Doppelhäuser mit zwei Gesichtern, abenteuerliche Mottogärten, expressive Zaun- und Garagenkreationen: In den Einfamilienhausgebieten unserer Städte stehen Bausünden hoch im Kurs! Meist genügt ein einzelner Impuls, ein einzelner Nachbar, der ausschert und gestalterisch Neuland betritt, um ein nachhaltiges Echo in der Umgebung auszulösen und zum Motor zu werden …
Nach ihrem Bestseller ›Die Kunst der Bausünde‹ zeigt Turit Fröbe nun ihre schönsten Fundstücke im Eigenheimsektor und beweist: Nie war es einfacher, eine Bausünde zu gestalten!

ISBN
978-3-8321-9992-0
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2021
Umfang
160 Seiten, 160 farbige Abbildungen
Format
Hardcover,

Presseschau
23. Februar 2021Martina Pfeifer Steiner
newroom

Individuell und originell. Das eigenwillige Eigenheim

Die Architekturhistorikerin und Urbanistin Turit Fröbe ist wahrlich eine passionierte Baukulturvermittlerin. Als plakativer Aufhänger eignet sich der Begriff...

Die Architekturhistorikerin und Urbanistin Turit Fröbe ist wahrlich eine passionierte Baukulturvermittlerin. Als plakativer Aufhänger eignet sich der Begriff ‚Bausünde’ zwar sehr gut, in diesem Buch wird das Phänomen der individuellen Ausdrucks-Willigkeit jedoch vielschichtig behandelt. Und unterhaltsam, wie man es von der Autorin der Bücher und Abreißkalender zur „Kunst der Bausünde“ gewohnt ist. Der Streifzug beginnt mit einem Lagebericht der Innenstädte. Konnte man sich früher noch auf ausgefallene Formensprache bei Parkhäusern verlassen, fügen sie sich heute mit ihren Riesenkubaturen unspektakulär ins allgemeine Einerlei. Fündig wird Turit Fröbe jedoch im Erdgeschoß bei Portalgestaltungen und aufsehenerregenden Schaufensterfronten mit gruseligem Materialmix. Sie findet auch eine neue (Un-)Sitte bei innerstädtischen Häuserzeilen: die gemalte Illusion, die beispielsweise Plattenbauten barock nachverdichten, Nachbarschaften dazu erfinden oder Altbauten mit dieser Methode der aufgemalten Fassade „sensibel“ erweitern.

Die eigenwilligen Eigenheime werden in der Dokumentation nicht einfach nur zur Belustigung vorgeführt, sie werden kulturgeschichtlich betrachtet und dabei Dynamiken, Gesetzmäßigkeiten und baukulturelle Entwicklungen aufgezeigt. Am Stadtrand entfalten sich Bausünden nach wie vor mit Enthusiasmus und bilden tendenziell Cluster durch Nachahmung. „Zu den Streetart-Klassikern gehören die Bausünden, die etwas über die Träume, Wohnwünsche oder Hobbys ihrer Bewohner verraten und diese in den öffentlichen Raum tragen. Sie zeigen, wo das Haus lieber stünde oder was es lieber wäre.“ Wie treffend ist dieses Kapitel doch mit Südstaaten-Villa, Ritterburg, Fachwerkhaus, Toskana-Anwesen etc. illustriert. Das Vorurteil über Gartenzwerge, die Vorgärten bespielen, muss aber aufgegeben werden, diese sind zu obskuren und fast kultigen Raritäten geworden. An ihre Stelle treten andere Figurenprogramme, Mottogärten, Schotterplätzchen und Steinkörbe im niederschwellig zu erwerbenden Baumarktstil. Zum Schluss gibt es noch Tipps für die kreative Bauherrschaft aber auch für die gediegene Leserschaft zur Anwendung als Bewusstseinsschärfung: Sei mutig! Zeig, was du hast! Viel ist nicht genug! Auch kleine Eingriffe können große Wirkung erzielen! Passt nicht geht immer! Vergib deinen Nachbarn!

newroom, Di., 2021.02.23

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