Gerhard Hanappi (1929–1980) ist nicht nur eine österreichische Fussballikone, sondern war auch Architekt. Mit Ausnahme seines Hauptwerks, des 2014 abgerissenen Gerhard-Hanappi-Stadions in Wien-Hütteldorf, ist sein architektonisches Schaffen jedoch kaum bekannt.

Dieses Buch betrachtet nun erstmals Leben und Werk des Ausnahmetalents umfassend. Beleuchtet werden einerseits seine Laufbahn als Fussballer und Architekt und sein sozialer Aufstieg im Österreich der Nachkriegszeit. Zum anderen werden der kulturhistorische Hintergrund und die stadtspezifischen Konnotationen zwischen den Wiener Bezirken Meidling und Hütteldorf untersucht, die Hanappis Leben entscheidend prägten. Das Buch offeriert so einen vielseitigen Blick auf die Persönlichkeit Gerhard Hanappis und die biografische und inhaltliche Schnittmenge seiner beiden Professionen.

Neben einer umfangreichen fotografischen Dokumentation des erst 1981 nach seinem Erbauer benannten Wiener Weststadions von Wolfgang Thaler präsentiert die Monografie historische Fotos aus dem Familienarchiv sowie reiches Bild- und Planmaterial zu seinen Bauten.

Mit Beiträgen von Bernhard Hachleitner, Hardy Hanappi, Katalin Hanappi, Michael Hanappi, Ingrid Holzschuh, Roman Horak, Domenico Jacono, Christoph Lechner, Matthias Marschik, Lina Morawetz und Andreas Weigl sowie einer Bildstrecke von Wolfgang Thaler

ISBN
978-3-03860-047-3
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2019
Umfang
ca. 232 Seiten, 130 farbige und 20 sw Abbildungen
Format
gebunden, 21 x 24 cm

Presseschau
06. August 2019Martina Pfeifer Steiner
newroom

Fußballlegende und Architekt

Assoziationsreich: Der Name Gerhard Hanappi lässt an erfolgreiche Fußballzeiten in der Nachkriegszeit denken, vielleicht taucht auch ein Bild der Tragstruktur...

Assoziationsreich: Der Name Gerhard Hanappi lässt an erfolgreiche Fußballzeiten in der Nachkriegszeit denken, vielleicht taucht auch ein Bild der Tragstruktur des Gerhard-Hanappi-Stadions auf, im sentimentalen Nachsinnen. Das „St. Hanappi“ in Wien Hütteldorf wurde vom dort residieren Club nicht nur nach seinem bekannten Spieler benannt, sondern von eben diesen geplant. Gerhard Hanappi war nämlich auch Architekt. Und weil dieses Zeugnis österreichischer Nachkriegsarchitektur 2014 für die neue Spielstätte von Rapid Wien weichen musste, war diese Architektur ein guter Ausgangspunkt, die Biografie eines Doppeltalents in seiner Zeit aufzurollen.

Gut, dass man noch vor dem drohenden Abbruch die Idee hatte, das Stadion fotografisch aufzuarbeiten. Gut, dass die Enkelin und Filmemacherin Katalin Hanappi für den ORF eine Dokumentation über Gerhard Hanappi machen durfte. Lauter Fügungen, die zum Buchkonzept führten. Der Beitrag „Mein Opa“ wird dann auch zum Kernstück der Publikation. Katalin Hanappi geht es zwar – ganz dem Titel entsprechend – sehr persönlich an, doch die tiefgründige Recherche bringt eine schillernde Biografie zutage. Inwieweit man sich in die Wiener Sportkultur, in einen sozial- und wirtschaftshistorischen Streifzug durch das Meidling der 1930er-/40er-Jahre vertiefen möchte, kann jede/r selbst entscheiden. Interessant ist jedenfalls, sich mit den verlorenen Bauten mit durchwegs hoher Qualität zu beschäftigen.

Gerhard Hanappi studierte neben seiner Sportkarriere Architektur an der Technischen Hochschule Wien und arbeitete in der Stadtplanung unter Roland Rainer im Wiener Rathaus, bevor er nach seiner Laufbahn als Fußballer ein eigenes Architekturbüro eröffnete. Wohnbauten, Tankstellen und Sportstätten plante er, das Kapitel „Gefundene Werke“ gibt Einblick. Doch wie bei so vielen ArchitektInnen, die keinen Eingang in die Architekturgeschichte gefunden haben, sind seine architektonischen Spuren kaum mehr zu finden und die Werke nur noch fragmentarisch dokumentiert.

newroom, Di., 2019.08.06

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