In welcher Weise beeinflussen Orte die Werke von Künstlerinnen? Wo fanden sie Inspiration? Was macht den besonderen Reiz ihrer Häuser und »Dichterstätten« aus? Ob schlichtes Cottage oder mondäner Palazzo, quirlige Metropole oder Idylle auf dem Land – alle neun Frauen bewohnten ein Haus, das sich auf schicksalhafte Weise mit ihrem Leben verband. Ihre Häuser bilden nicht nur den Mittelpunkt erfolgreicher Karrieren, sondern erzählen auch von Freud und Leid, von Lebens- und Schaffenskrisen.

ISBN
978-3-86915-216-5
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2020
Umfang
144 Seiten, Abb. s/w
Format
Hardcover, 12 x 19 cm

Presseschau
02. März 2021Martina Pfeifer Steiner
newroom

Hintergründig

Wie interessant ist das, die Lebensgeschichten von Künstlerinnen als Wohngeschichten zu erzählen! Josephine Baker, Karen Blixen, Coco Chanel, Eileen Gray,...

Wie interessant ist das, die Lebensgeschichten von Künstlerinnen als Wohngeschichten zu erzählen! Josephine Baker, Karen Blixen, Coco Chanel, Eileen Gray, Peggy Guggenheim, Gabriele Münter, Asta Nielsen, Vanessa Bell und Virginia Woolf werden von der versierten Kunsthistorikerin Käthe Kruse in ihren Häusern porträtiert. Sie schreibt fesselnd von Freud und Leid, Lebens- und Schaffenskrisen mit schicksalshaften Wendungen der neun Protagonistinnen, vor der Kulisse ihrer Wohnstätten. Eileen Gray, zum Beispiel, gilt heute aufgrund ihres einzigen Entwurfs für das Haus „E.1027“ am Cap Martin in Südfrankreich als Ikone der Avantgardearchitektur. Sie entwickelte dafür einen modularen „Campingstil“ mit flexiblen Wänden und multifunktionalen Möbeln, machte jedoch einen fatalen Fehler und setzte ihren damaligen Partner, den Verleger Jean Badovici, als Eigentümer ein, der das Haus natürlich nach der Trennung beanspruchte. Dieser Umstand ist der Link zu Le Corbusier, der gegen den Willen von Eileen Gray die Wände in ihrem Haus mit seinen Malereien versah: „Ich habe eine verrückte Lust, dir die Wände zu versauen“, schrieb er an Badovici. Dass Le Corbusier später sein „Le Cabanon“ am Nachbargrundstück weiter oben aufstellte und gerne das „E.1027“ erworben hätte, dies mangels finanzieller Mittel aber nicht tat, lässt ergreifend den Verdruss der Architektin nachvollziehen.

Eine Schicksalsgeschichte ist spannender als die nächste: Wir erfahren von Gabriele Münters „Russenhaus“ und der unglücklichen Beziehung zu Wassily Kandinsky; vom Konkurrenzverhältnis der postimpressionistischen Malerin Vanessa Bell und ihrer älteren Schwester Virginia Woolf, das sich durchaus in ihren Behausungen nachvollziehen lässt; von Coco Chanel, deren Wohnadresse eigentlich nur in der Rue Cambon 31, ihrem Geschäftshaus im Herzen von Paris, festmachen lässt; vom Palazzo Venier de Leoni Peggy Guggenheims in Venedig. Illustriert mit je einem Portrait der Bauherrin und einem Foto des beschriebenen Ambientes bleibt das Hardcover-Buch im handlichen Format, das man gerne und immer wieder aufschlägt.

newroom, Di., 2021.03.02

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