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12. Februar 2002Manfred Lechner
Der Standard

Der Traum vom Eigenheim

In letzter Zeit hat sich das Fertighaus in ganz Österreich durchgesetzt: Rund zwei Drittel werden in Niederösterreich, der Steiermark und in Oberösterreich errichtet. Am schwächsten ist sein Anteil in Tirol und in Vorarlberg, wobei man hier allerdings in den letzten drei Jahren einen signifikanten Anstieg verzeichnen konnte.

In letzter Zeit hat sich das Fertighaus in ganz Österreich durchgesetzt: Rund zwei Drittel werden in Niederösterreich, der Steiermark und in Oberösterreich errichtet. Am schwächsten ist sein Anteil in Tirol und in Vorarlberg, wobei man hier allerdings in den letzten drei Jahren einen signifikanten Anstieg verzeichnen konnte.

Ungefähr 581,4 Mio. Euro (acht Mrd. S) werden im Jahr auf dem Fertighausmarkt umgesetzt. „Wiewohl in den letzten drei Jahren keine Steigerungen zu verzeichnen waren“, erklärt Franz Solar, Geschäftsführer vom Österreichischen Fertighausverband, „erwarten wir uns für die nächsten zehn Jahre einen Marktanteil von rund 40 Prozent“. Im Gegensatz zu Deutschland, wo es 2001 zu einem Rückgang um rund 20 Prozent kam, fiel das Ergebnis in Österreich mit einem Minus von 0,5 Prozent moderat aus. „Und wir gehen davon aus“, meint Solar, „dass es heuer zu einem Zuwachs von zwei bis drei Prozent kommen wird.“


Europaweite Größe

Mit einem Marktanteil von rund 26 Prozent, 98,5 Mio. Euro (1,3 Mrd. S) Umsatz und 1002 gebauten Häusern ist Elk unumstrittener Marktführer in Österreich. Im November letzten Jahres übernahm die Firma 30 Prozent der Aktien der viertgrößten deutschen Fertighausfirma Bien-Haus und verfügt auch über eine Option zur Erlangung der Aktienmehrheit 2002. Damit verbunden ist die Mehrheit an dem zu Bien gehörenden österreichischen Hersteller Zenker, der 1996 von Bien übernommen wurde. Als europäischer Marktführer erzeugte Elk im letzten Jahr 2102 Häuser und erreichte einen Umsatz in Höhe von 311,7 Mio. Euro (4,2 Mrd. S).

Unterschiedliche Angebote kennzeichnen den Markt. So versucht sich die mit rund 32,7 Mio. Euro (450 Mio. S) Jahresumsatz und 200 errichteten Häusern unter den zehn größten Anbietern rangierende Baumeisterhaus-Gruppe mit Angeboten in Massivbauweise, wobei rund 60 Prozent schlüsselfertig errichtet werden.

Als zukunftsträchtiges Segment sieht Johann Aglas, Geschäftsführer von Baumeisterhaus, die neue Marke altbauMeister, mit der sich die Gruppe derzeit im Sanierungsgeschäft positioniert. Die Vorteile liegen darin, dass der Bauherr einen Ansprechpartner für alle Leistungen des Umbaus sowie eine Fixpreisgarantie zugesagt bekommt und das Objekt zum vereinbarten Termin übergeben wird.

Kundenspezifische Planung ist aber nicht nur bei Massivbauweise möglich. So fertigt beispielsweise der Hersteller Genböck individuelle, von Architekten konzipierte Häuser in Fertigbauweise an. „Mit 130 errichteten Objekten pro Jahr erwirtschaftet das Unternehmen rund 14,5 Mio. Euro (200 Mio. S) Umsatz“, erklärt Herbert Egger, Verkaufsleiter von Genböck. Wobei rund 90 Prozent auf den Bau von Einfamilienhäusern entfallen und zehn Prozent auf die Errichtung von Gewerbeobjekten.


Diversifizierung

Als eine der wichtigsten diesjährigen Marketingmaßnahmen des Fertighausverbandes sieht Geschäftsführer Solar die Positionierung der Hersteller als Anbieter für Gewerbeobjekte und den verdichteten kommunalen Wohnbau. Denn alle Betroffenen sind sich einig, dass zwar Zuwächse in Zukunft erwartet werden können, dies jedoch zunehmend zu einem Verdrängungswettbewerb führen wird. „Wobei sich aber der vor kurzem erfolgte Markteintritt von Massivhausanbietern mit der dahinterstehenden Ziegelindustrie extrem bemerkbar macht“, erklärt Josef Haas, Prokurist von Haas Fertighaus.

Die Daten einer bereits 1998 erstellten Studie lassen aber auf ein weiteres Steigerungspotenzial auf dem Fertighaussektor schließen, denn rund elf Prozent der Österreicher planen einen Hausbau und 66 Prozent der Hausinteressenten ziehen dabei ein Fertighaus zumindest in Erwägung. Als Indiz für das große Potenzial des Fertighausmarktes kann ein Blick ins Ausland gelten: In Skandinavien entstehen 80 bis 90 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise.

Der Standard, Di., 2002.02.12

11. Oktober 2001Manfred Lechner
Der Standard

Stahlhart und duftig leicht zugleich

Der diesjährige Europäische Stahlbaupreis wurde letzte Woche in Venedig verliehen und ging an ein Friesacher Stahlbauunternehmen, welches als Nischenanbieter maßgeschneiderte Lösungen für Bauherrn und Architekten bereit hält und maßgeblich zur Realisierung des Dresdner UFA-Palastes beitrug.

Der diesjährige Europäische Stahlbaupreis wurde letzte Woche in Venedig verliehen und ging an ein Friesacher Stahlbauunternehmen, welches als Nischenanbieter maßgeschneiderte Lösungen für Bauherrn und Architekten bereit hält und maßgeblich zur Realisierung des Dresdner UFA-Palastes beitrug.

Für den multifunktionalen UFA-Palast Dresden, das zweitgrößte Kino Deutschlands, haben Coop Himmelb(l)au bereits den Deutschen Architekturpreis im Jahr 1999 bekommen. Der Bau ist eine Erweiterung des bestehenden Rundkinos um acht Säle, die insgesamt 2700 Plätze zur Verfügung stellen: eine Art „dekonstruktivistische Konstruktion“, die im krassen Gegensatz zu den sie umgebenden Plattenbauten der DDR-Zeit steht.

Der Eingangs- und Foyerbereich erschließt über verwinkelte Treppen und Stege die einzelnen Kinosäle und ist um das Rundkino angeordnet. Die kristalline Struktur wird durch die von einer Stahlskelett-Konstruktion getragenen Glasflächen erzeugt.

Realisiert hat das Stahlgerüst die Kärntner Stahlbaufirma Pagitz, die dafür in der letzten Woche in Venedig mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnet wurde. Der Betrieb macht mit seinen 120 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 300 Mio. Schilling (21,8 Mio. EURO), wovon wiederum zwischen zwei und drei Prozent in Forschung und Entwicklung investiert werden. „Ein Architekt oder Bauherr formuliert ein Problem und wir versuchen es zu lösen“, umreißt Manfred Pagitz die Unternehmensphilosophie. Wobei man aber nicht nur erste Anlaufstelle für avantgardistische Architekten ist, sondern auch an Eigenentwicklungen im Fassadenbereich arbeitet.


Vorgaben umsetzen

Aufsehen erregte auch das für den Messestand von BMW auf der Internationalen Automobilschau in Frankfurt am Main gefertigte Objekt, welches formal den Moment der Verschmelzung zweier Wassertropfen unterschiedlicher Größe darstellte und in transparentem Acrylglas materialisiert wurde. Mit seinen Abmessungen von etwa 24 mal 16 Meter bei einer Höhe bis acht Meter stellte dieses Objekt eine technologische Innovation dar. Als Thema diente die von BMW entwickelte Wasserstofftechnologie für Motoren. An den zweifach gegensinnig gekrümmten Flächen sind - noch vor Pagitz - bereits einige Unternehmen gescheitert, weil sie nicht in der Lage waren, die Vorgaben umzusetzen.

Der Standard, Do., 2001.10.11



verknüpfte Bauwerke
UFA Kinopalast

25. September 2001Manfred Lechner
Der Standard

Träume sind machbar:

Hausbau an einem Tag Geza Ambrozy, Architekt und Tischlermeister, über die Vorzüge des Bauens mit Holz und die unterschiedlichen Bauordnungen.

Hausbau an einem Tag Geza Ambrozy, Architekt und Tischlermeister, über die Vorzüge des Bauens mit Holz und die unterschiedlichen Bauordnungen.

Der Standard: Welche Vorzüge haben Häuser, die aus Holz errichtet werden?

Ambrozy: Holz eignet sich ausgezeichnet für den Wohnhausbau, denn es ermöglicht - eine entsprechende Dämmung vorausgesetzt - ein ausgezeichnetes Raumklima. Was dazu führt, dass die Innenwand des Gebäudes die gleiche Temperatur wie der Raum selbst aufweist. Darüber hinaus kommt man beim Bauen mit Holz im Vergleich zur Massivbauweise mit geringeren Außenwandstärken aus. Aus diesem Umstand ergibt sich, dass Bewohner sowohl psychisch als auch physisch den gesamten Raum nützen können. Bei schlecht gedämmten Häusern aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren ist dies beispielsweise nicht der Fall.

Wie schnell können Holzbauten errichtet werden?

Ambrozy: Der Trend geht eindeutig in die Richtung, die Teile weitgehend in der Werkstätte vorzufertigen. So kann etwa ein Einfamilienhaus binnen einiger Tage errichtet werden. Die Holzbauweise kommt weder teurer noch billiger als das Bauen mit anderen Materialien. Ein Einsparungspotenzial sehe ich aber schon: Durch die schnelle Errichtung kann man Finanzierungskosten sparen.

Welche Dämmstoffe bevorzugen Sie?

Ambrozy: Gute Dämmwerte können sowohl mit Mineralwolle oder aber auch mit nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Kork oder Hanf erreicht werden. Wobei ich den Dämmstoff Kork bevorzuge, da Hanf als Dämmmaterial noch sehr teuer ist, wiewohl es aber über den Vorzug verfügt, dass es für viele Schädlinge uninteressant ist.

Auf welche Schwierigkeiten trifft der Holzbau in Österreich?

Ambrozy: Im Gegensatz zu Frankreich, das über eine für das ganze Land einheitliche Bauordnung verfügt, stehen wir in Österreich vor der Situation der unterschiedlichsten Bauordnungen in den Bundesländern. In Deutschland existiert zumindest eine Musterbauordnung, an der sich die Behörden orientieren können.

Sind Verbesserungen abzusehen?

Ambrozy: Mit der „Technik- novelle“ der Wiener Bauordnung vom vorigen Jahr wird das Bauen mit Holz einfacher. Es ist nun möglich, auf einem massiv errichteten Erdgeschoss vier Stockwerke - inklusive Außenwände - in Holzbauweise zu errichten. Von einer Vereinheitlichung der Bauordnung oder der Erstellung einer Musterbauordnung kann aber noch keine Rede sein, da dies in den Bundesländern die unterschiedlichsten Brandschutzvorschriften nicht zulassen. Wünschenswert wäre, dass, wie bereits in Tirol praktiziert, Sachverständigenkommissionen Konzepte prüfen anstatt jedes Detail, beispielsweise beim Brandschutz, vorzuschreiben.

Der Standard, Di., 2001.09.25

30. August 2001Manfred Lechner
Der Standard

Zeitläufe: Neue Architektur mit Jahresringen

„An den Gasometern gefällt mir, dass das ,Denkmal' - unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt weiter wächst“, meint Dietmar Steiner, Direktor des Architektur Zentrum Wien, über die Situation zwischen Alt und Neu in Wien.

„An den Gasometern gefällt mir, dass das ,Denkmal' - unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt weiter wächst“, meint Dietmar Steiner, Direktor des Architektur Zentrum Wien, über die Situation zwischen Alt und Neu in Wien.

Standard: Wodurch unterscheidet sich das Projekt Gasometer von früheren Stadtentwicklungsprogrammen?

Dietmar Steiner: Im letzten Jahrzehnt hat sich die öffentliche Hand immer stärker aus solchen Projekten zurückgezogen, und es wurden verstärkt private Investoren eingeladen, daher sind die Gasometer in andere Strukturen als der Wohnungsbau etwa der Siebzigerjahre eingebettet und ein gutes Beispiel für Private-Public-Partnership. Die Öffentlichkeit stellt Infrastruktur und Fördermittel zur Verfügung, und private Investoren können eine erträgliche, aber nicht sonderlich ertragreiche Rendite erwirtschaften. Sowohl bei diesem Projekt wie auch bei der Donau- und Wienerberg-City handelt es sich um eine kommerzielle Infrastruktur mit Wohnanteilen.

STANDARD: Die Diskussion schloss die Aspekte des Denkmalschutzes mit ein. Sind Sie mit der jetzigen Lösung zu- frieden?

Steiner: Von wegen Alt und Neu und Industriedenkmal. Die Gasometer waren kein Industriedenkmal, denn der ursprüngliche Inhalt wurde schon bei ihrer Entstehung architektonisch kaschiert und domestiziert. Daher kann man nur von einem geringen kunst-oder kulturhistorischen Wert ausgehen. Da jetzt die Innenräume gefüllt wurden, bleibt nur die Frage: Was hätte man stattdessen machen können? Ich hätte es sinnvoll gefunden, einen der Türme im ursprünglichen Zustand zu belassen. Durch den Urbanisierungsschub, den das Brachland dort bekommen wird, hätte sich vielleicht in fünf Jahren eine andere Nutzung ergeben. Die Frage ist natürlich, ob sich das heute gerechnet hätte. Ein Leerstehen hätte jedoch die Stadtverwaltung nicht ertragen. Was nur psychologisch zu erklären ist. In solchen Fällen hört man immer wieder die gängige Baufloskel: „Das ziehen wir jetzt durch“.

STANDARD: Welche Stadtgebiete sehen Sie in den nächsten Jahren dafür prädestiniert, dass Bauaufgaben „durchgezogen“ werden?

Steiner: Irgendwann wird die Frage anstehen, welcher Nutzung man das Neugebäude in Simmering zuführen soll. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von innerstädtischen Industriebrachen wie etwa das Gelände der Ottakringer und das der Schwechater Brauerei, die Mautner-Markhof-Gründe und den Nordbahnhof, die auf den Markt kommen werden.

STANDARD: Die Situation des Neugebäudes ist vergleichbar mit der der Gasometer vor dem Umbau. Für diese existierten ebenso wie für das Neugebäude unzählige Projektentwürfe. Wie sehen Sie die Zukunft des Neugebäudes?

Steiner: Der Erdberger Mais ist so was von niedergeplant worden - und ähnlich verhält es sich auch mit dem Neugebäude. Was mir an den Gasometern gefällt, ist, dass das ,Denkmal' - jetzt unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt einfach weitergebaut wurde. Vergleichbar der Situation in Dubrovnik, das sich in den römischen Ruinen eingenistet hat. Dort wie auch bei den Gasometern ist das Vergangene vorhanden, aber mit einer neuen Schicht versehen. Ein ähnliches Vorgehen würde mir beim Neugebäude ebenfalls gefallen. Was ich mir unter keinen Umständen wünsche, ist eine Totalrekonstruktion, denn dann würden wir einen Renaissanceneubau des 21. Jahrhunderts bekommen. So eine Aufgabe wäre in Las Vegas auf jeden Fall leichter als in Wien zu lösen, weil die dortigen Architekten das ganz einfach besser können.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Wohnqualität in den Gasometern?

Steiner: Was den gesamten Wiener Wohnungsbau betrifft, spielen die 600 Wohnungen dort rein quantitativ eine untergeordnete Rolle. Sie befinden sich alle in den letzten vier Stockwerken, wodurch die Frage nach Licht und Sonne hinreichend beantwortet ist, trotz der fürchterlichen Zuschnitte, welche aber öfters auch in Altbauten gewünscht werden, möchte ich hinzufügen. Zum anderen ist festzustellen, dass sich das Wohnverhalten in den letzten fünf Jahren stark geändert hat, was sich auf die größere Mobilität zurückführen lässt. Die Menschen, die dort einziehen, gehen wahrscheinlich nicht davon aus, die nächsten 50 Jahre dort zu verbringen. Was mir bei diesem Projekt aber besonders am Herzen liegt, ist der Umstand, dass im Gegensatz zu Beispielen aus dem Ausland die Wohnungen stark gefördert und daher leistbar sind, denn nur durch das Engagement der öffentlichen Hand können Spekulationsspitzen abgefangen werden. Wobei die Stadt durch die Übernahme eines nicht unerheblichen Teils der Kubatur, in dem das Historische Archiv untergebracht ist, diesem Projekt eine zusätzliche Unterstützung angedeihen ließ. Denn hier stellt sich auf jeden Fall die Frage, ob dieser Teil auch kommerziell verwertbar gewesen wäre.

Der Standard, Do., 2001.08.30



verknüpfte Bauwerke
Gasometer Simmering - Neubau und Revitalisierung

Presseschau 12

12. Februar 2002Manfred Lechner
Der Standard

Der Traum vom Eigenheim

In letzter Zeit hat sich das Fertighaus in ganz Österreich durchgesetzt: Rund zwei Drittel werden in Niederösterreich, der Steiermark und in Oberösterreich errichtet. Am schwächsten ist sein Anteil in Tirol und in Vorarlberg, wobei man hier allerdings in den letzten drei Jahren einen signifikanten Anstieg verzeichnen konnte.

In letzter Zeit hat sich das Fertighaus in ganz Österreich durchgesetzt: Rund zwei Drittel werden in Niederösterreich, der Steiermark und in Oberösterreich errichtet. Am schwächsten ist sein Anteil in Tirol und in Vorarlberg, wobei man hier allerdings in den letzten drei Jahren einen signifikanten Anstieg verzeichnen konnte.

Ungefähr 581,4 Mio. Euro (acht Mrd. S) werden im Jahr auf dem Fertighausmarkt umgesetzt. „Wiewohl in den letzten drei Jahren keine Steigerungen zu verzeichnen waren“, erklärt Franz Solar, Geschäftsführer vom Österreichischen Fertighausverband, „erwarten wir uns für die nächsten zehn Jahre einen Marktanteil von rund 40 Prozent“. Im Gegensatz zu Deutschland, wo es 2001 zu einem Rückgang um rund 20 Prozent kam, fiel das Ergebnis in Österreich mit einem Minus von 0,5 Prozent moderat aus. „Und wir gehen davon aus“, meint Solar, „dass es heuer zu einem Zuwachs von zwei bis drei Prozent kommen wird.“


Europaweite Größe

Mit einem Marktanteil von rund 26 Prozent, 98,5 Mio. Euro (1,3 Mrd. S) Umsatz und 1002 gebauten Häusern ist Elk unumstrittener Marktführer in Österreich. Im November letzten Jahres übernahm die Firma 30 Prozent der Aktien der viertgrößten deutschen Fertighausfirma Bien-Haus und verfügt auch über eine Option zur Erlangung der Aktienmehrheit 2002. Damit verbunden ist die Mehrheit an dem zu Bien gehörenden österreichischen Hersteller Zenker, der 1996 von Bien übernommen wurde. Als europäischer Marktführer erzeugte Elk im letzten Jahr 2102 Häuser und erreichte einen Umsatz in Höhe von 311,7 Mio. Euro (4,2 Mrd. S).

Unterschiedliche Angebote kennzeichnen den Markt. So versucht sich die mit rund 32,7 Mio. Euro (450 Mio. S) Jahresumsatz und 200 errichteten Häusern unter den zehn größten Anbietern rangierende Baumeisterhaus-Gruppe mit Angeboten in Massivbauweise, wobei rund 60 Prozent schlüsselfertig errichtet werden.

Als zukunftsträchtiges Segment sieht Johann Aglas, Geschäftsführer von Baumeisterhaus, die neue Marke altbauMeister, mit der sich die Gruppe derzeit im Sanierungsgeschäft positioniert. Die Vorteile liegen darin, dass der Bauherr einen Ansprechpartner für alle Leistungen des Umbaus sowie eine Fixpreisgarantie zugesagt bekommt und das Objekt zum vereinbarten Termin übergeben wird.

Kundenspezifische Planung ist aber nicht nur bei Massivbauweise möglich. So fertigt beispielsweise der Hersteller Genböck individuelle, von Architekten konzipierte Häuser in Fertigbauweise an. „Mit 130 errichteten Objekten pro Jahr erwirtschaftet das Unternehmen rund 14,5 Mio. Euro (200 Mio. S) Umsatz“, erklärt Herbert Egger, Verkaufsleiter von Genböck. Wobei rund 90 Prozent auf den Bau von Einfamilienhäusern entfallen und zehn Prozent auf die Errichtung von Gewerbeobjekten.


Diversifizierung

Als eine der wichtigsten diesjährigen Marketingmaßnahmen des Fertighausverbandes sieht Geschäftsführer Solar die Positionierung der Hersteller als Anbieter für Gewerbeobjekte und den verdichteten kommunalen Wohnbau. Denn alle Betroffenen sind sich einig, dass zwar Zuwächse in Zukunft erwartet werden können, dies jedoch zunehmend zu einem Verdrängungswettbewerb führen wird. „Wobei sich aber der vor kurzem erfolgte Markteintritt von Massivhausanbietern mit der dahinterstehenden Ziegelindustrie extrem bemerkbar macht“, erklärt Josef Haas, Prokurist von Haas Fertighaus.

Die Daten einer bereits 1998 erstellten Studie lassen aber auf ein weiteres Steigerungspotenzial auf dem Fertighaussektor schließen, denn rund elf Prozent der Österreicher planen einen Hausbau und 66 Prozent der Hausinteressenten ziehen dabei ein Fertighaus zumindest in Erwägung. Als Indiz für das große Potenzial des Fertighausmarktes kann ein Blick ins Ausland gelten: In Skandinavien entstehen 80 bis 90 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise.

Der Standard, Di., 2002.02.12

11. Oktober 2001Manfred Lechner
Der Standard

Stahlhart und duftig leicht zugleich

Der diesjährige Europäische Stahlbaupreis wurde letzte Woche in Venedig verliehen und ging an ein Friesacher Stahlbauunternehmen, welches als Nischenanbieter maßgeschneiderte Lösungen für Bauherrn und Architekten bereit hält und maßgeblich zur Realisierung des Dresdner UFA-Palastes beitrug.

Der diesjährige Europäische Stahlbaupreis wurde letzte Woche in Venedig verliehen und ging an ein Friesacher Stahlbauunternehmen, welches als Nischenanbieter maßgeschneiderte Lösungen für Bauherrn und Architekten bereit hält und maßgeblich zur Realisierung des Dresdner UFA-Palastes beitrug.

Für den multifunktionalen UFA-Palast Dresden, das zweitgrößte Kino Deutschlands, haben Coop Himmelb(l)au bereits den Deutschen Architekturpreis im Jahr 1999 bekommen. Der Bau ist eine Erweiterung des bestehenden Rundkinos um acht Säle, die insgesamt 2700 Plätze zur Verfügung stellen: eine Art „dekonstruktivistische Konstruktion“, die im krassen Gegensatz zu den sie umgebenden Plattenbauten der DDR-Zeit steht.

Der Eingangs- und Foyerbereich erschließt über verwinkelte Treppen und Stege die einzelnen Kinosäle und ist um das Rundkino angeordnet. Die kristalline Struktur wird durch die von einer Stahlskelett-Konstruktion getragenen Glasflächen erzeugt.

Realisiert hat das Stahlgerüst die Kärntner Stahlbaufirma Pagitz, die dafür in der letzten Woche in Venedig mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnet wurde. Der Betrieb macht mit seinen 120 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 300 Mio. Schilling (21,8 Mio. EURO), wovon wiederum zwischen zwei und drei Prozent in Forschung und Entwicklung investiert werden. „Ein Architekt oder Bauherr formuliert ein Problem und wir versuchen es zu lösen“, umreißt Manfred Pagitz die Unternehmensphilosophie. Wobei man aber nicht nur erste Anlaufstelle für avantgardistische Architekten ist, sondern auch an Eigenentwicklungen im Fassadenbereich arbeitet.


Vorgaben umsetzen

Aufsehen erregte auch das für den Messestand von BMW auf der Internationalen Automobilschau in Frankfurt am Main gefertigte Objekt, welches formal den Moment der Verschmelzung zweier Wassertropfen unterschiedlicher Größe darstellte und in transparentem Acrylglas materialisiert wurde. Mit seinen Abmessungen von etwa 24 mal 16 Meter bei einer Höhe bis acht Meter stellte dieses Objekt eine technologische Innovation dar. Als Thema diente die von BMW entwickelte Wasserstofftechnologie für Motoren. An den zweifach gegensinnig gekrümmten Flächen sind - noch vor Pagitz - bereits einige Unternehmen gescheitert, weil sie nicht in der Lage waren, die Vorgaben umzusetzen.

Der Standard, Do., 2001.10.11



verknüpfte Bauwerke
UFA Kinopalast

25. September 2001Manfred Lechner
Der Standard

Träume sind machbar:

Hausbau an einem Tag Geza Ambrozy, Architekt und Tischlermeister, über die Vorzüge des Bauens mit Holz und die unterschiedlichen Bauordnungen.

Hausbau an einem Tag Geza Ambrozy, Architekt und Tischlermeister, über die Vorzüge des Bauens mit Holz und die unterschiedlichen Bauordnungen.

Der Standard: Welche Vorzüge haben Häuser, die aus Holz errichtet werden?

Ambrozy: Holz eignet sich ausgezeichnet für den Wohnhausbau, denn es ermöglicht - eine entsprechende Dämmung vorausgesetzt - ein ausgezeichnetes Raumklima. Was dazu führt, dass die Innenwand des Gebäudes die gleiche Temperatur wie der Raum selbst aufweist. Darüber hinaus kommt man beim Bauen mit Holz im Vergleich zur Massivbauweise mit geringeren Außenwandstärken aus. Aus diesem Umstand ergibt sich, dass Bewohner sowohl psychisch als auch physisch den gesamten Raum nützen können. Bei schlecht gedämmten Häusern aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren ist dies beispielsweise nicht der Fall.

Wie schnell können Holzbauten errichtet werden?

Ambrozy: Der Trend geht eindeutig in die Richtung, die Teile weitgehend in der Werkstätte vorzufertigen. So kann etwa ein Einfamilienhaus binnen einiger Tage errichtet werden. Die Holzbauweise kommt weder teurer noch billiger als das Bauen mit anderen Materialien. Ein Einsparungspotenzial sehe ich aber schon: Durch die schnelle Errichtung kann man Finanzierungskosten sparen.

Welche Dämmstoffe bevorzugen Sie?

Ambrozy: Gute Dämmwerte können sowohl mit Mineralwolle oder aber auch mit nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Kork oder Hanf erreicht werden. Wobei ich den Dämmstoff Kork bevorzuge, da Hanf als Dämmmaterial noch sehr teuer ist, wiewohl es aber über den Vorzug verfügt, dass es für viele Schädlinge uninteressant ist.

Auf welche Schwierigkeiten trifft der Holzbau in Österreich?

Ambrozy: Im Gegensatz zu Frankreich, das über eine für das ganze Land einheitliche Bauordnung verfügt, stehen wir in Österreich vor der Situation der unterschiedlichsten Bauordnungen in den Bundesländern. In Deutschland existiert zumindest eine Musterbauordnung, an der sich die Behörden orientieren können.

Sind Verbesserungen abzusehen?

Ambrozy: Mit der „Technik- novelle“ der Wiener Bauordnung vom vorigen Jahr wird das Bauen mit Holz einfacher. Es ist nun möglich, auf einem massiv errichteten Erdgeschoss vier Stockwerke - inklusive Außenwände - in Holzbauweise zu errichten. Von einer Vereinheitlichung der Bauordnung oder der Erstellung einer Musterbauordnung kann aber noch keine Rede sein, da dies in den Bundesländern die unterschiedlichsten Brandschutzvorschriften nicht zulassen. Wünschenswert wäre, dass, wie bereits in Tirol praktiziert, Sachverständigenkommissionen Konzepte prüfen anstatt jedes Detail, beispielsweise beim Brandschutz, vorzuschreiben.

Der Standard, Di., 2001.09.25

30. August 2001Manfred Lechner
Der Standard

Zeitläufe: Neue Architektur mit Jahresringen

„An den Gasometern gefällt mir, dass das ,Denkmal' - unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt weiter wächst“, meint Dietmar Steiner, Direktor des Architektur Zentrum Wien, über die Situation zwischen Alt und Neu in Wien.

„An den Gasometern gefällt mir, dass das ,Denkmal' - unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt weiter wächst“, meint Dietmar Steiner, Direktor des Architektur Zentrum Wien, über die Situation zwischen Alt und Neu in Wien.

Standard: Wodurch unterscheidet sich das Projekt Gasometer von früheren Stadtentwicklungsprogrammen?

Dietmar Steiner: Im letzten Jahrzehnt hat sich die öffentliche Hand immer stärker aus solchen Projekten zurückgezogen, und es wurden verstärkt private Investoren eingeladen, daher sind die Gasometer in andere Strukturen als der Wohnungsbau etwa der Siebzigerjahre eingebettet und ein gutes Beispiel für Private-Public-Partnership. Die Öffentlichkeit stellt Infrastruktur und Fördermittel zur Verfügung, und private Investoren können eine erträgliche, aber nicht sonderlich ertragreiche Rendite erwirtschaften. Sowohl bei diesem Projekt wie auch bei der Donau- und Wienerberg-City handelt es sich um eine kommerzielle Infrastruktur mit Wohnanteilen.

STANDARD: Die Diskussion schloss die Aspekte des Denkmalschutzes mit ein. Sind Sie mit der jetzigen Lösung zu- frieden?

Steiner: Von wegen Alt und Neu und Industriedenkmal. Die Gasometer waren kein Industriedenkmal, denn der ursprüngliche Inhalt wurde schon bei ihrer Entstehung architektonisch kaschiert und domestiziert. Daher kann man nur von einem geringen kunst-oder kulturhistorischen Wert ausgehen. Da jetzt die Innenräume gefüllt wurden, bleibt nur die Frage: Was hätte man stattdessen machen können? Ich hätte es sinnvoll gefunden, einen der Türme im ursprünglichen Zustand zu belassen. Durch den Urbanisierungsschub, den das Brachland dort bekommen wird, hätte sich vielleicht in fünf Jahren eine andere Nutzung ergeben. Die Frage ist natürlich, ob sich das heute gerechnet hätte. Ein Leerstehen hätte jedoch die Stadtverwaltung nicht ertragen. Was nur psychologisch zu erklären ist. In solchen Fällen hört man immer wieder die gängige Baufloskel: „Das ziehen wir jetzt durch“.

STANDARD: Welche Stadtgebiete sehen Sie in den nächsten Jahren dafür prädestiniert, dass Bauaufgaben „durchgezogen“ werden?

Steiner: Irgendwann wird die Frage anstehen, welcher Nutzung man das Neugebäude in Simmering zuführen soll. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von innerstädtischen Industriebrachen wie etwa das Gelände der Ottakringer und das der Schwechater Brauerei, die Mautner-Markhof-Gründe und den Nordbahnhof, die auf den Markt kommen werden.

STANDARD: Die Situation des Neugebäudes ist vergleichbar mit der der Gasometer vor dem Umbau. Für diese existierten ebenso wie für das Neugebäude unzählige Projektentwürfe. Wie sehen Sie die Zukunft des Neugebäudes?

Steiner: Der Erdberger Mais ist so was von niedergeplant worden - und ähnlich verhält es sich auch mit dem Neugebäude. Was mir an den Gasometern gefällt, ist, dass das ,Denkmal' - jetzt unter Anführungszeichen gesprochen - vernichtet wurde, die Hüllen verwendet wurden und die Stadt einfach weitergebaut wurde. Vergleichbar der Situation in Dubrovnik, das sich in den römischen Ruinen eingenistet hat. Dort wie auch bei den Gasometern ist das Vergangene vorhanden, aber mit einer neuen Schicht versehen. Ein ähnliches Vorgehen würde mir beim Neugebäude ebenfalls gefallen. Was ich mir unter keinen Umständen wünsche, ist eine Totalrekonstruktion, denn dann würden wir einen Renaissanceneubau des 21. Jahrhunderts bekommen. So eine Aufgabe wäre in Las Vegas auf jeden Fall leichter als in Wien zu lösen, weil die dortigen Architekten das ganz einfach besser können.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Wohnqualität in den Gasometern?

Steiner: Was den gesamten Wiener Wohnungsbau betrifft, spielen die 600 Wohnungen dort rein quantitativ eine untergeordnete Rolle. Sie befinden sich alle in den letzten vier Stockwerken, wodurch die Frage nach Licht und Sonne hinreichend beantwortet ist, trotz der fürchterlichen Zuschnitte, welche aber öfters auch in Altbauten gewünscht werden, möchte ich hinzufügen. Zum anderen ist festzustellen, dass sich das Wohnverhalten in den letzten fünf Jahren stark geändert hat, was sich auf die größere Mobilität zurückführen lässt. Die Menschen, die dort einziehen, gehen wahrscheinlich nicht davon aus, die nächsten 50 Jahre dort zu verbringen. Was mir bei diesem Projekt aber besonders am Herzen liegt, ist der Umstand, dass im Gegensatz zu Beispielen aus dem Ausland die Wohnungen stark gefördert und daher leistbar sind, denn nur durch das Engagement der öffentlichen Hand können Spekulationsspitzen abgefangen werden. Wobei die Stadt durch die Übernahme eines nicht unerheblichen Teils der Kubatur, in dem das Historische Archiv untergebracht ist, diesem Projekt eine zusätzliche Unterstützung angedeihen ließ. Denn hier stellt sich auf jeden Fall die Frage, ob dieser Teil auch kommerziell verwertbar gewesen wäre.

Der Standard, Do., 2001.08.30



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