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Artikel 12

17. September 2009Roman Hollenstein
Neue Zürcher Zeitung

Baukünstler und Lehrer

Bekannt wurde er in den sechziger Jahren als Exponent der neuen Tessiner Architektur: der 1928 in Baden geborene Dolf Schnebli. Schon sein erster Bau, die 1959 vollendete Casa Costioli in Campione, bei der er sich mit den neusten Ideen von Le Corbusier auseinandersetzte, erregte internationales Aufsehen.

Bekannt wurde er in den sechziger Jahren als Exponent der neuen Tessiner Architektur: der 1928 in Baden geborene Dolf Schnebli. Schon sein erster Bau, die 1959 vollendete Casa Costioli in Campione, bei der er sich mit den neusten Ideen von Le Corbusier auseinandersetzte, erregte internationales Aufsehen.

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27. Dezember 2008Jacques Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Ein grosser Lehrmeister

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dolf Schnebli feiert heute seinen 80. Geburtstag. Seit mehr als 50 Jahren leistet er als Architekt und Architekturprofessor einen wesentlichen Beitrag zur Schweizer Architektur von heute. Dieser Beitrag besteht aus wichtigen Gebäuden wie dem Gymnasium in Locarno oder dem Gartenbad in Wohlen, beide aus den sechziger Jahren, bis hin zum Swiss-Re-Gebäude in Zürich Brunau oder dem Bau der Architekturfakultät der ETH Lausanne, beide aus der Zeit um 2000. Wichtig ist auch Schneblis Beitrag zur architektonischen Streitkultur im Lande – zuletzt manifest bei der Zürcher Debatte um das vom Stimmvolk abgelehnte neue Kongresszentrum. Noch wichtiger, aus unserer Sicht, die wir davon direkt profitieren konnten, war sein Beitrag als Lehrer an der ETH von 1969 bis 1994. Schnebli war der letzte grosse Lehrmeister am «Poly», der letzte, der wie ein Patron den Spirit an der Schule prägen konnte, so wie dies heute leider nicht mehr möglich ist, trotz – oder wegen – der vielen klingenden Namen, die dort jetzt unterrichten. Sein Lehren war stets sehr didaktisch geprägt, moralisierend und provozierend. Sein Moralismus richtete den Finger auf die zunehmenden Fehlentwicklungen im Verhältnis Bauproduktion - Architekt - Gesellschaft.

Dolf ist bis heute provokativ, jedes Mal, wenn uns ein paar Zeilen von ihm erreichen. Er hat eine eigene, spezifisch architektonische Sicht auf die Dinge. Seine Sicht ist stets persönlich, und vielleicht gerade deshalb erreichte sie uns als junge Studenten viel eher als eine allgemeine Lehre. Uns schleppte er vor den Isenheimer Altar in Colmar, wo wir die malerische Freiheit Matthias Grünewalds entdecken konnten. Er versuchte jedem Einzelnen sein eigenes Sehen zu vermitteln, deshalb sind die vielen, die bei ihm studierten, auch so verschieden herausgekommen und machen selbst so unterschiedliche Architektur. Viele Architekten, die heute irgendwo in der Schweiz praktizieren, profitierten von ihm, darunter viele mit bekanntem Namen – welcher andere Lehrer hat je so viel erreicht?

Er, der Lehrer, hat selbst ein ausgesprochen gelehriges Verhältnis zur Welt, vor allem der Welt der Architektur, wo er Le Corbusier dazu auserkoren hat, durch Werk, Schrift und Malerei Vorbild zu sein und direkte Anleitung zu liefern für Bautypologien, Einsatz von Farbe, Detailbearbeitung und Lichtführung. Das Oberlicht – überhaupt ein Lieblingskind der Architekturmoderne, und so auch von Schnebli – wurde nicht nur im Museumsbau eingesetzt, sondern es feierte auch im Kirchenbau, in Gemeindehäusern, in Hallenbädern, in Einfamilienhäusern und natürlich in Schulhäusern einen Triumphzug, der von Le Corbusier ausging und nicht etwa von Mies van der Rohe, dem anderen grossen Meister der Moderne. Bei einigen der wichtigsten Gebäude von Schnebli war das Oberlicht gar Leitmotiv, angefangen bei seinem frühen Gymnasium in Locarno (1960–63), einem der Meisterwerke in seinem Schaffen. Obwohl gerade Locarno nicht so sehr ein «corbusisches» Modell verkörpert, kann man schon dort erkennen, dass Dolf sich der mediterranen Kultur des grossen Meisters aus dem Jura eher verbunden fühlte als der nordischen – heute würde man sagen, der globalisierten – Kultur von Mies, dessen abstrahierte Architektursprache sich in den sechziger Jahren weltweit als Sprache der Moderne durchsetzte. Mies' Architektur konnte nicht nur sehr poetisch sein, sondern sie wurde auch zum Mainstream – ein Spagat, welchen Le Corbusier nie schaffte, obwohl grosse Lehrer wie Dolf Schnebli stets das Potenzial seines Werks zur Schaffung einer allgemeinverbindlichen Sprache betonten und förderten. Das, was Dolf an den Dingen dieser Welt bis heute fasziniert, ist das Didaktisch-Modellhafte, aber auch stets das Provokativ-Sperrige, das sich dann eben dem Mainstream entzieht.

Profil

1948 Beginn Studium an der ETH Zürich
1953 Auswanderung in die USA
1957 Beginn der Zusammenarbeit mit Isidor Ryser
1958 Gründung und Auflösung der Arbeitsgemeinschaaft mit Jean Messerli
1958 eigenes Büro Dolf Schnebli Architetto, Agno
1971 Erweiterung des Büros zu Dolf Schnebli, Isidor Ryser, Ernst Engeler, Bernhard Meier Architekten, Agno
1974 Tobias Ammann neuer Partner
1982 Gründung der Firma Dolf Schnebli und Tobias Ammann, Architekten BSA + Partner AG
1991 Aufnahme von Flora Ruchat-Roncati in die AG
1997 Flora Ruchat-Roncati verlässt die AG
1997 Aufnahme von Sacha menz in die Arbeitsgemeinschaft sam architekten und partner ag, Zürich, Agno und Verscio
2001-2005 schnebli ammann menz sam architekten und partner ag, Zürich, Verscio
2005-2009 schnebli menz sam architekten und partner ag, Zürich

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