Die Architektur der Moderne in Kalifornien wurde wesentlich von zwei gebürtigen Österreichern geprägt: Richard Neutra und Rudolph M. Schindler verbanden moderne Formen, Konstruktionen und Materialien mit einer Vision des neuen Wohnens.

Das Buch präsentiert bekannte und unbekannte Häuser der beiden Pioniere sowie von ihnen beeinflusster Architekten aus den 1930er- bis 1960er-Jahren. Die Bauten zeichnen sich aus durch höchste Raumökonomie und -qualität, gestalterische Reduktion und ein kluges Reagieren auf die klimatischen Bedingungen. Damit können sie nicht nur als bedeutende Zeitdokumente, sondern auch als Modelle für heutige Architektur gelesen werden.

David Schreyers Fotografien zeigen die Wohnhäuser als ästhetisch hochwertige Gebrauchsobjekte, die auch Veränderungen ausgesetzt werden dürfen und sollen. Die Texte von Andreas Nierhaus basieren auf Gesprächen, die mit den Bewohnerinnen und Bewohnern geführt wurden und ihr Verhältnis zum jeweiligen Bauwerk schildern. Bilder und Texte geben damit intime Einblicke in eine hochentwickelte, in Europa nach wie vor viel zu wenig bekannte Bau- und Wohnkultur.

ISBN
978-3-03860-160-9
Publikationsdatum
2019
Umfang
256 Seiten, 199 farbige und sw Abbildungen und Grundrisse
Format
gebunden, 23.5 x 30 cm

Presseschau
16. April 2020Martina Pfeifer Steiner
newroom

Zurück in die Moderne. Zu Besuch in Los Angeles

Die Häuser von Neutra, Schindler, Ain und Zeitgenossen ziehen ihre Spuren über die Hügel von Los Angeles. Der Fotograf David Schreyer und der Kunsthistoriker...

Die Häuser von Neutra, Schindler, Ain und Zeitgenossen ziehen ihre Spuren über die Hügel von Los Angeles. Der Fotograf David Schreyer und der Kunsthistoriker Andreas Nierhaus zeichnen diese unter dem Blickwinkel des „Los Angeles Modernism“ spannend, vielschichtig und atmosphärisch nach. Das Fotoessay von David Schreyer fängt Situationen im Heute ein, die den Betrachter zum Besucher werden lassen und lädt zum Verweilen ein. Dazu kommen die Texte von Nierhaus, die Orientierung geben, das Wesentliche zu Anlage und Konzept der Architektur auf den Punkt bringen und vor allem die Geschichten erzählen, wie die aktuellen BewohnerInnen mit den Ikonen der kalifornischen Moderne umgehen, sie bewohnen und die Qualitäten schätzen.

Das „Lechner House“ aus dem Jahr 1947 beispielsweise, verbarg seine Qualitäten als spätes Meisterwerk, wurde es doch mit einer Reihe von Umbauten wesentlich erweitert. Die neue Bewohnerin und Architektin Pamela Shamshiri „war kein besonderer Fan von Rudolph Schindler, als sie sich auf die Suche nach einem Haus machte, um es zu restaurieren und zu erhalten; sie dachte eher an Richard Neutra oder John Lautner.“ Doch dann fand sie das Haus in Studio City auf dem Immobilienmarkt. Es ging ihr bei der Renovierung nicht um die streng wissenschaftliche Rekonstruktion eines Originalzustands, sondern um eine Adaptierung an heutige Wohnbedürfnisse unter Berücksichtigung von Schindlers ursprünglichen Ideen. „Es war allerdings nicht einfach, sich das Haus anzueignen: Lange hatten sie und ihre beiden Söhne den Eindruck, als würde Schindler mit ihnen zusammenwohnen – bis sie an einem bestimmten Moment das Haus übernahmen: „Jetzt erst wohnen wir wirklich hier“.“

Das sind die Geschichten, die das Blättern im Bilderbuch mit dem kurzweiligen Vertiefen in den Texten so reichhaltig macht. Grundrisse im Maßstab 1:200 vervollständigen im Anhang die Beschäftigung mit den Häusern aus den 1930er- bis 1960er-Jahren in Los Angeles. „Mit unserer Perspektive auf ausgewählte, vorbildliche Häuser der kalifornischen Moderne wollen wir einen neuen Blick etablieren, der sich als anti-monumental beschreiben lässt: nicht die eine ästhetisierte, pure und „ganze“ Form, sondern das Fragment, nicht die perfekte Oberfläche, sondern ihre Kratzer, nicht das erhabene Kunstwerk, sondern das alltägliche, aber hochwertige Gebrauchsobjekt Haus.“

newroom, Do., 2020.04.16

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