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19. Mai 2014Wilfried Dechau
db

Grazil übers Wasser

Für die Landesgartenschau Bamberg 2012 wurde eine ganze Familie konstruktiv ähnlich konzipierter, ungewöhnlich schlanker Brücken gebaut. Der jüngst mit dem Brückenbaupreis ausgezeichnete Erba-Steg wird hier pars pro toto vorgestellt. Er hat bei 48 m Spannweite in Feldmitte eine Bauteildicke von lediglich 37 cm.

Für die Landesgartenschau Bamberg 2012 wurde eine ganze Familie konstruktiv ähnlich konzipierter, ungewöhnlich schlanker Brücken gebaut. Der jüngst mit dem Brückenbaupreis ausgezeichnete Erba-Steg wird hier pars pro toto vorgestellt. Er hat bei 48 m Spannweite in Feldmitte eine Bauteildicke von lediglich 37 cm.

2002 bekam die Stadt Bamberg den Zuschlag für die Landesgartenschau 2012 – und damit die Chance, das seit Längerem brachliegende Gelände der Erlanger Bamberger Baumwollspinnerei und -weberei (Erba) zu revitalisieren. 2007 wurde ein Ideen- und Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat ihn das Landschaftsarchitekturbüro Brugger. Nach deren Plänen durchschlängelt der »Fischpass« das Gelände – ein natürlich anmutender, de facto aber künstlich angelegter, der Rinne eines Regnitz-Altarms folgender Bach. Sechs von Johann Grad entworfene Brücken queren den Wasserlauf. Den eindrucksvollsten Auftritt hat der Erba-Steg. Nahe der Mündung in die Regnitz schwingt er sich mit einer Spannweite von 48 m über den Fischpass.

Mir ist nur eine Fußgängerbrücke bekannt, die im Scheitel ähnlich aufregend dünn ist: die Pont d'en Gómez in Girona, sie wurde 1916 (!) nach Plänen des Architekten Luis Holms in Stahlbeton errichtet. Sie ist allerdings so schmal, dass tatsächlich nur Fußgänger passieren können. Der Erba-Steg und die anderen Bamberger Gartenschaubrücken sind hingegen so bemessen, dass sie im Notfall auch von Einsatzfahrzeugen befahren werden können.

Der Landesgartenschau-Rummel (26. April bis 7. Oktober 2012) ist längst rum. Was blieb, ist ein erfolgreich zur Parklandschaft umgestaltetes Industriebrachland. Dass eine Gartenschau dafür instrumentalisiert wird, ist nichts Ungewöhnliches; dass dafür die Landschaft neu modelliert wird und einige anmutige Brücken gebaut werden, ebenfalls nicht (siehe LGA Pforzheim 1992, IGA Rostock 2003). Man könnte es abhaken, wären da nicht die drei Fußgänger- und drei Fahrbrücken, die – konstruktiv miteinander verwandt – als ganze Brückenfamilie entstanden sind. Allen voran der Erba-Steg, der – leicht modifiziert – bereits an anderer Stelle in Bamberg Brückenbaugeschichte schrieb.

Nämlich als Brückenprovisorium, das ab März 2009 benötigt wurde, um während der Bauzeit der Kettenbrücke wenigstens den Fußgängern die Überquerung des Main-Donau-Kanals zu ermöglichen. Normalerweise sieht so etwas so grobschlächtig aus, wie es das Wort Behelfsbrücke nahelegt. In diesem Falle nicht. Denn dem Architekten Matthias Dietz ist es gelungen, die Stadtväter davon zu überzeugen, den Behelf gleich mit Blick auf eine mögliche Zweitnutzung zu bauen. So kamen die Bamberger erstens zu einem ungewohnt eleganten Notbehelf und zweitens zu einer verblüffend schlanken Fußgängerbrücke zur Erschließung des ehemaligen Industrie-Areals. Als die Kettenbrücke (ebenfalls vom Ingenieur Johann Grad) fertig und für den Verkehr freigegeben war, musste die Hilfsbrücke nur noch in zwei Teile zerlegt, zum Erba-Gelände transportiert und dort von Autokränen aus wieder aufgebaut werden.

Dem Schiffsbau entlehnt

Die kleinen, feinen Brücken mögen auf den ersten Blick selbstverständlich und bescheiden wirken, und doch haben sie im Brückenbau neue Maßstäbe für Eleganz, Leichtigkeit und Grazilität gesetzt. Dabei wurde keineswegs mit High Tech Materialien gearbeitet – weder mit GFK noch mit Karbonfaserwerkstoffen, sondern, ganz ohne Tricks, mit ganz normalem Stahl. Das Prinzip seiner Konstruktion ist – wie alles Geniale – letztlich ganz einfach. Nummer eins: Man nehme zwei Auflager und spanne das Tragwerk fest ein. Dass sich die Schlankheit dadurch signifikant beeinflussen lässt, weiß man noch aus der Statikvorlesung (q·l2/8 versus q·l2/24). Nummer zwei: Man füge das Tragwerk – wie beim Schiffbau – aus Schotten, Spanten und Planken zusammen und verschweiße den Korpus.

Das Prinzip, eine Konstruktion durch Einspannen zu verschlanken, hat auch Calatrava bei seiner anfangs so hoch gelobten Brücke in Venedig zu nutzen gewusst. Leider am falschen Ort. Denn als Nummer drei muss der Vollständigkeit halber angefügt werden: Der Baugrund sollte mitspielen. Und da darf man im Falle Venedigs so seine Zweifel haben.

Die Bamberger Gartenschaubrücken sind einander vom Typus her sehr ähnlich, sie unterscheiden sich lediglich hinsichtlich ihrer Dimensionen, der Tragfähigkeit und einiger Details der Ausführung. Daher der Begriff: Brückenfamilie. Der von Johann Grad entwickelte Prototyp so eines integralen Systems mit beidseitiger Volleinspannung quert als Fußgängerbrücke die Altmühl in Eichstätt. Der Altmühlsteg geht auf einen 2007 gewonnenen Wettbewerb zurück und war beim Brückenpreis 2010 unter den Nominierten.

Die Volleinspannung wird durch schräg gestellte Stabverpresspfähle gewährleistet, die auf Zug und Druck beansprucht werden. Die statisch wirksame Höhe des im Schnitt dreieckigen Brückentragwerks kann durch die Einspannung in Feldmitte extrem gering gehalten werden. Entsprechend dem Zuwachs der Biegemomente nimmt die Brückendicke zum Auflager hin kontinuierlich zu. Für die Fußgängerbrücken wurden Stahlelemente mit einer Blechdicke von 12 mm luftdicht zu einem torsionsfreien Tragwerk verschweißt. Die äußerlich ebenso aussehenden Fahrbrücken unterscheiden sich durch eine verborgen bleibende statische Besonderheit von den Fußgängerbrücken: Sie wurden als Stahlverbundbrücken ausgeführt. Die in diesem Fall 20 mm dicken, seitlichen Flanken des Tragwerks werden mit aufgeschweißten Kopfbolzen zur Verbundwirkung herangezogen. Das V-förmige Stahlelement wird im Werk hergestellt. Es dient zugleich als Schalung für den Aufbeton. Kombiniert mit beidseitiger Volleinspannung ermöglicht der Flächenverbund sogar für eine 60-t-Belastung, das heißt, für die höchste Brückenklasse, eine extrem schlanke Ausführung. Die 16 m überspannende Straßenbrücke hat in Feldmitte z. B. eine Bauteildicke (Stahlblech plus Beton) von 25 cm, das heißt, sie ist mit l/64 ungewöhnlich schlank. Für Bauwerke dieser Art waren früher Zulassungen im Einzelfall erforderlich, aber inzwischen ist die Bauweise in den DIN-Fachberichten geregelt und zugelassen.

So lassen sich auch Straßenbrücken mit deutlich größerer Spannweite realisieren. Ein Musterbeispiel konnte Johann Grad in Vohburg realisieren. Leider kann er die Erfolgsgeschichte seiner innovativen Bauweise nicht mehr persönlich weiter vorantreiben. Er ist am 18.6.2013 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

db, Mo., 2014.05.19



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db 2014|05 Ingenieurbaukunst

07. September 2007Wilfried Dechau
Bauwelt

Ulrich Müther 1934-2007

Er selbst hat sich – in aller Bescheidenheit – immer als „Landbaumeister aus Rügen“ bezeichnet. Natürlich war er sich dessen bewusst, in der DDR einer von ganz wenigen gewesen zu sein, die sich über die „Platten-Doktrin“ hinwegsetzen konnten. Doch damit zu kokettieren, hätte nicht zu seinem Naturell gepasst. Ohnehin war es nicht seine Sache, gar zu viele Worte zu machen. Als ich Ulrich Müther im August 1999 zum ersten Mal in Binz persönlich begegnete, dauerte es eine Weile, ihn aus der Reserve zu locken. Sicher hat es ihm geschmeichelt, mitzubekommen, dass seine wichtige Rolle in der DDR-Nachkriegs-Moderne wahrgenommen wird, aber das ist für einen bedächtigen und bedachtsamen Pommern noch lange kein Grund, gleich aus dem Häuschen zu geraten. Erst mal abwarten.

Er selbst hat sich – in aller Bescheidenheit – immer als „Landbaumeister aus Rügen“ bezeichnet. Natürlich war er sich dessen bewusst, in der DDR einer von ganz wenigen gewesen zu sein, die sich über die „Platten-Doktrin“ hinwegsetzen konnten. Doch damit zu kokettieren, hätte nicht zu seinem Naturell gepasst. Ohnehin war es nicht seine Sache, gar zu viele Worte zu machen. Als ich Ulrich Müther im August 1999 zum ersten Mal in Binz persönlich begegnete, dauerte es eine Weile, ihn aus der Reserve zu locken. Sicher hat es ihm geschmeichelt, mitzubekommen, dass seine wichtige Rolle in der DDR-Nachkriegs-Moderne wahrgenommen wird, aber das ist für einen bedächtigen und bedachtsamen Pommern noch lange kein Grund, gleich aus dem Häuschen zu geraten. Erst mal abwarten.

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Bauwelt 2007|35 Heiss und Kalt

Publikationen

fotografierte Bauwerke

Presseschau 12

19. Mai 2014Wilfried Dechau
db

Grazil übers Wasser

Für die Landesgartenschau Bamberg 2012 wurde eine ganze Familie konstruktiv ähnlich konzipierter, ungewöhnlich schlanker Brücken gebaut. Der jüngst mit dem Brückenbaupreis ausgezeichnete Erba-Steg wird hier pars pro toto vorgestellt. Er hat bei 48 m Spannweite in Feldmitte eine Bauteildicke von lediglich 37 cm.

Für die Landesgartenschau Bamberg 2012 wurde eine ganze Familie konstruktiv ähnlich konzipierter, ungewöhnlich schlanker Brücken gebaut. Der jüngst mit dem Brückenbaupreis ausgezeichnete Erba-Steg wird hier pars pro toto vorgestellt. Er hat bei 48 m Spannweite in Feldmitte eine Bauteildicke von lediglich 37 cm.

2002 bekam die Stadt Bamberg den Zuschlag für die Landesgartenschau 2012 – und damit die Chance, das seit Längerem brachliegende Gelände der Erlanger Bamberger Baumwollspinnerei und -weberei (Erba) zu revitalisieren. 2007 wurde ein Ideen- und Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat ihn das Landschaftsarchitekturbüro Brugger. Nach deren Plänen durchschlängelt der »Fischpass« das Gelände – ein natürlich anmutender, de facto aber künstlich angelegter, der Rinne eines Regnitz-Altarms folgender Bach. Sechs von Johann Grad entworfene Brücken queren den Wasserlauf. Den eindrucksvollsten Auftritt hat der Erba-Steg. Nahe der Mündung in die Regnitz schwingt er sich mit einer Spannweite von 48 m über den Fischpass.

Mir ist nur eine Fußgängerbrücke bekannt, die im Scheitel ähnlich aufregend dünn ist: die Pont d'en Gómez in Girona, sie wurde 1916 (!) nach Plänen des Architekten Luis Holms in Stahlbeton errichtet. Sie ist allerdings so schmal, dass tatsächlich nur Fußgänger passieren können. Der Erba-Steg und die anderen Bamberger Gartenschaubrücken sind hingegen so bemessen, dass sie im Notfall auch von Einsatzfahrzeugen befahren werden können.

Der Landesgartenschau-Rummel (26. April bis 7. Oktober 2012) ist längst rum. Was blieb, ist ein erfolgreich zur Parklandschaft umgestaltetes Industriebrachland. Dass eine Gartenschau dafür instrumentalisiert wird, ist nichts Ungewöhnliches; dass dafür die Landschaft neu modelliert wird und einige anmutige Brücken gebaut werden, ebenfalls nicht (siehe LGA Pforzheim 1992, IGA Rostock 2003). Man könnte es abhaken, wären da nicht die drei Fußgänger- und drei Fahrbrücken, die – konstruktiv miteinander verwandt – als ganze Brückenfamilie entstanden sind. Allen voran der Erba-Steg, der – leicht modifiziert – bereits an anderer Stelle in Bamberg Brückenbaugeschichte schrieb.

Nämlich als Brückenprovisorium, das ab März 2009 benötigt wurde, um während der Bauzeit der Kettenbrücke wenigstens den Fußgängern die Überquerung des Main-Donau-Kanals zu ermöglichen. Normalerweise sieht so etwas so grobschlächtig aus, wie es das Wort Behelfsbrücke nahelegt. In diesem Falle nicht. Denn dem Architekten Matthias Dietz ist es gelungen, die Stadtväter davon zu überzeugen, den Behelf gleich mit Blick auf eine mögliche Zweitnutzung zu bauen. So kamen die Bamberger erstens zu einem ungewohnt eleganten Notbehelf und zweitens zu einer verblüffend schlanken Fußgängerbrücke zur Erschließung des ehemaligen Industrie-Areals. Als die Kettenbrücke (ebenfalls vom Ingenieur Johann Grad) fertig und für den Verkehr freigegeben war, musste die Hilfsbrücke nur noch in zwei Teile zerlegt, zum Erba-Gelände transportiert und dort von Autokränen aus wieder aufgebaut werden.

Dem Schiffsbau entlehnt

Die kleinen, feinen Brücken mögen auf den ersten Blick selbstverständlich und bescheiden wirken, und doch haben sie im Brückenbau neue Maßstäbe für Eleganz, Leichtigkeit und Grazilität gesetzt. Dabei wurde keineswegs mit High Tech Materialien gearbeitet – weder mit GFK noch mit Karbonfaserwerkstoffen, sondern, ganz ohne Tricks, mit ganz normalem Stahl. Das Prinzip seiner Konstruktion ist – wie alles Geniale – letztlich ganz einfach. Nummer eins: Man nehme zwei Auflager und spanne das Tragwerk fest ein. Dass sich die Schlankheit dadurch signifikant beeinflussen lässt, weiß man noch aus der Statikvorlesung (q·l2/8 versus q·l2/24). Nummer zwei: Man füge das Tragwerk – wie beim Schiffbau – aus Schotten, Spanten und Planken zusammen und verschweiße den Korpus.

Das Prinzip, eine Konstruktion durch Einspannen zu verschlanken, hat auch Calatrava bei seiner anfangs so hoch gelobten Brücke in Venedig zu nutzen gewusst. Leider am falschen Ort. Denn als Nummer drei muss der Vollständigkeit halber angefügt werden: Der Baugrund sollte mitspielen. Und da darf man im Falle Venedigs so seine Zweifel haben.

Die Bamberger Gartenschaubrücken sind einander vom Typus her sehr ähnlich, sie unterscheiden sich lediglich hinsichtlich ihrer Dimensionen, der Tragfähigkeit und einiger Details der Ausführung. Daher der Begriff: Brückenfamilie. Der von Johann Grad entwickelte Prototyp so eines integralen Systems mit beidseitiger Volleinspannung quert als Fußgängerbrücke die Altmühl in Eichstätt. Der Altmühlsteg geht auf einen 2007 gewonnenen Wettbewerb zurück und war beim Brückenpreis 2010 unter den Nominierten.

Die Volleinspannung wird durch schräg gestellte Stabverpresspfähle gewährleistet, die auf Zug und Druck beansprucht werden. Die statisch wirksame Höhe des im Schnitt dreieckigen Brückentragwerks kann durch die Einspannung in Feldmitte extrem gering gehalten werden. Entsprechend dem Zuwachs der Biegemomente nimmt die Brückendicke zum Auflager hin kontinuierlich zu. Für die Fußgängerbrücken wurden Stahlelemente mit einer Blechdicke von 12 mm luftdicht zu einem torsionsfreien Tragwerk verschweißt. Die äußerlich ebenso aussehenden Fahrbrücken unterscheiden sich durch eine verborgen bleibende statische Besonderheit von den Fußgängerbrücken: Sie wurden als Stahlverbundbrücken ausgeführt. Die in diesem Fall 20 mm dicken, seitlichen Flanken des Tragwerks werden mit aufgeschweißten Kopfbolzen zur Verbundwirkung herangezogen. Das V-förmige Stahlelement wird im Werk hergestellt. Es dient zugleich als Schalung für den Aufbeton. Kombiniert mit beidseitiger Volleinspannung ermöglicht der Flächenverbund sogar für eine 60-t-Belastung, das heißt, für die höchste Brückenklasse, eine extrem schlanke Ausführung. Die 16 m überspannende Straßenbrücke hat in Feldmitte z. B. eine Bauteildicke (Stahlblech plus Beton) von 25 cm, das heißt, sie ist mit l/64 ungewöhnlich schlank. Für Bauwerke dieser Art waren früher Zulassungen im Einzelfall erforderlich, aber inzwischen ist die Bauweise in den DIN-Fachberichten geregelt und zugelassen.

So lassen sich auch Straßenbrücken mit deutlich größerer Spannweite realisieren. Ein Musterbeispiel konnte Johann Grad in Vohburg realisieren. Leider kann er die Erfolgsgeschichte seiner innovativen Bauweise nicht mehr persönlich weiter vorantreiben. Er ist am 18.6.2013 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

db, Mo., 2014.05.19



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db 2014|05 Ingenieurbaukunst

07. September 2007Wilfried Dechau
Bauwelt

Ulrich Müther 1934-2007

Er selbst hat sich – in aller Bescheidenheit – immer als „Landbaumeister aus Rügen“ bezeichnet. Natürlich war er sich dessen bewusst, in der DDR einer von ganz wenigen gewesen zu sein, die sich über die „Platten-Doktrin“ hinwegsetzen konnten. Doch damit zu kokettieren, hätte nicht zu seinem Naturell gepasst. Ohnehin war es nicht seine Sache, gar zu viele Worte zu machen. Als ich Ulrich Müther im August 1999 zum ersten Mal in Binz persönlich begegnete, dauerte es eine Weile, ihn aus der Reserve zu locken. Sicher hat es ihm geschmeichelt, mitzubekommen, dass seine wichtige Rolle in der DDR-Nachkriegs-Moderne wahrgenommen wird, aber das ist für einen bedächtigen und bedachtsamen Pommern noch lange kein Grund, gleich aus dem Häuschen zu geraten. Erst mal abwarten.

Er selbst hat sich – in aller Bescheidenheit – immer als „Landbaumeister aus Rügen“ bezeichnet. Natürlich war er sich dessen bewusst, in der DDR einer von ganz wenigen gewesen zu sein, die sich über die „Platten-Doktrin“ hinwegsetzen konnten. Doch damit zu kokettieren, hätte nicht zu seinem Naturell gepasst. Ohnehin war es nicht seine Sache, gar zu viele Worte zu machen. Als ich Ulrich Müther im August 1999 zum ersten Mal in Binz persönlich begegnete, dauerte es eine Weile, ihn aus der Reserve zu locken. Sicher hat es ihm geschmeichelt, mitzubekommen, dass seine wichtige Rolle in der DDR-Nachkriegs-Moderne wahrgenommen wird, aber das ist für einen bedächtigen und bedachtsamen Pommern noch lange kein Grund, gleich aus dem Häuschen zu geraten. Erst mal abwarten.

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Bauwelt 2007|35 Heiss und Kalt

Profil

1964 Abitur am Katharineum zu Lübeck. 1966-1972 Architekturstudium an der TU Braunschweig. 1972-1980 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Baukonstruktionen und Industriebau, Prof. Walter Henn, TU Braunschweig. 1980-1988 Redakteur der db deutsche bauzeitung, Stuttgart. 1988-2004 Chefredakteur der db. 1983 Gastredakteur bei AJ, architect's journal, London. 1995 Initiierung des Europäischen Architekturfotografie-Preises »architekturbild«. 2004 Gastredaktor der Zeitschrift Hochparterre, Zürich. Seit 2004 als freier Fotograf und Buchautor tätig. 2010-2015 Fotogalerie f75 in Stuttgart.

Lehrtätigkeit

1972-1980 Oberstufenseminare zu den Themen »Weitgespannte Hallen«, »Hochhäuser« und »Hängekonstruktionen«, TU BS. 1995-2001 Lehraufträge zum Thema »Architektur und Sprache« an der FH Biberach. Seit 1998 Kurse zum Thema Architekturfotografie bei den Architektenkammern Hessen (Wiesbaden) und Bayern (München) sowie Ingenieurkammer Bayern (Coburg, München). 2012 Architekturfotografiekurse in Asien, u.a. Jakarta und Yokjakarta.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften
Seit 1999 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). 2003 Gründung des gemeinnützigen Vereins architekturbild e.v. (2003-2014 dessen Erster Vorsitzender). 2004-2010 im Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau.

Publikationen

1976 »Gestaltung - mit und ohne Architekten«. 1995 »architektur abbilden«. 1996 »...in die Jahre gekommen, I, Wohnungsbauten«. 1997 »...in die Jahre gekommen, II, Bürobauten«. 1997 »Architektenjargon«. 1998 »Mit spitzem Stift«. 1999 »...in die Jahre gekommen, III, Kulturbauten«. 1999 »Architektur-Alltag«. 1999 Kalender »Brückenschlag«. 2000 »Kühne Solitäre, Ulrich Müther, Schalenbaumeister der DDR«. 2006 Broschüre »Jüdisches Zentrum München«. 2006 »Traversinersteg«. 2007 »Seebrücke Sassnitz«. 2008 Kalender »münchner brücken 2008«. 2009 »Moscheen in Deutschland«. 2010 »Dorfbrücke Vals«. 2013 »Trutg dil Flem«. 2013 »Baakenhafenbrücke Hamburg«. 2018 »Nossa Punt«. 2019 »Zweiter Blick, 50 Jahre Hugo-Häring-Preis«. 2022 »Heinz Isler. Schalen«

Veranstaltungen

Ausstellungen: 1976 »Gestaltung - mit und ohne Architekten (Wanderausstellung und Katalog). 1999 »Brückenschlag« Fotografien der Storebelt-Brücke (Haus der Architekten, AK Baden-Württemberg. 2002 »Baustelle« Ausstellung und Katalog (Haus der Architeken, AK Baden-Württembert, Stuttgart). 2002 »Brückenschlag« (Deutsches Museum, München). 2005 »Brückenschlag« (Ingenieur Kunst Galerie, Berlin). 2006 »über brücken« (Bayerische Ingenieurekammer Bau, München). 2006 »Traversinersteg (WAZ, Wiesbaden; vhs-photogalerie, Stuttgart; Camillo Sitte HTL, Wien) 2007 »Bau des Jüdischen Zentrums in München (OFD, München). 2008 »über brücken« (architekturgalerie am weißenhof, Stuttgart). 2008-2014 Die Ausstellung »Moscheen in Deutschland« wird von Berlin bis Wien, von Kuwait bis Singapore weltweit an 34 verschiedenen Orten gezeigt. 2010 »Dorfbrücke Vals« (Galerie f75, Stuttgart). »offene räume · bauten von ulrich müther« (Usedomer Kunstverein e.v. Heringsdorf). 2013 »trutg dil flem« (Galerie f75, Stuttgart). 2014 »In Beton gegossen« Mitwirkung an der Ulrich-Müther-Ausstellung (architekturgalerie am weißenhof, Stuttgart). 2014 «Fokus S« Mitwirkung an der Ausstellung »Architekturfotografen sehen ihre Stadt« (architekturgalerie am weißenhof, Stuttgart). 2015 »SoDaBrücke« Mitwirkung an der Ausstellung »kann den bauen sünde sein... ?« (architekturgalerie am weißenhof, Stuttgart). 2016 »Brücke.Berg.Bach« (HafenCity Universität Hamburg). 2016 »Stuttgart reißt sich ab« (architekturgalerie am weißenhof, Stuttgart). »Zweiter Blick, 50 Jahre Hugo-Häring-Preis« (als Wanderausstellung geplant, erste Ausstellung im BDA Wechselraum, Stuttgart. Danach im Architekturschaufenster, Karlsruhe. Weitere Orte geplant).
Vorträge: Zahlreiche Vorträge zu den Themen Architektur, Ingenieurbau, Fotografie.

Auszeichnungen

1992 Silberne Halbkugel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 1999 Kodak Fotokalenderpreis für den Kalender »Brückenschlag«. 2006 Auswahltitel »Deutscher Fotobuchpreis 2006/2007. 2006 »Photobook of the Year« bei Eyes on Books, Mannheim. 2012 »Book of the month«, New York Book Design Review. 2013 Teampreis sia-»Umsicht«, sia (Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein). 2015 Das Buch »Baakenhafenbrücke Hamburg« steht auf der Shortlist des Buchpreises »HamburgLesen« der Staatsbibliothek Hamburg

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