Übersicht

Bauwerke

Artikel 12

12. November 2011Spectrum

Am Angelpunkt der Raumkunst

Er starb vor wenigen Tagen unerwartet auf einer Reise nach Marrakesch: Mit Rudolf Prohazka, Jahrgang 1947, verliert die heimische Szene einen der besten...

Er starb vor wenigen Tagen unerwartet auf einer Reise nach Marrakesch: Mit Rudolf Prohazka, Jahrgang 1947, verliert die heimische Szene einen der besten...

Er starb vor wenigen Tagen unerwartet auf einer Reise nach Marrakesch: Mit Rudolf Prohazka, Jahrgang 1947, verliert die heimische Szene einen der besten Baukünstler seiner Generation. Ende der 1980er-Jahre – politisch/kulturell auch für Wien Wendezeit – setzen seine ersten Wohnhäuser und die im Team mit dem Mentor Ernst Hiesmayr vorgelegten Wettbewerbsprojekte zum Museumsquartier (1987; 2. Stufe 1990) und für St. Pöltens Regierungsviertel (1989, mit Reinhard Gallister) konzeptionell weittragende Maßstäbe. Gerade die beiden Papier gebliebenen Entwürfe für sogenannte Jahrhundertprojekte werden im kulturellen Gedächtnis des Landes bleiben als geistige Mark- und Ecksteine, an denen die damaligen und vergleichbare künftige urbanistische Entscheidungen zu messen sind.

In Wien hinterlässt er mit dem eleganten Re-Design des IBM-Centers am Donaukanal, mit der Revitalisierung der Aula der Akademie der Wissenschaften, dem formidablen Wohnbau Perfektastraße öffentlich wirksame Proben seines Könnens. Mehrfach ausgezeichnet, stets über Wettbewerbe erarbeitet, bieten seine minuziös ausgefeilten Industrie-, Wohn- und Bürobauten eine formal unglamouröse, räumlich/funktionell hochpotenzielle Botschaft: das Ausreizen des konstruktiv Möglichen im Dienste der Befreiung des Raumes, des Freihaltens der Mitte, der dynamisch erlebbaren, offenen Orte. Eine eigenständige Haltung, jenseits „flotter“ Moden, die ihm zuletzt den Zugang zu größeren Aufträgen erschwerte.

Profil

Architekturstudium an der Technischen Universität Wien (Diplom 1973). 1970-1978 war Prohazka Mitarbeiter im Atelier von Prof. Ernst Hiesmayr, seit 1978 führt er sein eigenes Atelier.

Prohazka hat sich vor allem durch einige bemerkenswerte Einfamilienhäuser einen Namen gemacht, darunter ein Haus in Kaltenleutgeben (1985-1986), ein Atelier und Kleinwohnhaus in Ried (1988-1990), ein Einfamilienhaus in Wiener Neustadt (1992-1993) und in Wien. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wurde der Gewerbehof für Haustechnik in einem Betriebsbaugebiet in Wien realisiert und 1992 der Umbau eines Bürogebäudes in Linz. Wohnhaus, Wiener Neustadt, 1992-93; Zentrum U6 Perfektastraße, Wien; Tourismus-Haus Bregenz, 1994; Wohnhaus, Wien-Sievering, 1995.

Zu den wichtigsten Wettbewerbsbeiligungen zählen das Wiener Museumsquartier, das Grazer Trigon-Museum, die Landeshauptstadt St. Pölten, der EXPO-Wettbewerb, der Kulturbezirk St. Pölten, das Österreichische Kulturinstitut in New York. 1993-1994 hat Prohazka eine Nutzungs- und Raumplanungsstudie für den Festspielhausbezirk in Bregenz erarbeitet, seit 1994 ist ein Tourismushaus für Bregenz in Planung, 1995 entstand eine Bebauungsstudie für das Bregenzer Seestadtareal, 1997 die Siedlung Perfektastrasse, Wien 23, 1999 „IBM redesign DIANA“.

Auszeichnungen

1999 Preis der Stadt Wien 1999 für Architektur
1998 Kulturpreis 1998 des Landes Niederösterreich Anerkennungspreis für Architektur
1995 Domico-Baupreis 1994/95 „Metall in der Architektur“ für „Wohnhaus in wien Sievering“
1993 Internationaler Architekturkritikerkongress Architekturzentrum, Wien - Prämierung für „Wohnhaus bei Wiener Neustadt“

7 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2 | 1