingeschnitten...“ Doch hier, in der Ausstellung, legt Alexander Brodsky den Bildausschnitt des winzigen wirklichen Wandfensters so, dass der Blick auf den blau schimmernden Canale Grande fällt. Wieso der Architekt und der Dichter, der uns sofort dazu einfällt, den gleichen Namen tragen, ließ sich nicht entschlüsseln. „Inhabited Localities“ heißt die Inszenierung, die sich als künstliche Baustelle weiter durchs Treppenhaus zieht. Einige wenige Bauten von Alexander Brodsky (vielleicht hat er gar nicht mehr bauen dürfen?) werden am Ende der Treppe an die Wand geworfen: kleine Aufträge, subtile Umsetzung. Er ist ein Architekt, über den man gern mehr wüsste, doch er macht sich unsichtbar hinter dem Untertitel seiner Präsentation: „A Few Episodes in the Life of the Architect’s Favourite City, as Told by Himself.“

An der Hauptachse links liegt der kleine belgische Pavillon. Er hat vor zwei Jahren mit einer Dokumentation über Kinshasa den Preis der Biennale gewonnen. Diesmal schaut das Land auf sich selbst und zeigt „The Beauty of the Ordinary“. Ein Luftbild von Belgien deckt den Boden des zentralen weißen Raums, ringsherum fünf Projektionskojen, in denen Videobilder, von fest installierten Kameras aufgenommen, Situationen irgendwo im Lande zeigen. Ein Auto fährt an der Tankstelle vorbei, eine Frau geht eine helle Straßen hinunter, Kids sitzen auf dem Dach einer Sporthalle, einer kommt, zwei gehen. Kein Schnitt. Mit großer Kunst ist vermieden worden, die Orte interessant werden zu lassen, ist vermieden worden, dass sie durch den Blick der Kamera mehr werden, als sie sind. Festgehalten wurde lediglich ein fragiler Moment an einem bedeutungslosen Ort. Festgehalten wurde eine Hommage an das Gewöhnliche, und darin enthalten: eine Absage an die Ästhetisierung der Welt. Es geht um das Absonderliche im Alltäglichen, um das Unwahrscheinliche im Banalen, um die imaginierbare Geschichte einer Frau, von der man nur den Rücken sieht. Wir mögen es so, lautet die Botschaft der stillen Bilder, wir sind sicher, dass sich gerade diese banalen Orte weiterentwickeln lassen, ohne sie je zu Ende denken zu müssen. Städtebau als Weitererzählung. Der kleine Katalog zur Ausstellung im belgischen Pavillon ist schwarzweiß gedruckt. Dreizehn Autoren umkreisen das Thema Banalität, und es gelingt ihnen, Robert Venturi und der Überhöhung von Banalität auszuweichen.

Kurze letzte Anmerkung zum Thema Städte

In dem großen italienischen Pavillon am Ende der Hauptachse, der schon immer mit vielen Einzelausstellungen das Thema des Arsenale weitergeführt und Italien nur gestreift hat, gab es eine Arbeit von OMA, die sich mit den Städten entlang der arabischen Küste beschäftigt, vom Anfang der Straße von Hormus und wieder zurück: Dubai, Abu Dhabi, Katar, Manama, Bahrain, Doha, Kuweit City, Ra’s al-Chaima. Jede dieser Küstenstädte steht mit der anderen im Wettbewerb und entwirft ein jeweils besonderes Bild von sich selbst, alle importieren sie die westliche Moderne, übersetzen sie ins Größere, Outriertere, nie Dagewesene, um sie vielleicht irgendwann an den Westen zu re-exportieren. Der Tourismus nimmt zu, die vorauskalkulierten Zuwachsraten (auf die einige der Staaten setzen, weil ihnen die Ölvorräte ausgehen werden) sind enorm. Die Ausstellung über diese unbekannte Region, leicht verständlich, weil ohne jeden graphischen Überbau, liest sich wie der Vorspann zu einer größeren Studie. Im September 2008 werden wir es wissen.

Bauwelt, Fr., 2006.10.13



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