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Texte

26. Juni 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das Stöckli im Zebramantel

Das Zürcher Büro Clou Architekten ergänzt ein Einfamilienhaus mit einem Pavillonhaus und liefert so die moderne Antwort auf das traditionelle Stöckli.

Das Zürcher Büro Clou Architekten ergänzt ein Einfamilienhaus mit einem Pavillonhaus und liefert so die moderne Antwort auf das traditionelle Stöckli.

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29. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Architektur als Therapie

Silvia Gmür Reto Gmür Architekten zeigen mit dem Bürgerspital Solothurn, wie innovativer Klinikbau heute aussieht.

Silvia Gmür Reto Gmür Architekten zeigen mit dem Bürgerspital Solothurn, wie innovativer Klinikbau heute aussieht.

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12. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

So schön können Sozialwohnungen sein

Harry Gugger Studio eröffnet das Basler «Wohnbauprogramm 1000+» mit einem prägnanten Holzgebäude in Modulbauweise.

Harry Gugger Studio eröffnet das Basler «Wohnbauprogramm 1000+» mit einem prägnanten Holzgebäude in Modulbauweise.

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01. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das Juwel im Park

Elisabeth & Martin Boesch Architekten haben das Kurtheater Baden saniert – mit viel Liebe zum Detail.

Elisabeth & Martin Boesch Architekten haben das Kurtheater Baden saniert – mit viel Liebe zum Detail.

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03. April 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das verborgene Haus

Das junge Zürcher Büro Schneider Türtscher baut eine alte Scheune in eine lichte Wohnhauserweiterung um.

Das junge Zürcher Büro Schneider Türtscher baut eine alte Scheune in eine lichte Wohnhauserweiterung um.

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06. März 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Wo sich Geschichte und Gegenwart begegnen

Felix Partner Architektur und Design haben ein historisches Gebäude im Engadiner Stil in ein Nullenergiehaus verwandelt.

Felix Partner Architektur und Design haben ein historisches Gebäude im Engadiner Stil in ein Nullenergiehaus verwandelt.

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14. November 2020Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Ein Refugium mit Seele am Waldrand

Alfredo Häberlis Haus «Waldsicht» im bernischen Köniz vereint Ökologie und Gestaltung.

Alfredo Häberlis Haus «Waldsicht» im bernischen Köniz vereint Ökologie und Gestaltung.

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14. September 2019Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Die schönsten Wanderrouten für Architektur-Fans

Ein neuer Bildband zeigt Touren zu den Juwelen der zeitgenössischen Architektur in den Schweizer Bergen.

Ein neuer Bildband zeigt Touren zu den Juwelen der zeitgenössischen Architektur in den Schweizer Bergen.

Holzhäuser mit Sprossenfenstern, Giebeldächern und Kisten voller leuchtend roter Geranien vor den Fenstern – wie zu Heidis Zeiten präsentiert sich die Idee vom Bauen in den Alpen. Die Realität sieht heute leider oft anders aus: Grosse Hotelbauten, gesichtslose Riesenchalets mit mehreren Dutzend Wohnungen oder von Technokraten gestaltete Bergbahnstationen prägen die Architektur in den Bergen. Doch Ende der 80er-Jahre begannen zahlreiche Architekten in der Schweiz, eine Gegenposition einzunehmen.

Auf deren Spuren begaben sich die Autoren Reto Westermann und Üsé Meyer. Ihr Buch «Architektur erwandern» führt zu 42 Beispielen zeitgenössischer Architektur in der alpinen Landschaft – vom Wallis bis ins Engadin und vom Jura bis ins Tessin. Wie sich die Bauten erwandern lassen, haben die beiden Autoren akribisch zusammengetragen. Mit vielen Fotos, kleinen Bauplänen, Kartenausschnitten, Tourenprofilen und praktischen Hinweisen ist die Publikation sorgfältig gestaltet.

Der Bildband führt seine ebenso wander-wie architekturbegeisterten Leser zu Fuss langsam an die Objekte heran und lässt ihnen genügend Zeit, sich mit den Gebäuden und der Landschaft auseinanderzusetzen. Die ausgewählten Bauwerke reichen vom einfachen Ferienhaus auf der Rigi bis zur weltbekannten Monte-Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt. Die Touren decken im Schwierigkeitsgrad sämtliche Bereiche vom gemächlichen Winterspaziergang über eine einfache Zweitageswanderung bis hin zur Hochgebirgswanderung ab.

Trendsetter aus dem Tessin und Graubünden

Der Band versammelt die bekannten Juwelen zeitgenössischer Architektur wie Mario Bottas Kapelle Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro, mehr begehbare Skulptur als klassisches Gotteshaus. Der Sakralbau lässt sich in rund fünf Stunden vom Monte Lema aus in einer Gratwanderung mit Aussicht auf den Lago Maggiore und den Luganersee erreichen.

Von ähnlichem Weltruhm ist Peter Zumthors Therme in Vals. Der Basler Architekturstar sorgte als einer der Ersten für Furore in Graubünden, einem Kanton, in dem der Tourismus-Boom der Nachkriegszeit besonders starke Spuren und damit auch zahlreiche gesichtslose Bauten hinterliess. Zumthors Badehöhle kann in fast acht Stunden Gehzeit von Vrin aus erreicht werden – eine lange Wanderung über steil abfallende Wiesen, schroffe Felsen und kleine Schneefelder.

Die Bündner Beispiele haben in den letzten Jahren Schule gemacht. 2008 beispielsweise eröffnete die Anenhütte auf der Gugginalp im Wallis. Die Bremgartner Architekten Peter und Prisca Tscherrig bauten im hintersten Lötschental eine moderne Unterkunft, die einem grossen Felsblock gleicht und im Inneren nicht nur Mehrbettzimmer, sondern gar zwei Suiten aufweist. Um auf fast 2500 Meter über Meer saunieren zu können, muss man rund 4,5 Stunden ab der Fafleralp einrechnen – Trittsicherheit wird vorausgesetzt.

Im Kanton Bern wiederum steht das 2002 errichtete Berghaus Niesen. Der Bau des Berner Architekturbüros Aebi & Vincent – in drei gemütlichen Stunden zu erreichen – ist fast rundum verglast und wirkt so leicht und schwebend. Der Neubau ergänzt das 1856 erbaute Berghaus und steht mit seinen klaren geometrischen Formen im Kontrast zum schweren Walmdach des Hauses, aber auch zur natürlichen Berglandschaft.

Hüttenzauber im Kanton Luzern

Der Band lädt auch zu kleineren Entdeckungen ein: So überrascht im Kanton Luzern auf dem Jakobsweg bei Willisau ein moderner Holzpavillon. Der mehrfach ausgezeichnete Bau aus der Feder des Luzerner Architekturbüros CAS Chappuis Aregger Solèr bietet rastenden Pilgern ganz zeitgemäss Schutz vor der Witterung. Der Waldpavillon ist eine erfrischende Variante der klassischen Hüttenarchitektur: Holzscheite wurden zu Wandscheiben aufgeschichtet und mit schmalen Stahlprofilen umfasst. Das filigrane Flachdach scheint – auf schlanken Stützen ruhend – über den Wänden zu schweben.

Bau von Weltruhm oder Trouvaille: Allen Bauten gemein ist, dass sie keine anbiedernden Chaletbauten sind, die eine verklärte Vergangenheit evozieren. Vielmehr verkörpern sie eigenständige Objekte mit einer modernen Architektursprache, die regionale Traditionen neu interpretieren.

[ «Architektur erwandern», Reto Westermann/Üsé Meyer, Werd Verlag 2019, 268 Seiten, ca. 49 Franken ]

TagesAnzeiger, Sa., 2019.09.14

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Presseschau 12

26. Juni 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das Stöckli im Zebramantel

Das Zürcher Büro Clou Architekten ergänzt ein Einfamilienhaus mit einem Pavillonhaus und liefert so die moderne Antwort auf das traditionelle Stöckli.

Das Zürcher Büro Clou Architekten ergänzt ein Einfamilienhaus mit einem Pavillonhaus und liefert so die moderne Antwort auf das traditionelle Stöckli.

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29. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Architektur als Therapie

Silvia Gmür Reto Gmür Architekten zeigen mit dem Bürgerspital Solothurn, wie innovativer Klinikbau heute aussieht.

Silvia Gmür Reto Gmür Architekten zeigen mit dem Bürgerspital Solothurn, wie innovativer Klinikbau heute aussieht.

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12. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

So schön können Sozialwohnungen sein

Harry Gugger Studio eröffnet das Basler «Wohnbauprogramm 1000+» mit einem prägnanten Holzgebäude in Modulbauweise.

Harry Gugger Studio eröffnet das Basler «Wohnbauprogramm 1000+» mit einem prägnanten Holzgebäude in Modulbauweise.

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01. Mai 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das Juwel im Park

Elisabeth & Martin Boesch Architekten haben das Kurtheater Baden saniert – mit viel Liebe zum Detail.

Elisabeth & Martin Boesch Architekten haben das Kurtheater Baden saniert – mit viel Liebe zum Detail.

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03. April 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Das verborgene Haus

Das junge Zürcher Büro Schneider Türtscher baut eine alte Scheune in eine lichte Wohnhauserweiterung um.

Das junge Zürcher Büro Schneider Türtscher baut eine alte Scheune in eine lichte Wohnhauserweiterung um.

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06. März 2021Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Wo sich Geschichte und Gegenwart begegnen

Felix Partner Architektur und Design haben ein historisches Gebäude im Engadiner Stil in ein Nullenergiehaus verwandelt.

Felix Partner Architektur und Design haben ein historisches Gebäude im Engadiner Stil in ein Nullenergiehaus verwandelt.

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14. November 2020Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Ein Refugium mit Seele am Waldrand

Alfredo Häberlis Haus «Waldsicht» im bernischen Köniz vereint Ökologie und Gestaltung.

Alfredo Häberlis Haus «Waldsicht» im bernischen Köniz vereint Ökologie und Gestaltung.

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14. September 2019Andrea Eschbach
TagesAnzeiger

Die schönsten Wanderrouten für Architektur-Fans

Ein neuer Bildband zeigt Touren zu den Juwelen der zeitgenössischen Architektur in den Schweizer Bergen.

Ein neuer Bildband zeigt Touren zu den Juwelen der zeitgenössischen Architektur in den Schweizer Bergen.

Holzhäuser mit Sprossenfenstern, Giebeldächern und Kisten voller leuchtend roter Geranien vor den Fenstern – wie zu Heidis Zeiten präsentiert sich die Idee vom Bauen in den Alpen. Die Realität sieht heute leider oft anders aus: Grosse Hotelbauten, gesichtslose Riesenchalets mit mehreren Dutzend Wohnungen oder von Technokraten gestaltete Bergbahnstationen prägen die Architektur in den Bergen. Doch Ende der 80er-Jahre begannen zahlreiche Architekten in der Schweiz, eine Gegenposition einzunehmen.

Auf deren Spuren begaben sich die Autoren Reto Westermann und Üsé Meyer. Ihr Buch «Architektur erwandern» führt zu 42 Beispielen zeitgenössischer Architektur in der alpinen Landschaft – vom Wallis bis ins Engadin und vom Jura bis ins Tessin. Wie sich die Bauten erwandern lassen, haben die beiden Autoren akribisch zusammengetragen. Mit vielen Fotos, kleinen Bauplänen, Kartenausschnitten, Tourenprofilen und praktischen Hinweisen ist die Publikation sorgfältig gestaltet.

Der Bildband führt seine ebenso wander-wie architekturbegeisterten Leser zu Fuss langsam an die Objekte heran und lässt ihnen genügend Zeit, sich mit den Gebäuden und der Landschaft auseinanderzusetzen. Die ausgewählten Bauwerke reichen vom einfachen Ferienhaus auf der Rigi bis zur weltbekannten Monte-Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt. Die Touren decken im Schwierigkeitsgrad sämtliche Bereiche vom gemächlichen Winterspaziergang über eine einfache Zweitageswanderung bis hin zur Hochgebirgswanderung ab.

Trendsetter aus dem Tessin und Graubünden

Der Band versammelt die bekannten Juwelen zeitgenössischer Architektur wie Mario Bottas Kapelle Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro, mehr begehbare Skulptur als klassisches Gotteshaus. Der Sakralbau lässt sich in rund fünf Stunden vom Monte Lema aus in einer Gratwanderung mit Aussicht auf den Lago Maggiore und den Luganersee erreichen.

Von ähnlichem Weltruhm ist Peter Zumthors Therme in Vals. Der Basler Architekturstar sorgte als einer der Ersten für Furore in Graubünden, einem Kanton, in dem der Tourismus-Boom der Nachkriegszeit besonders starke Spuren und damit auch zahlreiche gesichtslose Bauten hinterliess. Zumthors Badehöhle kann in fast acht Stunden Gehzeit von Vrin aus erreicht werden – eine lange Wanderung über steil abfallende Wiesen, schroffe Felsen und kleine Schneefelder.

Die Bündner Beispiele haben in den letzten Jahren Schule gemacht. 2008 beispielsweise eröffnete die Anenhütte auf der Gugginalp im Wallis. Die Bremgartner Architekten Peter und Prisca Tscherrig bauten im hintersten Lötschental eine moderne Unterkunft, die einem grossen Felsblock gleicht und im Inneren nicht nur Mehrbettzimmer, sondern gar zwei Suiten aufweist. Um auf fast 2500 Meter über Meer saunieren zu können, muss man rund 4,5 Stunden ab der Fafleralp einrechnen – Trittsicherheit wird vorausgesetzt.

Im Kanton Bern wiederum steht das 2002 errichtete Berghaus Niesen. Der Bau des Berner Architekturbüros Aebi & Vincent – in drei gemütlichen Stunden zu erreichen – ist fast rundum verglast und wirkt so leicht und schwebend. Der Neubau ergänzt das 1856 erbaute Berghaus und steht mit seinen klaren geometrischen Formen im Kontrast zum schweren Walmdach des Hauses, aber auch zur natürlichen Berglandschaft.

Hüttenzauber im Kanton Luzern

Der Band lädt auch zu kleineren Entdeckungen ein: So überrascht im Kanton Luzern auf dem Jakobsweg bei Willisau ein moderner Holzpavillon. Der mehrfach ausgezeichnete Bau aus der Feder des Luzerner Architekturbüros CAS Chappuis Aregger Solèr bietet rastenden Pilgern ganz zeitgemäss Schutz vor der Witterung. Der Waldpavillon ist eine erfrischende Variante der klassischen Hüttenarchitektur: Holzscheite wurden zu Wandscheiben aufgeschichtet und mit schmalen Stahlprofilen umfasst. Das filigrane Flachdach scheint – auf schlanken Stützen ruhend – über den Wänden zu schweben.

Bau von Weltruhm oder Trouvaille: Allen Bauten gemein ist, dass sie keine anbiedernden Chaletbauten sind, die eine verklärte Vergangenheit evozieren. Vielmehr verkörpern sie eigenständige Objekte mit einer modernen Architektursprache, die regionale Traditionen neu interpretieren.

[ «Architektur erwandern», Reto Westermann/Üsé Meyer, Werd Verlag 2019, 268 Seiten, ca. 49 Franken ]

TagesAnzeiger, Sa., 2019.09.14

15. August 2017Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Die Geburt des Designs aus dem Geist der Poesie

Der Designer Ettore Sottsass stellte in den siebziger Jahren das Design auf den Kopf. Zu seinem hundertsten Geburtstag schauen verschiedene Museen auf sein vielfältiges Werk zurück.

Der Designer Ettore Sottsass stellte in den siebziger Jahren das Design auf den Kopf. Zu seinem hundertsten Geburtstag schauen verschiedene Museen auf sein vielfältiges Werk zurück.

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Sottsass Ettore

14. Juni 2017Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Achtung Flirtmöbel

Die zum zwölften Mal durchgeführte Design Miami Basel hat sich neben der Art Basel als fester Wert etabliert. Dieses Jahr präsentieren rund 50 Design-Galerien Unikate und Editionen der Möbelkunst.

Die zum zwölften Mal durchgeführte Design Miami Basel hat sich neben der Art Basel als fester Wert etabliert. Dieses Jahr präsentieren rund 50 Design-Galerien Unikate und Editionen der Möbelkunst.

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11. April 2017Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Comeback der Eleganz

Der kühle, skandinavische Stil bekommt Konkurrenz. Neu lockt die Möbelbranche mit Goldglanz, edlem Marmor, Samt und Art-Déco-Anleihen, wie ein Besuch des Salone del Mobile in Mailand gezeigt hat.

Der kühle, skandinavische Stil bekommt Konkurrenz. Neu lockt die Möbelbranche mit Goldglanz, edlem Marmor, Samt und Art-Déco-Anleihen, wie ein Besuch des Salone del Mobile in Mailand gezeigt hat.

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29. März 2017Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Dinge neu denken

Er gilt als einer der besten Gestalter seiner Generation. Industrielle Fertigung und handwerkliche Perfektion treffen im Werk von Stefan Diez auf Einfallsreichtum und Leidenschaft.

Er gilt als einer der besten Gestalter seiner Generation. Industrielle Fertigung und handwerkliche Perfektion treffen im Werk von Stefan Diez auf Einfallsreichtum und Leidenschaft.

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14. April 2016Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der Design-Gipfel

Der Salone Internazionale del Mobile in Mailand vermag auch in seiner 55. Ausgabe zu begeistern. Die Leitmesse des Designs lockt mit runden Geburtstagen, neuen Labels und zahlreichen Neuauflagen.

Der Salone Internazionale del Mobile in Mailand vermag auch in seiner 55. Ausgabe zu begeistern. Die Leitmesse des Designs lockt mit runden Geburtstagen, neuen Labels und zahlreichen Neuauflagen.

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07. April 2016Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der Architekt als Designer

Für Richard Neutra gehörten Haus und Interieur untrennbar zusammen. Für seine Bauherren entwarf er deshalb auch Möbel, oft als Einzelstücke.

Für Richard Neutra gehörten Haus und Interieur untrennbar zusammen. Für seine Bauherren entwarf er deshalb auch Möbel, oft als Einzelstücke.

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06. März 2016Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Das Lob der gewöhnlichen Dinge

Was muss ein Designobjekt leisten? Es muss funktionieren und eine angenehme Atmosphäre schaffen, wie Jasper Morrison sagt. Was das heisst, zeigt er in Zürich mit einer Auswahl von Arbeiten.

Was muss ein Designobjekt leisten? Es muss funktionieren und eine angenehme Atmosphäre schaffen, wie Jasper Morrison sagt. Was das heisst, zeigt er in Zürich mit einer Auswahl von Arbeiten.

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23. Januar 2016Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Zurück in die Zukunft

Der grosse Trend der IMM Cologne 2016 heisst Mid-Century-Stil. Möbel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erleben eine durchaus verdiente Renaissance; aber auch junge Talente markieren Präsenz.

Der grosse Trend der IMM Cologne 2016 heisst Mid-Century-Stil. Möbel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erleben eine durchaus verdiente Renaissance; aber auch junge Talente markieren Präsenz.

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05. Januar 2016Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Sinn für Ästhetik und Ergonomie

Richard Sappers Karriere begann in Stuttgart. Doch berühmt wurde er erst in Mailand, wo er in den letzten fünfzig Jahren legendäre Designobjekte schuf. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Richard Sappers Karriere begann in Stuttgart. Doch berühmt wurde er erst in Mailand, wo er in den letzten fünfzig Jahren legendäre Designobjekte schuf. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Er schrieb Designgeschichte: Richard Sapper erfand für vielerlei Objekte neuartige Lösungen – von der Espressokanne über Radios, Stühle und Leuchten bis hin zu Schiffen. Seine Karriere begann er bei Mercedes-Benz in Stuttgart. Der 1932 in München geborene Gestalter musste jedoch nach Mailand gehen, um weltberühmt zu werden. Zunächst arbeitete er ab 1958 dort für Giò Ponti, danach gemeinsam mit Marco Zanuso für die Warenhauskette La Rinascente. In Sappers Studio entstanden Gegenstände, die jeder kennt. Wie beispielsweise die Niedervolt-Halogen-Leuchte «Tizio» (1972) für Artemide, der Wasserkessel «9090» mit dem wehmütigen Dreiklang (1983) für Alessi oder der Laptop «Thinkpad 700C» (1991) für IBM. Charakteristisch für seine Entwürfe waren die dezidiert technische Handschrift und der Sinn fürs Detail. Oberstes Ziel war ihm, Dinge zu schaffen, die aufgrund ihrer Ästhetik und ihrer verbesserten Ergonomie den Alltag erleichtern und verschönern. Der Produktdesigner wurde mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet. Allein der Compasso d'Oro, Italiens bedeutendster Designpreis, ging zehnmal an den Wahl-Mailänder. Wie erst jetzt bekanntwurde, starb Richard Sapper am 31. Dezember in Mailand.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2016.01.05

03. Dezember 2015Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Experimente einer legendären Kunstschule

Das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus steht am Anfang eines umfassenden Design-Verständnisses. Als offenes Experimentierfeld lieferte die Designschule die Vorbilder für die Gestalter von heute.

Das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus steht am Anfang eines umfassenden Design-Verständnisses. Als offenes Experimentierfeld lieferte die Designschule die Vorbilder für die Gestalter von heute.

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18. April 2015Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Geschichten erzählen

Der 54. Salone Internazionale del Mobile präsentiert sich mit übervollem Programm. Die Leitmesse des Designs lockt in Mailand mit runden Geburtstagen, der Verbindung von Tradition und Moderne sowie Materialexperimenten.

Der 54. Salone Internazionale del Mobile präsentiert sich mit übervollem Programm. Die Leitmesse des Designs lockt in Mailand mit runden Geburtstagen, der Verbindung von Tradition und Moderne sowie Materialexperimenten.

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23. Januar 2015Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Probier's mal mit Gemütlichkeit

Auf der internationalen Möbelmesse in Köln gibt es die neue Gemütlichkeit als einen der grossen Trends zu entdecken.

Auf der internationalen Möbelmesse in Köln gibt es die neue Gemütlichkeit als einen der grossen Trends zu entdecken.

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24. Oktober 2013Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Die Zukunft ist leuchtend

In der Ausstellung «Lightopia» zeigt das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein verschiedene Facetten des Lichtdesigns. Dabei stellt es die Frage nach den Zukunftsperspektiven des künstlichen Lichts.

In der Ausstellung «Lightopia» zeigt das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein verschiedene Facetten des Lichtdesigns. Dabei stellt es die Frage nach den Zukunftsperspektiven des künstlichen Lichts.

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27. November 2012Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der schöne Schein der Warenwelt

Die Pop-Art gilt als eine der einflussreichsten Strömungen der Kunst nach 1945. So wie sie Markenwerbung und Symbole des Alltags zitierte und verfremdete, so inspirierte sie in der Folge das Design. Nun geht das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein der Dynamik des Verhältnisses von Pop-Art und Design nach.

Die Pop-Art gilt als eine der einflussreichsten Strömungen der Kunst nach 1945. So wie sie Markenwerbung und Symbole des Alltags zitierte und verfremdete, so inspirierte sie in der Folge das Design. Nun geht das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein der Dynamik des Verhältnisses von Pop-Art und Design nach.

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24. Januar 2012Andrea Eschbach
Der Standard

Gib mir die Kugel

Der französische Architekt Antti Lovag hat in den 1970er-Jahren Kugelhäuser gebaut, die das Wohnen von morgen revolutionieren sollten. Andrea Eschbach hat den in Vergessenheit geratenen Visionär in Südfrankreich besucht

Der französische Architekt Antti Lovag hat in den 1970er-Jahren Kugelhäuser gebaut, die das Wohnen von morgen revolutionieren sollten. Andrea Eschbach hat den in Vergessenheit geratenen Visionär in Südfrankreich besucht

Auf einer Betonkugel liegt ein Teppich aus Moos, Metallstrukturen geben Efeu Halt. Still ist es in diesem ganz speziellen Märchenwald hoch über Tourettes-sur-Loup in den französischen Alpes-Maritimes. In den bewaldeten Hängen dämmern Modelle und Prototypen, Gelungenes und Verworfenes des hierzulande wenig bekannten Baumeisters Antti Lovag vor sich hin.

Vier Jahrzehnte ist her, dass auf diesem versteckten Grundstück in Roureou eine Utopie Gestalt annahm. Wie eine gestrandete Ufo-Flotte liegt hier ein gigantisches Anwesen aus Wohnkugeln, erdacht als Domizil für den Pariser Börsenmakler Antoine Gaudet. Lovag ist ein Mann, um den sich bis zum heutigen Tag zahlreiche Legenden ranken. Geboren als Antal Koski 1920 in Ungarn, wuchs er in der Türkei, Ungarn und Skandinavien auf und studierte in Stockholm zunächst Schiffsbau. Sein Biograf und Archivar Pierre Roche gibt an, Lovag habe im Krieg auf Seiten der Finnen, dann der Russen gekämpft, sei bei der Flugstaffel Fallschirmspringer gewesen, kurz vor Kriegsende mit einem Jagdflieger nach Schweden geflohen. 1945 nahm er eine neue Identität als Antal Lovag an, sein Geburtsjahr datierte er kurzerhand vor auf 1925. Ein Jahr später segelte er von Stockholm nach Frankreich, wo er in Paris die École des Beaux-Arts besuchte und gelegentlich im Atelier von Jean Prouvé mitarbeitete. Dort lernt er, dass man, „um ein Material beherrschen zu können, es zunächst einmal verstehen muss“.

Kampf dem rechten Winkel

1963 zog es Lovag an die Côte d'Azur. Gemeinsam mit Architekten wie Pascal Häusermann experimentierte er mit Formen, die von der Natur inspiriert waren. Bald nannte sich Lovag konsequent Habitologe. Was dies genau heißt, darüber lässt sich der Non-Konformist nur sehr vage aus. So entspreche die von ihm entwickelte Art des Bauens den Bedürfnissen des Menschen. Er entwerfe „Habitats“, Wohnräume, für den Menschen. Nichts weniger als das Modell für das Wohnen von morgen hat Lovag dabei im Sinn. Für ihn bedeutet dies in erster Linie eine Rebellion gegen die gerade Linie und den rechten Winkel: „Der rechte Winkel ist ein Angriff gegen die Natur“, befindet Lovag im Gespräch. Eine Begegnung mit dem Industriellen Pierre Bernard aus Lyon wurde zu einem Wendepunkt in Lovags Karriere. In Port-La-Galère entstand zwischen 1971 und 1980 das „Maison Bernard“: 26 Wohnkugeln wuchsen wie Pilze aus dem Boden. Der Mäzen finanzierte daraufhin dem bewunderten Freund ein weiteres Kugelhaus in Théoule-sur-Mer.

Die Bauarbeiten begannen 1979, 14 Jahre später erst ist die ondulierende Wohnlandschaft fertiggestellt. Eine Herausforderung nicht nur für Lovag, sondern auch für den Bauherrn. „Ich habe keine Kunden“, sagt der Querkopf, „sondern Komplizen. Denn ich habe zwei Bedingungen: Ich mache weder einen Kostenvoranschlag noch einen Plan.“ Auf 1200 Quadratmetern und vier Ebenen verteilt gruppieren sich 25 Kugeln. Das Gebäude ist ein Labyrinth, endlose Gänge mäandern durch Salons, Suiten, Büroräume, Bibliothek, Konferenzsaal und Kino, im Garten glitzern zwei Swimmingpools. Weiträumige Hallen wechseln sich mit grottenhaften Räumen ab, helle Farben kontrastieren mit dunklen. Bullaugen, Kuppeln und ellipsenförmige Fenster aus Plexiglas zaubern Lichtspiele im Innern. Alles ist rund oder geschwungen. Lovag zeigt sich als virtuoser Spieler: So finden sich auf dem Grund des Swimmingpools drei Fenster, die die darunter liegenden Zimmer in eine Unterwasserwelt verwandeln. Und die Küche lässt sich über Schienen komplett auf die Terrasse drehen.

Für den französischen Bildhauer César waren Lovags Bauten „riesige bewohnbare Skulpturen“. Ihrer Faszination konnte sich auch Pierre Cardin nicht entziehen. Der französische Modemacher erwarb 1989 das avantgardistische Haus für 50 Millionen Francs. Im Palais Bulle fühle er sich wie im Weltraum, gab Cardin einmal zu Protokoll. David Bowies Weltraum-Song „Space Oddity“ passt perfekt zu einem anderen Bau Lovags: Wie bei einer Mondlandung liegt das Interferometer-Laboratorium in der kargen Landschaft der Hochebene von Calern. Das 1979 entstandene Sphärenhaus, Teil der Sternwarte der Côte d'Azur, scheint aus einer fremden Welt zu stammen. Ein Raumschiff der Forschung.

Alles in Bewegung

Lovags Meisterwerk ist jedoch das Domizil für Antoine Gaudet. Zahllose gigantische Seifenblasen bieten 1600 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt über das terrassierte Waldgelände. Im Laufe der sich hinziehenden Bauarbeiten verlor Gaudet jedoch das Interesse. Der Bau, halb Vision, halb Ruine, verfiel. Lovag, der seit 1970 gleich daneben in einer kleinen grünen Wohnkugel wohnt, musste zusehen, wie sein Lebenswerk immer mehr verkam.

2006 jedoch verliebte sich ein Millionär, der namentlich nicht genannt werden will, in die ewige Baustelle. Der neue Investor schoss eine zweistellige Millionensumme in die Fertigstellung seines „Traumhauses“ ein. Vier Jahre später war die Utopie Wirklichkeit geworden. Im Zentrum des wohl schlüssigsten Werk Lovags steht eine große Halle, die Innen und Außen wirkungsvoll verschränkt. Ein kleiner Bach fließt durch den Bau, Palmen und Kakteen gedeihen in diesem Patio, riesige Felsen säumen den Pfad. An die zentrale Halle schmiegen sich Kugelräume. Ein lichtdurchflutetes Raumensemble, in dem alles den Lovag'schen Gesetzen gehorcht: Keine Türen, außer der Haustür und WC-Tür. Das Mobiliar ist beweglich, Wandschränke lassen sich verschieben, das runde Bett dreht sich um die eigene Achse. Die Natur ist allgegenwärtig. Sogar vorgefundene Kalkfelsen werden integriert.

Lovag, dieser „Prophet des Runden“, wie er einmal genannt wurde, lebt heute vereinsamt. Den Funken, den er mit seinen Wohnutopien entzündet hat, hat er jedoch weitergegeben. Wer nach seinen Gesetzen bauen wollte, den nahm der Exzentriker in Workshops auf. Lovag blickt immer noch nach vorn: „Die Vergangenheit interessiert mich nicht.“ Er ist längst wieder auf der Suche nach einem Abenteurer, einem Komplizen im Geiste.

Buchtipp: Pierre Roche: „Antti Lovag. Habitologue“, France Europe Editions, Nizza 2010

Der Standard, Di., 2012.01.24

15. November 2010Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Verführerische Moderne

Wie kein zweiter Fotograf hat Julius Shulman die Protagonisten der amerikanischen Architekturmoderne begleitet und damit Ikonen des American Way of Life geschaffen. Eine Schau in Mannheim erhellt die fotografischen Prinzipien dieses Meisters der Inszenierung.

Wie kein zweiter Fotograf hat Julius Shulman die Protagonisten der amerikanischen Architekturmoderne begleitet und damit Ikonen des American Way of Life geschaffen. Eine Schau in Mannheim erhellt die fotografischen Prinzipien dieses Meisters der Inszenierung.

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17. April 2010Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Anders sitzen

Ganz unbescheiden behauptet die Leitmesse der Möbelbranche: «The Event is back.» Und in der Tat sind am 49. Salone Internazionale del Mobile in Mailand spannende Inszenierungen und zahlreiche Neuheiten zu bewundern. Auffällig viele Gestalter widmen sich dem Thema Stuhl.

Ganz unbescheiden behauptet die Leitmesse der Möbelbranche: «The Event is back.» Und in der Tat sind am 49. Salone Internazionale del Mobile in Mailand spannende Inszenierungen und zahlreiche Neuheiten zu bewundern. Auffällig viele Gestalter widmen sich dem Thema Stuhl.

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08. Dezember 2009Andrea Eschbach
hochparterre

Hase in Bronze

Eine Kirche will Begegnungsort für Städter werden. Mit einem leisen Eingriff erzielt Frédéric Dedelley eine grosse Wirkung.

Eine Kirche will Begegnungsort für Städter werden. Mit einem leisen Eingriff erzielt Frédéric Dedelley eine grosse Wirkung.

Rote, grüne und gelbe Lichter tanzen über den grauen Teppich. Sonnenstrahlen fallen durch die Chorfenster in die Wasserkirche am Zürcher Limmatquai. Die irrlichternden Flecken und das bunte Glas sind die einzigen Farbtupfer in diesem Raum. Seine Leere wirkt beruhigend. «Die Wasserkirche soll ein Ort der Stille und der spirituellen Begegnungen für Städter werden», erklärt Frédéric Dedelley. Der Designer entwickelte im Auftrag der Immobilienbewirtschaftung der Stadt Zürich und des Verbandes der stadtzürcherischen evangelisch-reformierten Kirchgemeinden das neue Einrichtungskonzept für die Kirche.

Vom Götzentempel zur Bibliothek

Kirche? Die Wasserkirche blickt auf eine wechselvolle Geschichte: Auf dem Boden, auf dem der Bau steht, sollen der Legende nach die Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula hingerichtet worden sein. Um 1000 nach Christus wird auf der früheren Flussinsel die erste Kirche im romanischen Stil gebaut, es folgt 1288 ein erster gotischer Bau, der bereits 1477 durch ein neues spätgotisches Gotteshaus ersetzt wird. In der Reformationszeit gilt die Kirche als «Götzentempel», entsprechend radikal wird mit ihr umgegangen. Um jeden Rest an Heiligenverehrung zu verhindern, dient die Kirche nach dem Bildersturm als Warenlager, Vorratskammer und noch bis 1917 als Stadtbibliothek. Erst 1942 wird sie renoviert und wieder als evangelisch-reformierte Kirche genutzt. Die spätgotische Bemalung war nicht vollständig zu rekonstruieren, und so wählte man einen grauen Anstrich; der Chor erhielt drei farbige Fenster von Augusto Giacometti. 1988 erfolgte die letzte sanfte Renovation.

Wie geht man heute mit diesem Raum um, in dem nicht nur Gottesdienste stattfinden? Ein Nutzungskonzept legte fest: Die Wasserkirche solle zu einer Begegnungsstätte für die Menschen der Stadt werden. Ziel war es, einen Raum zu schaffen, der Menschen aller Konfessionen und Religionen zum Gebet einlädt, aber auch einen Ort der Kontemplation bietet, einen Raum, in dem gelesen und diskutiert wird. «Die Kirche sollte künftig ruhig, grosszügig und leer wirken», erklärt der Designer die Vorgaben. Frédéric Dedelley hat Erfahrung, wie man Kirchen zeitgemäss ausstattet, eine Gestaltungsaufgabe, die Designer eher selten übernehmen. 2002 hatte er mit der Ausstattung der Kirche St. Theresia am Friesenberg auf sich aufmerksam gemacht, vier Jahre später folgte die Neugestaltung des Chorbereichs in der Kirche Neumünster in Zürich, 2009 die Neugestaltung der Kirche Dreikönige in der Enge. In allen drei Kirchen reagierte er wie in der Wasserkirche subtil auf den bestehenden Raum. Doch während die bisherigen Umgestaltungen auch von der Liturgie bestimmt wurden, gelten hier andere Regeln: «Statt der liturgischen Feier steht in der Wasserkirche eine vielseitige Nutzung im Vordergrund.»

Lieber Raum statt Möbel

Während bislang die Bestuhlung den Raum bestimmte, setzte der Designer auf Zurückhaltung. Herzstück ist ein riesiger grünlich-grauer Teppich aus reiner Schurwolle. Er nimmt die Farben des Sandsteinbodens auf. Das hellgraue Ornament aus Feldern und Linien, das mit Boucle-Wolle auch für haptischen Kontrast sorgt, greift die markante Struktur des Kreuzgewölbes auf. Ein leiser Eingriff mit grosser Wirkung: Decke und Boden scheinen sich optisch zusammenzuschliessen. «Der Teppich betont die Eigenschaften der spätgotischen Architektur, er dehnt den vertikalen Raum zusätzlich optisch in die Höhe.» Aber das textile Prunkstück lasse sich, so der Designer, durchaus auch metaphorisch deuten, bringe er doch den Himmel auf den Boden oder befördere einen vom Boden in den Himmel.

Doch der Teppich bringt vor aller Symbolik Wohnlichkeit in den nüchternen Raum. «Man schreitet anders als auf dem kühlen Steinboden, der Gang verlangsamt sich, da man in den weichen Teppich einsinkt», beobachtet Dedelley. Auch die Akustik des Raums beeinflusst der schallschluckende Teppich günstig — so konnte auf weitere Massnahmen verzichtet werden. Ein weiterer Pluspunkt: Sein grünliches Grau bringt die Farben der Chorfenster intensiver zur Geltung, als der Steinboden das tun konnte.

Handarbeit

Zunächst war eine günstigere Ausführung des nun 80000 Franken teuren Stücks angedacht. Es hätte einzelne Teile mit einem Klettverschluss verbunden. Nun ist der 600 Kilogramm schwere, von Hand getuftete Teppich aus einem Stück gefertigt. So wurde das Muster und die Struktur präzis und regelmässig. Beim Handtuften — das Schiessen von Wollfäden in ein Flies — sind Abweichungen je nach Arbeitsweise möglich. Mit seinen 17,5 x 8,7 Meter ist der strapazierfähige Teppich eine der grössten Arbeiten, die das Langenthaler Textilunternehmen Lantal bisher fabrizierte. In 820 Arbeitsstunden verarbeiteten die Leute rund 400 Kilogramm Wolle. Eine Herausforderung war auch die Montage: Da die Türöffnung für dieses Format zu klein ist, wurde der Teppich für die Lieferung und Montage längs halbiert. Erst in der Kirche schweisste man ihn auf der Rückseite wieder zusammen. So konnte auf eine sichtbare Naht verzichtet werden.

Lockere Möblierung

Farblich mit Architektur und Teppich verschmilzt die Bestuhlung, die der Designer vorgeschlagen hat. Vierzig hellgraue Exemplare des Modells «Stuhl.03» von Maarten Van Severen passen sich perfekt ein. Die Projektgruppe prüfte mehrere andere Stühle, entschied sich dann aber für diesen archetypischen und zeitgemässen Stuhl, der von Vitra produziert wird. In klassischer Bestuhlung stehen die Stühle in Fünferreihen mit Mittelgang im vorderen Teil des Kirchenraums.

Doch der stapelbare Stuhl bedient auch andere Bedürfnisse — von Empfängen über Lesungen und Hochzeiten bis hin zu Konzerten. Und er eignet sich zum Meditieren, einem der neuen Angebote, die der Kirchenverband zusammen mit dem Präsidialamt festlegt: «Man kann in typischer Meditationshaltung vorn auf der Kante sitzen und sich dabei entspannen», meint Dedelley. Neben dem Teppich, den Stühlen und den zurückhaltenden Wandleuchten von Felix Kessler fallen die eigens für die Wasserkirche entworfenen schlichten Holzelemente auf. Dedelley wählte für die geradlinigen Möbel Eichenholz, deren Oberflächen mit einer edlen Schellackhandpolitur behandelt wurden. «Eichenholz bietet einen Kontrast zum Grau des Sandsteins. Das Material verleiht dem Raum eine gewisse Wärme, ohne aufdringlich zu wirken.» Formal griff er damit bestehende Elemente auf wie die Abdeckung des Taufsteins und die Einfassung der Treppe, die hinab in die Krypta führt. Vier hohe, schmale Tische, die unter den Seitenfenstern platziert sind, dienen als Kerzenständer oder tragen Blumenschmuck.

Ein Pult mit Schubladen steht der Aufsichtsperson zur Verfügung. Es steht vor dem kubischen Stuhllager am Eingang, das mehreren Zwecken dient: Es beherbergt zum einen unauffällig die hundert weiteren Van Severen-Stühle, die als Reserve für Konzerte zur Verfügung stehen und für die es keine andere Lagermöglichkeit gibt. Zum anderen dient es als kleine Handbibliothek für die Kirchenbesucher — das dafür nötige Regal ist in den Korpus des Stuhllagers integriert. Noch ist die Literatursammlung im Aufbau, geplant ist es, Bücher zur Spiritualität zu versammeln.
Mit dem neuen Raumkonzept hat die Wasserkirche in ihrer langen Geschichte der Umnutzungen eine neue Aufgabe erhalten. Sie ist jetzt bereit, als eine kleine spirituelle Oase mitten im Zürcher Stadtzentrum zu dienen.

hochparterre, Di., 2009.12.08



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07. Juli 2008Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Suche nach den Archetypen von morgen

In der Nacht auf Samstag ist der international bekannte Designer Hannes Wettstein nach einer langwierigen Krankheit gestorben. Mit ihm verliert die Schweiz einen ihrer bedeutendsten Gestalter.

In der Nacht auf Samstag ist der international bekannte Designer Hannes Wettstein nach einer langwierigen Krankheit gestorben. Mit ihm verliert die Schweiz einen ihrer bedeutendsten Gestalter.

Der Starkult war seine Sache nicht. Der gefeierte Designer Hannes Wettstein arbeitete lieber im Hintergrund. Trotz seiner zurückhaltenden Art war er einer der wenigen Schweizer Gestalter, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurden. Während seiner mehr als zwanzig Jahre währenden Karriere arbeitete er für viele international tätige Möbel- und Produktehersteller – etwa die italienischen Marken Baleri, Cassina und Molteni. In der Nacht auf Samstag hat Hannes Wettstein im Alter von 50 Jahren in Zürich den Kampf gegen sein Krebsleiden verloren.

Die Essenz der Dinge

Zeitlebens ging es ihm um Archetypen: «Mich interessiert die Essenz der Dinge», sagte der gelernte Hochbauzeichner, der als Autodidakt zum Design kam. Wettstein suchte nach neuen Typologien für Stühle, Leuchten, Fahrräder, Küchen, Velos oder Uhren. Mit Erfolg. Seine vielfach preisgekrönten Produkte sind einfach im Gebrauch und formal schlicht, häufig offenbaren sie erst auf den zweiten Blick ihre funktionale Komplexität. Wettstein näherte sich seinen Schöpfungen stets auf dem Papier. «Ich habe immer gezeichnet», erklärte er. Stets hielt er einen Füller parat, um auf jeder verfügbaren Unterlage zu skizzieren.

Seine ersten Erfolge verbuchte der am 10. März 1958 in Ascona geborene Hannes Wettstein mit Niedervoltsystemen für den Hersteller Belux im Jahr 1982. Die auf Drahtseile gespannte Leuchte «Metro» wurde zum Klassiker und als solcher bald auch schon kopiert. Im Entstehungsjahr dieses Bestsellers machte sich Wettstein selbständig, und eine Dekade später gründete er im Zürcher Seefeld das Büro «Zed». Einige Meilensteine setzte Wettstein im Laufe seiner Karriere mit Leuchten – beispielsweise mit der 2007 für Belux entwickelten funktionalen Schreibtischlampe «Scope». Sie lässt sich ohne Gegengewichte und Drahtzüge mit nur einem Finger verstellen – dank einem neuartigen, ausgeklügelten Verstellmechanismus, der diskret im Leuchtenarm verborgen ist.

Eine klare Formensprache und hohe Funktionalität charakterisierten auch sein Möbeldesign. Für Baleri Italia etwa entwarf er eine ganze Reihe auf ihre Essenz reduzierte Möbel: Bereits das erste Projekt, der elegante Stapelstuhl «Juliette» (1987), machte Wettstein international bekannt. Es folgten Sitzmöbel wie der klassische Holzstuhl «Lyra» (2005) für die Manufaktur Horgen Glarus, aber auch modulare Sofasysteme wie «Delphi» (2007) für den dänischen Möbelhersteller Erik Jørgensen. Den leidenschaftlichen Tüftler reizten technische Innovationen, aber auch neue Produktionsverfahren und Materialien. Wie bei dem im Jahre 2000 für Molteni kreierten Stuhl «Alfa», einem radikalen Entwurf: Das Möbel entsteht aus der Rückenlehne, die in die Hinterbeine übergeht, und der Sitzfläche, die fliessend in die Vorderbeine überläuft. Der Stuhl hat nur eine einzige Materialstärke, die zugleich Konstruktion und Form bestimmt. «Manchmal befindet sich ein Entwurf auf der Suche nach der richtigen Technologie», lautete Wettsteins Überzeugung. Von der ersten Zeichnung bis zur Produktionsreife vergingen beim Stuhl «Alfa» fast sieben Jahre. Erst ein Ingenieur von Molteni, der zuvor bei Ferrari die leichten Monocoques für Formel-1-Rennwagen hergestellt hatte, vermittelte ein geeignetes Verfahren: Glasfaserverstärktes Polyesterharz aus der Automobilindustrie hiess die Lösung.

Reduktion

Stets versuchte Hannes Wettstein, «einen wiedererkennbaren formalen Stil zu vermeiden». Das methodische Herangehen an eine Aufgabe war ihm Pflicht: Er beobachtete, analysierte, hinterfragte, bezog alle Parameter ein, die auf einen Entwurf einwirken, im Produktedesign ebenso wie bei räumlichen Gestaltungen. Wettsteins kritischer Blick war auch im Interior Design gefragt. Das Büro Wettstein machte mit zahlreichen Innenraumgestaltungen für Bürogebäude, Hotels und Showrooms von sich reden. Häufig entstanden diese Projekte in Zusammenarbeit mit renommierten Architekten. So stattete Wettstein sämtliche Zimmer und Suiten des von Rafael Moneo entworfenen Berliner Luxushotels Grand Hyatt aus. Gemeinsam mit den Zürcher Architekten Gigon/Guyer gewann er den Wettbewerb für den «Prime Tower» auf dem Maag-Areal in Zürich-West. Zu seinen publikumswirksamsten Projekten gehörten Set-Designs für das Schweizer Fernsehen, unter anderem für die «Tagesschau», «10 vor 10» und das «Sportpanorama», die sich durch eine klare Linienführung und Formensprache sowie eine Reduktion auf wenige hochwertige Materialien auszeichnen. Wettstein gelang es, eine stimmige Corporate Identity zu schaffen und dennoch die Senderäume voneinander zu unterscheiden.

«Es gibt keine Funktion, die nicht in die passende Form gebracht werden könnte», kann man auf der Website seines Designbüros lesen. Vor kurzem noch hatte Wettstein die Struktur seiner Firma geändert und den Geschäftsleiter Stephan Hürlemann zum Partner und Teilhaber gemacht. An ihm wird es nun sein, zusammen mit dem 20-köpfigen Team Hannes Wettsteins Design-Philosophie weiterzutragen.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2008.07.07

03. Januar 2008Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der aufsässige Poet

Er sei, sagte Ettore Sottsass, ebenso wenig Missionar wie Vorreiter. «In meiner Vorstellung von Design gibt es keine philosophischen oder belehrenden Elemente.»...

Er sei, sagte Ettore Sottsass, ebenso wenig Missionar wie Vorreiter. «In meiner Vorstellung von Design gibt es keine philosophischen oder belehrenden Elemente.»...

Er sei, sagte Ettore Sottsass, ebenso wenig Missionar wie Vorreiter. «In meiner Vorstellung von Design gibt es keine philosophischen oder belehrenden Elemente.» Das klingt bescheiden, zurückhaltend beinahe. Doch Sottsass' Werke haben viel Staub aufgewirbelt. Keiner hat das Berufsbild des Designers so umfassend erweitert wie der italienische Architekt, Gestalter und Künstler. Der Doyen des italienischen Designs hat nahezu alles gestaltet, was sich gestalten lässt – und damit stets polarisiert. Übervater und Altmeister, Guru und Innovator – der Etiketten für Sottsass existieren viele. Sein Werk ist vielschichtig, die Umbrüche und Neuanfänge haben Designgeschichte geschrieben. Der Blick zurück verleitet zur Legendenbildung. Die häufig vorgenommene Zweiteilung in Sottsass, den Industriedesigner aus Olivetti-Tagen, und Sottsass, den künstlerischen Rebellen der achtziger Jahre, greift allerdings zu kurz. Die Wahrheit liegt vielmehr in der ständigen Durchdringung von experimenteller und professioneller Arbeit, dem Nebeneinander von Auftragsprojekten im Industriedesign und visionären, freieren Entwürfen. Die Grenzen zwischen Kunst und Design waren bei Sottsass stets fliessend: Sein reiches Œuvre umfasst Architektur, Möbel-, Grafik- und Industriedesign, Keramik, Zeichnung, Photographie und grundlegende Essays. Als «homo universalis des elektronischen Zeitalters» würdigte ihn der Münchner Verleger Abrecht Bangert 1994 in einer Laudatio.

Industriedesign und Memphis-Möbel

Die Architektur bildet gleichsam die Klammer in Leben und Werk: Am 14. September 1917 in Innsbruck als Sohn des rationalistischen Architekten Ettore Sottsass sen. geboren, hatte der junge Sottsass zunächst Arbeiterwohnhäuser in Norditalien und auf Sardinien entworfen. Nebenbei experimentierte er – nicht ohne Erfolg – als Maler und Keramiker. Noch war nicht zu ahnen, dass er im Alter den Rationalismus rigoros hinterfragen und schliesslich damit brechen sollte. Sein Aufstieg zum international gefeierten Designer war verbunden mit dem Büromaschinenunternehmen Olivetti: 1958 bot ihm – «wie durch ein Wunder», erinnerte sich Sottsass – Adriano Olivetti an, seine elektronischen Geräte zu gestalten. Für das Design der ersten stationären Grosscomputer suchte das Unternehmen keinen Praktiker, sondern einen von industriellen Zwängen unbelasteten Gestalter. Die Wahl fiel auf den damals 41-jährigen Aussenseiter Sottsass, der weder von seiner Ausbildung noch von seiner Erfahrung her das Zeug zum Industriedesigner zu haben schien. Rund drei Jahrzehnte lang dauerte die fruchtbare Zusammenarbeit, Sottsass avancierte zum Chef des System-Designs bei Olivetti. Zum fulminanten Einstieg geriet ihm 1959 der Grossrechner «Elea 9003», entworfen in knapp zwei Wochen und im gleichen Jahr mit dem begehrten «Compasso d'oro» ausgezeichnet. Ihm folgten Generationen preisgekrönter Büromaschinen wie etwa die Reiseschreibmaschine «Valentine» von 1969. In diesem leuchtend roten Objekt, das weit entfernt vom gewohnten grauen Gebrauchsgegenstand war, verdichtete Sottsass – gemeinsam mit Perry A. King – das Lebensgefühl der Pop-Art.

Bei allem Erfolg hatte Sottsass schon Anfang der sechziger Jahre den immergleichen Kreislauf von Produktion und Konsum industrieller Produkte hinterfragt. «Sind wir Diener der Industrie oder sind wir Designer?», hielt er provokativ fest. Sich der Verantwortung zu entziehen, war seine Sache nicht. Mit Gestaltung könne man «Stellung gegen die Barbarei der modernen Industriegesellschaft beziehen und ihr etwas entgegensetzen, das mehr Würde hat und sich des Wertes der menschlichen Existenz besser bewusst ist.» Die Haltung machte ihn schnell zum Impulsgeber und Promoter eines neuartigen Verständnisses von Gestaltung. Und während er noch zeichenhafte Büromaschinen entwarf, legte er bereits den Grundstein für ein subjektiveres, experimentierfreudiges Design. Immer stärker distanzierte er sich vom Funktionalismus, beeinflusst von der amerikanischen Popkultur und Literaten der Beat-Generation wie Allen Ginsberg. «Die betört mich nicht», verkündete er freimütig. Sottsass' Inspiration war die Poesie: 1970 entstanden die ersten mit Laminat beschichteten «Mobili Grigi», neongrelle Fiberglasbetten und -spiegel für Poltronova. Die Welle des «Radical Design» erfasste Italien. Sottsass, der nie an einer Schule gelehrt hatte, wurde zur wichtigsten Leitfigur der Radikalen, aber auch zum «Begründer einer Bewegung gegen seinen Willen», wie ihn seine langjährige Lebensgefährtin Barbara Radice charakterisierte. Die Hoffnung der jungen Rebellen, durch Design und Architektur die Welt verändern zu können, erfüllte sich aber nicht, die Bewegung ebbte ab.

Sottsass führte seine Revolte jedoch fort. Während er weiterhin Olivetti als Berater eng verbunden blieb, gehörte er 1973 zu den Gründern von «Global Tools», einer Vereinigung von radikalen Architekten und Intellektuellen, wenig später schloss er sich dem Mailänder Studio «Alchimia» um Alessandro Mendini an. Das von Mendini propagierte «neue Handwerk» lag Sottsass jedoch fern. 1980 gründete er im Alter von 63 Jahren «Sottsass Associati» – als Primus inter Pares einer Gruppe junger Gestalter und Architekten. Ein Jahr später versetzte er mit der Design-Gruppe «Memphis» die Welt der Gestaltung in Aufruhr. «Wir haben gewissermassen ein Fenster geöffnet», blickte Sottsass zurück. «Vor uns tat sich eine neue Landschaft auf, und wir sahen, dass es auch dort Flüsse, Wälder, Felsen gab.» Und diese Design-Landschaft war bunt, multifunktional und uneindeutig: Mit der Vorstellung der schönen, nützlichen und funktionalen Gestaltung hatten die frechen Möbel und Leuchten der Mailänder Gruppe wenig zu tun. «Form follows fun», lautete das Motto, das ein Jahrzehnt prägen sollte. Die bunten oder pastellfarbenen Möbel und Leuchten in exzentrischen Formen schienen aus einer Traumwelt zu stammen, sie waren poetisch, sinnlich, bizarr. Respektlos mixten Sottsass und seine Mitstreiter Holz, Kunststofflaminat und Metall, zitierten historische Elemente und verwandten üppige Ornamente.

Zurück zur Architektur

Aber was als Revolution begonnen hatte, verkam schnell zur modischen Attitüde: Schon bald überschwemmten unzählige Kopien «im Stil von Memphis» den Markt. Die Protagonisten zogen sich zurück, Ende der achtziger Jahre löste sich die Gruppe auf. Sottsass hatte genug vom Industriedesign. Statt an «einer zweifelhaften technokratischen Entwicklung» teilzunehmen, wollte er künftig nur noch Design schaffen, das alle Sinne anspricht. Sinnlicher als Design erschien ihm jedoch zunehmend das Gebaute. In den letzten Lebensjahren verlagerte sich der Akzent in Sottsass' Schaffen zusehends in Richtung Architektur. Mit seinen Mailänder Partnern Marco Zanini, Johanna Grawunder, Mike Ryan und James Irvine hat Sottsass zahlreiche Bauwerke realisiert: darunter in den frühen achtziger Jahren die mit farbigen Säulen und bunten Teppichböden ausgestatteten Showrooms für die Bekleidungsfirma Esprit. Ihnen folgten Bauten wie das Haus Wolf in Colorado (1987–89), ein wie von Kinderhand zusammengewürfelter Bau aus bunten, kubischen Elementen, ein Wohnhaus für den Zürcher Galeristen Bruno Bischofberger (1991–98) sowie der Innenausbau des Flughafens Malpensa bei Mailand (1994–98).

Sottsass' grösster Antrieb war seine rastlose Neugier. «Sein Leben scheint einer zentrifugalen Kraftlinie entlang zu verlaufen, die ihn dazu treibt, sich unaufhörlich in einem Strudel von Unsicherheiten, Pannen, Umschichtungen, Ambiguitäten und Spannungen selbst neu zu erfinden», schrieb Barbara Radice 1993 in ihrer Sottsass-Biographie. Kurz nach der Eröffnung einer bis zum 6. März dauernden Retrospektive im Salone degli Incanti in Triest ist der Unermüdliche, der so viel Angst vor dem Stillstand hatte, am 31. Dezember im Alter von 90 Jahren in seiner Mailänder Wohnung gestorben.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2008.01.03



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02. März 2007Andrea Eschbach
db

Arosa setzt die Segel

Unter hoch aufragenden »Lichtsegeln« schmiegt sich der neue Wellness-Bereich des Fünf-Sterne-Hotelpalastes in den Berg. Mit Behandlungszimmern, Saunen, Ruheräumen, Fitness-Bereich und Schwimmbecken ist das Traditionshaus für die Wintersaison und somit für die Zukunft gerüstet.

Unter hoch aufragenden »Lichtsegeln« schmiegt sich der neue Wellness-Bereich des Fünf-Sterne-Hotelpalastes in den Berg. Mit Behandlungszimmern, Saunen, Ruheräumen, Fitness-Bereich und Schwimmbecken ist das Traditionshaus für die Wintersaison und somit für die Zukunft gerüstet.

Sie sind das neue Wahrzeichen von Arosa: Weißglänzende »Segel«, die überdimensionalen Blättern gleich in die Landschaft ragen. Neun bis 13 Meter sind die Konstruktionen aus Stahl und Glas hoch, tags lenken sie die Sonnenstrahlen in den Wellness-Tempel des Tschuggen Grand Hotels, nachts leuchten sie geheimnisvoll in die Bergwelt von Arosa. Die neun Segel der »Bergoase« setzen ein deutliches Zeichen: Mit dem jüngsten Wurf von Mario Botta erweitert der deutsche Multimilliardär Karl-Heinz Kipp, Besitzer der Tschuggen Hotelgruppe, sein Fünf-Sterne-Haus. Mit Kalkül: Denn das Tschuggen Grand Hotel, 1888 als Sanatorium gegründet, 1966 niedergebrannt und 1970 wiedereröffnet im Gewand funktionaler Architektur, hatte wirtschaftlich schon bessere Zeiten gesehen – keine Ausnahme in der Schweizer Hotellerie, die in den vergangenen Jahren mit sinkenden Übernachtungszahlen und Überkapazitäten zu kämpfen hatte.

Die »Bergoase« ist ein Bau der Superlative: Mit 5000 Quadratmetern Nutzfläche ist es das größte Wellness-Zentrum der Schweizer Hotelszene, die Investitionssumme von 35 Millionen Franken macht es zum teuersten Spa des Landes. Das muss sich auszahlen: Der Ritt auf der Wellness-Welle soll helfen, die Zimmer auch außerhalb der Hochsaison besser auszulasten. Ab 2008 wird das Grand Hotel Tschuggen erstmals auch im Sommer öffnen. Das Hotelmanagement hat eine neue Zielgruppe im Blick: »Die Bergoase hilft uns, die Kundschaft zu verjüngen«, erklärt Spa-Direktorin Corinne Denzler. Galt das Luxushotel bis dato als Refugium einer konservativen Klientel, die in Abendkleid und Smoking zum wöchentlichen Galadinner erschien, soll nun dank Spa und einer gründlichen Renovierung des Hoteltraktes ein neuer Geist Einzug halten. Am 1. Dezember vergangenen Jahres wurde der Wohlfühltempel eröffnet, kurz zuvor war das Tschuggen vom Züricher Wirtschaftsmagazin »Cash« bereits zum »Aufsteiger des Jahres« unter den Schweizer Winterhotels gekürt worden.

»Ich wollte die natürliche Kraft und Schönheit dieser Landschaft nicht stören, schon gar nicht zerstören, und trotzdem hier einen großzügigen Ort der Entspannung und Erholung schaffen«, erklärt Botta. Das ist ihm meisterhaft gelungen. Dabei befand sich der Tessiner Architekt auf unbekanntem Terrain: Eine Wellness-Anlage hatte er noch nie zuvor gebaut. Vor über vier Jahren hatte das Büro Botta in Lugano den Spa-Wettbewerb gewonnen, zusammen mit der Churer Planungsfirma Fanzun realisierte man nun in rund zwei Jahren Bauzeit den Entwurf. Er zeigt deutlich die Handschrift des Meisters. Wie in seinen Kirchen, Banken und Museen nutzt Botta auch hier eine schlichte Formensprache. Und er verwendet nur wenige Materialien: roh belassenen sowie glatt geschliffenen Duke-White-Granit aus Domodossola, Glas und kanadischen Ahorn. Ein Dreiklang, der dem Gast ein Naturgefühl vermitteln und die Verbindung zur alpinen Umgebung herstellen soll. »Arosa ist weder Dubai noch Zürich«, konstatiert Botta. Weder asiatischer Zen-Tempel noch römische Therme sollte sein Spa werden, Klischees galt es zu vermeiden. »Wir wollten eine Anlage, die zeitlos ist und in die Alpen passt«, sagt auch Corinne Denzler.

Geschickt hat Botta die Wellness-Landschaft in den Berghang hinter dem »Tschuggen« gepflanzt. Dass darin fünftausend Quadratmeter Gebäudefläche versteckt sind, vermutet man kaum. »Wir haben uns vorgestellt zu bauen ohne zu bauen« sagt Botta. Dafür wurde der Fels gesprengt, rund 22000 Kubikmeter Stein wurden ausgehoben, zu Steinmehl verarbeitet und dem Beton wieder beigemischt. Die hauptsächlich den Hotelgästen vorbehaltene Anlage ist terrassenförmig auf vier Etagen verteilt. Eine schmale verglaste Passerelle verbindet den zehngeschossigen Hotelbau auf der Höhe des zweiten Stockwerks mit dem Spa. »Wer die Brücke überquert, tritt in eine andere Welt ein«, sagt Botta. Und diese ist keineswegs ein »Höhlen-Spa«, sondern ein freundlicher, sinnlicher Kosmos mit kluger Zonierung. Die Hotelgäste treffen auf der dritten Etage auf eine großzügige Empfangslounge, Garderoben und die Saunawelt. Eine breite Treppe führt von dort hinab in die zweite Etage, die zwölf Behandlungsräume für Schönheitspflege und zwei geräumige Spa-Suiten enthält, aber auch die Schwimmbadtechnik und Lagerräume. Im Erdgeschoss befinden sich Zugang und Garderoben für die externen Gäste, das Medical Wellness Center, ein Fitness-Studio mit Hightech-Geräten sowie Gymnastik- und Meditationsräume. Die nichtöffentlichen Bereiche verfügen über eine eigene Infrastruktur mit Räumen und Treppenhäusern, so dass die Gäste kaum je Angestellten mit Schmutzwäsche begegnen werden. Ohne Wasser kein Spa: Die vierte Etage gehört ganz der Wasserwelt. Betritt man das oberste Geschoss, ist man überwältigt vom Licht- und Schattenspiel. Die Rippen der Sonnensegel zaubern grafische Muster auf Boden, Wände und Wasser. Ein luftiger Ruheraum mit großzügig verstreuten Liegen öffnet sich zu vier Innenbecken hin, die von einer Wand aus unbehandeltem Granit begrenzt werden – der sanfte Schwung der Wand löst die Härte des Steins optisch auf. Der helle Stein färbt das Wasser hellblau-fluoreszierend, selbst wenn die Sonne nicht scheint. Das große Wasserbecken vor der sanft geschwungenen Wand ist vom etwas kühleren Schwimmerbecken nur durch eine Überlaufrinne getrennt – dadurch erscheinen beide wie eine einzige große Fläche. Daran schließt ein Kneippbecken an sowie ein Duschparcours in der so genannten Arosa-Grotte, der den Besucher die Jahreszeiten durchleben lässt – vom feinen Frühjahrsnieseln über Blitz und Donner. Abgetrennt davon liegt ein Kinderbecken, eine Glaswand sorgt für Geräuschdämmung – nichts soll den Entspannung suchenden Gast ablenken. Der beheizte Außenpool lädt zum Baden mit grandioser Bergsicht ein. Zum sinnlichen Erlebnis wird der Aufenthalt im Spa aber vor allem, wenn es dunkel wird: Man sitzt im Jacuzzi der Spa-Suite und sieht den Schneeflocken zu, man lauscht im Chill-out-Bereich dem Prasseln der offenen Feuerstelle oder man schwitzt in der Bergsauna und lässt danach auf einer der Außenterrassen frische Bergluft an die Haut. Kurzum: Ein Ort, an dem man die Welt vergessen kann.

Großzügigkeit prägt den Bau: weite Korridore, große Freiflächen und hohe Räume umgeben den Besucher mit viel Luft – kein Gedanke daran, dass man sich in einer im Berg versenkten Grotte befindet. Das Ambiente wirkt ruhig und klar. Während die Böden aus poliertem Granit sind, wurden für die Deckenverkleidung Tausende von Ahorn-Lamellen verarbeitet, aus Ahornholz sind auch die fest installierten Möbel. Die Wände sind schlicht grau gestrichen, was den stringenten Materialeinsatz betont – dank dem oft aus überraschenden Perspektiven einfallenden Licht herrscht dennoch keine düstere Stimmung. Denn Botta demonstriert in Arosa die hohe Kunst der Lichtführung. Sein Instrument sind dabei die Lichtsegel. 3,8 Tonnen schwer sind diese postmodernen Varianten des Oberlichts – und wirken dabei doch erstaunlich leicht. Als stilisierte Tannen verweisen sie auf die alpine Umgebung. »Die Form haben mir die angrenzenden Wälder diktiert«, erklärt Botta. Er setzt die Lichtsegel gezielt zur punktuellen Beleuchtung des Bades und der öffentlichen Bereiche ein. Dank versetzter Zwischenböden und viel Glas fällt das Licht durch alle Stockwerke, Durchblicke eröffnen sich von der Pool-Ebene bis ins Fitness-Center: Sehen und Gesehen werden zählt eben nicht nur an der Zürcher Bahnhofstraße, sondern auch in der »Bergoase«. Das Oberlicht war den Auftraggebern jedoch nicht genug: Entgegen Bottas ursprünglichem Plan wurde die Westseite komplett verglast – statt kontemplativer Innensicht also Aussicht auf Skifahrer und Panorama. Wer es besonders licht mag, mietet eine der zwei Spa-Suiten: Dort steht jeweils ein Segel über dem Mosaik-Jacuzzi – ein Luxus für besonders Betuchte. Gegen neidvolle Einblicke von außen schützen dabei eigens angefertigte automatische Jalousien an den Segeln. Bei Einbruch der Dämmerung werden die Lichtbäume von innen heraus weiß, gelb und blau angestrahlt. Ein Bild, das sich einprägt – und genutzt wird: Zusammen mit dem Slogan »Botta-les-Bains« werben die Segel auf Plakaten für einen Besuch in der »Bergoase«.

Einziger Wermutstropfen des kühnen Baus ist die Innenausstattung, mit der Carlo Rampazzi betraut wurde. Der Tessiner Innenarchitekt, der schon bei der Renovation des Hotels auf Prunk und Glamour setzte, versieht Bottas Bau mit Dekor und Mobiliar, das gar nicht zum klaren Stil der Anlage passen will. So finden sich an den Wänden der Behandlungsräume grafische Dekorelemente aus Stucco Veneziano, Trompe-l’oeil-Vorhänge zieren die Damensauna und neo-barocke Sessel laden in der Spa-Suite zur Rast ein. Kitschige Exzentrik prallt hier auf archaische Schlichtheit. Dies fand Botta selbst zuviel des Guten: »Meine Architektur braucht keinen Dekor«, ließ der Baumeister verlauten. Dem ist nichts hinzuzufügen.

db, Fr., 2007.03.02



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Wellnessbereich »Tschuggen Bergoase«



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03. November 2006Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Cool Britannia

Das Kollektiv Established & Sons versucht mit Patriotismus und mit Wille zum Erfolg das britische Design neu zu beleben. In seinem Programm findet man die besten Talente der Insel.

Das Kollektiv Established & Sons versucht mit Patriotismus und mit Wille zum Erfolg das britische Design neu zu beleben. In seinem Programm findet man die besten Talente der Insel.

Es ist gut ein Jahr alt - und schon etabliert auf dem Designmarkt: das britische Designkollektiv Established & Sons. Im April 2005 trat es auf der Mailänder Möbelmesse mit einer acht Möbel und Leuchten umfassenden Kollektion erstmals an die Öffentlichkeit. Für Aufsehen war gesorgt. Denn die Angebotsliste des Londoner Unternehmens liest sich wie ein «Who is who» des britischen Möbeldesigns und reicht von Newcomern wie Alexander Taylor über etablierte Designer wie Michael Young bis zu Stars wie Zaha Hadid.

Design «Made in Britain»

Das Kollektiv ist Design- und Produktionsfirma zugleich. Gegründet wurde das Unternehmen von fünf enthusiastischen Mittdreissigern. CEO ist Alasdhair Willis, ehemaliger «Wallpaper»-Verleger und Ehemann der Modedesignerin Stella McCartney, Chairman Angad Paul ist auch Vorstandsvorsitzender der Caparo Group. Der britische Stahlhersteller fungiert als Investor und steuert gleichzeitig sein Produktions-Know-how bei. Ehrgeiziges Ziel der Gründer ist es, die besten britischen Designer zu versammeln. Denn die ehemals starke einheimische Möbelproduktion befindet sich seit Jahren in einer Flaute. Talente wie Jasper Morrison oder James Irvine lassen ihre Möbel in Italien, Deutschland oder Taiwan herstellen. «Wir gründeten unsere Firma aus Frustration darüber, dass britische Designer ins Ausland gehen müssen, um erfolgreich zu sein», erklärt Alasdhair Willis.

Als Mittel gegen die Abwanderung von Ideen propagieren Willis und seine Mitstreiter das Motto «Made in Britain»: Das Vertrauen in die Qualitäten britischer Manufakturarbeit soll zurückerobert werden, hochwertige Designprodukte, die komplett im eigenen Land entstehen, sollen einem internationalen Publikum zugänglich gemacht werden. Anders als das niederländische Kollektiv Droog Design geben die Macher jedoch keine Richtung vor. Sie wollen vielmehr individuelle Stile in eine facettenreiche Kollektion umsetzen. Der Name sagt es: Neben Zugpferden wie Zaha Hadid, Future Systems und Barber Osgerby spannten Established & Sons auch aufstrebende Jungtalente ein. So faltete der 31-jährige Alexander Taylor für die «Fold»-Serie Aluminium zu scherenschnittartigen Stand- und Tischleuchten.

Zu den unbestrittenen Highlights der ersten Kollektion zählt Hadids «Aqua Table». Die irakische Architektin und Pritzker-Preis-Trägerin, bekannt für ihre dynamischen, fliessenden Bauten, entwarf für Established & Sons ein Möbel, das wie eine Miniatur ihrer Architektur erscheint. Die Tischplatte des organisch geschwungenen Möbels weist Einbuchtungen auf und ruht auf blasenförmigen Beinen. Kaum war Hadids Tisch auf dem Markt erhältlich, wurde der Prototyp auf einer Auktion in New York zum Rekordpreis von 296 000 Dollar versteigert. Hadids Kreation ist auch als «Limited Edition» erhältlich: Die Oberfläche der zwölf in Manufaktur hergestellten Exemplare sind mit wasserblauem Silikongel überzogen. Auch die biomorphe Neuinterpretation des klassischen Chesterfield-Sofas «Chester» von Amanda Levete vom international gefeierten Architektenteam Future Systems gibt es in einer limitierten, mit weissem Leder bezogenen Version. Dies ist Teil des Konzepts: Neben den Serienprodukten sollen die hochpreisigen Sondereditionen - angelegt als rare Sammlerstücke - den Stand neuster Technologie und handwerklichen Könnens zeigen.

Wachsende Kollektion

Zur zweiten Kollektion trugen alle acht Designer der ersten Ausgabe Entwürfe bei. Amanda Levete präsentierte die skulpturale Bank «Drift», ein aus glänzendem Polyurethan hergestelltes skulpturales Möbel in der typischen Formensprache von Future Systems. Die limitierte Version aus Buchensperrholz demonstriert mit ihrer kurvenreichen Form grosses handwerkliches Können. Neu kamen in diesem Frühjahr die Arbeiten zweier weiterer Designer dazu: Die Wahl fiel auf den etablierten Gestalter Jasper Morrison und auf das als Nachwuchstalent angepriesene Designerduo Frank. Auf diese Weise soll die Kollektion Jahr für Jahr wachsen.

Bereits wurde das Jungunternehmen Established & Sons mit Preisen dekoriert. Im Juni bekam es anlässlich der Basler Messe «Design Miami Basel» den «Designer of the Future»-Preis verliehen. «Ihr visionärer Ansatz verkörpert ein neues Modell von Designunternehmen des 21. Jahrhunderts», erklärte Ambra Medda, Mitbegründerin von «Design Miami Basel» die Wahl. Und Michael Young, der einen eleganten Sekretär zur Kollektion beisteuerte, lobt das junge Label als «eine der dynamischsten Kräfte in der Möbelbranche Englands». Tony Blairs bereits etwas verblasstes Schlagwort «Cool Britannia» scheint durch Established & Sons neue Bedeutung zu bekommen.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2006.11.03



verknüpfte Akteure
Established and Sons

01. September 2006Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Design mit einem Augenzwinkern

Der Zürcher Alfredo Häberli zählt zu den bekanntesten Designern der Schweiz. Im Oktober wird er als Ehrengast der Interior-Designmesse im belgischen Kortrijk sein Schaffen präsentieren.

Der Zürcher Alfredo Häberli zählt zu den bekanntesten Designern der Schweiz. Im Oktober wird er als Ehrengast der Interior-Designmesse im belgischen Kortrijk sein Schaffen präsentieren.

Nach Grössen wie Gio Ponti und Verner Panton, Philippe Starck und Dieter Rams schafft es im kommenden Herbst erstmals ein Schweizer Designer in die «Hall of Fame» der belgischen Biennale «Interieur». Alfredo Häberli wurde von der Interior-Designmesse in Kortrijk für ihre 20. Ausgabe zum Ehrengast ernannt. «Das ist, wie den Grand Slam zu gewinnen», meint Häberli dazu. Der 42-jährige Zürcher kann mit Recht stolz sein, in dieser Reihe von illustren Architekten und Designern zu stehen. Als international erfolgreichster Produktgestalter der Schweiz entwirft Häberli Möbel und Leuchten für grosse Marken wie Moroso, Alias, Luceplan, Thonet und Classicon. Ausserdem gestaltet er Shops für Label wie Joop, kuratiert und inszeniert Designausstellungen und steht mitunter selbst Modell für eine Anzeigenkampagne.

Faszination der Zwischenräume

In Kortrijk wird Häberli im Oktober die Rambla, ein weitläufiges Areal in der Haupthalle der Messe, bespielen. In seinem Atelier stehen die Kartonmodelle der Installation. In drei bis zu 26 Meter langen Raumskulpturen aus Sperrholz will er seine Arbeit dem Messepublikum präsentieren. Schaufensterartige, weiss gestrichene Öffnungen und poolartige Wannen dienen als Präsentationsraum für die Exponate. «Ich will auf eine nicht ganz ernsthafte Art meine Objekte zeigen, immer mit einem Augenzwinkern.» So spannt er seinen federleichten Stuhl «Nais», ein 2004 kreiertes Sitzmöbel aus schwingendem Draht, in ein Geflecht von Wäscheleinen. Hinter dem Ohrensessel «Take a line for a walk» von 2003 stapeln sich Autopneus, die Tassen des Geschirrs «Origo» (2000) balancieren auf Drahtstengeln. Die Ausstellung trägt den programmatischen Titel «The In-Betweens». Denn es sind die Zwischenräume, die den Gestalter faszinieren. «Wenn die Architektur, die Kunst, das Design oder die Typographie Formen schafft, so schafft sie gleichzeitig etwas, was zwischen den Formen liegt», sagt Häberli. «Für mich sind die Buchstaben als Gestalt ebenso spannend wie der angebliche Leerraum zwischen ihnen.»

Neben der spielerischen Inszenierung wird Häberli eine persönliche Auswahl von Schweizer Design präsentieren. Drei Chalets aus Holz sollen Exponate der Designsammlung des Zürcher Museums für Gestaltung beherbergen, eine Entdeckungsreise durch das helvetische Designschaffen. «Dieser Teil der Ausstellung zeigt meine Inspirationen und meinen Respekt gegenüber der Geschichte und der Gegenwart», betont Häberli. In Buenos Aires geboren und im argentinischen Córdoba aufgewachsen, kam Häberli als 13-Jähriger mit seiner Familie aus Südamerika in die Schweiz. Dem Nachbarland Italien fühlte er sich schon früh verbunden: Bald entdeckte er, dass «alle Autos, die ihm gefielen, die Handschrift von Giorgio Giugiaro trugen», die Leuchten von Achille Castiglioni und Bruno Munari faszinierten ihn. Nach einer Ausbildung als Architekturzeichner studierte er Industriedesign an der Zürcher Schule für Gestaltung, schloss 1991 mit Auszeichnung ab und gründete zunächst mit Christophe Marchand ein Studio. Seit 2000 führt er sein eigenes Atelier, in dem er heute fünf Mitarbeiter beschäftigt. Das hinter dem Bahnhof Tiefenbrunnen im Zürcher Seefeld gelegene Studio mit Blick über den See ist eine 200 Quadratmeter grosse Flucht von hellen Räumen. Sie verrät Häberlis Sammelleidenschaft: In den Regalen sind getrocknete Früchte und Zapfen, Spielzeugautos, Prototypen und Castiglionis Spiralaschenbecher zu farbigen Stillleben zusammengestellt, an den Wänden hängen Lineale, Voodoo-Püppchen und Fliegenklatschen.

Die blosse Rückschau ist Häberlis Sache nicht. Bei allem Respekt vor der Designgeschichte will er einen Schritt weiter gehen. Dafür begibt er sich auf die Suche nach dem Typologischen - wie beim Entwurf «Segesta» (2002) für Alias, einen seiner ersten grossen Kunden. Für die Technologie des stapelbaren Armlehnstuhls mit der flexiblen Rückenlehne beschritt er neue Wege: Das Sitzmöbel ist aus einem mehrschichtigen Komposit-Technopolymer gefertigt. Auch für das Sofa «TT» für Alias (2005) setzt er auf die Neuerfindung bereits bestehender Objekte. Das schlanke Möbel ist bequem wie eine Couch, jedoch leicht und reduziert wie ein Stuhl - dank der Kombination eines Metallgestells mit einer Sitzschale aus acht Millimeter starkem Polyurethanschaum. Häberli sucht die Balance von Ästhetik, Formensprache, Langlebigkeit und Bequemlichkeit. «Ich würde nie einen unbequemen Stuhl machen», erklärt er.

Technologische Innovationen

Mehrwert bei aller Reduktion lautet sein Gestaltungsprinzip. Formschöne Funktionalität paart der vielfach ausgezeichnete Designer mit Sinnlichkeit, Charme und einem besonderen Sinn für das Detail. «Meine Ideen sieht man oft erst auf den zweiten Blick», meint er und nennt den kleinen eingeritzten Vogel auf dem Boden der Trinkgläser des Kinder-Sets «Kids' Stuff», entworfen im Auftrag des finnischen Herstellers Iittala. Wichtiger ist jedoch, dass das zylindrische Glas in der Mitte tailliert ist, damit es Kinderhände besser halten können. Denn, so beobachtete der Vater von zwei Kindern, die Kleinen wollen ernst genommen werden.

«Beobachten ist die schönste Form des Denkens», lautet sein Credo. Deshalb beginnt bei ihm jeder Designprozess mit dem Beobachten. Er hält seine Überlegungen gerne in einem Notizbuch fest, macht lockere Skizzen, die an Cartoons erinnern: «Ich habe schnell viele Bilder im Kopf, lasse anfangs alles zu.» Dann geht es ihm jedoch darum, die Designidee auf ihre Essenz zu verdichten. «Wenn ich nicht in drei Sätzen sagen kann, was die Idee ist, dann muss ich sie weiter herauskristallisieren.» Sein Freund und Kollege Konstantin Grcic nennt diese Herangehensweise «aus vielem wenig machen». Auch sein Geschirr «Origo» für Iittala folgt diesem Designprinzip und ist sehr erfolgreich. «Zwischen den Mahlzeiten» lautete das Motto für das Service, das den veränderten Essensgewohnheiten Rechnung trägt: Das farbenfrohe Set ist vielseitig kombinierbar, die Teller dienen zugleich als Deckel für Schalen.

Neue Projekte

Häberli ist ein gefragter Mann. Derzeit arbeitet er unter anderem für den schwedischen Autohersteller Volvo. «Es war immer mein Traum, für die Automobilindustrie zu arbeiten.» Nun wird sein Traum Wirklichkeit. Im nächsten Frühjahr soll das Projekt - «ein Vehikel mit vier Rädern und einem Lenkrad» - auf dem Autosalon in Genf nach zweijähriger Arbeit präsentiert werden. Daneben bereitet er eine Monographie vor, die im Herbst erscheinen soll. Und er tüftelt für Camper an Schuhwerk: Die Hostessen in Kortrijk sollen im Oktober Schuhe des mallorquinischen Fabrikanten tragen. Die Besonderheit dieser Lederschuhe ist es, dass es dank elastischem Gummi- Einsatz kein linkes und kein rechtes Stück gibt. Im nächsten Frühjahr soll bei Camper zudem seine Schuhkollektion für Männer lanciert werden. Für die neue Pariser Boutique von Camper erarbeitet Häberli ein Konzept, welches die Schuhe auf flachen, mit Drahtgestell fixierten Steininseln präsentieren wird. Darüber sollen als Wolke weisse Stoff-Leuchten, Jupes, Hemden und Bermudas schweben. Gutes Design muss beim Betrachter etwas auslösen: «Das kann eine Irritation sein, aber lieber ist mir ein Lächeln.»

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2006.09.01

04. November 2005Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der Ingenieur-Designer

Ein Besuch beim Zürcher Gestalter Christophe Marchand

Ein Besuch beim Zürcher Gestalter Christophe Marchand

Christophe Marchands Atelier liegt auf einer Anhöhe über dem Zürichsee, einige hundert Meter hinter dem Bahnhof Tiefenbrunnen. In den Räumen des ehemaligen Schweizer Elektrovereins ist nicht nur CMD - Christophe Marchand Design tätig. Produkt- und Möbeldesigner, Modeschöpfer und Fotografen arbeiten hier Tür an Tür in einem kreativen Zentrum. Die offenen Regale in Marchands Büro sind voll gepackt mit Designbüchern und Fachzeitschriften, in den Räumen finden sich Modelle und Prototypen seiner Entwürfe, eine Materialbibliothek umfasst Produktfragmente und Muster.

Materialexperimente

«Mein Büro ist eine Materialkiste», sagt Marchand. Vor fünf Jahren hatte der gebürtige Freiburger sein eigenes Atelier gegründet. Nach Abschluss seines Studiums der Produktgestaltung und Innenarchitektur an der Zürcher Hochschule für Gestaltung war der gelernte Möbelschreiner zunächst durch ungewöhnliche Ausstellungsinszenierungen aufgefallen. Heute ist der 40-Jährige einer der gefragtesten Produktdesigner der Schweiz, seine Arbeiten wurden mehrfach preisgekrönt. «Design ist keine schnelle Skizze, sondern analytische Arbeit», erklärt er seinen Erfolg auf dem internationalen Parkett. Er will kein Gestalter sein, der nur die ästhetische Hülle schafft. Sein Ziel ist es, Formgebung mit Konstruktions- und Ingenieursarbeit zu verbinden.

Das Zusammenspiel von Material, Technik und Konstruktion interessiert ihn seit je. Als Inspiration dienen ihm dabei anonyme, oft unspektakuläre Gegenstände - Werkzeuge, Keramikgefässe oder Kleiderbügel. Sie sind ihm Motivation dafür, was machbar ist im Entwurfsprozess: «Wenn ich ein Objekt sehe, kann ich erkennen, mit welcher Technologie es gefertigt ist.» Die gewonnenen Erkenntnisse überträgt er auf seine eigenen Entwürfe. So untersuchte er bei einem Stuhl für den italienischen Hersteller Ycami die Eigenschaften eines Taucheranzugs: Die Widerstandsfähigkeit, Elastizität und unkonventionelle Ästhetik von Neopren inspirierten ihn zum Entwurf «Jelly». Neben dem Experiment mit neuen Werkstoffen reizt Marchand auch die Neuinterpretation alter Materialien. Im Bürostuhl «4040» für die Firma Embru verwandte er beispielsweise ein in Vergessenheit geratenes Kunstharzpressholz. Von Marchands Ansatz des Technologietransfers als Methode profitieren auch die Auftraggeber, unter denen man Firmen wie Alias, Thonet, Wittmann, Wogg und Zanotta findet. Dabei will Marchand immer wieder Neuland betreten. Seine Vielseitigkeit spiegelt auch sein Portfolio; derzeit arbeitet er an einer Uhr, einem Bürostuhl, einem Regal, einem Sofa und einem Lounge-Sessel. «Ideen habe ich häufig unterwegs oder beim Rudern auf dem See», sagt Marchand. Eine gemeinsame Handschrift tragen seine Produkte, die er mit seinem fünfköpfigen Team entwickelt, nicht. «Ich habe keine formale Sprache», gibt er zu. Er will sich nicht als Autor in den Vordergrund stellen. Ihn fasziniert die Kombination von Autoren- und Industriearbeit. Massenprodukte versteht er als Herausforderung. Für Marchand muss ein Produkt industriell realisierbar sein: «Die optische Gestaltung entsteht erst im Laufe des Entwicklungsprozesses.»

Seine Objekte sind schlicht, funktional und intelligent. «Wo es geht, versuche ich die Ironie zu pflegen.» Ein Spielfeld dafür ist seine langjährige Tätigkeit als Dozent an der Ecole cantonale d'art (Ecal) in Lausanne. Nicht nur seinen Studenten an der Westschweizer Talentschmiede gewährt Marchand Narrenfreiheit. Auch er selbst zeigt, dass funktionale Objekte humorvoll sein dürfen. Als die Ecal Studenten und Designer einlud, den Taktstock neu zu interpretieren, steuerte Marchand ein Mehrfachmodell für hitzige Dirigenten bei: Bricht der Stab beim Dirigieren entzwei, lässt sich schnell der nächste Stab abknicken und das Orchester weiter leiten.

Das Unerwartete immer von neuem herausfordern ist Marchands Devise. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die konservative Büromöbelwelt aufzufrischen. Den Anfang machte 2002 der Bürostuhl «Pac Chair»: Mit dem Entwurf für den italienischen Hersteller ICF wollte Marchand die Verbindung zwischen Sport- und Bürowelt herstellen: «Mir schwebte ein Stuhl für die jüngere, sportliche Generation vor.» Dank einem transparenten, aus dem Kunststoff PET hergestellten Rahmen wirkt das Modell sehr leicht, Rücken und Sitz sind aus einem perforierten, elastischen Gummi, der mit einem dreidimensionalem Gewebe bespannt ist. Das modische, gleichwohl funktionale Konzept ging auf: Der Stuhl verhalf ihm zum internationalen Durchbruch.

Zusammenarbeit mit Designfirmen

Auch sein jüngstes Büromöbelprodukt, «Happening», wurde - kaum auf dem Markt - bereits mit dem renommierten Preis «Janus de l'industrie» des Institut français du design ausgezeichnet. Drei Jahre lang entwickelte Marchand in Teamarbeit mit dem amerikanischen Büromöbelhersteller Steelcase ein Stauraumsystem. Ein Auftrag ganz in Marchands Sinn, schätzt er doch Alleingänge nicht: «Erfahrungsaustausch, die gegenseitige Inspiration, die Motivation und persönliche Beziehungen, all das sind Faktoren, die zum Gelingen eines Projekts beitragen.» Das Resultat basiert auf einer Stahlbox mit abgerundeten Ecken. Die Türfronten sind aus transluzentem oder undurchsichtigem Kunststoff, die Boxen in verschiedenen Grössen lassen sich zu Türmen stapeln, über der Arbeitsfläche als Ablage anbringen, als Raumtrenner einsetzen, unter Tische rollen und als Sitzbank nutzen.

Steelcase hatte schon lange auf Marchands Kundenwunschliste gestanden. «Mich reizt die langfristige Zusammenarbeit mit einem Unternehmen», hält der Designer fest. Mit Wogg, ICF und auch Wellis ist ein gemeinsamer Weg bereits zurückgelegt. Der Möbelproduzent Wellis brachte vor vier Jahren Marchands schmale, spartanisch anmutende Liege «MaRe» auf den Markt, ein Möbel mit einer ausgeklügelten Mechanik. Im vergangenen Frühjahr präsentierte der Willisauer Hersteller das zweite Produkt aus Marchands Feder: das Sofa «MaMo», das sich bei Bedarf vom kompakten Sofa in eine komfortable Liege verwandeln lässt.

«In jungen Jahren entwirft man als Designer Produkte, die ein Unternehmen industriell herstellen kann», blickt Marchand zurück. Nun will er einen anderen Weg einschlagen: «Ich möchte Unternehmen animieren, in neue Verfahren zu investieren.» Er hat bereits konkrete Pläne. Für den Faserzementhersteller Eternit tüftelt er an einer neuen Technologie, die glatte Oberflächen und scharfe Kanten bei Pflanzentöpfen ermöglichen soll - wieder einmal erkundet Marchand unbekanntes Terrain.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2005.11.04

04. Februar 2005Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Weiche Kugeln und harte Kanten

Sie sehen aus wie einem Manga entsprungen: Die Puppen, Bären und Hunde sind grell pink, gelb und grasgrün. In Japan sind die unförmigen, watteweichen Produkte...

Sie sehen aus wie einem Manga entsprungen: Die Puppen, Bären und Hunde sind grell pink, gelb und grasgrün. In Japan sind die unförmigen, watteweichen Produkte...

Sie sehen aus wie einem Manga entsprungen: Die Puppen, Bären und Hunde sind grell pink, gelb und grasgrün. In Japan sind die unförmigen, watteweichen Produkte der Design-Kollektion «Mogu» längst Kult: Über vier Millionen Objekte werden jährlich verkauft. Ihr Geheimnis liegt nicht nur in der Form, sondern vor allem in der Füllung. Denn in einer hochelastischen Elastan- Nylon-Hülle stecken Tausende von Polystyrol- Perlen - gleichmässig 0,5 Millimeter stark, kugelrund und von einer Hartwachsschicht umschlossen. Das Produkt gibt dadurch zwar geschmeidig nach, kommt aber auch sekundenschnell in seine ursprüngliche Form zurück. Trendbewusste Amerikaner haben die leuchtfarbenen Produkte, die es auch als Kissen, Nackenrolle und Hocker gibt, bereits entdeckt. Nun soll «Mogu» auch Europa erobern - von Köln aus. Ein kürzlich eröffneter Concept-Store in der Domstadt präsentiert den japanischen Exportartikel. Mit im Programm sind auch Sitzobjekte, auf denen man wie auf Sand sitzt - weich, bequem und dabei erstaunlich stabil. «Feel conscious», lautet der Slogan. Denn das Design-Accessoire soll positive Gefühle wecken.

Auf einen gefühlsbetonten Lebensstil setzen auch Trendexperten. «New Techromantics» lautet ein Schlagwort der neuen Möbelsaison. Die Produkte sollen Emotionen ausdrücken - in futuristischen Materialien, prägnanten Oberflächen und voluminösen Körpern. Es kann nicht bunt genug sein. Das Konzept gilt als wichtiger als der konkrete Nutzen. Wen das an die siebziger Jahre erinnert, der liegt nicht falsch. Statt der Funktion soll die Form heute wie vor 30 Jahren dem Gefühl folgen - und das möglichst auffällig.

Wie sich die Ästhetik der Flower-Power-Generation in das Jahr 2005 transportieren lässt, zeigt Stefan Diez. Der Münchner Designer kombiniert in seinen «Couch»-Sitzmöbeln für den deutschen Hersteller Elmar Flötotto den die Wohnkultur revolutionierenden Sitzsack «Sacco» von 1968 mit dem klassischen englischen Chesterfield-Sofa. Diez, der bei Konstantin Grcic in die Lehre gegangen ist und als neuer Star gehandelt wird, trifft damit den Zeitgeist. Fester Baumwollstoff umhüllt die mit dem Material «Ergofill» gefüllte Schaumkonstruktion der Sessel, Sofas, Hocker und Bänke. Der Effekt der kleinen Styroporkugeln ist beeindruckend: Das Möbel passt sich an, beult dabei aber nicht aus. Ganz zu Recht kürte die Leitmesse der Möbelbranche, die «imm cologne», im Januar die Kollektion als Sieger des Interior Innovation Award in der Kategorie «Materials Innovation». Auch andere Hersteller setzen auf den Retro-Stil in neuem Gewand. Der niederländische Hersteller Label treibt mit dem umstrittenen New Yorker Designer Karim Rashid die Pop-Art auf die Spitze: Bonbonbunte Plasticschalen und voluminöse Sessel verströmen Siebziger-Jahre-Nostalgie.

Kein Trend ohne Gegentrend - neben Organischem und Buntem, Glanzlack und Rauchglas wartet dieses Jahr auch mit viel Kantigem auf. Der französische Hersteller Ligne Roset bringt ein Möbel auf den Markt, das an die strenge Geometrie des ersten VW Golf erinnert: Ronan und Erwan Bouroullec haben die Sitzmöbelkollektion «Facett» entworfen, die kompakt, eckig und unprätentiös, aber grafisch streng in leuchtenden Farben oder elegantem Schwarz daherkommt. Eckige Formen und gerade Linien findet man selbst bei den dafür wenig bekannten italienischen Herstellern - eine Entwicklung, die wohl auch vom 13. bis 18. April auf dem Salone Internazionale del Mobile in Mailand deutlich zu sehen sein wird. In der neuen Kollektion von Moroso sticht inmitten der schwungvollen Objekte von Ron Arad und Patricia Urquiola das Bücherregal «Pause» heraus: Der Entwurf von Aziz Sariyer, der auf Wabenpaneelen aus eloxiertem Aluminium aufbaut, ist streng geometrisch. Auch MDF Italia setzt auf Lineares. In Bruno Fattorinis Regalsystem «Elevenfive Shelf» tragen Wandpaneele Regale und Hängeschränke mit hochglänzenden Lackfronten - die Rückkehr der Schrankwand in neuer Optik. «Alles wird zeitgenössisch», erklärt Cristina Morozzi. Die Mailänder Designjournalistin, Mitglied des von der Kölner Messe versammelten internationalen «Trendboard», propagiert, dass sich Trends künftig immer mehr vermischen werden: «Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren nicht mehr wie früher.»

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2005.02.04

01. Dezember 2004Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Der Weltveränderer

Der in New York tätige Designer Karim Rashid ist ein Grenzgänger zwischen den Welten des Digitalen und des Realen. Nun eröffnet die Neue Sammlung in der Münchner Pinakothek der Moderne ihre Ausstellungsreihe «Change» mit dem schillernden Shootingstar, der in atemberaubendem Tempo neue Produkte für den Markt kreiert.

Der in New York tätige Designer Karim Rashid ist ein Grenzgänger zwischen den Welten des Digitalen und des Realen. Nun eröffnet die Neue Sammlung in der Münchner Pinakothek der Moderne ihre Ausstellungsreihe «Change» mit dem schillernden Shootingstar, der in atemberaubendem Tempo neue Produkte für den Markt kreiert.

Der Mann löst Emotionen aus: Gilt er den einen als oberflächlich und banal, hat er bei den anderen den Kultstatus eines Popstars. Ähnlich wie Philippe Starck polarisiert Karim Rashid, und ähnlich wie sein französischer Kollege hat der amerikanische Designer schon nahezu alles entworfen, was es zu entwerfen gibt. Rund 500 reale Produkte umfasst sein Portfolio inzwischen - von Parfumflacons und Hotelinterieurs über Bohrmaschinen bis hin zu Papierkörben und Kunstwerken. Der Vielbeschäftigte kennt dabei keine Grenzen zwischen Computerrendering und tatsächlicher Massenproduktion. Er inszeniert sein Werk als Gesamtkunstwerk an den Schnittstellen von Musik, Mode, Kunst und Design. Im Jahre 1993 gründete der in Kairo geborene Kanadier sein eigenes Büro in New York. Seither sucht er nach dem adäquaten Ausdruck für das digitale Zeitalter. «I want to change the world», verkündete der 44-jährige Kosmopolit 2001 so vollmundig wie selbstbewusst. «Change» ist auch der Titel einer neuen Ausstellungsreihe der Neuen Sammlung München. Das Museum für angewandte Kunst, untergebracht in Stephan Braunfels' spröder Pinakothek der Moderne, will damit in loser Folge internationale Persönlichkeiten vorstellen, die am Paradigmenwechsel im Design beteiligt sind. Den Auftakt macht mit Rashid eine der schillerndsten Figuren der heutigen Designerszene. Mit rund 60 Exponaten ist die von Albrecht Bangert kuratierte Ausstellung gleichzeitig die erste europäische Einzelschau des vielfach ausgezeichneten Designers.

Eine bonbonrosa Sitzlandschaft und grelle Grafiken stimmen die Besucher im Untergeschoss des Museums auf Rashids fröhlich-bunte Welt ein. Darüber schwebt ein Flugzeugmodell von Luigi Colani. Kein Zufall, ist Colani doch eines der Vorbilder, auf die sich Rashid beruft. Stets in Weiss gekleidet wie das Enfant terrible des deutschen Designs, liebt auch der Wahlamerikaner die organische Form. Dies ist jedoch nur einer der Einflüsse, die er zu etwas Neuem verwandelt. «Wie ein Eroberer hinab in die Ebene blickt Karim Rashid auf die Designgeschichte, die wie ein Musterbuch offen vor ihm liegt», schwärmt Florian Hufnagl, der Direktor der Neuen Sammlung. Ungeniert bedient sich Rashid des Arsenals der Moderne und formt sein eigenes Universum aus dem Repertoire von Klassikern wie Charles Eames und Isamu Noguchi - angereichert mit Zitaten aus den Sixties und Seventies sowie der Welt von Comics und Graffiti. Diese Haltung erinnert an das Sampeln und Remixen elektronisch generierter Musik. Da überrascht es nicht, dass das Multitalent auch als DJ gebucht werden kann.

Die Handschrift von Rashid ist unverkennbar. Seine Designsprache ist plakativ, er bekennt sich zu biomorphen Formen und soften Oberflächen, zu Hightech-Materialien und Marshmallow-Farben, zu computergenerierten Mustern und Op- Art-Effekten. Die Tropfenform des Blob ist sein Markenzeichen. In München schweben die Objekte in zwei Paternostern am Besucher vorbei, vom modularen Porzellangeschirr über Zylindervasen bis zum weich geschwungenen Hocker. «Sinnlichen Minimalismus» nennt Rashid selbst seinen Arbeitsstil, «techno-organisch» ist ein weiteres Label. Darin klingt an, dass er seine Inspiration keineswegs aus der Natur bezieht, sondern dass diese vielmehr auf dem Fortschritt der Computersoftware beruht. Da kann es schon passieren, dass Entwürfe einige Jahre in der Schublade liegen, bevor sie realisiert werden können: 1995 kreierte er beispielsweise das Regal «Kurl» aus gebogenem Kristallglas, an dessen Produktion sich die Möbelfirma Zeritalia erst 2002 wagte. Aber Rashid unterscheidet ohnehin nicht zwischen Entwurf und realem Produkt. Es kommt ihm auf die Idee an. Wie die Blob-Architekten schafft er mit digitalen Werkzeugen hochkomplexe Formen, die es bisher nicht gab. In München geben Computersimulationen von Hochhäusern, Uhren, Gläsern und Möbeln einen kleinen Einblick in seinen Kosmos, den er in rund 2000 digitalen Zeichnungen erschaffen hat. Bisher haben seine Entwürfe die Welt nicht verändert. Aber Rashid ist es mit seiner Mission ernst. «Morgen ist schon heute», verkündet er. Und macht sich daran, künftig auch den menschlichen Körper zu verändern. Ginge es nach ihm, trügen wir schon bald einen von ihm entworfenen Kamerachip im Auge. So viel Technologiebegeisterung kann einem dann doch etwas unheimlich werden.

[ Bis 27. Februar in der Pinakothek der Moderne. Katalog: Karim Rashid. Change. Hrsg. Florian Hufnagl. Birkhäuser-Verlag, Basel 2004. 64 S., Fr. 23.- (Euro 14.80 in der Ausstellung). ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2004.12.01

05. März 2002Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Die inszenierte Wirklichkeit

Eine Ausstellung zur Architekturphotographie in Karlsruhe

Eine Ausstellung zur Architekturphotographie in Karlsruhe

Betonpfeiler und Parkdecks, Gartentore und Garagen - Oliver Boberg ist nichts zu banal. Der 36-jährige Künstler zeigt alltägliche Orte, Bausünden zumeist. Was auf den ersten Blick wie ein tristes Fotomotiv aus der Vorstadt wirkt, entpuppt sich - genau besehen - als subtile Täuschung. Die Sträucher sind aus Pinselborsten und Teeblättern gefertigt, die Erde aus Kaffeesatz. Boberg ist ein akribischer Bastler. Alles hat er präzise inszeniert: den Lichteinfall, den Strassenbelag, sogar den Schmutz in den Ecken. Wochenlang baut der Fürther an seinen Modellen, um sie dann photographieren zu lassen. Erst im Abbild gewinnen die Miniaturen jene illusionistische Wirkung, die Boberg sucht. «Ich bin an der Wirklichkeit ohnehin nicht interessiert», das gibt der Künstler freimütig zu.

Boberg hat das Dilemma der Architekturphotographie auf den Punkt gebracht: Das Bild eines Baus ist nicht das Gebäude selbst - auch wenn viele Architekten und ihre Hausphotographen dies gerne suggerieren. «In Szene gesetzt» heisst die Ausstellung zur «Architektur in der Photographie der Gegenwart», die derzeit im Museum für Neue Kunst / ZKM in Karlsruhe zu sehen ist. Das ist nur konsequent. Denn weder den Höhepunkten der Baugeschichte noch der Photographie im Dienst von Architekten, Auftraggebern und Investoren gilt die Schau. Kurator Andreas Schalhorn versammelt kritisch-ironische Positionen zu unserer gebauten Umwelt. Er präsentiert zwanzig zumeist deutsche Photographen und drei Videokünstler. Ihre Werke, die oft massstäblich mit der grossformatigen Tafelmalerei konkurrieren, vermitteln «ein Bild vom Bild der Wirklichkeit», wie der Künstler Thomas Ruff - der in der Ausstellung mit seiner Serie grauer Wohnblöcke vertreten ist - das vertrackte Verhältnis von Realität und Photographie charakterisiert.

Beinahe das gesamte Spektrum der künstlerischen Architekturphotographie wird in Karlsruhe gezeigt, beginnend mit Bernd und Hilla Becher. Seit den fünfziger Jahren hält das Düsseldorfer Künstlerpaar dem Verfall preisgegebene Industrierelikte, Fördertürme und Hochöfen etwa, photographisch fest. Den beiden kommt eine Pionierrolle zu: Sie brachten die Architekturphotographie in die Museen. Längst ist ihre Dokumentarphotographie in der Tradition der Neuen Sachlichkeit stilprägend - und schulbildend. Die einstigen Becher-Studenten Andreas Gursky, Thomas Ruff und Thomas Struth stehen international hoch im Kurs: Ihre Bilder werden zu exorbitanten Preisen gehandelt und in Barcelona, Brüssel oder Leipzig präsentiert. Auch in Karlsruhe ist - mit Ausnahme von Gursky - die erste Generation der «Düsseldorfer Schule» dominant vertreten, gefolgt von jüngeren, in den sechziger Jahren geborenen Fotokünstlern, die eine thematische und stilistische Weiterentwicklung der Positionen von Bernd und Hilla Becher zeigen.

Das Sujet eint sie alle: Inszeniert wird der banale, anonyme Bau, der in Gewerbegebieten und Vorstädten allenthalben anzutreffen ist - freilich mit unterschiedlichen Mitteln. Beiläufig, wie in Frank Thiels Schwarzweissfotos von geschichtsträchtigen, aber wenig repräsentativen Orten. Expressiv, wie in den Schwarzweissbildern des 1924 geborenen Robert Häusser, Nestor einer subjektiv ausgerichteten Photographie. Übersteigert, wie in den Arbeiten der Münchner Photographen Dieter Rehm und Alexander Timtschenko, die sich von der sachlich-dokumentarischen Photographie der Bechers gelöst haben. Während Dieter Rehm mit farbigen Lichtspuren und architektonischen Strukturen dynamische Kompositionen baut, die menschenleere Strassen in austauschbare Orte verwandeln, mutet die Serie seines Schülers Timtschenko, die den Themenhotels in Las Vegas gilt, wie phantastische Fiktion an. Die konstruierte Wirklichkeit legt das Prinzip Las Vegas offen: Das Spielerparadies erscheint als bühnenhafte Anlage in artifiziellem Licht.

«Learning from Las Vegas»: Spätestens seit den Manifesten der amerikanischen Architekten Robert Venturi und Denise Scott Brown rücken die Massenästhetik, die vermeintlich hässliche Architektur und der «Urban Sprawl», diese unkontrolliert wachsende Stadtlandschaft, in den Blick. Was den einen als krebsartige Wucherung und unverantwortlicher Landschaftsverbrauch gilt, erscheint den anderen als Lebensform der Zukunft. Für sie ist die Peripherie ein Stadt- Archipel, der die Phantasie anregt. Der Genfer Photograph Gérard Pétremand zeigt mit seiner Serie «Topiques» die lange ignorierten Randbezirke europäischer Grossstädte, Orte, die keine eigene Identität mehr zu haben scheinen, die zu «Allgemeinplätzen» geworden sind. Verschiedene Farben wie das leuchtende Gelb von Fahrzeugen und Hausfassaden hat er fokussiert, die Dinge nehmen aufeinander Bezug. Das Auge wandert zwischen unscharfen Stellen und Schärfe an unerwarteten Stellen, der Betrachter kann sich nicht verorten - kein Ort, nirgends.

Die Schau zeigt ein breites stilistisches Spektrum von Architektur in der Photographie der Gegenwart - und doch mehr. Die städtische Peripherie rückt erneut in den Mittelpunkt. Nicht als Feld ikonographischer oder soziologischer Analyse, sondern als Siedlungsform, die zum Spiel mit der Realität animiert und durchaus manch poetisches Bild liefert.


[Bis 1. April im Museum für Neue Kunst / ZKM. Katalog: In Szene gesetzt. Architektur in der Photographie der Gegenwart. Hrsg. Götz Adriani. ZKM, Karlsruhe 2002. 84 S., Euro 16.-.]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2002.03.05

05. Oktober 2001Andrea Eschbach
Neue Zürcher Zeitung

Roter Faden durch das Dickicht des Designs

Das Informationsforum Stylepark im Internet

Das Informationsforum Stylepark im Internet

Welche Bestuhlung passt in das Kongresszentrum? Welche Leuchte eignet sich für ein Dampfbad? Und welcher Teppichboden harmoniert mit der Gestaltung des Tagungszimmers? Fragen, mit denen sich Architekten und Innenarchitekten tagtäglich auseinandersetzen. Mussten bisher Herstellerkataloge aufwendig zu Rate gezogen werden, will nun eine Website Abhilfe schaffen: Unter dem Namen Stylepark geht ein Informationsforum für Architekten, Bauherren und Designliebhaber an den Start. Das Internetprojekt will beim Ausfindigmachen und Lokalisieren der Bezugsquellen von Designprodukten helfen. Bereits vier Monate nach dem Start wurde die Website ausgezeichnet: Das Designzentrum Nordrhein-Westfalen vergab im Juli den Red Dot Award für hohe Designqualität in der Kategorie «Communication Design» an den von der Berliner Corporate-Design-Agentur Meta-Design gestalteten Internetauftritt.

Ein Achtungserfolg für ein ebenso junges wie ambitioniertes Projekt, das aus der Not geboren wurde. Die ETH-Absolventen Nils Becker und Robert Vollhard vermissten bereits während ihres Studiums im Internet ein Angebot, das ihnen half, sich bei der Innenraumplanung in der Überfülle von Möbeln und Accessoires zu orientieren. Kurz: Ein Qualitätsfilter, ein roter Faden durch das Dickicht des Marktes war gesucht. Diese Nische wollen die beiden in Frankfurt ansässigen Architekten nun besetzen. Das mittlerweile auf 25 Mitarbeiter angewachsene Team hat sich - unterstützt von einem Beirat, dem neben dem ETH-Professor Vittorio M. Lampugnani und dem Architekten Christoph Mäckler auch der Produktdesigner Hannes Wettstein angehören - zum Ziel gesetzt, Architekten ihre Arbeit zu erleichtern und gleichzeitig interessierte Laien zu informieren. Eine Auswahl von Gebrauchsgegenständen soll gezeigt werden: Entwürfe namhafter Designer, von Ron Arad bis Marco Zünd.

Kernstück der Website ist eine umfangreiche Produktdatenbank. 1600 Erzeugnisse sind bereits registriert, rund 90 Hersteller konnten bisher für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Versammelt sind renommierte internationale Unternehmen wie die Möbelfirmen Driade, Edra und Wogg sowie die Leuchtenhersteller Zumtobel Staff und Belux, aber auch kleine Labels wie Inflate aus London. Ein verlässliches Recherchewerkzeug für jedes spezielle Segment wollen die Frankfurter Jungunternehmer schaffen. Die Plattform wurde zwar zum professionellen Einsatz konzipiert, aber sie richtet sich an jeden, der sich für Design interessiert. «Unser Ziel ist es, nur solche Gegenstände aufzunehmen, die gestalterisch anspruchsvoll und funktional sind», erläutert Mitbegründer Christian Gärtner. Die fein verästelte Datenbank liefert detaillierte Produktbeschreibungen, gibt über Preisangaben des Herstellers ebenso Auskunft wie über den Designer des Produktes und führt auf Wunsch direkt zur Website des Herstellers. Gesucht werden kann branchen-, hersteller- und produktgruppenübergreifend, der Nutzer findet das aufblasbare Möbel ebenso wie die mit einem Designpreis ausgezeichnete Sanitärarmatur, jedoch weder Computertisch noch PC-Regal. «Wir wollten nicht das Gesamtangebot abbilden, sondern eine differenzierende Suchmaschine anbieten, die den Nutzer zum hochwertigen Wunschprodukt führt», erklärt Gärtner die Lücken im System.

Nur die Besten will man aufnehmen - zum Vorteil der Nutzer. «Der Umgang mit Herstellerkatalogen bereitet nur in sehr wenigen Ausnahmen Vergnügen und bindet für eine gründliche Produktrecherche zu viel Arbeitszeit», fasst Lampugnani zusammen. Stattdessen sollen sich Architekten und Fachplaner sowie an Design interessierte Laien künftig von Stylepark.com inspirieren lassen, aber auch Produkte in «künstlerischen Inszenierungen» anschauen - verzauberte Regale, tanzende Bürostühle und Couchtische in galaktischen Weiten. Dafür und auch für den Datenbankeintrag zahlen die Hersteller und finanzieren so die Plattform. Den Lifestyle näher bringen soll neben diesen digitalen Produktwelten auch ein Online-Magazin, das regelmässig über Design- und Architekturtrends berichten will. Im Mittelpunkt des redaktionellen Angebots steht - gemäss dem Konzept der Site - der Innenraum. So eröffnet die erste Ausgabe des Magazins einen Blick auf die Innenausstattung eines Museumscafés, ein Porträt widmet sich dem dänischen Designer Poul Kjærholm, und eine Case Study analysiert, wie Peter Zumthor die Räume des zur Therme Vals gehörigen Hotelkomplexes in puristische Zimmer verwandelte. Das Magazin ist dabei eng mit der Datenbank verknüpft: Ein Link führt direkt vom Artikel zu Informationen über die Produkte samt Varianten und Produktfamilie. Für James Bradburne, Mitglied des Beirats und Direktor des Museums für angewandte Kunst in Frankfurt, liegt genau in dieser Kombination von Kaufratgeber und Magazin eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zu anderen Webangeboten.

Das Projekt zeigt, wie eine Internetsuchmaschine für Architekten beschaffen sein könnte, auch wenn so manche Suche ins Leere läuft. Noch ist die Site im Aufbau. Neben einer Kooperation mit den Frankfurter Fachmessen «Light + Building» und «ISH» ist eine Materialdatenbank geplant. Hier stossen die Frankfurter zwar auf mächtige Konkurrenz: George Beylerians 1997 in New York gegründete Material Connexion ist mit über 1200 online abrufbaren Materialien derzeit das weltweit grösste Materialarchiv. Dennoch ist das Stylepark-Team davon überzeugt, dass eine europäische Plattform Erfolg haben wird. «Schliesslich sind Materialien für Architekten eine der wichtigsten Inspirationsquellen», gibt sich Gärtner überzeugt. Von Anfang 2002 an will sich Stylepark in Zusammenarbeit mit dem Berliner Materialversender Modulor als Komplettanbieter für die Materialrecherche und Musterbeschaffung etablieren. Für finanzielle Unterstützung ist gesorgt. Nun muss das Unternehmen in Zeiten der Internetkrise beweisen, dass es kein gefürchteter «Geldverbrenner» ist.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2001.10.05

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