Die Form, so Boris Podreccas Auffassung von Architektur, kommt aus dem Mittelmeerraum, die Textur aus Wien, das Licht aus dem Orient, das Detail aus Skandinavien – und der Humor aus Bosnien. Podrecca muss es wissen: Er ist im kulturellen Vielstromland zwischen Belgrad, Triest und Wien aufgewachsen und mit der Tradition des 19. Jahrhunderts bestens vertraut.
Seine „Poetik der Unterschiede“ lässt ihn auf eine mittlerweile fünf Jahrzehnte währende, bemerkenswerte Architekturkarriere blicken; in nicht weniger als acht europäischen Ländern wie auch in China konnte er bisher Bauten von internationaler Strahlkraft realisieren.
Nicht vordergründige Zeichenhaftigkeit prägt seine Entwürfe, sondern die unbedingte Fokussierung auf das jeweilige Thema und den jeweiligen Kontext. So verkörpern Podreccas Bauten sowohl die Persönlichkeit des Architekten selbst als auch eine adäquate wie spezifische Antwort auf ihre Umgebung.

ISBN
978-3-99014-199-1
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2020
Umfang
ca. 200 S., zahlr. Farb- und SW-Abb.
Format
Broschur, 20.5 x 21.5 cm

Presseschau
17. Februar 2020Martina Pfeifer Steiner
newroom

Ausführlich. Boris Podrecca Architektur

Dass die große Ausstellung im Ringturm der Architektur von Boris Podrecca gewidmet ist hat gute Gründe: Für die Wiener Städtische Versicherung hat der...

Dass die große Ausstellung im Ringturm der Architektur von Boris Podrecca gewidmet ist hat gute Gründe: Für die Wiener Städtische Versicherung hat der Architekt den 20. Stock des 1953 von Erich Boltenstern geplanten Ringturms am Schottenring umgestaltet und vor allem die ehemalige Kassenhalle im Erdgeschoß zum Ausstellungszentrum verwandelt. Und es ist auch eine Würdigung zum achtzigsten Geburtstag.

Erstaunlich, wie es der Kurator der Ausstellungsreihe „Architektur im Ringturm“ Adolph Stiller immer schafft, in kürzester Zeit ein inhaltsschweres Begleitbuch zu produzieren. Im bewährten Format folgt man der Schau und zeigt darin eine Auswahl aktueller Bauten aus dem vergangenen Jahrzehnt in Bild und präzisen Kurzbeschreibungen. (Hier sei eine große Bitte angemerkt: bei der nächsten Publikation auch für diese Texte eine lesbare Schriftgröße verwenden und nicht jene der Fußnoten!) Eingeschoben in die fotoreiche Dokumentation der Bauten sind lesenswerte Vorträge und Essays von Boris Podrecca mit vielversprechenden Titeln wie: „Von Bedarf und Entbehrlichkeit des öffentlichen Raumes“, „Theorie lateral“ oder „Lehre und Leere“.

Das Œvre des Architekten und Bildhauers, der neben Wien auch in Venedig ein Büro hat, ist unglaublich vielfältig und charakterisiert von besonderer Sensibilität bei Material- und Farbwahl und für den vorhandenen Kontext. Zahlreiche Hauptplätze tragen Podreccas Handschrift, wie der Rathausplatz St. Pölten, der Hauptplatz Leoben, der Kremser Bahnhofsplatz und der Neue Platz in Klagenfurt. In diesem Zusammenhang muss auch auf eine seiner ersten Platzgestaltungen 1989 verwiesen werden: der Tartini Platz – ein wahres Geschenk an öffentlichem Raum für Piran! Im Buch ist die mutige Umgestaltung der Städtischen Galerie aus 2012 ebendort dokumentiert.
Zu weiteren wichtigen Bauten zählen neben Stadtprojekten, Umbauten und großen Wohn- und Museumsbauten der gemeinsam mit Rudolf F. Weber und Gustav Peichl entworfene Millenniumstower und die Umgestaltung des Pratersterns in Wien.
Die Ausstellung im Ringturm gibt es noch bis 20. März 2020 zu sehen, und die im Verlag Müry Salzmann erschienene Publikation im Buchhandel.

newroom, Mo., 2020.02.17

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