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17. Mai 2010Elisabeth Steiner
Der Standard

Ein Wissensbad in Kälte und Wärme

Architekturvermittlung neu: In Kärnten wird geschwitzt, gefrühstückt und gebetet

Architekturvermittlung neu: In Kärnten wird geschwitzt, gefrühstückt und gebetet

Klagenfurt - Können Türme in den Himmel wachsen? Ja, sie können. In der Tourismusgemeinde Keutschach soll der in den Sechzigern errichtete und schwer in die Jahre gekommene Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel gesprengt und durch eine atemberaubend kühne Konstruktion aus Holz und Stahl ersetzt werden.

Wie eine Spirale schraubt sich der Turm der Kärntner Architekten Markus Klaura und Dietmar Kaden in Zusammenarbeit mit dem Statiker Markus Lackner rund hundert Meter in die Höhe. Die gewundenen Holzstützen drehen sich mehrfach um sich selbst und geben den Blick auf die Innentreppe frei, die wie eine Doppelhelix angeordnet ist. Das multidimensionale Gebilde ist vieles in einem: Landschaftsskulptur, Kunstraum, Zweckbau und touristisches Leitprojekt für Keutschach und ganz Kärnten.

„Das Bundesland verträgt mehr, als man ihm zutraut“, sagt Klaura. Auch Gerhard Kopeinig, ein Kollege aus der Branche, meint: „Wir müssen erklären, was Baukultur alles leisten kann. Dann wird man sehr bald auch den Mehrwert moderner Architektur begreifen.“

So hat man sich in Kärnten anlässlich der Architekturtage 2010 auch ungewöhnliche Wege in der Architekturvermittlung einfallen lassen. Nach dem Motto „Kalt & Warm“ wird in der Römerbad-Therme in Bad Kleinkirchheim zunächst einmal geschwitzt. Ein heißes Erlebnissymposium in der Sauna soll die Inspirationen zum Fließen bringen. Danach geht's ins Schlosshotel Velden zum „Baukultur-Frühstück“, wo über die Zukunftsentwicklung von Städten und Regionen diskutiert wird.

Wer weder transpirieren noch der morgendlichen Nahrungsaufnahme frönen will, kann im Rahmen von geführten Touren diverse Genuss- und Glaubensräume erkunden. Auf dem Programm stehen Kirchen und Kapellen, aber etwa auch das Museum Liaunig.

Neben offenen Ateliers, Kinderveranstaltungen und Filmvorführungen im Klagenfurter Volkskino gibt es heuer erstmals auch Baustellen-Besichtigungen. Kopeinig: „Architektur ist das Öffentlichste, das wir in der Kunst haben, deshalb müssen wir darüber diskutieren. Und das müssen wir auch aushalten.“ Dann könnten Türme auch in den Himmel über Keutschach wachsen.

Der Standard, Mo., 2010.05.17

06. Oktober 2008Elisabeth Steiner
Der Standard

Ein „Ungetüm“, das zu einem Manifest wurde

Günther Domenigs Steinhaus wurde eröffnet

Günther Domenigs Steinhaus wurde eröffnet

Steindorf - Es bricht wie ein Fels aus dem Grün hervor und ist gleichzeitig Natur und Architektur. Günther Domenigs Steinhaus, das Vermächtnis seines Architekturschaffens und seiner persönlichen Auseinandersetzung „mit der festhaltenden Hartnäckigkeit“ seines Heimatlandes Kärnten, die er „zertrümmern“ wollte, wurde eröffnet.

Viel Prominenz aus Kunst und Kultur, darunter Architektenkollegen Thom Mayne, Wolf D. Prix, Hans Hollein oder Sir Peter Cook nebst den Malern Hans Staudacher, Giselbert Hoke, Sammler Herbert Liaunig et cetera erwiesen Domenig, der beim Fest anwesend war, ihre Referenz. Standard-Kolumnist Gerfried Sperl moderierte die Eröffnung.

Es brauchte 22 Jahre, um Domenigs zu Stein gewordenen „poetischen Traum“ umzusetzen. Ablehnung und Unverständnis begleiteten das wachsende „Ungetüm“ in der Gemeinde Steindorf lange Jahre. So verunsichert war man einst, dass man das Bauwerk, das heute zu den weltweit bedeutendsten Baudenkmälern der Architektur zählt, sogar in Fremdenverkehrsprospekten wegretuschieren ließ. Heute zählen sich freilich auch jene Politiker - vor allem Freiheitliche - die es anfangs heftig bekämpften, zu seinen Bewunderern.

400.000 Euro stellt das Land Kärnten bereit, um den Bau des Steinhauses, der Domenig finanziell völlig über den Kopf gewachsen war, vollenden zu können. Der Bund, vor allem der damalige Kunststaatssekretär Franz Morak, zeigte sich ebenfalls generös und steuerte 700.000 Euro bei.

Das Land Kärnten wird denn auch die Privatstiftung „Steinhaus-Günther Domenig“ übernehmen. Kulturreferent und Landeshauptmann Jörg Haider bezeichnete das Steinhaus als „außergewöhnliches, revolutionäres Bauwerk“, mit dem Domenig an die Grenzen der Architektur gegangen sei. Haider will das Steinhaus als Alternativstandort zum Carinthischen Sommer nützen. Es soll auch eine internationale „Werkstätte“ für Architektur, Kunst, aber auch Firmenpräsentationen werden.

Kulturministerin Claudia Schmied sieht im Steinhaus ein „Symbol“ für ihre Kulturpolitik: „Stätte der Begegnung zu sein, der Kontroversen und des Widerspruchs, so wie auch Kärnten ein Ort der Vielfalt der Kulturen ist, ohne uns die Identität zu nehmen.“

Der Standard, Mo., 2008.10.06



verknüpfte Bauwerke
Steinhaus

12. März 2005Claudia Ruff
Elisabeth Steiner
Der Standard

Strabag beeinsprucht Stadion-Vergabe

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die bei der Vergabe des EM-Stadions in Klagenfurt unterlegene Bietergemeinschaft Strabag/Siemens/HTB will mithilfe von drei Anwaltskanzleien erreichen, dass die Zuschlagserteilung an die Porr/Alpine zurückgenommen wird und es zu einer „neuen objektiven Bewertung aller Angebote kommt“. Das kündigte der Anwalt, Ralf Pock, am Freitag in Wien an. In den nächsten Tagen werden daher zwei Nachprüfungsanträge gestellt. Der eine zielt darauf ab, der Porr den Auftrag wieder zu entziehen, und der andere richtet sich gegen das Ausscheiden der Strabag aus dem Bieterverfahren, sagte Anwalt Michael Breitenfeld.

Mit den Einsprüchen beim unabhängigen Verwaltungssenat in Klagenfurt und der Bundesvergabekommission wollen die Anwälte eine einstweilige Verfügung von zwei Monaten erwirken, innerhalb derer die Behörden entscheiden müssen. Kommen sie mit der Beeinspruchung des Verfahrens nicht durch, so wurde von Anwalt Helmrich Bornheim bereits eine Schadenersatzklage „im zweistelligen Millionenbereich“ in Aussicht gestellt.

Was die Strabag so erzürnt: Ihr Hauptangebot sowie ihre fünf Nebenangebote (Breitenfeld) wurden - wie die von drei weiteren Bietern - ausgeschieden und der Bewertungskommission nicht vorgelegt. Die Begründung war eine „nicht nachvollziehbare“ Kostenreduktion von zuletzt 10,70 Prozent. Das Erstangebot der Strabag lag bei 68 Mio. Euro. „Dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, unser Angebot wurde nicht vorgelegt“, sagte Pock und schließt daraus, dass die Entscheidung der Kommission pro Porr „nicht einstimmig war“. Begründete wurde das Ausscheiden mit „haarstreubenden Scheinargumenten“. Pock weiter: „Das Ergebnis der Bewertungskommission war schlicht und ergreifend eine Farce.“ Auf die Frage, woher er wisse, dass auch die Angebote von drei weiteren Bieter ausgeschieden wurden, meinte Pock: „Das wissen wir von unserem Klienten, und woher der die Infos hat, weiß ich nicht.“

Anders als die Strabag fehle im Porr-Angebot auch die Garantie einer durchgehenden Bespielbarkeit für den FC Kärnten während der Bauzeit. Dieser Kostenvorteil von drei Mio. Euro müsse auf das Angebot der Porr aufgeschlagen werden, behauptet Pock. Außerdem fehlten im Angebot der Porr der Nachweis der Subunternehmer. Rechtswidrig sei zudem, dass der Porr-Architekt Albert Wimmer „vor und nach Einleitung des Vergabeverfahrens als Architekt für die Auftraggeberseite tätig war“. Pocks Resümee: „Das Ergebnis war vorprogrammiert, massive Gründe sprechen gegen das Porr-Angebot.“ „Das Angebot unserer Klientin ist preislich günstiger als jenes der behaupteten Bestbieterin.“ Bornhelm: „Die Vergabe hier war einzigartig, so gravierende Verstöße gegen das Europarecht habe ich noch nie erlebt.“

Haider: Habe „gewarnt“

Schützenhilfe erhält die Strabag von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider. „Ein Einspruch steht jedem Bieter zu, auch der Strabag.“ Er spielt den Ball nun dem Bauherrn, der Stadt Klagenfurt zu: „Wir haben gewarnt. Jetzt hat Bürgermeister Harald Scheucher Handlungsbedarf.“ Offenbar soll dieser zu einer Teilung des Auftrages bewogen werden. Im Gespräch mit dem STANDARD macht Scheucher aber neuerlich klar, dass er daran keineswegs denke: „Eine Jury aus hochkarätigen Experten hat entschieden und mit zehn zu null eine deutliche Sprache gesprochen.“ Und Scheucher weiter: „Ich fordere Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner auf, mir die Erlaubnis zu geben, das Strabag-Modell veröffentlichen zu dürfen. Damit kann jeder den Unterschied der beiden Projekte beurteilen.“

Der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, weist die Anschuldigungen der Strabag-Anwälte „auf das Entschiedenste“ zurück: „Hier will ein Verlierer, ein eindeutiges Votum madig machen.“ „Unsere Vorgabe war nicht das Billigst-, sondern das Bestbieterprinzip.“ Und Bestbieter sei eindeutig die Porr/Alpine. „Ich lade Fachleute und Architektenkammer ein, das zu beurteilen.“ Zum hohen Preisnachlass der Strabag meinte Gatterman, es sei eine Vorgabe der Obergutachter Aicher & Holoubek gewesen, dass Preisnachlässe glaubwürdig begründet sein müssten, um versuchtem Preisdumping Einhalt zu gebieten. Zur Androhung einer einstweiligen Verfügung und einer möglichen Neuauflage des Vergabeverfahrens meint Gattermann: „Jede Zeitverzögerung führt dazu, dass die EM akut gefährdet wird.“ Allerdings sei es „schon seltsam, wie die streng vertraulichen Details“ der Vergabeentscheidung an die Strabag-Anwälte gelangen konnten. Das Vergabeprotokoll werde nämlich erst kommenden Montag veröffentlicht. „Da muss wohl ein Informant aus der Jury unterwegs gewesen sein.“ Die Porr wollte die Vorwürfen nicht kommentieren.

Der Standard, Sa., 2005.03.12



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

09. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

„Die sind alleine potent genug“

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Standard: Die Porr ist jetzt definitiv Bestbieter. Sind Sie zufrieden?

Scheucher: Ich bin wahnsinnig erleichtert. Das ist jetzt ein Meilenstein in dieser langen und oft sehr unerfreulichen Geschichte um das Klagenfurter EM-Stadion. Jetzt sind wir in die Zielgerade eingebogen.

STANDARD: Was ist das Besondere am Porr-Modell?

Scheucher: Es ist ein tolles Projekt, schön und funktionell durchdacht. Es wird ein Anziehungspunkt der besonderen Art sein. Und es ist europaweit wegweisend für den Stadionbau. Wir können in Klagenfurt stolz darauf sein.

STANDARD: Es hat immer wieder Querschüsse seitens des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider gegen das Vergabeverfahren gegeben.

Scheucher: Ich ziehe vor den Mitgliedern der Vergabekommission den Hut. Sie haben trotz Unterstellungen, Verdächtigungen und Anschüttungen weitergemacht. Vor allem der Vorsitzende Peter Gattermann hat meine ganze Bewunderung. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir ein wirklich zukunftsweisendes und kostengünstiges Projekt erhalten.

STANDARD: Warum hat Haider das getan?

Scheucher: Ich denke, dass das Verfahren in die Luft gesprengt werden sollte. Diese Querschüsse haben uns sehr viel Zeit gekostet. Es wurde aber eindeutig von Obergutachtern festgestellt, dass es nur kleinere Verfahrensmängel gab, die keinen Grund für einen Verfahrensstopp ergeben hätten. Niemand hätte sich ausmalen könne, was passiert wäre, wenn es dazu gekommen wäre.

STANDARD: Befürchten Sie Schadenersatzklagen unterlegener Bieter?

Scheucher: Das kann ich aus heutiger Sicht noch nicht beurteilen. Ich will da wirklich nicht spekulieren. Warten wir einmal die 14-tägige Einspruchsfrist ab. Die Entscheidung ist, wie von den Gutachtern empfohlen, einstimmig getroffen worden. Und diese Entscheidung für die Porr ist schon sehr genau begründet. Da bin ich wirklich nicht aufgeregt.

STANDARD: Wäre für die Stadt eine Aufteilung des Auftrags - etwa mit der Strabag denkbar?

Scheucher: Das Siegerprojekt muss unter diesen festgelegten Konditionen und mit diesem Preis gebaut werden. Wenn also nach Auftragserteilung der Bestbieter meint, einen Partner hereinnehmen zu müssen, so kann er das nur im Einvernehmen mit dem Bauherrn, vertreten durch den Klagenfurter Gemeinderat tun. Aber die Bietergemeinschaft der Porr ist ein so potentes Unternehmen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie noch weitere Partner braucht.

STANDARD: Die nächste Hürde könnte die UVP werden. Erwarten Sie weitere Turbulenzen?

Scheucher: Die Stadt Klagenfurt wird raschest und präzise die Umweltverträglichkeitserklärung abgeben. Die Verantwortung für die UVP liegt beim Land und bei Landeshauptmann Haider.

ZUR PERSON:
Harald Scheucher (65), seit '97
Klagenfurter Bürgermeister

Der Standard, Mi., 2005.03.09



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

08. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

Porr baut EM-Stadion in Klagenfurt

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Klagenfurt - Um 21.30 Uhr war es soweit: Nach zweitägigen Verhandlungen hat die Vergabekommission den bisherigen Best- und Billigstbieter, die Bietergemeinschaft Porr/Alpine zum Best- und Billigstbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erkoren. Kommissions-Vorsitzender Peter Gattermann sagte zum STANDARD: „Die Porr hat das absolut beste Projekt, sie hat als einzige die Gesamtfläche, nämlich das Stadion und den Sportpark optimal bearbeitet. Das Projekt ist in seiner Gesamtkonzeption einzigartig und bahnbrechend im europäischen Stadionbau“. Zu möglichen Nebenabsprachen (die Stabag mit einem Teil am Auftrag zu beteiligen) meinte Gattermann, „das entscheidet der Bauherr (Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher, Anm.,) in Abstimmung mit dem Bestbieter“.

Gattermann bezifferte die Gesamtkosten für das Projekt nun mit 59 Mio. Euro. Der Abstand zum Zweitplazierten sei „eindeutig“ gewesen. Heute, Dienstag, wird das Projekt im Klagenfurter Stadtsenat abgesegnet. Dann besteht eine 14-tägige Einspruchsfrist der unterlegenen Anbieter. Anschließend erfolgt die Umweltverträglichkeitsprüfung. Bis Frühling 2007 muss das Stadion fertig sein, damit die Fußball-EM 2008 über die Bühne gehen kann.

Der Schlussakt des Klagenfurter Stadion-Krimis ließ wie die vorangegangenen an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Hermetisch abgeriegelt von jeder Öffentlichkeit - in einem zum Hochsicherheitstrakt umfunktionierten Magistratsgebäude - musste die elfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Peter Gattermann die Vergabeentscheidung letztlich zwischen den beiden heimischen Baugiganten Porr und Strabag treffen, wobei letztere mit ihrem Angebot bisher nur an dritter Stelle gereiht war. Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner drohte zuletzt sogar mit einer Anfechtung der Vergabe sollte er nicht zum Zug kommen.

Ausgeschrieben war in Klagenfurt ein Generalverfahren. Das heißt, es mussten Architektur und Bauausführung gemeinsam angeboten werden. Bewertet wurde nach den Kriterien Architektur, Wirtschaftlichkeit, Technik, Funktionalität und Städtebaulichkeit. Insgesamt sechs Bieter hatten sich für den Auftrag beworben, der die Errichtung eines neuen Stadions mit 30.000 Sitzplätzen auf dem alten Standort im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf vorsieht. Die Kosten werden von Bund, Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt gedrittelt.

Das Vergabeverfahren wurde von Anfang an heftig torpediert. Mehrmals stand es daher vor dem definitiven Aus und ebenso oft wurde versucht, es doch noch zu retten.

Als sich bereits kurze Zeit nach dem Beginn des Vergabeverfahrens die Porr als Best-und Billigstbieter herausstellte, begannen sofort Störmanöver seitens des Landes Kärnten. Landeshauptmann Jörg Haider favorisierte ein Konsortium um die Strabag. Ziemlich bald stand der Vorwurf der Schiebung wegen Haselsteiners Nähe zu Haider und dessen Kärntner FPÖ im Raum. Dabei soll es zu verbotenen Weitergabe von Bieterunterlagen bis hin zur illegalen Finanzierung der FPÖ gekommen sein. Was von Haider und Haselsteiner strikte zurückgewiesen wird.

Das Kommissionsmitglied Hermann Eisenköck, der das sogar schriftlich deponierte, musste seine Wahrnehmungen unter Androhung einer 20-Mio.-Euro-Klage von Haselsteiner zurücknehmen.

Als letzter Sprengversuch wurden sämtliche Bieterdetails in einer Kärntner Wochenzeitung veröffentlicht. Als Sprengmeister, der die Unterlagen weitergegeben haben soll, wurde der Klagenfurter Konzerthaus-Direktor und Intimus des Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, Franz Widrich, vermutet, der das jedoch stets vehement bestritt. Er saß auch als einer von drei Landesvertretern in der Vergabekommission. Als Telefonprotokolle über Widrichs angeblichen Geheimnisverrat auftauchten, trat Haider die so genannte Abhöraffäre los.

Der Standard, Di., 2005.03.08



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

27. Mai 2004Elisabeth Steiner
Der Standard

Malen, Basteln, Formen, Bauen

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung...

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung...

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung sind noch immer zu finden. Dem halten die jungen Kärntner Architektenteams spado architects und ogris. wanek entgegen, dass Architektur auch eine Reise ins Wunderland der Fantasie, ein Spiel mit der Wahrnehmung und mit dem Wahrnehmbaren sein kann.

Man muss sich nur auf den unerschöpflichen Reichtum der Formen und Variationen einlassen, um neue Räume erschließen zu können. Und wer könnte das besser als Kinder?, dachten sich die Kärntner Jung-Architekten. „Die Kinder sind frei von gesellschaftlichen Vorurteilen und ihren vorgefertigten Formmustern“, darin sehen Ralf Wanek und Gerfried Ogris direkte Parallelen zur Arbeit des Architekten, dessen Aufgabe die Gestaltung des menschlichen Lebensraumes ist. Und der sei eben vielgestaltig und nicht nur eine Frage der Machbarkeit. Denn, so Hannes Schienegger von spado architects: „Wir leben heute in einer Zeit der standardisierten Form. Aber jedes Formelement ist funktionale Realität und zugleich Baustein des Irrealen, wo sich Wahrnehmungsräume verschieben und das Wunderbare sichtbar wird.“

Was also liege näher, als Kinder mit Grundformen der Architektur - Fläche, Zelt und Hülle sowie Höhle und Labyrinth - hantieren zu lassen, um daraus ganz neue Raumgefüge entstehen zu lassen?


Kinder bauen (T)räume

An den drei Architekturstützpunkten Klagenfurt, Villach und St. Veit an der Glan bekommen Kinder die Möglichkeit, nicht nur Traumhäuser, sondern ganze Traumstädte bauen zu können.

Als Material stehen ihnen Styropor, Karton, Textilien und Modelliermasse zur Verfügung. Architekten sind als Betreuer anwesend und gespannt darauf, sich überraschen zu lassen.

Sozusagen als „Gegenüberstellung“ werden Architekturfahrten zu außergewöhnlichen zeitgenössischen Gebäuden angeboten. Auf dem Programm stehen unter anderem die Klagenfurter Zentrale der Hypo-Alpe-Adria-Bank des kalifornischen Architekten Thom Mayne, das Europäische Design Depot (Ortner & Ortner) und das Funderwerk 1 in St. Veit an der Glan.

An diesem Schwindel erregenden Industriebau erprobten spado architects, ob Architektur nicht auch aus einem Spieltrieb heraus entstehen kann. Aus den Schienen der angrenzenden Eisenbahntrasse wurde das Leitmotiv der dynamischen Fassadengestaltung abgeleitet.

Der Standard, Do., 2004.05.27

Presseschau 12

17. Mai 2010Elisabeth Steiner
Der Standard

Ein Wissensbad in Kälte und Wärme

Architekturvermittlung neu: In Kärnten wird geschwitzt, gefrühstückt und gebetet

Architekturvermittlung neu: In Kärnten wird geschwitzt, gefrühstückt und gebetet

Klagenfurt - Können Türme in den Himmel wachsen? Ja, sie können. In der Tourismusgemeinde Keutschach soll der in den Sechzigern errichtete und schwer in die Jahre gekommene Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel gesprengt und durch eine atemberaubend kühne Konstruktion aus Holz und Stahl ersetzt werden.

Wie eine Spirale schraubt sich der Turm der Kärntner Architekten Markus Klaura und Dietmar Kaden in Zusammenarbeit mit dem Statiker Markus Lackner rund hundert Meter in die Höhe. Die gewundenen Holzstützen drehen sich mehrfach um sich selbst und geben den Blick auf die Innentreppe frei, die wie eine Doppelhelix angeordnet ist. Das multidimensionale Gebilde ist vieles in einem: Landschaftsskulptur, Kunstraum, Zweckbau und touristisches Leitprojekt für Keutschach und ganz Kärnten.

„Das Bundesland verträgt mehr, als man ihm zutraut“, sagt Klaura. Auch Gerhard Kopeinig, ein Kollege aus der Branche, meint: „Wir müssen erklären, was Baukultur alles leisten kann. Dann wird man sehr bald auch den Mehrwert moderner Architektur begreifen.“

So hat man sich in Kärnten anlässlich der Architekturtage 2010 auch ungewöhnliche Wege in der Architekturvermittlung einfallen lassen. Nach dem Motto „Kalt & Warm“ wird in der Römerbad-Therme in Bad Kleinkirchheim zunächst einmal geschwitzt. Ein heißes Erlebnissymposium in der Sauna soll die Inspirationen zum Fließen bringen. Danach geht's ins Schlosshotel Velden zum „Baukultur-Frühstück“, wo über die Zukunftsentwicklung von Städten und Regionen diskutiert wird.

Wer weder transpirieren noch der morgendlichen Nahrungsaufnahme frönen will, kann im Rahmen von geführten Touren diverse Genuss- und Glaubensräume erkunden. Auf dem Programm stehen Kirchen und Kapellen, aber etwa auch das Museum Liaunig.

Neben offenen Ateliers, Kinderveranstaltungen und Filmvorführungen im Klagenfurter Volkskino gibt es heuer erstmals auch Baustellen-Besichtigungen. Kopeinig: „Architektur ist das Öffentlichste, das wir in der Kunst haben, deshalb müssen wir darüber diskutieren. Und das müssen wir auch aushalten.“ Dann könnten Türme auch in den Himmel über Keutschach wachsen.

Der Standard, Mo., 2010.05.17

06. Oktober 2008Elisabeth Steiner
Der Standard

Ein „Ungetüm“, das zu einem Manifest wurde

Günther Domenigs Steinhaus wurde eröffnet

Günther Domenigs Steinhaus wurde eröffnet

Steindorf - Es bricht wie ein Fels aus dem Grün hervor und ist gleichzeitig Natur und Architektur. Günther Domenigs Steinhaus, das Vermächtnis seines Architekturschaffens und seiner persönlichen Auseinandersetzung „mit der festhaltenden Hartnäckigkeit“ seines Heimatlandes Kärnten, die er „zertrümmern“ wollte, wurde eröffnet.

Viel Prominenz aus Kunst und Kultur, darunter Architektenkollegen Thom Mayne, Wolf D. Prix, Hans Hollein oder Sir Peter Cook nebst den Malern Hans Staudacher, Giselbert Hoke, Sammler Herbert Liaunig et cetera erwiesen Domenig, der beim Fest anwesend war, ihre Referenz. Standard-Kolumnist Gerfried Sperl moderierte die Eröffnung.

Es brauchte 22 Jahre, um Domenigs zu Stein gewordenen „poetischen Traum“ umzusetzen. Ablehnung und Unverständnis begleiteten das wachsende „Ungetüm“ in der Gemeinde Steindorf lange Jahre. So verunsichert war man einst, dass man das Bauwerk, das heute zu den weltweit bedeutendsten Baudenkmälern der Architektur zählt, sogar in Fremdenverkehrsprospekten wegretuschieren ließ. Heute zählen sich freilich auch jene Politiker - vor allem Freiheitliche - die es anfangs heftig bekämpften, zu seinen Bewunderern.

400.000 Euro stellt das Land Kärnten bereit, um den Bau des Steinhauses, der Domenig finanziell völlig über den Kopf gewachsen war, vollenden zu können. Der Bund, vor allem der damalige Kunststaatssekretär Franz Morak, zeigte sich ebenfalls generös und steuerte 700.000 Euro bei.

Das Land Kärnten wird denn auch die Privatstiftung „Steinhaus-Günther Domenig“ übernehmen. Kulturreferent und Landeshauptmann Jörg Haider bezeichnete das Steinhaus als „außergewöhnliches, revolutionäres Bauwerk“, mit dem Domenig an die Grenzen der Architektur gegangen sei. Haider will das Steinhaus als Alternativstandort zum Carinthischen Sommer nützen. Es soll auch eine internationale „Werkstätte“ für Architektur, Kunst, aber auch Firmenpräsentationen werden.

Kulturministerin Claudia Schmied sieht im Steinhaus ein „Symbol“ für ihre Kulturpolitik: „Stätte der Begegnung zu sein, der Kontroversen und des Widerspruchs, so wie auch Kärnten ein Ort der Vielfalt der Kulturen ist, ohne uns die Identität zu nehmen.“

Der Standard, Mo., 2008.10.06



verknüpfte Bauwerke
Steinhaus

12. März 2005Claudia Ruff
Elisabeth Steiner
Der Standard

Strabag beeinsprucht Stadion-Vergabe

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die bei der Vergabe des EM-Stadions in Klagenfurt unterlegene Bietergemeinschaft Strabag/Siemens/HTB will mithilfe von drei Anwaltskanzleien erreichen, dass die Zuschlagserteilung an die Porr/Alpine zurückgenommen wird und es zu einer „neuen objektiven Bewertung aller Angebote kommt“. Das kündigte der Anwalt, Ralf Pock, am Freitag in Wien an. In den nächsten Tagen werden daher zwei Nachprüfungsanträge gestellt. Der eine zielt darauf ab, der Porr den Auftrag wieder zu entziehen, und der andere richtet sich gegen das Ausscheiden der Strabag aus dem Bieterverfahren, sagte Anwalt Michael Breitenfeld.

Mit den Einsprüchen beim unabhängigen Verwaltungssenat in Klagenfurt und der Bundesvergabekommission wollen die Anwälte eine einstweilige Verfügung von zwei Monaten erwirken, innerhalb derer die Behörden entscheiden müssen. Kommen sie mit der Beeinspruchung des Verfahrens nicht durch, so wurde von Anwalt Helmrich Bornheim bereits eine Schadenersatzklage „im zweistelligen Millionenbereich“ in Aussicht gestellt.

Was die Strabag so erzürnt: Ihr Hauptangebot sowie ihre fünf Nebenangebote (Breitenfeld) wurden - wie die von drei weiteren Bietern - ausgeschieden und der Bewertungskommission nicht vorgelegt. Die Begründung war eine „nicht nachvollziehbare“ Kostenreduktion von zuletzt 10,70 Prozent. Das Erstangebot der Strabag lag bei 68 Mio. Euro. „Dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, unser Angebot wurde nicht vorgelegt“, sagte Pock und schließt daraus, dass die Entscheidung der Kommission pro Porr „nicht einstimmig war“. Begründete wurde das Ausscheiden mit „haarstreubenden Scheinargumenten“. Pock weiter: „Das Ergebnis der Bewertungskommission war schlicht und ergreifend eine Farce.“ Auf die Frage, woher er wisse, dass auch die Angebote von drei weiteren Bieter ausgeschieden wurden, meinte Pock: „Das wissen wir von unserem Klienten, und woher der die Infos hat, weiß ich nicht.“

Anders als die Strabag fehle im Porr-Angebot auch die Garantie einer durchgehenden Bespielbarkeit für den FC Kärnten während der Bauzeit. Dieser Kostenvorteil von drei Mio. Euro müsse auf das Angebot der Porr aufgeschlagen werden, behauptet Pock. Außerdem fehlten im Angebot der Porr der Nachweis der Subunternehmer. Rechtswidrig sei zudem, dass der Porr-Architekt Albert Wimmer „vor und nach Einleitung des Vergabeverfahrens als Architekt für die Auftraggeberseite tätig war“. Pocks Resümee: „Das Ergebnis war vorprogrammiert, massive Gründe sprechen gegen das Porr-Angebot.“ „Das Angebot unserer Klientin ist preislich günstiger als jenes der behaupteten Bestbieterin.“ Bornhelm: „Die Vergabe hier war einzigartig, so gravierende Verstöße gegen das Europarecht habe ich noch nie erlebt.“

Haider: Habe „gewarnt“

Schützenhilfe erhält die Strabag von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider. „Ein Einspruch steht jedem Bieter zu, auch der Strabag.“ Er spielt den Ball nun dem Bauherrn, der Stadt Klagenfurt zu: „Wir haben gewarnt. Jetzt hat Bürgermeister Harald Scheucher Handlungsbedarf.“ Offenbar soll dieser zu einer Teilung des Auftrages bewogen werden. Im Gespräch mit dem STANDARD macht Scheucher aber neuerlich klar, dass er daran keineswegs denke: „Eine Jury aus hochkarätigen Experten hat entschieden und mit zehn zu null eine deutliche Sprache gesprochen.“ Und Scheucher weiter: „Ich fordere Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner auf, mir die Erlaubnis zu geben, das Strabag-Modell veröffentlichen zu dürfen. Damit kann jeder den Unterschied der beiden Projekte beurteilen.“

Der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, weist die Anschuldigungen der Strabag-Anwälte „auf das Entschiedenste“ zurück: „Hier will ein Verlierer, ein eindeutiges Votum madig machen.“ „Unsere Vorgabe war nicht das Billigst-, sondern das Bestbieterprinzip.“ Und Bestbieter sei eindeutig die Porr/Alpine. „Ich lade Fachleute und Architektenkammer ein, das zu beurteilen.“ Zum hohen Preisnachlass der Strabag meinte Gatterman, es sei eine Vorgabe der Obergutachter Aicher & Holoubek gewesen, dass Preisnachlässe glaubwürdig begründet sein müssten, um versuchtem Preisdumping Einhalt zu gebieten. Zur Androhung einer einstweiligen Verfügung und einer möglichen Neuauflage des Vergabeverfahrens meint Gattermann: „Jede Zeitverzögerung führt dazu, dass die EM akut gefährdet wird.“ Allerdings sei es „schon seltsam, wie die streng vertraulichen Details“ der Vergabeentscheidung an die Strabag-Anwälte gelangen konnten. Das Vergabeprotokoll werde nämlich erst kommenden Montag veröffentlicht. „Da muss wohl ein Informant aus der Jury unterwegs gewesen sein.“ Die Porr wollte die Vorwürfen nicht kommentieren.

Der Standard, Sa., 2005.03.12



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

09. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

„Die sind alleine potent genug“

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Standard: Die Porr ist jetzt definitiv Bestbieter. Sind Sie zufrieden?

Scheucher: Ich bin wahnsinnig erleichtert. Das ist jetzt ein Meilenstein in dieser langen und oft sehr unerfreulichen Geschichte um das Klagenfurter EM-Stadion. Jetzt sind wir in die Zielgerade eingebogen.

STANDARD: Was ist das Besondere am Porr-Modell?

Scheucher: Es ist ein tolles Projekt, schön und funktionell durchdacht. Es wird ein Anziehungspunkt der besonderen Art sein. Und es ist europaweit wegweisend für den Stadionbau. Wir können in Klagenfurt stolz darauf sein.

STANDARD: Es hat immer wieder Querschüsse seitens des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider gegen das Vergabeverfahren gegeben.

Scheucher: Ich ziehe vor den Mitgliedern der Vergabekommission den Hut. Sie haben trotz Unterstellungen, Verdächtigungen und Anschüttungen weitergemacht. Vor allem der Vorsitzende Peter Gattermann hat meine ganze Bewunderung. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir ein wirklich zukunftsweisendes und kostengünstiges Projekt erhalten.

STANDARD: Warum hat Haider das getan?

Scheucher: Ich denke, dass das Verfahren in die Luft gesprengt werden sollte. Diese Querschüsse haben uns sehr viel Zeit gekostet. Es wurde aber eindeutig von Obergutachtern festgestellt, dass es nur kleinere Verfahrensmängel gab, die keinen Grund für einen Verfahrensstopp ergeben hätten. Niemand hätte sich ausmalen könne, was passiert wäre, wenn es dazu gekommen wäre.

STANDARD: Befürchten Sie Schadenersatzklagen unterlegener Bieter?

Scheucher: Das kann ich aus heutiger Sicht noch nicht beurteilen. Ich will da wirklich nicht spekulieren. Warten wir einmal die 14-tägige Einspruchsfrist ab. Die Entscheidung ist, wie von den Gutachtern empfohlen, einstimmig getroffen worden. Und diese Entscheidung für die Porr ist schon sehr genau begründet. Da bin ich wirklich nicht aufgeregt.

STANDARD: Wäre für die Stadt eine Aufteilung des Auftrags - etwa mit der Strabag denkbar?

Scheucher: Das Siegerprojekt muss unter diesen festgelegten Konditionen und mit diesem Preis gebaut werden. Wenn also nach Auftragserteilung der Bestbieter meint, einen Partner hereinnehmen zu müssen, so kann er das nur im Einvernehmen mit dem Bauherrn, vertreten durch den Klagenfurter Gemeinderat tun. Aber die Bietergemeinschaft der Porr ist ein so potentes Unternehmen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie noch weitere Partner braucht.

STANDARD: Die nächste Hürde könnte die UVP werden. Erwarten Sie weitere Turbulenzen?

Scheucher: Die Stadt Klagenfurt wird raschest und präzise die Umweltverträglichkeitserklärung abgeben. Die Verantwortung für die UVP liegt beim Land und bei Landeshauptmann Haider.

ZUR PERSON:
Harald Scheucher (65), seit '97
Klagenfurter Bürgermeister

Der Standard, Mi., 2005.03.09



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

08. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

Porr baut EM-Stadion in Klagenfurt

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Klagenfurt - Um 21.30 Uhr war es soweit: Nach zweitägigen Verhandlungen hat die Vergabekommission den bisherigen Best- und Billigstbieter, die Bietergemeinschaft Porr/Alpine zum Best- und Billigstbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erkoren. Kommissions-Vorsitzender Peter Gattermann sagte zum STANDARD: „Die Porr hat das absolut beste Projekt, sie hat als einzige die Gesamtfläche, nämlich das Stadion und den Sportpark optimal bearbeitet. Das Projekt ist in seiner Gesamtkonzeption einzigartig und bahnbrechend im europäischen Stadionbau“. Zu möglichen Nebenabsprachen (die Stabag mit einem Teil am Auftrag zu beteiligen) meinte Gattermann, „das entscheidet der Bauherr (Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher, Anm.,) in Abstimmung mit dem Bestbieter“.

Gattermann bezifferte die Gesamtkosten für das Projekt nun mit 59 Mio. Euro. Der Abstand zum Zweitplazierten sei „eindeutig“ gewesen. Heute, Dienstag, wird das Projekt im Klagenfurter Stadtsenat abgesegnet. Dann besteht eine 14-tägige Einspruchsfrist der unterlegenen Anbieter. Anschließend erfolgt die Umweltverträglichkeitsprüfung. Bis Frühling 2007 muss das Stadion fertig sein, damit die Fußball-EM 2008 über die Bühne gehen kann.

Der Schlussakt des Klagenfurter Stadion-Krimis ließ wie die vorangegangenen an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Hermetisch abgeriegelt von jeder Öffentlichkeit - in einem zum Hochsicherheitstrakt umfunktionierten Magistratsgebäude - musste die elfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Peter Gattermann die Vergabeentscheidung letztlich zwischen den beiden heimischen Baugiganten Porr und Strabag treffen, wobei letztere mit ihrem Angebot bisher nur an dritter Stelle gereiht war. Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner drohte zuletzt sogar mit einer Anfechtung der Vergabe sollte er nicht zum Zug kommen.

Ausgeschrieben war in Klagenfurt ein Generalverfahren. Das heißt, es mussten Architektur und Bauausführung gemeinsam angeboten werden. Bewertet wurde nach den Kriterien Architektur, Wirtschaftlichkeit, Technik, Funktionalität und Städtebaulichkeit. Insgesamt sechs Bieter hatten sich für den Auftrag beworben, der die Errichtung eines neuen Stadions mit 30.000 Sitzplätzen auf dem alten Standort im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf vorsieht. Die Kosten werden von Bund, Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt gedrittelt.

Das Vergabeverfahren wurde von Anfang an heftig torpediert. Mehrmals stand es daher vor dem definitiven Aus und ebenso oft wurde versucht, es doch noch zu retten.

Als sich bereits kurze Zeit nach dem Beginn des Vergabeverfahrens die Porr als Best-und Billigstbieter herausstellte, begannen sofort Störmanöver seitens des Landes Kärnten. Landeshauptmann Jörg Haider favorisierte ein Konsortium um die Strabag. Ziemlich bald stand der Vorwurf der Schiebung wegen Haselsteiners Nähe zu Haider und dessen Kärntner FPÖ im Raum. Dabei soll es zu verbotenen Weitergabe von Bieterunterlagen bis hin zur illegalen Finanzierung der FPÖ gekommen sein. Was von Haider und Haselsteiner strikte zurückgewiesen wird.

Das Kommissionsmitglied Hermann Eisenköck, der das sogar schriftlich deponierte, musste seine Wahrnehmungen unter Androhung einer 20-Mio.-Euro-Klage von Haselsteiner zurücknehmen.

Als letzter Sprengversuch wurden sämtliche Bieterdetails in einer Kärntner Wochenzeitung veröffentlicht. Als Sprengmeister, der die Unterlagen weitergegeben haben soll, wurde der Klagenfurter Konzerthaus-Direktor und Intimus des Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, Franz Widrich, vermutet, der das jedoch stets vehement bestritt. Er saß auch als einer von drei Landesvertretern in der Vergabekommission. Als Telefonprotokolle über Widrichs angeblichen Geheimnisverrat auftauchten, trat Haider die so genannte Abhöraffäre los.

Der Standard, Di., 2005.03.08



verknüpfte Bauwerke
EM Stadion Klagenfurt

27. Mai 2004Elisabeth Steiner
Der Standard

Malen, Basteln, Formen, Bauen

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung...

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung...

Form ist gleich Funktionalität ist gleich Ästhetik. So formelhaft denken Architekten heute nur noch selten, aber Reste dieser modernistischen Gleichung sind noch immer zu finden. Dem halten die jungen Kärntner Architektenteams spado architects und ogris. wanek entgegen, dass Architektur auch eine Reise ins Wunderland der Fantasie, ein Spiel mit der Wahrnehmung und mit dem Wahrnehmbaren sein kann.

Man muss sich nur auf den unerschöpflichen Reichtum der Formen und Variationen einlassen, um neue Räume erschließen zu können. Und wer könnte das besser als Kinder?, dachten sich die Kärntner Jung-Architekten. „Die Kinder sind frei von gesellschaftlichen Vorurteilen und ihren vorgefertigten Formmustern“, darin sehen Ralf Wanek und Gerfried Ogris direkte Parallelen zur Arbeit des Architekten, dessen Aufgabe die Gestaltung des menschlichen Lebensraumes ist. Und der sei eben vielgestaltig und nicht nur eine Frage der Machbarkeit. Denn, so Hannes Schienegger von spado architects: „Wir leben heute in einer Zeit der standardisierten Form. Aber jedes Formelement ist funktionale Realität und zugleich Baustein des Irrealen, wo sich Wahrnehmungsräume verschieben und das Wunderbare sichtbar wird.“

Was also liege näher, als Kinder mit Grundformen der Architektur - Fläche, Zelt und Hülle sowie Höhle und Labyrinth - hantieren zu lassen, um daraus ganz neue Raumgefüge entstehen zu lassen?


Kinder bauen (T)räume

An den drei Architekturstützpunkten Klagenfurt, Villach und St. Veit an der Glan bekommen Kinder die Möglichkeit, nicht nur Traumhäuser, sondern ganze Traumstädte bauen zu können.

Als Material stehen ihnen Styropor, Karton, Textilien und Modelliermasse zur Verfügung. Architekten sind als Betreuer anwesend und gespannt darauf, sich überraschen zu lassen.

Sozusagen als „Gegenüberstellung“ werden Architekturfahrten zu außergewöhnlichen zeitgenössischen Gebäuden angeboten. Auf dem Programm stehen unter anderem die Klagenfurter Zentrale der Hypo-Alpe-Adria-Bank des kalifornischen Architekten Thom Mayne, das Europäische Design Depot (Ortner & Ortner) und das Funderwerk 1 in St. Veit an der Glan.

An diesem Schwindel erregenden Industriebau erprobten spado architects, ob Architektur nicht auch aus einem Spieltrieb heraus entstehen kann. Aus den Schienen der angrenzenden Eisenbahntrasse wurde das Leitmotiv der dynamischen Fassadengestaltung abgeleitet.

Der Standard, Do., 2004.05.27

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