Der Umbau des Linzer Brückenkopfs zum Haus der Kunstuniversität ist von herausragender Bedeutung: Im Zentrum der Stadt entstand durch die Neuinterpretation einer historisch ebenso belasteten wie das Stadtbild beeinflussenden Baufigur ein architektonisch beispielgebender Ort für Lehre und Forschung.

Die Neugestaltung wird in den Kontext sowohl der Stadt als auch der Geschichte und Zukunft der Institution und der damit verbundenen stadtpolitischen sowie gesellschaftlichen Perspektiven eingebettet. Damit spricht das Buch ein an Architektur interessiertes Laien- und Fachpublikum ebenso an wie Leserinnen und Leser aus den Bereichen Denkmalpflege, Bildung und Stadtpolitik. Neben dem reichhaltigen Bildteil, Planmaterial und vielfältigen Textbeiträgen wird der Kunstinstallation Transzendenzaufzug von Karin Sander ein eigener Beitrag gewidmet. Ein Interview mit Adolf Krischanitz vervollständigt die umfassende Dokumentation dieser besonderen Bauaufgabe.

Mit Texten von Gabriele Kaiser, Wolfgang Kil, Eva Menasse, Karin Sander und Georg Schöllhammer sowie Gesprächen mit Brigitte Hütter, Reinhard Kannonier, Adolf Krischanitz und Hans-Peter Weiss.


Georg Schöllhammer ist ein österreichischer Kurator, Autor und Herausgeber im Bereich Kunst und Architektur, Gründer und Herausgeber des Kunstmagazins Springerin und Leiter des Kunstnetzwerkes tranzit.at.

ISBN
978-3-03860-187-6
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2020
Umfang
160 Seiten, 100 farb. Abb. u. 24 Pläne
Format
gebunden, 17 x 24 cm

Presseschau
22. März 2021Martina Pfeifer Steiner
newroom

Ein Beitrag. Strategie der Überwindung

Nur weil Adolf Hitler seine „Jugendstadt“ Linz zur „schönsten aller Donaustädte“ ausbauen wollte, die es mit Wien und Budapest aufnehmen könne, und im...

Nur weil Adolf Hitler seine „Jugendstadt“ Linz zur „schönsten aller Donaustädte“ ausbauen wollte, die es mit Wien und Budapest aufnehmen könne, und im Zusammenhang mit der Errichtung der Nibelungenbrücke zwei portalhafte, monumentale Brückenkopfbauten ans Ufer stellte – kann man deshalb von kontaminierten Bauten sprechen? Noch dazu war die Bestimmung als Oberfinanzpräsidium zu funktionieren doch relativ harmlos. 1945 wurde die Baustelle wieder aufgenommen und es entstand ein neues Amtsgebäude der Finanz- Landesdirektion. Ja, es ist legitim solche plakativen Aufhänger in der Schlagzeile zu verwenden, vor allem wenn es dann im Buch um Architektur geht, um den Umbau und die Erweiterung der Kunstuniversität Linz durch Architekt Krischanitz. Wohltuend, wie sich der Herausgeber Georg Schöllhammer bedächtig dem Vorgefundenen und daraus Gemachten annähert: „Räumliche und baugeschichtliche Übergänge, Schnittstellen, Berührungspunkte und Anschlussstellen (durchaus auch im historischen Bedeutungsfeld, das im Begriff Nazibau opak mitschwingt) sind ein Generalthema dieses Projekts, das zwölf Jahre nach dem Wettbewerb nun fertiggestellt ist, und Antwort auf die Fragen nach dem Widerspruch zwischen Inhalt und Form.“

Im kunsthistorischen Aufriss erfährt man von Gabriele Kaiser Interessantes über den Prozess in der Entstehungsgeschichte. Wolfgang Kil hätte vielleicht in seiner Betrachtung zu „Denkmalsturz. Gleichgültigkeit. Kunstgeschichte.“ bei den „acht Notaten über „Das Böse“ in der Baukunst und wie man sich seiner erwehrt“ das negative Leitwort nicht so oft verwenden müssen, wenn er höchst aufschlussreich über Hitlers Offizialbauten in Weimar oder der „Chipperfield-Provokation“ bei der Sanierung des Hauses der Kunst in München schreibt. Interviews des Herausgebers mit dem ehemaligen Rektor Reinhard Kannonier und der aktuellen Rektorin Brigitte Hütter geben einen Eindruck, wie die NutzerInnen mit der Architektur umgehen. Dass das einzige, nach außen sichtbare Zeichen der Revitalisierung der denkmalgeschützten Baustruktur die Kunst-und-Bau-Installation der Künstlerin Karin Sander – nämlich der „Transzendenzaufzug“ – ist, die einen wesentlichen funktionellen Mehrwert hat, spricht für die Qualitäten, die sich nur im Inneren erschließen. „Adolf Krischanitz großzügige Entkernung des biederen und kleinräumigen Inneren dieses als Verwaltungskomplex für die Finanzbehörde errichteten Objekts nimmt diese Dialektik wahr, nimmt sie auf und setzt sie als Motiv um. Dabei wird sie mit ihren neuen funktionsflexiblen Erschließungs-, Nutzungs- und Lichtkonzepten in einer klaren, struktual gedachten und schnörkellos formulierten Architektursprache vermittelt, der es nie darum geht, mit rhetorisch gesetzten modernistischen Antithesen gegen den neoklassizistischen Bestand zu agieren“, so Schöllhammer. Ein Buch über Architektur, das Geschichte, historische Baukultur und damit verknüpfte Konnotationen umfassend und anregend thematisiert.

newroom, Mo., 2021.03.22

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