Steiners Postauto ist eine Kultur-, Mentalitäts- und Sozialgeschichte des Engadins. Recherchiert und geschrieben hat sie der bekannte, 2019 verstorbene Schweizer Architekt Marcel Meili. Ausgangspunkt ist ein Originalabzug der Aufnahme Postauto ob Silvaplana des legendären Fotografen Albert Steiner, die Meili seinem 92-jährigen Vater geschenkt hatte. Damit verband er die Recherche und das Sinnieren über die Veränderung des Blicks, der Wahrnehmung, der Verkehrsinfrastruktur, des sozialen Raums und des Freizeit- und Alpentourismus der Region, in der seine Eltern eine zweite Heimat gefunden hatten.

So entstand eine höchst anregende, sehr persönlich gehaltene Betrachtung über das Hochtal Engadin und seine Entwicklung angesichts von Tourismus und verkehrskultureller Erschliessung im 20. Jahrhundert. Zugleich ist Steiners Postauto auch eine Art intellektuelle Autobiografie Marcel Meilis, in der dieser über seine eigenen familiären und Mentalitäts-Prägungen nachdenkt. Wir verlegen dieses Buch, das Meili 2007 nur als Privatdruck für seine Eltern und einen engen Freundeskreis publiziert hatte, zum ersten Todestag Marcel Meilis im März 2020.

Marcel Meili (1953–2019) war einer der wichtigsten Architekten der Schweiz und einer der Wortführer im architektonischen und urbanen Diskurs des Landes.

ISBN
978-3-85881-675-7
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2020
Umfang
124 Seiten, 121 farbige und 86 sw Abbildungen
Format
gebunden, 18 x 24 cm

Presseschau
24. November 2020Martina Pfeifer Steiner
newroom

Im Engadin. Eine poetische Bildgeschichte

Der wichtige Schweizer Architekt Marcel Meili (1953–2019) hat uns mit der sehr persönlichen Bildgeschichte ein Geschenk hinterlassen. Schon der Titel „Steiners...

Der wichtige Schweizer Architekt Marcel Meili (1953–2019) hat uns mit der sehr persönlichen Bildgeschichte ein Geschenk hinterlassen. Schon der Titel „Steiners Postauto“ löst so viele Assoziationen aus. Und der schlichten Eleganz und Haptik des Covers im warmen Braunton, des rauen, schweren Papiers kann man sich nicht entziehen und merkt sofort, dass man etwas sehr Wertvolles in Händen hält. Der Titel bezieht sich auf das Bild „Postauto ob Silvaplana“ des legendären Fotografen Albert Steiner (1877–1965), das Meili und seine Frau, die Künstlerin und Kuratorin Eva Afuhs (1954–2011), seinem 92-jährigen Vater geschenkt hatten. Diese Fotografie ist der Auftakt einer emotionalen Reise durch die Landschaft des Engadins, mit Erzählungen, Betrachtungen, Ausschweifungen, Erinnerungen. Sie ist auch die einzige in seitenfüllendem Format. Unvermittelt beginnt man zu lesen, lässt sich ein auf den Text, der die Spannung aus seiner Langsamkeit generiert, auf die Bilderzeile, die sich als Band in immer gleicher Breite über die Buchseiten zieht, die Abbildungen in einer Größe, die zum genau Hinschauen anmiert und alles erkennen lässt. Giovanni Segantini (1858–1899) begegnet uns, mit der „Hütte auf dem Schafberg, wo Segantini starb, vor 1928“ von Albert Steiner, und dann ein Foto von Marcel Meili „Segantini-Hütte auf dem Schafberg, ca. 2005), des weiteren eine höchst interessante Gegenüberstellung des Gemäldes „Die bösen Mütter, 1894“ und die Fotografie „Winterabend bei Maloja, um 1914“ von Albert Steiner. Es ist aber auch Marcel Meilis autobiografische Ausflugsfahrt, bei der wir ihn begleiten dürfen, mit Ausblicken in weite Landschaften, auf die Straßen, wie sie durch die Alpen schneiden, die Baukultur und wie sie vom Tourismus beeinflusst wird, im Engadin und überall sonst noch.

Wie groß das Geschenk ist, welches Marcel Meili mit diesem Buch hinterlässt, erfährt man aus der editorischen Notiz am Schluss. Das Buch blieb nämlich vorerst seinem persönlichen Umfeld vorenthalten, für das er es ja auch geschrieben hat. In einem Privatdruck von 30 Exemplaren erschien es 2007 in japanischer Bindung, 2013 noch einmal in einer Auflage von 20 Stück als Paperback. Ein Jahr vor seinem Tod erlaubte Marcel Meili dem Verlag Scheidegger & Spiess dann glücklicherweise diese essayistische Spurensuche der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

newroom, Di., 2020.11.24

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