Übersicht

Texte

17. Mai 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Santiago Calatrava dient die Kunst als Experimentierfeld für seine Architektur – darin gleicht er auch Le Corbusier

Der menschliche Körper, das organisch gewachsene, inspiriert den in Spanien geborene Wahlschweizer zu seinen Bauten. Dabei gibt es eine Art von Konstruktion, die dem Architekten ganz besonders entspricht.

Der menschliche Körper, das organisch gewachsene, inspiriert den in Spanien geborene Wahlschweizer zu seinen Bauten. Dabei gibt es eine Art von Konstruktion, die dem Architekten ganz besonders entspricht.

Santiago Calatrava ist Architekt und Bauingenieur. Wie Le Corbusier ist er aber auch Künstler. Und wie der grosse Schweizer Architekt hat er darin seine Freiheit zum Experiment gefunden. Übrigens kann man auch von Calatrava behaupten, was schon auf Le Corbusier zutraf: dass der gebürtige Spanier und Wahlschweizer ein ausgesprochen künstlerisches Verständnis von Architektur pflegt. Auch Calatravas Gebäude haben etwas von begehbaren Raumskulpturen.

Doch Calatravas architektonisches Werk hat nichts mit Le Corbusiers brutalistisch-funktionalem Modernismus zu tun. Im Gegenteil: Die Baukunst von Santiago Calatrava zeugt von geradezu exzentrischer Leichtigkeit. Und von markanter Eigenwilligkeit: Jedes seiner Werke ist gleichsam ein Signature-Piece – unverkennbar in seinem charakteristischen Ausdruck.

Wobei man bei seinen grossen Bauten – seien es Bahnhöfe, kulturelle Institutionen und Museen – unweigerlich an riesige Gerippe von Urwesen, auch an urzeitliche Quallen oder Muscheln und Schnecken denken mag. Selbst mit den Strukturen von Blattwerk oder riesigen Vogelflügeln könnte man seine Architektur vergleichen. Das organisch Gewachsene jedenfalls ist eine kaum zu übersehende Eigenschaft von Calatravas Bauen.

Ein Brückenbauer

Kein Wunder, hat der 1951 in Valencia geborene Architekt und Künstler immer wieder Brücken gebaut. Diese Bauwerke ohne Innenraum entsprechen seiner Neigung zur bildhauerischen Auffassung von Gebautem. Seine Brücken – man denke an die Zubizuri-Fussgängerbrücke in Bilbao, an die Kronprinzenbrücke über die Spree in Berlin oder an die 120 Meter lange und 48 Meter hohe Schrägseil-Konstruktion der Samuel-Beckett-Brücke in Dublin – sind schwebende Gebilde im reinen Lichtraum. Sie verbergen ihre Konstruktionsweise nicht, sondern legen sie offen zutage. Von diesen rhythmisch-leichten Konstruktionen in lichtem Weiss aber lässt sich leicht auch eine Brücke schlagen zu Calatravas Kunst.

Wobei sich diese, im Gegensatz zu seiner Baukunst, alles andere als unverkennbar ausnimmt. Wiedererkennung ist kein Merkmal dieser Kunstwerke. Calatrava wildert denn auch in sämtlichen Gefilden der bildenden Kunst: Er befasst sich mit der Kleinplastik oder der monumentalen Aussenskulptur ebenso wie mit der Aktmalerei oder dem kunsthandwerklichen Dekor. Was als verbindendes Element ausgemacht werden kann, ist das Rhythmisch-Organische.

Geradezu musikalische Qualitäten weist seine gemalte Komposition mit drei Grazien auf, die sich in der Oberfläche eines an Monet erinnernden Seerosenteichs spiegeln. An eine Harfe wiederum erinnert seine Skulptur mit Stahldraht und schwarzem Granit unter dem bezeichnenden Titel «Musical Star I» von 1999.

Der menschliche Körper als zeichnerisches Werk

Rhythmisch durchkomponiert ist auch sein «Climbing Torso», ein Konstrukt aus weissen Marmorwürfeln und Chromstahl-Verstrebungen, das ähnlich wie Brancusis «Säule der Unendlichkeit» in den imaginären Raum zu wachsen scheint. Dieses Prinzip sollte Calatrava auch in seinen Eichenholz-Skulpturen sowie in dem riesigen Obelisken von 2009 vor dem Israel Institute of Technology in Haifa wiederaufnehmen.

Dass Santiago Calatrava dabei an organisches Wachstum denkt, verrät der Begriff Torso. Eine ähnliche Konstruktion aus schneeweissen Marmorwürfeln wird einer leichten Drehung unterzogen. Diesen «Turning Torso» hat der Künstler nach der Skizze eines sich leicht drehenden Männerkörpers entworfen.

Der menschliche Körper ist zentral in seinem künstlerischen, vorab zeichnerischen Werk. Oft glaubt man, es bei seinen weiblichen Akten überdies mit Aquarellen von Auguste Rodin zu tun zu haben. Zum Verwechseln ähnlich scheinen diese frei mit Bleistift und Wasserfarbe aufs Blatt geworfenen Studien. Sie sprechen dieselbe sinnliche Sprache wie die erotischen Aquarelle des grossen französischen Bildhauers.

Bei Rodin findet Calatrava denn auch die direkte Verbindung zwischen Skulptur und Architektur: Die Baukunst sei reine Manifestation von skulpturalen Volumen, wie es Rodin einmal formuliert hatte. Und all dies gründet bei Calatrava auf dem menschlichen Körper – auf der Schönheit, wie sie Calatrava in dessen natürlicher Harmonie erkennt: fünf Finger, die in eine Hand übergehen, dann in ein Handgelenk, und weiter in einen Arm und eine Schulter. Es folgt die Brust und schliesslich der ganze Körper. So fliesst alles ineinander in einer Körperarchitektur reinster Vollendung.

Höhepunkt der Immaterialität

Calatrava hat insbesondere den weiblichen Körper in langen Sitzungen mit Modellen studiert – und mit Kohle aufs Papier gebracht. Der Kohlestift gilt ihm dafür als das geeignetste Arbeitsmittel. Je nachdem, wie viel Druck er ausübt oder wie stark er den Strich mit dem Daumen verwischt, gelingt ihm die Imitation der Weichheit des Körpers, seiner Rundungen und des Lichts auf seiner Haut: eine Inkarnation mit Kohle auf Papier gleichsam. Für Calatrava sind solche Studien vergleichbar mit dem Schwarz-Weiss-Film, der allein mit Licht und Schatten Atmosphäre schaffe, wie er einmal bekannte.

Aber auch die klassisch-antike Auffassung vom Körper interessierte ihn. Calatrava hat sie in der Glyptothek in München studiert. Dort faszinierten ihn die Giebelfiguren des Frieses des Aphaia-Tempels auf der griechischen Insel Ägina. Die Figurenparade stellt den Krieg um Troja dar. Die sogenannten Ägineten – Griechen und Trojaner – sind in heftige Kämpfe verwickelt. In der Mitte ragt majestätisch Athena, die Schutzgöttin der Griechen, auf. Die Krieger aus weissem Marmor – nackte Soldaten, bewehrt mit kreisrunden Schildern – zählen zu den berühmtesten und schönsten Marmorskulpturen der Antike.

Calatrava interessierte sich dabei vor allem für die Wechselbeziehung zwischen menschlichen Gliedern in ihren harmonischen Bewegungsabläufen und dem Prinzip des Kreises in Gestalt der runden Schilder. Diesen Dialog deklinierte er in Zeichnungen, Aquarellen und schliesslich auch in Eisenskulpturen durch. Jedes dieser Werke erzählt dabei sein eigenes Drama und Heldenepos.

In diesen Arbeiten erinnert Calatrava nicht zuletzt auch daran, dass der menschliche Körper einst bedeutender Bestandteil der Architektur war. Ein Paradebeispiel ist der Parthenon-Tempel auf der Akropolis. Dessen berühmter Fries befindet sich im British Museum in London. Die antiken Darstellungen von Göttern und Helden, von unzähligen menschlichen Körpern in dramatischer Bewegung, haben Künstler von Giorgione über Manet bis Rodin inspiriert.

Beflügelnde Baukunst

Der Mensch sozusagen als das Mass aller Dinge in der Baukunst wie in der bildenden Kunst: Einer von Calatravas Kriegern aus Eisen hält gleich zwei Schilder hoch, als wollte er sich mit diesen kreisrunden Schwingen in die Lüfte erheben. Und in den Lüften zu Hause ist denn auch Calatravas Architektur. Beste Beispiele dafür sind sein Opernhaus in Valencia mit seinem schwebenden Dach oder sein Milwaukee Art Museum, das aussieht wie ein futuristisches Flugobjekt. Um eine leichte, beflügelnde und lichte Baukunst ist es ihm stets zu tun. Dabei fasziniert Calatrava insbesondere das Phänomen des Lichts.

Licht macht Materie einerseits erst sichtbar, anderseits aber ist es auch imstande, in seinem Widerschein alles Materielle zu entmaterialisieren. Wie dabei Architektur selbst zur reinen Lichterscheinung wird, hat Claude Monet nicht weniger als dreiunddreissig Mal in seinen Gemälden der Kathedrale von Rouen vorgeführt.

Anders als der Impressionist, aber mit demselben Ziel, spielte Calatrava die Immaterialität des Lichts auch schon in einer Serie von kinetischen Kunstwerken durch. Darin kombinierte er dünne, farbige Metallstreifen zu monochromen, dynamischen Wandreliefs. Von einem Motor bewegt, erzeugen diese Bilder ein faszinierendes Kaleidoskop von Farbschattierungen. Diese Werke in Calatravas Schaffen führen die Dematerialisierung von Farbe durch Licht vor Augen. Und darin liegt auch der Schlüssel zu seiner Baukunst der Leichtigkeit.

[ Santiago Calatravas bildnerisches Schaffen wird in einem sorgsam gestalteten und grosszügig bebilderten Katalogbuch erstmals umfassend vorgestellt. Der von Nick Mafi herausgegebene Band «Calatrava – Art» ist im Hirmer-Verlag erschienen (376 S., 310 Abb. 65 Euro). ]

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2025.05.17

08. März 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Meisterwerke aus fünf Jahrhunderten auf den Sockel gehievt: Winterthur ist wieder ein Ort der Kunst

Mit der Wiedereröffnung des neu gestalteten Kunstmuseums Reinhart am Stadtgarten findet die umfassende Neuorganisation der Winterthurer Museen ihren Abschluss. Die hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Kunstsammlungen von Weltformat verfügen nun über optimale Sichtbarkeit.

Mit der Wiedereröffnung des neu gestalteten Kunstmuseums Reinhart am Stadtgarten findet die umfassende Neuorganisation der Winterthurer Museen ihren Abschluss. Die hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Kunstsammlungen von Weltformat verfügen nun über optimale Sichtbarkeit.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

24. Februar 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Le Corbusier war ein Alleskönner und auch ein Opportunist

Dem Schweizer Multitalent schwebte eine Synthese von Architektur, Kunst und Design vor. Das Zentrum Paul Klee in Bern erschliesst den Kosmos Le Corbusier mit einer umfassenden Ausstellung. Und diskutiert auch die Kontroverse um den Kunst-Allrounder wegen seiner Haltung zum Faschismus.

Dem Schweizer Multitalent schwebte eine Synthese von Architektur, Kunst und Design vor. Das Zentrum Paul Klee in Bern erschliesst den Kosmos Le Corbusier mit einer umfassenden Ausstellung. Und diskutiert auch die Kontroverse um den Kunst-Allrounder wegen seiner Haltung zum Faschismus.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

01. Juni 2022Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Heidi Hortens privates Kunstmuseum: In einem lichten Wiener Stadtpalais sollen die Schatten der NS-Vergangenheit verscheucht werden

Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt und sammelt Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Weil sie jetzt ein Privatmuseum eröffnet, liess die Milliarden-Erbin die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ehemannes während des zweiten Weltkriegs aufarbeiten.

Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt und sammelt Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Weil sie jetzt ein Privatmuseum eröffnet, liess die Milliarden-Erbin die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ehemannes während des zweiten Weltkriegs aufarbeiten.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen


verknüpfte Bauwerke
Museum Heidi Horten Collection

04. Mai 2022Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

«Let’s do it in Uster» – Walter De Marias Skulptur erhält ein eigenes Zuhause

Im Zellwegerpark Uster wird ein Raum für internationale Kunst eröffnet. Die Walter-A.-Bechtler-Stiftung zeigt dort auch permanent Walter De Marias zweitausendteilige Skulptur, die der amerikanische Künstler für den Bührlesaal im Kunsthaus entworfen hatte.

Im Zellwegerpark Uster wird ein Raum für internationale Kunst eröffnet. Die Walter-A.-Bechtler-Stiftung zeigt dort auch permanent Walter De Marias zweitausendteilige Skulptur, die der amerikanische Künstler für den Bührlesaal im Kunsthaus entworfen hatte.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

29. November 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

In Seoul beginnen die Leute jetzt, Hausfassaden zu streicheln

Südkoreas trendige Hauptstadt mausert sich zum neuen Kunst-Hub Ostasiens. Zur rechten Zeit kommt da ein ungewöhnlicher Art Space, der von den Basler Architekten Herzog & de Meuron realisiert wurde. Bereits hat sich Seoul in dieses Gebäude verliebt.

Südkoreas trendige Hauptstadt mausert sich zum neuen Kunst-Hub Ostasiens. Zur rechten Zeit kommt da ein ungewöhnlicher Art Space, der von den Basler Architekten Herzog & de Meuron realisiert wurde. Bereits hat sich Seoul in dieses Gebäude verliebt.

In kultureller Hinsicht steht China für das Prächtige und Grossartige, Japan aber für das Raffinierte und Verfeinerte. Die dritte im Bunde der grossen ostasiatischen Kulturnationen, Korea, nimmt da für sich gerne das Attribut des Organischen in Anspruch. Zwar mag dies dem westlichen Auge in der himmelstrebenden Hauptstadt Seoul auf den ersten Blick verborgen bleiben. Hier schiessen Türme aus Stahl und Glas aus dem Boden wie in jeder anderen Metropole Ostasiens.

Taucht aber aus der Häuserzeile plötzlich eine archaisch-erdig anmutende Wand auf, so reagieren viele wie magisch angezogen. Man sieht Passanten innehalten und die Fassade berühren. Teenager lassen sich dabei beobachten, wie sie die Aussenhaut dieses ungewöhnlichen Gebäudes zärtlich streicheln. Da mag jene kulturell tief wurzelnde Verbundenheit der Koreaner mit dem Urwüchsigen im Spiel sein.

Bei der neuen Realisation handelt es sich aber nicht einmal um einen genuin koreanischen Wurf, sondern um einen Bau der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Und dieser könnte sich kaum markanter abheben von seiner schicken Umgebung im trendigen Stadtteil Gangnam, der durch den K-Pop-Star Psy Weltberühmtheit erlangt hat. Hier hat der Hunger des dynamischen Tigerstaats nach Luxusgütern längst dafür gesorgt, dass sich die westlichen Mode-Brands mit glitzernden Flagship-Stores einen regelrechten Wettlauf um Aufmerksamkeit liefern.

Das neue und ziemlich signifikante Zeichen in Seouls facettenreicher Architekturlandschaft ragt jedenfalls wie ein spitzes Dreieck in den Himmel, als wollte es den rasanten Aufstieg der südkoreanischen Hauptstadt zum neuen Kunst-Hub Asiens anzeigen. Das geschieht allerdings mit einiger Diskretion, denn kein Schild an der schmucklosen Fassade verrät, dass es sich hier um eine Kunststiftung handelt. Nur ein schlichter Screen neben dem von der Strasse zurückversetzten Eingang gibt bekannt, welche Ausstellung gerade gezeigt wird.

Wie eine Skulptur

Wer steckt hinter der Stiftung mit dem neuen Kunstraum, der diesen September erst eröffnet worden ist? Der für Westler etwas kryptisch wirkende Name der Kunststiftung hat auch für koreanische Ohren etwas Geheimnisvolles. Song Eun bedeutet verborgene Kiefer und ist der Nom de Plume, also eine Art Künstlername, des Gründers des koreanischen Unternehmens ST International, das auch die bereits 1989 ins Leben gerufene Stiftung finanziert. Sung-Yeon Yoo wollte einst selber Künstler werden. Die Verwirklichung dieses Jugendtraums wurde aber durch den Koreakrieg vereitelt.

Neben der Karriere im Energiegeschäft lebte Yoo seine Kunstbegeisterung damit aus, koreanische Künstler zu unterstützen. Seit 1999 führt sein Sohn Familienunternehmen und Stiftung. Zu Ehren des Vaters, aber auch aus eigener Affinität zur Gegenwartskunst rief Sang-Duck Yoo 2001 einen jährlichen Kunstpreis ins Leben und gründete eine Non-Profit-Galerie. Nun realisierte er einen eigens für Ausstellungen und Veranstaltungen vorgesehenen Kunstort, der koreanischer Gegenwartskunst, aber auch der damit eng verwobenen internationalen Kunstszene eine öffentliche Plattform bieten soll.

Das dafür von Herzog & de Meuron realisierte elfstöckige Gebäude mit mehreren für die Kunst vorgesehenen Etagen ist das erste Projekt in Korea der unterdessen über 500 Mitarbeiter grossen Architekturfirma. Seine ungewöhnliche Form eines schlank aufragenden Triangels schuldet es der begrenzten Grundfläche von rund tausend Quadratmetern. Aufgrund der Schattenwurf-Regulierungen musste man sich entscheiden, entweder niedrig und breit oder hoch und schmal zu planen. Um aber so hoch wie möglich und zugleich mit maximalem Volumen bauen zu können, haben sich die Architekten nach unzähligen Modellen für die wohl radikalste Version entschieden.

Zur Seite des verkehrsreichen Boulevards hin ist das Gebäude als eine senkrecht emporragende Wand wahrzunehmen, deren Abgeschlossenheit nur von zwei schmalen, wie überdimensionierte Schiessscharten anmutenden Fenstern aufgebrochen wird. Auf der Rückseite fällt die Fassade schräg ab, was dem seine Nachbarhäuser überragenden Bau von der Seite her gesehen die Gestalt eines schmalen ungleichmässigen Dreiecks gibt.

Die skulpturale Anmutung des Baus hat aber auch mit seiner haptisch wirkenden Materialität zu tun. Die aufgeraute Betonfassade weist eine von unzähligen quadratischen Kiefernholz-Paneelen herrührende Struktur auf, die für Beton ungewöhnlich warm, ja geradezu mineralisch wirkt.

Die Seouliter haben den Bau bereits ins Herz geschlossen. Jeder weiss, wie unglaublich teuer hier der Boden ist. Die SongEun-Kunststiftung aber ist kein unnahbarer Glaspalast und auch kein wie sonst üblich in ostasiatischen Städten von Anzeigetafeln und Firmenschildern zugepflastertes Gebäude. Alles ist hier entschieden anders: Einerseits hermetisch gegen die grosse Verkehrsachse abgeschlossen, wirkt dieser Kunstort andererseits durch seinen offen gestalteten Eingangsbereich einladend, ja geradezu verführend mit seiner fast schon porös atmenden Aussenhaut.

Der schwarze Plattenbelag im hofartigen Eingangsbereich mit dem kleinen, sich an die Mauer schmiegenden Garten setzt sich hinter der Glasfront zur Lobby fliessend fort: Anders als übliche Kunststiftungen, die ihren Zweck oft auch darin haben, ihren Stifterfirmen in der Öffentlichkeit einen möglichst imposanten Auftritt zu ermöglichen, übt man sich hier in Zurückhaltung und pflegt die Niederschwelligkeit. Jeder soll sich willkommen fühlen, der Eintritt ist kostenlos.

Die oberen Stockwerke des sechzig Meter hohen Baus fungieren als Firmenbüros. Die Einfahrt zur Tiefgarage schimmert je nach Tageslicht in silbernen bis bronzenen Tönen, die vom Decken-und Wandanstrich herrühren. Die sich spiralförmig in den Untergrund windende Einfahrtsrampe bildet auf ihrer Rückseite in der Lobby ein grosses organisch wirkendes, schneckenförmiges Loch in Gestalt einer ins untere Geschoss versenkten Galerie. Von der Lobby aus geht der Blick tief in den dortigen Ausstellungsraum, der nur über einen Aufzug zugänglich ist.

Die Lobby selber ist minimal gehalten. Über eine grosszügige Treppe, deren eine Hälfte wie in einem antiken Theater zum Sitzen, Verweilen und Betrachten des kleinen Gartens hinter den Frontscheiben einlädt, erreicht man die oberen Ausstellungsräume. Es sind schlichte White Cubes mit hellem Holzparkett.

Die Eröffnungsschau, die Architekturansichten von Thomas Ruff oder auch Rauminstallationen der koreanischen Künstler Ho-Yeon Kang und Kibaik Yeon vereinte, enthüllte übrigens eine interessante Gemeinsamkeit des Stiftungsgründers mit dem Architekten Jacques Herzog: Auch dieser wollte einst Künstler werden. So waren in der Ausstellung tatsächlich zwei eigentliche Kunstwerke von Herzog & de Meuron zu sehen.

Das eine davon war eine Installation, die unter dem Titel «Lego House: One specific room» der Funktion des Estrichs als Erinnerungsraum nachspürte, die er für uns mit seinem Sammelsurium an deponierten und vergessenen Gegenständen innehaben kann. In der anderen Installation, «Olfactory Object Seoul» mit in kleinen Keramiken eingelassenen Duftkerzen, ging es um die assoziationsreiche Welt von Gerüchen, die auch in Häusern eine eminente Rolle spielten, wie Jacques Herzog einst in einem Interview mit Philip Ursprung unterstrich.

Lebendige Galerienszene

Der SongEun Art Space kommt zur rechten Zeit. Seoul baut sich gerade aus zum neuen Kunst-Hotspot von Fernost. Nächstes Jahr soll hier erstmals die internationale Messe für Gegenwartskunst Freeze stattfinden. Und zahlreiche westliche Galerien haben Adressen im Zentrum der Stadt eröffnet. So etwa König aus Berlin, der seine Räume soeben mit einer Schau vibrierender Papierarbeiten von Katharina Grosse einweihte. Oder der Salzburger Galerist Thaddaeus Ropac, der seine Eröffnungsschau jüngsten Gemälden von Baselitz widmete.

In Seoul seit längerem vertreten ist auch die renommierte New Yorker Pace Gallery, die gerade Arbeiten von Alexander Calder zeigte. Bereits 2017 eröffneten hier Lehmann Maupin aus New York als eine der ersten Galerien aus dem Westen eine Dépendance. Nun will man nächstes Jahr mit einem eigenen Gebäude des preisgekrönten koreanischen Architekturbüros Society of Architecture (SoA) auf 2400 Quadratmeter Ausstellungsfläche expandieren.

Dies in unmittelbarer Nähe zum Leeum Samsung Museum of Art, das in einer spektakulären dreiteiligen Folge von miteinander verbundenen Bauten der Stararchitekten Mario Botta, Jean Nouvel und Rem Koolhaas einen Teil der riesigen Samsung-Lee-Kunstsammlung beherbergt. Dazu gehören Spitzenstücke koreanischer Keramik und buddhistischer Kunst ebenso wie Werke von Alberto Giacometti, Francis Bacon, Louise Bourgeois, Anish Kapoor, Nam June Paik oder Andy Warhol.

Letztgenanntem widmet gerade der von Frank Gehry entworfene und 2019 eröffnete Flagship-Store Louis Vuitton Maison Seoul in seiner Rooftop-Galerie eine Schau mit Werken aus der Stiftung des französischen Luxuskonzerns (bis 2. Februar 2022). Westliche Kunst ist aber auch angesagt bei den grossen, regelmässig an der Art Basel teilnehmenden koreanischen Galerien. So richtet die Galerie Kukje gegenwärtig dem Briten Julian Opie eine Schau aus (bis 28. November).

Einen Katzensprung davon entfernt dreht sich dafür im National Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA) alles um die einheimische Kunstproduktion. Zurzeit werden dort die vier diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Korea Artist Prize gefeiert (bis 20. März 2022).

Förderung der hiesigen Kunstszene ist auch ein Anliegen von SongEun Art Space. Das ist wichtig. Denn sollten die Koreaner einmal den Gefallen verlieren an den westlichen Luxuslabels, zu welchen im asiatischen Lifestyle-Verständnis auch die grossen Künstlernamen gehören, so werden wohl all die Brands der Mode- und Kunstwelt auch bald wieder weg sein.

Man fragt sich daher, wie nachhaltig dieser momentane Kunst-Boom wirklich ist – eine Frage, die übrigens auch an der Pressekonferenz zur Eröffnung des neuen Baus von Herzog & de Meuron gestellt wurde. Pierre de Meuron gab darauf zur Antwort, SongEun sei für Generationen gebaut. Nachhaltig sei dieser Ort dann, wenn die Menschen zahlreich und immer wieder gerne hinkämen.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2021.11.29

26. Juni 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Ein funkelnder Diamant der Kultur: Der neue Kunst-Hotspot der Schweizerin Maja Hoffmann in Arles ist vollendet

Die Kulturförderin und Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, Maja Hoffmann, investiert in Südfrankreich Millionen in die Kunst. Die letzte Etappe ihres ehrgeizigen Projekts, der Ausstellungsturm von Frank Gehry, ist nun nach zehnjähriger Bautätigkeit abgeschlossen worden.

Die Kulturförderin und Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, Maja Hoffmann, investiert in Südfrankreich Millionen in die Kunst. Die letzte Etappe ihres ehrgeizigen Projekts, der Ausstellungsturm von Frank Gehry, ist nun nach zehnjähriger Bautätigkeit abgeschlossen worden.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

09. Februar 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen Sie schon mit Kunst zusammen?

Der Anti-Künstler Donald Judd war der Schöpfer von unterkühlter Minimal Art, seine Wohnräume aber waren voll von warmer Lebendigkeit. Ein Plädoyer für Kunst in gelebter Wohnlichkeit.

Der Anti-Künstler Donald Judd war der Schöpfer von unterkühlter Minimal Art, seine Wohnräume aber waren voll von warmer Lebendigkeit. Ein Plädoyer für Kunst in gelebter Wohnlichkeit.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

Alle 16 Texte ansehen

Presseschau 12

17. Mai 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Santiago Calatrava dient die Kunst als Experimentierfeld für seine Architektur – darin gleicht er auch Le Corbusier

Der menschliche Körper, das organisch gewachsene, inspiriert den in Spanien geborene Wahlschweizer zu seinen Bauten. Dabei gibt es eine Art von Konstruktion, die dem Architekten ganz besonders entspricht.

Der menschliche Körper, das organisch gewachsene, inspiriert den in Spanien geborene Wahlschweizer zu seinen Bauten. Dabei gibt es eine Art von Konstruktion, die dem Architekten ganz besonders entspricht.

Santiago Calatrava ist Architekt und Bauingenieur. Wie Le Corbusier ist er aber auch Künstler. Und wie der grosse Schweizer Architekt hat er darin seine Freiheit zum Experiment gefunden. Übrigens kann man auch von Calatrava behaupten, was schon auf Le Corbusier zutraf: dass der gebürtige Spanier und Wahlschweizer ein ausgesprochen künstlerisches Verständnis von Architektur pflegt. Auch Calatravas Gebäude haben etwas von begehbaren Raumskulpturen.

Doch Calatravas architektonisches Werk hat nichts mit Le Corbusiers brutalistisch-funktionalem Modernismus zu tun. Im Gegenteil: Die Baukunst von Santiago Calatrava zeugt von geradezu exzentrischer Leichtigkeit. Und von markanter Eigenwilligkeit: Jedes seiner Werke ist gleichsam ein Signature-Piece – unverkennbar in seinem charakteristischen Ausdruck.

Wobei man bei seinen grossen Bauten – seien es Bahnhöfe, kulturelle Institutionen und Museen – unweigerlich an riesige Gerippe von Urwesen, auch an urzeitliche Quallen oder Muscheln und Schnecken denken mag. Selbst mit den Strukturen von Blattwerk oder riesigen Vogelflügeln könnte man seine Architektur vergleichen. Das organisch Gewachsene jedenfalls ist eine kaum zu übersehende Eigenschaft von Calatravas Bauen.

Ein Brückenbauer

Kein Wunder, hat der 1951 in Valencia geborene Architekt und Künstler immer wieder Brücken gebaut. Diese Bauwerke ohne Innenraum entsprechen seiner Neigung zur bildhauerischen Auffassung von Gebautem. Seine Brücken – man denke an die Zubizuri-Fussgängerbrücke in Bilbao, an die Kronprinzenbrücke über die Spree in Berlin oder an die 120 Meter lange und 48 Meter hohe Schrägseil-Konstruktion der Samuel-Beckett-Brücke in Dublin – sind schwebende Gebilde im reinen Lichtraum. Sie verbergen ihre Konstruktionsweise nicht, sondern legen sie offen zutage. Von diesen rhythmisch-leichten Konstruktionen in lichtem Weiss aber lässt sich leicht auch eine Brücke schlagen zu Calatravas Kunst.

Wobei sich diese, im Gegensatz zu seiner Baukunst, alles andere als unverkennbar ausnimmt. Wiedererkennung ist kein Merkmal dieser Kunstwerke. Calatrava wildert denn auch in sämtlichen Gefilden der bildenden Kunst: Er befasst sich mit der Kleinplastik oder der monumentalen Aussenskulptur ebenso wie mit der Aktmalerei oder dem kunsthandwerklichen Dekor. Was als verbindendes Element ausgemacht werden kann, ist das Rhythmisch-Organische.

Geradezu musikalische Qualitäten weist seine gemalte Komposition mit drei Grazien auf, die sich in der Oberfläche eines an Monet erinnernden Seerosenteichs spiegeln. An eine Harfe wiederum erinnert seine Skulptur mit Stahldraht und schwarzem Granit unter dem bezeichnenden Titel «Musical Star I» von 1999.

Der menschliche Körper als zeichnerisches Werk

Rhythmisch durchkomponiert ist auch sein «Climbing Torso», ein Konstrukt aus weissen Marmorwürfeln und Chromstahl-Verstrebungen, das ähnlich wie Brancusis «Säule der Unendlichkeit» in den imaginären Raum zu wachsen scheint. Dieses Prinzip sollte Calatrava auch in seinen Eichenholz-Skulpturen sowie in dem riesigen Obelisken von 2009 vor dem Israel Institute of Technology in Haifa wiederaufnehmen.

Dass Santiago Calatrava dabei an organisches Wachstum denkt, verrät der Begriff Torso. Eine ähnliche Konstruktion aus schneeweissen Marmorwürfeln wird einer leichten Drehung unterzogen. Diesen «Turning Torso» hat der Künstler nach der Skizze eines sich leicht drehenden Männerkörpers entworfen.

Der menschliche Körper ist zentral in seinem künstlerischen, vorab zeichnerischen Werk. Oft glaubt man, es bei seinen weiblichen Akten überdies mit Aquarellen von Auguste Rodin zu tun zu haben. Zum Verwechseln ähnlich scheinen diese frei mit Bleistift und Wasserfarbe aufs Blatt geworfenen Studien. Sie sprechen dieselbe sinnliche Sprache wie die erotischen Aquarelle des grossen französischen Bildhauers.

Bei Rodin findet Calatrava denn auch die direkte Verbindung zwischen Skulptur und Architektur: Die Baukunst sei reine Manifestation von skulpturalen Volumen, wie es Rodin einmal formuliert hatte. Und all dies gründet bei Calatrava auf dem menschlichen Körper – auf der Schönheit, wie sie Calatrava in dessen natürlicher Harmonie erkennt: fünf Finger, die in eine Hand übergehen, dann in ein Handgelenk, und weiter in einen Arm und eine Schulter. Es folgt die Brust und schliesslich der ganze Körper. So fliesst alles ineinander in einer Körperarchitektur reinster Vollendung.

Höhepunkt der Immaterialität

Calatrava hat insbesondere den weiblichen Körper in langen Sitzungen mit Modellen studiert – und mit Kohle aufs Papier gebracht. Der Kohlestift gilt ihm dafür als das geeignetste Arbeitsmittel. Je nachdem, wie viel Druck er ausübt oder wie stark er den Strich mit dem Daumen verwischt, gelingt ihm die Imitation der Weichheit des Körpers, seiner Rundungen und des Lichts auf seiner Haut: eine Inkarnation mit Kohle auf Papier gleichsam. Für Calatrava sind solche Studien vergleichbar mit dem Schwarz-Weiss-Film, der allein mit Licht und Schatten Atmosphäre schaffe, wie er einmal bekannte.

Aber auch die klassisch-antike Auffassung vom Körper interessierte ihn. Calatrava hat sie in der Glyptothek in München studiert. Dort faszinierten ihn die Giebelfiguren des Frieses des Aphaia-Tempels auf der griechischen Insel Ägina. Die Figurenparade stellt den Krieg um Troja dar. Die sogenannten Ägineten – Griechen und Trojaner – sind in heftige Kämpfe verwickelt. In der Mitte ragt majestätisch Athena, die Schutzgöttin der Griechen, auf. Die Krieger aus weissem Marmor – nackte Soldaten, bewehrt mit kreisrunden Schildern – zählen zu den berühmtesten und schönsten Marmorskulpturen der Antike.

Calatrava interessierte sich dabei vor allem für die Wechselbeziehung zwischen menschlichen Gliedern in ihren harmonischen Bewegungsabläufen und dem Prinzip des Kreises in Gestalt der runden Schilder. Diesen Dialog deklinierte er in Zeichnungen, Aquarellen und schliesslich auch in Eisenskulpturen durch. Jedes dieser Werke erzählt dabei sein eigenes Drama und Heldenepos.

In diesen Arbeiten erinnert Calatrava nicht zuletzt auch daran, dass der menschliche Körper einst bedeutender Bestandteil der Architektur war. Ein Paradebeispiel ist der Parthenon-Tempel auf der Akropolis. Dessen berühmter Fries befindet sich im British Museum in London. Die antiken Darstellungen von Göttern und Helden, von unzähligen menschlichen Körpern in dramatischer Bewegung, haben Künstler von Giorgione über Manet bis Rodin inspiriert.

Beflügelnde Baukunst

Der Mensch sozusagen als das Mass aller Dinge in der Baukunst wie in der bildenden Kunst: Einer von Calatravas Kriegern aus Eisen hält gleich zwei Schilder hoch, als wollte er sich mit diesen kreisrunden Schwingen in die Lüfte erheben. Und in den Lüften zu Hause ist denn auch Calatravas Architektur. Beste Beispiele dafür sind sein Opernhaus in Valencia mit seinem schwebenden Dach oder sein Milwaukee Art Museum, das aussieht wie ein futuristisches Flugobjekt. Um eine leichte, beflügelnde und lichte Baukunst ist es ihm stets zu tun. Dabei fasziniert Calatrava insbesondere das Phänomen des Lichts.

Licht macht Materie einerseits erst sichtbar, anderseits aber ist es auch imstande, in seinem Widerschein alles Materielle zu entmaterialisieren. Wie dabei Architektur selbst zur reinen Lichterscheinung wird, hat Claude Monet nicht weniger als dreiunddreissig Mal in seinen Gemälden der Kathedrale von Rouen vorgeführt.

Anders als der Impressionist, aber mit demselben Ziel, spielte Calatrava die Immaterialität des Lichts auch schon in einer Serie von kinetischen Kunstwerken durch. Darin kombinierte er dünne, farbige Metallstreifen zu monochromen, dynamischen Wandreliefs. Von einem Motor bewegt, erzeugen diese Bilder ein faszinierendes Kaleidoskop von Farbschattierungen. Diese Werke in Calatravas Schaffen führen die Dematerialisierung von Farbe durch Licht vor Augen. Und darin liegt auch der Schlüssel zu seiner Baukunst der Leichtigkeit.

[ Santiago Calatravas bildnerisches Schaffen wird in einem sorgsam gestalteten und grosszügig bebilderten Katalogbuch erstmals umfassend vorgestellt. Der von Nick Mafi herausgegebene Band «Calatrava – Art» ist im Hirmer-Verlag erschienen (376 S., 310 Abb. 65 Euro). ]

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2025.05.17

08. März 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Meisterwerke aus fünf Jahrhunderten auf den Sockel gehievt: Winterthur ist wieder ein Ort der Kunst

Mit der Wiedereröffnung des neu gestalteten Kunstmuseums Reinhart am Stadtgarten findet die umfassende Neuorganisation der Winterthurer Museen ihren Abschluss. Die hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Kunstsammlungen von Weltformat verfügen nun über optimale Sichtbarkeit.

Mit der Wiedereröffnung des neu gestalteten Kunstmuseums Reinhart am Stadtgarten findet die umfassende Neuorganisation der Winterthurer Museen ihren Abschluss. Die hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Kunstsammlungen von Weltformat verfügen nun über optimale Sichtbarkeit.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

24. Februar 2025Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Le Corbusier war ein Alleskönner und auch ein Opportunist

Dem Schweizer Multitalent schwebte eine Synthese von Architektur, Kunst und Design vor. Das Zentrum Paul Klee in Bern erschliesst den Kosmos Le Corbusier mit einer umfassenden Ausstellung. Und diskutiert auch die Kontroverse um den Kunst-Allrounder wegen seiner Haltung zum Faschismus.

Dem Schweizer Multitalent schwebte eine Synthese von Architektur, Kunst und Design vor. Das Zentrum Paul Klee in Bern erschliesst den Kosmos Le Corbusier mit einer umfassenden Ausstellung. Und diskutiert auch die Kontroverse um den Kunst-Allrounder wegen seiner Haltung zum Faschismus.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

01. Juni 2022Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Heidi Hortens privates Kunstmuseum: In einem lichten Wiener Stadtpalais sollen die Schatten der NS-Vergangenheit verscheucht werden

Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt und sammelt Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Weil sie jetzt ein Privatmuseum eröffnet, liess die Milliarden-Erbin die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ehemannes während des zweiten Weltkriegs aufarbeiten.

Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt und sammelt Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Weil sie jetzt ein Privatmuseum eröffnet, liess die Milliarden-Erbin die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ehemannes während des zweiten Weltkriegs aufarbeiten.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen


verknüpfte Bauwerke
Museum Heidi Horten Collection

04. Mai 2022Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

«Let’s do it in Uster» – Walter De Marias Skulptur erhält ein eigenes Zuhause

Im Zellwegerpark Uster wird ein Raum für internationale Kunst eröffnet. Die Walter-A.-Bechtler-Stiftung zeigt dort auch permanent Walter De Marias zweitausendteilige Skulptur, die der amerikanische Künstler für den Bührlesaal im Kunsthaus entworfen hatte.

Im Zellwegerpark Uster wird ein Raum für internationale Kunst eröffnet. Die Walter-A.-Bechtler-Stiftung zeigt dort auch permanent Walter De Marias zweitausendteilige Skulptur, die der amerikanische Künstler für den Bührlesaal im Kunsthaus entworfen hatte.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

29. November 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

In Seoul beginnen die Leute jetzt, Hausfassaden zu streicheln

Südkoreas trendige Hauptstadt mausert sich zum neuen Kunst-Hub Ostasiens. Zur rechten Zeit kommt da ein ungewöhnlicher Art Space, der von den Basler Architekten Herzog & de Meuron realisiert wurde. Bereits hat sich Seoul in dieses Gebäude verliebt.

Südkoreas trendige Hauptstadt mausert sich zum neuen Kunst-Hub Ostasiens. Zur rechten Zeit kommt da ein ungewöhnlicher Art Space, der von den Basler Architekten Herzog & de Meuron realisiert wurde. Bereits hat sich Seoul in dieses Gebäude verliebt.

In kultureller Hinsicht steht China für das Prächtige und Grossartige, Japan aber für das Raffinierte und Verfeinerte. Die dritte im Bunde der grossen ostasiatischen Kulturnationen, Korea, nimmt da für sich gerne das Attribut des Organischen in Anspruch. Zwar mag dies dem westlichen Auge in der himmelstrebenden Hauptstadt Seoul auf den ersten Blick verborgen bleiben. Hier schiessen Türme aus Stahl und Glas aus dem Boden wie in jeder anderen Metropole Ostasiens.

Taucht aber aus der Häuserzeile plötzlich eine archaisch-erdig anmutende Wand auf, so reagieren viele wie magisch angezogen. Man sieht Passanten innehalten und die Fassade berühren. Teenager lassen sich dabei beobachten, wie sie die Aussenhaut dieses ungewöhnlichen Gebäudes zärtlich streicheln. Da mag jene kulturell tief wurzelnde Verbundenheit der Koreaner mit dem Urwüchsigen im Spiel sein.

Bei der neuen Realisation handelt es sich aber nicht einmal um einen genuin koreanischen Wurf, sondern um einen Bau der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Und dieser könnte sich kaum markanter abheben von seiner schicken Umgebung im trendigen Stadtteil Gangnam, der durch den K-Pop-Star Psy Weltberühmtheit erlangt hat. Hier hat der Hunger des dynamischen Tigerstaats nach Luxusgütern längst dafür gesorgt, dass sich die westlichen Mode-Brands mit glitzernden Flagship-Stores einen regelrechten Wettlauf um Aufmerksamkeit liefern.

Das neue und ziemlich signifikante Zeichen in Seouls facettenreicher Architekturlandschaft ragt jedenfalls wie ein spitzes Dreieck in den Himmel, als wollte es den rasanten Aufstieg der südkoreanischen Hauptstadt zum neuen Kunst-Hub Asiens anzeigen. Das geschieht allerdings mit einiger Diskretion, denn kein Schild an der schmucklosen Fassade verrät, dass es sich hier um eine Kunststiftung handelt. Nur ein schlichter Screen neben dem von der Strasse zurückversetzten Eingang gibt bekannt, welche Ausstellung gerade gezeigt wird.

Wie eine Skulptur

Wer steckt hinter der Stiftung mit dem neuen Kunstraum, der diesen September erst eröffnet worden ist? Der für Westler etwas kryptisch wirkende Name der Kunststiftung hat auch für koreanische Ohren etwas Geheimnisvolles. Song Eun bedeutet verborgene Kiefer und ist der Nom de Plume, also eine Art Künstlername, des Gründers des koreanischen Unternehmens ST International, das auch die bereits 1989 ins Leben gerufene Stiftung finanziert. Sung-Yeon Yoo wollte einst selber Künstler werden. Die Verwirklichung dieses Jugendtraums wurde aber durch den Koreakrieg vereitelt.

Neben der Karriere im Energiegeschäft lebte Yoo seine Kunstbegeisterung damit aus, koreanische Künstler zu unterstützen. Seit 1999 führt sein Sohn Familienunternehmen und Stiftung. Zu Ehren des Vaters, aber auch aus eigener Affinität zur Gegenwartskunst rief Sang-Duck Yoo 2001 einen jährlichen Kunstpreis ins Leben und gründete eine Non-Profit-Galerie. Nun realisierte er einen eigens für Ausstellungen und Veranstaltungen vorgesehenen Kunstort, der koreanischer Gegenwartskunst, aber auch der damit eng verwobenen internationalen Kunstszene eine öffentliche Plattform bieten soll.

Das dafür von Herzog & de Meuron realisierte elfstöckige Gebäude mit mehreren für die Kunst vorgesehenen Etagen ist das erste Projekt in Korea der unterdessen über 500 Mitarbeiter grossen Architekturfirma. Seine ungewöhnliche Form eines schlank aufragenden Triangels schuldet es der begrenzten Grundfläche von rund tausend Quadratmetern. Aufgrund der Schattenwurf-Regulierungen musste man sich entscheiden, entweder niedrig und breit oder hoch und schmal zu planen. Um aber so hoch wie möglich und zugleich mit maximalem Volumen bauen zu können, haben sich die Architekten nach unzähligen Modellen für die wohl radikalste Version entschieden.

Zur Seite des verkehrsreichen Boulevards hin ist das Gebäude als eine senkrecht emporragende Wand wahrzunehmen, deren Abgeschlossenheit nur von zwei schmalen, wie überdimensionierte Schiessscharten anmutenden Fenstern aufgebrochen wird. Auf der Rückseite fällt die Fassade schräg ab, was dem seine Nachbarhäuser überragenden Bau von der Seite her gesehen die Gestalt eines schmalen ungleichmässigen Dreiecks gibt.

Die skulpturale Anmutung des Baus hat aber auch mit seiner haptisch wirkenden Materialität zu tun. Die aufgeraute Betonfassade weist eine von unzähligen quadratischen Kiefernholz-Paneelen herrührende Struktur auf, die für Beton ungewöhnlich warm, ja geradezu mineralisch wirkt.

Die Seouliter haben den Bau bereits ins Herz geschlossen. Jeder weiss, wie unglaublich teuer hier der Boden ist. Die SongEun-Kunststiftung aber ist kein unnahbarer Glaspalast und auch kein wie sonst üblich in ostasiatischen Städten von Anzeigetafeln und Firmenschildern zugepflastertes Gebäude. Alles ist hier entschieden anders: Einerseits hermetisch gegen die grosse Verkehrsachse abgeschlossen, wirkt dieser Kunstort andererseits durch seinen offen gestalteten Eingangsbereich einladend, ja geradezu verführend mit seiner fast schon porös atmenden Aussenhaut.

Der schwarze Plattenbelag im hofartigen Eingangsbereich mit dem kleinen, sich an die Mauer schmiegenden Garten setzt sich hinter der Glasfront zur Lobby fliessend fort: Anders als übliche Kunststiftungen, die ihren Zweck oft auch darin haben, ihren Stifterfirmen in der Öffentlichkeit einen möglichst imposanten Auftritt zu ermöglichen, übt man sich hier in Zurückhaltung und pflegt die Niederschwelligkeit. Jeder soll sich willkommen fühlen, der Eintritt ist kostenlos.

Die oberen Stockwerke des sechzig Meter hohen Baus fungieren als Firmenbüros. Die Einfahrt zur Tiefgarage schimmert je nach Tageslicht in silbernen bis bronzenen Tönen, die vom Decken-und Wandanstrich herrühren. Die sich spiralförmig in den Untergrund windende Einfahrtsrampe bildet auf ihrer Rückseite in der Lobby ein grosses organisch wirkendes, schneckenförmiges Loch in Gestalt einer ins untere Geschoss versenkten Galerie. Von der Lobby aus geht der Blick tief in den dortigen Ausstellungsraum, der nur über einen Aufzug zugänglich ist.

Die Lobby selber ist minimal gehalten. Über eine grosszügige Treppe, deren eine Hälfte wie in einem antiken Theater zum Sitzen, Verweilen und Betrachten des kleinen Gartens hinter den Frontscheiben einlädt, erreicht man die oberen Ausstellungsräume. Es sind schlichte White Cubes mit hellem Holzparkett.

Die Eröffnungsschau, die Architekturansichten von Thomas Ruff oder auch Rauminstallationen der koreanischen Künstler Ho-Yeon Kang und Kibaik Yeon vereinte, enthüllte übrigens eine interessante Gemeinsamkeit des Stiftungsgründers mit dem Architekten Jacques Herzog: Auch dieser wollte einst Künstler werden. So waren in der Ausstellung tatsächlich zwei eigentliche Kunstwerke von Herzog & de Meuron zu sehen.

Das eine davon war eine Installation, die unter dem Titel «Lego House: One specific room» der Funktion des Estrichs als Erinnerungsraum nachspürte, die er für uns mit seinem Sammelsurium an deponierten und vergessenen Gegenständen innehaben kann. In der anderen Installation, «Olfactory Object Seoul» mit in kleinen Keramiken eingelassenen Duftkerzen, ging es um die assoziationsreiche Welt von Gerüchen, die auch in Häusern eine eminente Rolle spielten, wie Jacques Herzog einst in einem Interview mit Philip Ursprung unterstrich.

Lebendige Galerienszene

Der SongEun Art Space kommt zur rechten Zeit. Seoul baut sich gerade aus zum neuen Kunst-Hotspot von Fernost. Nächstes Jahr soll hier erstmals die internationale Messe für Gegenwartskunst Freeze stattfinden. Und zahlreiche westliche Galerien haben Adressen im Zentrum der Stadt eröffnet. So etwa König aus Berlin, der seine Räume soeben mit einer Schau vibrierender Papierarbeiten von Katharina Grosse einweihte. Oder der Salzburger Galerist Thaddaeus Ropac, der seine Eröffnungsschau jüngsten Gemälden von Baselitz widmete.

In Seoul seit längerem vertreten ist auch die renommierte New Yorker Pace Gallery, die gerade Arbeiten von Alexander Calder zeigte. Bereits 2017 eröffneten hier Lehmann Maupin aus New York als eine der ersten Galerien aus dem Westen eine Dépendance. Nun will man nächstes Jahr mit einem eigenen Gebäude des preisgekrönten koreanischen Architekturbüros Society of Architecture (SoA) auf 2400 Quadratmeter Ausstellungsfläche expandieren.

Dies in unmittelbarer Nähe zum Leeum Samsung Museum of Art, das in einer spektakulären dreiteiligen Folge von miteinander verbundenen Bauten der Stararchitekten Mario Botta, Jean Nouvel und Rem Koolhaas einen Teil der riesigen Samsung-Lee-Kunstsammlung beherbergt. Dazu gehören Spitzenstücke koreanischer Keramik und buddhistischer Kunst ebenso wie Werke von Alberto Giacometti, Francis Bacon, Louise Bourgeois, Anish Kapoor, Nam June Paik oder Andy Warhol.

Letztgenanntem widmet gerade der von Frank Gehry entworfene und 2019 eröffnete Flagship-Store Louis Vuitton Maison Seoul in seiner Rooftop-Galerie eine Schau mit Werken aus der Stiftung des französischen Luxuskonzerns (bis 2. Februar 2022). Westliche Kunst ist aber auch angesagt bei den grossen, regelmässig an der Art Basel teilnehmenden koreanischen Galerien. So richtet die Galerie Kukje gegenwärtig dem Briten Julian Opie eine Schau aus (bis 28. November).

Einen Katzensprung davon entfernt dreht sich dafür im National Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA) alles um die einheimische Kunstproduktion. Zurzeit werden dort die vier diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Korea Artist Prize gefeiert (bis 20. März 2022).

Förderung der hiesigen Kunstszene ist auch ein Anliegen von SongEun Art Space. Das ist wichtig. Denn sollten die Koreaner einmal den Gefallen verlieren an den westlichen Luxuslabels, zu welchen im asiatischen Lifestyle-Verständnis auch die grossen Künstlernamen gehören, so werden wohl all die Brands der Mode- und Kunstwelt auch bald wieder weg sein.

Man fragt sich daher, wie nachhaltig dieser momentane Kunst-Boom wirklich ist – eine Frage, die übrigens auch an der Pressekonferenz zur Eröffnung des neuen Baus von Herzog & de Meuron gestellt wurde. Pierre de Meuron gab darauf zur Antwort, SongEun sei für Generationen gebaut. Nachhaltig sei dieser Ort dann, wenn die Menschen zahlreich und immer wieder gerne hinkämen.

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2021.11.29

26. Juni 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Ein funkelnder Diamant der Kultur: Der neue Kunst-Hotspot der Schweizerin Maja Hoffmann in Arles ist vollendet

Die Kulturförderin und Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, Maja Hoffmann, investiert in Südfrankreich Millionen in die Kunst. Die letzte Etappe ihres ehrgeizigen Projekts, der Ausstellungsturm von Frank Gehry, ist nun nach zehnjähriger Bautätigkeit abgeschlossen worden.

Die Kulturförderin und Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, Maja Hoffmann, investiert in Südfrankreich Millionen in die Kunst. Die letzte Etappe ihres ehrgeizigen Projekts, der Ausstellungsturm von Frank Gehry, ist nun nach zehnjähriger Bautätigkeit abgeschlossen worden.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

09. Februar 2021Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen Sie schon mit Kunst zusammen?

Der Anti-Künstler Donald Judd war der Schöpfer von unterkühlter Minimal Art, seine Wohnräume aber waren voll von warmer Lebendigkeit. Ein Plädoyer für Kunst in gelebter Wohnlichkeit.

Der Anti-Künstler Donald Judd war der Schöpfer von unterkühlter Minimal Art, seine Wohnräume aber waren voll von warmer Lebendigkeit. Ein Plädoyer für Kunst in gelebter Wohnlichkeit.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

10. Oktober 2019Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Landesmuseum Zürich: Ein historistisches Gesamtkunstwerk, ausgestattet mit modernster Technik

Nach abgeschlossener Sanierung erstrahlt der westliche Museumsflügel des Zürcher Landesmuseums wieder in ursprünglichem Glanz.

Nach abgeschlossener Sanierung erstrahlt der westliche Museumsflügel des Zürcher Landesmuseums wieder in ursprünglichem Glanz.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

29. Juli 2016Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Brücke zur Schweizer Geschichte

Nach fünfzehnjähriger Planungs- und Realisationszeit ist es soweit: Am kommenden Wochenende eröffnet das neue Landesmuseum mit einem Fest und zwei neuen Ausstellungen seine Tore.

Nach fünfzehnjähriger Planungs- und Realisationszeit ist es soweit: Am kommenden Wochenende eröffnet das neue Landesmuseum mit einem Fest und zwei neuen Ausstellungen seine Tore.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen


verknüpfte Bauwerke
Schweizerisches Landesmuseum - Erweiterung

28. Juli 2016Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Mit dem Knirps zum Ritter und dann in die Bar

Die Erlebniswelt des neuen Museumskonzepts bietet für alle etwas – von kleinen Kindern über grosse Forscher bis hin zu wahren Genussmenschen. Die Zauberformel lautet: Szenografie und Animation.

Die Erlebniswelt des neuen Museumskonzepts bietet für alle etwas – von kleinen Kindern über grosse Forscher bis hin zu wahren Genussmenschen. Die Zauberformel lautet: Szenografie und Animation.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen


verknüpfte Bauwerke
Schweizerisches Landesmuseum - Erweiterung

28. Juli 2016Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Ausserirdische am Schlossfest

Am Tag der offenen Tür stellt sich der Neubau mit seinen Ausstellungen vor. An Führungen kann man sich klug machen, an Konzerten vergnügen sowie im Innenhof die ganze Nacht hindurch festen.

Am Tag der offenen Tür stellt sich der Neubau mit seinen Ausstellungen vor. An Führungen kann man sich klug machen, an Konzerten vergnügen sowie im Innenhof die ganze Nacht hindurch festen.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen


verknüpfte Bauwerke
Schweizerisches Landesmuseum - Erweiterung

14. Mai 2016Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Diesseits von Eden

Wie beginnt man eine Ausstellung über Gärten? Natürlich mit dem Sündenfall, denn zumindest die westliche Gartenkultur ist geprägt von der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies.

Wie beginnt man eine Ausstellung über Gärten? Natürlich mit dem Sündenfall, denn zumindest die westliche Gartenkultur ist geprägt von der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

05. November 2011Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Zürcher Pionier der Denkmalpflege

Mit dem Zeichenstift durchwanderte Johann Rudolf Rahn auf seinen Streifzügen zu wichtigen Baudenkmälern die ganze Schweiz. Der Zürcher Gelehrte gilt als Pionier der Denkmalpflege – sein Werk hat bis heute nichts an Bedeutung eingebüsst.

Mit dem Zeichenstift durchwanderte Johann Rudolf Rahn auf seinen Streifzügen zu wichtigen Baudenkmälern die ganze Schweiz. Der Zürcher Gelehrte gilt als Pionier der Denkmalpflege – sein Werk hat bis heute nichts an Bedeutung eingebüsst.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

19. August 2010Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Ein Doppelporträt

Das Museum für Gestaltung Zürich konnte kürzlich über hundert Vintage Prints und spätere Abzüge aus René Burris berühmtem Le-Corbusier-Konvolut erwerben. Diese Fotos bilden den Kern einer Ausstellung im Museum Bellerive.

Das Museum für Gestaltung Zürich konnte kürzlich über hundert Vintage Prints und spätere Abzüge aus René Burris berühmtem Le-Corbusier-Konvolut erwerben. Diese Fotos bilden den Kern einer Ausstellung im Museum Bellerive.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

23. Juli 2008Philipp Meier
Neue Zürcher Zeitung

Pittoreskes Indien der Gärten und Paläste

«Picturesque Views» heisst eine Ausstellung im Museum Rietberg, die anhand von frühen Fotografien ein pittoreskes Indien in Schwarz-Weiss und Sepia vor Augen führt. Einen thematischen Schwerpunkt dieser wertvollen Fotodokumente bildet die indische Mogul-Architektur.

«Picturesque Views» heisst eine Ausstellung im Museum Rietberg, die anhand von frühen Fotografien ein pittoreskes Indien in Schwarz-Weiss und Sepia vor Augen führt. Einen thematischen Schwerpunkt dieser wertvollen Fotodokumente bildet die indische Mogul-Architektur.

Die islamischen Gartenanlagen, prächtigen Alleen und majestätischen Paläste der Mogul-Herrscher waren wie geschaffen, den Durst westlicher Fotografen nach exotisch-orientalischen Bildern zu stillen. Und so liess die europäische Faszination für alles Orientalische Indien zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum prädestinierten Ziel fotografischer Exploration werden. Die gegenwärtige Ausstellung «Picturesque Views» im Museum Rietberg macht denn deutlich, dass das koloniale Indien auch Pionierland der Kunstfotografie war.

Die Ausstellung, die das Museum Rietberg vom Museum für Asiatische Kunst in Berlin übernehmen konnte, vereint rund 70 Fotografien, darunter solche von international bekannten Grössen wie Samuel Bourne oder Felice Beato. Es sind aber auch Arbeiten zu sehen von anderen wichtigen Vertretern ihres Faches sowie von weniger bekannten Fotografen, die den Grossen nicht blind nacheiferten, sondern teilweise ganz eigene Wege beschritten.

Ein eigener Block der feinen Schau ist selbstverständlich dem meistfotografierten Monument Indiens gewidmet: dem Taj Mahal in Agra. Erbaut vom Mogul-Herrscher Shah Jahan als Mausoleum für seine Lieblingsgattin nach deren Tod 1631, war das Bauwerk aus weissem Marmor rasch zum Inbegriff europäischer Orientphantasien geworden und insofern ein ideales Motiv romantisch inspirierter Fotografen. Zu den Ikonen früher Fotografie in Indien gehören denn Aufnahmen des Taj Mahal von John Murray (1809–1898), Samuel Bourne (1834–1912) und Felice Beato (1834–1907?).

Sie alle konzentrierten sich auf der Suche nach pittoresken Motiven auf die Prachtsbauten der Moguln. Angestrebt wurde dabei mit Vorliebe die Verbindung von Architektur, Ruinenlandschaft und Natur, um stimmungsvolle, teils melancholisch, teils idyllisch anmutende Kompositionen zu erhalten, die durchaus an Gemälde der deutschen Romantik erinnern.

Dank neuen Techniken erhöhten sich Brillanz und Tiefenschärfe rasch, wie besonders gut an Beispielen von Samuel Bourne und Felice Beato ersichtlich wird. Der Stein der Monumente und Säulenhallen lässt sich hier gleichsam anfassen, so deutlich treten die körnige Oberflächenstruktur und die gemeisselten Reliefverzierungen hervor.

Bournes Aufnahmen aus dem Kaschmirtal, der einstigen Sommerfrische der Grossmoguln, gehören dabei zu den Spitzenwerken seines fotografischen Schaffens. Sein gekonnter Umgang mit Licht und Schatten tritt am deutlichsten in dem zeitlosen und von jedem Exotismus befreiten Werk mit einer Pappelallee hervor. Hier schwebte Bourne wohl weniger das Pittoreske seiner anderen Indien-Bilder vor als vielmehr das Sublime, wie er es vor allem auch in seinen Himalaja-Aufnahmen suchte und fand.

Kaum ein anderer hat die Gärten und Paläste der Moguln in Lucknow (Lakhnau) so stimmungsvoll eingefangen wie Felice Beato. Seine Panoramen von Lucknow gehören zu den eindrucksvollsten Stadtansichten der frühen Fotografie. Auf vielen seiner Bilder, die nicht nur der reinen Schaulust verpflichtet waren, sind überdies die Spuren der Kämpfe des grossen Aufstands von Lucknow und der Zerstörungswut der englischen Armee abzulesen. Das Pittoreske erhält in diesen Bildern einen seltsamen Beigeschmack.

Das Fremde und Exotische offenbarte sich für den westlichen Blick aber auch in den Menschen, sofern sie nicht mehr nur als Statisten auf den Fotografien fungierten. Besondere Faszination geht in der Ausstellung von den Bildern Lala Din Dayals, des Hoffotografen des Nizam von Hyderabad, aus. Die Aufnahme einer Strassenszene in Hyderabad mit dem berühmten Char-Minar-Bau im Hintergrund gibt das städtische Treiben wieder. Ein besonders berückendes Zeitzeugnis ist aber die Porträtaufnahme der sechsten Tochter des Nizam von Hyderabad. Hier treffen zwei Welten aufeinander: Die Foto zeigt das kleine Mädchen um 1899 in westlicher Kleidung und mit einem gezähmten Geparden an der Kette. Ein beispielhaftes Bild für eine verloren gegangene Epoche Indiens, deren originäre Exotik durch die Kolonialmacht nach und nach verdrängt worden war.

[ Zürich, Museum Rietberg (Gablerstrasse 15), bis 26. Oktober. Katalog Fr. 48.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2008.07.23

Profil

7 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2 | 1